[0001] Die Erfindung betrifft ein quasioptisches Filter zur Aufteilung von sich unter Freiraumbedingungen
mit unterschiedlichen Frequenzen ausbreitender HF-Energie, bestehend aus einer Filterplatte
mit einer Anzahl von Schichten aus Stoffen, deren Dielektrizitätszahlen und deren
Dicken so gewählt sind, daß das Filter für HF-Energie einer ersten Frequenz einen
möglichst hohen Transmissionsfaktor und für HF-Energie mindestens einer zweiten Frequenz
einen hohen Reflexionsfaktor hat.
[0002] Aus der DE 36 01 553 C2 ist eine Anordnung zur Aufteilung von HF-Energie bekannt,
die im wesentlichen den vorstehend angegebenen Aufbau hat. Diese Anordnung dient als
zumindest parabolähnliche Antenne für zu reflektierende HF-Energie einer "zweiten"
Frequenz, die über eine der üblichen Speiseanordnungen abgestralt wird. Die HF-Energie
einer "ersten" Frequenz, die ein ungeradzahliger Bruchteil der zweiten Frequenz ist,
wird von einem getrennten Antennensystem, das entweder hinter der parabolähnlichen
Antenne liegt oder in diese integriert ist, abgestrahlt. Für diese HF-Energie der
ersten Frequenz ist die die parabolähnliche Antenne bildende Anordung durchlässig,
so daß die Hauptstrahlrichtung der HF-Energie der ersten Frequenz mit derjenigen der
zweiten Frequenz zusammenfällt.
[0003] Eine ähnliche Verwendung einer solchen quasioptischen Filteranordnung im wesentlichen
als Reflektor ist aus der DE 196 07 934 C1 bekannt. Das Filter reflektiert den frequenzmäßig
erwünschten Anteil der einfallenden HF-Energie, während die frequenzmäßig unerwünschten
Anteile in den Reflektoraufbau, also das Filter, ein- und aus diesem rückseitig wieder
austreten sollen. Allerdings ist der Reflektor nicht vollständig transparent. Aus
Figur 2 der Schrift ergibt sich, daß z.B. die erwünschten, reflektierten Anteile der
HF-Energie bei ca. 10 und ca. 13,5 GHz liegen, während die unerwünschten Anteile bei
ca. 11,5 und 14,5 GHz liegen.
[0004] Die Erfindung geht jedoch von einem anderen Problem aus, das darin besteht, daß Oszillatoren
regelmäßig neben der HF-Energie der gewünschten Frequenz auch HF-Energie auf Oberwellenfrequenzen
erzeugen. Insbesondere bei Mikrowellen- und Millimeter-Oszillatoren oberhalb von etwa
10 GHz ist die bei der ersten und oft noch der zweiten Oberwelle ab gegebene HF-Energie
unwesentlich geringer als die HF-Energie der Grundwelle. Zur Unterdrückung der HF-Energie
auf den unerwünschten Oberwellenfrequenzen sind daher regelmäßig Oberwellenfilter
mit einer hohen Sperrdämpfung von typisch mehr als 30 dB notwendig.
[0005] Bekannte Lösungen sehen das Oberwellenfilter in dem die Signalquelle und die Sendeantenne
verbindenden Wellenleiter vor, vgl. zB. H. S. Wa, M. Tsuji, "A Completely Theoretical
Design Method of Dielectric Image Guide Gratings in the Bragg Reflection Region",
IEEE Transactions on Microwave and Techniques, Band MTT-34, Nr. 4, April 1986 und
J.J. Taub, J. Cohen, "Quasi-optical Waveguide Filter for Millimeter and Submillimeter
Wavelengths", Proceedings of the IEEE, Band 54, Nr. 4, April 1966. Die Verwirklichung
solcher gleichzeitig als Oberwellenfilter wirkender Wellenleiter ist allerdings konstruktiv
sehr aufwendig, bei Hohlleitern sogar prinzipbedingt unmöglich. Hinzu kommt, daß das
Prinzip bei Oszillatoren, die mit der Antennne nicht über einen Wellenleiter verbunden
sondern in diese integriert sind, nicht anwendbar ist.
