[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anlage zur Herstellung von bikonischem
Draht, d. h. von Draht mit sich wiederholenden zylindrischen Drahtabschnitten einerseits
und konischen Drahtabschnitten andererseits, aus zylindrischem Ausgangsmaterial, insbesondere
für die Herstellung von Schraubendruckfedern.
[0002] Im Automobilbau werden umfangreich Schraubendruckfedern als Achsfedern eingesetzt.
Der im Automobilbau vorherrschende Trend, zu einem möglichst geringen Gewicht des
Automobils zu kommen, hat zunehmend dazu geführt, daß die Zulieferanten mit der Forderung
konfrontiert werden, die einzelnen Bauteile - bei vorgegebener Funktion und Lebensdauer
- möglichst gewichtseinsparend auszuführen. Das hat bei als Achsfedern eingesetzten
Schraubendruckfedern dazu geführt, daß hochfeste Drähte mit Zugfestigkeiten von 2000
MPa und darüber hinaus verwendet werden. Im übrigen lassen sich Gewichtseinsparungen
bei als Achsfedern eingesetzten Schraubendruckfedern auch dadurch erreichen, daß zur
Herstellung bikonischer Draht verwendet wird, d. h. Draht mit sich wiederholenden
zylindrischen Drahtabschnitten einerseits und konischen Drahtabschnitten andererseits
(vgl. die deutschen Offenlegungsschriften 41 29 172 und 42 33 462 sowie die deutsche
Patentschrift 196 04 408). Mit der Verwendung von bikonischem Draht für die Herstellung
von Schraubendruckfedern lassen sich im übrigen auch besondere Federkennlinien verwirklichen
(vgl. Spalte 1, Zeilen 26 bis 36 der deutschen Offenlegungsschrift 41 29 172). Darüber
hinaus läßt sich eine Minimierung des erforderlichen Einbauraumes für die entsprechenden
Schraubendruckfedern realisieren.
[0003] Wenn und soweit bisher bikonischer Draht zur Herstellung von Schraubendruckfedern
verwendet worden ist, so ist dieser bikonische Draht durch einen Schälprozeß aus Draht
mit konstantem Durchmesser, d. h. aus zylindrischem Ausgangsmaterial, hergestellt
worden. Einerseits ist das herstellungsmäßig relativ kostenaufwendig; neben den Sach-
und Personalkosten kommen noch Materialkosten durch den Materialverlust hinzu. Andererseits
führt der Schälprozeß zu Schälriefen oder Schälmarken an der Oberfläche des Drahtes;
solche Schälriefen bzw. Schälmarken können zu örtlicher Spannungserhöhung und im Ergebnis
zu einer Reduzierung der Lebensdauer führen, jedenfalls aber zu einer größeren Streubreite
der Lebensdauer.
[0004] Im übrigen ist es in Verbindung mit der Verbesserung der Eigenschaften von martensitischen
Drähten für die Herstellung von Schraubendruckfedern durch kaltwalztechnische Maßnahmen
bekannt (vgl. die deutsche Offenlegungsschrift 42 33 462, Spalte 9, Zeilen 25 bis
43, Patentansprüche 16 und 17 sowie Fig. 6a und 6b), zwecks Umformung des martensitischen
Drahtes auf inkonstante Durchmesser nach vorgegebenen Längen und damit inkonstanten
Widerstandsmomenten eine rotierende, programmgesteuerte Kaltwalzeinrichtung vorzusehen.
Hier handelt es sich jedoch um "Stand der Technik auf dem Papier", der nicht zu für
die Herstellung von Schraubendruckfedern geeignetem bikonischem Draht geführt hat.
