[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine verschleiss- und korrosionsbeständige Oberfläche
bzw. eine verschleiss- und korrosionsbeständige Beschichtung, eine Stahllegierung
zum Beschichten eines keramischen, metallischen oder anderen Gegenstandes sowie Verfahren
zum Herstellen einer verschleiss- und korrosionsbeständigen Beschichtung.
[0002] Viele technische Produkte werden zunehmend von der Güte ihrer Oberfläche bestimmt.
So hat sich in den vergangenen Jahren die Nachfrage an komplexen Beschichtungen stark
erhöht, und Trends zeigen für die Zukunft auf eine wachsende Bedeutung hin. Speziell
in den Bereichen Maschinenbau, Verfahrens- und Umwelttechnik, sowie im Medizinalbereich
werden an die Oberflächen höchste Ansprüche gegenüber Verschleiss, Korrosion und z.T.
thermische Stabilität gestellt. Doch oft kann eine für die Anforderung hin ausgelegte
Beschichtung auf ein preisgünstigeres Grundmaterial aufgetragen werden, welches auch
chemisch oder mechanisch niedrigeren Anforderungen, wie lediglich Steifheit oder Tragbelastung,
genügen muss.
[0003] Technische Schichten können heute je nach Schichtmaterial und Anforderungen mit verschiedenen
Verfahren hergestellt werden, so z.B. mittels chemischer Dampfphasenabscheidung (CVD),
physikalischer Dampfphasenabscheidung (PVD), thermischem Spritzen, Ionenstrahlverfahren,
Laserbeschichtungen, Auftragschweissen, elektrolytische und chemische Beschichtungen.
Konventionelle Hartstoffschichten sind oftmals spröde, wie z.B. Aluminiumoxid (Al
2O
3), Wolframcarbid-Cobalt (WC-Co), diamantähnliche Schichten (DLC's), etc., wohingegen
hoch korrosionsfeste Materialien wie z.B. Molybdän oder Chrom oftmals zuwenig hart
sind.
[0004] Beim thermischen Spritzen beispielsweise werden oft Stahllegierungen für relativ
dicke und kostengünstige Beschichtungen verwendet. Der wichtigste Vorteil von auf
Eisen basierenden Legierungen besteht in der hohen Duktilität im Vergleich zu Keramik
und Hartmetallbeschichtungen. Gute Korrosionsbeständigkeit, hohe Zähigkeit bzw. Härte
sowie gute Verarbeitbarkeit sind weitere Vorteile. Die Abriebfestigkeit ist eher mässig,
jedoch akzeptabel für eine Vielzahl von Anwendungen. Eine Verbesserung der Abriebfestigkeit
bzw. der Verschleissfestigkeit kann erzielt werden durch das Verstärken der Stahllegierung,
beispielsweise durch das Hinzufügen von Stickstoff in das zu applizierende Stahllegierungs-Spritzpulver.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung beruht darauf, mit einem neuartigen Beschichtungswerkstoff
bzw. einer neuartigen, auf Eisen basierenden Legierung wesentlich verbesserte Oberflächen
für gleichzeitigen Verschleiss- und Korrosionschutz herstellen zu können.
[0006] Erfindungsgemäss wird die gestellte Aufgabe mittels einer verschleiss- und korrosionsbeständigen
Oberfläche bzw. einer verschleiss- und korrosionsbeständigen Beschichtung, insbesondere
nach Anspruch 1, gelöst.
[0007] Vorgeschlagen wird, dass die verschleiss- und korrosionsbeständige Oberfläche durch
einen Vanadiumgehalt von ≥ 1 Gew.% gekennzeichnet ist.
[0008] Es ist bekannt, dass Charakteristiken, wie Härte, Zähigkeit, Korrosions- und Abriebfestigkeit
erhalten werden können durch geeignete Kombination der Legierungselemente Chrom, Molybdän
und Stickstoff in der Matrix. Stickstoff als interstitielles Element in der Matrix
führt zu einem signifikanten Anstieg der Härte in den auf Eisen basierenden Legierungen.
