Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der thermischen Abfallbehandlung. Sie betrifft
ein Verfahren zur Verbrennung von Müll in einem Verbrennungsofen und zur Ausbereitung
der Schlacke aus dieser Müllverbrennung.
Stand der Technik
[0002] Zur Verbrennung von Hausmüll wird heute üblicherweise das Rostfeuerungsverfahren
eingesetzt. Dabei wird der Müll mechanisch über eine horizontale oder geneigte Ebene
bewegt und gleichzeitig mit Verbrennungsluft, die von unten durch den Rost ins Müllbett
eintritt, durchströmt. Der unbrennbare Anteil des Abfalls wird als Rostasche bzw.
Schlacke aus der Verbrennungsanlage ausgetragen. Während das Rostfeuerungsverfahren
für Müll mit einem Heizwert von über 6500 kJ/kg hervorragend angewendet werden kann,
ist es zur Verbrennung von Müll mit tieferen Heizwerten nicht geeignet, weil in diesem
Falle zur Trocknung des Mülls eine hohe Verbrennungsluftvorwärmung erforderlich ist,
was nachteilig zu hohen Festigkeits- und Korrosionsproblemen des Rostbelages führt.
[0003] Aus EP 0 372 039 B1 ist ein Verfahren zur Aufbereitung der Schlacke von Abfallverbrennungsanlagen
bekannt, bei dem die Schlacke trocken aus dem Verbrennungsofen ausgetragen wird, einer
Grobreinigung (Entfernen unverbrannten Grobgutes und magnetischer Teile) unterzogen
wird, und anschliessend die grob gereinigte Schlacke in mindestens zwei Fraktionen
getrennt wird und einer Fraktion alle Partikel, die kleiner als 2 mm sind zugewiesen
wird. Diesem Verfahren liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die Feinfraktion den grössten
Teil der ursprünglich in der Schlacke enthaltenen Schadstoffe enthält. Die Feinfraktion
wird einer Sonderbehandlung zugeführt, während die Grobfraktion z. B. als Baustoff
geeignet ist.
[0004] Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens ist in ER 0 722 777 A1 offenbart. Dort wird
ein Verfahren zur Aufbereitung von Schlacke aus Müllverbrennungsanlagen beansprucht,
bei welchem die Rohschlacke nach Passieren des Feuerungsrostes direkt und ohne vorheriges
Abschrecken in einem Wasserbad in mindestens zwei Fraktionen getrennt wird, und diese
beiden Fraktionen getrennt weiterbehandelt werden, wobei die Grobfraktion einem Nassentschlacker
zugeführt wird. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass die erste Fraktion
mit einer Partikelgrösse kleiner 80 mm, vorzugsweise kleiner 32 mm, in einer ersten
Siebstufe abgetrennt wird, dass der Siebüberlauf der Nassentschlackung zugeführt wird,
dass der Siebdurchfall und gegebenenfalls der Rostdurchfall des Feuerungsrostes einer
zweiten Siebstufe zugeführt wird zwecks Abtrennung des Feinanteils 0...2 mm, dass
der Siebüberlauf der zweiten Stufe gegebenenfalls nach Aussortieren von metallischen
und Inertstoffen mechanisch zerkleinert wird, und der Siebdurchfall der zweiten Stufe
einer Sonderbehandlung , z. B. einem Schmelzofen zugeführt wird. Bei diesem beispielsweise
in einem Lichtbogenofen durchgeführten Schmelzprozess werden ein glasartiges, gut
zu deponierendes Produkt und ein Metallkonzentrat erzeugt (s. F.-G. Simon und K.-H.
Andersson: InRec-Verfahren - Verwertung von Reststoffen aus der thermischen Abfallbehandlung,
ABB Technik 9/1995, S. 15-20). Dieses Aufbereitungsverfahren wurde in der Praxis bisher
für die Schlacke aus Rostverbrennungsöfen eingesetzt und hat sich dort bewährt.
[0005] Nachteilig sind die hohen Kosten, die sich aus der Verwendung des Lichtbogenofens
ergeben.
