[0001] Die Erfindung betrifft eine Kokille für eine Stranggießanlage mit einem formgebenden
Kokillenkörper aus einem Material hoher Wärmeleitfähigkeit, wie Kupfer oder einer
Kupferlegierung.
[0002] Kokillen werden zur Herstellung von Vollprofilen in einem kontinuierlichen Gießprozeß
verwendet. Die Kokille ist eines der wichtigsten Bauteile einer Stranggießanlage.
In ihr beginnt die Erstarrung der Schmelze.
[0003] Der prinzipielle Aufbau besteht in der Regel aus einer äußeren Stahlkonstruktion
und dem eigentlichen formgebenden Teil der Kokille, dem Kokillenkörper. Der Kokillenkörper
besteht heute fast ausschließlich aus Kupfer oder einer Kupferlegierung. Der Stahlmantel
hat die Aufgabe, den Kokillenkörper zu positionieren und den zur Kühlung erforderlichen
Wasserkreislauf sicherzustellen.
[0004] Aus Gründen des Verschleißschutzes wird der Kokillenkörper mit einer inneren Beschichtung
aus einem verschleißfesten Werkstoff, wie Nickel oder Chrom, versehen. Eine solche
Stranggießkokille mit Verschleißschutzschicht geht beispielsweise aus der DE 31 42
196 C2 hervor. Hierdurch kann eine Verbesserung des Reibverhaltens und damit eine
Erhöhung der Standzeit des Kokillenkörpers erreicht werden.
[0005] Infolge der Kühlung des flüssigen Stahls im Kokillenkörper erstarrt dieser in den
Randbereichen unter Bildung einer in der Dicke permanent anwachsenden Strangschale.
Hierbei kommt es zu einer Veränderung der Querschnittsgeometrie des Strangs durch
Schrumpfung.
[0006] Neben der Formgebung des Strangs hat der Kokillenkörper somit die wesentliche Aufgabe,
durch eine kontinuierliche Wärmeabfuhr die Ausbildung einer ausreichend dicken widerstandsfähigen
und fehlerfreien Strangschale zu gewährleisten.
[0007] Andererseits wirkt sich eine zu starke Wärmeabfuhr und damit Kühlung der Stahlschmelze
zu Beginn des Erstarrungsvorgangs, insbesondere im Gießspiegelbereich, nachteilig
auf die Oberflächenqualität des Strangs aus. Es kann dann zu Mikrorissen in der Oberfläche
und Gefügefehlern kommen. Diese bilden sich insbesondere in Kantennähe des Kokillenkörpers
aus. Ferner besteht die Gefahr, daß der Strang in dem sich verjüngenden Kokillenkörper
verklemmt.
[0008] Um eine Reduzierung der Wärmeabfuhr im Gießspiegelbereich zu erreichen, ist es bekannt,
die Schmelze im Kokillenkörper elektromagnetisch zu rühren. Dieses Verfahren ist jedoch
vergleichsweise aufwendig. Desweiteren hat man versucht, eine Reduzierung der Wärmeabfuhr
durch Vertikalschlitze in der Innenwand des Kokillenkörpers oder durch Einsätze aus
feuerfestem Material zu erreichen.
[0009] Ferner hat man Versuche mit dickeren inneren Verschleißschutzschichten angestellt.
Durch die unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten der Werkstoffe von Kokillenkörpern,
meist Kupfer, und der Verschleißschutzschicht, meist Nickel, kommt es jedoch zu erheblichen
Spannungen in der Verschleißschutzschicht. Hierunter leidet die Haftung und es besteht
die Gefahr der Ausbildung von Rissen.
[0010] Der Erfindung liegt daher ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zugrunde, einen
Kokillenkörper zu schaffen, bei dem die Wärmeabfuhr insbesondere im Gießspiegelbereich
reduziert ist und eine bessere Strangqualität erzielt werden kann.
[0011] Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in den im kennzeichnenden Teil
des Anspruchs 1 aufgeführten Merkmalen.
[0012] Kernpunkt der Erfindung bildet die Maßnahme, die Wärmeabfuhr im Kokillenkörper durch
eine Beschichtung auf der Außenseite zu reduzieren. Die Beschichtung besteht aus einem
Material mit einer gegenüber dem Werkstoff des Kokillenkörpers niedrigeren Wärmeleitfähigkeit.
Daraus ergibt sich ein verfahrenstechnisch angestrebter reduzierter Wärmefluß im Gießspiegelbereich.
Die hieraus resultierenden höheren Temperaturen wirken sich positiv auf die Qualität
der Strangoberfläche und die Gefügequalität aus.
[0013] Bei dem Kokillenkorper kann es sich grundsätzlich um ein einteiliges Kokillenrohr
oder um eine mehrteilige Gießform, beispielsweise eine Plattenkokille, handeln.
[0014] Auch wenn es grundsätzlich möglich ist, den Kokillenkörper auf der Außenseite vollständig
zu beschichten, wird die Beschichtung zweckmäßigerweise nur im Höhenbereich des Gießspiegels
aufgebracht, wie dies Anspruch 2 vorsieht. Auf diese Weise kann gezielt im Gießspiegelbereich
eine Reduzierung der Wärmeabfuhr realisiert werden. Damit wird ein Überschreiten der
Strangschalenfestigkeit vermieden.
