[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung und ein Verfahren zur Ventilsteuerung einer
umsteuerbaren Dieselbrennkraftmaschine gemäss dem Oberbegriff des jeweiligen unabhängigen
Patentanspruchs.
[0002] Bei umsteuerbaren Dieselbrennkraftmaschinen, insbesondere Grossdieselmotoren wie
sie beispielsweise im Schiffsbau eingesetzt werden, erfolgt die Steuerung der Brennstoffeinspritzung
und der Ventile der Zylinder, (Auslass- und/oder Einlassventile), mittels einer Steuerwelle,
auf welcher pro Zylinder ein Brennstoffnocken zur Steuerung der Brennstoffeinspritzung
sowie für jedes Ventil ein Ventilnocken zur Steuerung dieses Ventils vorgesehen ist.
Die Steuerwelle wird dabei von der Kurbelwelle angetrieben und die Brennstoff- bzw.
Ventilnocken betätigen ihnen zugeordnete Aktuatoren, z.B. Einspritzpumpen bzw. Hubgeberpumpen,
welche der Brennstoffeinspritzung bzw. der hydraulischen Ventilbetätigung dienen.
Um für beide Drehrichtungen einer umsteuerbaren Brennkraftmaschine, nämlich Vorwärts-
und Rückwärtslauf, gleiche Bedingungen für die Brennstoffeinspritzung und deren Zusammenspiel
mit der Ventilbetätigung zu schaffen, sind Massnahmen notwendig, weil im allgemeinen
der Winkelversatz zwischen dem Brennstoffnocken und dem Ventilnocken, z. B. für das
Auslassventil, auf der Steuerwelle für die beiden Drehrichtungen der Steuerwelle nicht
gleich ist, sofern beide Nocken unverrückbar auf der Steuerwelle sitzen.
[0003] Sind beispielsweise der Brennstoff- und der Ventilnocken für das Auslassventil so
angeordnet, dass beim Vorwärtslauf der Scheitel des Auslassventilnockens dem des Brennstoffnockens
um einen Kurbelwinkel von 145° nacheilt, so ergibt sich bei einer Umkehr der Drehrichtung
(Rückwärtslauf), dass der Scheitel des Auslassventilnockens dem des Brennstoffnockens
um einen Kurbelwinkel von 215° nacheilt, sodass die Abfolge zwischen Brennstoffeinspritzung
und Auslassventilbetätigung (bezogen auf den Bewegungszyklus des Kolbens im Zylinder)
nicht mehr derjenigen des Vorwärtslaufs entspricht. Dies hat zur Folge, dass das Betriebsverhalten
der Brennkraftmaschine beim Rückwärtslauf stark verschlechtert ist.
[0004] In der DE-A-31 28 332 wird deshalb vorgeschlagen, die Brennstoffnocken für den Umsteuerbetrieb
bezüglich der Steuerwelle zu verdrehen, das heisst die Brennstoffnocken können bezüglich
ihrer Winkelposition auf der Steuerwelle zwischen zwei Positionen umgesteuert werden,
während die Auslassventilnocken für beide Drehrichtungen der Steuerwelle in der gleichen
Winkelposition bezüglich der Steuerwelle verbleiben. Durch diese Massnahme ist gewährleistet,
dass die Steuerzeitpunkte für beide Drehrichtungen optimal sind. Die Umsteuerung der
Brennstoffnocken erfolgt dabei mittels hydraulicher Umsteuervorrichtungen, welche
die Brennstoffnocken bezüglich der Steuerwelle von der Position für den Vorwärtslauf
in die für den Rückwärtslauf verdrehen bzw. umgekehrt.
[0005] Obgleich sich diese Aussgestaltung durchaus als funktionstüchtig bewährt hat, so
bringt sie doch einen relativ grossen Aufwand mit sich. Da die Umsteuervorrichtungen
jeweils nur zwei Brennstoffnocken verdrehen können, müssen pro Zylinderpaar der Brennkraftmaschine
eine solche Umsteuervorrichtung auf der Steuerwelle sowie die jeweils notwendigen
Versorgungsleitungen vorgesehen sein. Zudem vergrössern diese Umsteuervorrichtungen
den Platzbedarf. Zum einen müssen die Brennstoffnocken und zum anderen die Gehäuse,
in denen die Steuerwelle angeordnet sind, z. B. die Brennstoffpumpengehäuse, grösser
ausgestaltet werden.
