(57) Eine Legierung aus Aluminium und Titan wird als hochtemperaturbeständiger, korrosionsfester
Beschichtungswerkstoff für warmfesten Stahl zum Schutz vor Korrosion in Anlagen mit
Prozessgasen verwendet, welche einen sehr niedrigen Sauerstoffpartialdruck ("reduzierende"
Atmosphären) im Bereich von 1x10
-50 Pa bis 1x10
-22 Pa, insbesondere 1x10
-29 Pa bis 1x10
-25 Pa haben und den Beschichtungswerkstoff bis zu 700°C erwärmen und die auf Grund ihres
Gehaltes an Kohlenstoffverbindungen eine hohe Kohlenstoffaktivität aufweisen. Der
Beschichtungswerkstoff hat einen Aluminiumgehalt von 22 - 56 Atom%.
[0001] Die Erfindung betrifft eine Verwendung einer Legierung aus Aluminium und Titan sowie
einen Beschichtungswerkstoff für eine solche Verwendung.
[0002] Legierungen aus Aluminium und Titan sind in der Technik als auch bei hohen Temperaturen
besonders korossionsfest bekannt. Das Dokument Advanced Materials 1993, 1/A: Ceramics,
Powders and Advanced Processing, Transactions Materials Research Society of Japan,
vol. 14A, 1994, Seiten 233 - 238, beschreibt beispielsweise die Verwendung einer Aluminium-Titan-Legierung
in einer Atmosphäre aus H
2S und H
2. Aus den in dieser Schrift angegebenen Messergebnissen ergibt sich in der genannten
Atmosphäre ein Materialabtrag von 105 µm nach 100 Stunden oder 4,4 mm nach einem Jahr,
was für technische Anlagen in aller Regel nicht hinnehmbar ist.
[0003] Die DE-A-42 15 017 beschreibt eine Titan-Aluminium-Legierung als Werkstoff für beispielsweise
Turbinenschaufein. Der Werkstoff soll bei Hochtemperatureinsatz bis zu 900°C dadurch
eine Oxidations- und Korrosionsbeständigkeit erlangen, dass sich statt einer schnellwachsenden
TiO
2-Schicht eine langsam wachsende Al
2O
3-Schicht bildet.
[0004] Die EP-A-0 495 454 beschreibt ebenfalls einen Werkstoff aus Aluminium und Titan,
bei dem eine Schutzschicht aus Al
2O
3 eine Korrosion des Werkstoffs verhindern soll. Die vorgeschlagene Aluminium-Titanlegierung
ist als Werkstoff für Motorenteile - insbesondere Ventile und Kolbenstifte - bestimmt.
[0005] Seit Mitte der 50er Jahre wird in der Literatur über Korrosion durch Metal Dusting
berichtet. Metal Dusting ist eine Form des Korrosionsangriffs, die in Gasen mit hohen
Kohlenstoff- und niedrigen Sauerstoffaktivitäten stattfinden kann. Solche Umgebungen
werden vor allem in der petrochemischen Industrie in Atmosphären mit CO, CH
4 und höheren Kohlenwasserstoffen bzw. in Gasmischungen mit hohen Kohlenstoffaktivitäten
angetroffen. Metal Dusting Phänomene wurden darüber hinaus auch in Kohlevergasungsatmosphären
beobachtet, stellen dort jedoch kein generelles Problem dar. Durch Metal Dusting können
allerdings solch massive Schäden auftreten, dass die Anlagen nicht mehr weiter betrieben
werden können. Betroffen hiervon waren z.B. Rußbläserelemente aus den Stählen Typ
347 und 310 in Abhitzekesseln von Synthesegasreaktoren, wobei das Synthesegas (im
Wesentlichen CO und H
2 mit etwas Wasserdampf und Kohlenstoffpartikeln) durch die Verbrennung von Methan
mit Sauerstoff produziert wurde. Der Metallabtrag fand in einem Temperaturbereich
von 480°C bis 900°C statt, und massive Schäden wurden bereits nach 3 Wochen Einsatz
beobachtet. Weitere Beispiele finden sich im Zusammenhang mit dem Betrieb von Reformeranlagen,
wo ein Synthesegas aus H
2 + CO für die Methanolproduktion hergestellt wird. Starker Angriff wurde hierbei im
Temperaturbereich von 650°C bis 725°C beobachtet. Metal Dusting Probleme traten darüber
hinaus bei Hydrodealkylationsanlagen auf, bei Essigsäurecrackanlagen und in Kohlevergasungsanlagen.
Andere Beispiele sind das Versagen von Abhitzekesseln in Ammoniakanlagen und in Anlagen
der Wärmebehandlungsindustrie.
