[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Abschirmen einer Fluid-Wanddurchführung
gegen hochenergetische elektromagnetische Strahlung, Kernstrahlung oder Korpuskularstrahlung.
[0002] Die Nachbehandlung von ausgebrannten Brennelementen aus Kernkraftwerken geschieht
u.a. in sog. "heißen Zellen", d.h. in Abschnitten von kerntechnischen Anlagen, die
gegen nach außen dringende Neutronen- und Gammastrahlung abgeschirmt sind. In solchen
heißen Zellen befinden sich in der Regel Maschinen zum Nachbehandeln der Brennelemente
sowie Beleuchtungseinrichtungen. Die dadurch in den heißen Zellen erzeugte Wärme und
die Restwärme der abgebrannten Brennelemente muß durch entsprechende Lüftungs-Wanddurchführungen
nach außen abgeführt werden.
[0003] Die Wände der heißen Zelle haben typischerweise eine Dicke von 150 cm und bestehen
aus Beton bzw. Stahlbeton. Die Anlagen zur Belüftung der heißen Zellen befinden sich
typischerweise außerhalb der heißen Zellen selbst.
[0004] Um zu verhindern, daß Neutronen- oder Gammastrahlung durch die Lüftungs-Wanddurchführungen
nach außen dringt, wurden diese bisher mit Knicken ausgebildet. Die stets geradlinig
propagierende Strahlung trifft somit auf den Beton der Wand und wird dort absorbiert.
[0005] In neuerer Zeit wurden die Durchführungen auch gerade und ohne Knicke durch die Wände
geführt. Die Durchführungen haben dabei typischerweise einen Durchmesser von 50 bis
75 cm. In den Durchführungen befinden sich dann sog. Abschirmschrauben. Die Abschirmschrauben
bestehen aus Eisen und weisen mehrere Windungen über der Länge der Durchführung auf.
Sie sind damit in der Lage, Gammastrahlung zu absorbieren.
[0006] Ein grobes Maß für den Absorptionswirkungsquerschnitt für Gammastrahlung ist die
Dichte des zum Abschirmen verwendeten Materials. Der verwendete Beton hat eine Dichte
im Bereich von 2,35 g/cm
3. Wird Eisen mit seiner Dichte von etwa 7,8 g/cm
3 verwendet, so müssen die Schneckengänge etwa ein Drittel des Raums der Durchführung
ausfüllen. Entsprechend werden die Dicke der Schraubengänge sowie die Ganghöhe bzw.
die Anzahl der Windungen in der Durchführung gewählt.
[0007] Derartige Eisen-Schrauben sind allerdings nicht geeignet, Neutronenstrahlung zu absorbieren.
In heißen Zellen zur Behandlung abgebrannter Brennelemente tritt jedoch stets eine
gemischte Strahlung aus Gamma- und Neutronenstrahlung auf. Die Neutronen sind dabei
hochenergetisch. Damit die Neutronenstrahlung effektiv absorbiert werden kann, müssen
die Neutronen zunächst abgebremst werden. Dieser Vorgang wird auch als Moderation
oder Thermalisierung von heißen Neutronen bezeichnet. Besonders geeignet dafür ist
Wasserstoff. Als sehr wasserstoffhaltiger Festkörper hat sich Polyethylen (PE) für
die Neutronen-Moderation bewährt. Auch boriertes PE bzw. Graphit sind geeignet.
[0008] Da die Eisen-Schrauben Neutronen kaum absorbieren, wurden bisher am Ausgang von Lüftungs-Durchführungen
größere Blöcke aus PE angebracht, die die Neutronen nach Verlassen der Durchführung
thermalisieren und absorbieren.
[0009] Die PE-Blöcke beanspruchen viel zusätzlichen Raum. Ferner wiegen die Eisen-Schrauben
bis zu 2 Tonnen. Entsprechend aufwendig sind ihre Herstellung, ihr Transport und ihre
Montage.
[0010] Ähnliche Probleme ergeben sich allgemein bei der Abschirmung von Fluid-Durchführungen
in Kernkraftwerken und sonstigen Bereichen, in denen hochenergetische elektromagnetische
Strahlung, Kernstrahlung oder Korpuskularstrahlung auftritt. Gleiches gilt für Durchführungen
von sonstigen Medien, wie beispielsweise Elektrokabeln.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es, die Abschirmvorrichtung der eingangs genannten Art
hinsichtlich ihres Platzbedarfs sowie ihrer Herstellung und Montage zu verbessern.
