(19)
(11) EP 0 915 257 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
12.05.1999  Patentblatt  1999/19

(21) Anmeldenummer: 98120444.9

(22) Anmeldetag:  29.10.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6F04C 2/063
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 10.11.1997 DE 19749060

(71) Anmelder:
  • CARL SCHENCK AG
    64293 Darmstadt (DE)
  • BAYER AG
    51368 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Pohl, Andreas
    64823 Gross-Umstadt (DE)
  • Rosenfeldt, Horst Dr.
    64846 Gross-Zimmern (DE)
  • Wendt, Eckhardt Dr.
    51373 Leverkusen (DE)
  • Büsing, Klaus
    51519 Odenthal (DE)

(74) Vertreter: Behrens, Helmut 
Im Tiefen See 45 a
64293 Darmstadt
64293 Darmstadt (DE)

   


(54) Hydraulische Verdrängermaschine


(57) Bei einer hydraulischen Verdrängermaschine mit einem in einem Gehäuse gelagerten Rotor, der mindestens einen in einer mit elektrorheologischer/magnetorheologischer Flüssigkeit gefüllten Kammer des Gehäuses ragenden Dehkolben aufweist, wobei der Drehkolben mindestens einen Drehkolbenflügel aufweist, mit über den Umfang der beiden Stirnwände verteilten einzeln elektrisch ansteuerbaren Kondensatorplattensegmente und/oder einzeln elektrisch ansteuerbaren Spulenanordnungen, wobei durch deren Feldbeaufschlagung und der Beeinflussung der dazwischen befindlichen elektrorheologischen/magnetorheologischen Flüssigkeit gebildeten Trennabschnitte einerseits und durch den mindestens einen Drehkolbenflügel andererseits die Saug- und Druckseite gebildet wird, sollen höhere Drücke, größere Durchflüsse und eine höhere Leistungsdichte realisiert werden, dies wird dadurch erreicht, daß mindestens ein Paar einander gegenüberliegende Kondensatorplattensegmente (9) und/oder Spulenanordnungen aufeinanderzu bewegbar ausgebildet sind.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine hydraulische Verdrängermaschine mit einem in einem Gehäuse gelagerten Rotor, der mindestens einen in einer mit elektrorheologischer/magnetorheologischer Flüssigkeit gefüllten Kammer des Gehäuses ragenden Drehkolben aufweist, wobei der Drehkolben mindestens einen Drehkolbenflügel aufweist, mit über den Umfang der beiden Stirnwände verteilten einzeln elektrisch ansteuerbaren Kondensatorplattensegmente und/oder einzeln elektrisch ansteuerbaren Spulenanordnungen, wobei durch deren Feldbeaufschlagung und der Beeinflussung der dazwischen befindlichen elektrorheologischen/magnetorheologischen Flüssigkeit gebildeten Trennabschnitte einerseits und durch den mindestens einen Drehkolbenflügel andererseits die Saug- und Druckseite gebildet wird.

[0002] Eine nach dem Verdrängerprinzip arbeitende Flüssigkeitspumpe oder Flüssigkeitsmotor ist aus der DE 40 03 298 bekannt. Diese hydraulische Verdrängermaschine weist einen Rotor auf, der in einem Gehäuse gelagert ist. Ein mit dem Rotor verbundener Flügel läuft in einer Kammer des Gehäuses um. An den Stirnflächen der Kammer sind Kondensatorplattensegmente angeordnet, die einzeln elektrisch ansteuerbar sind. Die Kammer ist mit elektroviskoser Flüssigkeit gefüllt. Durch Anlegen elektrischer Spannung an die Kondensatorplattensegmente wird innerhalb der Kammer eine Absperrung gebildet, so daß zwischen dem Flügel und der Absperrung die Saug- und die Druckseite der Pumpe gebildet wird. Um die Pump- und Saugwirkung aufrechtzuerhalten, läuft die elektrische Erregung der Kondensatorplattensegmente entsprechend der Drehbewegung des Flügels um.