Vanadium kombiniert mit Stickstoff, zusammen mit einer entsprechenden Wärmebehandlung,
führt zur Bildung von sehr feinen Nitriden (≤ 5 µm), welche die mechanischen Eigenschaften
der auf Eisen basierenden Legierungen beeinflusst (Stärkung durch Dispersion). Die
Praxis hat gezeigt, dass das Einbauen von Vanadiumnitrid als Hartphase in die Legierung
zu einer wesentlichen Erhöhung der Härte und damit zur Erhöhung der Verschleissfestigkeit
der Legierung führt.
[0009] Weitere bevorzugte verschleiss- und korrosionsbeständige Oberflächen bzw. verschleiss-
und korrosionsbeständige Beschichtungen sind in den abhängigen Ansprüchen charakterisiert.
[0010] Die Wirkungen der einzelnen zur Erfindung gehörenden Elemente in den vorgeschlagenen
Stahllegierungen sind wie folgt:
Chrom (Cr):
[0011] Chrom ist eines der entscheidenden Elemente zur Erhöhung des Korrosionswiderstandes.
Damit genügend Wirkung erzielt werden kann, sollte der Chromgehalt zwischen 12 % und
25 % liegen. Chrom stabilisiert die ferritische Kristallstruktur. Dabei verhält sich
das für die Phaseneinstellung massgebende Chromäquivalent Cr
Ä folgendermassen: Cr
Ä = Cr + 1.5 Mo + 2.3 V.
Mangan (Mn):
[0012] Mangan unterdrückt die Bildung von Deltaferrit und erhöht die Stickstofflöslichkeit.
Zu hohe Mangangehalte fördern jedoch die Bildung von intermetallischen Phasen und
verschlechtern den Korrosionswiderstand. Der Mangangehalt sollte zwischen 0 % und
15 % liegen.
Molybdän (Mo):
[0013] Molybdän ist neben Chrom das zweite entscheidende Element zur Erhöhung des Korrosionswiderstandes.
Ein zu hoher Molybdängehalt führt jedoch zur Bildung von Deltaferrit und erhöht die
Ausscheidungsneigung von Sigma-Phasen. Der Molybdängehalt sollte zwischen 2 % und
6 % liegen.
Nickel (Ni):
[0014] Nickel ist üblicherweise das für die Einstellung einer austenitischen Kristallstruktur
entscheidende Element. In der nickelhaltigen Legierung sollte der Nickelanteil 15
% nicht übersteigen, wohingegen die nickelfreie Legierung ihre austenitische Kristallstruktur
durch die Zugabe von Stickstoff (N) erhält. Dabei verhält sich das zur Nickelsubstitution
verwendete Nickel-Äquivalent Ni
Ä folgendermassen:
Ni
Ä = Ni + Co + 0.1 Mn - 0.01 Mn
2 + 18 N + 30 C
.
Vanadium (V):
[0015] Das Vanadium ist eines der stickstoffaffinsten Legierungselemente. Der Vanadiumgehalt
sollte zwischen 1 %, vorzugsweise 2 %, und 12 % liegen. Das in der Legierung gelöste
Vanadium bildet mit Stickstoff Hartphasen (Vanadium-Nitride, VN), welche ihrerseits
nicht nur den Verschleiss-, sondern auch noch den Korrosionswiderstand entscheidend
erhöhen. Die in der Lösung homogen ausgeschiedenen Hartphasen (VN) besitzen typische
Grössen im Bereich von 10 bis ca. 5'000 nm.
Stickstoff (N):
[0016] Stickstoff ist eines der entscheidendsten Legierungselemente. Es erhöht in grossem
Masse in den Legierungstypen 1 die austenitische Kristallstruktur. Stickstoff bildet
mit dem in den Legierungen gelösten Vanadium die gewünschten Hartphasen (Vanadium-Nitride,
VN).
