[0001] Die Erfindung betrifft eine verstellbare Sitzfläche für eine Sitzvorrichtung oder
-einrichtung für einen Arbeitsstuhl, Fahrer und Fahrgastsitz, sowie Sitze auf Arbeitsmaschinen
oder Sitzmöbel im privaten Bereich, welche auf einem Sitzunterbau bzw. Untergestell
befestigt sind und eine Verstellmöglichkeit aufweist.
[0002] Sitzflächen sind allgemein derartig ausgebildet, daß eine Änderung bzw. Verstellung
der eigentlichen Sitzfläche nicht vorgesehen und somit auch nicht durchgeführt werden
kann und jede sitzplatznehmende Person die Sitzfläche annehmen muß, die vorhanden
ist.
Jede Person verfügt aber über individuelle Körperformen und gleichermaßen Formungen
der Wirbelsäule (WS) insbesondere Lendenwirbelsäule (LWS), die sich in vier grundsätzlichen
Lordosen dem Hohlkreuz, Flachrücken, Rundrücken sowie einer normal entwickelten Lendenwirbelsäule
darstellt. Zu diesen Lordosen kann noch eine zusätzliche Verbiegung der gesamten Wirbelsäule,
der Skoliose hinzukommen.
Die Skoliose kann zu einem Schiefstand des Beckens führen, der eine scheinbare Verkürzung
eines Beines beinhalten kann. Dieser Schiefstand kann für das Stehen und Laufen durch
entsprechende Maßnahmen an dem Schuhwerk ausgeglichen werden. Aber im Sitzen ist es
fast unmöglich das Becken zu nivellieren, das heißt, auf der Sitzfläche eine Position
zu schaffen, die dazu führt, daß der Oberkörper vertikal ausgerichtet ist.
Die bekannten gesundheitlichen Schäden, die durch unangepaßtes Sitzen auf unanpaßbaren
Sitzeflächen verursacht werden, bedeuten für Millionen von Personen härteste Belastungen
und für die Wirtschaft, Schäden durch entgangene Wertschöpfung nach neuesten Berechnungen
in Höhe von 84 Milliarden per annum. Im Durchschnitt geht jeder Deutsche im Jahr,
also ca. 80 Mio. Personen, einmal wegen Rückenproblemen in eine medizinisch - therapeutische
Behandlung.
[0003] Um Sitzschäden zu verhindern, sollten nach langjährigen Untersuchungen vier Grundregeln
bzw. Vorraussetzungen beachtet werden.
1. Nur die Sitzfläche initiert oder verhindert primär Körperschäden, die durch das
Sitzen ausgelöst werden können!
[0004]
Begründung: Der Druck des Oberkörpers wird auf der Sitzfläche auf das Gesäß, die Oberschenkelmuskulatur
sowie die unteren Extremitäten verteilt. Dadurch entscheiden die Sitzflächengröße,
Formgebung, Neigung sowie Art und Ausführung der Polsterung, welche Veränderungen
sich an der Person sowie an der Sitzfläche und unter deren Wechselwirkung insbesondere
auch mit einem Zeitfaktor einstellen. Jede Person ist individuell, sodaß eine nicht
veränder-, oder anpaßbare Sitzfläche immer nur einer bestimmten Person oder Gruppe
von Benutzern mit entsprechender Wirbelsäulen-Konstellation gerecht wird. Alle anderen
erleiden in irgend einer Weise einen Schaden, der sich durch Unruhe und Unwohlgefühl,
Schmerzen, Krankheiten und letztendlich Ausfall widerspiegelt.
2. Auf dem Steißbein sowie den Körperteilen im Schritt (Prostata etc.) sollte aus
wichtigen Gründen nicht gesessen werden !
[0005]
Begründung: Der Sitzdruck führt zu Änderungen am Körper und an der Sitzfläche. Der Sitzdruck
sollte auf die Körperteile konzentriert werden, die eine dämpfende Muskulatur und/oder
ein stabiles Knochengerüst haben, wie das Gesäß, die Oberschenkel, die Sitzbeinhöcker
und die unteren Extremitäten. Schaden nehmen Körperteile, die ungeschützt unter Druck
sowie Vibrationen und Schwingungen (Fahrzeug) gesetzt werden. Druck ist Energie und
erzeugt Wärme, Wärme und Druck führen zu Veränderungen in den Körperteilen.