[0006] Allerdings ist auch schon ein quasioptisches Bandpaßfilter bekannt, das direkt in
den Strahlengang einer hochfrequenten Übertragungsstrecke außerhalb eines Wellenleiters
eingebracht werden kann (siehe z.B. P.G. Wannier, J.A. Arnaud, F.A. Pelow, A.A.M.
Saleh, "Quasioptical Band-Rejection Filter at 100 GHz", Rev. Sci. Instrum., Band 47,
Nr. 1, Januar 1976). Das Filter besteht aus einer planparallelen dielektrischen Scheibe
die beidseitig mit periodischen, planaren, metallischen Streukörpern strukturiert
ist. Auf diese Weise arbeitet das Filter nach dem Prinzip des in der Lasertechnik
üblichen Fabry-Perrot-Resonators. Allerdings ist dieses Filter schmalbandig, hat eine
verhältnismäßig hohe Einfügedämpfung von 2 bis 3 dB im Durchlaßbereich und eine unzureichende
Sperrdämpfung.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein im Zusammenhang mit der Abstrahlung
von HF-Energie verwendbares Filter zur Unterdrückung von Oberwellen, mindestens der
ersten Oberwelle, zu schaffen, das unabhängig von dem Vorhandensein einer Wellenleiterverbindung
zwischen der HF-Energiequelle und der Antenne ist.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe geht die Erfindung von dem an sich bekannten, quasioptischen
Filter gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 aus und schlägt vor, die Dielektrizitätszahlen
und die Dicken der Schichten so zu bemessen, daß die zweite Frequenz ein Vielfaches
der ersten Frequenz ist.
[0009] Die Filtercharakteristik kann durch die Wahl der Dielektrizitätszahl ε
r sowie die Dicke der einzelnen Schichten eingestellt werden. Sofern die die einzelnen
Schichten bildenden Stoffe auch eine von 1 verschiedene relative Permeabilität µ
r haben, ist auch diese zu berücksichtigen. Bekanntlich wird eine maximale Sperrdämpfung
dann erreicht, wenn die Dicke h jeder Schicht gleich λ/4 ist, wobei

die Wellenlänge in dem gewünschten Stoff bei der gewünschten Sperrfrequenz ist. Durch
kleine Abweichungen der Schichtdicken von dem genannten Wert kann jedoch der Sperrbereich
verbreitert oder die Welligkeit im Durchlaßbereich reduziert werden. Bei geeigneter
Wahl der Schichten lassen sich die Mitte des Sperrbereichs und dessen Breite so einstellen,
daß neben der ersten auch höhere Oberwellen noch in den Sperrbereich fallen.
[0010] Die Abmessungen des Filters rechtwinklig zu seiner Dicke sollten größer als vier
Wellenlängen der HF-Energie der ersten Frequenz sein (Anspruch 2). Je größer diese
Abmessungen sind, desto kleiner ist die Divergenz des HF-Energiestrahls. Bei Anbringung
des Filters in der Taille eines Gauß'schen Strahls reichen jedoch die genannten vier
Wellenlängen der HF-Energie der ersten Frequenz aus.
[0011] Im einfachsten Fall besteht das Filter aus planen Schichten. Zur Anpassung an gekrümmte
Wellenfronten können die Oberflächen der Schichten jedoch auch Ausschnitte der Oberflächen
von Kugeln mit einem gemeinsamen Mittelpunkt (Anspruch 3) oder von Ellipsoiden mit
gemeinsamen Brennpunkten (Anspruch 4) sein.