[0015] Die Dicke und Länge der äußeren Beschichtung wird auf die jeweiligen Gieß- und Anlagenparameter
abgestimmt.
[0016] Nach den Merkmalen des Anspruchs 3 ist die Beschichtung nur auf einem Teil des Umfangs
des Kokillenkörpers aufgebracht. Diese Maßnahme bietet sich insbesondere bei nicht
rotationssymmetrischen Kokillenkörpern an. Bei Verstellkokillen kann es beispielsweise
vorteilhaft sein, nur die Längsplatten mit einer äußeren Beschichtung zu versehen.
[0017] Durch die gezielte Beschichtung kann ein überproportionales Schrumpfen des Strangs
in einzelnen Bereichen, beispielsweise in Eckbereichen, vermieden werden. So wird
gewährleistet, daß der Wärmeübergang über den gesamten Umfang des Strangs annähernd
gleichmäßig ist, so daß über den gesamten Querschnitt des Strangs eine in der Dicke
gleichmäßig anwachsende Strangschale erzielt wird.
[0018] Eine qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Beschichtung kann galvanisch aufgebracht
werden (Anspruch 4). Möglich ist es auch, die Beschichtung als thermische Spritzschicht
aufzubringen, wie dies Anspruch 5 vorsieht.
[0019] Gemäß den Merkmalen des Anspruchs 6 besteht die Beschichtung aus Nickel oder einer
Nickellegierung.
[0020] Nickelwerkstoffe haben sich bereits als Werkstoff für die innere Verschleißschutzschicht
bewährt. Häufig sind daher bei den Anwendern auch Möglichkeiten zum Vernickeln von
Kokillenkörpern gegeben.
[0021] Nickel hat gegenüber Kupfer eine mehr als vierfach geringere Wärmeleitfähigkeit.
Dementsprechend kann durch eine äußere Beschichtung aus Nickel eine wirksame Reduzierung
der Wärmeabfuhr und damit eine Erhöhung der Temperatur im Gießspiegelbereich bewirkt
werden.
[0022] Nickel kann sowohl als galvanischer Überzug als auch als Metall-Spritzüberzug aufgebracht
werden. Hierbei kann der Kokillenkörper auf der Außenseite vollständig oder nur örtlich
im Gießspiegelbereich beschichtet werden.
[0023] Nach den Merkmalen des Anspruchs 7 weist die Beschichtung eine in Gießrichtung konstante
Dicke auf. Die Übergänge in den Randbereichen der Beschichtung verlaufen kontinuierlich.
Auf diese Weise werden Spannungssprünge vermieden.
[0024] Durch eine Beschichtung nach Anspruch 8, bei der die Dicke in Gießrichtung abnimmt,
kann dem Schrumpfverhalten des zu vergießenden Werkstoffs gezielt Rechnung getragen
werden. Hierbei nimmt die Wärmeabfuhrleistung in Gießrichtung zu. Auf diese Weise
kann die effektive Abstimmung der für die Erstarrung zur Verfügung stehenden Kühlstrecke
in der Kokille hinsichtlich des Schrumpfverhaltens des Strangs erfolgen.
[0025] Die Verringerung der Dicke der äußeren Beschichtung kann linear oder stufenförmig
erfolgen.
[0026] Da die Verschleißfestigkeit von Kupfer bzw. Kupferlegierungen, welche als Werkstoff
für den Kokillenkörper zum Einsatz gelangen, relativ gering ist, kann es in Abhängigkeit
vom Anwendungsfall zweckmäßig sein, den Kokillenkörper in bekannter Weise mit einer
Innenbeschichtung zu versehen. Hier haben sich Innenbeschichtungen aus Nickel, Chrom
oder überchromten Nickelauflagen bewährt.
[0027] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
beschrieben. In den Figuren 1 bis 3 sind drei unterschiedliche Ausführungsformen eines
Kokillenkörpers in Form eines Kokillenrohrs im vertikalen Längsschnitt dargestellt.
[0028] Die Figur 1 veranschaulicht ein Kokillenrohr 1 zum Stranggießen von Stahl. Das Kokillenrohr
1 besitzt einen Formhohlraum 2, dessen Querschnitt am eingießseitigen Stirnende 3
größer als am strangaustrittsseitigen Fußende 4 bemessen ist.
[0029] Der Grundkörper 5 des Kokillenrohrs 1 besteht aus einer Kupferlegierung, vorzugsweise
auf Kupfer/Chrom/Zirkon-Basis (CuCrZr).
[0030] An der Außenseite 6 weist das Kokillenrohr 1 auf einem Teilstück A im Höhenbereich
des Gießspiegels 7 eine Beschichtung 8 auf. Die Beschichtung 8 besteht aus einem Werkstoff
mit einer gegenüber dem Werkstoff des Kokillenrohrs 1 bzw. dem Grundkörper 5 niedrigeren
Wärmeleitfähigkeit. Insbesondere Nickel ist als Werkstoff für die äußere Beschichtung
8 gut geeignet. Nickel kann sowohl als galvanischer Überzug als auch als thermische
Metall-Spritzschicht aufgebracht werden.
