[0001] Die Erfindung betrifft eine Platine für ein Strukturbauteil, ein Strukturbauteil
und ein Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteiles für Kraftfahrzeuge gemäß
den Oberbegriffen der Ansprüche 1, 5 und 11.
[0002] Die DE 43 07 563 C2 zeigt eine derartige Platine und ein derartiges Verfahren. Bei
der Herstellung derartige Strukturbauteile wird zunächst eine Platine geschaffen,
die ein Grundblech und mindestens ein Verstärkungsblech aufweist, das das Grundblech
zumindest teilweise bedeckt und z.B. durch Punktschweißungen, Klebemittel oder Verschweißungen
mit dem Grundblech verbunden ist. Diese Platine wird anschließend einem Umformvorgang
unterworfen, bei dem sie in eine gewünschhte Form gebracht wird.
[0003] Problematisch ist dabei, daß das Grundblech und das Verstärkungsblech bei dem gemeinsamen
Umformvorgang unterschiedlich gedehnt oder gestaucht werden. Dabei wird insbesondere
das Verstärkungsblech bei einer Biegung, bei der es auf der Innenseite mit kleinerem
Krümmungsradius sitzt, stärker gestaucht und bei einer Biegung, bei der es auf der
Außenseite sitzt, stärker gedehnt, während das Grundblech entsprechend jeweils umgekehrt
gedehnt bzw. gestaucht wird. Somit besteht allgemein die Neigung entweder zur Faltenbildung
bei Stauchung oder zu einer Rißbildung bei Dehnung. In beiden Fällen werden die Materialeigenschaften
des Strukturbauteils verschlechtert.
[0004] Die Festigkeit des Strukturbauteils kann dabei in der Regel nur durch Verwendung
einer höheren Materialstärke gewährleistet werden, da bei Verwendung dünnerer Bleche
die Gefahr einer Rißbildung zu groß ist und auch die Beeinträchtigung durch die Faltenbildung
zu stark ist. Hierdurch werden jedoch wiederum das Gesamtgewicht und die Materialkosten
erhöht.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Platine für ein Strukturbauteil
und ein Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteiles für Kraftfahrzeuge derart
auszugestalten und weiterzubilden, daß die Faltenbilung und Rißbildung in der Platine
beim Umformvorgang gering gehalten wird und dennoch ein niedriges Gesamtgewicht eingehalten
wird.
[0006] Diese Aufgabe wird durch eine Platine nach Anspruch 1, ein Verfahren nach Anspruch
5 sowie ein Strukturbauteil nach Anspruch 11 gelöst. Die Unteransprüche beschreiben
bevorzugte Weiterbildungen.
[0007] Durch eine Verformungsreserve in dem Verstärkungsblech kann dabei zum einen eine
stärkere Dehnung des Verstärkungsblechs durch eine Glättung desselben ohne eine Materialausdünnung
erreicht werden. Die Verformungsreserve kann dabei insbesondere eine höhere effektive
Oberfläche aufweisen und z.B. durch verschiedene Strukturierungen in dem Verstärkungsblech
gebildet werden. Eine Stauchung des Verstärkungsblechs wird dabei auch durch die Verformungsreserve
aufgefangen, indem z.B. die Wölbstruktur eine lokal stärkere Aufwölbung erfährt, ohne
daß in dem Verstärkungsblech Falten gebildet werden, die zu einem bevorzugten Abknicken
des Strukturbauteils entlang einiger Linien führen.
[0008] Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung
eines Strukturbauteiles in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden.
Hierfür werden nun mehrere Ausführungsformen für ein entsprechend ausgebildetes Verstärkungsblech
anhand der beiliegenden Zeichungen näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine erste Ausführungsform eines Verstärkungsbleches,
- Fig. 2
- eine zweite Aufsführungsform eines Verstärkungsbleches,
- Fig. 3
- eine dritte Ausführungsform eines Verstärkungsbleches.
