(19)
(11) EP 0 916 608 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.05.1999  Patentblatt  1999/20

(21) Anmeldenummer: 98121153.5

(22) Anmeldetag:  11.11.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B65H 45/18, B65H 29/54
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 12.11.1997 DE 19750174

(71) Anmelder: Brehmer Buchbindereimaschinen GmbH
04347 Leipzig (DE)

(72) Erfinder:
  • Richter, Lutz
    D-04435 Schkeuditz (DE)
  • Tischer, Siegmar
    D-04451 Borsdorf (DE)
  • Kinne, Klaus
    D-04229 Leipzig (DE)

(74) Vertreter: Bunke, Holger, Dr.rer.nat. Dipl.-Chem. 
Prinz & Partner GbR Manzingerweg 7
81241 München
81241 München (DE)

   


(54) Falzbogenfördervorrichtung, insbesondere für Sammelhefter


(57) Eine Falzbogenfördervorrichtung, insbesondere für Sammelhefter, weist eine erste Fördereinrichtung (10) für den horizontalen Transport von Falzbogen (14), eine zweiten Fördereinrichtung (22) für den im wesentlichen vertikalen Transport von Falzbogen (14) und eine Übergabevorrichtung zur Übergabe von Falzbogen (14) von der ersten (10) an die zweite Fördereinrichtung (22) auf. Die Übergabevorrichtung ist mit einem horizontal verschiebbaren, antreibbaren Wagen (26) und einem auf dem Wagen vertikal verschiebbar angeordneten, antreibbaren Auslageschwert (24) versehen. Um die Anpaßbarkeit und Flexibilität der Falzbogenfördervorrichtung bezüglich verschiedener Betriebsbedingungen und Produkte zu verbessern, ist ein ausschließlich das Auslageschwert (24) in vertikaler Richtung antreibender Elektromotor (32) und eine Steuereinheit (34) zur Steuerung des Elektromotors vorgesehen.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Falzbogenfördervorrichtung, insbesondere für Sammelhefter, mit einer ersten Fördereinrichtung für den horizontalen Transport von Falzbogen, einer zweiten Fördereinrichtung für den im wesentlichen vertikalen Transport von Falzbogen und einer Übergabevorrichtung zur Übergabe von Falzbogen von der ersten an die zweite Fördereinrichtung mit einem horizontal verschiebbaren, antreibbaren Wagen und einem auf dem Wagen vertikal verschiebbar angeordneten, antreibbaren Auslageschwert.

[0002] Eine gattungsgemäße Falzbogenfördervorrichtung ist in der schweizerischen Patentschrift CH 626 590 A5 offenbart. Für den horizontalen Transport von Falzbogen sind dort Sammelketten vorgesehen. Am Ende des Förderweges der Sammelketten werden die dann gehefteten Falzbogen von einem Auslageschwert erfaßt und an eine, im wesentlichen vertikal fördernde Einlaufstrecke übergeben. Das Auslageschwert ist vertikal verschiebbar auf einem horizontal verschiebbaren Wagen angeordnet, der periodisch hin- und herbewegt wird. Das Auslageschwert wird in vertikaler Richtung über eine Kurvenscheibe und einen Hebelmechanismus angetrieben. Sammelketten, Wagen, Auslageschwert und Einlaufstrecke stehen über Getriebe mit einem zentralen Antrieb in Verbindung. Die Einlaufstrecke ist mit auf dem horizontal verschiebbaren Wagen angeordnet. Eine bezüglich der Förderrichtung der Sammelketten stromaufwärts liegende Heftstation für Falzbogen wird ebenfalls von dem zentralen Antrieb periodisch hin- und herbewegt. Bedingt durch den mechanischen Antrieb über Kurvenscheibe und Hebelmechanismus kann die vertikale Bewegung des Auslageschwerts nicht während des Betriebes angepaßt werden. Bei hohen Fördergeschwindigkeiten kann es daher zu Beschädigungen der Falzbogen kommen, wenn diese von dem Auslageschwert mit hoher vertikaler Geschwindigkeit von den Sammelketten abgehoben werden. Durch die Mitführung der Einlaufstrecke auf dem Wagen sind die bewegten Massen sehr groß, was eine hohe mechanische Festigkeit erfordert.

[0003] Mit der Erfindung soll die Anpaßbarkeit und die Flexibilität der Falzbogenfördervorrichtung bezüglich verschiedener Betriebsbedingungen und Produkte verbessert werden.