[0006] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es deshalb eine Aufgabe der Erfindung,
eine einfache Anordnung zur Ventilsteuerung einer umsteuerbaren Dieselbrennkraftmaschine
vorzuschlagen, bei welcher die Steuerwelle bezüglich ihres Umfangs sehr platzsparend
ausgestaltet ist, und die für beide Drehrichtungen der Steuerwelle eine im wesentlichen
gleiche Ventilsteuerung im Bezug auf die Brennstoffeinspritzung ermöglicht. Die Anordnung
soll apparativ und konstruktiv einfach und mit relativ geringem Aufwand realisierbar
sein. Ferner ist es eine Aufgabe der Erfindung ein entsprechendes Verfahren zur Ventilsteuerung
der Aus- und/oder Einlassventile einer umsteuerbaren Dieselbrennkraftmaschine vorzuschlagen.
[0007] Die diese Aufgabe in apparativer und verfahrenstechnischer Hinsicht lösenden Gegenstände
der Erfindung sind durch die Merkmale der jeweiligen unabhängigen Ansprüche gekennzeichnet.
[0008] Erfindungsgemäss steuert also ein Ventilnocken auf der Steuerwelle das Öffnen des
Ventils, während das Schliessen des Ventils durch Mittel gesteuert wird, die von dem
Ventilnocken verschieden sind. Durch diese Massnahme wird pro Drehrichtung nur noch
eine der Flanken des Ventilnockens für die Ventilsteuerung benötigt, weil für die
Steuerung des Schliessens des Ventils andere Mittel vorgesehen sind als insbesondere
die zweite Flanke des Ventilnockens. Somit kann der Ventilnocken so angeordnet und
ausgestaltet werden, dass seine eine Flanke das Öffnen des Ventils beim Vorwärtslauf
optimal und bezüglich der Brennstoffeinspritzung auf den gewünschten Zeitpunkt steuert,
während seine zweite Flanke für diese Funktionen beim Rückwärtslauf verantwortlich
ist.
[0009] Somit ist es für den Umkehrbetrieb nicht mehr notwendig, die Brennstoffnocken oder
die Ventilnocken einzeln umzusteuern. Dies bedeutet einen erheblich geringeren apparativen
und konstruktiven Aufwand, ohne dass für eine der beiden Drehrichtungen Zugeständnisse
an eine optimale zeitliche Abfolge von Brennstoffeinspritzung und Ventilbetätigung
gemacht werden müssen. Da keine Umsteuervorrichtungen für die einzelnen Nocken vonnöten
sind, können die einzelnen Nocken jeweils direkt auf der Steuerwelle befestigt und
somit kleiner ausgestaltet werden. In der Folge können auch die Gehäuse, welche die
zugehörigen Aktuatoren beinhalten, z. B. die Brennstoffpumpengehäuse, kleiner und
kompakter ausgestaltet werden.
[0010] Die erfindungsgemässe Anordnung bzw. das erfindungsgemässe Verfahren eignen sich
insbesondere für Zwei-Takt-Grossdieselmotoren wie sie z. B. im Schiffsbau eingesetzt
werden.
[0011] Weitere vorteilhafte Massnahmen und bevorzugte Ausgestaltungen der erfindungsgemässen
Anordnung bzw. des erfindungsgemässen Verfahrens ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0012] Im folgenden wird die Erfindung sowohl in Bezug auf die apparativen als auch auf
die verfahrenstechnischen Aspekte anhand der Zeichnung und anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert. In der schematischen, nicht massstäblichen Zeichnung, in der gleiche
oder von der Funktion her gleichwertige Teile mit den gleichen Bezugszeichen versehen
sind, zeigen:
- Fig. 1:
- die wesentlichen Teile eines ersten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemässen Anordnung,
teilweise im Schnitt,
- Fig. 2:
- ein Diagramm zur Verdeutlichung der Anordnung der Nocken und der Funktionsweise der
erfindungsgemässen Anordnung bzw. des erfindungsgemässen Verfahrens,
- Fig. 3:
- eine Schnittdarstellung eines Ventilnockens,
- Fig. 4:
- eine Schnittdarstellung einer Variante für den Ventilnocken, und
- Fig. 5:
- eine symbolische Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels der Erfindung.
[0013] Bei der folgenden Beschreibung der Erfindung wird mit beispielhaftem Charakter auf
einen Zwei-Takt-Grossdieselmotor mit Längsspülung, wie er beispielsweise im Schiffsbau
eingesetzt wird, Bezug genommen, wobei das Auslassventil eines Zylinders als Beispiel
für das zu steuernde Ventil dient. Natürlich eignet sich die Erfindung in sinngemäss
gleicher Weise auch zur Ventilsteuerung von Einlassventilen. Da es für das Verständnis
der Erfindung ausreichend ist, beschränken sich die Erläuterungen auf nur einen Zylinder
bzw. das Auslassventil dieses Zylinders. Mit "Brennstoffnocken" und "Ventilnocken"
sind im folgenden diejenigen Nocken gemeint, welche beide diesem Zylinder zugeordnet
sind, d. h. der Brennstoffnocken und der Ventilnocken sind dem gleichen Zylinder zugeordnet.