[0017] Ist in den genannten Legierungen das Nickel-Äquivalent Ni
Ä gleich gross oder grösser als das Chrom-Äquivalent Cr
Ä minus 8, d.h.
Ni
Ä ≥ Cr
Ä - 8
, so ist die Legierung unmagnetisch, da genügend Elemente, wie Stickstoff oder Stickstoff
und Nickel in der Legierung sind, welche das kubisch-flächenzentrierte, austenitische
Kristallgitter stabilisieren.
[0018] Zusammenfassend weisen die erfindungsgemässen Oberflächen bzw. Beschichtungen die
folgenden chemischen Zusammensetzungen (in Masseprozent) auf:
Chrom (Cr) |
12 bis 25 % |
Mangan (Mn) |
0 bis 15 % |
Molybdän (Mo) |
2 bis 6 % |
Nickel (Ni) |
0 bis 15 % |
Vanadium (V) |
1, vorzugsweise 2 bis 12 % |
Stickstoff (N) |
0 bis 5 %, |
der Rest Eisen und technisch übliche Verunreinigungen, gegebenenfalls mit zusätzlich
bis zu insgesamt 5 % der Elemente Kupfer, Kobalt, Niobium, Titan, Zirkonium, Silizium,
Wolfram.
[0019] In den erfindungsgemäss vorgeschlagenen Oberflächen bzw. Beschichtungen ist es wesentlich,
dass durch Zufuhr von Stickstoff Nitrid-Hartphasen gebildet werden.
[0020] Für die Herstellung der verschleiss- und korrosionsbeständigen Oberflächen bzw. Beschichtungen
bestehen grundsätzlich drei Verfahrensvarianten, welche charakterisiert sind durch
den Wortlaut der Ansprüche 8 bis 12.
[0021] Gemäss einer ersten Variante wird die zur Bildung der Hartphasen benötigte Stickstoffmenge
vor dem Beschichten, beispielsweise mittels thermischen Spritzens, in die Legierung
eingebracht und beim Applizieren resp. Spritzen in der Legierung gehalten. Dabei liegt
die für das Applizieren resp. Spritzen benötigte Stahllegierung vorzugsweise in Pulverform
vor, mit der gewünschten chemischen Zusammensetzung. Derartige Stahlpulver sind in
der Regel kommerziell erhältlich, wobei vorzugsweise der Korngrössenbereich typischerweise
5 bis ca. 120 µm beträgt.
[0022] Gemäss einer weiteren Variante wird die zur Bildung von Hartphasen benötigte Stickstoffmenge
während dem Beschichten, wie beispielsweise dem thermischen Spritzen, des Stahlpulvers
in die Legierung eingebracht. Stickstoff wird während dem Beschichtungsvorgang, wie
beispielsweise dem Spritzvorgang, quasi aufgeblasen, d.h. Stickstoff wird beispielsweise
als Plasma-oder Reaktionsgas verwendet.
[0023] Gemäss wiederum einer weiteren Variante wird die zur Bildung von Hartphasen benötigte
Stickstoffmenge nach dem Beschichten, wie dem thermischen Spritzen, in die Legierung
eingebracht. Mit anderen Worten, diffundiert der Stickstoff in die verschleissund
korrosionsbeständige Oberfläche hinein, um die Nitridhartphasen zu bilden.
[0024] Allen drei Applikationsverfahren gemeinsam ist, dass sie sich für das sogenannt thermische
Spritzen eignen. In der nachfolgenden Darstellung sind sämtliche thermische Spritzverfahren
dargestellt, mittels welchen die erfindungsgemäss definierten Stahllegierungen beispielsweise
auf eine keramische, metallische oder andere Oberfläche aufgebracht werden können,
zur Bildung der erfindungsgemäss definierten verschleiss- und korrosionsbeständigen
Oberflächen.

