[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Härten der Innenkontur eines Waffenrohres
mit Laserstrahlung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Um die durch die heißen Treibladungsgase verursachte Erosion des jeweiligen Waffenrohres
bzw. den durch die Reibung zwischen der Geschosse und dem Waffenrohr verursachten
abrasiven Verschleiß gering zu halten und damit deren Lebensdauer zu erhöhen, ist
es bekannt, die innere Oberfläche des in der Regel aus Stahl bestehenden Waffenrohres
mit einer Hartmetallschicht, z.B. einer Chromschicht oder einer Chrom enthaltenden
Legierungsschicht (z.B. einer Kobalt-Chrom-Wolfram-Legierung), zu versehen.
[0003] Nachteilig ist bei derartigen Waffenrohren, daß die Aufbringung der Auftragsschicht
prozeßtechnisch relativ aufwendig ist und häufig Abplatzungen und Auswaschungen dieser
Schicht auftreten, welche die Lebensdauer der Waffenrohre vermindern.
[0004] Aus der DE 195 44 824 A1 ist es ferner bekannt, die innere Oberfläche des jeweiligen
Waffenrohres durch eine thermische Oberflächenbehandlung mittels Laserstrahlen zu
härten (Umwandlungshärten). Dabei wird die Laserstrahlung eines CO
2-Lasers mündungsseitig axial in das Waffenrohr eingekoppelt und mit Hilfe eines in
dem Waffenrohr verschiebbar angeordneten, eine Strahlenumlenkoptik enthaltenden Laserkopfes
senkrecht auf die zu härtende Innenflächen des Waffenrohres geleitet.
[0005] Nachteilig ist bei dieser bekannten Laseranordnung, daß die Verwendung des CO
2-Lasers ein relativ starres Strahlführungssystem erforderlich macht, so daß der Bearbeitungsraum
eingegrenzt ist. Außerdem läßt sich dieser Schrift nicht entnehmen, auf welche Weise
die zwischen Waffenrohr und Laserkopf erforderliche Relativbewegung realisiert werden
könnte.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Umwandlungshärten
der Innenkontur eines Waffenrohres anzugeben, mit der das Waffenrohr sehr genau und
homogen gehärtet werden kann und mit deren bestimmungsgemäßer Verwendung eine Vergrößerung
des Bearbeitungsraumes verbunden ist.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0008] Im wesentlichen liegt der Erfindung der Gedanke zugrunde, einerseits als Laser einen
ND:YAG-Laser zu verwenden, da durch die gegenüber CO
2-Lasern geringere Wellenlänge von 1,06 µm Glasfasern für die Übertragung des Laserstrahles
eingesetzt werden können. Andererseits wird durch die Befestigung des Laserkopfes
an einer in dem Waffenrohr zentrierbaren (und damit an den Rohrwänden abstützbaren)
und in Richtung der Seelenachse des Waffenrohres verschiebbaren Ziehstange die Fokuslage
des Laserstrahles bei dem Härtungsvorgang sehr genau eingehalten.
[0009] Dabei hat es sich als besonders vorteilhaft erwiesen, wenn es sich bei der Ziehstange
um die Ziehstange einer programmgesteuerten Nutenziehmaschine handelt, bei der die
Ziehstange sehr genau auf einer definierten Bahn über einen Maschinenschlitten programmgesteuert
durch das Waffenrohr gezogen werden kann. Die relative Fokuslage des Laserstrahles
bleibt durch die mitgeführten Buchsen im Rohr immer konstant.
[0010] Da der Absorptionsgrad der Laserstrahlen eines ND:YAG-Laser etwa 30 - 35% höher ist
als derjenige eines CO
2-Lasers, sind bei Verwendung eines ND:YAG-Lasers keine absorptionserhöhenden Coatingmittel
erforderlich, so daß sich gegenüber einem CO
2-Laser homogenere Härteschichten ergeben.
