(19)
(11) EP 0 914 878 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
12.05.1999  Patentblatt  1999/19

(21) Anmeldenummer: 98115598.9

(22) Anmeldetag:  19.08.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B21D 1/05, B21B 45/06, C21D 8/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 08.11.1997 DE 19749466

(71) Anmelder: BWG BERGWERK- UND WALZWERK-MASCHINENBAU GMBH
D-47051 Duisburg (DE)

(72) Erfinder:
  • Noé, Rolf, Dipl. Ing.
    45478 Mülheim, Ruhr (DE)
  • Noé, Andreas, Dr. Dipl. Ing.
    47647 Kerken (DE)

(74) Vertreter: Honke, Manfred, Dr.-Ing. et al
Patentanwälte, Andrejewski, Honke & Sozien, Theaterplatz 3
45127 Essen
45127 Essen (DE)

   


(54) Verfahren und Behandlungslinie zum Herstellen von Metallbändern mit entzunderten Bandoberflächen


(57) Es handelt sich um ein Verfahren zum Herstellen von Metallbändern mit einer entzunderten Bandoberfläche, wonach das jeweilige Metallband geglüht, streckbiegegerichtet und gebeizt wird. Das Streckbiegerichten findet unmittelbar vor dem Glühen und das Beizen unmittelbar nach dem Glühen statt, so daß eine besonders saubere Bandoberfläche erreicht wird, ohne daß ein Strahlen und/oder Bürsten des Metallbandes vor dem Beizen erforderlich ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von gewalzten oder gegossenen Metallbändern, insbesondere Stahlbändern aus Edelstahl- und Titanlegierungen, mit einer entzunderten Oberfläche, wonach das betreffende Metallband geglüht, zum mechanischen Vorentzundern streckbiegegerichtet und zum chemischen und/oder elektrolytischen Nachentzundern gebeizt wird. - Im Rahmen der Erfindung meint gewalzte Metallbänder bzw. Stahlbänder sowohl warmgewalzte als auch kaltgewalzte Bänder.

[0002] Es ist ein derartiges Behandlungsverfahren bekannt, wonach das betreffende Metallband im Zuge der Herstellung einer entzunderten Bandoberfläche zunächst geglüht, dann zur mechanischen Vorentzunderung streckbiegegerichtet und anschließend gestrahlt und/oder gebürstet wird, um dann zum chemischen Nachentzundern gebeizt zu werden, so daß schließlich ein Metall- bzw. Stahlband mit einer sauberen Bandoberfläche zur Verfügung steht. Das Glühen dient im allgemeinen zur Beseitigung von Kaltverfestigungen. - Das Strahlen und/oder Bürsten der Metallbänder ist verhältnismäßig zeit- und in anlagentechnischer Hinsicht investitionsaufwendig. Die dafür erforderlichen Strahlanlagen und Bürstmaschinen verursachen erhebliche Instandhaltungs- und Betriebskosten. - Hier setzt die Erfindung ein.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Herstellen von gewalzten oder gegossenen Metallbändern, insbesondere Stahlbändern aus Edelstahl- und Titanlegierungen, der eingangs beschriebenen Ausführungsform zu schaffen, wonach die Entzunderung in kostenreduzierender Weise optimiert wird. Außerdem soll eine zur Durchführung dieses Verfahrens geeignete Bandlinie geschaffen werden.