Geschützt werden müssen das Steißbein, das durch die direkte Verbindung zur LWS über
das Kreuzbein und Lumbosakralgelenk direkten Einfluß auf Bandscheiben und Nervensystem
nimmt, sowie Schließmuskel, Prostata und Hoden, die in der Krankenstatistik gleichermaßen
auffallen. Im Ursitzen, dem Schneidersitz, der Hocke, auf kleinen Sitzflächen, bleibt
die Steißbeinregion stets ohne Druck. Ein für diese Region druckloses Sitzen ergibt
sich nur auf der Toilettenbrille oder auf einer Sitzfläche mit einer Längsrinne bzw.
Aussparung.
3: Die Form der Lendenwirbelsäule und die gesamte Sitzhaltung wird durch die Hoch- oder
Tiefstellung des hinteren Beckens geprägt, sodaß die vier Lordosen einer LWS: Hohlkreuz
- Flachrücken - Rundrücken - Normale aber auch eine Skoliose, verstärkt, reduziert
oder erhalten werden können.
[0006]
Begründung: Das Stehen auf den Zehenspitzen (hochhackige Schuhe) bzw. auf den Fersen bildet oder
verstärkt eine Lordose bzw. flacht sie ab. Gleichermaßen kann im Sitzen durch ein
Ankippen (Hochsitzen) bzw. Absenken (Tiefsitzen) der Sitzfläche im posturalen Beckenbereich
die LWS lordiert oder abgeflacht werden. Messungen haben ergeben, das die prozentuale
Veränderung zwischen Hoch-/Tiefsitzen mit den propagierenden Wirkungen auf die gesamte
WS Differenzwerte bis zu 27% Ent- oder Belastung der Rückenmuskulatur (Muskelfaserentspannung)
betragen.
Auf diese Weise kann ein schmerzhaftes Hohlkreuz abgeflacht und entspannt und ein
Flachrücken in Idealform versetzt werden. Eine optimale Beckenstellung führt automatisch
zu einem aufrechten, entspannten Sitzen auch im Schulterbereich.
Ein weiterer Vorteil dieser Sitzfom ist, dass sich durch ein Vor- und Rückwärtsrutschen
auf der hoch- oder tiefgestellten Querleiste weitere Sitzvarianten und mehr Beweglichkeit
ergeben, sodaß sich einseitige Druckverhältnisse und ihre Folgen weitgehend verhindern
lassen.
4:Ob hoch, tief oder flach gesessen werden soll, und/oder rechts und links unterschiedlich
hoch, diese Vorgaben gibt allein die LWS.
[0007]
Begründung: Da jede Person eine der vier Lordoseformen sowie gegebenenfalls zusätzlich eine Skoliose
aufweist, besteht die zwingende Notwendigkeit individuell einstellbare Sitzflächen
zu schaffen, damit eine gesunde LWS gesund bleibt, und eine bereits auffällige wieder
unauffällig wird. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich durch diese Maßnahme beispielsweise
aus einem Hohlkreuz wieder eine normale Lordose rückentwickelte.
[0008] Die bekannten derzeitig bekannten Sitzflächen sind entweder flach oder leicht gemuldet
ausgebildet und können ggf. im hinteren Teil einen keilartigen Wulst zum Ankippen
des Beckens oder wie in der PGT/DE95/01427 beschrieben mit einer Aussparung versehen
sein. Die Anmeldungen DE-Gm 1854149 und DE PS 1256840 enthalten lediglich verstellbare,
keilartig nach hinten ansteigende Stintzelemente vor, die eine Lordose verstärken,
und lediglich für einen Flach- oder Rundrücken (in der LWS) von Vorteil sind. Es ist
keine Vorrichtung zur Absenkung der Sitzfläche unter das Sitzflächenniveau bzw. differentierten
rechts-/ linksseitigen Anhebung oder Absenkung bekannt. Keine der Sitzflächen vereint
die Schwenkbarkeit der hinteren Sitzfläche gleichzeitig mit einer Aussparung im Bereich
der Steißbeinregion, sodaß unabhängig von der Einstellung des schwenkbaren hinteren
Sitzflächenteiles dieses während des Sitzens ohne Druck verbleibt.
