[0001] Die Erfindung betrifft eine hydraulische Verdrängermaschine mit einem in einem Gehäuse
gelagerten Rotor, der mindestens einen in einer mit elektrorheologischer/magnetorheologischer
Flüssigkeit gefüllten Kammer des Gehäuses ragenden Drehkolben aufweist, wobei der
Drehkolben mindestens einen Drehkolbenflügel aufweist, mit über den Umfang der beiden
Stirnwände verteilten einzeln elektrisch ansteuerbaren Kondensatorplattensegmente
und/oder einzeln elektrisch ansteuerbaren Spulenanordnungen, wobei durch deren Feldbeaufschlagung
und der Beeinflussung der dazwischen befindlichen elektrorheologischen/magnetorheologischen
Flüssigkeit gebildeten Trennabschnitte einerseits und durch den mindestens einen Drehkolbenflügel
andererseits die Saug- und Druckseite gebildet wird.
[0002] Eine nach dem Verdrängerprinzip arbeitende Flüssigkeitspumpe oder Flüssigkeitsmotor
ist aus der DE 40 03 298 bekannt. Diese hydraulische Verdrängermaschine weist einen
Rotor auf, der in einem Gehäuse gelagert ist. Ein mit dem Rotor verbundener Flügel
läuft in einer Kammer des Gehäuses um. An den Stirnflächen der Kammer sind Kondensatorplattensegmente
angeordnet, die einzeln elektrisch ansteuerbar sind. Die Kammer ist mit elektroviskoser
Flüssigkeit gefüllt. Durch Anlegen elektrischer Spannung an die Kondensatorplattensegmente
wird innerhalb der Kammer eine Absperrung gebildet, so daß zwischen dem Flügel und
der Absperrung die Saug- und die Druckseite der Pumpe gebildet wird. Um die Pump-
und Saugwirkung aufrechtzuerhalten, läuft die elektrische Erregung der Kondensatorplattensegmente
entsprechend der Drehbewegung des Flügels um.
[0003] Elektrorheologische Flüssigkeiten bzw. magnetorheologische Flüssigkeiten sind Flüssigkeiten,
bei denen die rheologischen Eigenschaften stufenlos über das elektrische bzw. magnetische
Feld steuerbar sind. In der Regel handelt es sich bei elektrorheologischen Flüssigkeiten
bzw. magnetorheologischen Flüssigkeiten um Suspensionen, d. h. in einem Trägermedium
suspendierte Festpartikel, die über das elektrische bzw. magnetische Feld polarisierbar
sind. Durch die Verwendung elektroviskoser Flüssigkeiten bzw. magnetorheologischer
Flüssigkeiten ist es möglich geworden, Aktoren ohne bewegte Teile auszuführen bzw.
die Anzahl der bewegten Teile erheblich zu verringern. Weiterhin bekannt ist der Einsatz
bei Hydraulikventilen, Hydraulikzylindern, Vibratoren, Viskositätskupplungen, Stoßdämpfern
oder Motorlagern (Übersichtsartikel "Applications of the electrorheological Effect
in Engineering practice", Fluid Mechanics Soviet Research, Vol. 8, No. 4, July-August
1979).
[0004] Energiewandler von elektrorheologischen Flüssigkeitsaktoren besitzen Elektrodenanordnungen,
zwischen denen sich die elektrorheologische Flüssigkeit befindet und an welche die
elektrische Steuerspannung gelegt wird. Die Wechselwirkung zwischen der Elektrodenanordnung
und der elektrorheologischen Flüssigkeit kann abhängig von der Art der Flüssigkeitsdeformation
nach drei grundsätzlichen Moden unterschieden werden, dem Shearmode (Elektroden verschieben
sich relativ zueinander in parallelen Ebenen), dem Flowmode (Elektroden sind fest
angeordnet, die Flüssigkeit strömt zwischen den Elektroden hindurch) und dem Squeezemode
(Elektroden verändern ihren Abstand zueinander). Diese Moden können auch in Kombination
auftreten.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine hydraulische Verdrängermaschine der
eingangs genannten Gattung derart weiterzubilden, daß bei gleichen baulichen Abmessungen
der Verdrängermaschine höhere Drücke, größere Durchflüsse und eine höhere Leistungsdichte
realisiert werden können.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß mindestens ein Paar einander
gegenüberliegender Kondensatorplattensegmente und/oder Spulenanordnungen aufeinander
zu bewegbar ausgebildet sind.
[0007] Bei dieser erfindungsgemäßen Ausbildung werden zunächst die Kondensatorplattensegmente
und/oder Spulenanordnungen derart angesteuert, daß sich die elektrorheologische Flüssigkeit
in diesem Bereich verfestigt und die Verschiebung der elektrorheologischen Flüssigkeit
durch die Drehkolbenflügel im Flow-Mode abgesperrt wird. Bei dieser Verfestigung richten
sich die Festpartikel zu Ketten aus. Die verfestigten Stellen verhalten sich wie elastische
Festkörper. Zur Erhöhung des Druckes in der Druckmittelkammer sind die Kondensatorplattensegmente
aufeinanderzu bewegbar ausgebildet. Das Volumen in der Druckmittelkammer wird verkleinert,
die elektrorheologische Flüssigkeit wird nun zusätzlich in den Squeeze-Mode übergeführt.
