[0001] Die Erfindung ist auf ein Verfahren und eine Anlage zur Erzeugung von Brammen in
einer Stranggießanlage gerichtet, mit einer der Gießkokille nachgeordneten, in Segmente
unterteilten Strangführung, bestehend jeweils aus einem zweigeteilten Segmentrahmen,
dessen Rahmenteile mittels Hydraulikzylindern miteinander verspannt sind und in die
paarweise einander gegenüberliegende Rollen zur Stützung und zur Förderung des erstarrenden
Gussstranges gelagert sind, wobei mindestens eine dieser Rollen, die Antriebsrolle,
zur Übertragung der Förderkräfte mit einer definierten Anstellkraft gegen den Gussstrang
gedrückt wird.
[0002] Aus der DE 19 63 146 C1 ist eine Anlage zur Erzeugung von Brammen bekannt, bei der
Teile des Rahmens der Strangführung mit ihren sich gegenüberliegenden Rollen zu Segmenten
zusammengefasst sind, wobei die Segmentrahmen aus zwei die Rollen tragenden Jochrahmen
bestehen und die Jochrahmen über Zuganker und Distanzstücke auf das Gießformat einstellbar
sind.
[0003] Bei herkömmlichen Strangführungsgerüsten in Segmentbauweise nach der in der DE 19
63 146 C1 beschriebenen Art werden bei Bogenanlagen, bei denen der Gussstrang aus
der vertikalen Gießrichtung in die horizontale Walzrichtung geführt wird, die Ober-
und Unterrahmen der Segmente durch vier an den Ecken außerhalb der Gussstrangbahn
angeordnete, die Rahmen verbindende Hydraulikzylinder gegeneinander verspannt. Die
Einstellung auf unterschiedliche Strangdicken erfolgt hierbei durch Distanzstücke,
gegen die die Rahmenteile gepresst werden. Eine Veränderung des Rollenabstandes während
des Gießprozesses ist aufgrund der Konstruktion nicht möglich.
[0004] In der DE 43 06 853 C2 wird zur Behebung dieses Mangels vorgeschlagen, zwischen den
Distanzstücken und dem jeweiligen Seitenrahmenteil einen Hydraulik-Plunger-Zylinder
anzuordnen und dessen Ringkolben so zu bemessen, dass der Hydraulik-Plunger-Zylinder
im druckentlasteten Zustand die Segmentteile auf den Abstand der Rollen fixiert, der
der gewünschten Strangdicke entspricht. Durch diese Maßnahme wird eine Einstellung
der Führungsrollen in drei definierten Positionen möglich.
[0005] Da bei diesen bekannten Strangführungsgerüsten die Hydraulikzylinder die Segmentrahmenteile
gegen Distanzstücke pressen und somit nicht unmittelbar auf die den Gussstrang stützenden
und führenden Rollen einwirken können, wird mindestens eine dieser Rollen, die Antriebsrolle,
durch eigene hydraulische Anstellzylinder (meistens zwei je Antriebsrolle) mit der
notwendigen Anstellkraft für die Übertragung der Strangförderkräfte gegen den Gussstrang
gepresst. Üblicherweise geschieht dies in der Mitte des Segmentes, wodurch sich je
nach eingeleiteter Kraft eine Durchbiegung des entsprechenden Segmentseitenrahmens
einstellen kann.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, die Strangführung bekannter Stranggießanlagen in Bezug
auf ihre Konstruktion weiter auszubilden und insbesondere das bestehende Antriebskonzept
zu verbessern.
