[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Neigevorrichtung zum gleisbogenabhängigen Erzeugen
einer Wagenkastenneigung bei Schienenfahrzeugen, mit einer Koppelungseinrichtung,
mit der der Wagenkasten mit einem Fahrgestell beweglich derart verbunden ist, daß
der Wagenkasten aus einer im wesentlichen aufrechten Ruhestellung in eine gegenüber
dem Fahrgestell geneigte Stellung überführbar ist, und mit einer einen Antrieb und
eine Übertragungseinrichtung aufweisenden Verstelleinrichtung, mit der der Wagenkasten
zum Überführen von seiner Ruhestellung in seine geneigte Stellung gegenüber dem Fahrgestell
bewegbar ist.
[0002] Derartige Neigevorrichtungen sind aus dem Stand der Technik bekannt. Sie werden in
sogenannten "Neigezügen" verwendet. Es handelt sich dabei um eine spezielle Gestaltung
von Personenwagen, deren konstruktiver Aufbau es erlaubt, den Wagenkasten gegenüber
einem Fahrgestell um seine Längsachse zu drehen bzw. zu "neigen". Durch dieses Neigen
soll die bei Kurvenfahrt auf die Fahrgäste einwirkende Querbeschleunigung weitgehend
kompensiert werden. Neben einer spürbaren Komfortverbesserung für die Reisenden wird
dadurch aber vor allem die Möglichkeit geschaffen, Gleisbögen sehr viel schneller
durchfahren zu können als dies sonst mit normalen Zügen aufgrund der EBO (Eisenbahn-Bau-und-Betriebsordnung)
zulässig wäre, wodurch sich besonders bei kurvenreichen Strecken ein erheblicher Gewinn
an Reisezeit erzielen läßt.
[0003] Bei solchen Neigevorrichtungen wird unterschieden zwischen aktiven und passiven Systemen.
Bei passiven Systemen erfolgt das Neigen des Wagenkastens nur aufgrund der am Wagenkasten
angreifenden Fliehkräfte. Der erzielbare Neigewinkel solcher Systeme ist allerdings
sehr begrenzt und beträgt je nach Ausführungsform maximal 1,2 bis 3,5 Grad. Aktive
Systeme bedienen sich einer Verstelleinrichtung, mit der die Neigung zwischen Wagenkasten
und Fahrgestell über einen Regelkreis in Abhängigkeit des Gleisbogens und/oder der
Geschwindigkeit gesteuert wird. Diese Systeme sind im allgemeinen für einen maximalen
Neigungswinkel von ca. 8 Grad ausgelegt. Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf
eine solche aktive Neigevorrichtung.
[0004] Bei bekannten Systemen besteht die Verstelleinrichtung entweder aus einem hydraulischen
Servozylinder oder einem elektromechanischen Linearantrieb. Der elektromechanische
Linearantrieb wird zum Beispiel als Kombination von Elektromotor und Planetenrollspindel
ausgeführt. Die Verstelleinrichtung ist zwischen Wagenkasten und Fahrgestell angeordnet.
[0005] Von den im praktischen Einsatz befindlichen Neigezügen ist bekannt, daß an jedem
der beiden Drehgestelle eines Wagens eine Aktuatorkraft in der Größenordnung von 8
bis 10 Tonnen installiert ist. Solch hohe Werte werden gebraucht, wenn der Wagenkasten
in seiner maximalen Auslenkungslage von 8 Grad gehalten werden soll, weil bei hohen
Neigewinkeln der Wagenkastenschwerpunkt über einen relativ großen Hebelarm im Sinn
eines Rückstell-Drehmoments wirksam wird. Diese hohen Kräfte sind gewünscht, damit
der Wagenkasten bei einem eventuellen Ausfall der Neigevorrichtung sicher und selbständig
in seine ungeneigte Ausgangslage zurückkehrt.
[0006] Die Auslegung des Linearantriebes richtet sich dabei nach den größten beim maximalen
Neigewinkel auftretenden Kräften. Zusätzlich besteht z. B. bei den bekannten elektromechanischen
Stellantrieben auch Proportionalität zwischen der Stellkraft und dem am Motor hierfür
erforderlichen Drehmoment. Bei Verwendung eines solchen Antriebs bedeutet das, daß
zur Erzeugung der erforderlichen Kraft ein Strom im Servomotor benötigt wird, dessen
Stärke ebenfalls proportional zur Größe des Neigungswinkels ist. Da bekanntermaßen
die Verlustleistung in einem Motor mit dem Quadrat des Motorstroms ansteigt, resultiert
daraus eine besonders hohe Verlustleistung, wenn sich die Wagenkastenneigung im Bereich
großer Auslenkungswinkel bewegt.
