[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Verbinden von Wagenkästen oder ähnlichen
Bestandteilen einer Zuggarnitur, vorzugsweise von Fahrzeugen des Schienen-Personenverkehrs.
[0002] Wagenkastenverbindungen nach dem bekannten Stand der Technik bestehen im allgemeinen
aus den dem jeweiligen Verwendungszweck zugeordneten Baugruppen. Dies sind Zug - und
Stoßeinrichtungen zur Zug - und Druckkraftübertragung bzw. Stoßenergieaufnahme, elektrische,
pneumatische und hydraulische Verbindungen, Übergangseinrichtungen für Personen sowie
Sondereinrichtungen, z. B. zur Gewährleistung bestimmter Anforderungen an den Fahrkomfort.
Mit der Zuordnung bestimmter zweckentsprechender Funktionen auf die einzelnen Baugruppen
sind diesen in der technischen Weiterentwicklung Grenzen gesetzt. Vorrangig betrifft
dies die Beseitigung des Nachteils der punktuellen Zug- und Druckkraftübertragung
zwischen den Wagenkästen, die in bezug auf deren Strukturquerschnitt zudem noch exentrisch
erfolgt. Die Wagenkastenverbindungen von freizügig einstellbaren Schienenfahrzeugen
müssen technisch und betrieblich kompatibel sein und den internationalen Vereinbarungen
entsprechen, die abweichende technische Lösungen ausschließen. Wagenkastenverbindungen
geschlossener Schienenfahrzeugeinheiten, z. B. Triebzüge, weisen dagegen trotz notwendiger
technischer und betrieblicher Kompatibilität einen erheblichen Gestaltungsspielraum
auf. Dieser wurde bisher nur partiell genutzt und in der Regel auf die Ausschöpfung
des Vorteils beschränkt, daß die Schienenfahrzeuge allenfalls in einer Werkstatt getrennt
werden müssen.
Mögliche Funktionskoppelungen werden nur partiell angewendet, z. B. bei Wagenkastenaufhängungen,
Gelenkkupplungen sowie Neigeeinrichtungen von Triebzügen und anderen Schienenfahrzeugeinheiten.
In der EP 0 343 483 wird ein Kupplungsgelenk zwischen zwei Eisenbahnwagen beschrieben.
Es verbindet, getragen von einem Drehgestell, zwei Wagenkästen derart miteinander,
daß über eine zylindrische Achse und eine kegelstumpfförmige Platte Zug-, Druck- und
Neigungskräfte aufgenommen werden. Das hat den Nachteil, daß die Kräfte hierbei punktuell
auftreten und sich so nicht auf die gesamte Stirnfläche des Wagenkastens verteilen
können. Ähnliche Verhältnisse sind in der DE OS 44 22 109 und DE OS 44 22 581 dargestellt.
Bei der kuppelbaren Fahrwerksanordnung und der Verbindungseinrichtung benachbarter
Wagenkästen treten die Kräfte an bestimmten Punkten auf und lassen sich nicht auf
weitere Flächen verteilen. Auch bei Übergangseinrichtungen, wie in der OS 31 24 779
und der PS 34 01 555 beschrieben, kann infolge der funktionellen Anordnung keine Weiterverteilung
der Kräfte erfolgen. In der PS-US 3,678,863 ist ein Gelenkeisenbahnwagen beschrieben,
bei dem die Wagenkästen durch eine in einer vertikalen Ebene angeordneten Gelenkonstruktion
verbunden sind. Diese bewirkt zwar in Bezug auf die fachwerkförmigen Fahrzeuggerippe
eine Zwei-Punkt-Krafteinleitung, ist jedoch für Wagenkästen von Fahrzeugen des Schienenpersonenverkehrs
funktionell nicht anwendbar.