[0012] Zur Lösung dieser Aufgabe ist die gattungsgemäße Vorrichtung gekennzeichnet durch
eine Mehrzahl von scheibenförmigen Abschirmelementen, die in der Fluid-Wanddurchführung
räumlich derart angeordnet sind, daß sie die Strahlung auffangen, während die Wanddurchführung
für das Fluid durchlässig bleibt; wobei jedes Abschirmelement mindestens ein für jedes
Abschirmelement einzeln zu wählendes, die Strahlung absorbierendes Material aufweist
und wobei Anzahl und Form der Abschirmelemente so gewählt sind, daß sich eine gewünschte
Abschirmcharakteristik für die Strahlung in der Wanddurchführung ergibt.
[0013] Die erfindungsgemäße Abschirmvorrichtung ist modular aus einzelnen Abschirmelementen
aufgebaut. Sie kann somit aus verschiedenen Einzelteilen gefertigt, in einfacher Weise
transportiert und eingebaut und auch zu einem späteren Zeitpunkt ohne weiteres geändert
werden.
[0014] Das Material der einzelnen Abschirmelemente kann nach den Erfordernissen der gewünschten
Abschirmcharakteristik gewählt werden. Bei gemischter Strahlung, zu deren Abschirmung
die Erfindung vor allen Dingen vorgesehen und bevorzugt geeignet ist, wird man einzelne
Abschirmelemente jeweils aus Materialien formen, die einzelne Komponenten der Strahlung
optimal absorbieren. Aus der gemeinsamen Anordnung der verschiedenen Abschirmelemente
ergibt sich dann insgesamt die gewünschte Abschirmcharakteristik. Die einzelnen Abschirmelemente
können selbst wiederum aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt sein. Kombinationen
beider Arten von Abschirmelementen sind gleichermaßen möglich. Es kann somit jede
beliebige Zusammenstellung von zur Absorption geeigneten Materialien eingesetzt werden.
Auf diese Weise können die Kosten für die Abschirmmaterialien und damit für die Abschirmvorrichtung
optimiert werden.
[0015] Auch bereits bestehende Fluid-Durchführungen können mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung
ausgestattet werden. Ferner kann letztere bei einer Änderung der auftretenden Strahlung
entsprechend angepaßt werden.
[0016] Eine Anordnung der einzelnen Abschirmelemente kann beispielsweise darin bestehen,
daß die in Form von Paneelen ausgebildeten Abschirmelemente versetzt hintereinander
angeordnet sind.
[0017] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung sind die scheibenförmigen Abschirmelemente
als achsensenkrechte Schraubensegmente ausgebildet. Die Schraubensegmente weisen eine
einheitliche Form auf und werden jeweils um einen vorgegebenen Winkel gegeneinander
versetzt entlang ihrer Achse in der Wanddurchführung hintereinander angeordnet. Im
Ergebnis ergibt sich dadurch eine schraubenförmige Abschirmvorrichtung.
[0018] Man erhält somit eine Abschirmvorrichtung, deren Form der der Eisen-Schrauben sehr
nahe kommt. Durch die Verwendung von einzelnen Schraubensegmenten kann die Steigung
der Abschirmschraube verändert werden. Somit können, auch bei sich ändernden Bedingungen,
der Fluid-Durchsatz und die Abschirmwirkung optimal aufeinander abgestimmt werden.
Die einheitlich ausgebildeten Schraubensegmente sind herstellungstechnisch besonderer
günstig.
[0019] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0020] Im folgenden wird die Erfindung anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen näher
erläutert, die in den Figuren schematisch dargestellt sind. Im einzelnen zeigt:
- Fig. 1
- eine axiale Schnittansicht einer Wanddurchführung mit einer erfindungsgemäßen Abschirmvorrichtung;
- Fig. 2
- ein zweiblättriges Schraubensegment;
- Fig. 3
- ein dreiblättriges Schraubensegment;
- Fig. 4
- ein vierblättriges Schraubensegment.
[0021] Die folgenden Ausführungsbeispiele sind für Lüftungs-Wanddurchführungen von heißen
Zellen geeignet.
[0022] Die abgebrannten Brennelemente in heißen Zellen emittieren eine gemischte Strahlung.
Zum überwiegenden Teil emittieren sie Gammastrahlung. Hinzukommt ein geringerer Anteil
an Neutronenstrahlung. Aufgrund der in den heißen Zellen befindlichen Maschinen sowie
der Restwärme der abgebrannten Brennelemente müssen die heißen Zellen mit Hilfe von
Lüftungs-Durchführungen und außen liegenden Ventilatoren gekühlt werden. Die Lüftungsdurchführungen
sind in den etwa 150 cm dicken Stahlbetonwänden der heißen Zellen ausgebildet. Sie
haben einen Durchmesser von 50 bis 75 cm und verlaufen gradlinig.