[0003] Elektrorheologische Flüssigkeiten bzw. magnetorheologische Flüssigkeiten sind Flüssigkeiten, bei denen die rheologischen Eigenschaften stufenlos über das elektrische bzw. magnetische Feld steuerbar sind. In der Regel handelt es sich bei elektrorheologischen Flüssigkeiten bzw. magnetorheologischen Flüssigkeiten um Suspensionen, d. h. in einem Trägermedium suspendierte Festpartikel, die über das elektrische bzw. magnetische Feld polarisierbar sind. Durch die Verwendung elektroviskoser Flüssigkeiten bzw. magnetorheologischer Flüssigkeiten ist es möglich geworden, Aktoren ohne bewegte Teile auszuführen bzw. die Anzahl der bewegten Teile erheblich zu verringern. Weiterhin bekannt ist der Einsatz bei Hydraulikventilen, Hydraulikzylindern, Vibratoren, Viskositätskupplungen, Stoßdämpfern oder Motorlagern (Übersichtsartikel "Applications of the electrorheological Effect in Engineering practice", Fluid Mechanics Soviet Research, Vol. 8, No. 4, July-August 1979).

[0004] Energiewandler von elektrorheologischen Flüssigkeitsaktoren besitzen Elektrodenanordnungen, zwischen denen sich die elektrorheologische Flüssigkeit befindet und an welche die elektrische Steuerspannung gelegt wird. Die Wechselwirkung zwischen der Elektrodenanordnung und der elektrorheologischen Flüssigkeit kann abhängig von der Art der Flüssigkeitsdeformation nach drei grundsätzlichen Moden unterschieden werden, dem Shearmode (Elektroden verschieben sich relativ zueinander in parallelen Ebenen), dem Flowmode (Elektroden sind fest angeordnet, die Flüssigkeit strömt zwischen den Elektroden hindurch) und dem Squeezemode (Elektroden verändern ihren Abstand zueinander). Diese Moden können auch in Kombination auftreten.

[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine hydraulische Verdrängermaschine der eingangs genannten Gattung derart weiterzubilden, daß bei gleichen baulichen Abmessungen der Verdrängermaschine höhere Drücke, größere Durchflüsse und eine höhere Leistungsdichte realisiert werden können.

[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß mindestens ein Paar einander gegenüberliegender Kondensatorplattensegmente und/oder Spulenanordnungen aufeinander zu bewegbar ausgebildet sind.

[0007] Bei dieser erfindungsgemäßen Ausbildung werden zunächst die Kondensatorplattensegmente und/oder Spulenanordnungen derart angesteuert, daß sich die elektrorheologische Flüssigkeit in diesem Bereich verfestigt und die Verschiebung der elektrorheologischen Flüssigkeit durch die Drehkolbenflügel im Flow-Mode abgesperrt wird. Bei dieser Verfestigung richten sich die Festpartikel zu Ketten aus. Die verfestigten Stellen verhalten sich wie elastische Festkörper. Zur Erhöhung des Druckes in der Druckmittelkammer sind die Kondensatorplattensegmente aufeinanderzu bewegbar ausgebildet. Das Volumen in der Druckmittelkammer wird verkleinert, die elektrorheologische Flüssigkeit wird nun zusätzlich in den Squeeze-Mode übergeführt. Zwischen den sich zu Ketten ausgerichteten Festpartikel wirken nun durch die Verschiebung der Kondensatorplattensegmente elektrostatische Gegenkräfte. Gegenüber dem Flow-Mode kann daher bei einem verfestigten elektrorheologischen Flüssigkeitspfropfen als Absperrung im flow-mode und Squeeze-Mode ein zehnfach höherer Druck aufgebaut werden, bevor der Flüssigkeitspfropfen aufgrund des Druckes weitergeschoben wird.