[0004] Diese Aufgabe löst die Erfindung bei einem gattungsgemäßen Verfahren dadurch, daß das Streckbiegerichten unmittelbar vor dem Glühen und das Beizen unmittelbar nach dem Glühen vorgenommen werden. Unmittelbar meint im Rahmen der Erfindung ohne Zwischenschaltung von weiteren Behandlungsmaßnahmen. - Überraschenderweise ist die mechanische Vorentzunderung signifikant besser, wenn das Streckbiegerichten vor dem Glühen stattfindet. Es hat sich herausgestellt, daß die Metallbänder und insbesondere Edelstahlbänder so gut vorentzundert werden, daß sie ohne Strahlen und/oder Bürsten mit maximaler Geschwindigkeit in der Bandlinie gefahren werden können und dennoch die Bandfläche nach dem Beizen einwandfrei sauber ist. Insoweit wird nach Lehre der Erfindung die Entzunderung optimiert, während der gesamte Entzunderungsprozeß in kostensparender Weise rationalisiert wird. Denn nach Lehre der Erfindung kann nunmehr auf das Strahlen und/oder Bürsten der Metall- bzw. Stahlbänder und folglich auch insoweit auf die sonst erforderlichen anlagentechnischen Einrichtungen in der Bandbehandlungslinie verzichtet werden. Daher ist die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens besonders geeignete Bandbehandlungslinie mit zumindest einem Abwickelhaspel, einer Streckbiegerichteinrichtung zum mechanischen Vorentzundern, einer Glühe, einer Beize zum chemischen und/oder elektrolytischen Nachentzundern und einem Aufwickelhaspel dadurch gekennzeichnet, daß die Streckbiegerichtvorrichtung in Bandlaufrichtung unmittelbar vor der Glühe und die Beize unmittelbar hinter der Glühe angeordnet ist. Unmittelbar meint in diesem Zusammenhang ohne Zwischenschaltung von anderen Bandbehandlungsaggregaten. Das schließt folglich nicht aus, daß in Bandlaufrichtung vor und/oder hinter der Streckbiegerichtvorrichtung ein Bandspeicher angeordnet sein kann. - Im Rahmen der Erfindung werden jedenfalls die Investitionskosten von neu zu installierenden Bandbehandlungslinien wegen der nicht länger erforderlichen Strahlanlagen und Bürstmaschinen erheblich reduziert. Das gilt insoweit auch für die Instandhaltungs- und Betriebskosten. Eine erfindungsgemäße Bandbehandlungslinie ohne Strahlanlage und Bürstmaschinen ist auch dann vorteilhaft, wenn außer warmgewalzten auch kaltgewalzte Bänder geglüht und gebeizt werden müssen. Denn üblicherweise muß bei der Umstellung der Bandbehandlungslinie von Warmband auf Kaltband die sonst erforderliche Strahlanlage gereinigt werden, damit kein Strahlgut die glatte Oberfläche der Kaltbänder beschädigen kann. Das gilt auch für verschiedene Rollen. Die damit verbundenen Produktionsausfallzeiten entfallen bei der erfindungsgemäßen Bandbehandlungslinie. - Sofern einlaufseitig Bandspeicher vorgesehen sind, kann ein Bandspeicher vor und/oder hinter der Streckbiegerichtvorrichtung angeordnet sein. Durch den Einsatz solcher Bandspeicher werden Stillstandsmarkierungen vermieden, die im Bereich der Streckbiegerollen auftreten können, wenn das betreffende Metallband im Einlaufbereich zum Zwecke des Bundwechsels oder Anschweißens eines nachfolgenden Metallbandes angehalten wird. Denn die Bandspeicher ermöglichen einen kontinuierlichen Banddurchlauf. Dabei kann der vor der Streckbiegerichtvorrichtung angeordnete Einlaufspeicher so klein gewählt werden, daß die Streckbiegerichtvorrichtung während des Bandstillstandes im Einlauf nur im Kriechbetrieb weiterläuft. Unter dieser Voraussetzung sind Bandlauf- und Markierungsprobleme vernachlässigbar.

[0005] Im Rahmen der Erfindung läßt sich allerdings dann vor und/oder hinter der Glühe bzw. dem Glühofen eine Strahlmaschine und/oder Bürstmaschine anordnen, wenn besonders schwer entzunderbare Metallbänder nicht nur im Wege des Streckbiegerichtens, sondern eben auch im Wege des Strahlens und/oder Bürstens mechanisch vorentzundert werden müssen. Im übrigen kann der Beize ein Dressiergerüst und/oder eine Streckbiegerichtanlage nachgeordnet sein, um in Bezug auf Planheit, Oberflächenrauhigkeit und Glanz die jeweils verlangten Eigenschaften erreichen zu können. Das Dressiergerüst kann mit texturierten Walzen ausgerüstet sein, wenn gemusterte bzw. definierte Bandoberflächen erwünscht sind. Im übrigen besteht die Möglichkeit, das betreffende Metallband nach dem Entzundern im Wege des Streckbiegerichtens oder vor dem Aufwickeln zu spalten und/oder zu besäumen.

[0006] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung näher erläutert. Die einzige Figur zeigt in schematischer Darstellung eine Bandbehandlungslinie mit einem Abwickelhaspel 1, einer Schweißmaschine 2, einer Streckbiegerichtvorrichtung 3, einer als Glühofen ausgeführten Glühe 4, einer Beize 5 und einem Aufwickelhaspel 6. Die Streckbiegerichtvorrichtung 3 ist in Bandlaufrichtung unmittelbar vor der Glühe 4 und die Beize 5 unmittelbar hinter der Glühe 4 angeordnet. Außerdem können vor und hinter der Streckbiegerichtvorrichtung 3 Bandspeicher 7, 8 angeordnet sein, welches lediglich angedeutet ist. Ein Bandspeicher 9 befindet sich regelmäßig auch hinter der Beize 5.


Ansprüche

1. Verfahren zum Herstellen von gewalzten oder gegossenen Metallbändern, insbesondere Stahlbändern aus Edelstahl- und Titanlegierungen, mit einer entzunderten Bandoberfläche, wonach das betreffende Metallband geglüht, zum Vorentzundern streckbiegegerichtet und zum Nachentzundern gebeizt wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Streckbiegerichten unmittelbar vor dem Glühen und das Beizen unmittelbar nach dem Glühen vorgenommen werden.
 
2. Bandbehandlungslinie zum Durchführen des Verfahrens nach Anspruch 1, mit zumindest einem Abwickelhaspel, einer Streckbiegerichtvorrichtung zum Vorentzundern, einer Glühe, einer Beize zum Nachentzundern und einem Aufwickelhaspel, dadurch gekennzeichnet, daß die Streckbiegerichtvorrichtung (3) in Bandlaufrichtung unmittelbar vor der Glühe (4) und die Beize (5) unmittelbar hinter der Glühe (4) angeordnet sind.
 
3. Bandbehandlungslinie nach Anspruch 2 mit Bandspeichern, dadurch gekennzeichnet, daß in Bandlaufrichtung vor und/oder hinter der Streckbiegerichtvorrichtung (3) ein Bandspeicher (7, 8) angeordnet ist.
 




Zeichnung







Recherchenbericht