[0004] Erfindungsgemäß ist hierzu eine Falzbogenfördervorrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 vorgesehen, bei welcher ein ausschließlich das Auslageschwert in vertikaler Richtung antreibender Elektromotor und eine Steuereinheit zur Steuerung des Elektromotors vorgesehen sind Ein unabhängiger, gesteuerter Antrieb des Auslageschwerts erlaubt eine Anpassung der vertikalen Geschwindigkeit des Auslageschwerts an verschiedene Produkte und Fördergeschwindigkeiten. Empfindliche Falzbogen können unabhängig von der horizontalen Fördergeschwindigkeit mit einer gleichbleibend geringen Vertikalgeschwindigkeit von den Sammelketten abgehoben werden. Der Antrieb über einen separaten Elektromotor mit Steuereinheit ermöglicht auch die Veränderung der Hubhöhe des Auslageschwerts. Der Elektromotor kann als rotierender Elektromotor oder als elektrischer Linearmotor ausgebildet sein. Im Falle eines rotierenden Motors kann die Kopplung zwischen Elektromotor und Auslageschwert beispielsweise als Hebelverbindung, Spindeltrieb, Riemen- oder Kettentrieb ausgebildet sein. Im Falle eines Linearmotors kann auf Spindel-, Riemen- oder Kettentriebe verzichtet werden, weil die Linearbewegung des Läufers direkt auf das Auslageschwert übertragen werden kann. Diese Art der Kraftübertragung ist besonders verschleiß- und geräuscharm.

[0005] In Weiterbildung der Erfindung weist die Steuereinheit einen Mikroprozessor auf. Mikroprozessoren erhöhen die Flexibilität der Steuerung und ermöglichen beispielsweise die einfache Anpassung an verschiedene Maschinentypen durch einfaches Umprogrammieren.

[0006] Als weiterbildende Maßnahme ist vorgesehen, daß eine Dickenkontrollvorrichtung zur Dickenkontrolle der von der ersten Fördereinrichtung beförderten Falzbogen vorgesehen ist, die mit der Steuereinheit in Verbindung steht. Eine unterschiedliche Produktdicke, die beispielsweise bei Broschüren durch fehlende oder doppelte Falzbogen verursacht sein kann, kann Störungen im Produktionsablauf verursachen, indem zu dünne Produkte nicht in die zweite Fördereinrichtung eingezogen werden bzw. zu dicke Produkte die Fördereinrichtung blockieren können. Durch eine mit der Steuereinheit verbundene Dickenkontrollvorrichtung kann eine Dickenabweichung festgestellt werden und beispielsweise die Hubhöhe des Auslageschwerts erhöht werden, um auch ein zu dünnes produkt sicher an die zweite Fördereinrichtung zu übergeben und einen Produktionsstop zu vermeiden.

[0007] In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, daß das Auslageschwert einen formatabhängig einstellbaren Horizontalanschlag aufweist. Hierdurch können Falzbogen in der stets gleichen horizontalen Position an die zweite Fördereinrichtung übergeben werden, wodurch die Zuverlässigkeit der gesamten Fördervorrichtung erhöht wird.

[0008] Als weiterbildende Maßnahme weist die zweite Fördereinrichtung wenigstens zwei Förderbänder auf, die gegenüber dem Auslageschwert auf zwei horizontal voneinander beabstandeten Rollen gelagert sind und eine keilförmige Einlauföffnung für Falzbogen bilden. Darüber hinaus ist eine Dickeneinstellvorrichtung zur horizontalen Verschiebung wenigstens einer der Rollen vorgesehen. Eine solche Dickeneinstellvorrichtung ermöglicht die einfache und schnelle Anpassung an verschiedene Produktdicken.

[0009] Schließlich ist vorgesehen, daß die Dickeneinstellvorrichtung mit der Steuereinheit in Verbindung steht. Die Verbindung der Dickeneinstellvorrichtung mit der Steuereinheit erlaubt die Abstimmung von Hubhöhe und vertikaler Geschwindigkeit des Auslageschwerts mit der Dickeneinstellung der zweiten Fördereinrichtung, so daß eine zuverlässige und schonende Übergabe der Falzbogen sichergestellt ist.

[0010] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der folgenden Beschreibung, die auf die Zeichnung bezogen ist. In der Zeichnung zeigen:
  • Figur 1 eine schematische Darstellung der erfindungsgemäßen Fördervorrichtung und
  • Figur 2 eine schematische Schnittansicht der zweiten Fördereinrichtung der erfindungsgemäßen Fördervorrichtung der Figur 1.


