(19)
(11) EP 0 911 008 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
28.04.1999  Patentblatt  1999/17

(21) Anmeldenummer: 98119171.1

(22) Anmeldetag:  10.10.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6A61G 5/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 21.10.1997 DE 29718696 U

(71) Anmelder: InterCo Gesellschaft für die Planung und den Vertrieb von Reha Hilfen mbH
53783 Eitorf/Sieg (DE)

(72) Erfinder:
  • Markwald, Michael
    53783 Eitorf (DE)

(74) Vertreter: Freischem, Stephan, Dipl.-Ing. 
Patentanwälte Freischem An Gross St. Martin 2
50667 Köln
50667 Köln (DE)

   


(54) Verfahrbare Sitzanordnung


(57) Die Erfindung betrifft eine verfahrbare Sitzanordnung, insbesondere einen Rollstuhl für körperbehinderte Personen, mit einer auf einem Fahrgestell befestigten Sitzschale, die eine Rückenlehne und eine Sitzfläche umfaßt, welche gelenkig miteinander verbunden sind, wobei an dem vorderen Ende der Sitzfläche eine Fußstütze schwenkbar angelenkt ist.
Um eine Sitzanordnung zu schaffen, welche durch Krämpfe verursachte Körperbewegungen der in der Sitzschale aufgenommenen Person folgen kann, sind Sitzfläche und Rückenlehne frei verschwenkbar miteinander verbunden, wobei eine Spannvorrichtung eine die Sitzfläche und die Rückenlehne in der abgeknickten Sitzposition zueinander haltende Spannkraft erzeugt. Ferner ist die Fußstütze frei verschwenkbar an der Sitzfläche angelenkt, wobei eine Spannvorrichtung eine die Fußstütze in der abgeknickten Sitzposition zu der Sitzfläche haltende Spannkraft erzeugt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine verfahrbare Sitzanordnung, insbesondere für körperbehinderte Personen, mit einer auf einem Fahrgestell befestigten Sitzschale, die eine Rückenlehne und eine Sitzfläche umfaßt, welche gelenkig miteinander verbunden sind, wobei an dem vorderen Ende der Sitzfläche eine Fußstütze schwenkbar angelenkt ist.

[0002] Derartige verfahrbare Sitzanordnungen sind zum Transport kleiner Kinder als Kinderwagen bekannt. Das Fahrgestell weist in diesem Fall einen etwa 1,20 m oberhalb der Aufstandsfläche der Räder des Fahrgestells liegenden Bügel auf, der von einer Person zum Verschieben des Kinderwagens ergriffen werden kann. Je nach Ausführungsform des Kinderwagens ist dieser mit drei oder vier Rädern versehen, von denen ein oder zwei Räder lenkbar an dem Fahrgestell angelenkt sind.

[0003] Eine weitere, im vorliegenden Fall bevorzugte Ausführungsform der fahrbaren Sitzanordnung ist ein Rollstuhl. Dieser verfügt im Vergleich zu Kinderwagen in der Regel über größere hintere Räder, die von der in dem Rollstuhl sitzenden Person von Hand betätigt werden können. Aber auch Rollstühle werden teilweise nur mit kleinen Rädern ausgerüstet, so daß sie über Handgriffe oder in geeigneter Höhe angebrachte Bügel durch eine Hilfsperson geschoben werden müssen.

[0004] Insbesondere für Kinderwagen sind Sitzanordnungen bekannt, die eine Sitzschale mit einer an der Sitzfläche angelenkten Rückenlehne und einer an der Sitzfläche angelenkten Fußstütze umfassen. Rückenlehne und Fußstütze sind gegenüber der Sitzfläche verschwerkbar und in bestimmten Positionen arretierbar, so daß die Körperhaltung der in der Sitzschale aufgenommenen Person von dem aufrechten Sitz mit abgewinkeltem Oberkörper und abgewinkelten Knien bis in eine nahezu gestreckte Liegeposition variiert werden kann. Derartige Sitzschalen werden beispielsweise zur alternativen Belestigung an einem Kinderwagen oder an einer Befestigungsvorrichtung in einem PKW verwendet, so daß sie als Kindersitz eingesetzt werden können.

[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine verfahrbare Sitzanordnung zu schaffen, welche Körperbewegungen der in der Sitzschale aufgenommenen Person folgen kann.