Es versteht sich, dass bei mehreren Zylindern für jeden Zylinder ein Brennstoffnocken
und ein Ventilnocken in der im folgenden beschriebenen Weise vorgesehen ist.
[0014] Fig. 1 zeigt eine Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemässen
Anordnung zur Ventilsteuerung einer umsteuerbaren - nicht näher dargestellten - Dieselbrennkraftmaschine.
Die Anordnung ist gesamthaft mit dem Bezugszeichen 1 versehen. Sie umfasst eine gesamthaft
umsteuerbare und in zwei Richtungen drehbare Steuerwelle 2, die in an sich bekannter
Weise von der Kurbelwelle der Dieselbrennkraftmaschine angetrieben wird und für beide
Drehrichtungen jeweils synchron mit der Kurbelwelle läuft. Die Steuerwelle 2 ist gesamthaft
bezüglich der Kurbelwelle umsteuerbar, d. h. beim Umschalten vom Vorwärtslauf in den
Rückwärtslauf, bzw. umgekehrt, wird die Steuerwelle 2 gesamthaft um einen Umsteuerwinkel
bezüglich der Kurbelwelle verdreht und läuft dann wieder synchron mit der Kurbelwelle.
Die Phasenlage der Steuerwelle 2 bezüglich der Kurbelwelle ist also für den Vorwärtslauf
eine andere als für den Rückwärtslauf. Das Umsteuern der gesamten Steuerwelle ist
eine an sich bekannte Massnahme, die daher hier nicht näher erläutert wird. Es ist
beispielsweise möglich, innerhalb des Steuerwellenzahnrads einen Umsteuerservomotor
vorzusehen, der in sinngemäss gleicher Weise ausgestaltet ist wie die in der DE-A-31
28 332 beschriebene Umsteuervorrichtung für die Brennstoffnocken. Da im Steuerwellenzahnrad
genügend Platz vorhanden ist, stellt es kein Problem dar, den Umsteuerservomotor so
auszugestalten, dass das von ihm erzeugte Moment zum Umsteuern der gesamten Steuerwelle
2 ausreichend ist.
[0015] Auf der Steuerwelle 2 ist ein Brennstoffnocken 4 zur Steuerung der Brennstoffeinspritzung
in den Brennraum eines nicht dargestellten Zylinders einer Dieselbrennkraftmaschine
und ein Ventilnocken 3 zur Steuerung eines Ventils 5, beispielsweise eines Auslassventils
5, des gleichen Zylinders vorgesehen. Der Brennstoffnocken 4 betätigt in an sich bekannter
Weise z. B. eine nicht dargestellte Brennstoffeinspritzpumpe, die den Brennstoff zur
der Einspritzdüse oder den Einspritzdüsen des Zylinders fördert.
[0016] Der Ventilnocken 3 betätigt über eine Folgerrolle 6 eine Hubgeberpumpe 7, deren Arbeitskolben
71 in einer Buchse 74 geführt ist und einen Arbeitsraum 72 begrenzt. Der Arbeitsraum
72 ist über eine Hydraulikleitung 8 mit dem Auslassventil 5 verbunden, um dieses hydraulisch
zu betätigen. Bei einer Kompressionsbewegung des Arbeitskolbens 71 der Hubgeberpumpe
7 - darstellungsgemäss also einer Aufwärtsbewegung - wird ein Hydraulikmedium in der
Hydraulikleitung 8 unter Druck gesetzt, wodurch das Auslassventil 5 geöffnet wird.
Auf diese Weise steuert der Ventilnocken 3 das Öffnen des Auslassventils 5.
[0017] Erfindungsgemäss sind von dem Ventilnocken 3 verschiedenen Mittel vorgesehen, welche
das Schliessen des Ventils 5 steuern. Bei dem ersten Ausführungsbeispiel umfassen
diese Mittel eine in der Hubgeberpumpe vorgesehene Überströmverbindung 73 zur Druckentlastung
der Hydraulikleitung 8. Die Überströmverbindung führt vom Arbeitsraum 72 der Hubgeberpumpe
7 zu einer Ringnut 75 in der Mantelfläche des Arbeitskolbens 71. In der Buchse 74
ist mindestens eine Bohrung 76 vorgesehen, die in einen Ringkanal 77 mündet, welcher
die äussere Wandung der Buchse 74 in Umfangsrichtung umgibt. Der Ringkanal 77 ist
mit einem Auslasskanal 78 verbunden, durch welchen das Hydraulikmedium, beispielsweise
ein Öl, abströmen kann. Die Ringnut 75 in der Wandung des Arbeitskolbens 71 einerseits
und die Bohrung 76 oder die Bohrungen 76 in der Buchse 74 andererseits sind relativ
zueinander derart angeordnet, dass sie nur dann miteinander verbunden sind, wenn sich
der Arbeitskolben 71 im Bereich seines oberen Totpunkts befindet. Mit oberem Totpunkt
ist dabei derjenige Umkehrpunkt des Arbeitskolbens 71 gemeint, bei dem das Volumen
des Arbeitsraums 72 minimal ist.