[0007] Die Konsequenz daraus ist, daß sowohl der E-Motor als auch die ihn mit Strom versorgende
Leistungselektronik für hohe Dauerströme und damit für eine hohe Dauerleistung ausgelegt
werden müssen, was sich naturgemäß in den Beschaffungskosten der Anlage niederschlägt.
[0008] Darüber hinaus wirkt sich die Dimensionierung des Antriebes auch auf den benötigten
Einbauraum aus. Bei größeren Antriebsmotoren, muß dieser Einbauraum entsprechend groß
gestaltet werden.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Stellantrieb für die gleisbogenabhängige
Wagenkastensteuerung zu schaffen, welcher die vorstehend beschriebenen Nachteile bezüglich
der hohen Verlustleistung bei Fahrten mit großen Neigungswinkeln nicht aufweist und
zusätzlich kompakter gestaltet und kostengünstiger hergestellt werden kann.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Übertragungseinrichtung
ein Getriebe mit einer variablen Übersetzung aufweist, wobei die Übersetzung des Getriebes
beim Überführen des Wagenkastens von seiner Ruhestellung in seine geneigte Stellung
mit zunehmendem Neigungswinkel des Wagenkastens gegenüber dem Fahrgestell wächst.
[0011] Diese Lösung ist einfach und hat den Vorteil, daß bei zunehmenden Neigungskräften
eine entsprechend größere Übersetzung vorgesehen wird, so daß bereits ein deutlich
kleiner dimensionierter Antrieb ausreicht, um auch große Kräfte aufnehmen zu können.
Entsprechend ist die Übersetzung bei geringen Neigungswinkeln geringer und wächst
mit zunehmenden Neigungswinkeln an. Eine kleine Übersetzung bei kleinen Neigewinkein
ist wünschenswert, weil dadurch die Getriebeverluste geringer sind und damit die kleinen
Rückstellkräfte den Wagenkasten sicher in die ungeneigte Ausgangslage zurückstellen
können. Da nun bei vergleichbaren Kräften aufgrund des Neigungswinkels ein bezüglich
der erforderlichen Dauerleistung kleiner dimensionierter Antrieb ausreicht, wirkt
sich dies sowohl auf den Antrieb selbst aus, als auch auf die Leistungselektronik
und die Leitungen. Dadurch läßt sich die Neigungsvorrichtung wesentlich kostengünstiger
gestalten. Auch beansprucht ein kleiner dimensionierter Antrieb weniger Einbauraum.
[0012] In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann das Getriebe einen Kurbeltrieb
mit einer Kurbelwelle aufweisen, die mit einem gegenüber der Kurbelwelle radial zur
Kurbelwelle versetzten Kurbelzapfen versehen ist, an dem eine Zug- und/oder Schubstange
schwenkbar angebracht ist. Mit einem solchen Getriebe läßt sich auf einfache Weise
ein großes Übersetzungsverhältnis bei stufenlosem Ändern der Übersetzung realisieren.
Insbesondere bei beinahe gestrecktem Kurbeltrieb läßt sich eine nahezu beliebig große
Übersetzung verwirklichen.
[0013] Der Vorteil, der sich durch eine hohe Getriebeübersetzung bei großen Neigungswinkeln
ergibt, wirkt sich insbesondere bei elektromotorischen Antrieben beim Halten großer
Stellkräfte aus. Bei elektromotorischen Stellantrieben wird die Verlustleistung im
wesentlichen vom übertragenen Drehmoment des Motors beeinflußt und nicht wie bei hydraulischen
Linearstellantrieben von der Verstellgeschwindigkeit. Andererseits haben Elektromotoren
gegenüber hydraulischen oder pneumatischen Drehantrieben auch den Vorteil eines geringeren
Wartungsaufwandes, einer höheren Verfügbarkeit, geringerer Lebensdauerkosten, einfacherer
Montierbarkeit, meistens auch geringeren Leistungsverbrauches und hoher Umweltfreundlichkeit.
[0014] Zudem kann das Getriebe ein Reduktionsgetriebe zwischen Kurbeltrieb und Motor aufweisen.
Dadurch lassen sich mit noch kleineren Elektromotoren die gewünschten Zug- und/oder
Schubkräfte zum Überführen des Wagenkastens von seiner Ruhestellung in seine geneigte
Stellung aufbringen.
