[0001] Die Erfindung betrifft eine Wickelvorrichtung zum Aufwickeln von Materialbahnen auf
Wickelrollen mit einem Wickelbett, das aus mindestens zwei Tragwalzen gebildet ist,
von denen mindestens eine angetrieben ist. Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren
zum Aufwickeln von Materialbahnen, die aus einer Grundbahn geschnitten werden, zu
Wickelrollen.
[0002] Die Erfindung wird im folgenden anhand einer Papierbahn als Beispiel für eine Materialbahn
beschrieben. Sie ist jedoch darauf nicht beschränkt. Die gleichen Probleme ergeben
sich auch bei anderen Materialbahnen, etwa Folien aus Kunststoff oder Metall, oder
textilen Materialien.
[0003] In einem der letzten Herstellungsschritte muß eine Papierbahn zu einer Wickelrolle
aufgewickelt werden, bevor sie die Papierfabrik verläßt, um zum Endverbraucher, beispielsweise
einer Druckerei, zu gelangen. Da die Papierbahnen vielfach mit einer größeren Breite
hergestellt werden, als sie der Verbraucher später benötigt, müssen sie vor dem Verpacken
noch auf die richtige Breite geschnitten werden. Hierbei entstehen dann in der Regel
mehrere Materialbahnen, die auch zu mehreren Wickelrollen aufgewickelt werden müssen.
[0004] Ein sehr einfaches Prinzip für das Aufwickeln der Wickelrollen ist das sogenannte
"Tragwalzenprinzip". Hierbei liegt die zu wickelnde Wickelrolle in einem Wickelbett,
daß aus mindestens zwei Walzen gebildet ist, von denen mindestens eine angetrieben
ist. Die angetriebene Walze wirkt auf den Umfang der Wickelrolle, so daß diese aufgewickelt
wird. Der notwendige Anpreßdruck kann beispielsweise von einer Anpreßwalze aufgebracht
werden, die die Wickelrolle zumindest zu Beginn des Wickelvorgangs in das Wickelbett
hineindrückt. Das Tragwalzenprinzip ist für viele Anwendungszwecke ausreichend. Der
hierfür benötigte Tragwalzenroller hat einen relativ einfachen Aufbau und kann daher
kostengünstig bereitgestellt werden.
[0005] In der letzten Zeit hat sich eine Entwicklung zu immer breiteren Rollen ergeben.
Mit zunehmender Rollenbreite steigt aber auch das Gewicht der Rolle. Das Eigengewicht
hat aber einen erheblichen Einfluß auf die Wickelhärte, weil die Gewichtskraft an
der Auflagefläche den Anpreßdruck bestimmt. Die Wickelhärte sollte normalerweise von
innen nach außen abnehmen. Bei einem zu hohen Rollengewicht ist der Wickelhärteverlauf
aber genau umgekehrt, was zu Problemen führt. So ergeben sich gelegentlich Hülsenläufer,
d.h. Papierlagen im Inneren der Wickelrolle verschieben sich axial. Gelegentlich ist
auch ein Platzen der Papierbahn im Innern der Wickelrolle zu beobachten. Diese und
andere Erscheinungen führen zur beschädigten oder zumindest vorgeschädigten Wickelrollen,
was naturgemäß vermieden werden soll.