[0011] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem folgenden anhand
einer Figur erläuterten Ausführungsbeispiel. Dabei zeigt die Figur die Seitenansicht
eines zu härtenden Waffenrohres in Verbindung mit einer Laseranlage und einer programmgesteuerten
Nutenziehmaschine.
[0012] In der Fig. ist mit 1 das Waffenrohr bezeichnet, welches auf der Nutenziehmaschine
2 ausgerichtet und fixiert ist. Die Ziehstange 3 der Nutenziehmaschine erstreckt sich
innerhalb des Waffenrohres 1 entlang deren Seelenachse 4 und stützt sich an der inneren
Oberfläche 5 des Waffenrohres 1 über zwei Führungsbuchsen 6 und 7 ab.
[0013] An dem dem mündungsseitigen Ende 8 des Waffenrohres 1 zugewandten Ende 9 der Ziehstange
3 ist ein Laserkopf 10 angeordnet, welcher über eine Lichtleitfaser 11 mit einem Nd:YAG-Laser
12 (z.B. mit 2 kW Ausgangsleistung) verbunden ist. Außerdem ist der Laserkopf 10 über
eine erste Schlauchleitung 13 mit einer Kühlvorrichtung 14 und über eine zweite Schlauchleitung
15 mit einer Schutzgasquelle 16 (z.B. mit Argon gefüllte Gasflasche) verbunden.
[0014] Der Laserkopf 10 umfaßt im wesentlichen einen Facettenspiegel 17, der den von der
Lichtleitfaser 11 kommenden Laserstrahl auf die zu härtende innere Oberfläche 5 des
Waffenrohres 1 fokussiert, und der aufgrund der im Betrieb auftretenden enormen Wärmeentwicklung
durch ein Kühlmittel, welches über die Schlauchleitung 13 zugeführt wird, gekühlt
werden kann. Der Laserkopf 10 ist ferner mit einer zweiten Rohr- oder Schlauchleitung
15 verbunden, über die ein Schutzgas beim Umwandlungshärten auf die erhitzte Oberfläche
des Waffenrohres strömt und eine die Oberflächenqualität verschlechternde Oxidschichtbildung
verhindert.
[0015] Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung lassen sich sowohl gezogene Waffenrohre als
auch Waffenrohre mit einem Glattrohrprofil umwandlungshärten. Dabei haben Versuche
ergeben, daß sich Stahlrohre bis in eine Tiefe von 0,4 bis 0,8 mm umwandlungshärten
lassen, wobei die gehärteten Oberflächenbereiche zwischen 600 und 750 HV aufwiesen.
[0016] Wie der Fig. zu entnehmen ist, umfaßt die erfindungsgemäße Vorrichtung eine elektronische
Steuervorrichtung 18, mit der die Laserleistung geregelt wird und welche auf eine
dem Laser 12 ausgangsseitig nachgeschaltete Verschlußeinheit 19 wirkt und den ordnungsgemäßen
Betrieb der Laseranlage ständig überwacht, derart, daß im Falle eines Defektes, z.B.
bei einem Faserbruch der Lichtleitfaser oder einer unterbrochenen oder zu geringen
Kühlung des Facettenspiegels etc., den Härtungsvorgang des Waffenrohres unterbricht.
[0017] Wie in der Fig. durch die gestrichelte Linie 20 angedeutet ist, wird die elektronische
Steuervorrichtung 18 vorzugsweise mit der Steuervorrichtung 21 für die Nutenziehmaschine
verbunden. Dadurch wird einerseits die flexible Gestaltung von Bearbeitungszyklen
und andererseits die Überwachung von sicherheitstechnischen Verriegelungen gewährleistet.
