[0001] Die Erfindung betrifft einen selbstöffnenden Verschlµß aus eine hochschmelzenden
Material für Gießtiegel, die bei aluminothermischen Reaktionen verwendet werden.
[0002] Aluminothermische Reaktionen werden üblicherweise in einem kegelförmigen Tiegel durchgeführt,
in dessen verjüngtem unteren Bereich eine Auslaufdüse auswechselbar angeordnet ist.
Die Auslaufdüse muß während der Durchführung der aluminothermischen Reaktion verschlossen
sein.
[0003] Die bei der aluminothermischen Reaktion entstandene Metallschmelze darf erst dann
aus der Auslaufdüse abfließen, wenn sich die im wesentlichen aus Aluminiumoxid bestehende
schmelzflüssige Schlacke von der Metallschmelze getrennt hat und auf dieser aufschwimmt.
Erfolgt die Öffnung der Auslaufdüse zu früh, besteht die Gefahr eines fehlerhaften
Gusses infolge noch unvollständiger Reaktion des aluminothermischen Gemisches oder
durch noch nicht vollständig erfolgte Abtrennung der gebildeten Aluminiumoxidschlacke
von der gebildeten Metallschmelze.
[0004] Zur Erhöhung der Schweißsicherheit sind Verschlüsse der Auslaufdüse bekannt, die
innerhalb einer vorbestimmten Zeit von der aluminothermisch erzeugten Metallschmelze
auf- und durchgeschmolzen werden.
[0005] So beschreibt die DE-C-32 11 831 eine Vorrichtung zum automatischen Abgießen von
aluminothermisch erzeugte Stahl, die aus verschiedenen keramischen Plattchen und einer
Aluminiumhülse zusammengesetzt ist. Diese Vorrichtung wird in den Ausfluß des Reaktionstiegels
eingesetzt und dient als selbstöffnender Verschluß, d. h. der Verschluß schmilzt zu
eine bestimmten Zeitpunkt durch, und der Ausfluß wird ohne Zutun einer Person automatisch
geöffnet, und der so erzeugte flüssige Stahl kann aus dem Reaktionstiegel ausfließen.
Diese Vorrichtung wird auch automatischer Tiegelstöpsel genannt.
[0006] Solch ein automatischer Tiegelstöpsel besteht üblicherweise aus einem Stöpselkörper,
beispielsweise aus Sand, einer Hülse, beispielsweise aus Aluminium, und einem oder
mehreren Verschlußplättchen, beispielsweise aus komprimierbarem faserigen Aluminiumsilikat.
[0007] Das zur Herstellung dieser Verschlußplättchen verwendete Material weist einen Schmelzpunkt
von ≥ 1650 °C auf. Ein bevorzugter Bereich wird mit einem Schmelzpunkt von 1700 °C
± 20 °C angegeben.
[0008] Die WO 80/00546 beschreibt eine Methode, um den Auslauf eines Zwischengefäßes beim
kontinuierlichen Vergießen von Stahl zu regulieren. Dabei wird zunächst die Ausflußöffnung
des Zwischengefäßes mit einem Deckel abgedeckt, welcher aus Graphit, Silizium oder
einer Kombination dieser Elemente besteht.
[0009] In dieser Veröffentlichung wird weder auf die Bedeutung der Gießtemperatur noch auf
die lokal erreichte Temperatur bei der stark exothermen Thermitreaktion eingegangen,
die durchaus die Gießtemperatur übersteigen kann.
[0010] Es wird sogar darauf hingewiesen, daß eine Penetration des Graphits durch den Stahl
zu vermeiden ist.
[0011] Die Thermitreaktion kann in zwei Schritte unterteilt werden, in die Reduktionsreaktion
und die Trennung zwischen Thermit-Stahl und Schlacke. Üblicherweise betragt jeder
dieser Schritte durchschnittlich etwa 10 Sekunden.
[0012] Danach liegt der Thermit-Stahl nach ca. 10 Sekunden vor. Dieser Zustand entspricht
dem mit Stahl gefüllten Zwischengefäß beim kontinuierlichen Gießen von Stahl. Wenn
der Auslauf bei der Thermitreaktion zu dem in der WO 80/00546 beschriebenen Zeitpunkt,
also erst nach bis zu 40 Sekunden nach Vorliegen des flüssigen Thermit-Stahles erfolgt,
besteht die Gefahr eines Steckgusses, d. h. der Thermit-Stahl erstarrt vorzeitig im
Reaktionstiegel.