[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß Sitzfläche und Rückenlehne frei verschwenkbar miteinander verbunden sind, wobei eine Spannvorrichtung eine die Sitzfläche und die Rückenlehne in der abgeknickten Sitzposition zueinander haltende Spannkraft erzeugt, und daß die Fußstütze frei verschwenkbar an der Sitzfläche angelenkt ist, wobei eine Spannvorrichtung eine die Fußstütze in der abgeknickten Sitzposition zu der Sitzfläche haltende Spannkraft erzeugt.

[0007] Die erfindungsgemäße Sitzanordnung ist insbesondere für die Aufnahme unter spastischen Krämpfen leidender Personen vorgesehen. Bei diesen Patienten werden unkontrolliert Impulse an die Muskulatur abgegeben, die zu einer krampfartigen Muskelanspannung führen, welche im allgemeinen eine Körperstreckung bewirkt. Das heißt, daß die sitzende Person ihre Muskeln derart betätigt, daß die Hüftgelenke und Kniegelenke durchgedrückt werden. Um zu vermeiden, daß der Patient aus der Sitzschale der Sitzanordnung herausfällt, ist er in der Regel mit Befestigungsmitteln, die zum Beispiel einen Beckengurt oder Beckenbügel umfassen, an der Sitzschale fixiert. Bei herkömmlichen Sitzanordnungen mit starrem Sitz oder arretierbar verstellbarer Sitzschale, in der der Patient fixiert ist, wirken die Muskelkräfte des Patienten bei einem spastischen Anfall gegen die genannten Befestigungsmittel, welche die Gelenke des Patienten in der abgewinkelten Position halten und den Patient in seiner Sitzposition fixieren. Dies führt zum einen dazu, daß die Muskelanspannungen nicht zu einer Körperstreckung führen können und Muskeln sowie die Muskeln mit den Gelenken verbindende Bänder stark mechanisch beansprucht werden. Weiterhin wird die volle Muskelkraft in die Befestigungsmittel und in die Sitzschale eingeleitet, so daß auch hier eine erhebliche mechanische Beanspruchung erfolgt.

[0008] Mit der erfindungsgemäßen Sitzanordnung ist es möglich, durch Muskelkraft die Rückenlehne bezüglich der Sitzfläche zu verschwenken. Gleichzeitig kann die Fußstütze in die gerade Position zur Sitzfläche geschwenkt werden. Die erfindungsgemäße Sitzanordnung kann daher der durch die Muskelanspannung initiierten Bewegung folgen, so daß die Muskelkraft tatsächlich zu einer Körperstreckung führt und nicht durch die Befestigungsmittel aufgefangen wird. Hierdurch sind sowohl die mechanischen Belastungen der Muskeln und Bänder des Patienten als auch der Sitzschale und der Fußstütze erheblich reduziert. Da der Patient vorzugsweise weiterhin zumindest mit einem Beckengurt an der Sitzschale fixiert ist, ist es nicht möglich, daß er aus der Sitzanordnung herausfällt.

[0009] Die Spannvorrichtungen erzeugen eine Spannkraft, die die Sitzschale und die Fußstütze zumindest beim Hineinsetzen der aufzunehmenden Person in der Sitzposition hält. Vorteilhafrerweise wird eine ausreichend hohe Spannkraft erzeugt, um der Muskelkraft entgegenzuwirken und die Streckbewegung abzubremsen, so daß es nicht zu übermäßig schnellen Streckungen des Körpers kommt. Hierdurch wird das Risiko einer Verletzung der aufgenommenen Person sowie einer Beschädigung der gelenkigen Verbindungen beim Erreichen ihrer Endanschläge vermieden.

[0010] Gegebenenfalls kann eine Arretierungsvorrichtung vorgesehen sein, welche das Verschwenken der Sitzschale bzw. der Fußstütze verhindert, wenn ein derartiges Verschwenken nicht erwünscht ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Patient mit einem Rollstuhl in einen engen Aufzug geschoben wird, in dem er sich bei einem Verschwenken der Teile der Sitzanordnung verletzen könnte.