[0025] Anhand der nachfolgenden Beispiele soll die Erfindung näher erläutert werden:
1. Oberflächenschicht aus nickelfreier Legierung:
[0026] Stahlpulver mit der chemischen Zusammensetzung Fe17Cr10Mn4Mo6V im Korngrössenbereich
von 5 bis 106 µm wurde in einem Rotations-Aufstickofen auf einen Stickstoffgehalt
von 2 bis 4 % aufgestickt und anschliessend thermisch gespritzt. Die gleiche Legierungszusammensetzung
wurde ohne vorgängige Aufstickung, jedoch unter Stickstoffzufuhr während des thermischen
Spritzprozesses, abgeschieden. Schlussendlich wurde wiederum das gleiche Ausgangsmaterial
thermisch gespritzt und nachträglich die benötigte Stickstoffmenge zugeführt.
[0027] Die entstandene Gefügestruktur der so erzielten Oberflächenschichten ist in allen
Fällen gekennzeichnet durch eine austenitische unmagnetische Matrix mit eingebetteter
Hartphase vom Typ Vanadiumnitrid (VN).
2. Oberflächenschicht aus aushärtbarer, austenitischer Legierung:
[0028] Stahlpulver mit der chemischen Zusammensetzung Fe16Cr8Mn2.5Mo8Ni4V im Korngrössenbereich
von 5 bis 106 µm wurde in einem Rotations-Aufstickofen auf einen Stickstoffgehalt
von 3 bis 4 % aufgestickt und anschliessend thermisch gespritzt. Die gleiche Legierungszusammensetzung
wurde ohne vorgängige Aufstickung, jedoch unter Stickstoffzufuhr während des thermischen
Spritzprozesses, abgeschieden. Das gleiche Ausgangsmaterial wurde schlussendlich thermisch
gespritzt und nachträglich die benötigte Stickstoffmenge zugeführt.
[0029] Die entstandene Gefügestruktur der so erzielten Oberflächenschicht ist in allen Fällen
gekennzeichnet durch eine austenitische unmagnetische Matrix mit zwei Familien von
eingebetteten Hartphasen vom Typ Vanadiumnitrid (VN). Die erste Phase besteht aus
Primärnitriden in der Grössenordnung einiger Mikrometer. Die zweite Phase besteht
aus Sekundärnitriden in der Grössenordnung von einigen Nanometern.
3. Oberflächenschicht aus martensitischer Legierung:
[0030] Stahlpulver mit der chemischen Zusammensetzung Fe15Cr2Mo9V im Korngrössenbereich
von 5 bis 106 µm wurde in einem Rotations-Aufstickofen auf einen Stickstoffgehalt
von 3 bis 4 % aufgestickt und anschliessend thermisch gespritzt. Die gleiche Legierungszusammensetzung
wurde ohne vorgängige Aufstickung, jedoch unter Stickstoffzufuhr während des thermischen
Spritzprozesses, abgeschieden. Schlussendlich wurde wiederum das gleiche Ausgangsmaterial
thermisch gespritzt und nachträglich die benötigte Stickstoffmenge zugeführt.
[0031] Die entstandene Gefügestruktur der so erzielten Oberflächenschicht ist in allen Fällen
gekennzeichnet durch eine martensitische Matrix mit zwei Familien von eingebetteten
Hartphasen vom Typ Vanadiumnitrid (VN). Die erste Phase besteht aus Primärnitriden
in der Grössenordnung einiger Mikrometer. Die zweite Phase besteht aus Sekundärnitriden
in der Grössenordnung von einigen Nanometern.