[0015] Von Vorteil kann es dabei sein, wenn der Motor über eine Gelenkwelle mit dem Reduktionsgetriebe
und/oder dem Kurbeltrieb verbunden ist. Dadurch kann der Elektromotor in einer entsprechend
günstigeren Einbaulage vorgesehen werden, so daß sich die Neigevorrichtung kompakter
gestalten läßt.
[0016] Alternativ ist es auch denkbar, daß der Motor über einen Riemen- oder Kettenantrieb
mit dem Reduktionsgetriebe und/oder dem Kurbeltrieb verbunden ist. Auch dann läßt
sich die Neigevorrichtung besonders kompakt gestalten, indem der Motor in einem möglicherweise
günstigeren Einbauraum vom Reduktionsgetriebe beabstandet vorgesehen werden kann.
[0017] In einer vorteilhaften Weiterbildung kann in der Ruhestellung des Wagenkastens eine
Linie durch das Zentrum der Kurbelwelle und des Kurbelzapfens mit einer Linie durch
das Zentrum des Kurbelzapfens und einer vom Kurbelzapfen beabstandeten Lagerstelle
der Zug- und/oder Schubstange im wesentlichen einen rechten Winkel einschließen. Dadurch
ergibt sich ein besonders günstiger Kraftverlauf beim anfänglichen Auslenken des Wagenkastens
aus seiner Ruhestellung.
[0018] Besonders große Neigekräfte lassen sich aufbringen, wenn beim maximalem Neigungswinkel
der Kurbeltrieb beinahe gestreckt ist.
[0019] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Neigevorrichtung, wenn sich der
Wagenkasten in der Ruhestellung befindet;
- Fig. 2
- die Neigevorrichtung aus Fig. 1 in einer geneigten Stellung des Wagenkastens;
- Fig. 3
- die Ansicht aus Fig. 2, wobei die Neigung in entgegengesetzter Richtung wie bei der
Darstellung in Fig. 2 erfolgt ist;
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung der Verstelleinrichtung;
- Fig. 5
- die Verstelleinrichtung aus Fig. 4 in einer Draufsicht;
- Fig. 6
- eine alternative Ausführungsform der Verstelleinrichtung in einer Ansicht wie in Fig.
5;
- Fig. 7
- eine alternative Ausführungsform der Verstelleinrichtung in einer Darstellung wie
in Fig. 5;
- Fig. 8a
- ein Diagramm, welches den Verlauf des Motordrehmomentes über den Neigungswinkel darstellt;
- Fig. 8b
- ein Diagramm, das die Übersetzung über den Kurbeldrehwinkel darstellt;
- Fig. 9
- eine Darstellung einer Neigevorrichtung aus dem Stand der Technik;
- Fig. 10
- eine Darstellung einer Neigevorrichtung aus dem Stand der Technik;
- Fig. 11
- eine weitere Darstellung der Neigevorrichtung aus dem Stand der Technik.
[0021] Fig. 9 zeigt einen Querschnitt durch einen Personenwagen 1, bzw. ein Schienenfahrzeug,
mit einem Wagenkasten 2 und einem Fahrgestell 3. Das Fahrgestell 3 weist Schienenräder
4 auf, die jeweils über eine Achse 5 miteinander verbunden sind und in Achslagern
6 des Fahrgestells 3 drehbar gelagert sind. Die Schienenräder 4 laufen auf schematisch
dargestellten Schienen 7, die an einem Untergrund 8 befestigt sind.
[0022] Der Wagenkasten 2 weist einen Innenraum 9 auf, in dem Sitze 10 angeordnet sind. Schematisch
ist eine Person 11 dargestellt, die auf einem der Sitze 10 Platz nimmt.
[0023] Der Wagenkasten 2 verfügt weiterhin über eine Sekundärfederung 12, deren Federelemente
schematisch dargestellt sind. Die Federung 12 ist dabei zwischen dem Wagenkasten 2
selbst und einem Trägerelement 13 angeordnet, welches dem Wagenkasten 2 zuzurechnen
ist. Anstelle der Federung 12 kann das Trägerelement 13 direkt starr mit dem Wagenkasten
2 verbunden sein, bzw. Teil des Wagenkastens 2 sein.
[0024] Zwischen dem Wagenkasten 2 und dem Fahrgestell 3 ist eine Neigevorrichtung 14 vorgesehen.