[0006] Der Metal Dusting Angriff äußert sich entweder in Form einer starken lokalen Kraterbildung
im metallischen Werkstoff oder in Form von größeren eher flächenhaft angegriffenen
Bereichen bis hin zum gleichmäßigen Abtrag des Metalls. In allen Fällen tritt zunächst
eine starke Aufkohlung der Randzone auf, gefolgt von einem Werkstoffzerfall an der
Oberfläche in Form von Pulverbildung, bestehend aus einer Pulvermischung von Kohlenstoff,
Carbiden, Metallpartikeln und gelegentlich Oxidteilchen. Da dieses Pulver keine eigene
mechanische Festigkeit besitzt, wird es in der Regel vom Gasstrom in der Anlage weggetragen,
so dass an den Angriffsstellen eine tiefe Schädigung im Werkstoff zu beobachten ist.
Betroffen von dieser Angriffsform sind praktisch alle konventionellen technischen
Werkstoffe einschließlich der einfachen Kohlenstoffstähle, der üblichen warmfesten
Chrom-Molybdän-Stähle, der hochlegierten Stähle und der hochlegierten Eisen- und Nickel-Basis-Werkstoffe.
Als Abhilfemaßnahmen werden in der Literatur die Verwendung von Werkstoffen mit sehr
hohen Chromgehalten bzw. mit entsprechenden Siliziumgehalten vorgeschlagen. Wie mittlerweile
sehr umfangreiche Untersuchungen zeigen, sind trotz dieser Empfehlungen keine zuverlässigen
Werkstofflösungen vorhanden.
[0007] Grundsätzlich wären schützende Oxidschichten in der Lage, den Vorgang des Metal Dusting
(d.h. eine katastrophale Aufkohlung) zu verhindern, wenn sie eine entsprechende Schutzwirkung
auf der Werkstoffoberfläche entfalten könnten. Da es sich bei den Atmosphären, in
denen Metal Dusting auftritt, um solche mit extrem niedrigen Sauerstoffpartialdrücken
und hohen Kohlenstoffaktivitäten handelt, würden vor allem extrem stabile Oxide das
Potential bieten, eine Schutzschicht aufzubauen. Voroxidation von konventionellen
Werkstoffen, wie sie gelegentlich in der Literatur vorgeschlagen wird, führt nicht
zu einem dauerhaften Erfolg, da unter Betriebsbedingungen die Oxidschichten zumindest
lokal, wenn nicht sogar global geschädigt werden können und evtl. in Atmosphären mit
zeitlich wechselnden Zusammensetzungen auch ihre Stabilität verlieren können. Besonders
stabile Oxide sind Aluminiumoxid, Siliziumoxid und Titanoxid. Eine Stimulierung der
Siliziumoxidbildung durch Zulegieren entsprechend hoher Siliziumgehalte zu den Legierungen
wurde bereits in der Literatur vorgeschlagen. Eine Bestätigung des positiven Siliziumeffekts
ist in der Literatur allerdings nicht zu finden. Grundsätzlich würde die Bildung von
Aluminiumoxid die Aufkohlungsbeständigkeit erhöhen können, so dass es naheliegend
wäre, Werkstoffe mit hohen Aluminiumgehalten zu verwenden. Bei Temperaturen unterhalb
von 900°C bildet sich jedoch auf den konventionellen aluminiumlegierten Eisen- und
Nickel-Basis-Legierungen noch keine geschlossene Aluminiumoxidbarriere aus, so dass
die Schutzwirkung auf Temperaturen oberhalb von 900°C beschränkt bleibt, wo diese
auch technisch genutzt wird. Titanoxid als Deckschichtbildner wurde bisher nicht angedacht
und würde auch erst bei Titanbasiswerkstoffen in diesem Temperaturbereich möglich
sein.
[0008] Das der Erfindung zugrundeliegende Problem besteht darin, eine vorteilhafte Verwendung
einer Legierung aus Aluminium und Titan aufzufinden. Weiterhin soll ein Beschichtungswerkstoff
für eine solche Verwendung aufgefunden werden.
[0009] Die Lösung des erstgenannten Problems besteht in der Verwendung einer Legierung aus
Aluminium und Titan als hochtemperaturbeständiger, korrosionsfester Beschichtungswerkstoff
für warmfesten Stahl zum Schutz vor Korrosion in Anlagen mit Prozessgasen, welche
einen sehr niedrigen Sauerstoffpartialdruck ("reduzierende" Atmosphären) und auf Grund
ihres Gehaltes an Kohlenstoffverbindungen eine hohe Kohlenstoffaktivität aufweisen.
[0010] Das zweitgenannte Problem wird erfindungsgemäß durch einen Beschichtungswerkstoff,
welcher Titan und Aluminium enthält, gelöst, bei dem der Aluminiumgehalt des Beschichtungswerkstoffs
22 - 56 Atom% beträgt.
