(19)
(11) EP 0 905 298 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
31.03.1999  Patentblatt  1999/13

(21) Anmeldenummer: 98115427.1

(22) Anmeldetag:  17.08.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6D04B 1/24
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 30.09.1997 DE 19743074

(71) Anmelder: H. Stoll GmbH & Co.
D-72760 Reutlingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Stoll, Thomas Dipl. Ing.
    72762 Reutlingen (DE)
  • Rempp, Wolfgang
    72501 Gammertingen (DE)
  • Schwarz, Hansmartin
    72622 Nürtingen (DE)

(74) Vertreter: Möbus, Daniela, Dr.-Ing. 
Patentanwälte Dipl.-Ing. Rudolf Möbus, Dr.-Ing. Daniela Möbus, Dipl.-Ing. Gerhard Schwan, Hindenburgstrasse 65
72762 Reutlingen
72762 Reutlingen (DE)

   


(54) Gestrick mit mehreren, im fortlaufenden Strickprozess ineinander übergehenden räumlichen Strukturen


(57) Ein Gestrick (20) mit mehreren, im fortlaufenden Strickprozeß ineinander übergehenden räumlichen Strukturen (1 - 3), das als Schlauch-Rund-Fertiggestrick nahtlos auf einer Flachstrickmaschine mit mindestens zwei gegenüberliegenden Nadelbetten hergestellt ist.




Beschreibung


[0001] Räumliche Gestricke mit einer relativ aufwendigen Struktur wie Strumpfhosen werden bisher aus mehreren formgestrickten oder zugeschnitten Segmenten, die an den Rändern durch Nähen oder Kettein miteinander verbunden werden, hergestellt. Dem Strickprozeß der einzelnen Segmente folgen somit stets Konfektionsarbeitsgänge nach, die zusätzliche Kosten verursachen.

[0002] Zur Vermeidung solcher Nachbearbeitungsschritte schlägt die vorliegende Erfindung ein Gestrick mit mehreren, im fortlaufenden Strickprozeß ineinander übergehenden räumlichen Strukturen vor, das als Schlauch-Rund-Fertiggestrick nahtlos auf einer Flachstrickmaschine mit mindestens zwei gegenüberliegenden Nadelbetten hergestellt ist. Bei diesen Gestricken sind keinerlei Konfektionsarbeiten mehr notwendig. Das Gestrick kann beispielsweise eine Strumpfhose aber auch ein medizinisches oder orthopädisches Hilfsmittel wie ein Kompressionsstrumpf oder eine Kniekappe sein. Auch technische Gestricke, beispielsweise röhrenförmige T-Knotenelemente sowie Schutzkleidung aus Aramid-Fadenmaterial sind von der Erfindung mitumfaßt. Das Gestrick kann an die gewünschte räumliche Geometrie durch eine gleichmäßige Verteilung von Maschenreihen unterschiedlicher Breite und/oder Umhängeoperationen wie Mindern oder Ausdecken und/oder durch eine Variation der Maschengröße angepaßt sein. Hierdurch lassen sich nahezu alle vorstellbaren räumlichen Gebilde erzeugen, ohne daß Nahtstellen oder Schwächungsstellen im Gestrick auftreten. Das Gestrick kann auch mindestens einen Bereich mit einer definierten Querelastizität aufweisen, der durch eine Schußfadeneinbindung in das Gestrick gebildet ist. Durch das Einstricken von Verstärkungsstrickfäden ist die Herstellung eines Gestricks mit Verstärkungsbereichen möglich. Das Gestrick kann außerdem mindestens einen versteiften Bereich aufweisen, der durch Stricken einer Polstruktur gebildet ist. Darüber hinaus können die Gestricke an ihrer Oberfläche mindestens eine Öffnung, beispielsweise für Reißverschlüsse, oder auch mindestens ein taschenförmiges Gebilde aufweisen. Einzelne Bereiche des Gestricks können auch aus einem Fadenmaterial hoher Saugfähigkeit oder anderer spezifischer Eigenschaften gebildet sein. Die Strickmuster und die Bindungsarten sind beliebig wählbar.