[0032] Für die Durchführung der Spritzversuche bezüglich der obgenannten drei Beispiele
wurden grundsätzlich zwei verschiedene Spritzmethoden angewendet, nämlich einerseits
thermisches Spritzen mittels Gas und andererseits thermisches Spritzen durch elektrische
Gasentladung. Bekanntlich führt eine zunehmende Menge von Oxiden in einer thermisch
gespritzten Beschichtung zu einem signifikanten Abfall der mechanischen Eigenschaften
und der Korrosionsbeständigkeit. Durch geeignete Wahl der Beschichtungsparameter und
des Spritzverfahrens ist es möglich, den Sauerstoffgehalt in der Beschichtung zu beeinflussen
bzw. zu minimieren. So ist es beispielsweise möglich, unter Verwendung des sogenannten
Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens den Sauerstoffanteil zu minimieren und so exzellente
mechanische Eigenschaften der Beschichtung zu erzielen. So wurden bei den Beispielen
folgende Hochgeschwindigkeits-Flammspritzparameter beim Spritzen verwendet:
- Brenner:
- GTV Top Gun
- Düsendurchmesser:
- 8 mm
- Düsenlänge:
- 100 mm
- Spritzabstand:
- 200 bis 325 mm
- Brennstoff:
- Crylen™ der Firma Air Liquid,
Le Blanc Mesnil, Cedex, Frankreich
- Brennstoff-Flowrate:
- 120 bis 200 SCFH
- Sauerstoff-Flowrate:
- 440 bis 5'400 SCFH
[0033] Ebenfalls verwendet wurden folgende Spritzparameter:
- Brenner:
- GTV Top Gun K
- Düsendurchmesser:
- 10 mm
- Düsenlänge:
- 130 mm
- Spritzabstand:
- 300 bis 425 mm
- Brennstoff:
- Kerosen
- Brennstoff-Flowrate:
- 15 bis 25 l/h
- Sauerstoff-Flowrate:
- 45 bis 60 m3/h
[0034] Beim Spritzen mit Crylen als Brennstoffgas wurde eine maximale Flammtemperatur von
ungefähr 2'960°C erreicht, währenddem bei Verwendung des flüssigen Kerosens als Brennstoff
eine maximale Flammtemperatur von ungefähr 2'300°C erreicht wurde. Der Vorteil des
Flüssigbrennstoffes liegt in der höheren spezifischen Energie im Vergleich zum Brennstoffgas,
was in einer höheren Geschwindigkeit der aufzuspritzenden Partikel resultiert. Der
Hauptvorteil der Verwendung von Crylen-Brennstoffgas liegt in einer höheren Deposit-Effizienz
und einer Minimierung des Sauerstoff-Verbrauches.
[0035] Ebenfalls für die Versuche verwendet wurde das sogenannte Vakuum-Plasmaspritzen.
Der Vorteil im Plasmaspritzen liegt in der Möglichkeit, Beschichtungen herzustellen
ohne die Bildung eines Oxides. Beim Vakuum-Plasmaspritzen wurden die folgenden Verfahrensparameter
verwendet:
- Brenner:
- Medipart 91-014
- Düsendurchmesser:
- 7 mm
- Spritzabstand:
- 200 bis 400 mm
- Kammerdruck:
- 40 bis 250 mbar
- Plasmagase:
- Argon, Argon/Wasserstoff, Argon/Stickstoff, Argon/Helium
- Plasmastrom:
- 600 bis 800 A
[0036] Durch die Verwendung eines Vakuum-Plasmaspritz-Beschichtungssystems kann mit einer
hohen oder niedrigen Volumenfraktion der geschmolzenen Phase gespritzt werden, ohne
dass irgendwelche Oxidation auftritt, wodurch die Eigenschaften der Beschichtungen
exzellent sind.
[0037] Die Verteilung und die Grösse der in den Beschichtungen erfindungsgemäss vorhandenen
Vanadium-Nitride wurden mittels Computer Aided Image Analysis-Methode und zusätzlich
mittels TEM-Analyse untersucht.
[0038] Die in den Beispielen durchgeführten Beschichtungen und die ebenfalls im Zusammenhang
mit den Beispielen angeführten Beschichtungsmethoden dienen lediglich zur näheren
Erläuterung der vorliegenden Erfindung, und selbstverständlich ist dieselbe nicht
auf die angeführten Verfahrensparameter und Beispiele beschränkt. So ist es auch möglich,
verschleiss- und korrosionsbeständige Schichten mittels anderer Beschichtungsverfahren,
wie insbesondere Dünnschichtverfahren, herzustellen, wie beispielsweise mittels chemischer
Dampfphasenabscheidung (CVD), physikalischer Dampfphasenabscheidung (PVD), Ionenstrahlverfahren,
Laserbeschichtungen, Auftragschweissen, sowie elektrolytische und chemische Beschichtungen.
