[0001] Die Erfindung betrifft Verfahren zum Kühlen und/oder Gefrieren von wasserhaltigen
Produkten durch Direktverdampfung unter Vakuum.
[0002] Aus der DE 40 031 07 ist ein Verfahren bekannt, Wasser durch Direktverdampfung in
Eis umzuwandeln. Der von einer Wasseroberfläche abströmende Wasserdampf wird dabei
in einem Zeolithbett adsorbiert. Eine Vakuumpumpe saugt dabei Luft und nichtkondensierbare
Gase aus dem Zeolithbett ab.
[0003] Zeolithe sind kristalline Alumosilikate, mit einer verzweigten Hohlraumstruktur,
die Wassermolekühle reversibel einlagert (adsorbiert). Die Adsorption von Wasserdampf
ist ein stark exothermer Vorgang. Das eingelagerte Wasser kann durch Erhitzen (Regeneration)
der Zeolithkristalle auf über ca. 200 °C wieder aus dem Kristallgefüge ausgedampft
werden.
[0004] In der Praxis zeigt sich bei o.g. Vorrichtungen, daß Wasserdampf vom Zeolithbett
nicht oder nicht schnell genug adsorbiert wird und deshalb bis zur Vakuumpumpe strömt.
Vakuumpumpen können jedoch Wassserdampf nur in sehr begrenzten Mengen abpumpen. Zu
große Wasserdampfmengen begrenzen das Endvakuum der Pumpen oder führen alsbald zu
Pumpendefekten.
[0005] Um die Vakuumpumpe vor schädlichen Wasserdampfmengen zu schützen, kann man die Zeolithmenge
vergrößern. In aller Regel führt dies jedoch dazu, daß nur Teile der Zeolithmenge
adsorbieren. Beim anschließenden Regenerationsprozeß muß jedoch die gesamte Füllung
erhitzt werden. Wegen der größeren Zeolithmenge muß mehr Wärme eingetragen werden
und im folgenden Abkühlprozeß auch mehr Wärme abgeführt werden. Der Wirkungsgrad wird
deutlich schlechter.
[0006] Eine weitere Möglichkeit, die Pumpen zu schützen besteht darin, die Zeolithfüllung
in ihrer geometrischen Ausdehnung dem Strömungsweg des Wasserdampfes anzupassen. Der
Strömungsweg des Dampfes innerhalb der Schüttung wird dadurch länger und der Druckabfall
entsprechend höher. Um den gleichen Verdampfungsdruck zu erreichen, muß der Saugdruck
der Pumpe abgesenkt werden. Gleichzeitig sinkt aber bei niedrigerem Adsorptionsdruck
die Adsorptionsbeladung. Auch dies führt zu einem Mehraufwand an Desorptionswärme.
[0007] Bei langen Strömungswegen des Wasserdampfes durch das Zeolithbett bilden sich sogenannte
Adsorptionszonen, in denen die Adsorptionsreaktion abläuft. Vor dieser Zone hat die
Zeolithfüllung bereits die Sättigungsbeladung erreicht, hinter der Zone ist keine
Wasserdampfströmung meßbar. Der Druck ist hier gleich dem Enddruck der Pumpe. Obwohl
die Vakuumpumpe kontinuierlich in Betrieb ist, hat deren Endruck keinerlei Einfluß
auf die Verdampfungstemperatur im Produkt. Die Vakuumpumpe läuft lange und mit hohen
Betriebskosten.
[0008] Auch bei sehr langen Strömungswegen durch das Zeolithbett wird die Adsorptionszone
nach einer gewissen Zeit das Ende der Schüttung erreichen und der Wasserdampf von
der Vakuumpumpe angesaugt werden.
[0009] Im Handel sind heute zahlreiche Zeolithtypen mit unterschiedlichen Adsorptionscharakteristika.
Granulate vom gleichen Zeolith-Typ und identischem Granulatdurchmesser, die nach unterschiedlichen
Granulierverfahren hergestellt sind, verhalten sich bei der Wasserdampfadsorption
unter Vakuum höchst unterschiedlich. Eine optimale geometrische Auslegung eines Zeolithbettes
für variierende Produkte ist deshalb nahezu unmöglich.
