[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Mischungen von Ethylendodecandioat und Ethylenundecandioat,
solche Mischungen als Riechstoffkomponenten enthaltende Parfumöle und mit solchen
Parfumölen parfumierte Produkte.
[0002] Verbindungen mit Moschusgeruch spielen in der Parfumindustrie eine herausragende
Rolle. Wegen ihrer einzigartigen Eigenschaft, Parfumkompositionen zu harmonisieren,
ihnen Ausstrahlung zu verleihen und dabei gleichzeitig ihre Haftfestigkeit zu erhöhen,
findet man Moschus-Riechstoffe heutzutage in nicht unerheblichen Mengen in beinahe
jedem Parfumöl. Entsprechend liegt der Weltjahresbedarf an Moschus-Riechstoffen bei
mehreren tausend Tonnen. Der weitaus größte Teil wird dabei von den sogenannten "polycyclischen-aromatischen"
Moschus-Körpern gestellt. Typische Vertreter dieser Verbindungsklasse sind HHCB (Handelsprodukt
z.B. Galaxolide®) und AHTN (Handelsprodukt z.B. Tonalide®)

[0003] Sie werden großtechnisch in erheblichen Mengen hergestellt und stehen daher äußerst
preisgünstig zur Verfügung.
[0004] In jüngerer Zeit ist bekannt geworden, daß polycyclische-aromatische Moschus-Riechstoffe
sich biologisch nur schwer abbauen lassen und sich demzufolge als extrem lipophile
Verbindungen bioakkumulativ verhalten, d.h. sich im Fettgewebe von Lebewesen anreichern
können.
[0005] In der Parfumindustrie besteht daher ein dringender Bedarf an bioabbaubaren Moschus-Riechstoffen,
die sowohl von den geruchlichen Eigenschaften als auch vom Preisniveau her geeignet
sind, die polycyclischen-aromatischen Verbindungen zu ersetzen.
[0006] Im Gegensatz zu den polycyclischen-aromatischen Verbindungen werden makrocyclische
Moschus-Riechstoffe als biologisch abbaubar angesehen. Die Marktpreise für diese Verbindungen
liegen jedoch um ein Mehrfaches über denen der polycyclischen-aromatischen Verbindungen.
Allgemeine Formel für makrocyclische Moschus-Riechstoffe:
- A =
- CH2; O; O-CH2-CH2-O-CO;
- A =
- CH2; O; CH = CH;
- x + y =
- 8 bis 15
[0007] Eine in der Gruppe der makrocyclischen Moschus-Riechstoffe relativ preisgünstige
Verbindung ist der cyclische Ethylenglycolester der Dodecandicarbonsäure (Ethylendodecandioat,
z.B. als Arova N von der Firma Hüls kommerziell erhältlich). Aufgrund ihrer geruchlichen
Eigenschaften ist diese Verbindung jedoch kein geeigneter Ersatz für polycyclische-aromatische
Moschus-Riechstoffe. Übetraschenderweise fanden wir jedoch, daß der Zusatz des niederen
Homologen, des cyclischen Ethylenglycolesters der Undecandicarbonsäure (Ethylenundecandioat),
einen geruchlichen Effekt bewirkt, der sich dahingehend bemerkbar macht, daß die entstandene
Mischung wesentlich besser den Geruchstyp der polycyclischen-aromatischen Moschus-Riechstoffe
trifft. Die geruchlichen Eigenschaften von Ethylenundecandioat sind zwar schon früher
als "schwach moschusartig, süß" beschrieben worden (S. Arctander; Perfume and Flavor
Chemicals, Selbstverlag, Montclair N.J., 1969, Monograph 1228), jedoch findet sich
in der Literatur kein Hinweis auf eine geruchliche Verwandtschaft mit polycyclischen-aromatischen
Moschus-Riechstoffen, so daß der beobachtete Effekt in Kombination mit Ethylendodecandioat
nicht vorhersehbar, sondern völlig überraschend war.
