[0001] Die Erfindung betrifft eine Aluminium-Gusslegierung, insbesondere eine Aluminium-Druckgusslegierung.
[0002] Die Druckgusstechnik hat sich heute soweit entwickelt, dass es möglich ist, Gussstükke
mit hohen Qualitätsansprüchen herzustellen. Die Qualität eines Druckgussstückes hängt
aber nicht nur von der Maschineneinstellung und dem gewählten Verfahren ab, sondern
in hohem Masse auch von der chemischen Zusammensetzung und der Gefügestruktur der
verwendeten Gusslegierung. Diese beiden letztgenannten Parameter beeinflussen bekanntermassen
die Giessbarkeit, das Speisungsverhalten (G. Schindelbauer, J. Czikel ''Formfüllungsvermögen
und Volumendefizit gebräuchlicher Aluminiumdruckgusslegierungen'' Giessereiforschung
42, 1990, S. 88/89), die mechanischen Eigenschaften und -- im Druckguss ganz besonders
wichtig -- die Lebensdauer der Giesswerkzeuge (L.A. Norström, B. Klarenfjord, M. Svenson
"General Aspects on Wash-out Mechanism in Aluminium Diecasting Dies'', 17. International
NADCA Diecastingcongress 1993, Cleveland OH).
[0003] In der Vergangenheit wurde der Entwicklung von speziell für den Druckguss anspruchsvoller
Gussstücke geeigneten Legierungen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die meisten Anstrengungen
wurden auf die Weiterentwicklung der Verfahrenstechnik des Druckgussprozesses verwendet.
Gerade von Konstrukteuren der Automobilindustrie wird aber immer mehr gefordert, schweissbare
Bauteile mit hoher Duktilität im Druckguss zu realisieren, da bei hohen Stückzahlen
der Druckguss die kostengünstigste Produktionsmethode darstellt.
[0004] Durch die Weiterentwicklung der Druckgusstechnik ist es heute möglich, schweissbare
und wärmebehandelbare Gussstücke von hoher Qualität herzustellen. Dies hat den Anwendungsbereich
für Druckgussteile auf sicherheitsrelevante Komponenten erweitert. Für derartige Komponenten
werden heute üblicherweise AlSiMg-Legierungen eingesetzt, da diese eine gute Giessbarkeit
bei geringem Formenverschleiss aufweisen. Damit die geforderten mechanischen Eigenschaften,
insbesondere eine hohe Bruchdehnung, erreicht werden können, müssen die Gussteile
einer Wärmebehandlung unterzogen werden. Diese Wärmebehandlung ist zur Einformung
der Gussphasen und damit zur Erzielung eines zähen Bruchverhaltens notwendig. Eine
Wärme behandlung bedeutet in der Regel eine Lösungsglühung bei Temperaturen knapp
unterhalb der Solidustemperatur mit nachfolgendem Abschrecken in Wasser oder einem
anderen Medium auf Temperaturen <100°C. Der so behandelte Werkstoff weist nun eine
geringe Dehngrenze und Zugfestigkeit auf. Um diese Eigenschaften auf den gewünschten
Wert zu heben, wird anschliessend eine Wannauslagerung durchgeführt. Diese kann auch
prozessbedingt erfolgen, z.B. durch eine thermische Beaufschlagung beim Lackieren
oder durch das Entspannungsglühen einer ganzen Bauteilgruppe.
[0005] Da Druckgussstücke endabmessungsnah gegossen werden, haben sie meist eine komplizierte
Geometrie mit dünnen Wandstärken. Während des Lösungsglühens und besonders beim Abschreckprozess
muss mit Verzug gerechnet werden, der eine Nacharbeit z.B. durch Richten der Gussstücke
oder im schlimmsten Fall Ausschuss nach sich ziehen kann. Die Lösungsglühung verursacht
zudem zusätzliche Kosten und die Wirtschaftlichkeit dieser Produktionsmethode könnte
wesentlich erhöht werden, wenn Legierungen zur Verfügung stehen würden, die die geforderten
Eigenschaffen ohne eine Wärmebehandlung erfüllen.
[0006] Es sind auch AlMg-Legierungen bekannt, die sich durch eine hohe Duktilität auszeichnen.
Eine derartige Legierung ist beispielsweise in der US-A-5 573 606 offenbart. Diese
Legierungen haben aber den Nachteil eines hohen Formenverschleisses und bringen Probleme
beim Ausformen, was die Produktivität erheblich verringert.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Druckgusslegierung
mit hoher Bruchdehnung bei noch akzeptabler Dehngrenze zu schaffen, die eine gute
Giessbarkeit aufweist und in der Form möglichst wenig klebt. Die folgenden Minimalwerte
müssen im Gusszustand erreicht werden:
Dehnung (A5): 14% Dehngrenze (Rp 0.2): 100 MPa
[0008] Die Legierung soll zudem gut schweissbar sein, einen hohen Korrosionswiderstand aufweisen
und insbesondere keine Anfälligkeit für Spannungsrisskorrosion zeigen.