[0011] Vorzugsweise ist zusätzlich die Arlagefläche der Rückerlehne bezüglich der Sitzfläche, d.h. parallel zur Hauptebene der Rückenlehne nach oben verschiebbar, wobei wiederum eine Spannvorrichtung vorgesehen ist, die die Anlagefläche in der der Sitzfläche nächstliegenden Position hält. Bei einer vollständigen Streckung des Körpers des Patienten vergrößert sich in der Regel der Abstand der Schulterpartie zu der Aufstandfläche für die Füße auf der Fußstütze, so daß durch die Verschiebbarkeit der Anlagefläche der Rückenlehne alle Teile der Sitzanordnung einer Streckbewegung vollständig folgen können.

[0012] Auch für die Verschiebbarkeit der Rückenlehne kann eine Arretiervorrichtung vorgesehen sein.

[0013] Die Spannvorrichtungen werden vorzugsweise durch Spannfedern gebildet. Diese können entweder als Zugfedern oder als Druckfedern ausgebildet sein, je nach Wahl der Anlenkungspunkte für die Spannfedern. Im einfachsten Fall werden Schraubenfedern aus Stahl verwendet. Auch Gasdruckfedern eignen sich für diesen Einsatzzweck.

[0014] Es sind aber auch andere Spannvorrichtungen denkbar, beispielsweise Gewichte, die aufgrund der Schwerkraft die Einzelteile der Sitzanordnung in die ursprüngliche, abgewinkelte Sitzposition drücken.

[0015] Die Anlagefläche der Rückenlehne kann unmittelbar mit dem unteren Abschnitt der Rückenlehne verschiebbar verbunden sein, so daß die Schiebeführung für die Anlagefläche in die Rückenlehne integriert ist. Vorzugsweise ist jedoch eine Schiebeführung an einer hinteren Strebe des Fahrgestells schwenkbar angelenkt, in der die Anlagefläche der Rückerlehne geführt ist. Auf diese Weise ist gewährleistet, daß sich auch bei einem Verschwenken der Rückenlehne zu der Sitzfläche die Rückenlehne über den Anlenkungspunkt auf das Fahrgestell abstützt und somit die Gewichtskräfte und die Muskelkräfte zuverlässig auf das Fahrgestell übertragen werden. In der Schiebeführung kann die Spannfeder, welche die Vorspannvorrichtung für die verschiebbare Anlagefläche bildet, integriert sein.

[0016] Unterhalb der Sitzfläche ist vorzugsweise eine Schiebeführung an dem Fahrgestell befestigt, an deren verschiebbarem Bauteil die Sitzfläche schwenkbar angelenkt ist. An diesem verschiebbaren Bauteil sollte eine auf Zug belastete Spannfeder angreifen, welche die Sitzfläche nach hinten, d.h. zur Rückenlehne hin zieht, so daß Sitzfläche und Rückenlehne in die abgewinkelte Sitzposition gezogen werden.

[0017] Es ist sinnvoll, für die Schwerikbewegung der Elemente der Sitzschale bzw. der Fußsrütze und für die translatorische Bewegung der Arlagefläche der Rückenlehne einen Anschlag vorzusehen, um zu vermeiden, daß die Teile übermäßig durch die Muskelkraft bewegt werden, wodurch die Spannvorrichtungen beschädigt werden könnten oder der in der Sitzanordnung aufgenommene Patient verletzt werden könnte.

[0018] In aller Regel bestehen die Sitzfläche und die Rückenlehne der Sitzschale aus belastungsfähigen schalenartigen Gebilden aus Stahl oder Kunststoff und sind mit dicken und bequemen Polsterauflagen versehen. Um bei einem Verschwenken der Rückenlehne zur Sitzfläche ein Einklemmen der Polsterauflage zu verhindern, ist vorteilhafterweise ein Abdeckstreifen zum Abdecken des Spaltes zwischen der hinteren Abschlußkante der Sitzfläche und der unteren Abschlußkante der Rückenlehne vorgesehen. Durch den Abdeckstreifen wird verhindert, daß die auf der Sitzfläche und der Rückenlehne angebrachten Polsterauflagen in den genannten Spalt eindringen. Vorteilhafterweise ist der Abdeckstreifen im Bereich einer der beiden Abschlußkanten, d.h. der Abschlußkante der Sitzfläche bzw. der Rückenlehne, befestigt und liegt im Bereich der anderen Abschlußkante gleitend auf.