[0008] Gegenstand der Erfindung sind also Mischungen enthaltend a) Ethylendodecandioat und
b) Ethylenundecandioat, wobei die Menge b) 5 bis 60, vorzugsweise 30 bis 50 Gew.-%,
bezogen auf die Summe (a + b), beträgt.
[0009] Neben der Erzielung des Duftcharakters von polycyclischen aromatischen Moschusverbindungen
wird mit der Verwendung solcher Mischungen auch eine deutliche Verstärkung der meist
blumigen Herznote von Parfumölen bewirkt.
[0010] Mischungen mit solchen Zusammensetzungen bringen zudem den Vorteil mit sich, daß
sie sehr preisgünstig herzustellen sind. Mischungen von Dodecan- und Undecandicarbonsäure
fallen als billige Nebenprodukte bei der Oxidation von Cyclododecen zu Dodecandicarbonsäure
(Vorprodukt für Polyamid-1,12) an. Das bedeutet, daß Mischungen aus Ethylendodecandioat
und Ethylenundecandioat eine preiswerte Alternative zu polycyclischen-aromatischen
Moschus-Riechstoffen darstellen.
[0011] Die Herstellung der Mischungen aus Ethylendodecandioat und Ethylenundecandioat kann
auf an sich bekannte Weise durch Veresterung des entsprechenden Dicarbonsäuregemisches
mit Ethylenglycol und anschließende thermische Depolymerisation des resultierenden
Polyestergemisches erfolgen, z.B. in Analogie zu den in der Deutschen Patentschrift
25 47 267 gegebenen Vorschriften. Die Herstellung des Polyesters kann durch Erhitzen
des Dicarbonsäuregemisches mit Ethylenglycol erfolgen, im allgemeinen auf 130 bis
200°C, vorzugsweise auf 150 bis 170°C.
[0012] Die Depolymerisation kann thermisch unter Schwermetallkatalyse erfolgen, im allgemeinen
zwischen 200 und 300°C, vorzugsweise zwischen 260 und 270°C. Als Katalysatoren eignen
sich vorzugsweise Zinnverbindungen, wie z.B. Dibutylzinnoxid, Dibutylzinndilaurat
und Dibutylzinn-bis-2-ethylhexanoat. Die Reaktion kann ohne Verwendung eines Lösungsmittels
durchgeführt werden, ist aber auch in Gegenwart eines Lösungsmittels möglich.
[0013] Die erfindungsgemäßen Mischungen eignen sich wegen ihrer typischen organoleptischen
Eigenschaften vorzüglich für den Einsatz in Parfum-Kompositionen und hier in besonderem
Maße als Ersatz für polycyclische aromatische Moschusverbindungen. Sie lassen sich
auch sehr gut mit anderen Riechstoffen in verschiedenen, unterschiedlichen Mengenverhältnissen
zu neuartigen Parfum-Kompositionen kombinieren. In solchen Parfumkompositionen beträgt
die Menge der erfindungsgemäßen Mischungen im allgemeinen 1 bis 40, vorzugsweise 5
bis 20 Gew.-%, bezogen auf die gesamte Komposition.
[0014] Derartige Parfumkompositionen können nicht nur in alkoholischer Lösung als Feinparfums
verwendet werden, sondern auch zur Parfumierung von Kosmetika, z.B. Cremes, Lotionen,
Aerosolen, Toilettenseifen usw., Haushaltsprodukten wie Reinigungs- und Waschmitteln,
Weichspülern, Desinfektionsmitteln, Textilbehandlungsmitteln und anderen technischen
Produkten dienen, wobei die Menge der Parfum-Komposition 0,1 bis 40, vorzugsweise
0,5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das parfumierte Produkt, beträgt.
[0015] Die Prozentangaben der nachfolgenden Beispiele beziehen sich jeweils auf das Gewicht.