[0006] Um den Verlauf der Wickelhärte besser steuern zu können, ist man vielfach zum sogenannten
"Stützwalzenprinzip" übergegangen. Hier wird die Wickelrolle zentrisch, d.h. an ihrem
Wickelkern, gehalten und in der Regel auch dort angetrieben. Auf den Umfang der Rolle
wirkt dann eine Andruckwalze, die auch angetrieben sein kann, mit deren Hilfe es möglich
ist, den Wickelhärteverlauf zu steuern. Ein Durchbiegen der Wickelrolle, das bei größeren
Rollenbreiten zu erwarten ist, weil die Rolle dann in der Mitte durchhängt, wird durch
eine Abstützung von unten kompensiert. Allerdings ist ein Stützwalzenroller sehr viel
aufwendiger und daher auch sehr viel kostenträchtiger. Erschwerend kommt hierbei hinzu,
daß man wegen der Halterung der Wickelrollen an ihren Stirnseiten die einzelnen Wickelrollen
nicht mehr axial unmittelbar aneinander anschließen lassen kann, wie das bei einem
Tragwalzenroller noch möglich ist. Wickelrollen, deren Kerne auf einer gemeinsamen
gedachten Achse liegen, müssen vielmehr einen axialen Abstand zueinander aufweisen,
damit die am Rollenkern angreifenden Einrichtungen genügend Platz zur Verfügung haben.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, auf kostengünstige Weise eine größere Flexibilität
beim Wickeln zu ermöglichen.
[0008] Diese Aufgabe wird bei einer Wickelvorrichtung der eingangs genannten Art dadurch
gelöst, daß neben mindestens einer Tragwalze außerhalb des Wickelbetts eine Rollenstützeinrichtung
mit einer Kernaufnahme angeordnet ist, in der eine Wickelrolle zentrisch lagerbar
ist.
[0009] Damit verwendet man sozusagen einen Kompromiß zwischen dem oben diskutierten Tragwalzenroller
und einem Stützwalzenroller. Der Tragwalzenroller mit seiner auch konstruktiv relativ
einfachen Ausgestaltung kann nach wie vor verwendet werden, um eine Wickelrolle nach
dem Tragwalzenprinzip zu wickeln. Für Wickelrollen, bei denen das Tragwalzenprinzip
aus irgendwelchen Gründen nicht zur Anwendung kommen kann, ist neben dem Wickelbett
eine nach dem Stützwalzenprinzip arbeitende Wickeleinrichtung angeordnet, die durch
die Rollenstützeinrichtung mit Kernaufnahme gebildet ist. Die benachbarte Tragwalze
kann dann gleichzeitig als Andruckwalze für die Stützwalzenanordnung dienen. Man muß
also den bekannten Tragwalzenroller nur mit einem relativ einfach zu realisierenden
Zusatz versehen, um eine Kombination aus Tragwalzen- und Stützwalzenroller, also einen
"Kombi-Roller", zu erhalten. Dieser Kombi-Roller ist eine Kombination aus einer nach
dem Tragwalzenprinzip arbeitenden ersten Wickeleinrichtung, die ein Wickelbrett aufweist,
das aus mindestens zwei Tragwalzen gebildet ist, von denen eine angetrieben ist, und
einer nach dem Stützwalzenprinzip arbeitenden zweiten Wickeleinrichtung außerhalb
des Wickelbetts, die eine Rollenstützeinrichtung mit einer Kernaufnahme aufweist,
in der eine Wickelrolle zentrisch lagerbar ist, wobei eine Tragwalze sowohl als Tragwalze
der ersten Wickeleinrichtung als auch als Andruckwalze der zweiten Wickeleinrichtung
dient. Man geht hierbei von der Annahme aus, daß von einer breiten Grundbahn vielfach
mehrere Materialbahnen geschnitten werden, die unterschiedliche Breiten aufweisen.
Für die schmaleren Materialbahnen würde es ausreichen, das Tragwalzenprinzip zu verwenden.
Hier wäre der teure Stützwalzenroller überflüssig. Andererseits kann man für die breiten
Materialbahnen dann das Stützwalzenprinzip verwenden.
[0010] Durch eine geschickte Wahl des Schneidplanes, beispielsweise dadurch, daß man die
schmalen Materialbahnen zwischen den breiten Materialbahnen angeordnet, kann man sogar
dafür Sorge tragen, daß die breiten Materialbahnen alle nach dem Stützwalzenprinzip
gewickelt werden, während die schmalen Materialbahnen nach dem Tragwalzenprinzip gewickelt
werden.
[0011] Selbstverständlich ist es auch möglich, die Wickelvorrichtung auch zum Umrollen zu
verwenden. Hierbei hat man nur eine einzige Ausgangsbreite, so daß man hier die Stützwalzeneinrichtung
verwenden kann, beispielsweise um einen definierten Verlauf der Wickelhärte zu erzielen.
