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EP 0 914 886 A1 |
(12) |
EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
(43) |
Veröffentlichungstag: |
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12.05.1999 Patentblatt 1999/19 |
(22) |
Anmeldetag: 05.10.1998 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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AL LT LV MK RO SI |
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Priorität: |
12.11.1997 CH 2607/97
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Anmelder: Georg Fischer Fahrzeugtechnik AG |
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8201 Schaffhausen (CH) |
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Erfinder: |
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- Gerber, Urs
CH-8247 Flurlingen (CH)
- Menk, Werner
CH-8203 Schaffhausen (CH)
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Vertreter: Weibel, Beat |
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c/o Georg Fischer AG,
Patentabteilung 8201 Schaffhausen 8201 Schaffhausen (CH) |
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Verfahren zur Herstellung von Giessformen für das Abgiessen von flüssigen Metallen
und Anwendung des Verfahrens |
(57) Es wird ein Verfahren zur Herstellung von Giessformen aus körnigem Formstoff vorgeschlagen,
bei dem als Basisformstoff ein Nicht-Eisenmetall-Granulat verwendet wird.
Die Verwendung solcher Giessformen kombiniert die metallurgischen Vorteile von Dauerformen
mit den Kostenvorteilen der verlorenen Formen.
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Yerfahren zur Herstellung von Giessformen
für das Abgiessen von flüssigen Metallen und die Anwendung des Verfahrens.
[0002] Zur Herstellung von Gussstücken werden Formen benötigt, die Hohlräume aufweisen,
in welche das flüssige Metall eingegossen wird. Die Hohlrüme definieren das Negativ
zu den herzustellenden Gussstücken. Solche Formen können sogenannte verlorene Formen
(z.B. Sandformen) oder metallische Dauerformen sein. Erstere müssen für jeden Abguss
neu hergestellt werden, sind aber wesentlich kostengünstiger herzustellen als metallische
Dauerformen.
[0003] Für verlorene Formen wird überwiegend Sand, in der Regel Quarzsand, teilweise Chromerzsand
oder Zirkonoxyd-Sand verwendet, der mit Hilfe von Bentonit und Wasser oder mit Kunstharzbindern
oder mit Wasserglas gebunden und nach dem Abguss jedesmal wieder neu aufbereitet wird.
[0004] Dem Kostenvorteil von verlorenen Formen steht der Nachteil einer geringen Wärmeleitfähigkeit
und Wärmekapazität gegenüber, wodurch insbesondere Leichtmetallgussteile relativ langsam
erstarren und dadurch deutlich schlechtere mechanische Eigenschaften aufweisen, als
wenn sie in metallische Dauerformen abgegossen werden.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die metallurgischen Vorteile der Dauerformen
mit den Kostenvorteilen der verlorenen bzw.Sand-Formen zu vereinen.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss nach der Lehre des Anspruches 1 gelöst.
[0007] Weitere vorteilhafte Merkmale ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
[0008] Beim Abguss verhält sich die erfindungsgemässe Form ähnlich wie eine metallische
Dauerform, d.h. sie führt zu einer schnellen Erstarrung und damit zu hervorragenden
mechanischen Eigenschaften sowie zu einer ausgezeichneten Oberflächenqualität der
erstarrten Gussstücke.
Nach dem erfolgten Abguss können die Gussstücke genauso wie beim konventionellen Sandgussverfahren
ausgepackt werden. Anschliessend kann der Formstoff neu aufbereitet und in den Kreislauf
eingeführt werden um damit wieder neue Formen herzustellen.
[0009] Nach dem erfindungsgemässen Verfahren entfällt der ausserordentlich hohe Herstell-Aufwand
für die Formen, und ebenso auch der grosse Aufwand, wenn Änderungen an den Modellen
durchzuführen sind. Bei Dauerformen müssten dann auch die Innenflächen der Formen
entsprechend den geänderten Modellen angepasst werden.
Änderungen an Modellen sind, wenn man mit Sandguss arbeitet, wesentlich weniger aufwendig
als bei Dauerformen.
[0010] Ein besonderer Vorteil ergibt sich aus dem erfindungsgemässen Verfahren auch dadurch,
dass Protitypenteile sehr preiswert herzustellen sind mit Eigenschaften, wie sie mit
Dauerformen erzielt werden können, ohne dass die ausserordentlich teuren Dauerformen
hergestellt werden müssen.
[0011] Anhand der nachfolgenden Beispiele wird das erfindungsgemässe Verfahren näher erläutert.
Beispiel 1
[0012] Eine Giessform wurde hergestellt unter Verwendung eines Kupfergranulates der Körnung
0.02 bis 0,5 mm und der Verwendung von Bentonit und Wasser als Binder. Die Form war
bestimmt für den Abguss eines PKW Schwenklagers in einer Aluminium-Legierung G-AlSi7Mg.
Im abgegossenen und erstarrten Schwenklager wurden nach einer entsprechenden Wärmebehandlung,
z.B. Lösungsglühen, Abschrecken und Warmauslagern, folgende mechanischen Eigenschaften
festgestellt: 0,2% Dehngrenze Tp0,2=184 MPa, Zugfestigkeit Rm=263 MPa, Bruchdehnung
A=5,8%. Diese Werte sind identisch mit den unter Seriebedingungen im Dauerformverfahren
"Kokillenguss" erreichten Werte, welche in konventionellem Sandguss keinesfalls erreichbar
wären.
Beispiel 2
[0013] Verschiedene spezielle Proben wurden vergleichshalber im Werkstoff G-AlSi7Mg in folgende
Formen abgegossen:
a konventionelle verlorene Form in bentonitgebundenem Quarzsand
b konventionelle Dauerform in Stahlkokille
c in Kunstharz gebundene Form aus Aluminiumgranulat gemäss der Erfindung
d in Wasserglas gebunden Form aus Kupfergranulat gemäss der Erfindung
[0014] Als Mass für die Erstarrungsgeschwindigkeit wurde metallographisch an den abgegossenen
Proben der sogenannte Dendritenarm-Abstand gemessen. Je kleiner dieser ist, umso schneller
ist das Gusstück erstarrt.
[0015] Das Ergebnis dieser Mssungen:
Probe a Dendritenarmabstand = 40µ
Probe b Dendritenarmabstand = 25µ
Probe c Dendritenarmabstand = 27µ
Probe d Dendritenarmabstand = 23µ
1. Verfahren zur Herstellung von Giessformen aus körnigem Formstoff zum Abgiessen von
flüssigen Metallen, dadurch gekennzeichnet, dass als Basisformstoff ein Nicht-Eisenmetall
-Granulat verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Formstoff Kupfer-Granulat
verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Kupfer-Granulat eine Körnung
von weniger als 1 mm, vorzugsweise o,o2 bis 0,7 mm aufweist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Kupfer-Granulat
mittels einem Tonmineral, vorzugsweise Bentonit und Wasser gebunden wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Kupfer-Granulat
mittels eines Kunstharzes gebunden wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Kupfer-Granulat
mittels Wasserglas gebunden und mit CO2 begast wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein granulat
aus einer Kupfer-Legierung verwendet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Mischung
aus verschiedenen Metall-granulaten verwendet wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein Granulat
aus Aluminium oder einer Aluminium-Legierung verwendet wird.
10. Leichtmetall-Gussteile abgegossen in einer Giessform, deren Herstellung nach einem
der Ansprüche 1 bis 9 erfolgt ist.