- Fig. 4
- eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgmäßen Platine gemäß einer Ausführungsform.
[0009] Gemäß Fig. 1 weist eine Platine 4 ein Grundblech 2 auf, auf dem ein Verstärkungsblech
1 befestigt ist. Auf dem Verstärkungsblech sind in vorbestimmten Bereichen Verformungsreserven
3 ausgebildet, die aufgrund von Strukturierungen eine höhere effektive Oberfläche
haben als andere Bereiche des Verstärkungsblechs oder das Grundblech 2.
[0010] Die Fig. 1 zeigt ein als Waffelblech ausgeführtes Verstärkungsblech 1, wohingegen
die Fig. 2 ein als Schuppenblech ausgeführtes Verstärkungsblech 1 zeigt. In Fig. 3
ist ein Verstärkungsblech 1 gezeigt, das als wölbstrukturiertes Blech ausgeführt ist.
Das Waffelblech zeigt pyramidenartige Erhebungen und das Schuppenblech längliche Erhebungen,
die jeweils durch Stege voneinander getrennt sind; dabei sind aber auch entsprechende
Ausbildungen möglich, bei denen die jeweiligen Erhebungen ohne derartige Stege direkt
aneinander angrenzen und/oder zusätzliche Vertiefungen aufweisen. Bei dem in Fig.
3 gezeigten wölbstrukturierten Blech grenzen die Erhebungen ohne Stege direkt aneinander
an.
[0011] Dadurch, daß das Verstärkungsblech 1 entsprechend vorgeformt ist, sind Verformungsreservon
vorhanden, die beim anschließenden Umformen, z.B. Tiefziehen abgebaut werden können,
ohne das Material allzu stark zu strecken. Weiterhin ist die erforderliche Materialdehnung
bzw. -ausdehnung im Vergleich zu der eines nicht vorgeformten Verstärkungsbleches
1 relativ gesehen geringer, so daß eine Faltenbildung des Verstärkungsbleches 1 beim
gemeinsamen Umformvorgang mit dem Grundblech verringert werden kann. Dies hat den
Vorteil, daß keine wesentliche Verringerung der Materialdicke erfolgt.
[0012] Das in den Fig. 1 bis 3 gezeigte Verstärkungsblech 1 wird nun gemäß Fig. 4 vor dem
gemeinsamen Umformen mit dem Grundblech zumindest teilweise mit dem Grundblech verbunden.
Dies kann beispielsweise durch eine entsprechende Punktschweißtechnik, Laserschweißtechnik
oder Klebetechnik, ggf. auch Kombinationen dieser Techniken erfolgen. Von Vorteil
ist, wenn im Bereich zwischen dem Grundblech und dem Verstärkungsblech 1 entsprechende
Korrosionsschutzmaßnahmen durchgeführt werden. In Abhängigkeit davon, wo das erzeugte
Strukturbauteil an einem Kraftfahrzeug eingesetzt wird, kann das Strukturbauteil auch
ein relativ großes Grundblech und hierauf angeordnet mehrere Verstärkungsbleche 1
aufweisen.
[0013] Dann wird die aus dem Grundblech und dem oder den Verstärkungsblech(en) gebildete
Platine umgeformt, z.B. durch einen Tiefziehvorgang.
[0014] Bei diesem Umformvorgang werden im allgemeinen einige Stellen der Platine stärker
gestreckt oder gestaucht, oder die Platine wird stärkeren Biegungen unterworfen, bei
denen das auf einer Seite des Grundblechs angebrachte Verstärkungsblech ebenfalls
stärker gestaucht oder gestreckt wird. Durch eine günstige Anordnung der erfindungsgemäßen
Bereiche mit Verformungsreserve, d.h. höherer effektiver Oberfläche, können die Streckungen
und Stauchungen in diesen Bereichen abgefangen werden.