[0011] Die Erfindung basiert auf der Idee, dass eine Schutzschicht, die unter den genannten
Bedingungen eine Aufkohlung des Werkstoffs verhindern kann, nur durch extrem stabile
Oxide zu erreichen ist. Wie bereits ausgeführt, ist über Legierungsmaßnahmen die Bildung
solcher Schutzschichten nicht im genannten Temperaturbereich zu erzielen. Eine Schutzwirkung
kann daher nur erreicht werden, wenn auf einem preiswerten metallischen Substrat eine
entsprechende Schutzschicht aufgebracht wird, deren Legierungseigenschaften die Bildung
solcher Deckschichten erlauben. Die Verwendung von Werkstoffen für solche Schutzschichten
als Vollmaterial der Komponente scheidet sowohl aus Kostengründen als auch aus fertigungstechnischen
und dimensionalen Gründen aus. Somit sieht die Erfindung vor, einen preiswerten metallischen
Grundwerkstoff in Form eines un- oder niedriglegierten warmfesten Stahles bis hin
zu höher legierten Stählen mit einer entsprechenden Korrosionsschutzbeschichtung zu
kombinieren. Diese Korrosionsschutzbeschichtung basiert auf den Elementen Titan und
Aluminium, die beide extrem stabile Oxide in der Reaktion mit der Prozessumgebung
ausbilden können und damit in der Lage sind, eine oxidische Schutzschicht aufzubauen.
Selbst bei einer Verletzung dieser Schicht im Betrieb erfolgt ein Wiederausheilen
der verletzten Stellen, da selbst die geringen Sauerstoffgehalte der Prozessumgebung
in der Lage sind, erneut diese stabilen Oxide zu bilden. Auf diese Weise kann eine
dauerhafte Schutzwirkung durch Anwendung des Coatings auf ein entsprechendes preiswertes
Substrat erzielt werden. Vorteile dieser Korrosionsschutzbeschichtung ergeben sich
auch darüber hinaus durch den Wert des thermischen Ausdehnungskoeffizienten, der in
der gleichen Größenordnung liegt wie der von un- und niedriglegierten bzw. von ferritischen
Chromstählen. Aus diesem Grunde werden bei Temperaturwechseln keine nennenswerten
Schichtspannungen induziert, die anderenfalls zum Aufreißen oder Abplatzen der Schutzbeschichtung
führen würden.
[0012] Metal Dusting Bedingungen wurden im Labor in einer Retorte simuliert. Hierzu wurde
ein Gasgemisch aus 75% H
2 und 25% CO verwendet, das bei der Versuchstemperatur von 650°C eine Kohlenstoffaktivität
größer 1 besitzt, so dass es zur Graphitabscheidung auf der Oberfläche der in die
Retorte eingesetzten Proben kommt. In den Versuchen wurden ein niedriglegierter warmfester
Stahl von Typ 13CrMo44 im unbeschichteten Zustand, der gleiche Stahl mit einer APS-Schicht
von Typ Ti48Al1.5Cr sowie der Beschichtungswerkstoff allein getestet. Nach einer Auslagerung
bei 650°C in der o.g. Atmosphäre für ca. 100 h zeigte der unbeschichtete Stahl massiven
Metal Dusting Angriff. Der Beschichtungswerkstoff wurde praktisch nicht angegriffen;
es waren lediglich Anlauffarben an einigen Stellen zu sehen. Die Beschichtung erwies
sich ebenfalls als beständig. Metal Dusting Angriff auf den darunterliegenden Stahl
fand allenfalls von Ecken und Kanten der Proben her statt (die Proben waren nur auf
einer Fläche beschichtet) bzw. an Stellen, wo die Schicht noch offene Porosität aufgewiesen
hatte. Letztere konnte noch auftreten, da der Beschichtungsprozess noch nicht bezüglich
der Gasdichtigkeit der Schichten optimiert worden war.
1. Verwendung einer Legierung aus Aluminium und Titan als hochtemperaturbeständiger,
korrosionsfester Beschichtungswerkstoff für warmfesten Stahl zum Schutz vor Korrosion
in Anlagen mit Prozessgasen, welche einen sehr niedrigen Sauerstoffpartialdruck ("reduzierende"
Atmosphären) und auf Grund ihres Gehaltes an Kohlenstoffverbindungen eine hohe Kohlenstoffaktivität
aufweisen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Prozessgase einen Sauerstoffpartialdruck im Bereich von 1x10-50 Pa bis 1x10-22 Pa, insbesondere 1x10-29 Pa bis 1x10-25 Pa haben und den Beschichtungswerkstoff bis zu 700°C erwärmen.
3. Beschichtungswerkstoff für die Verwendung nach den Ansprüchen 1 oder 2, welcher Titan
und Aluminium enthält, dadurch gekennzeichnet, dass der Aluminiumgehalt des Beschichtungswerkstoffs 22 - 56 Atom% beträgt.
4. Beschichtungswerkstoff nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung noch weitere Elemente enthält, wobei der Aluminiumgehalt in den
Grenzen von Anspruch 3 liegt, während der Titangehalt entsprechend reduziert ist.
5. Beschichtungswerkstoff nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung bis zu 7 Atom% Niob enthält.
6. Beschichtungswerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung bis zu 3 Atom% Chrom enthält.
7. Beschichtungswerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung bis zu 2 Atom% Silizium enthält.
8. Beschichtungswerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung bis zu 7 Atom% Wolfram enthält.
9. Beschichtungswerkstoff nach einem oder mehreren der Ansprüche 3 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung bis zu 7 Atom% Molybdän enthält.