Zwischen den sich zu Ketten ausgerichteten Festpartikel wirken nun durch die Verschiebung
der Kondensatorplattensegmente elektrostatische Gegenkräfte. Gegenüber dem Flow-Mode
kann daher bei einem verfestigten elektrorheologischen Flüssigkeitspfropfen als Absperrung
im flow-mode und Squeeze-Mode ein zehnfach höherer Druck aufgebaut werden, bevor der
Flüssigkeitspfropfen aufgrund des Druckes weitergeschoben wird.
[0008] Eine weitere Ausgestaltung des Erfindungsgedankens sieht vor, daß der Drehkolben
sechs Drehkolbenflügel aufweist, wobei zwischen den Drehkolbenflügeln und der kreisförmigen
Gehäusekammer sechs Druckmittelräume gebildet werden, die jeweils mit einer Saug-
und einer Druckleitung in Verbindung stehen und wobei jedem Druckmittelraum ein Paar
gegenüberliegende Kondensatorplattensegmente zugeordnet sind. Hierdurch können zum
einen die Paare von Kondensatorplattensegmente unterschiedlich angesteuert werden,
zum anderen die einzelnen Saug- und Druckleitungen der Druckmittelräume in Reihe oder
parallel geschaltet werden. Es können unterschiedliche Durchflüsse bzw. Drücke (je
nach Schaltung der Druckmittelleitungen) realisiert werden. Somit kann beispielsweise
bei einem niedrigen Druck der maximale Durchfluß erreicht werden(Parallelschaltung),
oder auch ein hoher Druck bei einem minimalen Durchfluß (Reihenschaltung). Durch zu-
und abschalten der Kondensatorplattensegmente kann der Durchfluß zu einer Impulsdurchflußregelung
gesteuert werden.
[0009] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand weiterer
Unteransprüche. Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert,
das in der Zeichnung dargestellt ist. Es zeigt:
- Fig. 1
- Eine hydraulische Verdrängermaschine in einer Ausführung als Flügelpumpe in einem
Schnitt längs der Linie I-I in Fig. 2,
- Fig. 2
- einen Schnitt längs der Linie II-II in Fig. 1.
[0010] Die in Fig. 1 dargestellte Verdrängermaschine 1 wird nachstehend bei Pumpenbetrieb
erläutert. In einem zylindrischen Gehäuse 2 ist ein Rotor 3 um die Achse A drehbar
gelagert. Der Rotor 3 ist mit einem im wesentlichen scheibenförmigen Drehkolben 4
verbunden, der gleichmäßig über den Umfang verteilt radiale Vorsprünge aufweist, die
als Drehkolbenflügel 5 wirken. Der Drehkolben 4 läuft bei Rotation des Rotors 3, der
vorzugsweise über einen nicht dargestellten Motor angetrieben wird, in einer im zylindrischen
Gehäuse 2 ausgebildeten Ringkammer 6 um. Wie in der Fig. 2 ersichtlich, weist die
bei dem Ausführungsbeispiel dargestellte Verdrängermaschine 1 sechs Drehkolbenflügel
5 auf. Zwischen dem zylindrischen Gehäuse 2 und Drehkolben 4 werden somit sechs Druckmittelräume
7 gebildet.
[0011] Die Ringkammer ist an ihren einander gegenüberliegenden Stirnwänden 8 jeweils mit
sechs streifenförmigen radial sich erstreckenden Kondensatorplattensegmenten 9 versehen.
Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel trägt jede Stirnwand 8 gegeneinander und
gegen das Gehäuse elektrisch isolierte Kondensatorplattensegmente 9, die über elektrische
Leitungen 10 mit einer elektrischen Steuereinrichtung verbunden sind. Dies ist nur
schematisch dargestellt.
[0012] Die Kondensatorplattensegmente 9 sind aufeinander zu bewegbar angeordnet, so daß
eine Verringerung des Volumens der Druckmittelräume 7 und somit Erhöhung des Druckes
erreicht werden kann. Die Bewegung der Kondensatorplattensegmente 9 wird über schematisch
dargestellte Aktoren 20 eingeleitet. Die Bewegung ist durch die Pfeile B angedeutet.Die
Aktoren 20 können beispielsweise piezoelektrisch, magnetisch, hydraulisch oder magnetostriktiv
ansteuerbar ausgeführt sein. Vorzugsweise wird über die Aktoren eine Schwingbewegung
eingeleitet. Die Ansteuerung ist in den Zeichnungen nicht näher dargestellt.