Aufgabe der Erfindung ist es eine Sitzfläche für eine Sitzvorrichtung oder -einrichtung
für einen Arbeitsstuhl, Fahrer und Fahrgastsitz, sowie Sitze auf Arbeitsmaschinen
oder Sitzmöbel im privaten Bereich zu schaffen, die auf einem Sitzunterbau bzw. Untergestell
befestigt ist und eine Verstellmöglichkeit aufweist dergestalt, daß für jede Person
und jede Lendenwirbelsäulen Formung eine optimale Sitzposition erreicht wird, sodaß
weitestgehend gesundheitliche Schäden verhindert werden.
Erfindungsgemäß ist eine einfache, leicht zugängliche und bedienerfreundliche Verstellmöglichkeit
vorzusehen, sodaß kurzfristig Änderungen an der Sitzfläche entsprechend den individuellen
Bedürfnissen einer platznehmenden Person vorgenommen werden können, um die Sitzfläche
zu optimieren und eine einseitige Druckbelastung und somit Ermüdungserscheinungen,
Schmerzen und gesundheitliche Schäden vorzubeugen bzw. eine Entwicklung zu verhindern.
Aufgabe der Erfindung ist weiterhin, die Sitzfläche derartig zu gestalten, daß die
Steißbeinregion und Körperteile im Genitalbereich während des Sitzens weitgehend von
einem Sitzdruck verschont bleiben.
In weiterer Ausgestaltung sollte die Aussparung wie in der DE GB 297 18922.0 beschrieben
bis zum vorderen Sitzflächenrand über den gesamten Genitalbereich ausgedehnt werden.
Aufgabe der Erfindung ist weiterhin, die Sitzfläche derartig zu gestalten, daß einzelne
Sitzflächenteile ausgetauscht werden können, um die Sitzfläche entsprechend spezifischen
Sitzanforderungen nachzurüsten.
Aufgabe der Erfindung ist weiterhin zur Vermeidung von Sitzschäden eine gewisse Dynamik
und Beweglichkeit während des Sitzens zu ermöglichen um einseitige Druckverhältnisse
im Körper einer sitzenden Person zu verhindern.
[0009] Die Lösung der Aufgabe liegt in der erfinderischen Entwicklung einer verstellbaren
Sitzfläche (3) für jede Art von Sitzvorrichtung, die auf einem Sitzunterbau (2) befestigt
ist und zumindest eine quer zur Sitzposition zweigeteitten Sitzfläche (3) aufweist,
welche schwenkbeweglich miteinander verbunden ist, und wobei das hintere Sitzflächenteil
(3b) mittels einem Verstellelement (5), bezogen auf das vordere Sitzflächenteil, nach
oben und nach unter verschwenkt werden kann. Weiterhin ist der hintere schwenkbare
Sitzflächenteil mit einer Aussparung (4) versehen. Die einzelnen Sitzflächenteile
sind durch lösbare Verbindungselemente (7) austauschbar und können dadurch spezifischen
Anforderungen angepasst werden.
Zur Lösung der Aufgabe gehört eine leichte Verstellbarkeit des schwenkbaren Sitzflächenteiles
(3b) mittels Verstellelementen (5) derartig, daß die Verstellung rechtsseitig und
linksseitig sowie von beiden Seiten gleichzeitig vorgenommen werden kann.
Die Lösung der Aufgabe eines dynamischen abwechslungsreichen Sitzens liegt darin,
daß einmal durch eine Anordnung von Federelementen (6) zwischen dem vorderen Sitzflächenteil
(3a) und dem Unterbau (2) eine Wippvorrichtung gebildet wird, sodaß durch Schwerpunktverlagerung
des Körpers und einer gewissen Anstrengung fast alle Körperteile in Bewegung und Training
gehalten werden, und weiterhin durch vor- und zurückrutschen auf dem schwenkbaren
hinteren Sitzflächenteil (3b) Änderungen in der Beckenstellung und dadurch unterschiedliche
Druckverhältnisse geschaffen werden. Eine dritte Möglichkeit zur Veränderungen in
der Sitzposition liegt in der leichten Verstellbarkeit des hinteren schwenkbaren Sitzflächenteiles
(3b), das beispielsweise minimal nach oben oder unten verschwenkt werden kann.