[0018] Bei dem ersten Ausführungsbeispiel umfassen die Mittel, die das Schliessen des Ventils
5 steuern, ferner eine Drosseleinrichtung, z. B. ein Drosselventil 9, zu welchem der
Auslasskanal 78 führt. Das Drosselventil 9 dient der Regelung der Druckentlastung
der Hydraulikleitung 8. Von dem Drosselventil 9 erstreckt sich ein Rückführkanal 10,
der in eine Zuführleitung 11 für das Hydraulikmedium mündet. Die Zuführleitung 11
führt von einem nicht dargestellten Vorratsbehälter für das Hydraulikmedium über ein
Rückschlagventil 12 und mündet in die Hydraulikleitung 8 ein.
[0019] Sowohl der Brennstoffnocken 4 als auch der Ventilnocken 3 sind bezüglich der Steuerwelle
2 ortsfest fixiert. Der Ventilnocken 3 ist derart angeordnet und ausgestaltet, dass
das Öffnen des Ventils relativ zur Brennstoffeinspritzung um einen Kurbelwinkel versetzt
erfolgt, der für beide Drehrichtungen der Steuerwelle 2 im wesentlichen gleich ist.
Fig. 3 zeigt in einer Querschnittsdarstellung einen solchen Ventilnocken 3. Die Kontur
des Ventilnockens 3 umfasst eine erste Flanke 31 sowie eine zweite Flanke 32. Zwischen
den beiden Flanken 31,32 weist der Ventilnocken 3 einen mittleren Bereich 34 auf,
in welchem seine Kontur im wesentlichen parallel zum Grundkreis 33 verläuft. Aufgrund
dieses mittleren Bereichs weist die Kontur des Ventilnockens 3 zwei effektive Scheitelpunkte
S1 und S2 auf, von denen je einer im Übergangsbereich zwischen der ersten Flanke 31
und dem mittleren Bereich 34 und im Übergangsbereich zwischen dem mittleren Bereich
34 und der zweiten Flanke 32 liegt. Mit "effektivem Scheitelpunkt" ist dabei derjenige
Punkt der Kontur des Ventilnockens 3 gemeint, auf dem die Folgerrolle 6 (Fig. 1) aufliegt,
wenn der Öffnungsvorgang des Ventils 5 gerade abgeschlossen ist, d. h. wenn das Ventil
5 gerade ganz geöffnet ist. Befindet sich die Folgerrolle 6 an einem der effektiven
Scheitelpunkte, so ist der Arbeitskolben 71 der Hubgeberpumpe 7 in etwa in seinem
oberen Totpunkt.
[0020] Der Ventilnocken 3 ist derart ausgestaltet, dass die beiden effektiven Scheitelpunkte
S1,S2 so angeordnet sind, dass - unabhängig von der Drehrichtung - jeweils der in
Drehrichtung erste Scheitelpunkt S1 oder S2 relativ zum Scheitelpunkt des Brennstoffnockens
4 um den gleichen Winkel versetzt ist. Dies bedeutet z. B., dass die beiden effektiven
Scheitelpunkte S1 und S2 relativ zueinander um einen Winkel versetzt sind, der im
wesentlichen gleich dem Umsteuerwinkel ist, oder mit anderen Worten, dass die Länge
des mittleren Bereichs 34 im wesentlichen dem Umsteuerwinkel entspricht.
[0021] Die Funktionsweise der Anordnung 1 bzw. des erfindungsgemässen Verfahrens wird im
folgenden anhand des Diagramms in Fig. 2 erläutert. Dabei wird mit beispielhaftem
Charakter davon ausgegangen, dass die Einspritzung des Brennstoffs spätestens bei
einem Kurbelwinkel KW von 35° abgeschlosen sein soll, d. h. bei einem Kurbelwinkel
KW von 35° hat der Aktuator der Brennstoffpumpe seinen oberen Totpunkt erreicht. Die
Öffnung des Auslassventils 5 soll bei einem Kurbelwinkel KW von 180° erfolgen. Der
allgemein üblichen Nomenklatur folgend bezieht sich der Kurbelwinkel KW auf die Stellung
des Kolbens im Zylinder der Brennkraftmaschine. Konventionsgemäss ist der Kurbelwinkel
KW = 0°, wenn sich der Kolben in seinem oberen Totpunkt befindet und KW = 180°, wenn
sich der Kolben in seinem unteren Totpunkt befindet.