[0013] Eine Saugleitung 11 führt von einem Flüssigkeitsvorratsbehälter durch das Gehäuse
2 zu einer Ringnut 12, aus der ein Kanal 13 im Rotor zu jeweils einer Mündung 14 an
der Rückseite jedes Drehkolbenflügels führt. Von der Vorderseite (in Umdrehungsrichtung
gesehen) jedes Drehkolbenflügels führt jeweils ein Kanal 15 durch den Rotor zu einer
Ringnut 16, von der eine Flüssigkeitsableitung durch das Gehäuse 2 zu einem Verbraucher
führt. Bei dem in den Fig. 1 und Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel sind die
Druckmittelleitungen in Reihe geschaltet, wodurch ein maximaler Druck bei einem niedrigen
Durchfluß realisiert werden kann.
[0014] In den Druckmittelräumen 7 befindet sich eine elektrorheologische Flüssigkeit. Wenn
über die Steuereinrichtung die Paare voneinander gegenüberliegenden Kondensatorplattensegmenten
9 eine elektrische Spannung erhalten, erstarrt die elektrorheologische Flüssigkeit
zwischen diesen gegenüberliegenden streifenförmigen Kondensatorplattensegmenten 9,
so daß die Druckmittelräume 7 in diesem Umfangsbereich abgedichtet werden. Bei einer
Drehung des Drehkolbens 4 und der daran ausgebildeten Drehkolbenflügel 5 in Richtung
des Pfeils 17, werden bei einer elektrischen Ansteuerung der Kondensatorplattensegmente
9 jeweils die Druckmittelräume 7 zwischen zwei aufeinanderfolgenden Drehkolbenflügel
5 in zwei voneinander abgedichtete Volumenveränderliche Arbeitskammern unterteilt.
Die sich bewegenden Drehkolbenflügel 5 saugen somit an ihren Rückseiten Flüssigkeit
aus der Saugleitung 11 an und verdichten an ihren Vorderseiten die Flüssigkeit, die
durch die Kanäle 15, die Ringnut 16 und die Flüssigkeitsableitung zum Verbraucher
gedrückt wird.
[0015] Gleichzeitig leiten die Aktoren eine Schwingungsbewegung auf die Kondensatorplattensegmente
9 ein, wodurch die elektrorheologische Flüssigkeit zusätzlich in den squeeze mode
übergeführt wird.
[0016] Je nach benötigtem Druck können nun Paare von Kondensatorplattensegmente 9 zu bzw.
abgeschaltet werden.
[0017] Die Drehkolbenflügel 5 weisen in ihren den Stirnwänden 8 der Ringkammer 6 zugekehrten
Flächen 18 hydrostatische Lager 19 auf, deren Lagertaschen jeweils über eine hydraulische
Drossel mit der Druckseite verbunden sind. Die hydrostatischen Lager 19 bewirken eine
gute hydraulische Zentrierung der Drehkolbenflügelflügel zwischen den beiden Seitenwänden
der Ringkammer 6.
[0018] Anstelle der Verwendung einer elektrorheologischen Flüssigkeit kann auch eine magnetorheologische
Flüssigkeit oder ein Gemisch beider Flüssigkeiten eingesetzt werden.
[0019] Bei der Verwendung von magnetorheologischen Flüssigkeiten werden anstelle der Kondensatorplattensegmente
9 elektrisch ansteuerbare Spulenanordnungen vorgesehen.
1. Hydraulische Verdrängermaschine mit einem in einem Gehäuse gelagerten Rotor, der mindestens
einen in einer mit elektrorheologischer/magnetorheologischer Flüssigkeit gefüllten
Kammer des Gehäuses ragenden Dehkolben aufweist, wobei der Drehkolben mindestens einen
Drehkolbenflügel aufweist, mit über den Umfang der beiden Stirnwände verteilten einzeln
elektrisch ansteuerbaren Kondensatorplattensegmente und/oder einzeln elektrisch ansteuerbaren
Spulenanordnungen, wobei durch deren Feldbeaufschlagung und der Beeinflussung der
dazwischen befindlichen elektrorheologischen/magnetorheologischen Flüssigkeit gebildeten
Trennabschnitte einerseits und durch den mindestens einen Drehkolbenflügel andererseits
die Saug- und Druckseite gebildet wird, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein
Paar einander gegenüberliegende Kondensatorplattensegmente (9) und/oder Spulenanordnungen
aufeinanderzu bewegbar ausgebildet sind.
2. Hydraulische Verdrängermaschine gemäß Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Drehkolben (4) sechs Drehkolbenflügel (5) aufweist und zwischen den Drehkolbenflügeln
(5) und der Ringkammer (6) im Gehäuse (2) sechs Druckmittelräume (7) gebildet werden,
die jeweils mit einer Saug- und einer Druckleitung (11,12,13,14,15,16) in Verbindung
stehen.