[0001] Eine Vielzahl von technischen Prozessen zur Herstellung von feinteiligen kugelförmigen
Polymeren oder Mikrokapseln beruht darauf, daß zunächst eine Tröpfchendispersion oder
mit einer flüssigen Hülle umgebene Kerne aus feinteiligem, flüssigem oder festem Material
erzeugt werden, wobei anschließend durch Zugabe einer weiteren Flüssigkeit, z.B. eines
Härters oder einer Säure oder Base zur Anderung des pH-Wertes der Dispersion die Tröpfchen
bzw. die die Teilchen umschließende flüssige Hülle gehärtet bzw. stabilisiert wird.
[0002] Dabei besteht das Problem, die Flüssigkeit so schonend in die Tröpfchendispersion
einzumischen, daß eine Agglomeration und Koaleszenz der Tröpfchen und damit eine Störung
der Tröpfchengrößenverteilung vermieden wird.
[0003] Beispielsweise wird bei dem weit verbreiteten Verfahren zur Mikroverkapselung durch
Koazervation bzw. Komplexkoazervation eine Tröpfchendispersion in einer wäßrigen Gelatinelösung
bzw. einer wäßrigen Lösung von Gelatine und Gummiarabicum bei im wesentlichen neutralen
pH-Wert erzeugt, wobei die Tröpfchen mit einer Gelatineschicht belegt werden. Die
Verkapselung erfolgt durch Zugabe eines Copolymeren unter Zusatz einer wäßrigen Lösung
einer anorganischen Säure, gegebenenfalls mit anschließender Absenkung der Temperatur
der Dispersion. Die so erhaltenen Kapseln sind bereits so stabil, daß sie gewaschen
und gegebenenfalls durch Zugabe von Formalin unter pH-Werterhöhung gehärtet werden
können. Dagegen ist die Suspension von mit Gelatine belegten Tröpfchen vor der Ansäuerung
sehr empfindlich gegen mechanische Beanspruchung. Die Vermischung mit der Säurelösung
muß also sehr schonend erfolgen.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
kontinuierlichen Vermischung einer Tröpfchendispersion mit einer Flüssigkeit durch
Einleiten der Flüssigkeit in einen von der Tröpfchendispersion durchströmten Behälter
bereitzustellen, bei dem die Einmischung der Flüssigkeit schonend, d.h. bei möglichst
geringer mechanischer Beanspruchung durchgeführt wird.
[0005] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß die Flüssigkeit in Form von
einer Vielzahl von feinen Flüssigkeitsstrahlen in die Tröpfchendispersion injiziert
wird, wobei die Energie der Flüssigkeitsstrahlen in kurzer Entfernung hinter der Injektionsstelle
abgebaut wird, und die weitere Vermischung durch eine in dem Behälter erzeugte Umwälzströmung
mit Schergeschwindigkeiten unterhalb 20/s erfolgt.
[0006] Vorzugsweise wird die Tröpfchendispersion zur Anregung der Umwälzströmung axial in
einen zylindrischen Behälter eingeleitet, wobei die Einleitgeschwindigkeit der Tröpfchendispersion
15- bis 100-mal größer ist als die aufgrund des Durchsatzes durch den zylindrischen
Behälter ermittelte mittlere Geschwindigkeit (

Durchströmgeschwindigkeit"). Hierdurch wird in dem zylindrischen Behälter eine axiale
Vorwärtsströmung und eine periphere Rückwärtsströmung mit entsprechender Strömungsumlenkung
im Abstand zur Einleitstelle für die Tröpfchendispersion erzeugt, die von den Tröpfchen
mehrfach durchlaufen wird. Dabei kann die Durchströmgeschwindigkeit durch den zylindrischen
Behälter im Bereich von 0,1 bis 0,5 cm/s betragen. Entsprechend wird die Tröpfchendispersion
mit einer Geschwindigkeit von 3 bis 15 cm/s in den zylindrischen Behälter eingeleitet.
[0007] Vorzugsweise ragt die Einleitstelle für die Tröpfchendispersion axial in den zylindrischen
Behälter hinein, so daß der zylindrische Behälter rückseitig zur Einleitstelle einen
Ringraum aufweist, in dem die Rückströmung in eine Vorwärtsströmung umgelenkt wird.
[0008] Die in die Tröpfchendispersion einzumischende Flüssigkeit wird vorzugsweise durch
den Mantel des zylindrischen Behälters in die Rückströmung eingedüst. Vorzugsweise
weist der zylindrische Behältermantel in einer Ebene senkrecht zur Behälterachse eine
Vielzahl von Düsen auf, durch die die Flüssigkeit eingeleitet wird. Die Einleitgeschwindigkeit
für die Flüssigkeit kann typischerweise 1 bis 5 m/s betragen.
