[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ermittlung der Farbwertgradienten eines
Bildelements eines Druckbilds bei Änderungen der Schichtdicken der am Druck beteiligten
Druckfarben gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruchs.
[0002] Die Regelung der Farbgebung bei modernen Druckmaschinen, insbesondere im Offset-Druck,
erfolgt mit Vorteil farbabstandsgesteuert. Ein typisches farbabstandsgesteuertes Regelverfahren
ist beispielsweise in der EP-B2-0 228 347 und in dem DE 195 15 499 C2 beschrieben.
Bei diesem Verfahren wird ein mit der Druckmaschine gedruckter Druckbogen in einer
Anzahl von Testbereichen bezüglich eines ausgewählten Farbkoordinatensystems farbmetrisch
ausgemessen. Aus den dabei gewonnenen Farbkoordinaten werden die Farbabstandsvektoren
zu auf dasselbe Farbkoordinatensystem bezogenen Soll-Farbkoordinaten berechnet. Diese
Farbabstandsvektoren werden mit Hilfe von Farbwertgradienten in Schichtdickeänderungsvektoren
umgerechnet, und die Regelung der Farbführung der Druckmaschine wird aufgrund der
aus den Farbabstandsvektoren umgerechneten Schichtdickeänderungsvektoren vorgenommen.
Als Testbereiche werden die Felder von mit dem eigentlichen Druckbild mitgedruckten
Farbkontrollstreifen verwendet.
[0003] Inzwischen sind i.a. als Scanner bezeichnete Abtasteinrichtungen bekannt geworden,
welche es gestatten, den gesamten Bildinhalt eines Druckbogens in einer grossen Zahl
von relativ kleinen Bildelementen mit vertretbarem Aufwand und in sehr kurzer Zeit
farbmetrisch oder spektralfotometrisch auszumessen. Diese Abtasteinrichtungen bieten
die prinzipiellen messtechnischen Voraussetzungen, für die Regelung der Farbfürhung
einer Druckmaschine nicht nur mitgedruckte Teststreifen zu verwenden, sondern die
Farbinformationen aus allen Bildelementen des gesamten eigentlichen Druckbilds für
diesen Zweck heranzuziehen. Eine Schwierigkeit bei dieser als sog. Messung im Bild
bezeichneten Vorgehensweise ist jedoch durch die im Vierfarbendruck vorliegende Problematik
des Schwarzanteils gegeben, zu welchem bekanntlich nicht nur die Druckfarbe Schwarz
selbst, sondern auch die übereinandergedruckten Buntfarben beitragen. Eine zuverlässige
Ermittlung der für die Berechnung der Eingangsgrössen für die Farbregelung erforderlichen
Farbwertgradienten für alle in einem Druckbild vorkommenden, sehr unterschiedlichen
Drucksituationen ist nach den gängigen Methoden nicht möglich. Eine weitere Schwierigkeit
ergibt sich aus dem erforderlichen enorm hohen Rechenaufwand und damit verbunden den
für die Praxis unvertretbar langen Rechenzeiten.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
ein Verfahren der gattungsgemässen Art dahingehend zu verbessern, dass es auch für
die sog. Messung im Bild anwendbar ist. Insbesondere sollen durch die Erfindung die
Ermittlung von Farbwertgradienten an beliebigen Bildelementen eines Druckbilds ermöglicht
und dabei die Einflüsse aller beteiligten Druckfarben, insbesondere auch der Druckfarbe
Schwarz, sicher separiert werden können. Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht
darin, die Ermittlung der Farbwertgradienten mit praktisch vertretbarem Aufwand und
hoher Geschwindigkeit zu ermöglichen und so die Voraussetzungen für die rechentechnische
Realisierbarkeit der Druckmaschinenregelung aufgrund von Messungen im Druckbild zu
schaffen.
[0005] Die Lösung dieser der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe ergibt sich aus den im
kennzeichnenden Teil des unabhängigen Anspruchs 1 beschriebenen Merkmalen. Besonders
vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0006] Im folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert, deren einzige
Figur ein Prinzip-Schema der Steuerung bzw. Regelung einer Druckmaschine zeigt.
[0007] Darstellungsgemäss erzeugt eine Druckmaschine 1, insbesondere eine Mehrfarben-Offset-Druckmaschine,
Druckbögen 3, welche das gewünschte Druckbild und ggf. zusätzlich Druckkontrollelemente
aufweisen. Die Druckbögen 3 werden dem laufenden Druckprozess entnommen und einer
spektralfotometrischen Abtasteinrichtung 2 zugeführt. Diese tastet die Druckbögen
3 im wesentlichen über die gesamte Oberfläche bildelementweise ab. Die Grösse der
einzelnen Bildelemente 4 ist typisch etwa 2,5 mm x 2,5 mm entsprechend rund 130000
Bildelementen 4 bei einem Druckbogen 3 üblicher Dimensionen. Die von der Abtasteinrichtung
2 erzeugten Abtastwerte -typischerweise spektrale Remissionswerte- werden in einer
im wesentlichen aus einem Rechner bestehenden Auswerteeinrichtung 5 analysiert und
zu Eingangsgrössen für eine der Druckmaschine 1 zugeordnete Steuereinrichtung 9 verarbeitet,
welche ihrerseits die Farbgebungsorgane der Druckmaschine 1 nach Massgabe dieser Eingangsgrössen
steuert. Bei den Eingangsgrössen handelt es sich, zumindest im Falle einer Offset-Druckmaschine
1, typischerweise um zonale Schichtdickenänderungen für die einzelnen am Druck beteiligten
Druckfarben. Die Bestimmung der genannten Eingangsgrössen bzw. Schichtdickenänderungen
erfolgt durch Vergleich der Abtastwerte bzw. von daraus abgeleiteten Grössen, insbesondere
Farbmesswerten (Farborten bzw. Farbvektoren) eines sogenannten OK-Bogens 3 mit den
entsprechenden Grössen eines dem laufenden Druckprozess entnommenen Druckbogens 3
in dem Sinne, dass die durch die Eingangsgrössen bzw. Schichtdickenänderungen bewirkten
Änderungen der Einstellungen der Farbgebungsorgane der Druckmaschine 1 eine möglichst
gute Angleichung des farblichen Eindrucks der laufend erzeugten Druckbögen 3 an den
OK-Bogen 3 zur Folge haben. Zum Vergleich kann anstelle eines OK-Bogens 3 auch eine
andere Referenz herangezogen werden, beispielsweise etwa entsprechende Vorgabewerte
oder entsprechende aus Druckvorstufen erhaltene Werte.
[0008] Die skizzierte Anordnung entspricht soweit im wesentlichen herkömmlichen, z.B. in
DE-A 44 15 486 im Detail beschriebenen Anordnungen und Verfahren zur Farbgebungsregelung
von Druckmaschinen 1 und bedarf deshalb für den Fachmann keiner näheren Erläuterung.
[0009] Ein erster wesentlicher Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Miteinbeziehung
der Druckfarbe Schwarz in die Ermittlung der Farbwertgradienten und die mit deren
Hilfe berechneten Eingangsgrössen für die Druckmaschinensteuerung. Dazu werden die
Druckbögen 3 nicht nur im sichtbaren Spektralbereich (ca. 400 - 700 nm) ausgemessen,
sondern auch an mindestens einer Stelle im nahen Infrarot, wo nur die Druckfarbe Schwarz
eine nennenswerte Absorption aufweist. Damit ist es möglich, den Einfluss der Druckfarbe
Schwarz auf den Farbeindruck selektiv zu erfassen. Die Remissionsspektren der einzelnen
Bildelemente 4 bestehen also aus Remissionswerten im sichtbaren Spektralbereich, typischerweise
16 Remissionswerte in Abständen von je 20 nm, und einem Remissionswert im nahen Infrarot-Bereich.
Aus den Remissionswerten des sichtbaren Spektralbereichs werden Farbwerte (Farbkoordinaten,
Farbvektoren, Farborte) bezüglich eines gewählten Farbraums berechnet. Vorzugsweise
wählt man dafür einen empfindungsmässig gleichabständigen Farbraum, typischerweise
etwa den sog. L,a,b-Farbraum gemäss CIE (Commission Internationale de l'Eclairage).
Die Berechnung der Farbwerte L,a,b aus den spektralen Remissionswerten des sichtbaren
Spektralbereichs ist durch CIE genormt und bedarf deshalb keiner Erläuterung. Der
Remissionswert im nahen Infrarot wird in einen Infrarot-Wert I umgerechnet, der qualitativ
dem Helligkeitswert L des Farbraums entspricht. Dies erfolgt analog der Berechnungsformel
für L nach der Beziehung:

worin I
i die im betreffenden Bildelement 4 gemessene Infrarot-Remission und I
in die an einer unbedruckten Stelle des Druckbogens 43 gemessene Infrarot-Remission
bedeuten. Der Infrarot-Wert I kann daher wie der Helligkeitswert L nur Werte von 0-100
annehmen. Die Berechnung der Farbwerte L,a,b und des Infrarot-Werts I aus den spektralen
Remissionswerten erfolgt in der Auswerteeinrichtung 5. Der Vollständigkeit halber
sei erwähnt, dass die Ermittlung der Farbwerte L,a,b (oder entsprechender Werte eines
anderen Farbraums) auch ohne spektrale Abtastung mittels geeigneter Farbmessgeräte
erfolgen könnte.
[0010] Die nach der Abtastung eines Druckbogens 3 für jedes einzelne Bildelement 4 vorliegenden
Farb- und Infrarot-Werte L,a,b bzw. I bilden den Ausgangspunkt für die Berechnung
der Farbwertgradienten und mit deren Hilfe der Eingangsgrössen für die Druckmaschinensteuereinrichtung
9. Diese Berechnungen erfolgen ebenfalls in der Auswerteeinrichtung 5. Für die folgende
Beschreibung sei das für jedes Bildelement 4 ermittelte, die drei Farbwerte L,a,b
(oder die entsprechenden Werte eines anderen Farbsystems) und den Infrarot-Wert I
umfassende Werte-Quadrupel vereinfachend als (vierdimensionaler) Farbvektor F des
betreffenden Bildelements 4 bezeichnet, also:

Unter dem Begriff "Farbort" im vierdimensionalen Farbraum wird entsprechend ein Punkt
im Farbraum verstanden, dessen vier Koordinaten die vier Komponenten des Farbvektors
sind. Der Farbunterschied eines Bildelements 4 zu einem Bezugsbildelement 4 bzw. zum
entsprechenden Bildelement 4 einer Referenz, typisch eines OK-Bogens 3 , sei als Farbabstandsvektor
ΔF bezeichnet, der sich nach der Beziehung

ergibt, worin die mit dem Index i versehenen Werte diejenigen des betrachteten Bildelements
4 und die mit dem Index r versehenen Werte die Komponenten des Farbvektors des Bezugsbildelements
4 bzw. des entsprechenden Bildelements 4 des OK-Bogens 3 sind. Die Farbvektoren der
Bildelemente des OK-Bogens oder einer anderen Referenz werden vielfach auch als Soll-Farbvektoren
bezeichnet. Als Farbabstand ΔE zweier Bildelemente 4 bzw. eines Bildelements 4 und
des entsprechenden Bildelements 4 des OK-Bogens 3 sei der Absolutbetrag des betreffenden
Farbabstandsvektors ΔF verstanden, also

worin die Indices i und r wiederum die genannte Bedeutung haben. Der Rechner der
Auswerteeinrichtung 5 berechnet für jedes Bildelement 4 des aktuellen Druckbogens
3 aus den an diesem und dem OK-Bogen 3 ermittelten Farbvektoren F den Farbabstandsvektor
ΔF.
[0011] Die zu ermittelnden Eingangsgrössen für die Druckmaschinensteuereinrichtung 9, also
die zonalen relativen Schichtdickenänderungen für die einzelnen am Druck beteiligten
Druckfarben, seien für das folgende ebenfalls vektoriell dargestellt und zusammenfassend
als Schichtdickenänderungsvektor ΔD bezeichnet:

Die Indices c, g, m und s stehen dabei für die Druckfarben Cyan, Gelb, Magenta und
Schwarz, die entsprechend indizierten Komponenten des Vektors sind die relativen Schichtdickänderungen
für die durch den Index angegebene Druckfarbe. Die aktuellen Schichtdicken selbst
sind als Schichtdickenvektor D darstellbar:

worin die Indices dieselbe Bedeutung aufweisen.
[0012] Gemäss der Lehre z.B. der eingangs erwähnten EP-B2 0 228 347 lassen sich die für
die Kompensation einer Farbabweichung zur Referenz (OK-Bogen 3) erforderlichen relativen
Schichtdickenänderungen ΔD der einzelnen beteiligten Druckfarben aus den an einem
aktuellen Druckbogen 3 ermittelten Farbabstandsvektoren ΔF zur Referenz (OK-Bogen
3) nach der Gleichung

berechnen, worin S eine sog. Sensitivitäts-Matrix ist, welche als Koeffizienten die
partiellen Ableitungen der vier Komponenten L, a,b, I des Farbvektors F nach den vier
Komponenten D
c, D
g, D
m, D
s des Schichtdickenvektors D enthält:

Die Koeffizienten der Sensitivitäts-Matrix S werden üblicherweise als Farbwertgradienten
bezeichnet. In den nachstehenden Ausführungen wird für diese 16 Farbwertgradienten
stellvertretend jeweils der summarische Begriff Sensitivitäts-Matrix verwendet.
[0013] Die Sensitivitätsmatrix S ist ein lineares Ersatzmodell für den Zusammenhang zwischen
den Änderungen der Schichtdicken der am Druck beteiligten Druckfarben und den daraus
resultierenden Änderungen des Farbeindrucks des mit den geänderten Schichtdickenwerten
gedruckten Bildelements 4. Die Sensitivitätsmatrix S ist nicht für alle Farborte im
Farbraum gleich, sondern gilt streng genommen jeweils nur in der unmittelbaren Umgebung
eines Farborts, d.h. für jeden gemessenen Farbvektor F der einzelnen Bildelemente
4 in die Gleichung

streng genommen eine eigene Sensitivitätsmatrix S einzusetzen.
[0014] Unter der Voraussetzung, dass die Sensitivitäts-Matrizen S bekannt sind, lässt sich
die Matrizen-Gleichung

gemäss den bekannten Regeln des Matrizen-Kalküls nach ΔD auflösen (

).
[0015] Der visuelle Farbeindruck (messtechnisch der Farbwert, Farbort oder Farbvektor) eines
Bildelements 4 ist beim Offset-Raster-Druck durch die prozentualen Rasterwerte (Flächendeckungen)
der beteiligten Druckfarben und, in geringerem Masse, durch die Schichtdicken der
Druckfarben bestimmt. Die Rasterwerte bzw. Flächendeckungen (0-100%) sind durch die
zugrundeliegenden Druckplatten festgelegt und praktisch unveränderlich. Einfluss auf
den Farbeindruck genommen und damit geregelt kann unter gegebenen Druckbedingungen
nur über die Schichtdicken der beteiligten Druckfarben werden. Die Ausdrücke "Rasterwert"
und "Flächendeckung" werden nachstehend synonym verwendet. Die Gesamtheit aller möglichen
Kombinationen R von prozentualen Rasterwerten der beteiligten Druckfarben (üblicherweise
Cyan, Gelb, Magenta, Schwarz) sei im folgenden als Rasterraum (vierdimensional) bezeichnet.
[0016] Unter gegebenen Druckbedingungen (Kennlinien der Druckmaschine, nominelle Schichtdicken,
zu bedruckender Stoff, verwendete Druckfarben etc.) entspricht jede Rasterwertkombination
R einem genau definierten Farbeindruck oder Farbvektor F des mit dieser Rasterwertkombination
R gedruckten Bildelements 4 ; es besteht also eine eindeutige Zuordnung von Rasterwertkombination
R zu Farbort bzw. Farbvektor F; der Rasterraum lässt sich eindeutig auf den Farbraum
abbilden, wobei allerdings der Farbraum nicht vollständig belegt wird, da dieser auch
nicht druckbare Farborte enthält. Umgekehrt besteht im allgemeinen keine eindeutige
Beziehung. Der zu einer beliebigen Rasterwertkombination R gehörige Farbvektor F kann
empirisch durch Probedrucke ermittelt oder mittels eines geeigneten Modells, welches
das Druckverfahren unter den gegebenen Druckbedingungen ausreichend genau beschreibt,
errechnet werden. Ein geeignetes Modell ist z.B. durch die bekannten Neugebauer-Gleichungen
für den Vierfarben-Offset-Druck gegeben. Das Modell setzt die Kenntnis der Remissionsspektren
von Einzelfarben-Volltönen, einigen Übereinanderdrucken von Volltönen und einigen
Rasterfeldern aller am Druck beteiligten Druckfarben bei den nominellen Schichtdicken
der Druckfarben voraus. Diese Remissionsspektren lassen sich sehr einfach anhand eines
Probedrucks messen. Wenn die Kennlinien der Druckmaschine 1 bekannt sind, genügen
einfache Messungen an Volltönen.
[0017] Mit Hilfe des genannten Modells ist es in an sich bekannter Weise möglich, für jede
beliebige Rasterwertkombination R die (16) Koeffizienten der zu dieser Rasterwertkombination
gehörigen Sensitivitäts-Matrix S zu bestimmen. Dazu ist lediglich nötig, im Modell
die nominellen Schlichtdicken der beteiligten Druckfarben vorzugsweise einzeln jeweils
um z.B. 1% zu ändern und mit diesen geänderten Schichtdicken die zugehörigen Farbvektoren
und entsprechenden Farbabstandsvektoren gegenüber dem sich aus den nominellen Schichtdicken
ergebenden Farbvektor zu berechnen. Diese Farbabstandsvektoren ΔF und die zugrundeliegenden
Schichtdickenänderungsvektoren ΔD werden in die Gleichung

