[0001] Das Ziehprofilieren ist ein bekanntes Verfahren, das sich vor allem für die Herstellung
von Leichtbauprofilen, wie Rohren, eignet. Charakteristisch für das Ziehprofilieren
ist, daß eine lineare Relativbewegung zwischen Werkstück und Werkzeug stattfindet.
Das Ziehprofilieren kann in einer oder mehreren Verformungsstufen stattfinden. Als
Verformungswerkzeuge dienen entweder Matrizen oder Profilierrollenpaare. Sofern Matrizen
eingesetzt werden, spricht man vom Gleitziehprofilieren, während man beim Einsatz
von Profilierrollen vom Wälzziehprofilieren spricht (Deutsche Normen DIN 8586, April
1971, Seite 3, Bild 9; Technologie der Fertigung von Leichtbauprofilen, Seite 40,
Tabelle 2.1, VEB-Verlag für Grundstoffindustrie).
[0002] Eine grundsätzliche Schwierigkeit bei der Herstellung von Rohren aus Bändern mit
den bekannten Umformverfahren besteht darin, die Bandkanten für den Schweißvorgang
wellenfrei zu führen. Bei einem bekannten Verfahren (DE 3135665 A1), und zwar dem
sogenannten Walzziehprofilieren, versucht man diese Forderung dadurch zu erfüllen,
daß dem Profil zunächst mit Formrollen eine im wesentlichen herzförmige Form gegeben
wird, um dann diesem so versteiften Profil durch eine geeignete Verstellung von Formwalzen
eine Biegung zu verleihen, die dazu führt, daß die sich gegenüberliegenden Bandkanten
einer sie straffziehenden Zugspannung unterworfen werden und dann ungewellt miteinander
verschweißt werden können. Ein solches Walzziehprofilieren erlaubt es aufgrund der
erforderlichen Formwalzen aber nicht, auf einer kurzen Bandlänge das Band zu dem gewünschten
Profil, zum Beispiel zu einem Rohr, umzuformen. Hinzu kommt, daß die Profilgeometrie
bei einem Verfahren mit Formwalzen sehr begrenzt ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Umformverfahren zu entwickeln, mit
dem auf einer kurzen Umformstrecke sich große Umformungen verwirklichen lassen.
[0004] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren zum Umformen eines ebenen Metallbandes zu
einem Profil, insbesondere Rohr, durch Ziehprofilieren gelöst, bei dem das Band auf
der Umformstrecke derart stetig fortschreitend verformt wird, daß einerseits seine
Längsfasern verschiedene Raumkurven beschreiben, die - gemessen von einer am Anfang
der Umformstrecke quer zur Ziehrichtung liegenden Geraden bis zu einer quer zur Ziehrichtung
liegenden Ebene am Ende der Umformstrecke - dieselbe Länge haben und andererseits
auf der gesamten Länge der Umformstrecke jeder Abschnitt quer zur Ziehrichtung in
der Abwicklung ein Rechteck bildet.
[0005] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erreicht man durch die besondere Umformgeometrie,
daß keine Dehnungen in Längs- und Querrichtung auftreten. Daraus resultiert, daß die
Umformung auf einer vergleichsweise kurzen Strecke erfolgen kann und zum Beispiel
bei einem zu einem Rohr umzuformenden Band die Seitenränder wellenfrei für den Schweißvorgang
zusammengeführt werden. Die besondere Umformgeometrie bei der Bandführung ergibt schließlich,
daß die umgeformte Stirnseite des Bandes in einer Ebene liegt, die senkrecht zur Achse
des fertigen Profils liegt.
[0006] Das erfindungsgemäße Prinzip für die Umformgeometrie läßt sich nach einer Ausgestaltung
der Erfindung dadurch verwirklichen, daß das Band zumindest auf einer Teillänge im
Querschnitt derart wellig verformt wird, daß es, ausgehend von den Bandrändern, mehr
und mehr gerundet wird und diese gerundeten Randbereiche und der gegenüber den Randbereichen
zunehmend und dann wieder abnehmend höherversetzte Mittenbereich in dazwischenliegende,
zunehmend schmaler werdende Verbindungsbereiche tangential übergehen. Eine solche
spezielle Umformgeometrie ist besonders für die Herstellung von Rohren geeignet. Sofern