[0009] Vorzugsweise erfolgt die Eindüsung der Flüssigkeitsstrahlen mit einer Richtungskomponente
entgegen der peripheren Rückströmung der Tröpfchendispersion, so daß die Flüssigkeitsstrahlen
in dem die Einleitstelle für die Tröpfchendispersion umgebenden Ringraum eine periphere
Vorwärtsströmung erzeugen. Hierdurch wird in dem die Einleitstelle umgebenden Ringraum
ein besonders intensiver Stoffaustausch bewirkt. Die durch die Flüssigkeitsstrahlen
eingebrachte Impulskomponente parallel zur Behälterachse, kann etwa in der Größenordnung
des Impulseintrages durch die Tröpfchendispersion liegen, insbesondere etwa das 1-
bis 10-fache des Impulseintrags durch die Tröpfchendispersion betragen.
[0010] In einer weitere bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt die Einleitung
der Tröpfchendispersion in den zylindrischen Behälter von unten nach oben, wenn die
Tröpfchen ein geringeres spezifisches Gewicht aufweisen als die kontinuierliche Phase.
In diesem Falle erfahren die Tröpfchen einen Auftrieb, der dazu führt, daß in dem
die Einleitstelle für die Tröpfchendispersion umgebenden Ringraum die Tröpfchenkonzentration
verarmt. Entsprechend weist die in dem Ringraum vorhandene periphere Aufwärtsströmung
eine reduzierte Tröpfchenkonzentration auf. Dies ist insbesondere dann von Bedeutung,
wenn aus Gründen der Wirtschaftlichkeit Tröpfchendispersionen mit sehr hohen Tröpfchenkonzentrationen
von 40 bis 60 Vol-% eingesetzt werden. Die Eindüsung der Flüssigkeit erfolgt dann
nämlich in eine Tröpfchendispersion mit erheblich reduzierter Tröpfchenkonzentration,
so daß das Risiko der Agglomeration von Tröpfchen im Bereich der Eindüsung weiter
reduziert wird.
[0011] Entsprechend wird vorzugsweise die Durchströmrichtung durch den zylindrischen Behälter
von oben nach unten gewählt, wenn die Tröpfchen eine größere Dichte aufweisen, als
die kontinuierliche Phase.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Figuren näher erläutert.
- Fig. 1
- zeigt eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur kontinuierlichen Vermischung einer Tröpfchendispersion
mit einer Flüssigkeit.
- Fig. 2
- zeigt in vergrößerter Darstellung den Bereich der Einleitung von Tröpfchendispersion
und Flüssigkeit mit den dort herrschenden Strömungsverhältnissen.
[0013] Fig. 1 zeigt prinzipiell einen Behälter 1 in Form einer zylindrischen Säule mit einem
axial angeordneten Einleitrohr 2 für die Tröpfchendispersion. Die Erzeugung der Tröpfchendispersion
kann nach an sich bekannten Verfahren erfolgen. Beispielsweise kann die Tröpfchendispersion
durch Eindüsen der die Tröpfchen bildenden Flüssigkeit in eine wäßrige Gelatinelösung
erzeugt sein. Auf einer Umfangslinie senkrecht zur Achse 3 des zylindrischen Behälters
1 sind eine Vielzahl von Düsen 4, beispielsweise mit einem Durchmesser von 0,4 mm
vorgesehen. Die Zahl der Düsen kann beispielsweise 12 bis 120 betragen. Die Düsen
werden aus einem Ringkanal 5 gespeist, in den die Flüssigkeit durch eine oder mehrere
Zuleitungen 6 eingeleitet wird. Wie dargestellt, weisen die Düsen 4 schräg nach oben,
so daß die eingedüste Flüssigkeit eine Richtungskomponente in Durchströmrichtung des
Behälters 1 aufweist. Die Querschnittsfläche des Einleitrohres 2 für die Tröpfchendispersion
kann 1/12 bis 1/45 der Querschnittsfläche des zylindrischen Behälters 1 betragen.
