[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Erzeugen eines Steuersignals, das
einen Gleisabschnitt einer Gleisanlage als besetzt meldet, wobei bei dem Verfahren
bei jeder in Ablaufrichtung in den Gleisabschnitt einfahrenden Ablaufeinheit mit einer
Erfassungseinrichtung ein Hilfssignal erzeugt wird und das Steuersignal mit dem jeweiligen
Hilfssignal gebildet wird.
[0002] Ein derartiges Verfahren läßt sich der Zeitschrift Rangiertechnik und Gleisanschlußtechnik
entnehmen (

Mikrocomputer - gesteuerte elektrodynamische Richtungsgleisbremse", Jean-Pierre Pfander
und Alexander Hörder, (1980/81), Folge 40, Seiten 45 bis 47). Bei diesem bekannten
Verfahren wird als Erfassungseinrichtung ein Kontakt verwendet, der jede in den Gleisabschnitt
einfahrende Ablaufeinheit erfaßt und ein entsprechendes Hilfssignal erzeugt. Ein Steuersignal,
das den Gleisabschnitt als besetzt kennzeichnet, wird erzeugt, wenn das Hilfssignal
vorliegt. Das vorbekannte Verfahren läßt sich beispielsweise zur Steuerung von Gleisbremsen
einsetzen, weil bei manchen Arten von Gleisbremsen, wie z. B. Gummigleisbremsen, die
Gleisbremse nicht eingeschaltet werden darf, wenn sich eine Ablaufeinheit in der Gleisbremse
befindet.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Erzeugen eines Steuersignals
anzugeben, bei dem das Steuersignal erzeugt wird, wenn der Gleisabschnitt von der
jeweiligen Ablaufeinheit besetzt und von ihr voraussichtlich nicht mehr verlassen
wird.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Verfahren der eingangs angegebenen Art
gelöst, bei dem als die Erfassungseinrichtung eine Geschwindigkeitsmeßeinrichtung
verwendet wird, die als das Hilfssignal einen die Einfahrgeschwindigkeit der jeweiligen
Ablaufeinheit angebenden Geschwindigkeitsmeßwert abgibt, der Geschwindigkeitsmeßwert
oder ein aus dem Geschwindigkeitsmeßwert der jeweiligen Ablaufeinheit gebildeter,
die Wirkung einer Gleisbremse berücksichtigender Hilfswert mit einem ersten, das Herausfahren
der Ablaufeinheit aus dem Gleisabschnitt gewährleistenden Schwellenwert verglichen
wird und ein erstes Zwischensignal erzeugt wird, falls der Geschwindigkeitsmeßwert
oder der Hilfswert den ersten Schwellenwert unterschreitet, mit einer Distanzmeßeinrichtung
unter Bildung eines Entfernungsmeßwertes gemessen wird, in welcher Entfernung zur
Distanzmeßeinrichtung sich die bezüglich der jeweiligen Ablaufeinheit in Ablaufrichtung
gesehen nächste Ablaufeinheit auf der Gleisanlage befindet, und ein zweites Zwischensignal
erzeugt wird, wenn der Entfernungsmeßwert einen zweiten, mindestens aus der Summe
von Gleisabschnittslänge und Länge der Ablaufeinheit gebildeten Schwellenwert unterschreitet,
und das Steuersignal erzeugt wird, wenn das erste und das zweite Zwischensignal erzeugt
wurden.
[0005] Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, daß beim Erfassen des
Einlaufens einer Ablaufeinheit in den Gleisabschnitt zusätzlich festgestellt wird,
ob die Ablaufeinheit in dem Gleisabschnitt stehenbleiben wird; dies wird konkret dadurch
erreicht, daß die Einfahrgeschwindigkeit der Ablaufeinheit gemessen wird und geprüft
wird, ob diese Geschwindigkeit der Ablaufeinheit so groß ist, daß die Ablaufeinheit
den Gleisabschnitt auch wieder verlassen wird. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist in seiner großen Zuverlässigkeit zu sehen, die durch die Distanzmeßeinrichtung
erreicht wird; mit der Distanzmeßeinrichtung läßt sich nämlich erfassen, ob sich Hindernisse
in Form anderer Ablaufeinheiten auf dem Gleisabschnitt befinden, die ein Durchfahren
des Gleisabschnittes durch die jeweilige Ablaufeinheit verhindern würden.
[0006] Einsetzen läßt sich das erfindungsgemäße Verfahren besonders vorteilhaft zur Steuerung