ein Rohr geformt werden soll, ist es von Vorteil, wenn der Krümmungsradius der gerundeten
Randbereiche auf einem ersten Abschnitt der Umformstrecke nach elastischer Rückfederung
der Randbereiche dem Endradius des Rohres entspricht. Vorzugsweise sollte r ≤ 0,875
des Endradius des Profils sein.
[0007] Obgleich es grundsätzlich möglich wäre, mit massiven Umformwerkzeugen lückenlos in
Längsrichtung des Bandes auf das Band umformend einzuwirken, ist nach einer Ausgestaltung
der Erfindung vorgesehen, daß nur an einigen diskreten, mit Abstand in Ziehrichtung
des Bandes voneinander entfernten Orten umformend auf das Band eingewirkt wird. In
diesen Fällen sollte vorzugsweise an jedem Ort die gleiche Umformarbeit erbracht werden.
[0008] Die eingangs genannten Bedingungen für das Umformen lassen sich nach einer Ausgestaltung
der Erfindung mit einer Geometrie erreichen, bei der der Ort der Bandmitte am Anfang
der Umformstrecke um mehr als den Rohrdurchmesser bis zum Ende der Umformstrecke senkrecht
zur Bandebene verlagert wird. Vorzugsweise sollte die Umformstrecke mindestens gleich,
vorzugsweise größer als der Rohrdurchmesser sein.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert, die am Beispiel
der Umformung eines ebenen Bandes zu einem Rohr die Umformgeometrie auf der Umformstrecke
zeigt. Im einzelnen zeigen:
- Figur 1
- das Umformprofil des Bandes in der Umformstrecke in isometrischer Darstellung
und
- Figur 2
- das Umformprofil des Bandes gemaß Figur 1 in einer zweidimensionalen Projektion auf
eine Ebene, die am Ende der Umformstrecke senkrecht zur Ziehrichtung und zur Bandebene
liegt.
[0010] Wie die Figuren zeigen wird in der Umformstrecke ein zunächst ebenes Band 1 von seinen
Bandkanten y, y' aus gerundet, wobei gleichzeitig in der Bandmitte mit der Bandmittellinie
Z eine Wölbung erzeugt wird. Der Querschnitt des Bandes erhält also einen wellenförmigen
Verlauf, der sich in Ziehrichtung ZR verändert und schließlich in den kreisrunden
Endquerschnitt h übergeht.
[0011] Auf einem ersten Abschnitt dieser Umformstrecke werden ausgehend von den Bandkanten
y, y' immer breiter werdende Randbereiche k
i mit einem Krümmungsradius r gerundet. Das Maß dieses Krümmungsradius r ist so gewählt,
daß es nach Rückfederung des plastisch und elastisch verformten Randbereichs k
i gleich dem Endradius R des Rohres ist. Diese Bedingung läßt sich mit r ≤ 0,875 R
erfüllen. Die Krümmungsmittelpunkte P
i der Randbereiche k
i liegen auf einer Kurve v.
[0012] Auf der gesamten Umformstrecke gehen die Randbereiche k
i und die Bereiche in der Bandmitte tangential in Verbindungsbereiche w
i über. Die Bandmitte liegt jeweils höher als die Scheitel der ihr benachbarten, gerundeten
Randbereiche k
i. Die Breite der Verbindungsbereiche w
i nehmen in Ziehrichtung ZR allmählich ab, so daß kurz vor Erreichen des Endes der
Umformstrecke ein sich aus diesen Zwischenbereichen und dem Bandmittenbereich zusammensetzender,
im wesentlichen ebener Bereich f
i verbleibt, der bei der weiteren Umformung dann bis zum Kreisbogen am Ende der Umformstrecke
umgeformt wird. Noch bevor das Ende der Umformstrecke erreicht wird, etwa an der Stelle
WG, wo die gekrümmten Randbereiche k
i in den mehr und mehr geradlinig werdenden Mittenbereich übergehen, wird eine Rückfederung
der Randbereiche k
i zugelassen. Der Krümmungsradius r
i nimmt also stetig bis zum Wert R zu.
[0013] Wie die zweidimensionale Projektion der Figur 2 für eine Bandhälfte zeigt, bilden
die seitliche Bandkante y, die Bandmittenlinie z und eine am Anfang der Umformstrecke
quer verlaufende Linie c in der Projektion auf die Ebene senkrecht zur Ziehrichtung
ZR und damit auch parallel zur Stirnseite h ein rechtwinkliges Dreieck mit den Seiten
a,b,c, wobei