[0018] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. So kann beispielsweise zusätzlich zu den Rohr- oder Schlauchleitungen
13 und 15 eine dritte Rohr- oder Schlauchleitung vorgesehen sein, durch die Druckluft
oder Stickstoff quer zur Strahlaustrittsöffnung des Laserkopfes geführt wird, um durch
diesen gerichteten Gasstrom die Spiegeloptik und den Innenraum des Laserkopfes vor
Verschmutzungen zu schützen.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Waffenrohr
- 2
- Nutenziehmaschine
- 3
- Ziehstange
- 4
- Seelenachse
- 5
- Oberfläche
- 6,7
- Führungsbuchsen
- 8
- mündungsseitige Ende
- 9
- Ende (Ziehstange)
- 10
- Laserkopf
- 11
- Lichtleitfaser
- 12
- Laser
- 13
- erste Schlauchleitung
- 14
- Kühlvorrichtung
- 15
- zweite Schlauchleitung
- 16
- Schutzgasquelle
- 17
- Facettenspiegel, Strahlumlenkoptik
- 18
- elektronische Steuervorrichtung
- 19
- Verschlußeinheit
- 20
- gestrichelte Linie
- 21
- Steuervorrichtung (Nutenziehmaschine)
1. Vorrichtung zum Härten der Innenkontur eines Waffenrohres (1) mit Laserstrahlung,
wobei die Vorrichtung einen Laser (12) und einen entlang der Seelenachse (4) des Waffenrohres
(1) verschiebbar anordbaren und eine Strahlumlenkoptik (17) enthaltenden Laserkopf
(10) umfaßt, so daß die Laserstrahlung mündungsseitig in das Waffenrohr (1) einkoppelbar
und mittels der Strahlumlenkoptik (17) senkrecht auf die innere Oberfläche (5) des
Waffenrohres (1) führbar ist,
gekennzeichnet durch die Merkmale:
a) bei dem Laser (12) handelt es sich um einen Nd:YAG-Laser;
b) der Laser (12) ist mit dem Laserkopf (10) über eine Lichtleitfaser (11) verbunden;
c) der Laserkopf (10) ist an dem mündungsseitigen Ende (8) einer im Waffenrohr (1)
zentrierbaren und in Richtung der Seelenachse (4) des Waffenrohres (1) verschiebbaren
Ziehstange (3) befestigt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der Strahlumlenkoptik (17) des Laserkopfes (10) um einen Facettenspiegel
handelt, der die Laserstrahlung auf die innere Oberfläche (5) des Waffenrohres (1)
fokussiert.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Laserkopf (10) zur Kühlung der Strahlumlenkoptik (17) über eine mündungsseitig
aus dem Waffenrohr (1) führbare Rohr- oder Schlauchleitung (13) mit einer Kühlvorrichtung
(14) verbunden ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Laserkopf (10) über eine mündungsseitig aus dem Waffenrohr (1) führbare
Rohr- oder Schlauchleitung (15) mit einer Schutzgasquelle (16) verbunden ist, und
daß der Laserkopf (10) derart ausgebildet ist, daß das Schutzgas bei der Laserbestrahlung
der inneren Oberfläche (5) des Waffenrohres (1) auf diese Oberfläche (5) strömt.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine dritte Rohr- oder Schlauchleitung vorgesehen ist, durch die Druckluft oder
Stickstoff führbar ist und deren Austrittsöffnung derart gewählt ist, daß das Gas
quer zur Strahlaustrittsöffnung des Laserkopfes (10) austritt, um die Strahlumlenkoptik
(17) und den Innenraum des Laserkopfes (10) vor Verschmutzungen zu schützen.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine elektronische Steuervorrichtung (18) vorgesehen ist, die die Laserleistung
regelt und auf eine dem Laser (12) nachgeschaltete Verschlußeinheit (19) wirkt, derart,
daß im Falle eines Defektes der Vorrichtung (Faserbruch, keine Kühlung etc) der Härtungsvorgang
des Waffenrohres (1) unterbrochen wird.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der Ziehstange (3) um die Ziehstange einer programmgesteuerten Nutenziehmaschine
(2) handelt.