[0019] Weitere Vorzüge und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Zeichnungsbeschreibung und den Unteransprüchen. Die Zeichnungen zeigen in:
Fig. 1
eine als Rollstuhl ausgebildete Ausführungsform der erfindungsgemäßen Sitzanordnung in Seitenansicht in der unbelasteten Ausgangsstellung,
Fig. 2
eine der Fig. 1 entsprechende Darstellung der Sitzanordnung mit gegen die Spannkraft der Spannvorrichtungen gestreckter Sitzschale und Fußstütze und
Fig. 3
eine geschnittene Darstellung der Sitzschale der Sitzanordnung aus den Figuren 1 und 2.


[0020] Die in den Fig. 1 und 2 dargestellte Sitzanordnung in Form eines Rollstuhls umfaßt ein Fahrwerk 1, bestehend aus großen, zu beiden Seiten des Fahrwerks 1 angeordneten Hinterrädern 2, welche die in dem Rollstuhl sitzende Person von Hand betätigen kann. Die kleinen Vorderräder 3 sind an beiden Seiten des Fahrwerks 1 schwenkbar angelenkt, so daß Kurvenfahrten mit dem Rollstuhl möglich sind. Der obere Teil des Fahrwerks 1 ist als doppelter, in Seitenansicht L-förmiger Rahmen 4 ausgebildet. Am oberen Ende der parallelen, L-förmigen Rahmen 4 ist eine waagerecht verlaufende Strebe 5 angeordnet, die von einer stehenden Person zum Schieben des Rollstuhls ergriffen werden kann. Mehrere quer zur Darstellungsebene verlaufende Querstreben (nicht dargestellt) zwischen den beiden L-förmigen Rahmen stabilisieren das Fahrwerk 1.

[0021] Die erfindungsgemäße Sitzschale 6 liegt auf dem L-förmigen Rahmen 4 auf. Sie besteht aus einer Sitzfläche 7 und einer Rückenlehne 8, die um eine Schwenkachse 9 schwenkbar miteinander verbunden sind. Die Schwenkachse 9 wird in der Regel durch in seitlichen Wandabschnitten der Sitzfläche 7 und der Rückenlehne 8 eingefügte Verbindungselemente, z.B. Schrauben oder Nieten, gebildet. Die Verbindungselemente sind zu beiden Seiten der Sitzschale 6 angeordnet und haben eine gemeinsame Achse, nämlich die Schwenkachse 9.

[0022] Am vorderen Ende der Sitzfläche 7 ist ebenfalls in deren beiden seitlichen Wandabschnitten eine Fußstütze 10 um eine Schwerkachse 11 schwenkbar angelenkt. Die Fußstütze 10 besteht aus zwei zueinander parallelen Streben, von denen in den Abbildungen 1 und 2 in der Seitenansicht jeweils nur eine sichtbar ist. Das Fußauflagebrett 12 kann entweder durchgehend ausgebildet sein oder aus zwei Einzelbrettern bestehen, die jeweils an einer der Streben befestigt sind. Die Streben können zur Einstellung auf unterschiedliche Beinlängen der aufzunehmenden Person als Teleskopstreben ausgebildet sein.

[0023] Um der aufzunehmenden Person einen bequemen Sitz zu bieten, werden auf die Sitzfläche 7 und die Rückenlehne 8 Polsterauflagen aufgebracht. Diese sind aus Gründen der Übersichtlichkeit in den Zeichnungen nicht dargestellt. Da die Sitzanordnung vornehmlich zur Aufnahme einer unter spastischen Krämpfen leidenden Person vorgesehen ist, werden Befestigungsmittel vorgesehen, die die Person in der Sitzschale 6 fixieren. Dies ist vornehmlich ein Beckenhalter, z.B. ein Beckengurt oder Beckenbügel, dessen ungefähre Lage in Fig. 1 durch gestrichelte, mit dem Bezugszeichen 13 bezeichnete Linien dargestellt ist. Weiterhin können Befestigungsmittel, z.B. Gurte oder Rumpfpelotten an der Rückenlehne 8 vorgesehen werden. An der Sitzfläche 7 können z.B. Abduktionsgurte oder Abduktionskeile zur Fixierung der Beine angeordnet werden.