[0003] Das Ziel der Erfindung besteht darin, insbesondere für geschlossene Schienenfahrzeugeinheiten
die Möglichkeiten einer auf den Wagenkastenquerschnitt abgestimmten Zug- und Druckkraftübertragung
zu nutzen und damit eine Voraussetzung für wirtschaftliche Schienenfahrzeugkonfigurationen
zu schaffen, die eine weitere Entwicklung des technischen und Sicherheitsstandards
gestatten.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Wagenkastenverbindung der eingangs
genannten Art zu schaffen, die bei Vermeidung der Mängel des Standes der Technik im
Regel-Lastbereich die betrieblich auftretenden Zug-, Druck- bzw. Stoßbelastungen einschließlich
der Stoßenergie zwischen den Wagenkästen aufnimmt und die Reaktionskräfte weitgehend
gleichmäßig auf deren Struktur überträgt, die im Überlastbereich, z. B. infolge Kollision,
eine stufenweise Energieabsorptions- sowie Crashfähigkeit aufweist und dabei das Aufklettern
bzw. Ausbrechen einzelner Schienenfahrzeuge verhindert und im Sinne einer Funktionsintegration
weitere an eine Wagenkastenverbindung zu stellende Anforderungen, wie Druckertüchtigung,
Schall- und Wärmedämmung sowie den ungehinderten Übergang von Personen erfüllt.
[0005] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß zwischen den ringspantähnlichen
Enden der Wagenkästen, bei einem gemeinsamen Fahrwerk oberhalb dessen, eine dem Profil
des Wagenkasten-Strukturquerschnitts angepaßte ringförmige, dem Prinzip des Gummibalges
einer Luftfeder ähnliche Vorrichtung eingesetzt wird, welche in Wirkverbindung mit
den in einem definierten Abstand gehaltenen Enden der Wagenkästen steht und deren
belastungs- und fahrwegsbedingte Relativbewegungen ermöglicht. Die mechanische, pneumatische
und / oder hydraulische Druckkraftübertragung ist passiv oder aktiv wirkend in Bezug
auf die zu übertragenden Drucklasten so abgestimmt, daß nach Überschreitung definierter
Belastungsgrenzen je eines reversibel und eines irreversibel verformbaren Bereiches
die als zusätzliche Energieabsorptionszonen ausgebildeten Wagenkastenenden zu einer
kontrollierten Verformung herangezogen werden.
Die Zugkraftübertragung wird entweder durch eine gummibalgähnliche Vorrichtung in
Verbindung mit in deren Wandung integrierten Übertragungselementen selbst oder von
zusätzlichen, an sich bekannten und den geometrischen Verhältnissen der Vorrichtung
angepaßten mechanischen Zuggliedern unter Gewährleistung der belastungs- und fahrwegsbedingten
Relativbewegungen der Wagenkastenenden übernommen. Die Wirkverbindung zwischen der
Vorrichtung und den ringspantähnlichen Enden der Wagenkästen ist druckdicht und ferner
so auszuführen , daß mittels integrierter Schnittstellen die gewünschten elektrischen,
pneumatischen und / oder hydraulische Leitungen gekuppelt werden.
[0006] Die Erfindung ist nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Die zeichnerischen
Darstellungen zeigen in
- Fig. 1
- -eine Ansicht der Vorrichtung in der Seitenansicht der Enden der Wagenkästen,
- Fig. 2
- -eine Ansicht der Vorrichtung als Schnittdarstellung der Seitenansicht der Wagenkastenverbindung
und
- Fig. 3
- -eine Ansicht der Vorrichtung als Darstellung der Draufsicht der Wagenkastenverbindung.