[0031] Die Beschichtung 8 reduziert den Wärmefluß und damit die Wärmeabfuhr des Kokillenrohrs
1 im Höhenbereich des Gießspiegels 7. Hieraus resultieren höhere Wandtemperaturen
in der Anfangsphase der Strangschalenausbildung. Dies führt zu einer Verbesserung
der Oberflächenqualität eines Stahlstrangs. Insbesondere Mikrorisse in Kantennähe
des Kokillenrohrs 1 können auf diese Weise vermieden werden.
[0032] Wie in der Figur 1 zu erkennen ist, weist die Beschichtung 8 eine in Gießrichtung
G annähernd konstante Dicke D
1 auf. Im Übergangsbereich 9 verjüngt sich die Beschichtung 8 kontinuierlich zur Außenseite
6.
[0033] Auf der Innenseite 10 ist das Kokillenrohr 1 mit einer Verschleißschutzschicht 11
aus Chrom versehen, die ca. 80 µm dick ist.
[0034] Eine andere Ausführungsform eines Kokillenrohrs 12 ist in der Figur 2 dargestellt.
Dieses besitzt am eingießseitigen Stirnende 13 eine äußere Beschichtung 14 zur Reduzierung
der Wärmeabfuhr. Die Beschichtung 14 erstreckt sich über den Höhenbereich des Gießspiegels
15, wobei sich die Dicke D
2 der Beschichtung 14 in Gießrichtung G verringert. Eine mögliche Ausführung der Beschichtung
14 sieht eine sich von 3 mm auf 1 mm verringernde Dicke D
2 vor mit einem endseitig kontinuierlichen Übergangsbereich 16.
[0035] Einen Ausschnitt aus einer weiteren Variante eines Kokillenrohrs 17 zeigt Figur 3.
Das Kokillenrohr 17 weist eine Beschichtung 18 an der Außenseite 19 auf, deren Dicke
D
3 vom Stirnende 20 zum Fußende 21 linear abnimmt. Durch die Beschichtung 18 wird die
Wärmeabfuhr im Kokillenrohr 17 reduziert. Der Wärmefluß nimmt jedoch insgesamt vom
Stirnende 20 des Kokillenrohrs 17 zum Fußende 21 hin zu.
[0036] Der Kokillenkörper einer erfindungsgemäßen Kokille muß nicht zwingend ein Kokillenrohr
sein. Die Erfindung ist gleichermaßen vorteilhaft bei mehrteilig konfigurierten Gießformen,
wie Plattenkokillen.
Bezugszeichenaufstellung
[0037]
- 1 -
- Kokillenrohr
- 2 -
- Formhohlraum
- 3 -
- Stirnende
- 4 -
- Fußende
- 5 -
- Grundkörper v. 1
- 6 -
- Außenseite
- 7 -
- Gießspiegel
- 8 -
- Beschichtung
- 9 -
- Übergangsbereich
- 10 -
- Innenseite
- 11 -
- Verschleißschutzschicht
- 12 -
- Kokillenrohr
- 13 -
- Stirnende
- 14 -
- Beschichtung
- 15 -
- Gießspiegel
- 16 -
- Übergangsbereich
- 17 -
- Kokillenrohr
- 18 -
- Beschichtung
- 19 -
- Außenseite
- 20 -
- Stirnende
- 21 -
- Fußende
- A -
- Teilstück
- D1 -
- Dicke v. 8
- D2-
- Dicke v. 14
- D3-
- Dicke v. 18
- G -
- Gießrichtung
1. Kokille für eine Stranggießanlage mit einem formgebenden Kokillenkörper (1, 12, 17)
aus einem Material hoher Wärmeleitfähigkeit, wie Kupfer oder einer Kupferlegierung,
dadurch gekennzeichnet, daß der Kokillenkörper (1, 12, 17) mindestens bereichsweise mit einer äußeren Beschichtung
(8, 14, 18) aus einem Material mit einer gegenüber dem Werkstoff des Kokillenkörpers
(1, 12, 17) niedrigeren Wärmeleitfähigkeit versehen ist.
2. Kokille nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (1, 12) im Höhenbereich des Gießspiegels (7, 15) aufgebracht
ist.
3. Kolkille nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung auf einen Teil des Umfangs des Kokillenkörpers aufgebracht
ist.
4. Kokille nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (8, 14, 18) galvanisch aufgebracht ist.
5. Kokille nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (8, 14, 18) als thermische Spritzschicht aufgebracht ist.
6. Kokille nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (8, 14, 18) aus Nickel oder einer Nickellegierung besteht.
7. Kokille nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (8) eine in Gießrichtung (G) konstante Dicke (D1) aufweist.
8. Kokille nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Beschichtung (14, 18) eine in Gießrichtung (G) abnehmende Dicke (D2, D3) aufweist.
9. Kokille nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Kokillenkörper (8) eine Innenbeschichtung (11) aufweist.