[0015] Bei einer Streckung an einer Stelle, in der das Verstärkungsblech einer Streckung
unterworfen ist, werden die Bereiche mit Erhöhungen und Vertiefungen geglättet, ohne
daß ein größerer Materialfluß stattfinden muß oder eine größere Materialausdünnung
in dem Bereich stattfindet. Weiterhin werden bei einer Stauchung die Erhöhungen und
Vertiefungen gestaucht oder vergrößert, ohne daß größere Knicklinien ausgebildet werden,
die zu einer Schwächung des Materials führen.
[0016] Das in den Fig. 1 bis 3 dargestellte Verstärkungsblech 1 kann in verschiedenen Bereichen
auch eine unterschiedliche, aber in den jeweiligen Bereichen dann bestimmte Materialdicke
aufweisen, so daß beim Umformen der Verstärkungsplatte 1 zur Erzeugung des Strukturbauteiles
in diesen Bereichen dann ein optimaler Materialfluß bzw. eine optimale Materialdehnung
erfolgen kann. Durch bestimmte Stähle bzw. Materialien kann dieses unterstützt werden,
insbesondere wenn das Grundblech sowie das Verstärkungsblech 1 jeweils eine bestimmte
Gefügestruktur aufweisen.
[0017] Im Ergebnis ist durch das beschriebene Verfahren eine plastische Verformung des Verstärkungsbleches
1 mit dem Grundblech zusammen leichter möglich, wobei eine geringere Faltenbildung
und kleinere Kräfte zu erwarten sind. Von Vorteil ist, daß örtliche Materialdehnungen
nicht allein aus der Blechdicke bereitgestellt werden müssen, sondern durch eine entsprechende
Streckung der vorher erzeugten Form bereitgestellt werden können.
1. Platine für ein Strukturbauteil eines Kraftfahrzeugs mit einem Grundblech (2) und
einem Verstärkungsblech (1), das auf dem Grundblech angebracht ist und dieses zumindest
teilweise bedeckt,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Verstärkungsblech (1) einen Bereich mit einer Verformungsreserve (3) für einen
nachfolgenden Umformvorgang aufweist, und
die Verformungsreserve (3) Vertiefungen und Erhöhungen aufweist, die bei einem Umformvorgang
glättbar sind.
2. Platine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verstärkungsblech (1) zumindest teilweise als Waffelblech ausgeführt ist.
3. Platine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß daß das Verstärkungsblech (1) zumindest teilweise als Schuppenblech ausgeführt ist
4. Platine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Verstärkungsblech (1) zumindest teilweise als wölbstrukturiertes Blech ausgeführt
ist..
5. Verfahren zur Herstellung eines Strukturbauteiles für Kraftfahrzeuge, insbesondere
unter Verwendung einer Platine nach einem der Anspüche 1 bis 4, wobei ein Grundblech
und ein Verstärkungsblech (1) miteinander verbunden und umgeformt werden, dadurch gekennzeichnet, daß das Verstärkungsblech (1) einen Bereich mit einer Verformungsreserve aufweist,
die Erhöhungen und Vertiefungen aufweist, wobei dieser Bereich beim Umformen zumindest
teilweise geglättet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Umformen mindestens einen Tiefziehvorgang aufweist.
7. Verfahren nach einem Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich zwischen dem Grundblech und dem Verstärkungsblech (1) Korrosionsschutzmaßnahmen
durchgeführt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Verstärkungsbleche (1) auf einem Grundblech vorgesehen sind.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Verstärkungsblech (1) in verschiedenen Bereichen eine unterschiedliche, aber
bestimmte Materialdicke aufweist, so daß beim Umformen in diesen Bereichen ein unterschiedlicher
Materialfluß bzw. Materialdehnung erfolgen kann.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundblech sowie das Verstärkungsblech (1) unterschiedliche Gefügestrukturen
aufweisen.
11. Strukturbauteil für ein Kraftfahrzeug, das nach einem der Verfahren 5 bis 10 hergestellt
ist, vorzugsweise unter Verwendung einer Platine nach einem der Ansprüche 1 bis 4.