[0008] Eine weitere Ausgestaltung des Erfindungsgedankens sieht vor, daß der Drehkolben sechs Drehkolbenflügel aufweist, wobei zwischen den Drehkolbenflügeln und der kreisförmigen Gehäusekammer sechs Druckmittelräume gebildet werden, die jeweils mit einer Saug- und einer Druckleitung in Verbindung stehen und wobei jedem Druckmittelraum ein Paar gegenüberliegende Kondensatorplattensegmente zugeordnet sind. Hierdurch können zum einen die Paare von Kondensatorplattensegmente unterschiedlich angesteuert werden, zum anderen die einzelnen Saug- und Druckleitungen der Druckmittelräume in Reihe oder parallel geschaltet werden. Es können unterschiedliche Durchflüsse bzw. Drücke (je nach Schaltung der Druckmittelleitungen) realisiert werden. Somit kann beispielsweise bei einem niedrigen Druck der maximale Durchfluß erreicht werden(Parallelschaltung), oder auch ein hoher Druck bei einem minimalen Durchfluß (Reihenschaltung). Durch zu- und abschalten der Kondensatorplattensegmente kann der Durchfluß zu einer Impulsdurchflußregelung gesteuert werden.

[0009] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand weiterer Unteransprüche. Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert, das in der Zeichnung dargestellt ist. Es zeigt:
Fig. 1
Eine hydraulische Verdrängermaschine in einer Ausführung als Flügelpumpe in einem Schnitt längs der Linie I-I in Fig. 2,
Fig. 2
einen Schnitt längs der Linie II-II in Fig. 1.


[0010] Die in Fig. 1 dargestellte Verdrängermaschine 1 wird nachstehend bei Pumpenbetrieb erläutert. In einem zylindrischen Gehäuse 2 ist ein Rotor 3 um die Achse A drehbar gelagert. Der Rotor 3 ist mit einem im wesentlichen scheibenförmigen Drehkolben 4 verbunden, der gleichmäßig über den Umfang verteilt radiale Vorsprünge aufweist, die als Drehkolbenflügel 5 wirken. Der Drehkolben 4 läuft bei Rotation des Rotors 3, der vorzugsweise über einen nicht dargestellten Motor angetrieben wird, in einer im zylindrischen Gehäuse 2 ausgebildeten Ringkammer 6 um. Wie in der Fig. 2 ersichtlich, weist die bei dem Ausführungsbeispiel dargestellte Verdrängermaschine 1 sechs Drehkolbenflügel 5 auf. Zwischen dem zylindrischen Gehäuse 2 und Drehkolben 4 werden somit sechs Druckmittelräume 7 gebildet.

[0011] Die Ringkammer ist an ihren einander gegenüberliegenden Stirnwänden 8 jeweils mit sechs streifenförmigen radial sich erstreckenden Kondensatorplattensegmenten 9 versehen. Bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel trägt jede Stirnwand 8 gegeneinander und gegen das Gehäuse elektrisch isolierte Kondensatorplattensegmente 9, die über elektrische Leitungen 10 mit einer elektrischen Steuereinrichtung verbunden sind. Dies ist nur schematisch dargestellt.

[0012] Die Kondensatorplattensegmente 9 sind aufeinander zu bewegbar angeordnet, so daß eine Verringerung des Volumens der Druckmittelräume 7 und somit Erhöhung des Druckes erreicht werden kann. Die Bewegung der Kondensatorplattensegmente 9 wird über schematisch dargestellte Aktoren 20 eingeleitet. Die Bewegung ist durch die Pfeile B angedeutet.Die Aktoren 20 können beispielsweise piezoelektrisch, magnetisch, hydraulisch oder magnetostriktiv ansteuerbar ausgeführt sein. Vorzugsweise wird über die Aktoren eine Schwingbewegung eingeleitet. Die Ansteuerung ist in den Zeichnungen nicht näher dargestellt.

[0013] Eine Saugleitung 11 führt von einem Flüssigkeitsvorratsbehälter durch das Gehäuse 2 zu einer Ringnut 12, aus der ein Kanal 13 im Rotor zu jeweils einer Mündung 14 an der Rückseite jedes Drehkolbenflügels führt. Von der Vorderseite (in Umdrehungsrichtung gesehen) jedes Drehkolbenflügels führt jeweils ein Kanal 15 durch den Rotor zu einer Ringnut 16, von der eine Flüssigkeitsableitung durch das Gehäuse 2 zu einem Verbraucher führt. Bei dem in den Fig. 1 und Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel sind die Druckmittelleitungen in Reihe geschaltet, wodurch ein maximaler Druck bei einem niedrigen Durchfluß realisiert werden kann.