Beispiele
Beispiel 1
Herstellung eines Gemisches aus Ethylendodecandioat und Ethylenundecandioat:
[0016] 225 g eines technischen Gemisches aus 40 bis 60 % Dodecundisäure, 30 bis 50 % Undecandisäure,
3 bis 8 % Decandisäure und 0 bis 4 % Nonandisäure werden mit 105 g Ethylenglycol versetzt
und langsam auf 150°C erhitzt; bei etwa 130 bis 140°C setzt die Wasserabspaltung ein.
Nach dem Ende der Wasserabspaltung, wird zur Entfernung überschüssigen Ethylenglycols
die Temperatur auf 170°C erhöht und die Reaktionsapparatur langsam bis zu einem Druck
von 1 mbar evakuiert. Der als Rückstand resultierende Dicarbonsäure/Ethylenglycol-Polyester
wird mit 1,5 g Dibutylzinnoxid versetzt und in geschmolzenem Zustand langsam in eine
auf 270°C vorgeheizte Depolymerisationsapparatur mit wandgängigem Rührer dosiert.
Bei einem Druck von 0,1 mbar destillieren die monomeren Spaltprodukte langsam ab.
Nach Waschen und Aktivkohlebehandlung werden insgesamt ca. 150g einer Mischung erhalten,
die einen angenehmen, facettenreichen Moschusgeruch mit einem leicht blumig-fettigen
Unterton aufweist. Nach gaschromatographischer Analyse entspricht diese Mischung in
etwa der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials, enthält also zwischen 40 und 60 %
Ethylendodecandioat, 30 bis 50 % Ethylenundecandioat, 3 bis 8 % Ethylendecandioat
und 0 bis 4 % Ethylennonandioat.
Beispiel 2
Herstellung eines Parfumöls unter Verwendung einer Mischung von Ethylendodecandioat
und Ethylenundecandioat
[0017] Es werden vermischt (alle Angaben in g):
Styrolylacetat |
2 |
Dihydromyrcenol |
3 |
Citronenöl |
15 |
Aldehyd C14 sog. |
18 |
Linalool |
20 |
Phenylethylalkohol |
10 |
Citronellol |
10 |
Benzylacetat |
10 |
Methyldihydrojasmonat |
50 |
Hexylzimtaldehyd |
50 |
Jasminöl synthetisch |
20 |
Ylang-Ylang-Öl synthetisch |
10 |
Isomethylionon gamma |
50 |
Eugenol |
2 |
Isoeugenol |
1 |
Vanillin |
2 |
Cumarin |
10 |
Oryclon H & R |
30 |
Patchoulyöl farblos |
2 |
Sandel H & R |
50 |
Bergamotteöl synthetisch |
100 |
Diethylphthalat |
335 |
Dipropylenglycol |
100 |
[0018] Zum vergleichenden Test werden die 100 g Dipropylenglycol jeweils durch die gleiche
Menge der Moschusverbindungen a) Galaxolide® 50 % in Diethylphthalat, b) Ethylendodecandioat,
c) Ethylentridecandioat (Ethylenbrassylat) und d) einer Mischung von Ethylendodecandioat
und Ethylenundecandioat, hergestellt nach Beispiel 1, ersetzt. Die parfumistische
Bewertung ergab, daß
- die Testmischungen a und d geruchlich am ähnlichsten sind,
- Testmischung d harmonischer und voluminöser riecht als die Testmischungen b und c,
- die blumige Herznote (Bouquet) in Testmischung d im Vergleich zu b und c deutlich
verstärkt wird und
- Testmischung d im Vergleich zu b und c einen wesentlich facettenreicheren Dufteindruck
bewirkt.
1. Mischungen enthaltend a) Ethylendodecandioat und b) Ethylenundecandioat, wobei die
Menge b) 5 bis 60 Gew.-%, bezogen auf die Summe (a + b), beträgt.
2. Mischungen nach Ansprch 1, wonach die Menge b) 30 bis 50 Gew.-%, bezogen auf die Summe
(a + b), beträgt.
3. Parfumöle mit einem Gehalt einer Mischung nach Anspruch 1.
4. Mit Parfumölen nach Anspruch 3 parfumierte Produkte.