[0010] Die Wasserdampfaufnahmefähigkeit einer Zeolithschüttung hängt in hohem Maße vom treibenden
Dampfdruck ab. Dieser ist, insbesondere im zeitlichen Verlauf, abhängig von der Temperatur,
der Menge und der Struktur des zu kühlenden Produktes.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es, Verfahren anzugeben, mit denen eine optimale Beladung
des Zeolithbettes und zugleich ein Schutz der Vakuumpumpe vor den schädigenden Wirkungen
zu hoher Wasserdampfdrücke möglich ist.
[0012] Gelöst wird die Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs 1. In den
Unterausprüchen sind weitere erfindungsgemäße Verfahrensvarianten aufgezeigt.
[0013] Bei der Kühlung von Produkten durch direkte Verdampfung von Wasser im Vakuum können
sehr hohe Kühlleistungen erzielt werden. Ein Gefrieren von Lebensmitteln kann innerhalb
weniger Minuten erfolgen. Der Gefriervorgang erfolgt dabei nicht wie bei konventionellen
Verfahren von der Produktoberfläche aus langsam fortschreitend nach innen, sondern
gleichzeitig und homogen im ganzen Produkt. Die Endtemperatur des Produktes kann durch
den einstellbaren Kammerdruck genau geregelt werden. Der Gesamtdruck in der Vakuumkammer
wird dabei durch die Adsorptionscharakteristik des Zeolithbettes, die Betriebszeiten
und den erreichbaren Enddruck der Vakuumpumpe bestimmt.
[0014] Die Bezeichnung Produkt steht für alle wasserhaltigen Substanzen, gleichgültig ob
es sich um organische oder anorganische Stoffe handelt. Der Wassergehalt kann sehr
stark variieren. Der Mindestanteil muß jedoch so groß sein, daß die gewünschte Kühl-Temperatur
durch direkte Verdampfung erreicht werden kann. Vorteilhaft ist auch die Trocknung
von nur oberflächlich feuchten Gütern, wie z. B. Kunststoffgranulaten. Hierbei kann
es sinnvoll sein, während des Verdampfungsvorgangs das Produkt zu beheizen oder vor
dem Trocknen auf höhere Temperatur zu bringen.
[0015] Gemeinsames Ziel aller Verfahren ist es, neben einer optimalen Beladung des Zeolithbettes
und dem Schutz der Vakuumpumpe, deren Laufzeit auf ein Minimum zu begrenzen. Insbesondere
bei mobilen und/oder solar betriebenen Vorrichtungen ist ein geringer Energieaufwand
für den Betrieb der Vakuumpumpe erwünscht. Hier ist es von entscheidendem Vorteil,
wenn die Vakuumpumpe nur so lange in Betrieb ist, bis die Wasserdampfströmung vom
Produkt zum Zeolithbett einen gegebenen Wert überschreitet. Bei entsprechenden Vorrichtungen
werden hierfür Strömungswächter eingesetzt, die den Druckabfall des strömenden Wasserdampfes
erkennen.
[0016] Zum Einsatz kommen auch wasserdampfsensitive Sensoren, die vor oder auch nach der
Pumpe angeordnet sind. Sie können dazu genutzt werden die Pumpe abzustellen sobald
sie in der Stömung Wasserdampf registrieren. Sensoren am Ausgang der Pumpen haben
den Vorteil, daß sie nicht vakuumtauglich sein müssen. Sie können auch unempfindlicher
sein, da der Wasserdampf durch die Pumpe stark aufkonzentriert wird. Ein Durchschlagen
von Wasserdampf durch das Zeolithbett ist immer auch ein Signal dafür, die Zeolithfüllung
zu erneuern oder zu regenerieren.
[0017] Eine weitere, sehr kostengünstige Möglichkeit, die Pumpe zu schützen, besteht darin,
den Temperaturanstieg der Zeolithschüttung während der Adsorption als Ausgangssignal
für die Abschaltung der Pumpe zu verwenden. Diese Regelung ist dann besonders geeignet,
wenn sich innerhalb des Zeolithbettes eine Adsorptionszone ausbilden kann. Der Temperaturfühler
ist dann am Ende des Zeolithbettes anzuordnen.
[0018] Anstelle des Temperaturanstiegs kann auch ein Anstieg der Wasserkonzentration innerhalb
der Hohlraumstruktur am Ende des Zeolithbettes detektiert werden.