[0005] Der Erfindung liegt folglich die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der in Rede stehenden
Art anzugeben, mit dem hochfeste bikonische Drähte zur Verfügung gestellt werden können,
die ohne weiteres für die Herstellung von Schraubendruckfedern, insbesondere als Achsfedern
für den Automobilbau, verwendet werden können.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren ist nun zunächst und im wesentlichen dadurch gekennzeichnet,
daß die konischen Drahtabschnitte durch eine Warmformgebung realisiert werden. Dabei
kann als Ausgangsmaterial ohne weiteres Walzdraht oder gezogener Draht eingesetzt
werden. Es kann aber auch, was von besonderer Bedeutung ist, Ausgangsmaterial eingesetzt
werden, das eine Zugfestigkeit von 2000 MPa und darüber hinaus hat; insbesondere kann
als Ausgangsmaterial CrSi-legierter Draht verwendet werden, z. B. 54SiCr6 und 60SiCrV6,
oder Material mit ähnlicher chemischer Zusammensetzung, wie SUP 12 oder SAE 9254.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt die Formgebung vorzugsweise durch Walzen,
die betriebsmäßig gegeneinander zustellbar sind, so daß sich der Walzspalt und somit
die Abmessungen des Walzgutes betriebsmäßig verändern.
[0008] Die durch das erfindungsgemäße Verfahren erzielten Vorteile sind zusammengefaßt darin
zu sehen, daß das erfindungsgemäße Verfahren kostengünstiger ist als der bisher realisierte
Schälprozeß und daß - natürlich - Schälriefen bzw. Schälmarken und die damit verbundenen
Nachteile vermieden werden.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist auch eine Anlage zur Herstellung von bikonischem Draht,
die zumindest aus einer Erwärmungseinheit und einer Formgebungseinheit besteht.
[0010] Im einzelnen gibt es verschiedene Möglichkeiten, das erfindungsgemäße Verfahren und
die erfindungsgemäße Anlage auszugestalten und weiterzubilden. Dazu wird verwiesen
einerseits auf die den Patentansprüchen 1 und 18 nachgeordneten Patentansprüche, andererseits
auf die nachfolgende Beschreibung in Verbindung mit der Zeichnung. In der Zeichnung
zeigt
- Fig. 1
- schematisch, ein Stück eines bikonischen Drahtes, um dessen Herstellung es erfindungsgemäß
geht, und
- Fig. 2
- eine bevorzugte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Anlage zur Herstellung von
bikonischem Draht.
[0011] Der in Fig. 1 schematisch dargestellte bikonische Draht ist für sich bekannt, wozu
insbesondere auf die Fig. 1 und 2 der deutschen Offenlegungsschrift 41 29 172, auf
die Fig. 6a und 6b der deutschen Offenlegungsschrift 42 33 462 sowie auf die Fig.
1 der deutschen Patentschrift 196 04 408 verwiesen wird.
[0012] Die in Fig. 2 nur schematisch dargestellte Anlage besteht in ihrem grundsätzlichen
Aufbau zunächst aus einer Erwärmungseinheit 1 und einer Formgebungseinheit 2. Erfindungsgemäß
werden nämlich die konischen Drahtabschnitte durch eine Warmformgebung realisiert.
Diese Warmformgebung erfolgt vorzugsweise bei einer Warmformtemperatur von 400 bis
950 °C.
[0013] Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist die Erwärmungseinheit 1 als induktive Erwärmungseinheit
ausgeführt; das Ausgangsmaterial wird also einer induktiven Erwärmung unterzogen.
[0014] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann das Ausgangsmaterial auf die
Warmformtemperatur erwärmt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, das Ausgangsmaterial
auf eine über der Warmformtemperatur liegende Temperatur zu erwärmen; dann wird man
das Ausgangsmaterial nach dem Erwärmen auf die Warmformtemperatur abkühlen, vorzugsweise
durch Luft oder Wasser als Abkühlmedium. Folglich weist die erfindungsgemäße Anlage
im dargestellten Ausführungsbeispiel zwischen der Erwärmungseinheit 1 und der Formgebungseinheit
2 eine Abkühleinheit 3 auf.
[0015] Nicht dargestellt ist, daß bei der erfindungsgemäßen Anlage die Erwärmungseinheit
1 mit einer Temperaturausgleichseinheit versehen oder der Erwärmungseinheit 1 eine
Temperaturausgleichseinheit nachgeordnet sein kann. Das gibt die Möglichkeit, nach
dem Erwärmen des Ausgangsmaterials und vor der Warmformgebung das Ausgangsmaterial
einer Temperaturausgleichsmaßnahme - Temperaturausgleich über den Drahtquerschnitt
- zu unterziehen, vorzugsweise das Ausgangsmaterial durch eine als Wärmeisolationsröhre
ausgeführte Temperaturausgleichseinheit zu führen.