Hier reicht eine Wickelstation nach dem Stützwalzenprinzip aus, weil die Rollenbreite
bereits festliegt.
[0012] In einer bevorzugten Ausgestaltung weist die Kernaufnahme einen Zentrumsantrieb auf.
Damit wird, wie dies von herkömmlichen Stützwalzenrollern her bekannt ist, eine noch
bessere Steuerung der Wickelhärte möglich, als wenn man die Wickelrolle nur über die
angetriebene Tragwalze antreibt.
[0013] Vorzugsweise ist der Abstand der Kernaufnahme von der benachbarten Tragwalze veränderbar.
Man kann damit den Abstand zwischen der Achse der Wickelrolle und dem Umfang der Tragwalze
verändern, um bei einem sich verändernden Durchmesser der Wickelrolle stets den gewünschten
Anpreßdruck zu erzielen.
[0014] Vorzugsweise ist die Kernaufnahme im wesentlichen horizontal bewegbar. Sie muß dann
weder die Wickelrolle anheben, wozu zusätzliche Arbeitsleistung erforderlich wäre,
noch ein Absenken abbremsen, was ebenfalls zusätzliche Energien erfordert.
[0015] Mit Vorteil liegen die Achsen von Kernaufnahme und benachbarter Tragwalze in einer
horizontalen Ebene. Damit läßt sich die Tragwalze unabhängig vom Gewicht der Wickelrolle
als Andruckwalze verwenden. Das Gewicht muß nicht kompensiert werden, wie es beispielsweise
der Fall wäre, wenn sich die entsprechende Tragwalze etwas unterhalb der Wickelrolle
befände.
[0016] Mit Vorteil weist die Rollenstützeinrichtung eine Entlastungseinrichtung auf, die
von unten an den Umfang der Wickelrolle anlegbar ist. Damit kann man, wie dies bei
Stützwalzenrollern bekannt ist, ein Durchhängen oder Durchbiegen der Wickelrolle vermeiden,
was ansonsten zu unzulässigen und vor allem über die axiale Länge der Wickelrolle
ungleichmäßigen Bahnspannungen führen könnte.
[0017] Vorzugsweise ist die Entlastungseinrichtung als Rollenteppich ausgebildet. Hierbei
liegt die Wickelrolle auf einer Vielzahl von Rollen oder Rädern an, die sich über
einen vorbestimmten Winkelbereich in Umfangsrichtung erstrecken. Der Winkelbereich
kann hierbei veränderlich sein. Bei einem größeren Rollendurchmesser taucht die Wickelrolle
tiefer in den Rollenteppich ein, so daß sich hier mehrere Auflagepunkte ergeben, auf
die sich das Rollengewicht besser verteilt. Hierdurch können die Anpreßdrücke, die
von der Entlastungseinrichtung hervorgerufen werden, relativ gut kontrolliert und
in niedrigen Grenzen gehalten werden.
[0018] Mit Vorteil weist die Rollenstützeinrichtung mindestens ein Paar von Lagerböcken
auf, die parallel zu den Tragwalzen verschiebbar angeordnet sind. Damit kann man unterschiedliche
Breiten der Wickelrollen einstellen. Die axiale Verschiebung der Lagerböcke läßt sich
leicht realisieren.
[0019] Mit Vorteil ist die Kernaufnahme auf den Böcken im wesentlichen senkrecht zu den
Tragwalzen bewegbar. Man entkoppelt hierbei die Einstellmöglichkeit in Axialrichtung
von der Nachführung der Position der Kernaufnahme, die aufgrund des sich verändernden
Durchmessers der Wickelrolle nötig ist.
