[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Lochen eines Werkstückes,
wobei das Werkstück als ein nach dem Innenhochdruckumformverfahren hergestellter Hohlkörper
oder als blechförmiges Teil ausgebildet sein kann.
[0002] Eine Seite der Wandung des Werkstückes wird einem unter Hochdruck stehenden Druckmedium
und die andere Seite der Einwirkung eines in einem Werkzeug geführten Stempels ausgesetzt,
wobei der Stempel die Wandung entgegen des Hochdruckes des Druckmediums schneidet
oder eine am Werkzeug ausgebildete umlaufende Schneidkante freigibt, an der sich die
Wand unter dem Einfluß eines Hochdrucks geschnitten wird. Es findet eine Quelle zum
Bereitstellen eines mit Hochdruck beaufschlagbaren Druckmediums und eine Druckzuführung
zum Zuführen des Druckmediums in den Hochdruckraum Anwendung.
[0003] Beim Innenhochdruck-Umformverfahren und dem ebenso bekannten hydromechanischen Tiefziehen
werden Bauteilwandungen unter Einwirkung eines unter hohem Druck stehenden Druckmediums
an die Kontur eines Werkzeuges gedrückt. Um die so erzeugten Bauteile anschließend
im gleichen Werkzeug mit Durchbrüchen versehen zu können, sind mehrere Verfahren und
Vorrichtungen bekannt.
[0004] So wird gem. DE 40 35 625 A1 ein Verfahren zum Herstellen eines Durchbruches in der
Wandung eines als Hohlkörper ausgebildeten Werkstückes und ein Werkzeug zur Durchführung
des Verfahrens beschrieben, wobei das Werkzeug im Bereich des gewünschten Durchbruchs
mit einem sich scharfkantig von der Bauteilwandung wegweisendem Hohlraum versehen
ist, um die Wandung in Richtung dieses Hohlraums derart unter Druck setzen zu können,
daß sie sich an der scharfen Kante schneidet. Bei einem weiteren bekannten Verfahren
nach DE 43 22 063 C1 wird ein im Innenhochdruck-Umformwerkzeug geführter Stempel zunächst
zum Zwecke des Vorschneidens gegen die unter maximalem Innendruck stehende Wand und
anschließend zum Zwecke des vollständigen Ausschneidens gegen die unter verringerten
Druck stehende Wand geführt.
[0005] Der abgeschnittene Rest gelangt dabei in den Druckraum, aus dem er durch den erzielten
Durchbruch wieder herausgedrückt werden muß. Um dies zu vermeiden, wird gem. DE 195
06 067 C1, mit einem Stempel in der Wandung zunächst eine Sollbruchstelle erzeugt
und dann durch den Stempel am Werkzeug eine umlaufende Schneidkante freigegeben, an
der sich die Wandung unter dem Einfluß des sich steigernden Innenhochdrucks endgültig
auftrennt.
[0006] Unabhängig davon, ob das Ausschneiden des Durchbruchs von innen nach außen und/oder
von außen nach innen erfolgt, ist allen Verfahren gemeinsam, daß sie eine große Schneidkraft,
d. h., hohen Medien- und/oder hohen Stempeldruck erfordern.
[0007] Weiterhin weisen die erzeugten Schnittkanten eine große Kantenformabweichung und
eine große Grathöhe auf.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zum
Lochen eines Werkstückes zu schaffen, die bei geringerem Medien- und/oder Stempeldruck
eine geringere Kantenformabweichung, eine kleinere Grathöhe und eine bessere Schnittfläche
gewährleistet.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des ersten und neunten Patentanspruchs
und die weiteren Merkmale in deren Unteransprüchen gelöst.