[0016] Das dargestellte Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Anlage ist im übrigen
noch dadurch gekennzeichnet, daß der Formgebungseinheit 2 eine Abkühleinheit 4 nachgeordnet
ist. Nach der Warmformgebung wird also der bikonische Draht abgekühlt, vorzugsweise
durch Wasser, Öl oder Polymerlösung als Abkühlmedium.
[0017] Mit der Temperaturanstiegsgeschwindigkeit bei der Erwärmung des Ausgangsmaterials,
der Temperatur, auf die das Ausgangsmaterial erwärmt wird, der ggf. realisierten Abkühlung
des Ausgangsmaterials, auch dar Abkühlgeschwindigkeit und der Art des Abkühlmediums,
der Art der Temperaturausgleichsmaßnahme und/oder der Abkühlung des bikonischen Drahtes
nach der Warmformgebung, und zwar der Abkühlgeschwindigkeit und der Art des Abkühlmediums,
lassen sich auch die Eigenschaften des erfindungsgemäß hergestellten bikonischen Drahtes
positiv beeinflussen, und zwar in Verbindung mit der realisierten Warmformgebung.
Insbesondere läßt sich eine Gefügeoptimierung erreichen.
[0018] Vorzugsweise erfolgt bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Formgebung, d. h. die
Realisierung der konischen Drahtabschnitte, durch Walzen. Folglich ist die Formgebungseinheit
2 entsprechend ausgeführt. Nicht dargestellt ist, daß die Formgebungseinheit 2 alternierend
angeordnete, vorzugsweise um 90° gegeneinander versetzte Walzenpaare aufweisen kann.
Alternativ kann die Formgebungseinheit 2 aber auch als Drei-Walzen-Schrägrollenwalzwerk
ausgeführt sein. Jedenfalls sind die nicht dargestellten Walzen betriebsmäßig gegeneinander
zustellbar, so daß sich betriebsmäßig der Walzspalt und somit die Abmessung des Walzgutes
verändert.
[0019] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können bei der Formgebung Umformgrade zwischen
5 und 100 % realisiert werden. Bei relativ großen Umformgraden empfiehlt es sich,
die Formgebung durch Walzen in mehreren Walzstichen durchzuführen.
[0020] In der Figur ist nur angedeutet, daß im dargestellten Ausführungsbeispiel zu der
erfindungsgemäßen Anlage noch gehören eine Walzensteuerung 5, eine Nachwalzeinheit
6, mit der zum Verrunden der Walzkanten ein Nachwalzen erfolgt, eine weitere Erwärmungseinheit
7, und zwar zum Anlassen, und eine der weiteren Erwärmungseinheit 7 nachgeordnete
weitere Abkühleinheit 8.
[0021] Schließlich gehören im dargestellten Ausführungsbeispiel zu der erfindungsgemäßen
Anlage noch ein Abcoiler 9, ein Rollenrichtapparat 10 mit nicht dargestellten, alternierend
angeordneten, um 90° gegeneinander versetzten Richtrollen, angeordnet vor der Erwärmungseinheit,
und ein Aufcoiler 11 zum Aufhaspeln des erfindungsgemäß hergestellten bikonischen
Drahtes.