[0012] Es ist bekannt, daß die Filterwirkung quasioptischer Filter umso besser ist, je größer
der Unterschied zwischen der relativen Dielektrizitätszahlen (und gegebenenfalls den
relativen Permeabilitäten) der Stoffe aufeinanderfolgender Schichten ist. Hierzu kann
zum Beispiel mindestens einer der Stoffe der Schichten ein Gas (Anspruch 5) oder ein
Kunststoffschaum (Anspruch 6) sein. Zumindest im ersteren Fall wird die Dicke der
betreffenden Schicht durch entsprechende Abstandshalter festgelegt.
[0013] Wenn die HF-Energie über eine Hornantenne abgestrahlt wird, kann das Filter gleichzeitig
als Abdeckung der strahlenden Öffnung dieser Sonderform eines Hohlleiters ausgebildet
sein (Anspruch 7).
[0014] Häufig werden in Verbindung mit Höchstfrequenzantennen dielektrische Linsen zur Strahlformung
eingesetzt. In diesem Fall kann das Filter einen integralen Bestandteil der Linse
bilden (Anspruch 8). Insbesondere kann das Filter auf einer der Großflächen der dielektrischen
Linse angeordnet und mit dieser einstückig verbunden sein.
[0015] Die Oberwellen werden an dem Filter reflektiert. Im Fall eines ebenen Filters, dessen
Flächennormale mit der Hauptstrahlrichtung der HF-Energie zusammenfällt, werden also
die Oberwellen in die Signalquelle zurückreflektiert. Dies ist häufig unerwünscht
und kann vermieden werden wenn die Flächennormale des Filters mit der Hauptstrahlrichtung
der HF-Energie einen Winkel einschließt (Anspruch 9). Dieser Winkel kann z.B. zwischen
10° und 60° betragen.
[0016] Bei einer Antennenanordnung, die ein so orientiertes Filter umfaßt, kann in Fortpflanzungsrichtung
der reflektierten HF-Energie der zweiten Frequenz außerhalb der Hauptstrahlrichtung
ein Absorber für die reflektierte HF-Energie angebracht sein (Anspruch 10).
[0017] Bevorzugt wird das vorgeschlagene, quasioptische Filter zur Unterdrückung mindestens
der ersten Oberwelle eines HF-Signals verwendet (Anspruch 11).
[0018] In der Zeichnung ist das quasioptische Filter nach der Erfindung in mehreren, beispielsweise
gewählten Ausführungsformen schematisch vereinfacht im Schnitt dargestellt. Es zeigt:
- Fig. 1
- ein planes Filter,
- Fig. 2
- eine besonders einfache Ausführungsform eines planen Filters,
- Fig. 3
- ein halbkugelförmiges Filter,
- Fig. 4
- ein planes Filter in Verbindung mit einer dielektrischen Linse.
[0019] Figur 1 zeigt ein Oberwellenfilter aus sieben Schichten, von denen vier Schichten
1 eine erste Dicke d1 haben, zwischen denen drei Schichten 2 mit der Dicke d2 liegen.
Die Dielektrizitätszahlen und die Dicken d1, d2 der Schichten 1, 2 sind so bemessen,
daß das Filter für auf eine seiner Großflächen z.B. in Richtung des Pfeiles P auffallende
HF-Strahlung einer gegebenen Nutzfrequenz einen möglichst hohen Transmissionsfaktor
hat, jedoch mindestens die in der HF-Strahlung ebenfalls enthaltene erste Oberwelle
entsprechend dem Doppelten der Nutzfrequenz möglichst vollständig reflektiert. Es
ist zweckmäßig, wenn die die Schichten 1, 2 bildenden Materialien sehr unterschiedliche
Dielektrizitätszahlen und gegebenenfalls auch sehr unterschiedliche relative Permitivitäten
haben. In diesem nicht beschränkenden Ausführungsbeispiel ist das Filter aus nur zwei
unterschiedlichen Stoffen geschichtet. Das Filter kann als plane Kreisscheibe ausgebildet
sein. In diesem Fall beträgt der Durchmesser D wenigstens das Vierfache der Wellenlänge
der Grundwelle entsprechend der Nutzfrequenz. Die Nutzfrequenz liegt bevorzugt im
Gigahertzbereich.