[0013] Zur Erzielung eines homogenen Reaktionsproduktes ist es notwendig, daß die aluminothermische
Reaktion möglichst gleichmäßig abläuft und dieser gleichmäßige Reaktionsablauf reproduzierbar
ist. Bei unterschiedlich schnellem Reaktionsablauf kann der Abbrand der Legierungsbildner
unterschiedlich ausfallen. Dies führt zu Legierungen unterschiedlicher Zusammensetzungen
und damit auch zu unterschiedlichen Eigenschaften.
[0014] Wird die Reaktion in einem Gießtiegel durchgeführt, dessen Bodenöffnung durch einen
durchschmelzbaren Verschluß abgedichtet ist, wie er z. B. in der DE-C-32 11 831 beschrieben
ist, soll das Durchschmelzen des Verschlusses in einem genau vorbestimmten Zeitintervall
nach Zündung des Gemisches erfolgen, um sicherzustellen, daß die Reaktion zu einem
Endpunkt gekommen ist und die Schlacke sich von der Metallschmelze vollständig getrennt
hat. Bei einem zu frühen Durchschmelzen des Verschlusses können noch nicht abgetrennte
flüssige Schlacketeilchen von der ausströmenden Metallschmelze mitgerissen werden.
Erfolgt das Durchschmelzen des Verschlusses zu spät, kann die Schmelze bereits zu
stark abgekühlt sein und damit einen Zustand annehmen, der insbesondere beim Schienenschweißen
unerwünscht ist.
[0015] Die Abkühlung der Stahlschmelze im Reaktionstiegel wird überlagert durch eine gleichermaßen
stattfindende Abkühlung der Schiene. Je länger die Abstichzeiten sind, desto stärker
kühlt die Schiene ab und erschwert deren Verschweißen.
[0016] Die Verweilzeit der Stahlschmelze im Reaktionstiegel ist somit ein wichtiger Parameter
für das Schweißen von Schienen. Je gleichmäßiger die Öffnungszeiten, auch Abstichzeiten
genannt, des automatischen Tiegelstöpsels sind, desto reproduzierbarer sind die Schweißbedingungen,
was gleichzeitig höhere Schweißsicherheit bedingt.
[0017] Da in den automatischen Tiegelstöpseln nach dem Stand der Technik üblicherweise Keramikfasern
oder andere geeignete faserige Materialien eingesetzt werden, die eine nicht unerhebliche
Kompressibilität aufweisen, werden die Abstichzeiten auch maßgeblich durch das Zusammenpressen
dieser faserigen Materialien während der Fertigung der Tiegelstöpsel beeinflußt.
[0018] Der Einsatz der Tiegelstöpsel des Standes der Technik führt deshalb zu großen Schwankungen
in den Auslaufzeiten, was wiederum einen negativen Einflüß auf die Schweißbedingungen
und folglich auf die Schweißsicherheit hat.
[0019] Der Erfindung liegt also die Aufgabe zugrunde, eine aluminothermische Vorrichtung
bereitzustellen, welche das Abgießen von aluminothermisch erzeugtem Stahl zu einem
möglichst frühen und bestimmten Zeitpunkt gewährleistet, um das Mitreißen von unerwünschten
Schlackenteilchen zu vermeiden. Der Erfindung liegt weiter die Aufgabe zugrunde, ein
Material zu finden, welches die obengenannten Forderungen erfüllt und dabei eine möglichst
geringe Kompressibilität aufweist.
[0020] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt erfindungsgemäß mit einem selbstöffnenden Verschluß,
der ganz oder teilweise aus luftdurchlässigem Graphit oder Metallen besteht, deren
Schmelzpunkte zwischen 2100 und 3727 °C liegen.
[0021] Vorzugsweise besteht das Material des Verschlusses aus durchlässigem Graphit; besonders
geeignet ist poröser Graphit, da eine Penetration gewünscht ist.