[0022] Das Diagramm in Fig. 2 verdeutlicht die Anordnung der Nocken 3,4 auf der Steuerwelle
2 in einer linearisierten Darstellung. Auf der Achse V sind die Kurbelwinkel KW für
Vorwärtslauf eingetragen, auf der Achse R diejenigen für Rückwärtslauf. Der Scheitel
des Brennstoffnockens 4 liegt für beide Richtungen bei KW = 35°. Der Umsteuerwinkel,
um den die Steuerwelle beim Wechsel der Drehrichtung umgesteuert wird, ist im wesentlichen
gleich dem doppelten Winkelabstand des Scheitels des Brennstoffnockens 4 vom oberen
Totpunkt des Kolbens (KW = 0°), also in dem konkreten Beispiel 70° (wobei zusätzlich
noch eine Reserve vorgesehen sein kann).
[0023] Der erste effektive Scheitelpunkt S1 des Ventilnockens 3 liegt beim Vorwärtslauf
bei KW = 180°, sodass er zum Scheitelpunkt des Brennstoffnockens 4 einen Winkelabstand
d1 von 145° KW hat. Der mittlere Bereich 34 des Ventilnockens hat eine Länge d2, die
70° KW, also dem Umsteuerwinkel entspricht. Folglich liegt der zweite effektive Scheitelpunkt
S2 für den Vorwärtslauf bei KW = 250°. Sein Winkelabstand d3 zum Brennstoffnocken
4 in Vorwärtslaufrichtung (Achse V) gesehen beträgt somit ebenfalls 145°.
[0024] Im Vorwärtslaufbetrieb erfolgt nun zunächst die Brennstoffeinspritzung, die durch
den Brennstoffnocken 4 gesteuert wird, dessen Scheitelpunkt bei KW = 35° liegt. Beim
weiteren Drehen der Steuerwelle 2 läuft die Folgerrolle 6 (Fig. 1) auf die erste Flanke
31 des Ventilnockens 3 auf, wodurch der Arbeitskolben 71 der Hubgeberpumpe 7 darstellungsgemäss
(Fig. 1) nach oben bewegt wird. Mit zunehmender Hubbewegung des Arbeitskolbens 71
steigt der Druck in der Hydraulikleitung 8 und das Öffnen des Ventils 5 beginnt. Wenn
die Folgerrolle 6 am ersten Scheitelpunkt S1 angelangt ist (KW = 180°), ist das Auslassventil
5 ganz geöffnet und der Arbeitskolben 71 der Hubgeberpumpe 7 befindet sich im Bereich
seines oberen Totpunkts. Dadurch öffnet sich die Verbindung zwischen der Ringnut 75
und der Bohrung 76, sodass das Hydraulikmedium aus dem Arbeitsraum 72 durch die Überströmverbindung
73, die Ringnut 75, die Bohrung 76, den Ringkanal 77 und den Auslasskanal 78 abströmen
kann. Folglich fällt der Druck in der Hydraulikleitung 8 ab (Druckentlastung), wodurch
das Ventil 5 geschlossen wird. Durch Regeln oder Einstellen des Drosselventils 9 lässt
sich dabei der Schliessvorgang bzw. der Schliesszeitpunkt kontrolliert beeinflussen
bzw. steuern. Von dem Drosselventil 9 gelangt das abströmende Hydraulikmedium durch
den Rückführkanal 10 in die Zuführleitung 11. Das Schliessen des Ventils 5 erfolgt
also durch Druckentlastung der Hydraulikleitung 8, wobei während des Schliessens des
Ventils 5 der Arbeitskolben 71 der Hubgeberpumpe 7 durch den Ventilnocken 3 im Bereich
seines oberen Totpunkts gehalten wird, das heisst die Folgerrolle 6 läuft über den
mittleren Bereich 34 des Ventilnockens 3. Nachdem die Folgerrolle 6 über den zweiten
Scheitelpunkt S2 hinweg gerollt ist, bewegt sich der Arbeitskolben 71, z. B. aufgrund
einer nicht dargestellten, an sich bekannten Federbelastung, darstellungsgemäss (Fig.