,

und

sind. Außerdem ist

. Teilt man die Raumkurven y und z des Bandes 1 in gleichlange Abschnitte, dann ergeben
sich in der Projektion auf der Strecke c die Abschnitte x
1, x
2 ..... und auf der Strecke e die Abschnitte x
1', x
2'. In der Abwicklung ergeben die diesen Abschnitten zugeordneten Streifen Rechtecke.
Wie den Figuren weiter Bandkanten y,y' bis zum Ende der Umformstrecke senkrecht zur
Bandachse und Ziehrichtung ZR um das Maß b zur Position E* nach unten versetzt, während
der Bandmittenpunkt M am Anfang der Umformstrecke bis zum Ende der Umformstrecke um
das Maß

nach unten zur Position M* versetzt worden ist. Aufgrund dieser über die Raumkurven
y,y' und z erfolgten Verlagerung der Eckpunkte E,E' und des Bandmittenpunktes M haben
die Eckpunkte E,E' und der Bandmittenpunkt M auf der Umformstrecke den gleichen Weg
zurückgelegt mit dem Ergebnis, daß auf der gesamten Umformstrecke keine Dehnungen
in Längs- und Querrichtung des Bandes stattgefunden haben. Mangels dieser Dehnungen
werden die Bandkanten zum Scheitelpunkt des Rohres wellenfrei zusammengeführt, wo
sie sich unter Bildung einer Längsnaht problemlos verschweißen lassen.
[0014] Das erfindungsgemäße Prinzip der Erhaltung von rechteckigen Abwicklungen für einen
jeden Längenabschnitt des umgeformten Bandes auf der Verformungsstrecke läßt sich
nicht nur beim Umformen von Bändern zu einem Rohr, sondern auch bei anderen Profilen
mit entsprechenden Umformwerkzeugen für das jeweilige Profil verwirklichen.
1. Verfahren zum Umformen eines ebenen Metallbandes (1) zu einem Profil, insbesondere
einem Rohr, durch Ziehprofilieren, bei dem das Band (1) auf der Umformstrecke derart
stetig fortschreitend verformt wird, daß einerseits seine Längsfasern verschiedene
Raumkurven beschreiben, die - gemessen von einer am Anfang der Umformstrecke quer
zur Ziehrichtung (ZR) liegenden Geraden (s) bis zu einer quer zur Ziehrichtung liegenden
Ebene am Ende der Umformstrecke - dieselbe Länge haben, und andererseits auf der gesamten
Länge der Umformstrecke jeder Abschnitt quer zur Ziehrichtung (ZR) in der Abwicklung
ein Rechteck bildet.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das Band (1) zumindest auf einer Teillänge im Querschnitt derart wellig verformt
wird, daß es, ausgehend von den Bandrändern (y,y') mehr und mehr gerundet und diese
gerundeten Randbereiche (ki) und der gegenüber den Randbereichen (ki) zunehmend und dann wieder abnehmend höherversetzte Mittenbereich in dazwischenliegende,
zunehmend schmaler werdende Verbindungsbereiche (wi) tangential übergehen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekenzeichnet, daß der Krümmungsradius (ri) der gerundeten Randbereiche (ki) nach elastischer Rückfederung dem Endradius (R) des Profils entspricht.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß der Krümmungsradius (ri) der gerundeten Randbereiche (ki) ≤ 0,875 des Endradius (R) ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß an mit Abstand in Ziehrichtung (ZR) des Bandes (1) voneinander entfernten Orten
die gleiche Umformarbeit erbracht wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß beim Umformen der Ort (M) der Bandmitte am Anfang der Umformstrecke um mehr
als den doppelten Endradius (R) des Profils bis zum Ende der Umformstrecke quer zur
Ziehrichtung (ZR) in Richtung der Rundung verlagert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Länge der Umformstrecke mindestens gleich dem doppelten Endradius (R) des
Profils ist.