[0010] Dabei kann das Werkstück als ein nach dem Innenhochdruckumformverfahren hergestellter
Hohlkörper oder als ein blechförmiges Teil ausgebildet sein. Eine Seite der Wandung
des Werkstückes wird einem unter Hochdruck stehenden Druckmedium und dessen andere
Seite der Einwirkung eines in einem Werkzeug geführten Stempels ausgesetzt. Dabei
schneidet der Stempel entweder die Wandung des Werkstückes entgegen der Wirkung des
Druckmediums oder der Stempel gibt eine am Werkzeug ausgebildete umlaufende Schneidkante,
an der sich die Wandung des Werkstückes unter dem Einfluß zunehmenden Druckes des
Druckmediums (D) geschnitten , frei oder es wird beides nacheinander ausführt. Erfindungsgemäß
wird die Bewegung des Stempels in Form der Vorschubbewegung beim Schneiden der Wandung
des Werkstückes und/oder in Form der Rückhubbewegung beim Freigeben der umlaufenden
Schneidkante des Werkzeuges von einer Schwingung überlagert und/oder das Aufbringen
des an der Wandung anliegenden Hochdrucks durch das Druckmedium (D) erfolgt im Rhythmus
einer Schwingung. Dabei kann das sochen des Werkstückes durch den Stempel bei nichtschwingendem
oder schwingendem zu- oder abnehmendem Hochdruck des Druckmediums erfolgen.
[0011] Weiterhin ist es möglich, daß zuerst unter einer Vorschubbewegung des Stempels das
Anschneiden der Wandung des Werkstückes bis auf eine Restwanddicke erfolgt und anschließend
unter einer Rückhubbewegung des Stempels die umlaufende Schneidkante durch den Stempel
freigegeben wird, so daß der Ausschnitt durch den Hochdruck des Druckmediums bei gleichzeitiger
Schwingungsüberlagerung der Stempelbewegung des Stempels und/oder des Druckes des
Druckmediums aus der Wandung des Werkstückes ausgeschnitten wird. Dabei kann das Anschneiden
der Wandung des Werkstückes bis auf eine Restwanddicke und die Rückhubbewegung des
Stempels die zur Freigabe der umlaufende Schneidkante durch den Stempel auch wechselweise
im Rhythmus einer Schwingung erfolgen.
[0012] Die Frequenz der Schwingung von Stempel und/oder Druckmedium liegt vorzugsweise in
der Größenordnung von 5 bis 50 Hz. Es ist jedoch auch möglich eine im Ultraschallbereich
zu verwenden.
[0013] Die Schwingungsamplituden und/oder die Frequenzen der Schwingungen von Stempel und
Druckmedium können gleich oder unterschiedlich sein.
[0014] Bei der Vorrichtung zum Lochen eines Werkstückes befindet sich auf einer Seite der
Wandung des Werkstückes der Stempel und auf der anderen Seite der Wandung ein Hochdruckaum.
Weiterhin ist eine Quelle zum Bereitstellen eines mit Hochdruck beaufschlagbaren Druckmediums
und einer Druckzuführung zum Zuführen des Druckmediums in den Hochdruckraum vorgesehen.
Erfindungsgemäß sind der Druckzylinder zur Erzeugung des Stempelvorschubes und des
Stempelrückhubes und/oder der Druckzylinder zur Erzeugung des Hochdruckes des Druckmediums
mit einer Einrichtung zur Erzeugung der Schwingung des Stempels bzw. mit einer Einrichtung
zur Erzeugung der Schwingungen im Druckmedium gekoppelt. Weiterhin ist vorteilhafter
Weise eine Steuereinrichtung vorgesehen, mit der die Stempelbewegung und die Schwingung
des Stempels und/oder der Hochdruck des Druckmediums und dessen Schwingungsüberlagerung
steuerbar sind.
[0015] Durch die Schwingungsüberlagerung der Stempelbewegung und/oder des Druckes des Druckmediums
erfolgt das Schneiden in der Art eines pulsierenden Trennens der Wandung des Werkstückes
im Rhythmus der jeweiligen Schwingungen.
[0016] Dadurch wird die Schnittflächenqualität wesentlich verbessert. Auch die Kantenformabweichung
und der Grat werden reduziert. Die kleinere Schneidkraft ermöglicht auch, den Gegenhalterdruck
zu verringern.
[0017] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und zugehörigen Zeichnungen
näher erläutert.
