(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verzinnung von Rohren, Rohrabschnitten,
Fittings und Armaturen aus Kupfer oder einer Kupferlegierung durch chemische Abscheidung
einer Zinnschicht aus einem eine Zinnquelle und übliche Bestandteile enthaltenden
Zinnbad unter Anwendung üblicher Verfahrensmaßnahmen, wie Spülen, Beizen und Trocknen.
Erfindungsgemäß wird bei dem Verfahren ein Zinnbad verwendet, das Methansulfonsäure
und/oder ein Methansulfonsäuresalz enthält. Vorzugsweise enthält das Zinnbad als Zinnquelle
Zinnmethansulfonat.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verzinnung von Rohren, Rohrabschnitten,
Fittings und Armaturen aus Kupfer oder einer Kupferlegierung durch chemische Abscheidung
einer Zinnschicht aus einem Zinnbad unter Anwendung üblicher Verfahrensmaßnahmen,
wie Spülen, Beizen und Trocknen.
[0002] Rohre, Rohrabschnitte, Fittings und Armaturen sowie ähnliche Einrichtungen, die in
Kalt- und Heißwasser-Servicesystemen verwendet werden, werden in weitem Ausmaß aus
Kupfer und Kupferlegierungen hergestellt. Die Gründe hierfür sind die gute Korrosionsbeständigkeit
von Kupfer und Kupferlegierungen sowie die leichte Verarbeitbarkeit dieser metallischen
Werkstoffe zu Rohren und dergleichen. Die Verwendung von Rohren aus Kupfer und Kupferlegierungen
für Trinkwasserleitungen ist aber mit dem Nachteil verbunden, daß die Auflösung von
Kupfer zu gesundheitlichen Gefährdungen führen kann. Daher unterliegt die Verwendung
von Kupferrohren einer Einsatzbeschränkung (DIN 50930, T5), wenn das Wasser einen
pH-Wert < 6,5 oder einen Gehalt an freier Kohlensäure > 44 mg/l aufweist.
[0003] Aus der Publikation "Performance of Tin-Coated Cover Tube for Cold and Hot Water
Service System" in Submitting Paper for 13th International Corrosion Conference at
Melbourne, Australia, Nov. 25-29, 1996, ist es bereits bekannt, die Innenwände der
betreffenden Teile, beispielsweise die Rohrinnenwände, durch chemische Abscheidung
mit einer dünnen Zinnschicht, beispielsweise mit einer Dicke von 0,5 bis 2,0 µm, zu
beschichten. Wie aus der vorstehend genannten Publikation hervorgeht, kann hierdurch
ein wirksamer Korrosionsschutz und insbesondere ein Schutz vor einer zu starken Auflösung
von Kupfer in dem Trinkwasser erzielt werden. Nach der oben genannten Publikation
soll diese ausgezeichnete Korrosionsbeständigkeit von mit Zinn beschichteten Kupferrohrteilen
auf die Bildung eines stabilen Zinnoxidfilms zurückzuführen sein.
[0004] Trotz der hierdurch erzielten Vorteile treten bei der herkömmlichen Beschichtung
der Innenwände von Rohrteilen aus Kupfer und Kupferlegierungen mit Zinn noch Probleme
auf. Das hierzu verwendete Bad zur Abscheidung des Zinns enthält einen Komplexbildner,
wie beispielsweise Thioharnstoff, der das Kupfer so stark komplexiert, daß dessen
Potential im System niedriger liegt als dasjenige des Zinns. Das damit edlere Zinn
scheidet sich auf dem Kupfer ab; Kupfer löst sich im Gegenzug auf. Die Abscheidung
erfolgt hauptsächlich so lange noch freies Kupfer vorliegt.
[0005] Im weiteren Verlauf der Reaktion vergrößert sich die Schichtdicke nur geringfügig.
[0006] Prinzipielle Schwierigkeiten bei der Beschichtung sind neben den hieraus resultierenden
langen Expositionszeiten geringe Schichtdicken, die nur dann gegen die Auflösung des
Kupfers durch wäßrige Medien schützen, wenn sie vollständig homogen und geschlossen
sind.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die oben beschriebenen Mängel und Übelstände
des Standes der Technik zu überwinden und ein verbessertes Verfahren zur Verzinnung
von Rohren und dgl. aus Kupfer oder einer Kupferlegierung bereitzustellen.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren der eingangs beschriebenen
Art dadurch gelöst, daß man ein Zinnbad verwendet, das Methansulfonsäure und/oder
ein Methansulfonsäuresalz enthält. Das bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete
Zinnbad ist - abgesehen von dem Zusatz von Methansulfonsäure oder einem Salz - ein
übliches Zinnbad, das bei der chemischen bzw. stromlosen Abscheidung von Zinnschichten
verwendet wird, bisher aber ausschließlich in der Leiterplattenfertigung.