1) nach unten, wodurch zum einen die Überströmverbindung 73 verschlossen wird und
zum anderen Hydraulikmedium aus der Zuführleitung 11 in die Hydraulikleitung 8 angesaugt
wird, sobald der Druck in der Hydraulikleitung 8 so weit abgefallen ist, dass das
Rückschlagventil 12 öffnet. Beim weiteren Drehen der Steuerwelle 3 erfolgt dann wieder
die Brennstoffeinspritzung gesteuert durch den Brennstoffnocken 4, dessen Scheitel
wieder bei KW = 395°, was KW = 35° entspricht, erreicht wird.
[0025] Für den Rückwärtslauf (Achse R in Fig. 2) wird zunächst die Steuerwelle 2 gesamthaft
um den Umsteuerwinkel, in dem konkreten Beispiel also um 70°, bezüglich der Kurbelwelle
verdreht. Folglich wird der Scheitelpunkt des Brennstoffnockens wiederum bei dem Kurbelwinkel
KW = 35° erreicht. Beim weiteren Drehen der Steuerwelle 2 läuft die Folgerrolle 6
auf die zweite Flanke 32 des Ventilnockens 3 auf, wodurch - analog wie vorne beschrieben
- das Öffnen des Ventils 5 erfolgt. Das Ventil 5 ist vollständig geöffnet, wenn sich
die Folgerrolle 6 auf dem zweiten effektiven Scheitelpunkt S2 des Ventilnockens 3
befindet (KW = 180°). Das Schliessen erfolgt sinngemäss gleich wie beim Vorwärtslauf.
[0026] Folglich dient die erste Flanke 31 des Ventilnockens 3 beim Vorwärtslauf und die
zweite Flanke 32 beim Rückwärtslauf zur Steuerung der Öffnung des Ventils 5 und für
beide Drehrichtungen wird das Schliessen des Ventils 5 durch vom Ventilnocken 3 verschiedenen
Mittel gesteuert, mit denen die Druckentlastung der Hydraulikleitung 8 erfolgt. Da
somit pro Drehrichtung nur eine Flanke 31 oder 32 des Ventilnockens 3 für die Ventilsteuerung
benötigt wird, können die beiden Flanken 31,32 auseinandergezogen werden, sodass der
Winkelabstand d1 bzw. d2 (Kurbelwinkeldifferenz) des in Drehrichtung vorderen effektiven
Scheitelpunkts S1 bzw. S2 zum Scheitelpunkt des Brennstoffnockens 4 unabhängig von
der Drehrichtung der Steuerwelle 2 ist. Damit ist sowohl für den Vorwärts- als auch
für den Rückwärtslauf der Dieselbrennkraftmaschine ein optimales Betriebsverhalten
gewährleistet, insbesondere im Hinblick auf das Zusammenspiel zwischen Brennstoffeinspritzung
und Ventilbetätigung.
[0027] Fig. 4 zeigt in einer Schnittdarstellung eine Variante für die Ausgestaltung des
Ventilnockens 3. Auch bei dieser Variante ist die Kontur des Ventilnockens zwischen
den beiden effektiven Scheitelpunkten S1,S2, also im mittleren Bereich 34, vom Grundkreis
verschieden, verläuft aber nicht parallel zum Grundkreis 33, sondern weist ein Minimum
auf. Durch diese Massnahme kann die Menge Hydraulikmedium, die zum Schliessen des
Ventils 5 abströmen muss, reduziert werden. Durch das Minimum wird nämlich der Arbeitskolben
71 (Fig. 1) der Hubgeberpumpe 7 geringfügig - darstellungsgemäss - nach unten bewegt.
Diese Bewegung ist jedoch von solch geringer Amplitude, dass während des Schliessens
des Ventils 5 der Arbeitskolben 71 durch den Ventilnocken 3 immer noch im Bereich
seines oberen Totpunkts gehalten wird, sodass das Hydraulikmedium über die èberströmverbindung
73 abfliessen kann.
[0028] Es versteht sich, dass der Brennstoffnocken 4 und/oder der Ventilnocken 3 nicht symmetrisch
ausgestaltet sein müssen. Die beiden Flanken 31,32 des Ventilnockens 3 können natürlich
auch unterschiedlich, z. B. unterschiedlich steil bzw. lang ausgestaltet sein. Das
gleiche gilt für die Flanken des Brennstoffnockens 4.
[0029] Fig. 5 zeigt in einer symbolischen Darstellung ein zweites Ausführungsbeispiel der
Erfindung. Der wesentlichen Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel betrifft die
Mittel zum Schliessen des Ventils 5. Ansonsten gelten die Erläuterungen des ersten
Ausführungsbeispiels in sinngemäss gleicher Weise auch für das zweite Ausführungsbeispiel.