[0018] Es zeigen:
- Fig. 1:
- Vorrichtung mit schwingend schneidendem Stempel
- Fig. 2:
- Vorrichtung mit schwingend freigebendem Stempel
- Fig. 3:
- Weg-Zeit-Diagramm eines schwingend schneidenden Stempels
[0019] Die Vorrichtung weist ein Werkzeug 2 auf, zwischen dessen Werkzeugoberteil 4 und
Werkzeugunterteil 6 das Werkstück 8 druckmitteldicht eingespannt ist. Im Werkzeugoberteil
4 wird ein Stempel 10 geführt, der durch einen Antrieb 12 in Richtung der Wandung
des Werkstückes 8 (Vorschubbewegung) und von dieser weg (Rückhubbewegung) bewegbar
ist. Das Werkzeugunterteil 6 besitzt einen Druckraum 14, der über eine Druckzufuhrung
16 mit einer Hochdruckquelle 18 in Verbindung steht. Der Antrieb 12 und die Hochdruckquelle
18 sind mit einer Steuereinrichtung 20 verbunden, die es ermöglicht, die Stempelbewegung
und/oder den Druck des Druckmediums D im Rhythmus einer Schwingung zu steuern.
[0020] Obwohl sich diese schematische Darstellung auf den Aufbau einer Vorrichtung in der
Art zum hydromechanischen Tiefziehen bezieht, trifft der Grundaufbau und das Verfahren
auch auf Vorrichtungen zum Innenhochdruck-Umformen zu. Das Werkstück 8 ist dann nicht
ein zwischen zwei Werkzeughälften 4 und 6 eingespanntes Blech, sondern ein zwischen
zwei Werkzeughälften eingelegter und anschließend mit Innenhochdruck beaufschlagter
Hohlkörper.
[0021] Entsprechend des ersten Ausführungsbeispiels (Fig. 1) erteilt die Steuereinrichtung
20 dem Stempel 10 über den Antrieb 12 einen mit einer Schwingung überlagerten konstanten
Vorschub in Richtung der Wandung des Werkstückes 8. Indem der Stempel 10 je Schwingungsperiode
immer ein größeres Stück in die Wand 8 eindringt, als er sich daraus zurückzieht,
gelangt er schrittweise vorwärts, bis er sie entgegen einem von der Steuereinrichtung
20 über die Druckquelle 18 und den Kanal 16 aufrechterhaltenen konstanten Innenhochdruck
vollständig durchdrungen hat und der Ausschnitt hergestellt ist. In Abhängigkeit vom
Werkstückwerkstoff und der gewünschten Geometrie des Ausschnittes kann es vorteilhaft
sein, den konstanten Hochdruck durch einen schwingend oder nichtschwingend zu- oder
abnehmenden Hochdruck zu ersetzen.
[0022] Entsprechend eines weiteren Ausführungsbeispiels (Fig. 2) ist es vorgesehen, den
Stempel 10 durch Umkehr des konstanten Vorschubs schwingend von der Wandung des Werkstückes
8 wegzubewegen. Dabei kann der Druck des Druckmediums D im Druckraum 14 konstant sein
oder auch schwingend oder nichtschwingend, beispielsweise linear erhöht werden. Da
der Stempel 10 je Schwingungsperiode immer ein größeres Stück einer am Werkzeugteil
4 umlaufenden Schneidkante 22 freigibt als er sie wieder verdeckt, trennt sich die
Wandung 8 unter dem höher werdenden Druck im Druckraum 14 schrittweise an der am Werkzeug
2 umlaufenden Schneidkante 22 auf.
[0023] Gemäß einem abschließenden Ausführungsbeispiel wird nur der Hochdruck des Druckmediums
D im Rhythmus einer Schwingung gesteigert, während der Stempel 10 mit konstantem Vorschub
von der Wand 8 wegbewegt wird, so daß diese an der am Werkzeug 2 umlaufenden Schneidkante
22 im Rhythmus der Hochdruckschwingung geschnitten wird.
[0024] In Fig. 3 ist das Weg-Zeit-Diagramm eines die Wand 8 schwingend schneidenden Stempels
10 gezeigt. Unter dem Einfluß der Steuereinrichtung 20 ist dem durch den Antrieb 12
realisierten Vorschub eine Schwingung mit einer Frequenz von 17 Hz überlagert worden.
Die Amplitude der resultierenden Vorschubschwingung weist z.B. einen positiven Anteil
von 0,06 mm/s und einen negativen Anteil von 0,04 mm/s auf. Auf dieser Basis durchdringt
der Stempel 10 bei geringer Schneidkraft in die Wand eines Werkstücks und hinterläßt
dabei eine Lochung von hoher Qualität.