[0014] In den Druckmittelräumen 7 befindet sich eine elektrorheologische Flüssigkeit. Wenn über die Steuereinrichtung die Paare voneinander gegenüberliegenden Kondensatorplattensegmenten 9 eine elektrische Spannung erhalten, erstarrt die elektrorheologische Flüssigkeit zwischen diesen gegenüberliegenden streifenförmigen Kondensatorplattensegmenten 9, so daß die Druckmittelräume 7 in diesem Umfangsbereich abgedichtet werden. Bei einer Drehung des Drehkolbens 4 und der daran ausgebildeten Drehkolbenflügel 5 in Richtung des Pfeils 17, werden bei einer elektrischen Ansteuerung der Kondensatorplattensegmente 9 jeweils die Druckmittelräume 7 zwischen zwei aufeinanderfolgenden Drehkolbenflügel 5 in zwei voneinander abgedichtete Volumenveränderliche Arbeitskammern unterteilt. Die sich bewegenden Drehkolbenflügel 5 saugen somit an ihren Rückseiten Flüssigkeit aus der Saugleitung 11 an und verdichten an ihren Vorderseiten die Flüssigkeit, die durch die Kanäle 15, die Ringnut 16 und die Flüssigkeitsableitung zum Verbraucher gedrückt wird.

[0015] Gleichzeitig leiten die Aktoren eine Schwingungsbewegung auf die Kondensatorplattensegmente 9 ein, wodurch die elektrorheologische Flüssigkeit zusätzlich in den squeeze mode übergeführt wird.

[0016] Je nach benötigtem Druck können nun Paare von Kondensatorplattensegmente 9 zu bzw. abgeschaltet werden.

[0017] Die Drehkolbenflügel 5 weisen in ihren den Stirnwänden 8 der Ringkammer 6 zugekehrten Flächen 18 hydrostatische Lager 19 auf, deren Lagertaschen jeweils über eine hydraulische Drossel mit der Druckseite verbunden sind. Die hydrostatischen Lager 19 bewirken eine gute hydraulische Zentrierung der Drehkolbenflügelflügel zwischen den beiden Seitenwänden der Ringkammer 6.

[0018] Anstelle der Verwendung einer elektrorheologischen Flüssigkeit kann auch eine magnetorheologische Flüssigkeit oder ein Gemisch beider Flüssigkeiten eingesetzt werden.

[0019] Bei der Verwendung von magnetorheologischen Flüssigkeiten werden anstelle der Kondensatorplattensegmente 9 elektrisch ansteuerbare Spulenanordnungen vorgesehen.


Ansprüche

1. Hydraulische Verdrängermaschine mit einem in einem Gehäuse gelagerten Rotor, der mindestens einen in einer mit elektrorheologischer/magnetorheologischer Flüssigkeit gefüllten Kammer des Gehäuses ragenden Dehkolben aufweist, wobei der Drehkolben mindestens einen Drehkolbenflügel aufweist, mit über den Umfang der beiden Stirnwände verteilten einzeln elektrisch ansteuerbaren Kondensatorplattensegmente und/oder einzeln elektrisch ansteuerbaren Spulenanordnungen, wobei durch deren Feldbeaufschlagung und der Beeinflussung der dazwischen befindlichen elektrorheologischen/magnetorheologischen Flüssigkeit gebildeten Trennabschnitte einerseits und durch den mindestens einen Drehkolbenflügel andererseits die Saug- und Druckseite gebildet wird, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Paar einander gegenüberliegende Kondensatorplattensegmente (9) und/oder Spulenanordnungen aufeinanderzu bewegbar ausgebildet sind.
 
2. Hydraulische Verdrängermaschine gemäß Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Drehkolben (4) sechs Drehkolbenflügel (5) aufweist und zwischen den Drehkolbenflügeln (5) und der Ringkammer (6) im Gehäuse (2) sechs Druckmittelräume (7) gebildet werden, die jeweils mit einer Saug- und einer Druckleitung (11,12,13,14,15,16) in Verbindung stehen.
 




Zeichnung