[0006] Neben dem Rostverbrennungsverfahren für Müll ist es auch bekannt, Müll (vorwiegend
Sondermüll) in einem Drehrohrofen zu verbrennen. Drehrohröfen bestehen im wesentlichen
aus einem in Förderrichtung geneigten Zylinder, der innen mit feuerfestem Material
ausgemauert ist oder einen gekühlten Hohlmantel aufweist. Der Müll, der von unterschiedlicher
Konsistenz und Beschaffenheit sein kann, wird dabei beim Gleichstromverfahren am oberen
Drehrohrende zusammen mit der Verbrennungsluft dem Drehrohr zugeführt und anschliessend
im Drehrohr verbrannt. Nachteilig an diesem Verfahren ist, dass die Verbrennungsluft
das Müllbett nicht durchströmen kann und dadurch ein schlechter Schlackeausbrand erzeugt
wird. Dies kann zwar durch Verlängerung der Müllverweilzeit oder durch eine Temperaturerhöhung
im Drehrohr vermieden werden, aber das hat wiederum folgende Nachteile: Die erste
Massnahme führt entweder zu einem grossen Drehrohrofen oder zu kleiner Durchsatzleistung,
und die zweite Massnahme führt zum Schmelzen der Schlacke mit grossem Verschleiss
an Ausmauerungsmaterial und damit zu hohen Behandlungskosten. Aus diesen Gründen wird
in der Praxis meist nur Sondermüll im Drehrohrofen verbrannt, der wegen seiner unterschiedlichen
Konsistenz wiederum im Rostofen nicht behandelt werden kann.
[0007] Für heizwertarme Abfälle mit besonders hohem Wassergehalt ist die Anwendung des Gegenstromprinzips
im Drehrohrofen vorteilhaft, d. h. der Abfall-Schlacke-Weg verläuft in entgegengesetzter
Richtung zum Verbrennungsluft-Rauchgas-Weg. Dabei werden die Brüden der Trocknungszone
direkt in die Brennkammer abgeleitet, ohne dass sie den übrigen Feuerraum des Drehrohrofens
belasten. Dadurch erfolgt das Durchzünden der Abfälle früher, es reicht eine kürzere
Trommel für den vollständigen Ausbrand aus. (K. J. Thomé-Kozmiensky: Thermische Abfallbehandlung.
EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, 2. Auflage, 1994, S. 240).
[0008] Ein weiterer Nachteil des Einsatzes von Drehrohröfen für die Müllverbrennung besteht
darin, dass dort eine schlechte Durchmischung von Schlacke und Luft erfolgt. Drehrohröfen
werden mit einem hohen Luftüberschuss von 2,0 bis 3,0 betrieben (K. J. Thomé-Kozmiensky:
Thermische Abfallbehandlung. EF-Verlag für Energie- und Umwelttechnik GmbH, 2. Auflage,
1994, S. 239), was zu hohen NOx-Werten führt, die aus Gründen des Umweltschutzes aber
möglichst niedrig sein sollten.
Darstellung der Erfindung
[0009] Die Erfindung versucht, alle diese Nachteile zu vermeiden. Ihr liegt die Aufgabe
zugrunde, ein effektives und kostengünstiges Verfahren zur Verbrennung von Müll in
einem Verbrennungsofen und zur Aufbereitung der Schlacke aus dieser Müllverbrennung
zu schaffen, welches mit einer robusten und einfachen Technik zu realisieren ist,
welches auch für Müll mit niedrigem Heizwert einsetzbar ist und bei dem nur geringe
NOx-Emissionen entstehen. Ausserdem soll eine von Schadstoffen abgereicherte Schlacke
entstehen, die so aufbereitet werden soll, dass die Reststoffe in weiteren Prozessen
verwertet werden können.
[0010] Erfindungsgemäss wird dies bei einem Verfahren zur Verbrennung von Müll in einem
Verbrennungsofen und zur Aufbereitung der Schlacke aus dieser Müllverbrennung, bei
welchem die Schlacke trocken aus dem Verbrennungsofen ausgetragen und direkt in mindestens
zwei Fraktionen getrennt wird, wobei die erste Fraktion mit einer Partikelgrösse bis
etwa 32 mm in einer ersten Siebstufe abgetrennt wird und der Siebdurchfall einer zweiten
Klassierstufe zugeführt wird zwecks Abtrennung des Feinanteils 0...2 mm, und der Feinanteil
einer Sonderbehandlung zugeführt wird, dadurch erreicht, dass der Müll in einem Drehrohrofen
verbrannt wird, und dass der Feinanteil 0..2 mm aus der Schlackenaufbereitung auf
der Lufteintrittsseite in den Drehrohrofen zurückgeführt und dort verbrannt wird.
