(19)
(11) EP 0 920 930 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
09.06.1999  Patentblatt  1999/23

(21) Anmeldenummer: 98122105.4

(22) Anmeldetag:  21.11.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B21C 47/14, B21C 47/26
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 05.12.1997 DE 19754081

(71) Anmelder: SMS SCHLOEMANN-SIEMAG AKTIENGESELLSCHAFT
40237 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • David, Siegfried
    57271 Hilchenbach (DE)
  • Keller, Karl
    57271 Hilchenbach (DE)

(74) Vertreter: Valentin, Ekkehard, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte, Müller-Grosse- Pollmeier-Valentin-Gihske, Hammerstrasse 2
57072 Siegen
57072 Siegen (DE)

   


(54) Vorrichtung zum Kippen von Drahtwindungen hinter einem Windungsleger in einer Drahtstrasse


(57) Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Kippen der Drahtwindungen 1 hinter einem Windungsleger 2 in einer Drahtstraße, insbesondere in einer Hochgeschwindigkeitsdrahtstraße. Diese Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, daß hinter dem Windungsleger 2 und vor dem Legerollgang 3 ein Gleitblech 6 zum Abbremsen und Kippen der Drahtwindungen 1 angeordnet ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Kippen von Drahtwindungen hinter einem Windungsleger in einer Drahtstraße, insbesondere in einer Hochgeschwindigkeitsdrahtstraße.

[0002] In einer Drahtstraße, insbesondere in einer Hochgeschwindigkeitsdrahtstraße, wird der Draht in einem Windungsleger zu Drahtwindungen geformt. Die Drahtwindungen werden anschließend einem als Kühlstrecke dienenden Transportband zugeführt. Hinter dem Transportband werden die Windungen in einer Bundbildestation zu stapelbaren und transportfähigen Drahtbunden gesammelt und gebunden. Wegen der hohen Drahtgeschwindigkeiten in einer Hochgeschwindigkeitsdrahtstraße ist ein Umlenken des Drahtes am Ende der Drahtstraße von horizontal in vertikal nicht möglich. Deshalb werden die Windungen in einem Windungsleger "stehend" gebildet und nach dem Verlassen des Windungslegers in die waagerechte Lage umgelegt, damit die Drahtwindungen auf dem Transportband horizontal aufgefächert aufliegen und optimal gekühlt werden können. Das Umlegen der Drahtwindungen auf das Transportband geschieht im bisherigen Stand der Technik durch verschiedene einfache, manchmal auch aufwendige Konstruktionen, die teilweise mit erheblichen Nachteilen belastet sind.

[0003] Aus der deutschen Offenlegungsschrift 28 37 912 ist eine Vorrichtung zum Ausfächern und Ablegen von Drahtwindungen auf ein als Kühlstrecke dienendes Transportband bekannt. Die Vorrichtung besteht aus einem Windungsleger mit gegenüber der Horizontalen in einem spitzen Winkel geneigten Rotationsachse und einem in Transportrichtung aufwärts geneigt verlaufenden ersten Abschnitt des Transportbandes. Der erste Abschnitt des Transportbandes ist um eine im Ablegebereich in Transportrichtung entfernte Schwenkachse schwenkbar, um die Fallhöhe der aus dem Windungsleger austretenden Windungen zu verändern. Der Windungsleger hat ein Legerohr, dessen Steigung veränderlich ist, um die Austrittsgeschwindigkeit der austretenden Windungen und damit die Charakteristik der ballistischen Legekurve zu verändern. Durch diese Maßnahmen sollen die auf das Transportband auftreffenden Windungen frei von einer bremsenden Wirkung des Transportbandes auf das Transportband umkippen. Nachteilig bei dieser vorbekannten Vorrichtung zum Ausfächern und Ablegen der Drahtwindungen ist der erhebliche konstruktive und regeltechnische Aufwand, mit dem die Charakteristik der ballistischen Legekurve der Drahtwindungen verändert wird.