[0020] Bevorzugterweise ist die Materialbahn unter den Tragwalzen hindurchgeführt und umschließt
die der Rollenstützeinrichtung zugewandte Tragwalze von außen. Damit wird der Verlauf
der Materialbahn für das Wickeln nach dem Tragwalzenprinzip und das Wickeln nach dem
Stützwalzenprinzip weitgehend gleich gehalten. Erst nachdem die Materialbahn um die
entsprechende Tragwalze herumgeführt worden ist, ändert sich der Verlauf für beide
Wickelprinzipien. Dies ist insbesondere dann günstig, wenn gleichzeitig mindestens
eine Wickelrolle nach dem Tragwalzenprinzip und mindestens eine Wickelrolle nach dem
Stützwalzenprinzip gewickelt wird.
[0021] Hierbei ist besonders bevorzugt, daß im Wickelbett eine pneumatisch wirkende Entlastungseinrichtung
angeordnet ist. Die pneumatisch wirkende Entlastungseinrichtung erzeugt ein Luftkissen,
das zur Unterstützung der nach dem Tragwalzenprinzip gewickelten Wickelrolle dient.
Da das Luftkissen nur auf die Außenseite der Wickelrolle gerichtet ist, wird die Luft
nicht mit in die Rolle eingewickelt, was der Fall wäre, wenn die Materialbahn zwischen
den Tragwalzen in das Wickelbett eingeführt werden würde. Man kann daher auch Papiere,
die wenig oder keine Luft entweichen lassen, weil entweder durch eine vorgelagerte
Satinage oder durch eine Beschichtung die Poren des Papiers verschlossen wurden, eine
Luftunterstützung vorsehen, bei der die Druckluft nur auf die Außenfläche der Rolle
wirkt.
[0022] Die Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß
gleichzeitig mindestens eine Wickelrolle nach dem Tragwalzenprinzip und mindestens
eine Wickelrolle nach dem Stützwalzenprinzip gewickelt wird.
[0023] Wie oben ausgeführt, kommt man dann mit einem relativ preisgünstig ausgestalten Tragwalzenroller
aus, der lediglich eine Zusatzeinrichtung benötigt, um das Wickeln nach dem Stützwalzenprinzip
zu ermöglichen. Die Kosten für die Gesamtanordnung liegen dann zwischen den Kosten
für eine Vorrichtung, die nach dem Tragwalzenprinzip arbeitet, und einer Vorrichtung,
die nach dem Stützwalzenprinzip arbeitet. Gleichwohl hat man mehr Möglichkeiten zum
Wickeln.
[0024] Hierbei ist besonders bevorzugt, daß Materialbahnen mit mindestens zwei unterschiedlichen
Breiten geschnitten werden. Man kann dann in Abhängigkeit der Breite der jeweiligen
Materialbahnen das geeignete Wickelprinzip wählen.
[0025] Dabei wird bevorzugterweise die breiteste Wickelrolle nach dem Stützwalzenprinzip
gewickelt. Die schmalste Wickelrolle wird nach dem Tragwalzenprinzip gewickelt. In
Abhängigkeit von den jeweiligen Rollengewichten kann man dann Einfluß auf den gewünschten
Verlauf der Wickelhärte nehmen.
[0026] Die Erfindung wird im folgenden anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen in Verbindung
mit der Zeichnung näher beschrieben. Darin zeigen:
- Fig. 1
- ein schematische Seitenansicht einer Wickelvorrichtung,
- Fig. 2
- eine einer Wickelvorrichtung nach dem Tragwalzenprinzip und
- Fig. 3
- eine Seitenansicht einer kombinierten Wickelvorrichtung.
[0027] Eine Wickelvorrichtung 1 dient zum Aufwickeln von Materialbahnen 2 auf Wickelrollen
3, 4. Die Materialbahnen 2 werden hierbei aus einer Grundbahn 5 geschnitten, die von
einer Jumbo- oder Mutterrolle 6 abgewickelt wird. Zum Schneiden dient eine Schneideinrichtung
7, die die Grundbahn 5 in Längsrichtung schneidet. Die Jumborolle 6 ist hierbei von
einer Stützeinrichtung 8 unterstützt, die aus einer Vielzahl von Rollen 9 besteht,
die von unten auf die Jumborolle 6 wirken.