[0020] Während sich das Filter nach Figur 1 vor allem als Oberwellenfilter für HF-Strahlung
mit wenigstens näherungsweise ebenen Wellenfronten eignet, zeigt Figur 2 eine Ausführungsform
für HF-Strahlung mit gekrümmten, z.B. kugelförmig gekrümmten Wellenfronten. Das Oberwellenfilter
ist analog demjenigen nach Fig. 1 aufgebaut. Es besteht ebenfalls aus nur zwei unterschiedlichen
Stoffen, nämlich zwei Schichten 21 sowie drei Schichten 22. Die Schichten 21, 22 stellen
Ausschnitte aus den Oberflächen von Kugeln mit einem gemeinsamen Mittelpunkt dar.
[0021] Figur 3 zeigt ein planes Filter mit vier gleichen Schichten 31, die voneinander durch
Abstandhalter 33 getrennt sind. Die Dicke der Abstandhalter 33 legt die Dicke d2 der
Schichten 32 fest, die hier aus Luft bestehen, jedoch auch aus einem Kunststoffschaum
sein können, dessen Dielektrizitätszahl sehr nahe bei Eins liegt.
[0022] Figur 4 zeigt eine plane Filterplatte 4 mit einem ähnlichen Aufbau wie in Fig. 1
dargestellt, jedoch auf der Großfläche einer dielektrischen Linse 5 angeordnet und
mit dieser in geeigneter Weise verbunden. Die dielektrische Linse 5 dient wie üblich
der Strahlformung der durch das Filter 4 hindurchtretenden HF-Strahlung mit der Nutzfrequenz.
1. Quasioptisches Filter zur Aufteilung von sich unter Freiraumbedingungen mit unterschiedlicher
Frequenzen ausbreitender HF-Energie, bestehend aus einer Filterplatte aus einer Anzahl
von Schichten aus Stoffen, deren Dielektrizitätszahlen und deren Dicken so gewählt
sind, daß das Filter für HF-Energie einer ersten Frequenz einen möglichst hohen Transmissionsfaktor
und für HF-Energie mindestens einer zweiten Frequenz einen hohen Reflexionsfaktor
hat, dadurch gekennzeichnet, daß die Dielektrizitätszahlen und die Dicken (d1, d2) der Schichten (1, 2) so bemessen
sind, daß die zweite Frequenz ein Vielfaches der ersten Frequenz ist.
2. Filter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß seine Abmessungen (D) rechtwinklig
zu seiner Dicke größer als vier Wellenlängen der HF-Energie der ersten Frequenz sind.
3. Filter nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächen der Schichten
(22, 23) Ausschnitte der Oberflächen von Kugeln mit einem gemeinsamen Mittelpunkt
sind.
4. Filter nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberflächen der Schichten
Ausschnitte der Oberflächen von Ellipsoiden mit gemeinsamen Brennpunkten sind.
5. Filter nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einer
der Stoffe (32) der Schichten ein Gas ist.
6. Filter nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens einer
der Stoffe der Schichten ein Kunststoffschaum ist.
7. Filter nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es als Abdeckung
der strahlenden Öffnung eines Hohlleiters ausgebildet ist.
8. Filter nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es einen integralen
Bestandteil (4) einer dielektrischen Linse (5) bildet.
9. Filter nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß seine Flächennormale
mit der Hauptstrahlrichtung der HF-Energie einen Winkel einschließt.
10. Antennenanordnung mit einem Filter nach Anspruch 9, gekennzeichnet durch einen in
Fortpflanzungsrichtung der reflektierten HF-Energie der zweiten Frequenz außerhalb
der Hauptstrahlrichtung angeordneten Absorber für die reflektierte HF-Energie.
11. Verwendung eines Filters nach einem der Ansprüche 1 bis 10 zur Unterdrückung mindestens
der ersten Oberwelle eines HF-Signals.