[0011] Die schematisch in der Figur 1 gezeigte erfindungsgemäße Fördervorrichtung ist Bestandteil eines Sammelhefters. Eine Sammelkette 10 weist Mitnehmer 12 auf und befördert zusammengetragene und geheftete Falzbogen 14. Die Falzbogen 14 liegen rittlings auf der Sammelkette 10, wobei in der Figur 1 zugunsten einer übersichtlicheren Darstellung nur der hinter der Sammelkette 10 liegende Schenkel der Falzbogen 14 dargestellt ist. Die Sammelkette 10 ist über ein angetriebenes und an einem Rahmen drehbar gelagertes Kettenrad 16 gelegt. Mit dem Kettenrad 16 fest verbunden ist ein erstes Zahnrad 18, das mit einem an dem Rahmen drehbar gelagerten Zahnrad 20 kämmt.

[0012] Um die auf der Sammelkette 10 ankommenden Falzbogen 14 an die zweite Fördereinrichtung 22 zu übergeben, ist ein vertikal verschiebbares Auslageschwert 24 vorgesehen. Die Sammelkette 10 kann aus einem bzgl. der Zeichenebene der Figur 1 vorderen und einem hinteren Abschnitt bestehen, zwischen denen das Auslageschwert 24 angebracht ist. Das Auslageschwert 24 ist auf einem horizontal verschiebbaren Wagen 26 angeordnet, der über Rollen 28 auf dem Rahmen aufliegt, und ist vertikal verschiebbar in einer Führung 30 gehalten. In vertikaler Richtung wird das Auslageschwert 24 durch einen Servomotor 32 angetrieben, der von einer Steuereinheit 34 gesteuert wird. An der Welle des Elektromotors 32 ist ein erstes Zahnriemenrad 36 befestigt, und ein Zahnriemen 38 ist über das erste Zahnriemenrad 36 und ein zweites, an der Führung 30 drehbar gelagertes Zahnriemenrad 40 gelegt. Das Auslageschwert 24 ist mit dem Zahnriemen 38 verbunden, so daß eine Drehung der Welle des Elektromotors 32 abhängig vom Drehsinn eine Auf- oder Abbewegung des Auslageschwerts 24 verursacht.

[0013] Die horizontale Bewegung des Auslageschwerts 24 und des Wagens 26 wird durch eine Schubstange 42 bewirkt, die an dem Wagen 26 mit einem Lagerblock 44 drehbar gelagert ist. Das dem Lagerblock 44 gegenüberliegende Ende der Schubstange 42 ist gelenkig an einem Hebel 46 befestigt, der wiederum starr mit der Drehachse des zweiten Zahnrades 20 verbunden ist. Eine Drehung des Kettenrades 16, das die Sammelkette 10 antreibt, bewirkt damit über das erste Zahnrad 18, das zweite Zahnrad 20, den Hebel 46 und die Schubstange 42 eine periodische, horizontale Hin- und Herbewegung des Wagens 26 und des Auslageschwerts 24.

[0014] Das Auslageschwert 24 ist weiterhin mit einem formatabhängig einstellbaren Anschlag 48 versehen, durch den sichergestellt wird, daß die Falzbogen 14 auf dem Auslageschwert 24 stets die gleiche horizontale Lage einnehmen und sicher an die zweite Fördereinrichtung 22 übergeben werden können.

[0015] Wie besser in der Figur 2 zu erkennen ist, weist die zweite Fördereinrichtung 22 zwei horizontal beabstandete und am Rahmen gelagerte Rollen 50 und 52 auf. Über die Rollen 50 und 52 ist jeweils ein Band 54, 56 gelegt. Die Bänder 54 und 56 bilden eine keilförmige Einlauföffnung zur Erfassung von Falzbogen, die von dem Auslageschwert 24 angehoben werden. Ebenfalls in der Figur 2 dargestellt sind unterschiedliche Positionen des Auslageschwerts 24. Zur Erfassung dünner Produkte muß das Auslageschwert 24 weiter in die von den Bändern 54 und 56 gebildete keilförmige Einlauföffnung hineinbewegt werden. Eine Distanz, um die das Auslageschwert 24 bei dünnen Produkten weiter in vertikaler Richtung bewegt werden muß, ist in der Figur 2 mit a bezeichnet. Alternativ oder zusätzlich kann bei dünneren oder dickeren Produkten auch die Breite der Einlauföffnung, die in der Figur 2 mit d bezeichnet ist, mit einer in der Figur 1 gezeigten Dickeneinstellvorrichtung 64 verändert werden.