[0028] Die Wickelvorrichtung weist nun zwei verschiedene Aufwickelmöglichkeiten auf, in
denen die Wickelrollen 3, 4 gleichzeitig, aber nach unterschiedlichen Prinzipien gewickelt
werden können.
[0029] Zunächst ist ein Wickelbett 10 durch zwei Tragwalzen 11, 12 gebildet. In dem Wickelbett
10 liegt die Wickelrolle 3, die beiden Tragwalze 11, 12 sind angetrieben. Sie wirken
dabei auf den Umfang der Wickelrolle 3 und treiben diese ebenfalls an. Die entsprechenden
Drehrichtungen der Wickelrolle 3 und der Tragwalzen 11, 12 sind durch Pfeile gekennzeichnet.
[0030] Im Wickelbett 10 ist zwischen den beiden Tragwalzen 11, 12 ein Blaskasten 13 als
pneumatisch wirkende Entlastungseinrichtung angeordnet. Der Blaskasten 13 erzeugt
ein Druckluftpolster, das einen Teil der Gewichtskraft der Wickelrolle aufnimmt.
[0031] Seitlich neben der rechten Tragwalze 12 und außerhalb des Wickelbetts 10, d.h. auf
der Seite einer vertikalen Ebene durch die Achse der Tragwalze 12, auf der sich nicht
das Wickelbett 10 befindet, ist eine Rollenstützeinrichtung 14 angeordnet, die eine
angetriebene Kernaufnahme 15 aufweist, in der die andere Wickelrolle 4 zentrisch lagerbar
ist. Mit der angetriebenen Kernaufnahme 15 wird die Wickelrolle 4 gedreht. Die Tragwalze
12 dient hierbei als Andruckwalze. Die Kernaufnahme 15 ist in Richtung eines Doppelpfeiles
16 horizontal verschiebbar, wobei die Achse der angetrieben Kernaufnahme 15 und die
Achse der Tragwalze 12 in der gleichen horizontalen Ebene liegen.
[0032] Selbstverständlich kann auch neben der Tragwalze 11 oder sogar auf beiden Seiten
des Wickelbetts 10 eine Rollenstützeinrichtung 14 angeordnet sein.
[0033] Auch für die Wickelrolle 4 ist eine Entlastungseinrichtung 17 vorgesehen, die ebenfalls
eine Vielzahl von Rollen 18 aufweist, die an den Umfang der Wickelrolle 4 von unten
anlegbar sind.
[0034] Mit der dargestellten Wickelvorrichtung 1 lassen sich nun einerseits Wickelrollen
nach dem Tragwalzenprinzip wickeln. Hier wird man bevorzugterweise Wickelrollen mit
einer geringeren Breite wickeln. Es lassen sich aber auch andererseits Wickelrollen
nach dem Stützwalzenprinzip wickeln. Hier wird man bevorzugterweise Wickelrollen mit
einer größeren Breite, d.h. Wickelrollen mit einer größeren axialen Länge, wickeln.
Wenn man nun den Schneidplan entsprechend gestaltet, dann kann man beispielsweise
breitere und schmalere Materialbahnen aus der gleichen Grundbahn schneiden, wobei
dann die schmaleren Materialbahnen nach dem Tragwalzenprinzip zu Wickelrollen 3 gewickelt
werden. Die schmaleren Materialbahnen sind dann zwischen den breiteren Materialbahnen
angeordnet, so daß genügend Platz vorhanden ist, um auch mehrere Wickelrollen 4 nach
dem Stützwalzenprinzip zu wickeln. Hierfür ist es notwendig, daß die Kernaufnahmen
an die Stirnseiten der Wickelrollen 4 gelangen können.
[0035] Ist hingegen lediglich ein Umrollen erforderlich, bei dem zum einen nur eine Wickelrolle
gewickelt werden muß und zum anderen die Breite dieser Wickelrolle feststeht, dann
kann man diese Wickelrolle 4 nach dem Stützwalzenprinzip wickeln, wodurch es möglich
ist, den Verlauf der Wickelhärte über den Durchmesser der Wickelrolle 4 relativ gut
zu steuern.