[0025] Ein vergleichbares Ergebnis läßt sich mit einer von einem Ultraschallgeber bereitgestellten
Ultraschallschwingung erzielen, deren Frequenz vorzugsweise 20 kHz beträgt.
1. Verfahren zum Lochen eines Werkstückes, wobei das Werkstück (8) als ein nach dem Innenhochdruckumformverfahren
hergestellter Hohlkörper oder als ein hydrogefomtes blechförmiges Teil ausgebildet
sein kann, und die eine Seite der Wandung des Werkstückes (8) einem unter Hochdruck
stehenden Druckmedium (D) und dessen andere Seite der Einwirkung eines in einem Werkzeug
(2) geführten Stempels (10) ausgesetzt wird und der Stempel (10) entweder die Wandung
des Werkstückes (8) entgegen der Wirkung des Druckmediums (D) schneidet oder eine
am Werkzeug (2) ausgebildete umlaufende Schneidkante (22), an der sich die Wandung
des Werkstückes (8) unter dem Einfluß zunehmenden Druckes des Druckmediums (D) geschnitten
wird, freigibt oder beides nacheinander ausführt, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewegung des Stempels (10) in Form der Vorschubbewegung beim Aufschneiden
der Wandung des Werkstückes (8) und/oder in Form der Rückhubbewegung beim Freigeben
der umlaufenden Schneidkante (22) des Werkzeuges (2) von einer Schwingung überlagert
wird und/oder das Aufbringen des an der Wandung (8) anliegenden Hochdrucks durch das
Druckmedium (D) im Rhythmus einer Schwingung erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Lochen des Werkstückes (8) durch den Stempel (10) bei nichtschwingendem
oder schwingendem zu- oder abnehmendem Hochdruck des Druckmediums (D) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß zuerst unter einer Vorschubbewegung des Stempels (10) das Anschneiden der Wandung
des Werkstückes (8) bis auf eine Restwanddicke erfolgt und anschließend unter einer
Rückhubbewegung des Stempels (10) die umlaufende Schneidkante (22) durch den Stempel
(10) freigegeben wird, so daß der Ausschnitt (1) durch den Hochdruck des Druckmediums
(D) bei gleichzeitiger Schwingungsüberlagerung der Stempelbewegung des Stempels (10)
und/oder des Druckes des Druckmediums (D) aus der Wandung des Werkstückes (8) ausgeschnitten
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche von 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Anschneiden der Wandung des Werkstückes (8) bis auf eine Restwanddicke und
die Rückhubbewegung des Stempels (10) die zur Freigabe der umlaufende Schneidkante
(22) durch den Stempel (10) wechselweise im Rhythmus einer Schwingung erfolgen.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche von 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Frequenz der Schwingung von Stempel (10) und/oder Druckmedium (D) in der
Größenordnung von 5 bis 50 Hz liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Frequenz der Schwingung von Stempel (10) und/oder Druckmedium (D) im Ultraschallbereich
liegt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche von 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwingungsamplituden und/oder die Frequenzen der Schwingungen von Stempel
(10) und Druckmedium (D) gleich oder unterschiedlich sind.
8. Vorrichtung zum Lochen eines Werkstückes, mit einem Hochdruck-Umformwerkzeug (2),
wobei auf einer Seite der Wandung des Werkstückes (8) der Stempel (10) angeordnet
ist und sich auf der anderen Seite der Wandung des Werkstückes (8) ein Hochdruckaum
(14) befindet sowie mit einer Quelle (18) zum Bereitstellen eines mit Hochdruck beaufschlagbaren
Druckmediums (D) und einer Druckzuführung (16) zum Zuführen des Druckmediums (D) in
den Hochdruckraum, dadurch gekennzeichnet, daß der Druckzylinder (12) zur Erzeugung des Stempelvorschubes und des Stempelrückhubes
mit einer Einrichtung zur Erzeugung der Schwingung des Stempels (10) und/oder daß
der Druckzylinder zur Erzeugung des Hochdruckes des Druckmediums mit einer Einrichtung
zur Erzeugung der Schwingungen im Druckmedium gekoppelt sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß eine Steuereinrichtung (20) vorgesehen ist, mit der Stempelbewegung und die
Schwingung des Stempels (10) und/oder der Hochdruck des Druckmediums (D) und dessen
Schwingungsüberlagerung steuerbar sind.