[0007] Die gestellte Aufgabe wird verfahrensmäßig mit den kennzeichnenden Maßnahmen des
Anspruchs 1 und vorrichtungsmäßig mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs
5 bei einer Stranggießanlage zur Erzeugung von Brammen, mit einer der Gießkokille
nachgeordneten, in Segmente unterteilten Strangführung, bestehend jeweils aus einem
zweigeteilten Segmentrahmen, dessen Rahmenteile mittels Hydraulikzylindern miteinander
verspannt sind und in die paarweise einander gegenüberliegende Rollen zur Stützung
und zur Förderung des erstarrenden Gussstranges gelagert sind, wobei mindestens eine
dieser Rollen, die Antriebsrolle, zur Übertragung der Strangförderkräfte mit einer
definierten Anstellkraft gegen den Gussstrang gedrückt wird, dadurch gelöst, dass
die Verspannung der Segmentrahmenteile stufenlos durch positions- und kraftgeregelte
Segmentanstellzylinder erfolgt, mit denen auch die für die Übertragung der Strangförderkräfte
erforderliche Anstellkraft für die Antriebsrolle aufgebracht wird.
[0008] Durch die stufenlose Anstellung der Segmentposition über vorzugsweise vier positions-
und kraftgeregelte Segmentanstellzylinder, also eine Wandlung der bekannten Segmentklemmzylinder
in Segmentanstellzylinder, ergibt sich ein definiertes Einbringen der Anstellkräfte
für die Förderung des Gussstranges in der Strangführung für verschiedene Prozesssituationen
(Verbesserung der Ausfördertechnik in Betriebs- und Störfällen).
[0009] Weiterhin ist es möglich, durch entsprechende positions- und kraftgeregelte Anstellung
der Segmentanstellzylinder die erforderlichen Anstellkräfte für die angetriebenen
Rollen auf das Rollenpaar der Ein- oder Auslaufseite am Segmentrand zu übertragen.
Die Antriebsrolle kann somit von der bisher üblichen Segmentmittenposition auf die
Ein- oder Auslaufseite des Segments verlagert werden. Die Segmentanstellzylinder übernehmen
dann zusätzlich die Aufgabe der Übertragung der Anstellkräfte für die Förderung des
Stranges, mit dem Vorteil, dass keine Segmentseitenrahmendurchbiegung durch die sonst
üblicherweise in der Mitte angreifenden Anstellzylinder für die Antriebsrolle mehr
erfolgt, da diese zusätzlichen Anstellzylinder nun mit Vorteil nicht mehr erforderlich
sind.
[0010] Durch die Maßnahmen der Erfindung ist eine optimale Krafteinleitung für die Übertragung
der Strangförderkräfte gegeben mit den weiteren Vorteilen, dass für die Antriebsrolle
durch entsprechende Positions- und Kraftregelung der Segmentanstellzylinder sowohl
eine Anti-Blockier-Regelung als auch eine Anti-Schlupf-Regelung ermöglicht wird.
[0011] Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens der Erfindung besteht aus einer
Stranggießanlage mit einer in Segmente unterteilten Strangführung, bei der die Segmentrahmenteile
erfindungsgemäß durch vier positions- und kraftgeregelte Segmentanstellzylinder mit
Abstand - ohne Distanzstücke - miteinander verbunden und gegeneinander verspannt sind.
[0012] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die Antriebsrolle im Bereich
der Ein- oder Auslaufseite des Segments am Segmentrand ohne die sonst üblichen eigenen
Anstellzylinder angeordnet.
[0013] Weitere Vorteile, Einzelheiten und Merkmale der Erfindung werden nachfolgend anhand
von einem in schematischen Zeichnungsfiguren dargestellten Ausführungbeispiel näher
erläutert, das dem Stand der Technik gegenübergestellt wird.
[0014] Es zeigen:
- Fig. 1
- die Strangführung einer Stranggießanlage mit Segmenten nach dem Stand der Technik,
- Fig. 2
- einen Schnitt durch ein Segment nach dem Stand der Technik mit dargestelltem Antrieb,
- Fig. 3
- grafische Darstellung der aufzubringenden Kräfte auf ein Segment entsprechend Fig.