Der Feinanteil kann dabei vorzugsweise mittels eines Brenners, aber auch mittels Wirbelschichtverfahrens
verbrannt werden.
[0011] Die Vorteile der Erfindung bestehen darin, dass der bei der Verbrennung im Drehrohrofen
typische niedrige Ascheausbrand erhöht wird und die Schlacke in einem von Schadstoffen
abgereicherten Zustand anfällt. Die mechanische Komplexität des verwendeten Drehrohrofens
für die Müllverbrennung ist im Vergleich zu den bisher bevorzugt eingesetzten Verbrennungsrosten
niedrig. Durch diese einfache Technik lässt sich das Verfahren auch problemlos in
Entwicklungs- und Schwellenländern einsetzen.
[0012] Es ist besonders zweckmässig, wenn der Drehrohrofen mit einer Luftzahl kleiner 1,
also unterstöchiometrisch, betrieben wird. Das hat den Vorteil, dass bei der Verbrennung
nur geringe Stickoxide entstehen. Gleichzeitig stellt sich eine niedrige Rauchgasgeschwindigkeit
im Drehrohr ein, wodurch verhindert wird, dass Staub und unverbrannte Leichtteilchen
vom Gasstrom mitgerissen werden. Dies führt auch dazu, dass die Rauchgasmenge am Kesselende
niedrig gehalten werden kann und somit nur kleinere Rauchgasreinigungsanlagen notwendig
sind.
[0013] Weiterhin ist es von Vorteil, wenn der Siebdurchfall der ersten Siebstufe einem Windsichter
zugeführt wird und dort in eine kohlenstoffreiche Leichtfraktion (= Feinanteil) und
eine inerte Schwerfraktion getrennt wird. Die kohlenstoffreiche Leichtfraktion enthält
dabei alle Partikel < 2 mm. Sie wird in den Drehrohrofen zurückgeführt und in einem
Brenner verbrannt, was zu einer Temperaturerhöhung am kalten Lufteintrittsende des
Drehrohrofens führt.
[0014] Ferner ist es vorteilhaft, wenn der Drehrohrofen bei Verbrennung von Müll mit einem
Heizwert < 7 MJ/kg im Gegenstromprinzip betrieben wird. Wenn die Verbrennungsluft
am entgegengesetzten Ende zur Müllaufgabe in den Drehrohrofen eingeführt wird, dann
führt das dazu, dass die heissen Rauchgase, die ihre Wärme über Konvektion und Strahlung
sehr effizient an die Drehrohrausmauerung und den Müll abgeben, sehr gut zur Trocknung
des nassen Mülls verwendet werden können und somit eine gute Verbrennung möglich ist.
[0015] Das erfindungsgemässe Verfahren ist aber auch ausgezeichnet zur Verbrennung von Müll
mit einem hohen Heizwert (grösser 7 MJ/kg) geeignet. In diesem Falle wird der Drehrohrofen
im Gleichstromprinzip betrieben.
[0016] Schliesslich wird mit Vorteil bei der Verbrennung von Müll mit niedrigem Heizwert
am luftseitigen Ende des Drehrohres zusätzlicher Brennstoff eingedüst, so dass die
Verbrennungsbedingungen weiter verbessert werden. Gleiches gilt, wenn die Verbrennungsluft
im vorgewärmten Zustand in den Drehrohrofen eingebracht wird. Zweckmässig ist dabei
eine Vorwärmung der Luft durch die heissen Rauchgase, die beispielsweise in einem
Strahlungskühler gekühlt werden oder die vorgängige Verwendung der Verbrennungsluft
als Kühlluft zur Kühlung des Drehrohraussenmantels.
[0017] Weiterhin ist es zweckmässig, wenn der Müll vor Eintritt in das Drehrohr durch mechanisches
Pressen vorverdichtet wird.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0018] In der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt.