Diese Neigevorrichtung weist eine Koppelungseinrichtung 15 auf, die im wesentlichen
aus einem Viergelenk-Getriebe besteht. Das Viergelenk-Getriebe wird gebildet durch
Gelenkstangen 16 und 17, die jeweils Enden 18 und 19, bzw. 20 und 21 aufweisen. Diese
Enden bilden Lagerstellen. Die Enden 18 bis 21 sind jeweils drehbar in Lagerblöcken
22 bis 25 gelagert, wobei die Lagerblöcke 22 und 23 am Wagenkasten 2 und die Lagerblöcke
24 und 25 jeweils am Fahrgestell 3 fest angebracht sind.
[0025] Die Lagerblöcke 22 bis 25 sind derart angeordnet, daß die Enden 18 und 20 der Gelenkstangen
16 und 17 jeweils weiter auseinanderliegen, als die Enden 19 und 21 der Gelenkstangen
16 und 17. Auch sind die Lagerblöcke 22 und 23 des Wagenkastens unterhalb der Lagerblöcke
24 und 25 des Fahrgestells angeordnet. Dadurch entsteht ein Viergelenk-Getriebe, mit
dem der Wagenkasten 2 gegenüber dem Fahrgestell 3 verschwenkbar ist.
[0026] Der Schwerpunkt S des Wagenkastens 2 liegt unterhalb dem Drehpol P des Vergelenk-Getriebes.
Dadurch stabilisiert sich der Wagenkasten 2 selbständig in einer Ruhestellung, in
welcher er im wesentlichen aufrecht auf dem Fahrgestell 3 angeordnet ist. In der Darstellung
in Fig. 9 ist der Wagenkasten 2 um einen Neigungswinkel α gegenüber dem Fahrgestell
3 geneigt, bzw. befindet sich in seiner geneigten Stellung. Der maximale Neigungswinkel
α beträgt bei der vorliegenden Ausführungsform ca. 8°.
[0027] Zwischen Fahrgestell 3 und Wagenkasten 2 ist eine Verstelleinrichtung 26, bzw. können
mehrere Verstelleinrichtung 26 vorgesehen sein. Diese Verstelleinrichtung 26 stützt
sich jeweils am Wagenkasten 2 und am Fahrgestell 3 ab.
[0028] Bei dem in Fig. 9 dargestellten Stand der Technik besteht diese Verstelleinrichtung
aus hydraulischen Zylindern 27 und 28. Durch entsprechendes Verlängern und Verkürzen
der Hydraulikzylinder kann der Wagenkasten 2 gegenüber dem Fahrgestell 3 geneigt werden.
[0029] In Fig. 10 ist eine zweite Ausführungsform aus dem Stand der Technik dargestellt,
bei welcher ebenfalls Hydraulikzylinder 27 und 28 als Verstelleinrichtung 26 vorgesehen
sind. Im Gegensatz zur ersten Ausführungsform aus dem Stand der Technik ist die Sekundärfederung
12 am Fahrgestell 3 angeordnet, wobei sich das Trägerelement 13 diesmal an den Achslagern
6 abstützt.
[0030] In einer dritten Ausführungsform (Fig. 11) aus dem Stand der Technik werden anstelle
der Hydraulikzylinder elektrische Linearstellantriebe 29 und 30 verwendet. Durch Verlängern
und Verkürzen der Stellantriebe 29 und 30 kann entsprechend das Verstellen, bzw. das
Neigen des Wagenkastens 2 gegenüber dem Fahrgestell erfolgen.
[0031] Bei der erfindungsgemäßen Lösung, deren Funktionsweise insbesondere gut in den Fig.
1 bis 3 erkennbar ist, sind die Federung 12 aus Gründen der Übersicht nicht dargestellt.
Bei der erfindungsgemäßen Ausführungsform ist anstelle der Hydraulikzylinder 27 und
28, bzw. der Linearstellantriebe 29 und 30 ein Elektromotor 31 vorgesehen, der über
ein Reduktionsgetriebe 32 mit einer Kurbelwelle 33 versehen ist. Die Kurbelwelle 33
weist einen Kurbelzapfen 34 auf, auf dem eine Zug- und/oder Schubstange 35 drehbar
gelagert ist. Dadurch wird ein Getriebe mit einer stufenlos änderbaren Übersetzung
gebildet.
[0032] Der Elektromotor 31 mit dem Reduktionsgetriebe 32 ist am Fahrgestell 3 befestigt.
Die Zug- und/oder Schubstange 35 ist mit ihrem anderen Ende drehbar am Wagenkasten
2 gelagert.