[0016] Im folgenden wird die Funktionsweise der Fördervorrichtung der Figur 1 beschrieben. Die Dicke des aus den zusammengetragenen und gehefteten Falzbogen 14 bestehenden Produkts, das durch die Mitnehmer 12 auf der Sammelkette 10 befördert wird, wird durch eine Dickenkontrollvorrichtung 58 bestimmt und über eine Verbindung 60 an die Steuereinheit 34 weitergegeben. Gelangen die Falzbogen 14 in den Bereich des Auslageschwertes 24 und stimmt die horizontale Geschwindigkeit des Wagens 26 mit der Fördergeschwindigkeit der Sammelkette 10 überein, wird das Auslageschwert 24 durch den Elektromotor 32 von unten langsam in den Falz der Falzbogen 14 hineinbewegt und nachdem die Falzbogen auf dem Auslageschwert 24 auf- und an dem Anschlag 48 anliegen, wird das Auslageschwert 24 stetig nach oben und in die Einlauföffnung der zweiten Fördereinrichtung 22 hineinbewegt. Die Falzbogen 14 werden dann von den Bändern 54 und 56 der zweiten Fördereinrichtung 22 erfaßt, wenn der Wagen 26 annähernd seine linke Endstellung erreicht hat, d.h. nahezu in Ruhelage ist.

[0017] Die von der Dickenkontrollvorrichtung 58 gemessene Dicke der Falzbogen 14 wird in der Steuereinheit 34 mit einem voreingestellten Standardwert verglichen. Unterschreitet die gemessene Dicke den Standardwert, steuert die Steuereinheit 34 den Elektromotor 32 so an, daß der vertikale Hub des Auslageschwerts 24 um den Wert a vergrößert wird. Alternativ oder zusätzlich steuert die Steuereinheit 34 über eine Verbindung 62 die Dickeneinstellvorrichtung 64 der zweiten Fördereinrichtung 22 an, um die Weite d der Einlauföffnung zu verringern. Überschreitet die gemessene Dicke den Standardwert, wird analog vorgegangen, indem der Hub des Auslageschwerts 24 verringert und/oder die Weite d vergrößert wird.


Ansprüche

1. Falzbogenfördervorrichtung, insbesondere für Sammelhefter, mit einer ersten Fördereinrichtung (10) für den horizontalen Transport von Falzbogen (14), einer zweiten Fördereinrichtung (22) für den im wesentlichen vertikalen Transport von Falzbogen (14) und einer Übergabevorrichtung zur Übergabe von Falzbogen (14) von der ersten (10) an die zweite Fördereinrichtung (22) mit einem horizontal verschiebbaren, antreibbaren Wagen (26) und einem auf dem Wagen (26) vertikal verschiebbar angeordneten, antreibbaren Auslageschwert (24), dadurch gekennzeichnet, daß ein ausschließlich das Auslageschwert (24) in vertikaler Richtung antreibender Elektromotor (32) und eine Steuereinheit (34) zur Steuerung des Elektromotors (32) vorgesehen sind.
 
2. Falzbogenfördervorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuereinheit (34) einen Mikroprozessor aufweist.
 
3. Falzbogenfördervorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Dickenkontrollvorrichtung (56) zur Dickenkontrolle der von der ersten Fördereinrichtung (10) beförderten Falzbogen (14) vorgesehen ist, die mit der Steuereinheit (34) in Verbindung steht.
 
4. Falzbogenfördervorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Auslageschwert (24) einen formatabhängig einstellbaren Horizontalanschlag (48) aufweist.
 
5. Falzbogenfördervorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Fördereinrichtung (22) wenigstens zwei Förderbänder (54, 56) aufweist, die gegenüber dem Auslageschwert (24) auf zwei horizontal voneinander beabstandeten Rollen (50, 52) gelagert sind und eine keilförmige Einlauföffnung für Falzbogen (14) bilden, und eine Dickeneinstellvorrichtung (64) zur horizontalen Verschiebung wenigstens einer der Rollen (50, 52) vorgesehen ist.
 
6. Falzbogenfördervorrichtung nach AnsPruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Dickeneinstellvorrichtung (64) mit der Steuereinheit (34) in Verbindung steht.
 
7. Falzbogenfördervorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der das Auslageschwert (24) in vertikaler Richtung antreibende Elektromotor ein Linearmotor ist.
 




Zeichnung