[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine einfache und unkomplizierte Vorrichtung zum Kippen der Drahtwindungen hinter dem Windungsleger in einer Drahtstraße, insbesondere in einer Hochgeschwindigkeitsdrahtstraße zu schaffen, welche die Drahtwindungen sanft und unterstützend umlegt. Diese Vorrichtung soll insbesondere beim Kippen von dünnem Draht eingesetzt werden können, da dieser dünne, glühende Draht empfindlich auf äußere Krafteinwirkungen bspw. Stöße reagiert.

[0005] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrichtung zum Kippen der Drahtwindungen der im Oberbegriff von Anspruch 1 genannten Art dadurch gelöst, daß hinter dem Windungsleger und vor dem Legerollgang ein Gleitblech zum Kippen der Drahtwindungen angeordnet ist.

[0006] Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen beschrieben.

[0007] Das Gleitblech ist als Gleitschale vorzugsweise mit kegeligen Querschnitt ausgebildet. Die Länge L des Gleitbleches in Legerichtung ist veränderlich und beträgt zwischen 100 mm und 500 mm. Die Länge des Gleitblechs richtet sich nach der Walzgeschwindigkeit. Die Windungen müssen beim Kippen abgebremst werden, sie dürfen aber nicht zum Stillstand kommen.

[0008] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, daß das Gleitblech nicht am Windungsleger angeschraubt, sondern nur in zwei Montagetaschen eingehängt wird, wodurch eine kurze Montagezeit erreicht wird.

[0009] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird der Aufhängungspunkt für die Gleitschale am Montagehaken so gewählt, daß die Gleitschale immer durch ihr Eigengewicht an den Windungsleger gedrückt wird.

[0010] In Ausgestaltung der Erfindung ist weiterhin vorgesehen, daß der Radius der Gleitschale größer ist als der Windungsradius, damit die Drahtwindungen seitlich etwas Freiraum haben, aber trotzdem von unten unterstützt und abgebremst werden.

[0011] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die Gleitschale gegenüber der Mittenachse des Windungslegers mit einem Winkel zwischen 1° und 10° nach unten geneigt ist. Durch den Einsatz verschiedener Gleitschalen mit unterschiedlichem Winkel α und mit unterschiedlicher Länge L wird jede gewünschte Betriebsweise erreicht.

[0012] Bei einem Programmwechsel wird, wenn es erforderlich oder sinnvoll ist, nur die Gleitschale ausgetauscht. Alle übrigen Komponenten der Drahtstraße, insbesondere der Windungsleger und das Kühltransportband bzw. der Legerollgang brauchen nicht ausgetauscht zu werden oder konstruktiv umgestaltet werden.

[0013] Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels gemäß der Figuren 1 bis 3 beschreiben. Es zeigen:
Figur 1:
in Seitenansicht die Anordnung der Gleitschale zwischen Windungsleger und Legerollgang.
Figur 2:
Die Aufhängung der Gleitschale am Windungsleger in Seitenansicht und in
Figur 3:
in einer Ansicht von vorne.


[0014] Der in einer Hochgeschwindigkeitsdrahtstraße ausgewalzte dünne Draht 1 verläßt den Windungsleger 2 mit einer Horizontalgeschwindigkeit, die aus dem Produkt aus Umfangsgeschwindigkeit des Legerohres und dem Tangens des Austrittswinkels berechnet wird nach der Formel:



[0015] Bspw. tritt der Draht bei 120 m/s Umfangsgeschwindigkeit mit einem Austrittswinkel von 2° mit einer Horizontalgeschwindigkeit von

aus dem Windungsleger 2 heraus. Diese Horizontalgeschwindigkeit wird überlagert durch die zunehmende Vertikalgeschwindigkeit, die durch die Erdbeschleunigung entsteht, ähnlich einer Wurfparabel 4.

[0016] Die Drahtwindungen treffen auf das erfindungsgemäße Gleitblech 6, welches als Gleitschale ausgebildet ist. Durch die Reibung zwischen Draht 1 und der Gleitschale 6 werden die Drahtwindungen auf der Unterseite abgebremst und gekippt (siehe Fig. 1). Die Drahtwindungen werden hinter der Gleitschale auf den Legerollgang 3 aufgefächert abgelegt.