Auch ist es möglich, nebst den erwähnten metallischen und keramischen Gegenständen
Substrate, wie Holz, Kunststoffe, Glas, etc. mittels einer erfindungsgemäss definierten
verschleiss- und korrosionsbeständigen Beschichtung zu versehen. Erfindungswesentlich
ist, dass in den verschleiss- und korrosionsbeständigen Oberflächen bzw. Beschichtungen
auf Basis von Eisenlegierungen Vanadium bzw. Vanadium-Nitride vorgesehen sind, wobei
der Anteil Vanadium mindestens 1 %, vorzugsweise 2 bis 12 % beträgt.
[0039] Der grosse Vorteil durch die Ausbildung von kubischen Vanadium-Nitriden (VN) im Grössenbereich
von nm bis µm liegt darin, dass die Schichten eine hohe Verschleissbeständigkeit aufweisen.
[0040] Durch den zusätzlichen Einbau der Elemente Chrom (Cr), Molybdän (Mo) und Stickstoff
(N) erhalten die Schichten einen hohen Korrosionsschutz.
[0041] Schlussendlich erlaubt der Verzicht auf das Legierungselement Nickel (Ni) in einer
austenitischen Legierung den Einsatz in Bereichen, wo sonst Nickelallergien ausgelöst
werden können. Dies vor allem bei Anwendungen, wo Hautkontakt bzw. Kontakt mit Teilen
des menschlichen Körpers möglich ist.
[0042] In der nachfolgenden Tabelle sei auf mögliche Anwendungen bzw. Verwendungen der erfindungsgemäss
definierten Oberflächen bzw. Beschichtungen verwiesen. Grundsätzlich gilt, dass die
erfindungsgemässen Oberflächen bzw. Beschichtungen gemäss den vorgeschlagenen Legierungen
Anwendungen in den Bereichen umfassen, wo hoher Verschleiss- und Korrosionsschutz
bei gleichzeitiger Duktilität gefordert sind. Die Legierungen können damit beispielsweise
in den folgenden Branchen eingesetzt werden:

[0043] Wiederum dienen die in der obigen Tabelle angeführten Anwendungsmöglichkeiten als
Beispiele, und selbstverständlich sind die Anwendungsmöglichkeiten bzw. Verwendungen
von erfindungsgemäss definierten Beschichtungen nicht auf diese Beispiele eingeschränkt.
1. Verschleiss- und korrosionsbeständige Oberfläche bzw. verschleiss- und korrosionsbeständige
Beschichtung, gekennzeichnet durch einen Gehalt an Vanadium von ≥ 1 Masseprozent.
2. Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere nach Anspruch 1, enthaltend eine Hartphase
aus Vanadium-Nitrid.
3. Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 oder 2, enthaltend
eine Stahllegierung, enthaltend von 2 bis 12 Masseprozent Vanadium.
4. Oberfläche bzw. Beschichtung, gekennzeichnet durch eine Stahllegierung der folgenden
chemischen Zusammensetzung (in Masseprozent):
12 bis 25 % Chrom (Cr),
0 bis 15 % Mangan (Mn),
2 bis 6 % Molybdän (Mo),
0 bis 15 % Nickel (Ni),
1, vorzugsweise 2 bis 12 % Vanadium (V),
0 bis 6 % Stickstoff (N),
Rest Eisen und technisch übliche Verunreinigungen.
5. Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
dass gegebenenfalls zusätzlich bis zu insgesamt 5 % der Elemente Kupfer, Kobalt, Niobium,
Titan, Zirkonium, Silizium und Wolfram enthalten sind.
6. Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, dass eine austenitische metallische Stahllegierung vorliegt, mindestens
enthaltend
15 bis 20 % Chrom,
5 bis 15 % Mangan,
2 bis 6 % Molybdän,
0 bis 15 % Nickel,
2 bis 12 % Vanadium sowie
0 bis 4 % Stickstoff.
7. Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, dass eine martensitische metallische Stahllegierung vorliegt, mindestens
enthaltend die folgenden Bestandteile:
15 bis 20 % Chrom,
2 bis 6 % Molybdän,
2 bis 12 % Vanadium,
0 bis 6 % Stickstoff.
8. Verfahren zur Herstellung einer verschleiss- und korrosionsbeständigen Oberfläche
bzw. verschleiss- und korrosionsbeständigen Beschichtung, dadurch gekennzeichnet,
dass eine Stahllegierung bzw. ein Stahlpulver auf eine keramische, metallische oder
andere Oberfläche appliziert wird, welche Legierung mindestens 1 Masseprozent Vanadium
enthält.
9. Verfahren, insbesondere nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung
mittels thermischem Spritzen erfolgt.
10. Verfahren, insbesondere nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die zur Bildung Von Hartphasen benötigte Stickstoffmenge vor dem Beschichten
bzw. dem thermischen Spritzen in die Legierung eingebracht wird und beim Spritzen
in der Legierung gehalten wird.
11. Verfahren, insbesondere nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die zur Bildung von Hartphasen benötigte Stickstoffmenge während dem Beschichten,
wie dem thermischen Spritzen, in die Legierung eingebracht wird, beispielsweise, indem
Stickstoff als Plasma- oder Reaktionsgas vorgelegt wird.
12. Verfahren, insbesondere nach einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die zur Bildung von Hartphasen benötigte Stickstoffmenge nach dem Beschichten,
wie dem thermischen Spritzen in die Legierung eingebracht wird, beispielsweise durch
Diffusion des Stickstoffes und durch Aufheizen der hergestellten Oberfläche bzw. Beschichtung.
13. Verwendung einer Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere nach einem der Ansprüche
1 bis 7 zum Beschichten von Gegenständen in der Textil- und Papierindustrie, insbesondere
zum Herstellen von Web-, Papierherstellungs- und Druckereimaschinen, wie beispielsweise
Umlenkführungen, Halter, Walzen, Schieber, Lager und dergleichen.
14. Verwendung der Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere nach einem der Ansprüche
1 bis 7 zum Beschichten von Gegenständen in der chemischen Industrie, wie insbesondere
von Behältern, Rührern, Exzentern, Schaufeln, Schnecken, Schieber, Ventilen und dergleichen.
15. Verwendung der Beschichtung bzw. Oberfläche, insbesondere nach einem der Ansprüche
1 bis 7 zum Beschichten von Gegenständen im Maschinen- und Apparatebau, wie insbesondere
von Werkzeugen, Pumpen, Wellen, Lagern, Führungen, Hydraulikteilen und dergleichen.
16. Verwendung der Oberfläche bzw. Beschichtung, insbesondere zum Beschichten von Gegenständen
in der Verkehrstechnik, wie insbesondere von Stromsammlern, Puffern, Rädern, Lagern,
Bremsen und dergleichen bei Lokomotiven und Eisenbahnwagen, von Kurbelwellen, Ventilen,
Lagersitzen und dergleichen bei Automobilen;
von Propellern, Wellen, Lager und dergleichen bei Schiffen sowie von Turbinenschaufeln,
Fahrwerken, Rotorwellen und dergleichen bei Flugzeugen, Helikoptern bzw. generell
in der Luftfahrttechnik.
17. Verwendung der Beschichtung bzw. Oberfläche, insbesondere nach einem der Ansprüche
1 bis 7 in der Medizinaltechnik, zum Beschichten von mit dem menschlichen Körper in
Berührung kommenden Gegenständen, welche kein Nickel enthalten dürfen, wie beispielsweise
Klemmen, Halter, Platten, Geschirre, Betten, Geländer und dergleichen.