[0001] Die Erfindung betrifft ein verfahren zum Ausrüsten einer Druckrakel mit einer Hartstoffauflage
und eine nach diesem verfahren hergestellte Druckrakel.
[0002] Es ist bekannt (WO 86/07309, GB-A 2 128 551), den verschleißgefährdeten Bereich einer
Druckrakel mit einer Hartstoffauflage zu versehen, die beispielsweise aus keramischem
Material, Metallcarbiden oder Molybden besteht. Der Auftrag geschieht durch Spritzen
flüssigen Materials. Dies verlangt oder ergibt eine beträchtliche Erhöhung der Rakeltemperatur,
durch die temperaturempfindliche Rakelwerkstoffe geschädigt werden können. Dies gilt
insbesondere für Stahl, der bei Temperaturen unterhalb 300°C angelassen wird.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Schädigung des Rakelmaterials
durch hohe Beschichtungstemperatur zu verhindern. Sie erreicht dies dadurch, daß der
Hartstoff durch das Verfahren der Physical Vapour Deposition (PVD) oder der plasmaunterstützten
Chemical Vapour Deposition (PA-CVD) aufgebracht wird. Im PVD-Verfahren werden durch
Sputtern oder im Arc-Verfahren Atome bzw. Partikeln aus einem Target herausgelöst
und im Plasma auf die zu behandelnde Oberfläche transportiert. Beim PA-CVD-Verfahren
erfolgt die Schichtabscheidung über die Plasmaanregung eines kohlenwasserstoffhaltigen
Gases. Die Leistungseinspeisung kann am Substrathalter erfolgen. Dabei werden zweckmäßigerweise
Temperaturen angewendet, die sicherstellen, daß der zu beschichtende Rakelkörper auf
einer Temperatur unterhalb der Schädigungstemperatur und jedenfalls unter etwa 250°C
bleibt. Man erreicht dadurch, daß auch temperaturempfindliche Rakelkörper erfindungsgemäß
beschichtet werden können, beispielsweise Stahl im Hinblick auf seine Anlaßtemperatur
oder Polymerstoffe. Bei dem Hartstoff handelt es sich vorzugsweise um DLC (diamond-like
carbon), eine Kohlenstoffschicht oder kohlenstoffreiche Schicht, die z. T. wesentlich
durch Diamant-Kristallstrukturen geprägt ist und entsprechende Abrasionsfestigkeit
und gute Gleiteigenschaften aufweist. Es kann sich aber auch um andere Hartstoffe
oder um Gemische von DLC mit anderen Stoffen, insbesondere Metall, handeln. Man erreicht
so, daß die beanspruchten Flächen der Rakel mit einer erhöhten Verschleißfestigkeit
und guten Gleiteigenschaften ausgestattet werden.
[0004] Das gilt insbesondere für die sogenannten Facette der Rakel, das ist die gegebenenfalls
unter einem von 90° abweichenden Winkel zur Hauptebene der Rakel geschliffene Stirnfläche,
die zur Anlage am Druckzylinder bestimmt ist. Gute Ergebnisse werden auch dann erreicht,
wenn die an die Facette angrenzende Seitenfläche erfindungsgemäß beschichtet wird,
zu der hin die Bewegungsrichtung der Zylinderoberfläche gerichtet ist. Dies gilt auch
dann, wenn die Facette unbeschichtet ist; jedoch werden zweckmäßigerweise sowohl die
Facette als auch die genannte Seitenfläche beschichtet.
[0005] Nach einem besonderen Merkmal der Erfindung wird der durch die Hartbeschichtung zu
veredelnde Oberflächenbereich zuvor einem elektrochemischen Materialabtragprozeß unterworfen.
Und zwar wird vorzugsweise das Verfahren angewendet, das in der EP-A 728 579 beschrieben
ist, deren Offenbarung hierdurch ausdrücklich zum Gegenstand der vorliegenden Anmeldung
gemacht wird. Durch diese Vorbehandlung wird eine Oberflächenstruktur erreicht, die
in wesentlich geringerem Maße zu Ausbrüchen und Schartenbildung neigt als herkömmliche,
nicht in dieser Weise chemisch vorbehandelte Rakeln. In Verbindung mit der erfindungsgemäßen
Beschichtung bewährt sich diese Eigenschaft in besonders hohem Maße. Die Beschichtung
kann - je nach Material und Aufbringungsbedingungen - vergleichsweise spröde sein
und dann die gegebenenfalls vorhandene Neigung zu Ausbrüchen und Schartenbildung möglicherweise
verstärken oder nicht verringern. Wird sie jedoch in Verbindung mit der genannten
Vorbehandlung eingesetzt, so zeigt sich, daß die erzielte Rakel äußerst unempfindlich
ist und zu den an sich schon guten Gleiteigenschaften der Hartbeschichtung noch die
hydrodynamische Verbesserung der Gleiteigenschaften aufgrund der besonderen, durch
die Vorbehandlung erzielten Oberflächenbeschaffenheit hinzutritt.
[0006] Zweckmäßigerweise wird der Hartstoff in glatter Schicht aufgebracht. Dies geschieht
dadurch, daß das Target gesputtert wird und dadurch der Beschichtungswerkstoff in
atomarer Feinheit vom Target abgegeben wird und auf die zu behandelnde Oberfläche
gelangt.
[0007] Eine weniger glatte, mikroskopisch wellige, matt erscheinende Beschichtung erhält
man bei Verwendung des sogenannten Arc-Verfahrens oder eines gleichartigen Verfahrens,
bei dem die Beschichtungspartikeln nicht atomweise, sondern in größeren Verbänden
das Target in Richtung zur behandelnden Oberfläche verlassen. Obwohl die Eigenschaften
der glatten Schicht oft höherwertig sind, kann die wellige oder matte Schicht in manchen
Fällen vorzuziehen sein, weil sie in besonders geringem Maße zu Ausbrüchen neigt und
außerdem durch ihre Mikrowelligkeit einen hydrodynamischen Schmiereffekt ermöglicht.