[0017] Figur 2 zeigt, daß die Gleitschale 6 außen mit vorstehenden Aufhängezapfen 11 versehen ist, die in eine Montagetasche 5 eingehängt sind. Die Montagetaschen sind in Montagehalterungen 12 eingeformt, die ihrerseits mit dem Windungsleger 2 fest verbunden sind.

[0018] Figur 3 zeigt, daß die Gleitschale 6 mittels eines Montageseils 7 von einem Montagehaken 8 gehalten wird, wobei das Montageseil die seitlich überstehenden Anhängezapfen 11 der Gleitschale 6 umgreift. Der Schwerpunkt der Gleitschale 6 und deren Aufhängung wird so gewählt, daß die eine Stirnseite der Gleitschale immer an die Stirnseite der Schutzhaube 9 des Windungslegers 2 gedrückt wird, wodurch jeglicher Spalt vermieden wird. Das Andrückmoment bzw. die Andrückkraft der Gleitschale 6 an die Schutzhaube 9 ist dabei immer größer als das Reibmoment, welches durch die Reibung der Drahtwindungen 1 auf der Gleitschale 6 entsteht.

[0019] Der Radius R der Gleitschale 6 wird vorzugsweise größer als der Radius der Drahtwindungen 1 ausgeführt, damit die Windungen seitlich etwas freien Raum haben und durch die Wände der Gleitschale 6 nicht eingezwängt bzw. umgeformt oder beschädigt werden.

[0020] Durch den Einsatz verschiedener Gleitschalen 6 mit unterschiedlichem Kegelwinkel α und unterschiedlicher Länge L wird jede gewünschte Betriebsweise erreicht (siehe Fig. 2).

[0021] Bei einem Programmwechsel wird, wenn es erforderlich oder sinnvoll ist, nur die Gleitschale 6 ausgetauscht.


Ansprüche

1. Vorrichtung zum Kippen von Drahtwindungen hinter einem Windungsleger (2) in einer Drahtstraße, insbesondere in einer Hochgeschwindigkeitsdrahtstraße,
dadurch gekennzeichnet,
daß hinter dem Windungsleger (2) und vor dem Legerollgang (3) ein Gleitblech (6) zum Kippen der Drahtwindungen (1) angeordnet ist.
 
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Gleitblech (6) als eine Gleitschale ausgebildet ist, vorzugsweise mit einem kegeligen Querschnitt.
 
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge (L) der Gleitschale (6) in Abhängigkeit von der Walzgeschwindigkeit eine Länge von 100 bis 500 mm aufweist.
 
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Radius der Gleitschale (6) größer ist als der Radius der Drahtwindungen (1).
 
5. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gleitschale (6) am Windungsleger (2) in mindestens zwei Montagetaschen (5) eingehängt ist.
 
6. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gleitschale (6) mit seitlich überstehenden Anhängezapfen (11) versehen ist, die in die Montagetaschen (5) eingreifen.
 
7. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß an den Anhängezapfen (11) jeweils mindestens eine Sicherungsscheibe (10) angeordnet ist, mit denen das Verrutschen eines Montageseils (7) verhindert wird.
 
8. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Montageseil (7) an einem Montagehaken (8) gehalten ist.
 
9. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Aufhängepunkt der Gleitschale (6) am Montagehaken (8) so gewählt ist, daß die Gleitschale (6) durch ihr Eigengewicht an den Windungsleger (2) gedrückt wird.
 
10. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kegelwinkel (α) der Gleitschale (6) zwischen 1° und 10° beträgt.
 
11. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Achse der Gleitschale (6) gegenüber der Mittenachse x - x des Windungslegers (2) mit einem Winkel (α) von 1° bis 10° nach unten in Richtung auf den Legerollgang (3) geneigt ist.
 




Zeichnung