[0019] Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Prinzipschema des erfindungsgemässen Verfahrens in einer ersten Ausführungsvariante
(Drehrohrofen im Gegenstromprinzip);
- Fig. 2
- ein Detail von Fig. 1 (Schlackenaufbereitung);
- Fig. 3
- ein Prinzipschema des erfindungsgemässen Verfahrens in einer zweiten Ausführungsvariante
(Drehrohrofen im Gegenstromprinzip).
[0020] Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Die Strömungsrichtung der Medien ist mit Pfeilen bezeichnet.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0021] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der Fig. 1 bis
3 näher erläutert.
[0022] Fig. 1 zeigt ein Prinzipschema des erfindungsgemässen Verfahrens in einer ersten
Ausführungsvariante. Es soll Müll 1 mit einem niedrigen Heizwert (4,5 MJ/kg) verbrannt
werden. Der Müll 1 besteht in diesem Ausführungsbeispiel aus 28,5 % brennbarem Material,
46,9 % Wasser und 24,6 % Asche. Eine derartige Müllzusammensetzung ist beispielsweise
typisch für asiatische Länder und Entwicklungsländer.
[0023] Der Müll 1 wird über eine nicht dargestellte Beschickungsvorrichtung einem Drehrohrofen
2 zugeführt. Wahlweise kann der Müll 1 in einer Presse 3 vor Eintritt in den Drehrohrofen
mechanisch vorverdichtet werden, wobei die Presse 3 vorteilhaft in die Beschickungsvorrichtung
integriert sein kann.
[0024] Der Drehrohrofen 2 hat in diesem ersten Ausführungsbeispiel eine Länge von 25 m und
einen Durchmesser von 5 m. Er wird im Gegenstromprinzip betrieben, d. h. am oberen
Ende des in Förderrichtung des Mülls 1 geneigten Drehrohres wird der Müll 1 aufgegeben
und am unteren Ende des Drehrohres wird die Verbrennungsluft (Primärluft 4) über ein
Gebläse 5 zugeführt. Der Abfall-Schlacke-Weg verläuft somit in entgegengesetzter Richtung
zum Verbrennungsluft-Rauchgas-Weg. An das obere Ende des Drehrohrofens 2 schliesst
sich eine Nachbrennkammer 6 an. In die Nachbrennkammer 6 wird mittels eines Gebläses
7 die Sekundärluft 8 zugeführt. Während im Drehrohrofen 2 eine maximale Temperatur
von 1000 °C herrscht, beträgt die Temperatur am Ende der Nachbrennkammer 6 ca. 850
°C. Der Drehrohrofen 2 wird unterstöchiometrisch betrieben, also mit einer Luftzahl
< 1. Die Menge der zugeführten Primärluft 4 beträgt 39 000 Nm
3/h, die Rauchgasmenge am oberen Drehrohrende beträgt 63 400 Nm
3/h, und die Rauchgasmenge am Austritt der Nachbrennkammer 6 beträgt 98 000 Nm
3/h.
[0025] Der Müll 1 wird kontinuierlich in den Drehrohrofen 2 beschickt und durch den Ofen
2 transportiert. Dabei wird er auf eine Temperatur von > 500 °C aufgeheizt und die
brennbaren Bestandteile werden verbrannt. Am unteren Ende des Drehrohrofens 2 wird
die Schlacke (Asche) 9 trocken, d.h. ohne Abschrecken in einem Wasserbad, ausgetragen
und einem trockenen oder halbtrockenen Sortier- und Klassierprozess unterzogen, wie
diese beispielsweise in EP 0 722 777 A1, EP 0 691 160 A1 oder EP 0372 039 B1 beschrieben
sind. Auf diese Schriften wird sich hier ausdrücklich bezogen, so dass die Rückgewinnungsverfahren
von Wertstoffen aus Müllverbrennungsschlacke hier nicht im Detail beschrieben werden.