Durch die einströmende Tröpfchendispersion wird der Behälterinhalt zu einer Umwälzströmung
mit axialer Vorwärtsströmung 10 und peripherer Rückwärtsströmung 11 angeregt. Je nach
Ausdehnung des zylindrischen Behälters 1 in axialer Richtung wird die Umwälzströmung
in einer oder mehreren Ebenen 12 umgelenkt. Zur Gewährleistung einer möglichst rotationssymmetrischen
Strömungsverteilung weist der Behälter 1 oberhalb der Zeichnung (nicht dargestellt)
einen axialen Auslaß mit konischem Übergang zum Auslaßquerschnitt auf Erfindungsgemäß
soll die durch die Umlaufströmung bewirkte Schergeschwindigkeit der Tröpfchendispersion
unterhalb von 20/s, bevorzugt unterhalb 10/s, liegen. Dabei wird zur Abschätzung der
Schergeschwindigkeit die doppelte Einströmgeschwindigkeit der Tröpfchendispersion
durch den halben Behälterradius dividiert. Das Einleitrohr 2 für die Tröpfchendispersion
ragt mindestens über eine Länge, die dem Radius des Behälters 1 entspricht, in diesen
hinein, so daß rückwärtig von der Einleitstelle ein Ringraum 7 gebildet wird, in dem
die Rückströmung 11 umgelenkt wird. Wie aus der Zeichnung ersichtlich, sind die Düsen
4 schräg nach oben gerichtet, so daß in dem Ringraum 7 eine periphere Vorwärtsströmung
13 angeregt wird. Hierdurch wird einerseits die Rückströmung 11 in dem Ringraum 7
in eine axiale und eine periphere Vorwärtsströmung geteilt, so daß ein intensiver
Austausch stattfindet, und andererseits eine zusätzliche Zirkulationsströmung im Ringraum
7 erzeugt, die aufgrund der längeren Verweilzeit und der Dichteunterschiede von Tröpfchen
und kontinuierlicher Phase sowie Verdünnung durch die zugeführte Flüssigkeit eine
erheblich reduzierte Tröpfchenkonzentration aufweist.
[0014] Fig. 2 zeigt eine vergrößerte Darstellung der Strömungsverhältnisse im Bereich des
Ringraumes 7, wobei die strichlierten Linien 21 und 22 die Grenzen zwischen den Strömungsbereichen
mit Vorwärtskomponente einerseits und Rückströmungskomponente andererseits angeben.
1. Verfahren zur kontinuierlichen Vermischung einer Tröpfchendispersion mit einer Flüssigkeit
durch Einleiten der Flüssigkeit in einen von der Tröpfchendispersion durchströmten
Behälter, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeit in Form einer Vielzahl feiner
Flüssigkeitsstrahlen in die Tröpfchendispersion injiziert wird, so daß die kinetische
Energie der Flüssigkeitsstrahlen auf kurze Entfernung von der Injektionsstelle dissipiert
und die weitere Vermischung durch eine in dem Behälter erzeugte Umwälzströmung mit
Schergeschwindigkeiten unterhalb 20/s erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Tröpfchendispersion axial
mit einer Geschwindigkeit, die 15- bis 100-mal größer ist als die Durchströmgeschwindigkeit
durch den Behälter, in diesen rückströmungsfrei eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Flüssigkeitsstrahlen
einen Durchmesser von 0,1 bis 0,8 mm aufweisen.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Maximalgeschwindigkeit
der Umwälzströmung 5- bis 20-mal größer ist als die Durchströmgeschwindigkeit.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Umwälzströmung
aus einer axialen Strömung in Durchströmrichtung und einer peripheren Rückströmung
besteht.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Injektion
der Flüssigkeit in einer Ebene, die in bezug auf die Durchströmrichtung etwa in Höhe
der Einleitstelle für die Tröpfchendispersion liegt, mit einer Strömungskomponente
in Durchströmrichtung erfolgt, so daß unterhalb der Ebene eine periphere Strömung
in Durchströmrichtung erzeugt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchströmrichtung
nach oben gerichtet wird, wenn die Tröpfchen spezifisch leichter als das Dispergiermedium
sind, bzw. nach unten, wenn die Tröpfchen spezifisch schwerer als das Dispergiermedium
sind.
8. Vorrichtung zur kontinuierlichen Vermischung einer Flüssigkeit mit einer Tröpfchendispersion
enthaltend einen zylindrischen Behälter mit einem zentralen Einlaß für die Tröpfchendispersion
und einer Vielzahl von Injektionsdüsen mit geringem Durchmesser, die in einer Schnittebene
der Behälterwand senkrecht zur Achse und in Durchströmrichtung etwa in Höhe des Einlasses
in den Behälter münden.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, wobei die Injektionsdüsen eine Richtungskomponente in
Durchströmrichtung aufweisen und der Einlaß als in den Behälter hineinragendes Einlaßrohr
ausgebildet so daß der Behälter rückseitig zur Einlaßstelle einen das Einlaßrohr umgebenden
Ringraum aufweist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, wobei das Einlaßrohr eine Querschnittsfläche von
1/12 bis 1/45 der Behälterquerschrittsfläche aufweist.