[0033] In Fig. 5 ist die Verstelleinrichtung 26 in einer Draufsicht dargestellt, wobei die
Kurbelwelle einerseits am Reduktionsgetriebe 32 und andererseits in einen Lagerbock
39 drehbar gelagert ist, wobei der Lagerbock 39 in den Fig. 1 bis 3 aus Gründen der
Übersicht nicht näher dargestellt ist. In alternativen Ausführungsformen kann der
Elektromotor 31 mit dem Reduktionsgetriebe 32 entweder über eine Gelenkwelle 37 oder
einen Riemenantrieb 38 verbunden sein, wie dies in den Fig. 6 und 7 dargestellt ist.
[0034] Die Zug- und/oder Schubstange 35 ist über einen Lagerbock 36 und einem Wellenzapfen
40 gelenkig mit dem Wagenkasten 2 verbunden.
[0035] Der Wagenkasten 2 ist in den Fig. 1 bis 3 nur schematisch dargestellt, wobei stellvertretend
für den Wagenkasten 2 ein Trägerelement 13 dargestellt ist, auf welches der Wagenkasten
2 aufgesetzt wird, bzw. welches Teil des Wagenkastens 2 sein kann.
[0036] In der Ruhestellung ist die Verstelleinrichtung 26 derart eingestellt, daß eine Linie
durch die Mitte der Kurbelwelle 33 und des Kurbelzapfens 34 im wesentlichen senkrecht
auf einer Linie durch den Kurbelzapfen 34 und den Wellenzapfen 40 steht. Im Zustand
der maximalen Auslenkung, bzw. Neigung des Wagenkastens 2 gegenüber dem Fahrgestell
3 ist die Verstelleinrichtung 26, bzw. der Kurbeltrieb im wesentlichen gestreckt,
wie dies in Fig. 3 und in Fig. 2 dargestellt ist. Die Steuerung der Verstelleinrichtung
26 erfolgt bei der Erfindung durch ein Steuergerät 41, durch welches die Drehrichtung
des Elektromotors 31 steuerbar ist, je nach Richtung der gewünschten Auslenkung. Die
maximale Auslenkung beträgt ca. 8 Grad, wie dies in Fig. 2 durch den Winkel α dargestellt
ist.
[0037] Nachfolgend wird die Wirkungs- und Funktionsweise der Erfindung näher erläutert:
[0038] In der Ruhestellung des Wagenkastens 2 gegenüber dem Fahrgestell 3, ist der Wagenkasten
2 im wesentlichen aufrecht auf dem Fahrgestell 3 angeordnet. Der Wagenkasten 2 befindet
sich bei Geradeausfahrt in der Ruhestellung. Fährt nun der Personenwagen 1 um eine
Kurve, so kann der Wagenkasten 2 gegenüber dem Fahrgestell 3 je nach Fahrgeschwindigkeit
und Kurvenradius zur Kurveninnenseite um einen entsprechenden Winkel α stufenlos geneigt
werden. Eine solche Neigung ist z.B. für die Wagenkästen in Fig. 9 bis 11 dargestellt.
Um die Neigung zu erzeugen, wird über das Steuergerät 41 der Elektromotor 31 angeschaltet,
wodurch ein Drehen der nicht dargestellten Motorwelle durch das Reduktionsgetriebe
32 auf die Kurbelwelle 33 übertragen wird, welche sich aus der in Fig. 1 dargestellten
Ruhestellung in einen Zustand dreht, wie er in den Fig. 2 oder 3 dargestellt ist,
je nach gewünschter Neigungsrichtung. Ein Drehen der Kurbelwelle 33 bewirkt, daß die
Zug- und/oder Schubstange 35 eine Kraft auf das Trägerelement 13, bzw. den Wagenkasten
2 ausübt, so daß dieser gegenüber dem Fahrgestell 3 um den gewünschten Winkel α geneigt
wird.