[0003] Nachfolgend wird ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Gestricks anhand der Zeichnung näher erläutert.

[0004] Es zeigen:
Fig. 1 a) - c)
eine Vorderansicht, eine Seitenansicht und eine Rückansicht einer Strumpfhose;
Fig. 2 a) - c)
verschiedene Ausführungsformen des Fußbereichs der Strumpfhose aus Fig. 1;
Fig. 3
einen Maschenverlauf zur Herstellung eines Gestricks mit einem imitierten Schußfadeneintrag;
Fig. 4
einen Maschenverlauf zur Herstellung eines Gestricks mit einer Schußfaden-Einbindetechnik;
Fig. 5
einen Maschenverlauf zur Herstellung eines Gestricks mit einer Polstruktur.


[0005] Die Strumpfhose 20 aus Fig. 1 setzt sich aus einem Rumpfbereich 1, einem Beinbereich 2 sowie einem Fußbereich 3 zusammen. Alle Bereiche 1 - 3 sind räumliche, im wesentlichen röhrenförmige Strukturen, die nahtlos ineinander übergehen. Der Gesäßbereich 9, der Hüftbereich 10, der Bauchbereich 11, die Beine 13 und die Fußbereiche 14 können entsprechend der Körperform durch Zu- und Abnahme sowie Spickeltechniken etc. exakt passend gestrickt werden. Dabei kann mit dem Stricken sowohl an den Fußkappen 4 als auch am Bund 5 begonnen werden. Wird an der Fußkappe 4 begonnen, so kann der Bund in jeder erdenklichen Strickbindung gebildet werden. Der Abschluß des Bundes kann beispielsweise mittels einer Ketteltechnik erfolgen. Wird am Bund 5 mit dem Stricken begonnen, so liegt die Abschlußstrickreihe gemäß Fig. 2 entweder an der Unterseite 6, der Oberseite 7 oder an der Frontseite 8 der Fußkappe 4. Im Rumpfbereich 1 sowie beispielsweise im Bereich der Ferse und der Fußkappe 4 kann die Strumpfhose 20 auch verstärkt sein. Dazu kann beispielsweise ein Verstärkungsfaden in diese Bereiche mit eingestrickt werden. Soll die Strumpfhose 20 gleichzeitig Stützfunktionen erfüllen, so kann sie in einzelnen Bereichen auch mit einer genau definierten Elastizität durch Einlegen eines entsprechenden Schußfadens versehen werden. Auch das Vorsehen besonders saugfähiger Bereiche durch Einsatz einer Voluminös-Stricktechnik und eines entsprechenden Fadenmaterials ist möglich. Auf die gleiche Weise lassen sich natürlich nicht nur komplette Strumpfhosen, sondern auch jeder beliebige Teilbereich zwischen Bund 5 und Fußkappe 4 wie beispielsweise Stützstrümpfe, Hosen oder medizinische Kniekappen und dergleichen herstellen. Auch andere, allgemein der Bekleidung dienende Gestricke sowie technische Gestricke sind von der Erfindung mitumfaßt.

[0006] Fig. 3 beschreibt einen Maschenverlauf für den imitierten Eintrag eines Schußfadens zur Herstellung von Bereichen einer genau definierten Elastizität in einem erfindungsgemäßen Gestrick. Dabei wird jedoch kein gesonderter Schußfaden verwendet. Vielmehr wird in Reihe 1 der Strickfaden, der auch ein Elastikfaden sein kann, von jeder zweiten Nadel des hinteren Nadelbetts H gefangen. Anschließend bildet in Reihe 2 jede Nadel des hinteren Nadelbetts H mit dem Strickfaden eine Masche, bevor in Reihe 3 jede zweite Nadel des vorderen Nadelbetts V den Strickfaden fängt. In Reihe 4 wird mit jeder Nadel des vorderen Nadelbetts V mit dem Strickfaden eine Masche gebildet. Die definierte Querelastizität des Gestricks wird durch das Fangen des Strickfadens mit jeder zweiten Nadel des vorderen und hinteren Nadelbetts V, H erreicht. Die Kuliertiefe bestimmt dabei die Länge des eingelegten Fadens. Um so länger der Faden ist, um so mehr dehnt sich das Gestrick. Auf diese Weise läßt sich die gewünschte Elastizität sehr genau einstellen.