Mit 10 sind allgemein die verschiedenen Sortier-, Klassier- und Zerkleinerungseinrichtungen
bezeichnet, mit denen einerseits Schrotteisen 11, Nichteisenmetalle (vor allem Cu,
Al) 12 und inerte Schlacke 13 gewonnen werden, die in der Wirtschaft weiter verwertet
werden können, und andererseits der Feinanteil 0...2 mm (kohlenstoffreiche Leichtfraktion)
14 gewonnen wird, der auf der Lufteintrittsseite in den Drehrohrofen 2 zurückgeführt
wird. Die kohlenstoffreiche Leichtfraktion 14 kann entweder direkt über einen Brenner
am Drehrohrende verbrannt werden oder sie kann wahlweise vor ihrer Rückführung in
den Drehrohrofen 2 in einem weiteren Zwischenschritt mit Kohlenstoff 15 angereichert
werden. Ausserdem ist es möglich, direkt am unteren Drehrohrofenende zusätzlichen
Brennstoff 16 zuzuführen, um die Verbrennung zu verbessern. Eine Verbesserung wird
auch erreicht, wenn vorgewärmte Verbrennungsluft verwendet wird, wobei die Vorwärmung
der Verbrennungsluft beispielsweise in einem Strahlungskühler durch das heisse Rauchgas
erfolgen kann oder die Luft zunächst zur Kühlung des Drehrohraussenmantels verwendet
und danach als Verbrennungsluft eingesetzt wird.
[0026] Fig. 2 verdeutlicht nochmals für das erste Ausführungsbeispiel die Schlackenaufbereitung
im Detail. Die den Drehrohrofen 2 verlassende Schlacke 9 wird in einer ersten Siebstufe
17 auf einem Rollenrost gesiebt, wobei der Siebdurchfall < 32 mm einer zweiten Klassierstufe
18, in diesem Falle einem Zick-Zack-Windsichter zugeführt wird. Im Zick-Zack-Windsichter
wird der Siebdurchfall der ersten Siebstufe 17 in eine kohlenstoffreiche Leichtfraktion
(Feinfraktion 14) und eine inerte Schwerfraktion 19 aufgetrennt. Die Leichtfraktion
14 kann nun zusätzlich mit Kohlenstoff 15 angereichert werden oder direkt zum Drehrohrofen
zurückgeführt werden. Selbstverständlich kann je nach Bedarf auch nur ein Teil der
Leichtfraktion 14 in den Ofen 2 zurückgeführt werden. Der Siebüberlauf > 32 mm wird
mit der inerten Schwerfraktion 19 aus dem Zick-Zack-Windsichter zusammengeführt und
mittels Eisen- bzw. Nichteisen-Metallabscheider 20 von seinen metallischen Anteilen
getrennt. Der Siebüberlauf > 32 mm wird nach Entschrottung und Zerkleinerung in den
Drehrohrofen 2 zurückgeführt. Das Problem sind unverbrannte Grobteile, wie z. B. Bücher
und Melonen. Sie können entweder von Hand aussortiert und rückgeführt werden, oder
es wird die gesamte Grobfraktion nach Zerkleinerung in den Ofen rückgeführt.
[0027] Die erfindungsgemässe Kombination der Müllverbrennung im Drehrohrofen mit der Rückführung
und Verbrennung zumindestens eines Teils der Feinfraktion 14 der Schlacke 9 führt
zur Beseitigung des gravierenden Nachteils der Drehrohröfen (niedriger Ascheausbrand).
Ausserdem werden durch die unterstöchiometrische Verbrennung im Drehrohr in Verbindung
mit der Nachverbrennung bei niedrigen Temperaturen die NOx-Emissionen im Vergleich
zur Rostverbrennung reduziert. Die robuste und einfache Technik der Drehrohröfen stellt
ausserdem einen grossen Vorteil bei Anwendung des erfindungsgemässen Verfahrens in
Entwicklungs- und Schwellenländern dar.
[0028] Fig. 3 zeigt ein Prinzipschema des erfindungsgemässen Verfahrens in einer zweiten
Ausführungsvariante. Hier soll Müll 1 mit einem hohen Heizwert (> 7 MJ/kg) verbrannt
werden, wie er beispielsweise in europäischen Ländern anfällt. Das Verfahren gemäss
Fig. 3 unterscheidet sich von der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsvariante nur
dadurch, dass der Drehrohrofen 2 im Gleichstromprinzip betrieben wird, d. h. am oberen
Ende des in Förderrichtung des Mülls 1 geneigten Drehrohres werden sowohl der Müll
1 als auch die Verbrennungsluft (Primärluft 4), die zuvor in einem Verdichter 5 verdichtet
wurde, zugeführt. Der Abfall-Schlacke-Weg verläuft somit in gleicher Richtung zum
Verbrennungsluft-Rauchgas-Weg. Erfindungsgemäss wird hier ein Teil oder der gesamte
Feinanteil der Schlacke, die zuvor trocken aus dem Drehrohrofen 2 ausgetragen wurde
und einer trockenen Sortierung/Klassierung unterzogen wurde, in das obere Ende des
Drehrohrofens rückgeführt. Auch hier kommt es zu den bereits oben beschrieben Vorteilen.