[0009] Zur erfindungsgemässen Lösung führt, dass die Legierung aus
- 2,0 bis 3,3 Gew.-%
- Magnesium
- 0,15 bis 0,35 Gew.-%
- Silizium
- 0,20 bis 1,0 Gew.-%
- Mangan
- max. 0,20 Gew.-%
- Eisen
- max. 0,05 Gew.-%
- Kupfer
- max. 0,05 Gew.-%
- Chrom
- max. 0,10 Gew.-%
- Zink
- max. 0,003 Gew.-%
- Beryllium
- max. 0,20 Gew.-%
- Titan
- max. 0,80 Gew.-%
- Cer
sowie Aluminium als Rest mit weiteren Verunreinigungen einzeln max. 0,02 Gew.-%,
insgesamt max. 0,2 Gew.-%, besteht. Der zur Herstellung der Legierung verwendete Reinheitsgrad
des Aluminiums entspricht einem Hütten-Aluminium der Qualität Al 99.8 H.
[0010] Diese Legierung weist im Gusszustand eine gut eingeformte α-Phase auf. Das Eutektikum,
überwiegend bestehend aus Mg
2Si- und Al
6Mn-Phasen, ist sehr fein ausgebildet und führt daher zu einem hochduktilen Bruchverhalten.
Durch den Anteil an Mangan wird das Kleben in der Form vermieden und eine gute Entformbarkeit
gewährleistet. Der Magnesiumgehalt in Verbindung mit Mangan gibt dem Gussstück eine
hohe Gestaltsfestigkeit, so dass auch beim Entformen mit sehr geringem bis gar keinem
Verzug zu rechnen ist.
[0011] Aufgrund der bereits eingeformten α-Phase lässt sich diese Legierung auch für das
Thixocasting bzw. Thixoschmieden einsetzen. Die α-Phase formt sich beim Wiederaufschmelzen
sofort ein, so dass hervorragende thixotrope Eigenschaften vorliegen. Bei den üblichen
Aufheizgeschwindigkeiten wird eine Korngrösse von <100µm erzeugt.
[0012] Zur Erzielung einer hohen Duktilität ist von wesentlicher Bedeutung, dass der Eisengehalt
in der Legierung möglichst tief gehalten wird. Überraschenderweise hat sich gezeigt,
dass die erfindungsgemässe Legierungszusammensetzung trotz geringem Eisengehalt nicht
zum Kleben in der Form neigt. Entgegen der allgemeinen Ansicht, dass mit hohen Eisengehalten
ein Kleben in der Form in jedem Fall verhindert werden kann, hat sich beim erfindungsgemäss
vorgeschlagenen Legierungstyp herausgestellt, dass bei Erhöhung des Eisengehalts auf
mehr als 0,4 Gew.-% bereits wieder eine Zunahme der Klebeneigung beobachtet wird.
[0013] Für die einzelnen Legierungselemente werden die folgenden Gehaltsbereiche bevorzugt:
- Magnesium
- 2,4 bis 3,0 Gew.-%, insbesondere 2,4 bis 2,8 Gew.-%
- Silizum
- 0,20 bis 0,30 Gew.-%
- Mangan
- 0,30 bis 0,90 Gew.-%, insbesondere 0,40 bis 0,80 Gew.-%
- Eisen
- max. 0,15 Gew.-%
[0014] Die Klebeneigung des Gussstücks in der Form kann weiter drastisch vermindert und
das Ausformverhalten wesentlich verbessert werden, wenn Mangan teilweise durch Cer
ersetzt wird. Bevorzugt enthält die Legierung daher 0,05 bis 0,80 Gew.-%, insbesondere
0,10 bis 0,50 Gew.% Cer. Eine optimale Wirkung wird dann erreicht, wenn die Summe
der Gehalte an Cer und Mangan in der Legierung mindestens 0,80 Gew.-% beträgt und
die Legierung mindestens 0,4 Gew.-% Mangan enthält.
[0015] Eine besondere Ausgestaltung der erfindungsgemässen Aluminium-Gusslegierung wird
darin gesehen, dass die Legierung bereits im Rheogefügezustand vorliegt und sich damit
besonders für das Thixocasting bzw. Thixoschmieden eignet.
[0016] Obwohl die erfindungsgemässe Aluminium-Gusslegierung insbesondere zur Verarbeitung
im Druckguss vorgesehen ist, kann sie selbstverständlich auch mit anderen Verfahren
vergossen werden, z.B.
Sandguss
Schwerkraftkokillenguss
Niederdruckguss
Thixocasting/Thixoschmieden
Squeeze casting
[0017] Die grössten Vorteile ergeben sich jedoch bei Giessverfahren, die mit hohen Abkühlungsgeschwindigkeiten
ablaufen, wie beispielsweise beim Druckgiessverfahren.