[0022] Im Fall von kompaktem Graphit sind eine oder mehrere Bohrungen mit einem Durchmesser
von 0,1 bis 2 mm einzubringen. Die Dicke des durchlässigen Graphits beträgt 0,2 bis
15 mm. Die Dichte beträgt 0,8 bis 2,25 g/cm
3.
[0023] Weiter kann man hochschmelzende Metalle, wie Niob, Tantal, Molybdän, Wolfram oder
Hafnium, einsetzen, die eine Dicke von 0,2 bis 20 mm und eine oder mehrere Bohrungen
mit einem Durchmesser von 0,1 bis 2 mm aufweisen.
[0024] Die Bohrungen werden deshalb in die Metallplättchen eingebracht, damit während der
Reaktion eingeschlossene Luft entweichen kann und es nicht zu einem sogenannten Steckguß
kommt, d. h. daß ein Auslauf der Stahlschmelze durch die Bildung eines Luftpolsters
verhindert wird.
[0025] Es war überraschend, daß ein so hochschmelzendes Material verwendet werden kann.
Erst durch seine Legierungsbildung mit dem flüssigen Thermit-Stahl bilden sich Verbindungen,
deren Schmelzpunkte unterhalb der Auslauftemperatur des flüssigen Stahles liegen.
Dieser Ablauf soll wie folgt näher erläutert werden:
- Tm:
- Schmelzpunkt des Stahls
- Tm1:
- Schmelzpunkt des Verschlußmaterials des automatischen Tiegelstöpsels
- Tm2:
- Schmelzpunkt der Verbindung oder Legierungszusammensetzung, gebildet aus dem Verschlußmaterial
und dem aluminothermisch erzeugten Stahl
- TA:
- Temperatur des auslaufenden aluminothermisch erzeugten Stahls
[0026] Durch den Einsatz dieser inkompressiblen Verschlußplättchen hat sich die Reproduzierbarkeit
der Tiegelabstichzeit gegenüber den
[0027] Verschlüssen des Standes der Technik erhöht, d. h. die vorgegebenen Abstichzeiten
werden entsprechend eingehalten.
[0028] Anhand der Fig. 1 bis 4 werden die erfindungsgemäßen Verschlüsse näher erläutert.
Dabei zeigt Fig. 1 das Verschlußplättchen 3 aus Graphit und die Hülse 2 ebenfalls
aus Graphit. Der Stöpselkörper 1 besteht aus Sand und ist formschlüssig im Tiegel
4 eingesetzt.
Fig. 2 zeigt Hülse 2 und Plättchen 3 aus Graphit, wobei der Stöpselkörper 1 ebenfalls
aus Graphit ausgebildet ist.
In Fig. 3 besteht der Stöpselkörper 1 aus Sand und Hülse 2 sowie Verschlußplättchen
3 aus Graphit.
Fig. 4 zeigt faserige Keramikverschlußplättchen 3 des Standes der Technik, wobei die
Hülse 2 aus Aluminium und der Stöpselkörper 1 aus Sand bestehen.
1. Selbstöffnender Verschluß aus einem hochschmelzenden Material für Gießtiegel, die
bei aluminothermischen Reaktionen verwendet werden, dadurch gekennzeichnet, daß er
ganz oder teilweise aus luftdurchlässigem Graphit oder Metallen besteht, deren Schmelzpunkte
zwischen 2100 und 3727 °C liegen.
2. Verschluß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er ganz oder teilweise aus
porösem Graphit besteht und eine Dicke zwischen 0,2 bis 15 mm und eine Dichte von
0,8 bis 2,0 g/cm3 aufweist.
3. Verschluß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er ganz oder teilweise aus
kompaktem Graphit besteht und eine Dicke zwichen 0,2 bis 15 mm und eine Dichte von
2,0 bis 2,25 g/cm3 aufweist und eine oder mehrere Bohrungen mit einem Durchmesser von 0,1 bis 2 mm aufweist.
4. Verschluß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er ganz oder teilweise aus
den Metallen Niob, Tantal, Molybdän, Wolfram oder Hafnium besteht, eine Dicke von
0,2 bis 20 mm und eine oder mehrere Bohrungen mit einem Durchmesser von 0,1 bis 2
mm aufweist.
5. Verschluß nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß er eine Dicke. von 0,5 bis
15 mm und Bohrungen mit einem Durchmesser von 0,4 bis 1 mm aufweist.