[0023] Für eine optimale Abschirmung muß eine ausreichende Menge an die Strahlung absorbierendem
Material in den Lüftungs-Wanddurchführungen angeordnet sein. Andererseits sollte der
Strömungswiderstand für die Luft möglichst gering sein, so daß eine Luftkühlung der
heißen Zellen mit möglichst geringem Energieaufwand möglich ist.
[0024] Im folgenden wird auf Fig. 1 Bezug genommen. Die in einer Wanddurchführung 1 angeordnete
Abschirmvorrichtung hat insgesamt eine schraubenförmige Gestalt. Dies minimiert den
Strömungswiderstand für die durchströmende Luft. Die Abschirmvorrichtung ist aus einzelne
scheibenförmigen Abschirmelementen 2 und 3 aufgebaut, die also die Form von Schraubensegmenten
aufweisen. Die Abschirmelemente 2 bestehen aus Eisen, um Gammastrahlung zu absorbieren,
und die Abschirmelemente 3 aus Polyethylen (PE), um Neutronen zu thermalisieren und
zu absorbieren.
[0025] Die einzelnen Abschirmelemente 2 und 3 sind auf einer zentralen Achse 4 der Wanddurchführung
hintereinander angeordnet.
[0026] In den Fig. 2 bis 4 sind beispielhaft mögliche Formen der Schraubensegmente gezeigt.
Die Form der Schraubensegmente ist keineswegs auf die gezeigten Beispiele gemäß den
Fig. 2 bis 4 beschränkt. Vorteilhafterweise sollten die Schraubensegmente jedoch stets
eine zentrale Nabe 5 aufweisen, damit sie zentrisch auf die Achse 4 gesteckt werden
können.
[0027] Vor allem ist bei der Auswahl der Schraubensegmente auf eine ausreichende Abschirmwirkung
zu achten. Muß etwa ein Drittel des Raums der Wanddurchführung 1 mit absorbierendem
Material gefüllt sein, so müssen die Flächen der Blätter oder Flügel eines einzelnen
Schraubensegments zusammengenommen etwa einen Flächeninhalt haben, der einem Drittel
des Querschnitts der wanddurchführung 1 entspricht.
[0028] Werden die Abschirmelemente aus stärker absorbierendem Material gefertigt, so kann
ihre Fläche entsprechend kleiner gewählt und somit der Strömungswiderstand für die
Luft aufgrund des größeren freien Querschnitts verringert werden.
[0029] Es ist nämlich auch auf einen möglichst kleinen Strömungswiderstand für die durch
die Durchführung strömende Luft zu achten. Dies führt dazu, daß die Anzahl der Windungen
der Schnecke möglichst gering sein sollte.
[0030] Die Anzahl der Windungen, die die schraubenförmige Abschirmvorrichtung aufweisen
sollte, ist jedoch dadurch nach unten begrenzt, daß auch ein unter einem sehr ungünstigen,
schrägen Winkel durch die Wanddurchführung 1 laufendes Gammaquant oder Neutron zwingend
eine hinreichende Abschirmung erfahren muß. Ferner muß die Abschirmcharakteristik
über dem Querschnitt der Durchführung 1 gleichmäßig sein.
[0031] Daraus ergibt sich, daß bei Verwendung von zweiblättrigen Schraubensegmenten diese
so angeordnet werden, daß die Abschirmvorrichtung insgesamt mindestens eine volle
Windung vollzieht. Bei einem dreiblättrigen Schraubensegmenten gemäß Fig. 3 ergibt
sich ebenfalls mindestens eine volle Windungen. Bei einem vierblättrigen Schraubensegment
gemäß Fig. 4 ergibt sich mindestens eine Dreiviertelwindung.
[0032] Betrachtet man die hintereinander liegenden Abschirmelemente, so zeigt die schraubenförmige
Abschirmvorrichtung den Anblick einer Wendeltreppe, d.h. die einzelnen Abschirmelemente
mit ihren rechteckigen Kanten weisen an ihren winkelversetzten Übergängen jeweils
eine Stufe auf. Um den Strömungswiderstand für Luft weiter zu verringern, können die
Abschirmelemente an ihren Kanten abgeschrägt werden, so daß die Abschirmvorrichtung
insgesamt eine glatte, stufenfreie Oberfläche hat. Dabei sollte allerdings die Masse
der Schraube gleich bleiben, um die Abschirmwirkung nicht zu vermindern.