Bei dem zweiten Ausführungbeispiel ist ebenfalls eine von dem Ventilnocken 3 betätigte
Hubgeberpumpe 7' vorgesehen, die über die Hydraulikleitung 8 mit dem Ventil 5 verbunden
ist, um dieses hydraulisch zu betätigen. Die Mittel, die das Schliessen des Ventils
5 steuern, umfassen hier ein elektrisch oder elektronisch gesteuertes Ventil 20 zur
Druckentlastung der Hydraulikleitung 8. Das elektrisch oder elektronisch gesteuerte
Ventil 20 kann entweder direkt gesteuert oder vorgesteuert sein.
[0030] Die Hydraulikleitung 8 führt von der Hubgeberpumpe 7' zu dem elektromechanischen
Ventil 20 und von diesem zum Auslassventil 5. In der in Fig. 5 symbolisch dargestellten
Stellung des Ventils 20 ist die Hubgeberpumpe 7' mit dem Auslassventil 5 verbunden,
sodass das Hydraulikmedium, sobald es unter ausreichendem Druck steht, das Auslassventil
5 öffnet. Zum Schliessen des Auslassventils 5 wird das Ventil 20 in eine Stellung
gebracht, wie sie symbolisch im rechten Teil des Ventils 20 dargestellt ist, das heisst
der Teil der Hydraulikleitung 8, der vom Ausgang des Ventils 20 zum Auslassventil
5 führt, wird mit dem Rückführkanal 10 verbunden, sodass das Hydraulikmedium aus genanntem
Teil der Hydraulikleitung 8 kontrolliert durch den Rückführkanal 10 abströmen kann.
Dadurch erfolgt die Druckentlastung des Auslassventils 5 und somit sein Schliessen.
Der Rückführkanal 10 ist entweder mit der Zuführleitung 11 für das Hydraulikmedium
oder direkt mit dem Vorratsbehälter 13 für das Hydraulikmedium verbunden. Die Betätigung
des Ventils 20 erfolgt mittels eines Steuerimpulses, der von einer Steuereinheit 60
über die Signalleitung 50 zu dem Ventil 20 gelangt. Damit das Schliessen des Auslassventils
5 zum gewünschten Zeitpunkt, das heisst bei dem gewünschten Kurbelwinkel KW, erfolgt,
ist eine Messeinrichtung vorgesehen, welche die Winkelstellung der Steuerwelle 2 erfasst.
Die Messeinrichtung umfasst beispielsweise einen Winkelgeber 30, der über eine Signalleitung
40 mit der Steuereinheit 60 verbunden ist. Sobald die Steuereinheit 60 anhand des
vom Winkelgeber 30 übermittelten Signals erkennt, dass das Auslassventil 5 geschlossen
werden muss, erzeugt sie einen Steuerimpuls, der über die Signalleitung 50 die entsprechende
Betätigung des Ventils 20 auslöst. Auch bei diesem zweiten Ausführungsbeispiel wird
somit das Öffnen des Auslassventils 5 von dem Ventilnocken 3 gesteuert, während zum
Steuern des Schliessens des Auslassventils 5 das elektrisch oder elektronisch steuerbare
Ventil 20 vorgesehen ist. Natürlich können auch andere Messeinrichtungen vorhanden
sein, die ein Signal erzeugen, anhand dessen die Steuereinheit 60 erkennt, dass das
Schliessen des Auslassventils 5 erfolgen muss. Beispielsweise können Näherungssensoren,
Positionssensoren, Induktionssensoren, Fotodioden oder ähnliche Mittel vorgesehen
sein, mit denen beispielsweise die Stellung des Arbeitskolbens 71 der Hubgeberpumpe
7' oder die Winkelstellung des Ventilnockens 3 detektierbar ist.
[0031] Durch die Erfindung wird somit eine Anordnung und ein Verfahren zur Ventilsteuerung
einer umsteuerbaren Dieselbrennkraftmaschine bereitgestellt, die unter apparativen
und konstruktiven Aspekten besonders einfach und somit kostengünstig sind, bei denen
die Steuerwelle, die Nocken und die sie umschliessenden Gehäuse besonders kompakt
und platzsparend ausgestaltet sind, und die zudem ein optimales Betriebsverhalten
sowohl für den Vorwärtslauf als auch für den Rückwärtslauf ermöglichen.
[0032] Die erfindungsgemässe Anordnung und das erfindungsgemässe Verfahren eignen sich insbesondere
für umsteuerbare Zwei-Takt-Grossdieselmotoren, wie sie z. B. im Schiffsbau eingesetzt
werden.