[0018] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der erfindungsgemässen Aluminium-Gusslegierung
sowie deren hervorragende Eigenschaften ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele.
Beispiele
[0019] Aus vier verschiedenen Legierungen wurde auf einer Druckguss-Maschine mit 400 t Schliesskraft
jeweils ein Topf mit einer Wanddicke von 3 mm und den Abmessungen 120 x 120 x 60 mm
gegossen. Aus den Seitenteilen wurden Probestäbe für Zugversuche herausgearbeitet
und an diesen die mechanischen Eigenschaften im Gusszustand gemessen. Die Ergebnisse
sind in der nachstehenden Tabelle zusammengefasst. Hierbei bedeuten Rp0.2 die Dehngrenze,
Rm die Zugfestigkeit und A5 die Bruchdehnung. Bei den angegebenen Messwerten handelt
es sich um Mittelwerte aus 10 Einzelmessungen. Die Legierungen wurden auf der Basis
Hütten-Aluminium der Qualität Al 99.8H erschmolzen.
[0020] Die Versuche zeigen, dass mit der erfindungsgemässen Aluminium-Gusslegierung die
bezüglich der Dehngrenze und der Bruchdehnung geforderten Minimalwerte im Gusszustand
erreicht werden.
[0021] Die Legierung ist gut schweissbar, zeigt ein ausgezeichnetes Giessverhalten, eine
praktisch vernachlässigbare Klebeneigung und lässt sich gut ausformen.
|
Legierung 1 |
Legierung 2 |
Legierung 3 |
Legierung 4 |
Si [Gew.-%] |
0.25 |
0.25 |
0.25 |
0.23 |
Fe [Gew.-%] |
0.10 |
0.09 |
0.07 |
0.10 |
Mn [Gew.-%] |
0.80 |
0.50 |
0.77 |
0.78 |
Mg [Gew.-%] |
2.40 |
2.30 |
2.34 |
2.35 |
Ce [Gew.-%] |
0.40 |
0.40 |
0.20 |
-- |
|
|
|
|
|
Rp0.2[N/mm2] |
107 |
100 |
120 |
129 |
Rm [N/mm2] |
219 |
192 |
205 |
218 |
A5 [%] |
20.9 |
16.5 |
16.3 |
20.0 |
1. Aluminium-Gusslegierung, insbesondere Aluminium-Druckgusslegierung, dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung aus
2,0 bis 3,3 Gew.-% Magnesium
0,15 bis 0,35 Gew.-% Silizium
0,20 bis 1,0 Gew.-% Mangan
max. 0,20 Gew.-% Eisen
max. 0,05 Gew.-% Kupfer
max. 0,05 Gew.-% Chrom
max. 0,10 Gew.-% Zink
max. 0,003 Gew.-% Beryllium
max. 0,20 Gew.-% Titan
max. 0,80 Gew.-% Cer
sowie Aluminium als Rest mit weiteren Verunreinigungen einzeln max. 0.02 Gew.-%,
insgesamt max. 0,2 Gew.-%, besteht.
2. Aluminium-Gusslegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung
2,4 bis 3,0 Gew.-%, insbesondere 2,4 bis 2,8 Gew.-% Magnesium enthält.
3. Aluminium-Gusslegierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung
0,20 bis 0,30 Gew.-% Silizium enthält.
4. Aluminium-Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung 0,30 bis 0,90 Gew.-%, insbesondere 0,40 bis 0,80 Gew.-% Mangan
enthält.
5. Aluminium-Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung max. 0,15 Gew.-% Eisen enthält.
6. Aluminium-Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung 0,05 bis 0,80 Gew.-%, insbesondere 0,10 bis 0,50 Gew.-% Cer enthält.
7. Aluminium-Gusslegierung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Summe der
Gehalte an Cer und Mangan in der Legierung min. 0,80 Gew.-% beträgt und die Legierung
min. 0,40 Gew.-% Mangan enthält.
8. Aluminium-Gusslegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
dass die Legierung als Druckgusslegierung im Gusszustand eine Dehngrenze (Rp0.2) von
min. 100 MPa und eine Bruchdehnung (A5) von min. 14% aufweist.
9. Verwendung einer Aluminium-Legierung bestehend aus
2,0 bis 3,3 Gew.-% Magnesium
0,15 bis 0,35 Gew.-% Silizium
0,20 bis 1,0 Gew.-% Mangan
max. 0,20 Gew.-% Eisen
max. 0,05 Gew.-% Kupfer
max. 0,05 Gew.-% Chrom
max. 0,10 Gew.-% Zink
max. 0,003 Gew.-% Beryllium
max. 0,20 Gew.-% Titan
max. 0,80 Gew.-% Cer
sowie Aluminium als Rest mit weiteren Verunreinigungen einzeln max. 0.02 Gew.-%,
insgesamt max. 0,2 Gew.-%, wobei die Legierung bereits im Rheozustand vorliegt, für
das Thixocasting oder das Thixoschmieden.