[0007] In Fig. 4 ist eine Schußfaden-Einbindetechnik gezeigt, mit der ebenfalls eine gewünschte Querelastizität des Gestricks erzielt werden kann. In Reihe 1 wird mit jeder zweiten Nadel des hinteren Nadelbetts H mit dem Strickfaden eine Masche gebildet. Welche Nadeln Maschen bilden, hängt vom Muster ab. Anschließend werden in Reihe 2 die Maschen jeder zweiten Nadel des hinteren Nadelbetts H auf das vordere Nadelbett V umgehängt. Dann wird in Reihe 3 über die Strickfäden ein Schußfaden 30 gelegt, der vorteilhafterweise ein Elastikfaden sein kann. In Reihe 4 werden dann diejenigen Maschen, die in Reihe 2 auf das vordere Nadelbett V umgehängt worden sind, auf ihre ursprüngliche Nadel in das hintere Nadelbett H zurückgehängt, wodurch der Schußfaden 30 in das Gestrick eingebunden wird.

[0008] Fig. 5 illustriert die Erzeugung einer Polstruktur, mit der das Gestrick bereichsweise versteift werden kann. In Reihe 1 wird auf dem vorderen und hinteren Nadelbett V, H mit allen Nadeln ein Glattgestrick gebildet. In den Reihen 2, 3, 4 werden zu den Maschen im hinteren und vorderen Nadelbett H, V ein erster, zweiter und dritter Polfaden 31, 32, 33 eingelegt. Anschließend wird in Reihe 5 auf dem vorderen und hinteren Nadelbett V, H mit allen Nadeln ein Glattgestrick gebildet und dadurch die Polfäden 31 - 33 in das Gestrick eingebunden.


Ansprüche

1. Gestrick mit mehreren, im fortlaufenden Strickprozeß ineinander übergehenden räumlichen Strukturen (1, 2, 3), das als Schlauch-Rund-Fertiggestrick nahtlos auf einer Flachstrickmaschine mit mindestens zwei gegenüberliegenden Nadelbetten (V, H) hergestellt ist.
 
2. Gestrick nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es an die gewünschte räumliche Geometrie durch eine gleichmäßige Verteilung von Maschenreihen unterschiedlicher Breite und/oder Umhängeoperationen wie Mindern oder Ausdecken und/oder durch Variation der Maschengröße angepaßt ist.
 
3. Gestrick nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es mindestens einen Bereich mit einer definierten Querelastizität aufweist, der durch eine Schußfadeneinbindung in das Gestrick gebildet ist.
 
4. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es mindestens einen versteiften Bereich aufweist, der durch Stricken einer Polstruktur gebildet ist.
 
5. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß es Bereiche aufweist, die unter Verwendung von Verstärkungsstrickfäden gestrickt sind.
 
6. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß es an seiner Oberfläche mindestens eine Öffnung aufweist.
 
7. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es mindestens ein taschenförmiges Gebilde aufweist.
 
8. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es ein Kleidungsstück wie eine Strumpfhose ist.
 
9. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es ein medizinisches oder orthopädisches Hilfsmittel wie ein Kompressionsstrumpf oder eine Kniekappe ist.
 
10. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß es ein technisches Gestrick wie ein röhrenförmiges T-Knotenelement ist.
 
11. Gestrick nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß es Bereiche aufweist, die mit einem Fadenmaterial hoher Saugfähigkeit gestrickt sind.
 




Zeichnung