[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Stranggießkokille mit zwei einander gegenüberliegenden
Schmalseiten und zwei einander gegenüberliegenden, die Schmalseiten übergreifenden
Längsseiten, wobei mindestens eine der Schmalseiten durch ein Verstellorgan auf die
andere der Schmalseiten zu bzw. von ihr weg bewegbar ist.
[0002] Eine derartige Kokille ist z.B. aus der EP 0 613 743 A1 bekannt. Bei dieser Kokille
wird die Schmalseite über eine elektromotorisch angetriebene Spindel und ein Getriebe
verstellt, wobei über eine lösbare Kupplung der Neigungswinkel der Schmalseite verstellt
werden kann.
[0003] Die Stranggießkokille des Standes der Technik ist insofern noch nicht ganz optimal,
als zwischen dem elektromotorischen Antrieb und der Schmalseite mehrere mechanische
Elemente angeordnet sind. Dies verursacht zum einen höhere Kosten, zum anderen erhöhten
Wartungsbedarf. Darüber hinaus ist die Einstellgenauigkeit der Kokillenschmalseite
durch die Summe der Spiele der dazwischenliegenden Einheiten (Kupplungen, Getriebe
usw.) begrenzt.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, eine Stranggießkokille
zur Verfügung zu stellen, bei der eine höhere Einstellgenauigkeit erreichbar ist.
[0005] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Verstellorgan als zwei unabhängig voneinander
betätigbare Hydraulikzylindereinheiten mit je einem Zylinder und einem relativ zum
Zylinder in einer Verstellrichtung verstellbaren Kolben ausgebildet ist.
[0006] Wenn die Hydraulikzylindereinheiten und die Schmalseite über trennbare Kupplungen
miteinander verbunden sind, können nach Bedarf einzelne Teile der Stranggießkokille,
z.B. eine einzelne Schmalseite, ausgewechselt werden, ohne die gesamte Stranggießkokille
austauschen zu müssen.
[0007] Die Kupplungen weisen vorzugsweise ein Kupplungsspiel unter 0,3 mm auf, z.B. nur
0,1 mm. Ein derart geringes Kupplungsspiel kann dadurch erreicht werden, daß die Kupplungen
aus je zwei Kupplungshälften bestehen, daß den Hydraulikzylindereinheiten und der
Schmalseite je eine Kupplungshälfte zugeordnet ist, daß die Kupplungshälften entlang
einer Kuppelfläche miteinander verschraubt sind und daß die Kuppelfläche die Verstellrichtung
in einem von 90° verschiedenen Winkel schneidet.
[0008] Wenn den Hydraulikzylindereinheiten Klemmkörper zum Arretieren der Kolben zugeordnet
sind, kann sich die Lage der Schmalseite nicht von selbst verstellen. Wenn die Klemmkörper
darüber hinaus federbelastet sind, ist eine Verstellung der Kolben - bzw. hiermit
korrespondierend der Schmalseite - nur möglich, wenn die Klemmkörper durch den Hydraulikdruck
gelöst sind. Bei Ausfall der elektrischen Energieversorgung oder der Hydraulikflüssigkeit
wird die Schmalseite daher automatisch in ihrer momentanen Position arretiert.
[0009] Wenn den Hydraulikzylindereinheiten Drucksensoren zum Erfassen der in den Hydraulikzylindereinheiten
herrschenden Hydraulikdrücke zugeordnet sind, ist eine direkte Lastüberwachung der
Stranggießkokille möglich.
[0010] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen sowie
aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels. Dabei zeigen
- Figur 1
- eine Stranggießkokille von oben und
- Figur 2
- eine Schmalseite mit Verstellorgan.
[0011] Gemäß Fig. 1 weist eine Stranggießkokille zwei einander gegenüberliegende Schmalseiten
1 sowie zwei einander gegenüberliegende Längsseiten 2 auf. Die Längsseiten 2 übergreifen
dabei die Schmalseiten 1. Gemäß Ausführungsbeispiel sind beide Schmalseiten 1 durch
Verstellorgane 3 aufeinander zu bzw. voneinander weg bewegbar. Prinzipiell ist aber
auch hinreichend, wenn nur eine der Schmalseiten verstellbar ist.
[0012] Wie aus Fig. 2 ersichtlich ist, besteht das Verstellorgan 3 einer Schmalseite 1 aus
zwei unabhängig voneinander betätigbaren zwei Hydraulikzylindereinheiten 4. Jede Hydraulikzylindereinheit
4 weist einen Zylinder 5 und einen Kolben 6 auf, die in Gießrichtung x gesehen übereinander
angeordnet sind.