[0010] Die Erfindung wird anhand der Fig. näher beschrieben.
Es zeigt:
Fig. 1 einen Arbeitsstuhl (1) mit einer zweigeteilten Sitzfläche (3) deren vorderes Sitzflächenteil
(3a) über ein dem erweiterten Platzbedarf angepassten Distanzelement das auch ein
Federelement (6) darstellen kann am Sitzunterbau (2) mit der Rückenlehne und dem Drehrollengestell
befestigt ist, und deren schwenkbares hinteres Sitzflächenteile (3b) unter das Sitzflächenniveau
des vorderen Sitzflächenteiles (3a) abgesenkt ist. Die Verstellvorrichtung (5) für
das hintere schwenkbare Sitzflächenteil (3b) ist von rechtsseitig oder linksseitig
oder beidseitig gleichzeitig zu bedienen.
Fig. 2 einen Arbeitsstuhl (1) mit einer zweigeteitten Sitzfläche (3) deren vorderes Sitzflächenteil(3a)
über ein dem erweiterten Platzbedarf angepassten Distanzelement, das auch ein Federelement
(6) darstellen kann am Sitzunterbau (2) mit der Rückenlehne und dem Drehrollengestell
befestigt ist, und deren schwenkbares hinteres Sitzflächenteile (3b) über das Sitzflächenniveau
des vorderen Sitzflächenteiles (3a) angehoben ist. Die Verstellvorrichtung (5) für
das hintere bewegliche Sitzflächenteil (3b) ist von rechtsseitig oder linksseitig
oder beidseitig gleichzeitig zu bedienen.
Fig. 3 zeigt eine zweigeteilten Sitzfläche (3) deren hinteres schwenkbares Sitzflächenteile
(3b) über das Sitzflächenniveau des vorderen Sitzflächenteiles (3a) angehoben und
mit einer Aussparung (4) versehen ist.
Fig. 4 zeigt eine zweigeteilten Sitzfläche (3) deren hinteres schwenkbares Sitzflächenteile
(3b) mit einem lösbaren Verbindungselement (7) für einen Austausch vorgesehen ist.
Bezugszeichenliste
[0011]
- 1
- Arbeitsstuhl
- 2
- Unterbau mit Rückenlehne und Drehrollengestell
- 3
- Sitzfläche
- 3a
- vorderer Sitzflächenteil
- 3b
- hinterer schwenkbarer Sitzflächenteil
- 4
- Aussparung
- 5
- Verstellelemente
- 6
- Distanz und/oder Federelement
- 7
- lösbares Verbindungselement
1. Verstellbare Sitzfläche (3) für jede Art von Sitzvorrichtung, die auf einem Sitzunterbau
(2) befestigt ist und zumindest eine quer zur Sitzposition zweigeteilten Sitzfläche
(3) aufweist, welche schwenkbeweglich miteinander verbunden sind, und wobei das hintere
Sitzflächenteil (3b) mittels einem Verstellelement (5), bezogen auf das vordere Sitzflächenteil
(3a), nach oben und nach unter verschwenkt werden kann und weiterhin mit einer Aussparung
(4) versehen ist und wobei die einzelnen Sitzflächenteile durch ein lösbares Verbindungselement
(7) austauschbar sind.
2. Sitzfläche nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstellbarkeit des schwenkbaren Sitzflächenteiles ( 3b) mittels Verstellelementen
und Stellvorrichtungen (5) derartig vorgenommen wird, daß die Verstellung von rechts
und von links sowie von beiden Seiten gleichzeitig vorgenommen werden kann.
3. Sitzfläche nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet,
daß durch die Anordnung von Federelementen (6) zwischen dem vorderen Sitzflächenteil
(3a) und dem Unterbau (2) eine Wippvorrichtung gebildet wird.