[0024] In der Fig. 2 ist zu erkennen, daß die Sitzanordnung in der Lage ist, einer Streckbewegung der in der Sitzschale 6 aufgenommenen Person zu folgen. Die Person kann durch Muskelkraft die Fußstütze 10 nach vorne schwenken und die Rückenlehne 8 in bezug auf die Sitzfläche 7 nach hinten schwenken. Dabei sind Spannvorrichtungen 14 und 15 vorgesehen, welche die beweglichen Teile der Sitzanordnung in die in der Fig. 1 dargestellte Sitzstellung ziehen. Die erste Spannvorrichtung 14 besteht aus einer Zugfeder, die einerseits an einem an dem L-förmigen Rahmen fixierten Aufnahmeblock 16 befestigt ist und andererseits mit der Sitzfläche 7 verbunden ist. Die Verbindung mit der Sitzfläche 7 erfolgt über eine Linearführung 17 unterhalb der Sitzfläche 7. Der untere Teil der Linearführung 17 ist an dem L-förmigen Rahmen 4 befestigt. Das vordere Ende des oberen Teils ist schwenkbar mit der Unterseite der Sitzfläche 7 verbunden. Am hinteren Ende des oberen Teils der Linearführung 17 ist die Zugfeder 14 angelenkt. Somit zieht die Zugfeder 14 die Sitzfläche 7 in die hintere Position und damit die gesamte Sitzschale 6 in die in Fig. 1 dargestellte rechtwinklig abgewinkelte Position.

[0025] Die Spannvorrichtung 15 besteht ebenfalls aus einer Zugfeder, welche zwischen der Beinstütze 10 und dem oberen Teil der Linearführung 17 angeordnet ist. Diese Zugfeder 15 zieht die Fußstütze 10 in die hintere, abgewinkelte Position, wie sie in Fig. 1 dargestellt ist.

[0026] Linearführung 17 und Zugfedern 14 und 15 sind in den Zeichnungen nur schematisch dargestellt. In der praktischen Ausführungsform sind diese Bauteile ausreichend groß zu dimensionieren, damit sie sowohl die Gewichtskraft als auch die Muskelkräfte der in der Sitzanordnung aufgenommenen Person aufnehmen können. Je nach erforderlicher Spannkraft der Spannvorrichtungen 14,15 können mehrere Spannfedern parallel zueinander vorgesehen werden. Für die Schwenkbewegung der Sitzschale 6 sowie der Fußstütze 10 sind (nicht dargestellte) Anschläge vorgesehen, so daß die in Fig. 2 dargestellte Position der Sitzanordnung im wesentlichen den größten Schwenkausschlag zeigt.

[0027] In den Fig. 1 und 2 ist ein weiterer Verstellmechanismus zum Verfolgen einer Streckbewegung der in der Sitzanordnung aufgenommenen Person dargestellt. Die Rückenlehne 8 umfaßt einen oberen, in Längsrichtung der Rückenlehne 8, d.h. in vertikaler Richtung (Fig. 1), verschiebbaren Abschnitt, der die Anlagefläche 18 für die Schulterpartie der aufzunehmenden Person bildet. Die Rückenlehne 8 ist über diese verschiebbare Anlagefläche 18 mit der hinteren Strebe des L-förmigen Rahmens 4 des Fahrgestells 1 verbunden. Die Verbindung erfolgt über eine Schiebeführung 19, die wiederum eine Spannvorrichtung 20 umfaßt, welche im vorliegenden Fall aus einer Druckfeder besteht. Bei einem kräftigen Strecken der in der Sitzanordnung aufgenommenen Person stützt sich diese Person in der Regel auf dem Fußauflagebrett 12 ab, so daß sich ihre Schulterpartie nach oben verschiebt. Dieser Bewegung kann die verschiebbar gehaltene Anlagefläche 18 folgen.

[0028] Die Fig. 3 zeigt eine geschnittene Darstellung der Sitzschale 6 ohne Auflagepolster. Um zu vermeiden, daß die Polsterauflage zwischen der unteren Abschlußkante 21 der Rückenlehne 8 und der hinteren Abschlußkante 22 der Sitzfläche eingeklemmt wird, ist ein Abdeckstreifen 23 vorgesehen, der über Verbindungsnieten im Bereich der hinteren Abschlußkante 22 der Sitzfläche befestigt ist und im Bereich der unteren Abschlußkante 21 gleitend gegen die Rückenlehne anliegt. Der Abdeckstreifen 23 besteht vorzugsweise aus einem mehrere Millimeter dicken Kunststoffstreifen, der flexibel der Schwenkbewegung der Rückenlehne 8 bezüglich der Sitzfläche 7 folgen kann.