2,
- Fig. 4
- einen Schnitt durch ein Segment gemäß der Erfindung,
- Fig. 5
- einen Schnitt durch ein Segment gemäß Fig. 4, um 90° gedreht,
- Fig. 6
- einen Schnitt durch ein Segment gemäß der Erfindung mit dargestelltem Antrieb,
- Fig. 7
- grafische Darstellung der aufzubringenden Kräfte auf ein Segment entsprechend Fig.
6.
[0015] In Figur 1 ist eine Strangführung (10) einer bekannten Stranggießanlage, bestehend
aus insgesamt 12 Segmenten (14, 14') dargestellt, in der der aus der Kokille (11)
austretende Gussstrang (12) mittels einander gegenüberliegender Rollen (13, 13') im
Bogen aus der senkrechten Gießrichtung in die waagerechte Walzrichtung (15) geführt
und gefördert wird.
[0016] Je Segment (14) und zwar jeweils in der Segmentmitte angeordnet, ist eine dieser
Rollen (13) (Segment 3 und Segment 4) als Antriebsrolle (13') ausgebildet; in den
weiteren Segmenten (14') sind jeweils zwei einander gegenüberliegende Rollen (13')
als Antriebsrollen ausgebildet.
[0017] In Figur 2 ist ein nach dem Stand der Technik ausgebildetes Segment (14) mit einer
Antriebsrolle (13') in einem Schnitt parallel zur Förderrichtung (26) dargestellt.
Das Segment (14) besteht aus einem Segmentoberrahmen (16), der mittels Hydraulikklemmzylinder
(17) gegen den Segmentunterrahmen (18) gedrückt wird. Hierbei sorgen Distanzstücke
(19), entsprechend dem Strangformat, für einen gleichbleibenden Abstand der Rahmenteile
(16, 18) voneinander.
[0018] Die in der Mitte des Segmentes (14) oben angeordnete Antriebsrolle (13') wird zur
übertragung der erforderlichen Strangförderkräfte auf den Gussstrang (12) mit zwei
hintereinander liegenden Anstellzylindern (20) gegen den Gussstrang (12) gedrückt,
damit das vom Motor (21) über Getriebe (22) und Antriebswelle (23) auf die Antriebsrolle
(13') abgegebene Drehmoment optimal auf den Gussstrang (12) zu dessen Förderung übertragen
wird.
[0019] In Figur 3 sind die von den Hydraulikzylindern (17, 20, Fig. 2) aufzubringenden Kräfte
aufgetragen. Es sind dies die zur Segmentverspannung erforderlichen Klemmkräfte (24)
sowie die zur Übertragung der Strangförderkräfte erforderliche Anstellkraft (25),
die notwendig sind, damit die in die Segmentrahmenteile (16, 18, Fig. 2) gelagerten
Rollen (13, 13') ihre Funktion als Stütz- und Förderorgane zum Transport des Gussstranges
(12) in Förderrichtung (26) erfüllen können.
[0020] Die Figuren 4 und 5 zeigen ein Segment (30) gemäß der Erfindung in zwei Schnittpositionen,
und zwar einmal parallel zur Förderrichtung (26, Fig. 4) und dann senkrecht zur Förderrichtung
(26, Fig. 5).
[0021] Anstelle der bei den bekannten Segmenten (14) zur Verspannung der Segmentrahmenteile
(16, 18) verwendeten Hydraulikklemmzylinder, die gegen Distanzstücke (19) wirkend
die beiden Segmentrahmenteile (16, 18) gegeneinander verspannen, sind gemäß der Erfindung
positions- und kraftgeregelte Segmentanstellzylinder (31) am Segment (30) angeordnet,
die so geregelt werden können, dass Distanzstücke nicht mehr erforderlich sind, um
den erforderlichen Abstand der Rollen voneinander aufrecht zu erhalten.