[0033] Aus montagetechnischen Gründen können die einzelnen Schraubensegmenten auf ihrer
einen Seite mit einem Vorsprung und auf ihrer anderen Seite mit einer komplementären
Ausnehmung versehen sein. Vorsprung und Ausnehmung sind dabei so angeordnet, daß sich
beim Hintereinandersetzen der Schraubensegmente und Einführen der Vorsprünge in die
Ausnehmungen benachbarter Schraubensegmente der vorgegebene Winkelversatz zwischen
den einzelnen Schraubensegmenten ergibt. Eine spätere Änderung der Schraubensteigung
ist dann allerdings schwieriger.
[0034] Im Rahmen der Erfindung sind durchaus Abwandlungsmöglichkeiten gegeben. So kann abweichend
von den Figuren 2 bis 4 mit Schraubensegmenten gearbeitet werden, die einblättrig
ausgebildet sind, also lediglich einen einzigen, von der zentralen Achse abstehenden
Flügel aufweisen. Ferner besteht, abweichend von Figur 1, die Möglichkeit, einige
oder alle Schneckensegmente aus einem Verbundmaterial herzustellen, bei dem sich Blech
und PE-Schichten abwechseln. Nach den Ausführungsbeispielen sind die Schraubensegmente
auf eine zentrale Achse aufgesteckt. Dies stellt ohne Frage die einfachste Möglichkeit
dar und läßt eine problemlose Vorort-Montage zu. Möglich hingegen ist es durchaus,
die einzelnen Schraubensegmente als Paket zu stapeln und an ihren Blättern miteinander
zu verbinden. Die Verbindung kann zwischen benachbarten Schraubensegmenten erfolgen.
Denkbar sind auch am Schraubenumfang angeordnete Stangen, auf die die Schraubensegmente
aufgefädelt werden.
[0035] Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, die scheibenförmigen Abschirmelemente
in Form von Paneelen über dem Querschnitt und über der Länge der Wanddurchführung
zu verteilen. Diese Art der Anordnung eignet sich auch für nicht-geradlinige Wanddurchführungen.
Allerdings bieten sich dann erhebliche montagetechnische Schwierigkeiten. Vorteilhafter
ist es daher, mit geradlinigen Wanddurchführungen zu arbeiten und die Abschirmvorrichtung
aus Schneckensegmenten aufzubauen. Dabei muß die geradlinige Wanddurchführung nicht
in einem Stück vollständig durch die Wand hindurchgehen. Denkbar sind beispielsweise
auch zwei von beiden Wandseiten ausgehende Röhren, die sich bis zur Wandmitte erstrecken
und gegeneinander versetzt sind, wobei eine wandparallele Röhre die erforderliche
Verbindung herstellt.
[0036] Die Montage der Abschirmvorrichtung kann, wie bei einer gegossenen Schnecke, im Werk
erfolgen. Vorteilhafter ist es, die Vorrichtung vor Ort zu montieren, gegebenenfalls
direkt innerhalb der Wanddurchführung.
1. Vorrichtung zum Abschirmen einer Fluid-Wanddurchführung gegen hochenergetische elektromagnetische
Strahlung, Kernstrahlung oder Korpuskularstrahlung,
gekennzeichnet durch
eine Mehrzahl von scheibenförmigen Abschirmelementen (2,3), die in der Fluid-Wanddurchführung
(1) räumlich derart angeordnet sind, daß sie die Strahlung auffangen, während die
Wanddurchführung für das Fluid durchlässig bleibt;
wobei jedes Abschirmelement (2,3) mindestens ein für jedes Abschirmelement einzeln
zu wählendes, die Strahlung absorbierendes Material aufweist und
wobei Anzahl und Form der Abschirmelemente so gewählt sind, daß sich eine gewünschte
Abschirmcharakteristik für die Strahlung in der Wanddurchführung (1) ergibt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens ein Teil der Abschirmelemente
Eisen, Borstahl oder Blei zum Absorbieren von Gamma-Strahlung sowie Polyethylen (PE),
vorzugsweise boriertes PE, zum Abbremsen hochenergetischer Neutronen aufweist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die scheibenförmigen Abschirmelemente (2,3) als achsensenkrechte Schraubensegmente
ausgebildet sind; und
daß die Schraubensegmente zur Bildung einer Abschirmschraube jeweils um einen vorgegebenen
Winkel gegeneinander versetzt entlang ihrer Achse in der Wanddurchführung (1) hintereinander
angeordnet sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Schraubensegmente mehrblättrig
ausgebildet sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kanten der Schraubensegmente
in Schraubengangrichtung angeschrägt sind.