1. Verfahren zur Herstellung von bikonischem Draht, d. h. von Draht mit sich wiederholenden
zylindrischen Drahtabschnitten einerseits und konischen Drahtabschnitten andererseits,
aus zylindrischem Ausgangsmaterial, insbesondere für die Herstellung von Schraubendruckfedern,
dadurch gekennzeichnet, daß die konischen Drahtabschnitte durch eine Warmformgebung realisiert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Warmformgebung bei einer
Warmformtemperatur von 400 bis 950 °C.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial
einer induktiven Erwärmung unterzogen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial
auf die Warmformtemperatur erwärmt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial
auf eine über der Warmformtemperatur liegende Temperatur erwärmt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial nach dem
Erwärmen auf die Warmformtemperatur abgekühlt wird, vorzugsweise durch Luft, Wasser
oder eine Polymerlösung als Abkühlmedium.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Erwärmen
des Ausgangsmaterials und vor der Warmformgebung das Ausgangsmaterial einer Temperaturausgleichsmaßnahme
- Temperaturausgleich über den Drahtquerschnitt - unterzogen wird, vorzugsweise durch
eine Wärmeisolationsröhre geführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Warmformgebung
der bikonische Draht abgekühlt wird, vorzugsweise durch Wasser, eine Polymerlösung
oder Öl als Abkühlmedium.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Formgebung
durch Walzen erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Walzen durch alternierend
angeordnete, vorzugsweise um 90° gegeneinander versetzte Walzenpaare erfolgt.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Walzen durch ein Drei-Walzen-Schrägrollenwalzwerk
erfolgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Walzen
betriebsmäßig gegeneinander zustellbar sind.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Formgebung
Umformgrade zwischen 5 und 100 % realisiert werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Walzen
in mehreren Walzstichen erfolgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß auf das Walzen
zum Verrunden der Walzkanten ein Nachwalzen folgt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial,
von einem Abcoiler kommend, vor der Erwärmung gerichtet wird, vorzugsweise mit Hilfe
von alternierend angeordneten, vorzugsweise um 90° gegeneinander versetzten Richtrollen
eines Rollenrichtapparates.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß der bikonische
Draht auf einem Aufcoiler aufgehaspelt wird.
18. Anlage zur Herstellung von bikonischem Draht, d. h. von Draht mit sich wiederholenden
zylindrischen Drahtabschnitten einerseits und konischen Drahtabschnitten andererseits,
aus zylindrischem Ausgangsmaterial, insbesondere für die Herstellung von Schraubendruckfedern,
bestehend aus einer Erwärmungseinheit (1) und einer Formgebungseinheit (2).
19. Anlage nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmungseinheit (1) als
induktive Schnellerwärmungseinheit ausgeführt ist.
20. Anlage nach Anspruch 18 oder 19, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Erwärmungseinheit
(1) und der Formgebungseinheit (2) eine Abkühleinheit (3) vorgesehen ist.
21. Anlage nach einem der Ansprüche 18 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Erwärmungseinheit
mit einer Temperaturausgleichseinheit versehen oder der Erwärmungseinheit eine Temperaturausgleichseinheit
nachgeordnet ist.
22. Anlage nach einem Ansprüche 18 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß der Formgebungseinheit
(2) eine Abkühleinheit (4) nachgeordnet ist.
23. Anlage nach einem der Ansprüche 18 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß die Formgebungseinheit
(2) alternierend angeordnete, vorzugsweise um 90° gegeneinander versetzte Walzenpaare
aufweist.
24. Anlage nach einem der Ansprüche 18 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß die Formgebungseinheit
(2) als Drei-Walzen-Schrägrollenwalzwerk ausgeführt ist.
25. Anlage nach Anspruch 23 oder 24, dadurch gekennzeichnet, daß die Walzen betriebsmäßig
gegeneinander zustellbar sind.
26. Anlage nach einem der Ansprüche 18 bis 25, dadurch gekennzeichnet, daß der Formgebungseinheit
(2) eine Nachwalzeinheit (6) nachgeordnet ist.
27. Anlage nach einem der Ansprüche 18 bis 26, dadurch gekennzeichnet, daß der Formgebungseinheit
(2) eine Erwärmungseinheit (7) zum Anlassen des Drahtes nachgeordnet ist.
28. Anlage nach Anspruch 27, dadurch gekennzeichnet, daß der Erwärmungseinheit (7) zum
Anlassen des Drahtes eine Abkühleinheit (8) nachgeordnet ist.
29. Anlage nach einem der Ansprüche 18 bis 28, dadurch gekennzeichnet, daß vor der Erwärmungseinheit
(1) ein Rollenrichtapparat (10) vorgesehen ist.