[0013] Die Hydraulikyzlindereinheiten 4 sind mit der Schmalseite 1 über trennbare Kupplungen
7 verbunden. Jede der Kupplungen 7 besteht aus je zwei Kupplungshälften 8, 9, von
denen je eine der Schmalseite 1 und der zugehörigen Hydraulikyzlindereinheit 4 zugeordnet
ist. Ersichtlich sind die Kupplungshälften entlang einer Kuppelfläche miteinander
verbunden, welche die Verstellrichtung y der Hydraulikzylindereinheit 4 in einem von
90° verschiedenen Winkel α schneidet. Um die Kupplungen 7 trennbar zu halten, ist
die Verbindung der Kuppelflächen 10 vorzugsweise als Verschraubung ausgebildet. Mit
dieser obenstehend beschriebenen Ausbildung der Kupplungen 7 kann das Kupplungsspiel
auf 0,1 mm reduziert werden.
[0014] Den Hydraulikzylindereinheiten 4 sind ferner federbelastete Klemmkörper 11 zugeordnet.
Mittels dieser Klemmkörper 11 können die Kolben 6 relativ zu den Zylindern 5 arretiert
werden. Die Schmalseite 1 kann sich daher bei betätigtem Klemmkörper 11 nicht von
selbst verstellen. Aufgrund der Federbelastung der Klemmkörper 11 arretieren die Klemmkörper
11 selbsttätig, wenn die elektrische Energieversorgung der Hydraulikzylindereinheiten
4 ausfällt oder wenn z.B. aufgrund eines defekten Schlauches der Hydraulikdruck plötzlich
abfällt.
[0015] Wie ferner aus Fig. 2 ersichtlich ist, sind den Hydraulikzylindereinheiten 4 Drucksensoren
12 zum Erfassen der in den Hydraulikzylindereinheiten 4 herrschenden Hydraulikdrücke
zugeordnet. Über den Hydraulikdruck kann bspw. ermittelt werden, wie verformbar ein
gerade gegossener Strang ist, der sich in der Stranggießkokille befindet. Die durch
die Drucksensoren 12 erfaßten Drücke werden Positionsregelkreisen 13 als Korrekturgrößen
zugeführt. Als Istgrößen werden diesen Regelkreisen 13 die Signale von Linearweggebern
14 zugeführt, mittels derer die Stellung der Kolben 6 relativ zu den Zylindern 5 erfaßt
wird. Linearweggeber für Hydraulikzylinder sind an sich bekannt, so daß eine eingehende
Schilderung an dieser Stelle entbehrlich ist.
[0016] Den Positionsregelkreisen 13 wird ferner von einer nicht dargestellten, übergeordneten
Steuerung eine Sollgröße zugeführt. Aus der Differenz von Sollgröße und Istgröße ermitteln
die Positionsregelkreise 13 dann unter Berücksichtigung des in dem entsprechenden
Hydraulikzylinder 4 herrschenden Druckes als Korrekturgröße ein Verstellsignal. Das
Verstellsignal wird einer Hydraulikpumpe 15 zugeführt, mittels derer die korrespondierende
Hydraulikzylindereinheit 4 betätigbar ist.
[0017] Durch die Linearweggeber 14 sind die Positionen der Kolben 6 relativ zu ihren korrespondierenden
Zylindern 5 erfaßbar. Der relative Verstellweg der Kolben 6 kann also direkt durch
die Linearweggeber 14 erfaßt werden. Um diese relative Verstellung in eine absolute
Verstellung der Schmalseite 1 umrechnen zu können, ist noch ein Bezugspunkt erforderlich.
Zum Kalibrieren der Positionsregelung für die Schmalseite wird die Schmalseite 1 daher
vor einem Stranggießen von der anderen Schmalseite 1 weg bewegt, bis sie an Anschlägen
16 anstößt. Diese Anschläge 16 stellen bezüglich der Stranggießkokille feste Bezugspunkte
dar. Unter Berücksichtigung des bei Erreichen der Anschläge 16 anstehenden Signale
der Linearweggeber 14 können die danach von den Linearweggebern 14 übermittelten Signale
daher in einen absoluten Verstellweg für die Schmalseite 1 umgerechnet werden. Die
Lageregelung der Schmalseite 1 kann daher auf diese Weise kalibriert werden.