[0019] Bei flüssigen Produkten mit hohem Füllstand oder hohen Ausgangstemperaturen kann
es vorkommen, daß es innerhalb der Flüssigkeit zu Dampferuptionen kommt in deren Folge
Flüssigkeitpartikel mit dem abströmenden Wasserdampf mitgerissen werden. In diesen
Fällen kann die Evakuierung durch die Vakuumpumpe unterbrochen werden und nach einer
kurzen Beruhigungsphase weiterevakuiert werden. Die Flüssigkeitspartikel können durch
bekannte Techniken detektiert werden.
[0020] Vorteilhaft ist es aber auch, in die Strömungsleitung zwischen Produkt und Zeolithbett
geeignete Tropfenabscheider einzubauen, die ein Mitreißen von nicht gasförmigen Teilchen
verhindern.
[0021] Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Tropfenabscheider gekühlt werden. Sofern die
Produkttemperatur über der Verflüssigungstemperatur dieser gekühlten Flächen liegt,
kann der abströmende Dampf an den kalten Flächen kondensieren und falls dies gewünscht
ist, als Kondensat in das zu kühlende Produkt zurücktropfen.
Die Evakuierung des Systems wird dabei so gesteuert, daß während dieser Phase kein
Wasserdampf zum Zeolithbett strömt. Erfindungsgemäß wird die Weiterströmung des Wasserdampfes
durch ein Luftpolster im Zeolithbett verhindert. Die Evakuierung wird dabei erfindungsgemäß
so gesteuert, daß der Druck in der Vakuumkammer zwar kontinuierlich abnimmt, die Ausdehnung
des Gaspolsters im Zeolithbett jedoch erhalten bleibt. Zwischen strömendem Wasserdampf
und blockierendem Gaspolster bildet sich eine wenige Zentimeter breite Grenzschicht
aus. Auf der einen Seite befindet sich reiner, mit hoher Geschwindigkeit strömender
Wasserdampf und auf der anderen Seite ein relativ ruhendes, wasserdampffreies Gaspolster.
Erst wenn die Produkttemperatur nahezu die Verflüssigungstempertatur erreicht hat
und demzufolge die Kühlleistung abnimmt, kann durch gesteuertes Abpumpen des Gaspolsters
aus dem Zeolithbett Wasserdampf in dieses einströmen und adsorbiert werden. Durch
das erfindungsgemäße Evakuieren können die sonst notwendigen Stömungsklappen und Saugventile
zwischen Produkt und Zeolithfüllung vermieden werden.
[0022] Zahlreiche Produkte, insbesondere Lebensmittel neigen beim Evakuieren aufzuschäumen
oder sich aufzublähen. In vielen Fällen ist dies ein gewünschter Vorgang, der das
Endprodukt z. B. großvolumiger oder schmackhafter erscheinen läßt. Softeis wird konventionell
beispielsweise durch Einleiten komprimierter Luft während des Kühlvorganges aufgeschäumt.
Erfindungsgemäß kann das Aufschäumen nunmehr beim Kühl- bzw. Gefriervorgang unter
Vakuum lediglich durch die Steuerung des Evakuiervorganges erfolgen.
[0023] Teige werden heute vielfach mit Kälte behandelt. Einerseits erfolgt dies um den Gärprozeß
zu stoppen oder zu verzögern, andererseits um den Teig im gekühlten/gefrorenen Zustand
für längere Zeit zu lagern und zu transportieren. Beim Gärprozeß wird die Teigmasse
durch Kohlendioxid gelockert, das durch die Zugabe von Treibmitteln (Hefe, Backpulver,
ect.) entsteht. Mit den erfindungsgemäßen Verfahren kann der Gärprozeß verzögert und
gestoppt werden oder aber ganz ohne den Zusatz von Treibmitteln erfolgen, da die Lockerung
(Porung) bei der direkten Verdampfung durch den expandierenden Wasserdampf erfolgt.
Führt man die Verdampfung bis zum vollständigen Gefrieren des Teiges fort, bleibt
die aufgeblähte Struktur des Teiges auch nach dem Fluten der Vakuumkammer erhalten.