Bezugszeichenliste:



[0029] 
1
Fahrwerk
2
Hinterrad
3
Vorderrad
4
L-förmiger Rahmen
5
waagerechte Strebe
6
Sitzschale
7
Sitzfläche
8
Rückenlehne
9
Schwenkachse
10
Fußstütze
11
Schwenkachse
12
Fußauflagebrett
13
Beckenhalter
14
Spannvorrichtung, Zugfeder
15
Spannvorrichtung, Zugfeder
16
Aufnahmeblock
17
Linearführung
18
Anlagefläche
19
Schiebeführung
20
Spannvorrichtung, Druckfeder
21
untere Abschlußkante der Rückenlehne
22
hintere Abschlußkante der Sitzfläche
23
Abdeckstreifen
24
Verbindungsniet



Ansprüche

1. Verfahrbare Sitzanordnung, insbesondere für körperbehinderte Personen, mit einer auf einem Fahrgestell (1) befestigten Sitzschale (6), die eine Rückenlehne (8) und eine Sitzfläche (7) umfaßt, welche gelenkig miteinander verbunden sind, wobei an dem vorderen Ende der Sitzfläche (7) eine Fußstütze (10) schwenkbar angelenkt ist, dadurch gekennzeichnet, daß Sitzfläche (7) und Rückenlehne (8) frei verschwenkbar miteinander verbunden sind, wobei eine Spannvorrichtung (14) eine die Sitzfläche (7) und die Rückenlehne (8) in der abgeknickten Sitzposition zueinander haltende Spannkraft erzeugt, und daß die Fußstütze (10) frei verschwenkbar an der Sitzfläche (7) angelenkt ist, wobei eine Spannvorrichtung (15) eine die Fußstütze (10) in der abgeknickten Sitzposition zu der Sitzfläche (7) haltende Spannkraft erzeugt.
 
2. Sitztzanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie Arretierungsvorrichtungen zur Arretierung der freien Verschwenkbarkeit der Teile der Sitzschale (6) und/oder der Fußstütze (10) umfaßt.
 
3. Sitzanordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Anlagefläche (18) der Rückenlehne (8) bezüglich der Sitzfläche (7) verschiebbar angeordnet ist, wobei eine Spannvorrichtung (20) eine die Anlagefläche (18) in der der Sitzfläche (7) nächstliegenden Position haltende Spannkraft erzeugt.
 
4. Sitzanordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie eine Arretiervorrichtung zur Arretierung der Verschiebbarkeit der Anlagefläche (18) umfaßt.
 
5. Sitzanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Spannvorrichtungen (14,15,20) durch eine Spannfeder gebildet werden.
 
6. Sitzanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß an einer hinteren Strebe des Fahrgestells (1) eine Schiebeführung (19) schwenkbar angelenkt ist, in der die Anlagefläche (18) der Rückenlehne (8) geführt ist.
 
7. Sitzanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß unterhalb der Sitzfläche (7) eine Linearführung (17) an dem Fahrgestell (1) befestigt ist, an deren verschiebbarem Bauteil die Sitzfläche (7) schwenkbar angelenkt ist.
 
8. Sitzanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß für die Schwenkbewegung der Sitzschale (7) und der Fußstütze (10) und ggf. für die translatorische Bewegung der Anlagefläche (18) der Rückenlehne (8) ein Anschlag vorgesehen ist.
 
9. Sitzanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Beckenhalter (13) umfaßt, mit dem das Becken einer Person in der Sitzschale (6) fixiert werden kann.
 
10. Sitzanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Sitzschale (6) einen Abdeckstreifen (23) umfaßt, der den Spalt zwischen der hinteren Abschlußkante (22) der Sitzfläche (7) und der unteren Abschlußkante (21) der Rückenlehne (8) abdeckt.
 
11. Sitzanordnung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Abdeckstreifen (23) im Bereich einer der beiden Abschlußkanten (21 bzw. 22) befestigt ist und im Bereich der anderen Abschlußkante (22 bzw. 21) gleitend aufliegt.
 




Zeichnung