[0029] Weitere Effektivitätsverbesserungen des erfindungsgemässen Verfahren sind möglich,
wenn beispielsweise die Verbrennungsluft vorgewärmt wird. Das kann z. B. in einem
Strahlungskühler durch die heissen Rauchgase geschehen, oder die Verbrennungsluft
wird vor dem Verbrennungsvorgang zunächst zur Kühlung des Drehrohraussenmantels verwendet
und dabei vorgewärmt.
Bezugszeichenliste
[0030]
- 1
- Müll
- 2
- Drehrohrofen
- 3
- Presse
- 4
- Verbrennungsluft/Primärluft
- 5
- Gebläse für Pos. 4
- 6
- Nachbrennkammer
- 7
- Gebläse für Pos. 8
- 8
- Verbrennungsluft/Sekundärluft
- 9
- Schlacke
- 10
- Sortier-, Klassiker- und Zerkleinerungseinrichtungen
- 11
- Schrotteisen
- 12
- Nichteisenmetalle
- 13
- Inertes Material
- 14
- Feinfraktion/kohlenstoffreiche Leichtfraktion
- 15
- Kohlenstoff
- 16
- Zusatzbrennstoff
- 17
- erste Siebstufe
- 18
- zweite Klassierstufe
- 19
- inerte Schwerfraktion aus Pos. 18
- 20
- Metallabscheider
1. Verfahren zur Verbrennung von Müll (1) in einem Verbrennungsofen und zur Aufbereitung
der Schlacke (9) aus der Müllverbrennung, bei welchem die Schlacke (9) trocken aus
dem Verbrennungsofen ausgetragen und direkt in mindestens zwei Fraktionen getrennt
wird, wobei die erste Fraktion mit einer Partikelgrösse bis etwa 32 mm in einer ersten
Siebstufe (17) abgetrennt wird und der Siebdurchfall einer zweiten Klassierstufe (19)
zugeführt wird zwecks Abtrennung des Feinanteils 0...2 mm (14), und der Feinanteil
(14) einer Sonderbehandlung zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet,
a) dass der Müll (1) in einem Drehrohrofen (2) verbrannt wird,
b) dass zumindestens ein Teil des Feinanteiles 0..2 mm (14) aus der Schlackenaufbereitung
auf der Lufteintrittsseite in den Drehrohrofen (2) zurückgeführt wird und
c) dass besagter Feinanteil (14) dort verbrannt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehrohrofen (2) mit einer
Luftzahl kleiner 1 betrieben wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Siebdurchfall
der ersten Siebstufe (17) einem Windsichter zugeführt wird und dort in eine kohlenstoffreiche
Leichtfraktion (= Feinanteil 14), die in den Drehrohrofen (2) zurückgeführt und verbrannt
wird, und in eine inerte Schwerfraktion (19) getrennt wird, wobei die Leichtfraktion
(14) gegebenenfalls in einem weiteren Verfahrensschritt vor ihrer Rückführung in den
Ofen (2) mit Kohlenstoff (15) angereichert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehrohrofen
(2) bei Verbrennung von Müll (1) mit einem Heizwert < 7 MJ/kg im Gegenstromprinzip
betrieben wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehrohrofen
(2) bei Verbrennung von Müll (1) mit einem Heizwert > 7 MJ/kg im Gleichstromprinzip
betrieben wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass am luftseitigen Drehrohrende
(2) Brennstoff (16) eingedüst wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennungsluft
(4, 8) vorgewärmt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennungsluft (4, 8)
zur Kühlung des Drehrohraussenmantels verwendet und dabei vorgewärmt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Verbrennungsluft (4, 8)
in einem Strahlungskühler durch das heisse Rauchgas vorgewärmt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Müll (1) vor Eintritt
in das Drehrohr (2) durch mechanisches Pressen vorverdichtet wird.