[0036] Aufgrund des Verlaufs der Materialbahn 2, die unter den Tragwalzen hindurchgeführt
ist und die Tragwalze 12 zumindest teilweise umschlingt, ist sichergestellt, daß die
Wickelrollen 3, 4 sowohl nach dem Tragwalzenprinzip als auch nach dem Stützwalzenprinzip
synchron gewickelt werden können. Es bereitet daher keine Schwierigkeiten, Materialbahnen
auch dann nach unterschiedlichen Prinzipien zu wickeln, wenn sie aus der gleichen
Grundbahn stammen. Der Verlauf der Materialbahn 2 wird nämlich für beide Prinzipien
bis fast zum Schluß gleich gehalten. Lediglich für die Wickelrollen 3 ist der Weg
etwas länger, weil die Materialbahn 2 noch ein wenig weiter um die Tragwalze 12 herum
geführt werden muß.
[0037] Die Ausgestaltung hat darüber hinaus den Vorteil, daß der Blaskasten 13 nur auf die
Außenseite der Wickelrolle 3 wirken kann. Es besteht also nicht die Gefahr, daß Luft
zwischen einzelne Wickellagen hineingeblasen wird, was insbesondere dann Probleme
bereitet, wenn die Materialbahn 2 an sich nur schlecht oder gar nicht luftdurchlässig
ist.
[0038] Die Fig. 2 und 3 zeigen konstruktiv nähere Einzelheiten. Durch einen Vergleich der
Fig. 2 und 3 läßt sich erkennen, daß nur relativ wenige zusätzlich Maßnahmen notwendig
sind, um von einem herkömmlichen Tragwalzenwickler zu der erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung
zu gelangen.
[0039] Gleiche Teile wie in Fig. 1 sind in Fig. 2 und 3 mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
[0040] Fig. 2 zeigt eine Wickelvorrichtung, die ausschließlich nach dem Tragwalzenprinzip
arbeitet. Die Wickelrolle 3 ist nahezu fertig gewickelt und hat deswegen bereits einen
relativ großen Durchmesser erreicht.
[0041] Fig. 3 zeigt nun die Wickelrolle 4, die seitlich neben der Tragwalze 12 und außerhalb
des Wickelbetts 10 angeordnet ist. Es ist erkennbar, daß die angetriebene Kernaufnahme
15 auf einem Bock 19 angeordnet ist. Der Bock 19 ist parallel zur Tragwalze 12 verschiebbar.
Selbstverständlich sind für beide Stirnseiten der Wickelrolle 4 derartige Böcke 19
vorgesehen.
[0042] Die Kernaufnahme 15 ist auf dem Bock 19 in Richtung des Doppelpfeiles 16 bewegbar.
Man kann also die Einstellbewegung des Bockes 19 in Axialrichtung von der Bewegung
in Richtung des Doppelpfeiles 16 während des Wickelns entkoppeln.
[0043] Zusätzlich sind Andruckrollen 20, 21 zwischen den Böcken 19 eines Paares vorgesehen.
Da diese aber nur zu Beginn des Wickelvorganges in Aktion treten, um die Materialbahn
2 mit dem nötigen Druck gegen den Kern 22 zu halten, sind diese beiden Andruckrollen
20, 21 gestrichelt dargestellt und "im Innern" der Wickelrolle 4 angeordnet. Sie können
bei forgeschrittenem Wickelvorgang weggeschwenkt werden. In diesem Fall wird der Verlauf
der Wickelhärte nur durch das Zusammenwirken der Tragwalze 12, die hier als Andruckwalze
wirkt, und der Kernaufnahme 15 bestimmt.