[0018] Mit der nunmehr bestehenden Möglichkeit, aufgrund des erfaßbaren Hydraulikdruckes
die Verstellkräfte berechnen zu können, kann nunmehr auch die Schmalseitenanstellung
im Gießbetrieb optimiert werden. Hierzu werden den Positionsregelkreisen 13 der Schmalseite
1 auch die erfaßten Drücke des anderen Positionsregelkreises 13 der Schmalseite 1
zugeführt. Aus der Differenz oder dem Verhältnis der Drücke zueinander kann dann erfaßt
werden, ob die Schmalseitenanstellung korrekt ist. Wenn bspw. das Verhältnis des von
dem in Fig. 2 oberen Drucksensor 12 erfaßten Druckes zu dem durch den in Fig. 1 unteren
Drucksensor 12 erfaßten Druck zwischen 1:1 und 3:1 liegt, erfolgt keine Änderung des
Anstellwinkels β. Wird hingegen das Verhältnis 3:1 überschritten, wird der Anstellwinkel
β vergrößert, bis das Verhältnis der Drücke den Wert 2:1 erreicht. Wird umgekehrt
der Wert 1:1 unterschritten, wird der Anstellwinkel β verkleinert, bis das Druckverhältnis
2:1 beträgt.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Schmalseiten
- 2
- Längsseiten
- 3
- Verstellorgane
- 4
- Hydraulikzylindereinheiten
- 5
- Zylinder
- 6
- Kolben
- 7
- Kupplungen
- 8, 9
- Kupplungshälften
- 10
- Kuppelfläche
- 11
- Klemmkörper
- 12
- Drucksensoren
- 13
- Positionsregelkreise
- 14
- Linearweggeber
- 15
- Hydraulikpumpen
- 16
- Anschläge
- x
- Gießrichtung
- y
- Verstellrichtung
- α, β
- Winkel
1. Stranggießkokille mit zwei einander gegenüberliegenden Schmalseiten (1) und zwei einander
gegenüberliegenden, die Schmalseiten (1) übergreifenden Längsseiten (2), wobei mindestens
eine der Schmalseiten (1) durch ein Verstellorgan (3) auf die andere der Schmalseiten
(1) zu bzw. von ihr weg bewegbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verstellorgan (3) als zwei unabhängig voneinander betätigbare Hydraulikzylindereinheiten
(4) mit je einem Zylinder (5) und einem relativ zum Zylinder (5) in einer Verstellrichtung
(y) verstellbaren Kolben (6) ausgebildet ist.
2. Stranggießkokille nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Hydraulikzylindereinheiten (4) in Gießrichtung (x) gesehen übereinander angeordnet
sind.
3. Stranggießkokille nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Hydraulikzylindereinheiten (4) und die Schmalseite (1) über trennbare Kupplungen
(7) miteinander verbunden sind.
4. Stranggießkokille nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungen (7) ein Kupplungsspiel unter 0,3 mm aufweisen.
5. Stranggießkokille nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungen (7) aus je zwei Kupplungshälften (8, 9) bestehen, daß den Hydraulikzylindereinheiten
(4) und der Schmalseite (1) je eine Kupplungshälfte (8, 9) zugeordnet ist,
daß die Kupplungshälften (8, 9) jeder Kupplung (7) entlang einer Kuppelfläche (10)
miteinander verschraubt sind und daß die Kuppelfläche (10) die Verstellrichtung (y)
in einem von 90° verschiedenen Winkel (α) schneidet.
6. Stranggießkokille nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß den Hydraulikzylindereinheiten (4) Klemmkörper (11) zum Arretieren der Kolben
(6) zugeordnet sind.
7. Stranggießkokille nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Klemmkörper (11) federbelastet sind.
8. Stranggießkokille nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß den Hydraulikzylindereinheiten (4) Drucksensoren (12) zum Erfassen der in den
Hydraulikzylindereinheiten (4) herrschenden Hydraulikdrücke zugeordnet sind.
9. Stranggießkokille nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß den Hydraulikzylindereinheiten (4) Linearweggeber (14) zur Erfassung der Stellung
der Kolben (6) relativ zu den Zylindern (5) zugeordnet sind.
10. Betriebsverfahren für eine Stranggießkokille mit Schmalseiten (1), wobei mindestens
eine Schmalseite (1) durch mindestens eine Hydraulikzylindereinheit (4) mit einem
Zylinder (5) und einem Kolben (6) verstellt wird, wobei die Position des Kolbens (6)
relativ zum Zylinder (5) durch einen der Hydraulikzylindereinheit (4) zugeordneten
Linearweggeber (14) erfaßt wird und einem Positionsregelkreis (13) zum Betätigen einer
Hydraulikpumpe (15) für die Hydraulikzylindereinheit (4) zugeführt wird.
11. Betriebsverfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß der in der Hydraulikflüssigkeit herrschende Druck erfaßt und dem Positionsregelkreis
(13) als Korrekturgröße zugeführt wird.
12. Betriebsverfahren nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mindestens eine Schmalseite (1) auch durch eine zweite Hydraulikzylindereinheit
(4) verstellt wird, daß der in der zweiten Hydraulikzylindereinheit (4) herrschende
Hydraulikdruck erfaßt wird und dem Positionsregelkreis (13) der ersten Hydraulikzylindereinheit
(4) als Korrekturgröße zugeführt wird.
13. Betriebsverfahren für eine Stranggießkokille mit mindestens einer durch ein Verstellorgan
(3) - vorzugsweise durch mindestens eine Hydraulikzylindereinheit (4) - verstellbaren
Schmalseite (1),
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Lageregelung der Verstellweg des Verstellorgans (3, 6) durch einen Linearweggeber
(14) erfaßt wird und
daß zum Kalibrieren der Lageregelung die Schmalseite (1) zunächst zu einem bezüglich
der Stranggießkokille festen Punkt, (16), z. B. einem Anschlag (16), verfahren und
dann die vom Linearweggeber (14) übermittelten Signale unter Berücksichtigung des
bei Erreichen des festen Punktes (16) anstehenden Signals in einen absoluten Verstellweg
für die Schmalseite (1) umgerechnet werden.