[0008] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird eine Druckrakel erzeugt, deren Körper aus
gehärtetem und unterhalb 300°C angelassenem Stahl besteht und bei der mindestens die
Facette und/oder eine der Facette benachbarte Seitenfläche mit einer im PVD-Verfahren
aufgebrachten Hartstoffschicht versehen ist. Der Rakelkörper kann auch aus einem anderen,
temperaturempfindlichen Material bestehen, beispielsweise einem Polymerstoff.
[0009] Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Erläuterung von zwei Beispielen.
Eine Dünnschliffrakel, wie sie in EP-A 728 579 in Fig. 1 dargestellt und im zugehörigen
Text erläutert ist, wird zunächst der dort beschriebenen, chemischen Behandlung unterworfen
und anschließend kontinuierlich durch eine PVD-Kammer geführt.
[0010] Im ersten Anwendungsbeispiel werden in dieser Kammer die folgenden Verfahrensparameter
erzeugt: Bei einem Entladungsdruck von ca. 500 mPa wird in einer Atmosphäre aus Argon
und einem Kohlenwasserstoffgas wie z.B. C
2H
6, C
2H
2 oder C
2H
4 Chrom zerstäubt. Die Zerstäubung der Chromtargets erfolgt über eine Gleichstrom-Leistungseinspeisung
von ca. 1500W. Diese geringe Leistung ist erforderlich, um die Temperatur der zu beschichtenden
Teile unterhalb von 200°C zu halten. Zur Erzielung glatter und harter Schichten wird
zusätzlich an die zu beschichtenden Teile eine Gleichspannung oder Hochfrequenzspannung
(13,56 MHz) von ca.(-100V) angegelegt. Diese Potentialdifferenz des Substrathalters
zu den umgebenden Wänden führt zum Beschuß der Substrate bzw. der Chromatome mit Argon-
und Kohlenwasserstoffionen, so daß eine Verdichtung des Schichtmaterials auftritt.
Auf der Facette und in einer Breite von größenordnungsmäßig 1 mm auf den benachbarten
Seitenflächen wird dadurch eine Auflageschicht erzeugt, deren Dicke zwischen 1 und
10 µm, vorzugsweise zwischen 2 und 4 µm, liegt und die mikroskopisch glatt der Oberflächenform
des Substrats folgt. Unter einer geringeren Anpressung am Formzylinder, als sie üblicherweise
angewendet wird, ergeben sich damit ausgezeichnete Druckergebnisse und eine ungewohnlich
lange Standzeit.
[0011] Im zweiten Anwendungsbeispiel für die plasma-unterstützte CVD-Abscheidung werden
in dieser Kammer die folgenden Verfahrensparameter erzeugt: An den Substrathalter
wird eine DC-oder HF-Leistung von ca. 1000W und eine entsprechende Spannung ca. 110V
angelegt. Bei einem Entladungsdruck von ca. 400 mPa und einem Gasverhältnis von Argon
/ Kohlenwasserstoff (C
2H
2) von etwa 1 brennt ein Plasma, das zur Abscheidung harter DLC-Schichten führt. Die
Targets selbst sind bei diesem Prozeß abgeschaltet, so daß eine reine plasma-unterstützte
CVD-Abscheidung vorliegt. Zur Unterstützung des Plasmas kann auch eine geringe Leistungseinspeisung
(ca. 300W) über die Chromtargets erfolgen.
[0012] Außer DLC kommen auch andere Hartstoffe wie Chromnitrid, Titannitrid, Titancarbonitrid,
Titanaluminiumnitrid, Chromcarbid, Titanhafniumnitrid, Titanborid oder Titanborcarbid
und dergleichen sowie Mischungen solcher Stoffe untereinander oder mit dritten Stoffen,
Metallen, in Frage. Die Schicht sollte so ausgewählt werden, daß sie in Verbindung
mit der Unterlage oder einer gegebenenfalls zwischen der Unterlage und der Beschichtung
vorgesehenen Trennschicht nicht korrosionsanfällig ist.
1. Verfahren zum Ausrüsten einer Druckrakel mit einer Hartstoffauflage, dadurch gekennzeichnet,
daß der Hartstoff im PVD- oder PA-CVD-Verfahren aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur des Rakelkörpers
unterhalb von etwa 250°C verbleibt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Facettenbereich
der Rakel zuvor einem elektrochemischen Materialabtragprozeß unterworfen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Hartstoff
in glatter Schicht aufgetragen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Hartstoff
in welliger oder matter Schicht aufgetragen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Hartstoff
zu einem wesentlichen Teil von DLC gebildet ist.
7. Druckrakel mit einem gehärteten und unterhalb 300°C angelassenen Stahlkörper und einer
Hartstoffbeschichtung, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens die Facette und/oder
eine der Facette benachbarte Seitenfläche mit einer im PVD- oder PA-CVD-Verfahren
aufgebrachten Hartstoffschicht versehen ist.
8. Druckrakel mit einem größtenteils aus einem Polymerstoff bestehenden Körper, dadurch
gekennzeichnet, daß mindestens die Facette und/oder eine der Facette benachbarte Seitenfläche
mit einer im PVD-Verfahren aufgebrachten Hartstoffschicht versehen ist.
9. Druckrakel nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ihre unter der Hartstoffbeschichtung
liegende Oberfläche aus einem elektrochemischen Abtragprozeß hervorgegangen ist.