eingesetzt und diese nach den Koeffizienten der Sensitivitäts-Matrix S aufgelöst.
[0018] Gemäss einem weiteren wesentlichen Aspekt der Erfindung werden nun anhand des erwähnten
Modells zu einer beschränkten Anzahl von möglichen Rasterwertkombinationen R der zugehörige
Farbvektor F und die zugehörige Sensitivitäts-Matrix S im Voraus berechnet und in
einer Tabelle abgespeichert. Diese die Gesamtheit aller so berechneten Sensitivitäts-Matrizen
S und Farbvektoren F enthaltende Tabelle sei im folgenden als Raster-Farb-Tabelle
RFT bezeichnet.
[0019] Für die Berechnung der Schichtdickenänderungsvektoren ΔD aus der Gleichung

ist, wie vorstehend ausgeführt, die Kenntnis der zum jeweiligen Farbort bzw. Farbvektor
F bzw. allgemein zu jedem Bildelement 4 gehörigen Sensitivitäts-Matrix S erforderlich.
Um zu dieser zu gelangen, wird gemäss einem weiteren Aspekt der Erfindung aus dem
Farbvektor F des jeweiligen Bildelements 4 nach einem weiter unten noch näher erläuterten
besonders vorteilhalten Berechnungsverfahren die zugehörige Rasterwertkombination
R errechnet und anhand dieser Rasterwertkombination R die zugehörige Sensitivitäts-Matrix
S aus der vorausberechneten Raster-Farb-Tabelle entnommen. Auf diese Weise ist es
ohne übermässigen Rechenaufwand möglich, für jedes Bildelement 4 sehr schnell die
benötigte Sensitivitäts-Matrix zu bestimmen.
[0020] Gemäss einem weiteren Gedanken der Erfindung werden dazu in Rasterraum eine Anzahl
von z.B. 1296 gleichabständigen diskreten Rasterwertkombinationen R
iR (je 6 diskrete Rasterprozentwerte A
C, A
G, A
M, A
S für die Druckfarben Cyan, Gelb, Magenta, Schwarz) wie folgt festgelegt:
i |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
AC |
0 |
20 |
40 |
60 |
80 |
100% |
AG |
0 |
20 |
40 |
60 |
80 |
100% |
AM |
0 |
20 |
40 |
60 |
80 |
100% |
AS |
0 |
20 |
40 |
60 |
80 |
100% |
[0021] Diese 1296 diskreten Rasterwertkombinationen R
iR werden gemäss der nachstehenden Formel mit einem eindeutigen Raster-Index iR numeriert:

Unter i(A
C).... ist dabei der Wert des Index i für den jeweiligen diskreten Rasterwert der jeweiligen
Druckfarbe zu verstehen. Für jede dieser 1296 diskreten Rasterwertkombinationen R
iR wird eine Sensitivitäts-Matrix S
iR berechnet und in der Raster-Farb-Tabelle abgelegt. Der zu den diskreten Rasterwertkombinationen
R
iR gehörende berechnete Farbvektor F
iR wird ebenfalls in der Tabelle abgelegt. Insgesamt enthält die Raster-Farb-Tabelle
RFT damit 1296 Farbvektoren F
iR und 1296 zugehörige Sensitivitäts-Matrizen S
iR.
[0022] Die Quantisierung des Rasterraums erfolgt vorzugsweise in zwei Stufen. In der ersten
Stufe werden für nur 256 diskrete Rasterwertkombinationen (entsprechend vier diskreten
Rasterprozentwerten 0%, 40%, 80%, 100% für jede der Druckfarben Cyan, Gelb, Magenta,
Schwarz) anhand des Offset-Druck-Modells die zugehörigen Farbvektoren und die zugehörigen
Sensitivitäts-Matrizen berechnet. In der zweiten Stufe werden dann für die fehlenden
Rasterprozentwerte 20% und 60% die zugehörigen Farbvektoren und Sensitivitäts-Matrizen
durch lineare Interpolation aus den Farbvektoren und Sensitivitäts-Matrizen der jeweils
16 nächstliegenden diskreten Rasterwertkombinationen berechnet. Damit ergeben sich
dann insgesamt wieder 1296 diskrete Rasterwertkombinationen R
iR mit 1296 zugehörigen diskreten Farbvektoren F
iR und 1296 zugehörigen Sensitivitäts-Matrizen S
iR. Selbstverständlich könnte der Rasterraum auch auf eine andere Anzahl von diskreten
Rasterkobinationen, beispielsweise etwa 625 oder 2401, reduziert werden, die Anzahl
1296 stellt aber für die Praxis einen optimalen Kompromiss zwischen Genauigkeit und
Rechenaufwand dar.
[0023] Einem für ein Bildelement 4 ermittelten Farbvektor F wird nun diejenige Sensitivitäts-Matrix
S
iR zugeordnet, deren zugehörige diskrete Rasterwertkombination R
iR der aus dem Farbvektor F berechneten Rasterwertkombination R am nächsten liegt. Anders
ausgedrückt, wird die berechnete Rasterwertkombination R durch die jeweils nächstliegende
diskrete Rasterwertkombination R
iR ersetzt und erhält die zu dieser diskreten Rasterwertkombination R
iR vorausberechnete Sensitivitäts-Matrix S
iR zugeordnet.
[0024] In einer Variante des Verfahrens können die Rasterwertkombinationen (R
:r) und die Farbwertgradienten (S
:R) durch Interpolation aus der Raster-Farb-Tabelle (RFT) bestimmt werden.
[0025] Gemäss einem weiteren Aspekt der Erfindung wird für die Ermittlung der Rasterwertkombination
R aus dem Farbvektor F auch der (inkl. Infrarot-Wert I vierdimensionale) Farbraum
einer Quantisierung unterworfen, d.h. in eine Anzahl von Unterräumen aufgeteilt. Dazu
werden im Farbraum eine Anzahl von diskreten Farborten F
iF mit jeweils diskreten Koordinatenwerten festgelegt. Die Quantisierung des vierdimensionalen
Farbraums kann beispielsweise so erfolgen, dass jede Dimension L,a,b,I des Farbraums
nur 11 diskrete Werte annehmen kann, wobei sich insgesamt 14641 diskrete Farborte
F
iF ergeben:
i |
0 |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
L |
0 |
10 |
20 |
30 |
40 |
50 |
60 |
70 |
80 |
90 |
100 |
a |
-75 |
-60 |
-45 |
-30 |
-15 |
0 |
15 |
30 |
45 |
60 |
75 |
b |
-45 |
-30 |
-15 |
0 |
15 |
30 |
45 |
60 |
75 |
90 |
105 |
I |
0 |
10 |
20 |
30 |
40 |
50 |
60 |
70 |
80 |
90 |
100 |
[0026] Diese 14641 diskreten Farborte F
iF werden gemäss der nachstehenden Formel mit einem eindeutigen Farbort-Index iF numeriert:

Für diese diskreten Farborte F
iF des Farbraums werden nach der weiter unten noch erläuterten, besonders vorteilhalten
Berechnungsmethode die zugehörigen Rasterwertkombinationen R
iF berechnet und, sofern sie nicht mit einer diskreten Rasterwertkombination R
iR zusammenfallen, durch die jeweils nächstliegende diskrete Rasterwertkombination R
iR ersetzt. Somit ergibt sich eine eindeutige, vorausberechnete Abbildung der 14641
diskreten Farborte F
iF des (vierdimensionalen) Farbraums auf die 1296 diskreten Rasterwertkombinationen
R
iR des (ebenfalls vierdimensionalen) Rasterraums. Diese Abbildung wird, wie schon gesagt,
vorausberechnet und in einer im folgenden als Raster-Index-Tabelle RIT bezeichneten
Zuordnungstabelle abgespeichert.
[0027] Für die Zwecke der Ermittlung der Rasterwertkombinationen R aus den für die Bildelemente
4 ermittelten Farbvektoren F wird jeder für ein Bildelement 4 ermittelte Farbvektor
F durch den nächstliegenden diskreten Farbort F
iF ersetzt. Aus der Raster-Index-Tabelle RIT wird dann die diesem diskreten Farbort
F
iF zugeordnete diskrete Rasterwertkombination R
iR entnommen und anhand dieser aus der Raster-Farb-Tabelle RFT die entsprechende Sensitivitäts-Matrix
S
iR ausgelesen und dem Farbvektor F und damit dem Bildelement 4 zugeordnet. Auf diese
Weise kann mit vergleichsweise geringem Rechenaufwand und dementsprechend schnell
für jedes beliebige Bildelement 4 aufgrund des für dieses ermittelten Farbvektors
F die Sensitivitäts-Matrix S mit für die Praxis ausreichender Genauigkeit bestimmt
werden.
[0028] Für das Vorstehende wurde vorausgesetzt, dass aus den Farbvektoren F die zugehörigen
Rasterwertkombinationen R berechnet werden können. Wie dies gemäss einem weiteren
Aspekt der Erfindung besonders vorteilhaft durchgeführt werden kann, ist Gegenstand
der nachstehenden Ausführungen.
[0029] Zunächst wird dazu der (vierdimensionale) Farbraum in 81 Teilbereiche T
iT wie folgt unterteilt:
i |
0 |
1 |
2 |
L (0..120) |
0..20..40 |
40..60..80 |
80..100..120 |
a (-90..+90) |
-90..-60..-30 |
-30..0..+30 |
+30..+60..+90 |
b (-60..+120) |
-60..-30..0 |
0..+30..+60 |
+60..+90..+120 |
I (0..120) |
0..20..40 |
40..60..80 |
80..100..120 |
[0030] Die insgesamt 81 Teilbereiche T
iT werden durch einen nach folgender Formel definierten Teilbereichs-Index iT eindeutig
durchnumeriert:

Innerhalb jedes Teilbereichs T
iT wird nun der Zusammenhang zwischen dem Farbvektor F und der zugehörigen, als Rastervektor
A geschriebenen Rasterwertkombination R durch die folgende Matrizen-Gleichung linear
angenähert:

Darin bedeutet A den Rastervektor mit den Rasterprozentwerten A
C, A
G, A
M, A
S der vier beteiligten Druckfarben als Komponenten und U
iT eine Umrechnungsmatrix mit 16 Koeffizienten, welche die partiellen Ableitungen (Gradienten)
der Komponenten des Rastervektors nach den Komponenten des Farbvektors sind. Wenn
die Umrechnungsmatrizen U
iT der einzelnen Teilbereiche T
iT bekannt sind, kann somit für jeden Farbvektor F der zugehörige Rastervektor A bzw.
die zugehörige Rasterwertkombination R berechnet werden.
[0031] Das Problem reduziert sich also auf die Berechnung der Umrechnungsmatrizen U
iT für die einzelnen Teilbereiche T
iT bzw. genauer für die Farbvektoren F
iT von deren Mittelpunkten. Die Berechnung der Umrechnungsmatrizen erfolgt durch eine
gewichtete lineare Ausgleichsrechnung mit den Werten der weiter vorne erläuterten
Raster-Farb-Tabelle RFT, also den 1296 diskreten Rasterwertkombinatione R
iR und den zugehörigen diskreten Farbvektoren F
iR. Für die Ausgleichsrechnung ist pro Teilbereich T
iT im wesentlichen nur die Inversion einer 4x4-Matrix erforderlich. Das Gewicht der
Stützstellen, d.h. die diskreten Farborte F
iR der Raster-Farb-Tabelle, für die Ausgleichsrechnung wird nach einer geeigneten Funktion
mit dem Farbabstand zwischen den Stützstellen und dem jeweiligen Farbvektor F
iT als Parameter bestimmt. Die Ausgleichsrechnung ist linear, d.h. an den Übergängen
der einzelnen Teilbereiche T
iT entstehen Unstetigkeiten, die aber für die Praxis unbedeutend sind.
[0032] Die gemäss den vorstehenden Ausführungen für die einzelnen Bildelemente 4 ermittelten
Sensitivitäts-Matrizen S bzw. die diese bildenden Farbwertgradienten können nun für
die eingangs skizzierte Berechnung der Eingangsgrössen für die Regelung der Farbgebung
der Druckmaschine verwendet werden.
1. Verfahren zur Ermittlung der Farbwertgradienten eines Bildelements eines Druckbilds
bei Änderungen der Schichtdicken der am Druck beteiligten Druckfarben, wobei das Bildelement
im sichtbaren Bereich des Spektrums fotoelektrisch abgetastet wird und aus den dabei
gewonnenen Abtastsignalen die Farbwertgradienten abgeleitet werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass aus den Abtastsignalen des sichtbaren Bereichs des Spektrums Farbkoordinaten
(L,a,b) eines angenähert empfindungsmässig gleichabständigen Farbsystems gebildet
werden, dass das Bildelement (4) zusätzlich im nahen Infrarot-Bereich des Spektrums
fotoelektrisch abgetastet wird, dass aus den Abtastsignalen des Infrarot-Bereichs
mindestens ein Infrarot-Wert gebildet (I) wird, und dass die Farbwertgradienten (S)
aus den Farbkoordinaten und dem mindestens einen Infrarot-Wert berechnet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass den Farbkoordinaten und dem Infrarot-Wert Farbwertgradienten (S) aus einer vorbestimmten
Tabelle zugeordnet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Tabelle mit Hilfe eines mathematischen Modells der der Herstellung des Druckbilds
zugrundeliegenden Druckmaschine 1 aus Messwerten an mit der Druckmaschine 1 gedruckten
Volltonbereichen und unter Mitberücksichtigung der Kennlinien der Druckmaschine 1
berechnet wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass für eine vorgegebene erste Anzahl von diskreten Rasterwertkombinationen (RiR) der am Druck beteiligten Druckfarben zugehörige Farbwertgradienten (SiR) berechnet und in einer Raster-Farb-Tabelle (RFT) abgelegt werden, dass für das Bildelement
(4) aus den Farbkoordinaten (L,a,b) und dem mindestens einen Infrarot-Wert (I) die
zugehörige Rasterwertkombination (R) der am Druck beteiligten Druckfarben berechnet
wird, und dass dem Bildelement (4) diejenigen Farbwertgradienten (SiR) aus der Raster-Farb-Tabelle (RFT) zugeordnet werden, deren zugehörige diskrete Rasterwertkombination
(RiR) der für das Bildelement 4 berechneten Rasterwertkombination (R) am nächsten liegt.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein vierdimensionaler Farbraum gebildet wird, dessen Koordinaten die Farbkoordinaten
(L,a,b) und der Infrarot-Wert (I) sind, dass in diesem vierdimensionalen Farbraum
eine vorgegebene zweite Anzahl von diskreten Farborten (FiF) festgelegt wird, für jeden dieser diskreten Farborte die zugehörige Rasterwertkombination
(R) der am Druck beteiligten Druckfarben berechnet, diese Rasterkombination (R) durch
die in der Raster-Farbwert-Tabelle (RFT) nächstliegende diskrete Rasterwertkombination
(RiR) ersetzt und die diskreten Farborte (FiF) in Zuordnung zu den diskreten Rasterwertkombinationen (RiR) in einer Raster-Index-Tabelle (RIT) abgelegt werden, und dass für die Bestimmung
der Farbwertgradienten des Bildelements (4) aus den Farbkoordinaten (L,a,b) und dem
Infrarot-Wert (I) dieses Bildelements (4) die Koordinaten eines Farborts im vierdimensionalen
Farbraum gebildet werden, dieser Farbort durch den nächstliegenden diskreten Farbort
(FiF) ersetzt wird, aus der Raster-Index-Tabelle (RIT) die diesem diskreten Farbort (FiF) zugeordnete diskrete Rasterwertkombination (RiR) entnommen, aus der Raster-Farb-Tabelle (RFT) die dieser diskreten Rasterwertkombination
(RiR) zugeordneten Farbwertgradienten (SiR) entnommen und dem Bildelement (4) diese Farbwertgradienten (SiR) zugeordnet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rasterwertkombination (RiR) und die Farbwertgradienten (SiR) durch Interpolation aus der Raster-Farb-Tabelle (RFT) bestimmt werden.