[0044] Um die Wickelrolle 3 auch am Beginn des Wickelvorganges mit dem notwendigen Anpreßdruck
wickeln zu können, d.h. eine hohe Wickelhärte erzeugen zu können, ist ein Hebel 23
durch einen Zylinder 24 belastbar. Am vorderen Ende des Hebels 23 befindet sich eine
Andruckrolle 25, die zu Beginn des Wickels der Wickelrolle 3 diese in das Wickelbett
10 gegen die Tragwalzen 11, 12 drückt.
[0045] Mit der dargestellten Wickelvorrichtung 1 sind nun mehrere Betriebsweisen möglich.
Zum einen ist es beispielsweise beim Umrollen möglich, ausschließlich nach dem Stützwalzenprinzip
zu wickeln. Bei einfach ausgestalteten Papieren und anderen Materialbahnen ist es
möglich, ausschließlich nach dem Tragwalzenprinzip zu wickeln (Wickelrolle 3).
[0046] Der besondere Vorteil ergibt sich aber dann, wenn man gleichzeitig Wickelrollen 3
nach dem Tragwalzenprinzip und Wickelrollen 4 nach dem Stützwalzenprinzip wickeln
kann, weil man dann schmale Wickelrollen 3 zwischen breiten Wickelrollen 4 anordnen
kann, wobei die schmalen und damit leichten Wickelrollen 3 nach dem Tragwalzenprinzip
gewickelt werden, während die breiten und damit schweren Wickelrollen 4 nach dem Stützwalzenprinzip
gewickelt werden.
[0047] Da die Wickelrollen 3 es erlauben, zwischen den breiten Wickelrollen 4 ein axialen
Abstand zu schaffen, kann man hier die benötigten Kernaufnahmen einfahren.
1. Wickelvorrichtung zum Aufwickeln von Materialbahnen auf Wickelrollen mit einem Wickelbett,
das aus mindestens zwei Tragwalzen gebildet ist, von denen mindestens eine angetrieben
ist, dadurch gekennzeichnet, daß neben mindestens einer Tragwalze (12) außerhalb des
Wickelbetts (10) eine Rollenstützeinrichtung (14) mit einer Kernaufnahme (15) angeordnet
ist, in der eine Wickelrolle (5) zentrisch lagerbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Kernaufnahme (15) einen
Zentrumsantrieb aufweist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Abstand der Kernaufnahme
(15) von der benachbarten Tragwalze (12) veränderbar ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kernaufnahme (15) im
wesentlichen horizontal bewegbar ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Achsen von Kernaufnahme
(15) und benachbarter Tragwalze (12) in einer horizontalen Ebene liegen.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, die Rollenstützeinrichtung
(14) eine Entlastungseinrichtung (17) aufweist, die von unten an den Umfang der Wickelrolle
(4) anlegbar ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Entlastungseinrichtung
(17) als Rollenteppich ausgebildet ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Rollenstützeinrichtung
(14) mindestens ein Paar von Lagerböcken (19) aufweist, die parallel zu den Tragwalzen
verschiebbar angeordnet sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8 dadurch gekennzeichnet, daß die Kernaufnahme (15) auf
den Böcken (19) im wesentlichen senkrecht zu den Tragwalzen bewegbar ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialbahn
(2) unter den Tragwalzen (11, 12) hindurchgeführt ist und die der Rollenstützeinrichtung
(14) zugewandte Tragwalze (12) von außen umschließt.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß im Wickelbett (10) eine
pneumatisch wirkende Entlastungseinrichtung (13) angeordnet ist.
12. Verfahren zum Aufwickeln von Materialbahnen, die aus einer Grundbahn geschnitten werden,
zu Wickelrollen, dadurch gekennzeichnet, daß gleichzeitig mindestens eine Wickelrolle
(3) nach dem Tragwalzenprinzip und mindestens eine Wickelrolle (4) nach dem Stützwalzenprinzip
gewickelt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß Materialbahnen (2) mit mindestens
zwei unterschiedlichen Breiten geschnitten werden.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß die breiteste Wickelrolle
(4) nach dem Stützwalzenprinzip gewickelt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß die schmalste Wickelrolle
(3) nach dem Tragwalzenprinzip gewickelt wird.