1. Anordnung zur Ventilsteuerung einer umsteuerbaren Dieselbrennkraftmaschine mit einer
umsteuerbaren und in zwei Richtungen drehbaren Steuerwelle (2), auf welcher mindestens
ein Brennstoffnocken (4) zur Steuerung der Brennstoffeinspritzung und mindestens ein
Ventilnocken (3) zur Steuerung eines Ventils (5) der Dieselbrennkraftmaschine vorgesehen
sind, wobei der Ventilnocken (3) das Öffnen des Ventils (5) steuert, dadurch gekennzeichnet,
dass von dem Ventilnocken (3) verschiedene Mittel vorgesehen sind, welche das Schliessen
des Ventils (5) steuern.
2. Anordnung nach Anspruch 1, bei der sowohl der Brennstoffnocken (4) als auch der Ventilnocken
(3) bezüglich der Steuerwelle (2) ortsfest fixiert sind, wobei der Ventilnocken (3)
derart angeordnet und ausgestaltet ist, dass das Öffnen des Ventils (5) relativ zur
Brennstoffeispritzung um einen Kurbelwinkel (KW) versetzt erfolgt, der für beide Drehrichtungen
der Steuerwelle (2) im wesentlichen gleich ist.
3. Anordnung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Kontur des Ventilnockens (3)
zwei effektive Scheitelpunkte (S1,S2) hat, die so angeordnet sind, dass - unabhängig
von der Drehrichtung - jeweils der in Drehrichtung erste Scheitelpunkt (S1 oder S2)
des Ventilnockens (3) relativ zum Scheitelpunkt des Brennstoffnockens (4) um den gleichen
Winkel versetzt ist.
4. Anordnung nach Anspruch 3, wobei die effektiven Scheitelpunkte (S1,S2) des Ventilnockens
(3) relativ zueinander um einen Winkel versetzt sind, der im wesentlichen gleich dem
Umsteuerwinkel ist und wobei die Kontur des Ventilnockens (3) zwischen den beiden
effektiven Scheitelpunkten (S1,S2) vom Grundkreis (33) verschieden ist.
5. Anordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei ferner eine von dem Ventilnocken
betätigte Hubgeberpumpe (7) vorgesehen ist, die über eine Hydraulikleitung (8) mit
dem Ventil (5) verbunden ist, um dieses hydraulisch zu betätigen, und wobei die Mittel,
die das Schliessen des Ventils (5) steuern, eine in der Hubgeberpumpe (7) vorgesehene
Überströmverbindung (73) zur Druckentlastung der Hydraulikleitung (8) umfassen.
6. Anordnung nach Anspruch 5, wobei die Mittel, die das Schliessen des Ventils (5) steuern,
eine Drosseleinrichtung (9) zur Regelung der Druckentlastung der Hydraulikleitung
(8) umfassen.
7. Anordnung nach einem der Ansprüche 1-4, wobei eine von dem Ventilnocken betätigte
Hubgeberpumpe (7') vorgesehen ist, die über eine Hydraulikleitung (8) mit dem Ventil
(5) verbunden ist, um dieses hydraulisch zu betätigen,und wobei die Mittel, die das
Schliessen des Ventils (5) steuern, ein elektrisch oder elektronisch gesteuertes Ventil
(20) zur Druckentlastung der Hydraulikleitung (8) umfassen.
8. Verfahren zur Ventilsteuerung einer umsteuerbaren Dieselbrennkraftmaschine, bei welchem
eine in zwei Richtungen drehbare Steuerwelle (2), auf welcher mindestens ein Brennstoffnocken
(4) zur Steuerung der Brennstoffeinspritzung und mindestens ein Ventilnocken (3) zur
Steuerung eines Ventils (5) der Dieselbrennkraftmaschine vorgesehen sind, für den
Umkehrbetrieb gesamthaft umgesteuert wird, und bei welchem das Öffnen des Ventils
(5) durch den Ventilnocken (3) gesteuert wird, dadurch gekennzeichnet, dass das Schliessen
des Ventils (5) von Mitteln gesteuert wird, die vom Ventilnocken (3) verschieden sind.
9. Verfahren nach Anspruch 8, bei welchem das Ventil (5) hydraulisch mittels einer vom
Ventilnocken (3) betätigten Hubgeberpumpe (7;7') geöffnet wird, und bei welchem das
Ventil (5) mittels Druckentlastung geschlossen wird, wobei während des Schliessens
des Ventils (5) der Arbeitskolben (71) der Hubgeberpumpe (7,7') durch den Ventilnocken
(3) im Bereich seines oberen Totpunkts gehalten wird.
10. Umsteuerbare Dieselbrennkraftmaschine, insbesondere Zwei-Takt-Grossdieselmotor, dadurch
gekennzeichnet, dass er eine Anordnung nach einem der Ansprüche 1-7 umfasst oder mit
einem Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9 betrieben wird.