von in dem Gleisabschnitt angebrachten Gleisbremsen; denn unter Verwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens lassen sich die Gleisbremsen bereits beim Einfahren einer Ablaufeinheit
in den Gleisabschnitt ausschalten, wenn die Ablaufeinheit in dem Gleisabschnitt stehenbleiben
wird. Dieses rechtzeitige Abschalten der Gleisbremsen ist deshalb sehr wichtig, weil
sich damit nämlich verhindern läßt, daß eine Ablaufeinheit in der eingeschalteten
Gleisbremse stehenbleibt und anschließend Schäden an der Gleisbremse verursacht werden,
wenn die stehengebliebene Ablaufeinheit - beispielsweise durch eine Lokomotive - aus
der eingeschalteten Gleisbremse ab- bzw. herausgezogen wird.
[0007] Aus der deutschen Offenlegungsschrift 195 26 816 ist ein Verfahren zum Erkennen von
Fehlern in einer Achszähleinrichtung einer Ablaufanlage bekannt, die durch Zähleinrichtungen
in separate Abschnitte unterteilt ist. Bei diesem Verfahren wird die Geschwindigkeit
der jeweiligen Ablaufeinheit gemessen, wenn sie den jeweiligen Abschnitt der Ablaufanlage
verläßt. Unter Heranziehung einer geschätzten maximalen Beschleunigung in den jeweils
nächsten Abschnitt der Ablaufanlage wird dann errechnet, wie groß die Geschwindigkeit
in dem nächsten Abschnitt maximal werden kann und wann der Zählimpuls der am Ende
des nächsten Abschnitts angeordneten Zähleinrichtung frühestens auftreten kann; wird
der Zählimpuls vor diesem frühesten Zeitpunkt erzeugt, so ist ein Fehler aufgetreten,
der durch ein entsprechendes Fehlersignal angezeigt wird.
[0008] Aus der deutschen Patentschrift 31 27 672 ist eine Anordnung zur Gleisfreilängenmessung
für einen Gleisabschnitt einer Rangieranlage bekannt. Der Gleisabschnitt ist durch
Trennstöße in aneinander grenzende Meßabschnitte unterteilt, denen jeweils ein Meßoszillator
zugeordnet ist. Mit den Meßoszillatoren wird festgestellt, ob und wieweit der jeweilige
Meßabschnitt besetzt ist; anschließend werden die resultierenden Freilängenmeßwerte
der einzelnen Meßabschnitte mit einem Addierwerk zusammengezählt, wodurch die resultierende
gesamte freie Länge des Gleisabschnittes bestimmt wird.
[0009] Für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird es, falls mindestens eine
Gleisbremse in dem Gleisabschnitt angebracht sein sollte, als vorteilhaft angesehen,
wenn der Hilfswert unter Berücksichtigung der Bremscharakteristik der Gleisbremse
bestimmt wird, weil sich dann noch genauer berechnen läßt, ob die jeweilige Ablaufeinheit
in dem Gleisabschnitt stehenbleiben wird.
[0010] Eine weitere Steigerung der Zuverlässigkeit des erfindungsgemäßen Verfahren läßt
sich erreichen, wenn der zweite Schwellenwert in Abhängigkeit von der Länge der jeweiligen
Ablaufeinheit bestimmt wird; konkret muß der zweite Schwellenwert dabei mindestens
so groß bemessen sein, daß die jeweilige Ablaufeinheit zwischen dem Ende des Gleisabschnitts
und der nächsten auf der Gleisanlage befindlichen Ablaufeinheit ausreichend Platz
findet.
[0011] Zur Erläuterung der Erfindung zeigt eine Figur schematisch ein Ausführungsbeispiel
einer Anordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0012] Die Figur zeigt einen Gleisabschnitt 1 einer Gleisanlage 3 mit einer gewichtsunabhängigen
Gleisbremse 5. An einem Streckenpunkt X0 des Gleisabschnittes 1 ist eine Geschwindigkeitsmeßeinrichtung
9 angebracht, mit der Einfahrgeschwindigkeiten Vein jeder entlang einem Pfeil 10 in
den Gleisabschnitt 1 einfahrenden Ablaufeinheit gemessen werden. Mit der Einfahrgeschwindigkeit
Vein der jeweiligen Ablaufeinheit und der Stellung bzw. der Bremswirkung der Gleisbremse
5 wird eine Ausfahrgeschwindigkeit Vaus der jeweiligen Ablaufeinheit aus dem Gleisabschnitt
1 berechnet, gemäß den Beziehungen:

wobei g' eine vorab gemessene oder bekannte, konstante Abbremsbeschleunigung (Energiehöhe)
der Gleisbremse 5, l die Länge der Gleisbremse 5 (

in der Figur) und k einen Kalibrierungsfaktor angibt. Der Kalibrierungsfaktor k liegt
im Bereich zwischen 1 und 10 und kann je nach Genauigkeitsanforderungen auch abhängig
von den im Gleisabschnitt 1 befindlichen Ablaufeinheiten bzw. Fahrzeugachsen sein.
Sehr genaue Meßergebnisse lassen sich beispielsweise erhalten, wenn der Faktor k gleich
2,5 ist.
[0013] Aus der Einfahrgeschwindigkeit Vein und der Ausfahrgeschwindigkeit Vaus der jeweiligen
Ablaufeinheit wird ein Hilfswert Vm in Form einer mittleren Geschwindigkeit der jeweiligen
Ablaufeinheit im Gleisabschnitt 1 durch folgende Schätzung ermittelt:

[0014] Falls der Hilfswert Vm bzw. die mittlere Geschwindigkeit einen ersten Schwellenwert
unterschreitet, der beispielsweise 1,5 m/s betragen kann, wird ein erstes Zwischensignal
S1 gebildet. Statt dessen kann das erste Zwischensignal S1 auch dann gebildet werden,
wenn die Einfahrgeschwindigkeit Vein oder die Ausfahrgeschwindigkeit Vaus den ersten
Schwellenwert unterschreitet.
[0015] Mit einer Distanzmeßeinrichtung 12 - wie sie beispielsweise in der deutschen Patentschrift
31 27 672 beschrieben ist - wird unter Bildung eines Entfernungsmeßwertes L gemessen,
in welcher Entfernung zur Distanzmeßeinrichtung 12 sich die bezüglich der jeweiligen
Ablaufeinheit in Ablaufrichtung gesehen nächste auf der Gleisanlage 3 befindliche
Ablaufeinheit befindet, und es wird ein zweites Zwischensignal S2 erzeugt, wenn der
Entfernungsmeßwert L einen zweiten Schwellenwert unterschreitet. Dabei wird der zweite
Schwellenwert in Abhängigkeit von der Länge La der jeweiligen Ablaufeinheit bestimmt,
und zwar derart, daß die jeweilige Ablaufeinheit zwischen dem Ende X3 des Gleisabschnitts
1 und der nächsten auf der Gleisanlage befindlichen Ablaufeinheit ausreichend Platz
findet; dies ist gegeben wenn gilt:

[0016] Das zweite Zwischensignal S2 wird also genau dann gebildet, wenn gilt:

[0017] Der Term La + X3 stellt in der Gleichung (2) somit den zweiten Schwellenwert dar.
Die Länge La der jeweiligen Ablaufeinheit kann aus Ablaufunterlagen bekannt oder vorab
gemessen sein.
[0018] Das zweite Zwischensignal S2 kann anstatt gemäß Gleichung (2) auch folgendermaßen
gebildet werden:

wobei P eine Zusatzlänge bezeichnet, die einige Meter betragen kann. Durch Verwendung
der Zusatzlänge P wird sichergestellt, daß die jeweilige Ablaufeinheit zwischen dem
Ende X3 des Gleisabschnitts 1 und der nächsten auf der Gleisanlage befindlichen Ablaufeinheit
ausreichend Platz finden wird, weil durch die Zusatzlänge P gewissermaßen noch zusätzlicher
Raum für die jeweilige Ablaufeinheit garantiert ist.
[0019] Das erste Zwischensignal S1 wird von der Geschwindigkeitsmeßeinrichtung 9 zu einem
Eingang E17a einer Steuereinheit 17 und das zweite Zwischensignal S2 von der Distanzmeßeinrichtung
12 zu einem weiteren Eingang E17b der Steuereinheit 17 übertragen. In der Steuereinheit
17 wird ein Steuersignal St erzeugt, wenn das erste und das zweite Zwischensignal
S1 und S2 erzeugt wurden.
1. Verfahren zum Erzeugen eines Steuersignals (St), das einen Gleisabschnitt (1) einer
Gleisanlage (3) als besetzt meldet, wobei bei dem Verfahren
- bei jeder in Ablaufrichtung in den Gleisabschnitt (1) einfahrenden Ablaufeinheit
mit einer Erfassungseinrichtung (9) ein Hilfssignal erzeugt wird und
- das Steuersignal (St) mit dem jeweiligen Hilfssignal gebildet wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
- als die Erfassungseinrichtung (9) eine Geschwindigkeitsmeßeinrichtung (9) verwendet
wird, die als das Hilfssignal einen die Einfahrgeschwindigkeit (Vein) der jeweiligen
Ablaufeinheit angebenden Geschwindigkeitsmeßwert (Vein) abgibt,
- der Geschwindigkeitsmeßwert (Vein) oder ein aus dem Geschwindigkeitsmeßwert (Vein)
der jeweiligen Ablaufeinheit gebildeter, die Wirkung einer Gleisbremse (5) berücksichtigender
Hilfswert (Vm) mit einem ersten, das Herausfahren der Ablaufeinheit aus dem Gleisabschnitt
(1) gewährleistenden Schwellenwert verglichen wird und ein erstes Zwischensignal (S1)
erzeugt wird, falls der Geschwindigkeitsmeßwert (Vein) oder der Hilfswert (Vm) den
ersten Schwellenwert unterschreitet,
- mit einer Distanzmeßeinrichtung (12) unter Bildung eines Entfernungsmeßwertes (L)
gemessen wird, in welcher Entfernung zur Distanzmeßeinrichtung (12) sich die bezüglich
der jeweiligen Ablaufeinheit in Ablaufrichtung gesehen nächste Ablaufeinheit auf der
Gleisanlage (3) befindet, und ein zweites Zwischensignal (S2) erzeugt wird, wenn der
Entfernungsmeßwert (L) einen zweiten, mindestens aus der Summe von Gleisabschnittslänge
(X3) und Länge (La) der Ablaufeinheit gebildeten Schwellenwert (X3+La) unterschreitet,
und
- das Steuersignal (St) erzeugt wird, wenn das erste und das zweite Zwischensignal
(S1, S2) erzeugt wurden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
- bei einem mit einer Gleisbremse (5) ausgestatteten Gleisabschnitt (1) der Hilfswert
(Vm) unter Berücksichtigung der Bremscharakteristik der Gleisbremse (5) bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
- der zweite Schwellenwert in Abhängigkeit von der Länge (La) der jeweiligen Ablaufeinheit
derart bestimmt wird, daß die jeweilige Ablaufeinheit zwischen dem Ende (X3) des Gleisabschnitts
(1) und der nächsten auf der Gleisanlage befindlichen Ablaufeinheit ausreichend Platz
findet.