[0007] Zwischen den ringspantähnlichen Enden 1 und 2 der Wagenkästen I und II wird die Wagenkastenverbindung
durch eine gummibalgähnliche Vorrichtung 3 hergestellt, die mit über den gesamten
Wagenkastenquerschnitt verteilten, nicht näher dargestellten Verbindungselementen
4 an den Enden 1 und 2 befestigt ist. Bei dem im Ausführungsbeispiel verwendeten elastisch
verformbaren Werkstoff 5, z. B. ein Verbundwerkstoff, der Vorrichtung 3 sind ebenfalls
ringförmig über den gesamten Wagenkastenquerschnitt verteilte, mit Federungseigenschaften
ausgestattete Übertragungselemente 6 integriert, die zur Verteilung der Zug - und
Druckkräfte auf den Wagenkastenquerschnitt der Enden 1 und 2 geeignet sind. Die durch
die Vorrichtung 3 im definierten Abstand a gehaltenen Enden 1 und 2 der Wagenkästen
I und II sind infolge der elastischen Eigenschaften des Werkstoffs 5 und der Übertragungselemente
6 der Vorrichtung 3 in der Lage, belastungs- und fahrwegbedingte Relativbewegungen
zueinander auszuführen. Die Energieaufnahme infolge Zug- und Druckkraftbelastungen
bzw. Schwingungen erfolgt durch Verformung der als Formfeder ausgeführten Bereiche
7 der Übertragungselemente 6 unter Ausnutzung der inneren Reibung des mit in die Verformung
einbezogenen Werkstoffs 5 innerhalb vorgegebener Belastungsgrenzen reversibel und
nach deren Überschreitung irreversibel. Die Verbindungselemente 4 gestatten den Austausch
der nach irreversibler Verformung unbrauchbar gewordenen Vorrichtung 3. Die erfindungsgemäße
Vorrichtung 3 gestattet es ferner, durch die gleichmäßige Stoßenergieeinleitung in
die Wagenkästen I und II den ringspantähnlichen Enden 1 und 2 zusätzliche Verformungsbereiche
8 und 9 zuzuordnen, die auf eine verhältnismäßig geringe Verformungslänge L zur Aufnahme
weiterer Stoßenergie, z. B. im Kollisionsfall, in der Lage sind. Zur Integration der
für den Zugbetrieb erforderlichen elektrischen, pneumatischen und hydraulischen Übertragungsleitungen
in die Wagenkastenverbindung weist die Vorrichtung 3 eine oder mehrere den Erfordernissen
angemessene Durchörterungen 10 auf, die mit nicht näher dargestellten Kuppeleinrichtungen
als Schnittstellen für eine einfache Montage kombiniert werden können.
Liste der Bezugszeichen
[0008]
- I
- Wagenkasten
- II
- Wagenkasten
- 1
- Enden
- 2
- Enden
- 3
- Vorrichtung
- 4
- Verbindungselement
- 5
- Werkstoff
- 6
- Übertragungselement
- 7
- Formfeder
- 8
- Verformungsbereiche
- 9
- Verformungsbereiche
- 10
- Durchörterung
- a
- Abstand
- L
- Verformungslänge
1. Vorrichtung zum Verbinden von Wagenkästen, vorzugsweise von Fahrzeugen des Schienen-Personenverkehrs,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen ringspantähnlichen Enden (1) und (2) von Wagenkästen
(I) und (II) eine gummibalgähnliche Vorrichtung (3) angeordnet ist, die aus einem
elastisch verformbaren, mit Energieabsorbtionseigenschaften ausgestatteten und nach
Überschreitung vorgegebener Belastungsgrenzen unter weiterer Energieabsorbtion irreversibel
plastisch verformbaren Werkstoff (5) besteht, in den ringförmig über den gesamten
Wagenkastenquerschnitt verteilte, mit Formfederbereichen (7) ausgestattete Übertragungselemente
(6) integriert sind, die mittels Verbindungselementen (4) die auftretenden Zugkräfte
auf die Enden (1) und (2) übertragen und in Verbindung mit dem Werkstoff (5) der Vorrichtung
(3) die gleichmäßige Verteilung der Druckkräfte auf die Enden (1) und (2) bewirken,
sowie die belastungs- und fahrwegbedingten Relativbewegungen der Wagenkästen nicht
behindert werden.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß eine Druckkraftübertragung
zwischen den Enden (1) und (2) der Wagenkästen (I) und (II) unter Verwendung an sich
bekannter und nicht näher dargestellter hydraulischer und / oder pneumatischer und
/ oder mechanischer Bauelemente erfolgt, die in die Vorrichtung (3) integriert sind
und eine Zugkraftübertragung durch ebenfalls bekannte, in die Vorrichtung (3) integrierte
mechanische und / oder pneumatische und / oder hydraulische Zugglieder erfolgt.
3. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2 dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung
(3) mittels Verbindungselementen (4) an den Enden (1) und (2) der Wagenkästen (I)
und (II) druckdicht befestigt und nach irreversibler Verformung austauschbar ist.
4. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, daß nach Überschreitung
von Belastungsgrenzen des irreversiblen Verformungsbereiches des Werkstoffes (5) in
Verbindung mit den Übertragungselementen (6) die Druckkrafteinleitung gleichmäßig
verteilt in als zusätzliche Energieabsorptionszonen ausgebildete Verformungsbereiche
(8) und (9) erfolgt.
5. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung
(3) mindestens eine Durchörterung (10) aufweist.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet, daß der Werkstoff
(5) ein Verbundwerkstoff ist.