[0022] In Figur 6 ist ein gemäß der Erfindung ausgebildetes Segment (30) in einem Schnitt
parallel zur Förderrichtung (26) mit einer Antriebsrolle (13') dargestellt. Die Antriebsrolle
(13') ist am Segmentrand angeordnet, und zwar an der Segmenteinlaufseite, bezogen
auf die Förderrichtung (26), da mit Hilfe der positions- und kraftgeregelten Segmentanstellzylinder
(31) die erforderliche Anstellkraft für die Antriebsrolle (13') zum Segmentrand hin
verlagert wurde, so dass eigene Anstellzylinder für die Antriebsrolle (13') wie bei
dem bekannten Segment (14), nicht mehr erforderlich sind.
[0023] In Figur 7 sind wie bei Fig. 3 die von den Hydraulikzylindern aufzubringenden Kräfte,
diesmal für die Hydraulikanstellzylinder (31) aufgetragen. Es sind dies die gleichgroßen
Anstellkräfte (25) für die Übertragung der Strangförderkräfte, die aber nicht mehr
von zwei eigenen Anstellzylindern (20, Fig. 2), sondern von zwei Segmentanstellzylindern
(31) aufgebracht werden. Die weiterhin von den Segmentanstellzylindern (31) aufzubringenden
Anstellkräfte für die Kompensierung
- der ferrostatischen Last des Stranges,
- der Softreduktion und
- der Gewichtskraft
sind insgesamt kleiner als bei dem bekannten Segment (14), da hier keine Klemmkräfte
mehr aufzubringen und nur die vom Gussstrang bzw. seiner Förderung geforderten Kräfte
einzuleiten sind.
[0024] Die im Ausführungsbeispiel aufgezeigten Maßnahmen und Merkmale der Erfindung sind
in gleicher Weise auch auf Segmente mit zwei Antriebsrollen anwendbar, wobei gemäß
der Erfindung die Antriebsrollen auch an der Segmentauslaufseite angeordnet sein können.
1. Verfahren zur Erzeugung von Brammen in einer Stranggießanlage, mit einer der Gießkokille
(11) nachgeordneten, in Segmente (14, 14', 30) unterteilten Strangführung (10), bestehend
jeweils aus einem zweigeteilten Segmentrahmen (16, 18), dessen Rahmenteile mittels
Hydraulikzylindern (17, 31) miteinander verspannt sind und in die paarweise einander
gegenüberliegende Rollen (13, 13') zur Stützung und zur Förderung des erstarrenden
Gussstranges (12) gelagert sind, wobei mindestens einer dieser Rollen (13, 13'), die
Antriebsrolle (13') zur Übertragung der Strangförderkräfte mit einer definierten Anstellkraft
gegen den Gussstrang (12) gedrückt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Verspannung der Segmentrahmenteile (16, 18) stufenlos durch positions-
und kraftgeregelte Segmentanstellzylinder (31) erfolgt, mit denen auch die für die
Übertragung der Strangförderkräfte erforderliche Anstellkraft für die Antriebsrolle
(13') aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass vier Segmentanstellzylinder (31) vorgesehen sind, die so positions- und kraftgeregelt
werden, dass die erforderliche Anstellkraft zur Übertragung der Förderkräfte auf mindestens
eine Antriebsrolle (13') am Segmentrand (Ein- oder Auslaufteil) des Segments (30)
übertragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass durch die stufenlose Positions- und Kraftregelung der Segmentanstellzylinder
(31) eine Anti-Blockier-Regelung der Antriebsrolle (13') ermöglicht wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass durch die stufenlose Positions- und Kraftregelung der Segmentanstellzylinder
(31) eine Anti-Schlupf-Regelung der Antriebsrolle (13') ermöglicht wird.
5. Stranggießanlage zur Erzeugung von Brammen, zur Durchführung des Verfahrens nach einem
oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch vier positions- und kraftgeregelte Segmentanstellzylinder (31), die die beiden Segmentrahmenteile
(16, 18) mit Abstand - ohne Distanzstücke - miteinander verbinden und gegeneinander
verspannen.
6. Stranggießanlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Antriebsrolle (13') am Segmentrand angeordnet ist.