[0039] Beim anfänglichen Auslenken benötigt der Elektromotor 31 zunächst ein relativ geringes
Drehmoment, welches mit fortschreitendem Drehen der Kurbelwelle 33 stetig ansteigt
bis zu einem Maximalwert, um sich anschließend wieder zu verringern. Nahe der maximalen
Auslenkung des Wagenkastens 2 gegenüber dem Fahrgestell 3 wird das Motordrehmoment
trotz steigender Auslenkkräfte wieder kleiner aufgrund der kinematischen Anordnung
von Kurbelwelle 33 und der Zug- und/oder Schubstange 35. Der Drehmomentverlauf ist
in Fig. 8a, das Übersetzungsverhältnis von Motordrehwinkel zu Wagenkastenneigung in
Abhängigkeit vom Kurbelwinkel in Fig. 8b schematisch dargestellt. Das Motordrehmoment
bzw. das Übersetzungsverhältnis ist dabei normiert dargestellt, da es sich je nach
Größe des Wagenkastens 2 und anderer konstruktiver Faktoren ändert. Von Bedeutung
ist lediglich der Verlauf des Motordrehmomentes, bei dem bei maximaler Auslenkung
ein sehr geringes Motordrehmoment benötigt wird. Dadurch unterscheidet sich die Erfindung
erheblich von herkömmlichen Lösungen, bei denen der Motor des Linearantriebs bei maximalem
Neigungswinkel maximales Drehmoment aufbringen muß.
[0040] Durch die neuartige Gestaltung der Neigevorrichtung ist es nunmehr möglich, Neigesysteme
für ein vorgegebenes Lastkollektiv mit Elektromotoren geringerer Dauerleistung auszuführen.
Die erfindungsgemäße Neigevorrichtung ist kostengünstiger herzustellen und kann platzsparender
gestaltet werden. Auch ist es möglich, den Elektromotor 31 gegenüber dem Reduktionsgetriebe
oder der Kurbelwelle 33 zu versetzen, indem man eine Gelenkwelle 37 oder z.B. einen
Riemenantrieb 38 vorsieht. Dadurch läßt sich die Neigevorrichtung an die jeweils vorgegebene
Einbausituation im Fahrgestell 3 anpassen.
1. Neigevorrichtung zum gleisbogenabhängigen Erzeugen einer Wagenkastenneigung bei Schienenfahrzeugen
(1), mit einer Koppelungseinrichtung (15), mit der der Wagenkasten (2) mit einem Fahrgestell
(3) beweglich derart verbunden ist, daß der Wagenkasten aus einer im wesentlichen
aufrechten Ruhestellung in eine gegenüber dem Fahrgestell geneigte Stellung überführbar
ist, und mit einer einen Antrieb (31) und eine Übertragungseinrichtung (33,34,35)
aufweisenden Verstelleinrichtung, mit der der Wagenkasten zum Überführen von seiner
Ruhestellung in seine geneigte Stellung gegenüber dem Fahrgestell bewegbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Übertragungseinrichtung ein Getriebe (33,34,35) mit einer variablen Übersetzung
aufweist, wobei die Übersetzung des Getriebes beim Überführen des Wagenkastens von
seiner Ruhestellung in seine geneigte Stellung mit zunehmenden Neigungswinkel des
Wagenkastens gegenüber dem Fahrgestell wächst.
2. Neigevorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Getriebe einen Kurbeltrieb (33,34,35) mit einer Kurbelwelle (33) aufweist,
die mit einem gegenüber der Kurbelwelle radial zur Kurbelwelle versetzten Kurbelzapfen
(34) versehen ist, an dem eine Zug- und/oder Schubstange (35) schwenkbar angebracht
ist.
3. Neigevorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Antrieb ein Elektromotor (31) ist.
4. Neigevorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Elektromotor (31) mit dem Fahrgestell (3) und die Zug- und/oder Schubstange
(35) mit dem Wagenkasten (2) verbunden ist.
5. Neigevorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Elektromotor mit dem Wagenkasten (2) und die Zug- und/oder Schubstange mit
dem Fahrgestell (3) verbunden ist.
6. Neigevorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Getriebe ein Reduktionsgetriebe (32) zwischen Kurbeltrieb und Motor aufweist.
7. Neigevorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Motor über eine Gelenkwelle (37) mit dem Reduktionsgetriebe und/oder dem
Kurbeltrieb verbunden ist.
8. Neigevorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Motor über einen Riemen- oder Kettenantrieb (38) mit dem Reduktionsgetriebe
und/oder dem Kurbeltrieb verbunden ist.
9. Neigevorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in der Ruhestellung des Wagenkastens eine Linie durch das Zentrum der Kurbelwelle
und des Kurbelzapfens mit einer Linie durch das Zentrum des Kurbelzapfens und einer
vom Kurbelzapfen beabstandeten Lagerstelle der Zug- und/oder Schubstange im wesentlichen
einen rechten Winkel einschließen.
10. Neigevorrichtung nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß beim maximalen Neigungswinkel der Kurbeltrieb im wesentlichen gestreckt ist.