[0009] Es enthält
(1) eine Zinnquelle, insbesondere ein Zinn(II)-Salz, wie beispielsweise Zinnchlorid,
Zinnsulfat, Zinntetrafluorborat, Zinnmethansulfonat.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält das bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren verwendete Bad als Zinnquelle Zinnmethansulfonat.
Der Anteil an Zinn (II) in dem Bad beträgt 1 bis 50 g/l, vorzugsweise 25 g/l. Der
Anteil an Säure liegt zwischen 10 und 200 g/l.
Das bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Zinnbad enthält weiterhin:
(2) einen Komplexbildner, bevorzugt Thioharnstoff, in einer Menge von 20 bis 200 g/l,
(3) ein Reduktionsmittel, wie beispielsweise ein wasserlösliches Hypophosphit, in
einer Menge von 5 bis 200 g/l.
[0010] Der pH-Wert des Zinnbads beträgt 0 bis 3, vorzugsweise 0 bis 1.
[0011] Die Durchführung der chemischen Abscheidung der Zinnschicht erfolgt auf die übliche
Weise, beispielsweise bei Temperaturen von 50 bis 80°C.
[0012] Auch die Vor- und Nachbehandlung der verzinnten Werkstücke erfolgt in an sich bekannter
Weise. So können übliche Spül-, Beiz- und Trockenstufen vorgesehen sein. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird aber die Trocknungsstufe unter einer
Stickstoffatmosphäre durchgeführt.
[0013] Dem Anstieg des Kupfergehaltes im Bad durch die Zinnabscheidung bei gleichzeitiger
Auflösung von Kupfer wird nicht, wie bisher üblich, durch eine Erhöhung der Konzentration
an Komplexbildnern begegnet, sondern durch die Entfernung von Kupfer mittels einer
geeigneten Einrichtung zur Membranelektrolyse. Hierbei scheidet sich kathodisch Kupfer
ab, während sich anodisch Zinn auflöst.
[0014] Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen erläutert.
Beispiel 1
[0015] Die zu verzinnenden Kupferteile werden in nachstehende Badzusammensetzung getaucht
bzw. davon durchflossen.
Methansulfonsäure |
50 g/l |
Zinnmethansulfonat |
20 g/l |
Thioharnstoff |
125 g/l |
Natriumhypophosphit |
25 g/l |
Netzmittel |
5 g/l |
Temperatur |
70°C |
Beispiel 2
[0016]
Methansulfonsäure |
100 g/l |
Zinnmethansulfonat |
40 g/l |
Thioharnstoff |
150 g/l |
Natriumhypophosphit |
50 g/l |
Netzmittel |
5 g/l |
Temperatur |
80°C |
Beispiel 3
[0017]
Fluorborsäure |
100 g/l |
Zinnfluorborat |
30 g/l |
Thioharnstoff |
100 g/l |
Natriumhypophosphit |
50 g/l |
Netzmittel |
5 g/l |
Temperatur |
70°C |
[0018] Erfindungsgemäß werden durch den Zusatz von Methansulfonsäuresalz gegenüber der Verwendung
von methansulfonsäuresalzfreien Bädern folgende Vorteile erhalten:
(1) Die Abscheidungen zeigen bei geringerer Schichtdicke schon deutlich bessere Korrosionswerte
gegenüber aggressiven Medien.
(2) Die erhaltenen Schichten sind geschlossen und verhindern dadurch beispielsweise
die Migration von Kupfer in Trinkwasser.
(3) Es erfolgt keine Oxidation, d.h. Vorschädigung der Endschicht bei Trocknung unter
Inertgas.
(4) Die Konstanz der Schichteigenschaften ist aufgrund der Badzusammensetzung und
der verwendeten Regeneriermaßnahmen deutlich erhöht.
1. Verfahren zur Verzinnung von Rohren, Rohrabschnitten, Fittings und Armaturen aus Kupfer
oder einer Kupferlegierung durch chemische Abscheidung einer Zinnschicht aus einem
eine Zinnquelle und übliche Bestandteile enthaltenden Zinnbad unter Anwendung üblicher
Verfahrensmaßnahmen, wie Spülen, Beizen und Trocknen, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Zinnbad verwendet, das Methansulfonsäure und/oder ein Methansulfonsäuresalz
enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Zinnbad verwendet, das Zinnmethansulfonat als Zinnquelle enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß alle oder ausgewählte Verfahrensschritte unter Inertgasatmosphäre durchgeführt
werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verzinnungslösung mittels eines Membranelektrolyseverfahrens aufbereitet
wird, indem Kupfer der Lösung entzogen und Zinn zugeführt wird.