[0024] Eine Reihe weiterer Lebensmittel muß vor dem Kühlen/Gefrieren bei höheren Temperaturen
behandelt werden (Kochen, Backen, Dünsten, Dämpfen, Pasteurisieren, Blanchieren, Brühen
ect.). Besonders vorteilhaft ist es, wenn diese Wärmebehandlung bereits innerhalb
der noch offenen Vakuumkammer möglich ist. Für den anschließenden Kühprozeß muß dann
nur noch die Vakuumkammer geschlossen werden und mit dem Evakuiervorgang begonnen
werden. Vorteilhaft hat die Vakuumkammer beispielsweise die Gestalt eines Kochkessels,
Steamers oder Autoklaven, die mit luftdichten Verschlüssen zur Vakuumkammer erweiterbar
sind. Die Saugleitung zum Zeolithbett besteht dann beispielsweise aus einer flexiblen
Verbindung, die an den Deckel angeflanscht wird.
[0025] Erfindungsgemäß läßt sich z. B. auch ein Backofen zur Vakuumkammer aufrüsten. Halbgebackenes
kann somit gleich im Ofen durch Direktverdampfung tiefgefroren werden. Die Wände des
Ofens bleiben dabei heiß, da von ihnen kein Wasser abdampfen kann.
[0026] Besonders vorteilhaft ist es auch, sogenannte Vakuumverpackungsmaschinen mit einem
Zeolithbett zu erweitern und vor dem Verpacken die Lebensmittel zu kühlen oder zu
gefrieren. Die luftdichte Verpackung der Produkte erfolgt hierbei gleich im Anschluß
an die Direktverdampfung nach den bekannten Verfahren in derselben Vakuumkammer.
1. Verfahren zum Kühlen und/oder Gefrieren wasserhaltiger Produkte durch Direktverdampfung
unter Vakuum, wobei das wasserhaltige Produkt in eine Vakuumkammer eingebracht wird
und durch eine Vakuumpumpe der Kammerdruck soweit abgesenkt wird, daß Wasserdampf
aus dem Produkt entweicht und durch die direkte Verdampfungskälte abkühlt und der
vom Produkt abströmende Wasserdampf in einem der Vakuumpumpe vorgelagerten Zeolithbett
adsorbiert wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Evakuuierung der Vakuumkammer durch die Vakuumpumpe so auf die Adsorptionscharakteristik
des Zeolithbettes abgestimmt wird, daß das Produkt den gewünschten Zustand (Temperatur,
Wassergehalt ect.) erhält, aber kein Wasserdampf durch das Zeolithbett hindurch zur
Vakuumpumpe strömt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
nach Beginn der direkten Verdampfung die Evakuierung unterbrochen wird und erst dann
wieder fortgesetzt wird, wenn die Wasserdampfströmung zum Zeolithbett nachläßt.
3. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Evakuierung beendet wird, sobald Wasserdampf die Vakuumpumpe erreicht.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Evakuierung beendet wird, sobald die Temperatur des Zeolithbettes im Bereich vor
der Vakuumpumpe durch die freiwerdende Adsorptionswärme ansteigt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Evakuierung durch die Vakuumpumpe beendet wird, sobald die Wasserbeladung im Zeolithbett
im Bereich der Schüttung unmittelbar vor der Vakuumpumpe einen gegebenen Wert übersteigt.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Evakuierung unterbrochen wird, sobald durch die Wasserdampfströmung flüssige Bestandteile
vom Produkt abgetrennt und in das Zeolithbett eingetragen werden.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Evakuierung des Produktes erst dann unterbrochen wird, wenn das Produkt aufgeschäumt,
aufgebläht oder aufgelockert ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Vakuumkammer erst dann wieder geflutet wird, wenn das aufgeschäumte oder aufgelockerte
Produkt gefroren ist.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das gekühlte oder gefrorene Produkt noch unter Vakuum in luftdichte Behältnisse eingeschlossen
wird.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
der vom Produkt abströmende Wasserdampf bevor er das Zeolithbett erreichen kann, an
einer kalten Fläche rückverflüssigt wird und erst wenn die Verdampfungstemperatur
im Produkt die Verflüssigungstemperatur nahezu erreicht hat, durch weitere Evakuierung
in das Zeolithbett einströmen kann.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Produkt vor dem Kühlprozeß auf höhere Temperaturen erhitzt wird.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Produkt in die bereits vorevakuierte Vakuumkammer eingeleitet wird.
13. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
dem Produkt vor dem Kühlprozeß das während der Direktverdampfung entzogene Wasser
zugesetzt wird.
14. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Prokukt in der Vakuumkammer nach der Direktverdampfung für einen längeren Zeitraum
kalt gelagert wird.