Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Fertigung von Rohren
eines Wärmeübertragers, insbesondere eines Vorwärmers in einem Kraftwerk, wobei die
Rohre in einem Rohrboden hydraulisch eingewalzt und ein abgerundeter Rohreinlauf gebildet
werden.
Stand der Technik
[0002] Bei Wärmeübertragern in Kraftwerken werden die mit Wasser durchflossenen Rohre mittels
Einwalzungstechniken in Rohrböden fixiert. Hierfür wird zunächst ein Rohr in eine
Bohrung eines Rohrbodens plaziert und sodann der Dorn der Walzmaschine in das Rohr
eingeführt , welcher das Rohr plastisch so aufweitet, dass dieses an Innenwand der
Bohrung haftet. Durch die Einwalzung wird das Rohr in der Regel durch die Haftkräfte
zwischen der Bohrungswand und der Rohraussenwand fixiert und abgedichtet. Die Dichtheit
der Verbindung zwischen Rohr und Rohrboden wird durch Schweissen verbessert, wobei
die Schweissnaht lediglich als Dichtnaht dient und zu den Haftkräften nicht beiträgt.
Man unterscheidet heute zwischen mechanischer und hydraulischer Einwalztechnik. Die
mechanische Einwalzung erstreckt sich dabei typischerweise über eine Tiefe von 20
bis 30 mm, welche zumeist kleiner ist als die des Rohrbodens. Ein Einwalzen über die
gesamte Rohrbodentiefe ist mit dieser Methode zwar möglich, erweist sich jedoch als
zeitaufwendig und bei den einen Rohrmaterialien als schwierig. Die hydraulische Walzmethode,
wie sie zum Beispiel von der Firma Teco tube expanders company in Wuppertal, DE durchgeführt
wird, verwendet anstelle der mechanischen Aufweitung des Rohres eine hydraulische
Aufweitung. Diese erlaubt, unabhängig vom Rohrmaterial, eine problemlose Aufweitung
und die Befestigung des Rohres über die gesamte Rohrbodentiefe, wodurch die resultierende
Festigkeit der Verbindung erhöht ist. Ferner erlaubt die hydraulische Aufweitung über
die gesamte Rohrbodentiefe die Verwendung von dünneren und kostengünstigeren Rohrböden,
da durch eine solche Aufweitung die Rohrwanddicke als tragender Teil im Rohrboden
berücksichtigt werden kann.
[0003] Bei Vorwärmern in Kraftwerken, insbesondere bei Hochdruckvorwärmern, ereignen sich
relativ häufig Schäden durch Erosion am Rohreinlauf. Solche Schäden werden erfolgreich
durch sogenannte Inserts (Einschübe) behoben. Diese Inserts, wie beispielsweise in
der Britischen Patentschrift 1,141,239 beschrieben, sind trompetenförmige Gebilde,
die am Rohreinlauf durch Rohraufweitung fixiert werden und über die Fläche des Rohrbodens
leicht hinausragen. Die Trompetenform des Einlaufstückes des Rohres ist auch unter
dem Begriff "bellmouth inlet" bekannt. Die runde Form der Inserts begünstigt den Strömungseinlauf,
indem die radialen Geschwindigkeitgradienten am Übergang von der Wasserkammer zum
Rohr sowie die Scherkräfte an der Rohrinnenwand reduziert werden. Die Widerstandswerte
des Strömungseinlaufs bei einem derartigen Rohreinlauf sind zum Beispiel in I.E. Idelchick,
Handbook of Hydraulic Resistance, S. 126, 2. Edition, Springer Verlag (1986) diskutiert.
Ein niedriger Widerstandswert bewirkt einerseits eine Reduzierung des Einlaufdruckverlusts,
andererseits eine Schonung der Oxidschicht des Rohres und eine allgemeine Reduktion
der Erosion und Korrosion des Rohres. Zusätzlich sind die Rohreinlaufstücke jeweils
aus erosions- und korrosionsresistenten Werkstoffen gefertigt.
Die Inserts erbringen ferner den Vorteil, indem sie um ein Mehrfaches des Rohraussendurchmessers
über die Rohrbodenfläche herausragen und sich im Bereich des Einlauffeldes ein "Wasserpolster"
bildet, das eine Erosion des Rohrbodens stark vermindert.
Nachteilig bei solchen Inserts ist jedoch, dass sich infolge der Einwalzung im Bereich
der Einwalzstelle an der Nahtstelle zwischen Insert und Rohr eine Strömungsstolperstelle
bildet, welche das Risiko von Spaltrissen und an diesen sich bildender Korrosion erhöht.
Letztlich werden durch die nachträgliche Befestigung von Inserts zusätzliche Kosten
verursacht.
Darstellung der Erfindung
[0004] Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Fertigung
von hydraulisch eingewalzten Rohren in Rohrböden mit einem gerundeten Einlaufrohrstück
zu schaffen, bei der das Einwalzen des Rohres in den Rohrboden und die Herstellung
des Rohreinlaufstückes in einem verkürzten und deshalb kostengünstigeren Arbeitsgang
vollführt wird und durch die Strömungsstolperstellen vermieden und das Risiko von
Spaltrisskorrosion minimiert wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss durch ein hydraulisches Einwalzverfahren für Rohre
in Rohrböden eines Wärmeübertragers gelöst, bei dem die hydraulische Aufweitung der
Rohre und die Bildung von Rohreinlaufstücken aus den Rohren selbst in einen einzigen
Arbeitsgang zusammengefasst werden. Hierzu werden zunächst die Rohre eines Wärmeübertragers
durch die Bohrungen eines Rohrbodens geführt und am Einflussende mit einer Überlänge
abgeschnitten, die ein Mehrfaches des Aussendurchmessers eines Rohres beträgt. Zwecks
der hydraulischen Aufweitung eines Rohres wird sodann der Dorn einer hydraulischen
Aufweitmaschine in die gesamte Tiefe des Rohrbodens eingeführt. Durch Abgabe eines
hydraulischen Drucks wird das Rohr aufgeweitet bis es an der gesamten Innenwand der
Bohrung haftet. Zugleich wird das Rohrende, der Bördelkopf des Rohres, hydraulisch
in Richtung Rohrboden gedrückt bis das Rohrende eine vorbestimmte gerundete Form erreicht.
[0005] Ein erster Vorteil des Verfahrens liegt darin, dass die Aufweitung sowie die Bildung
des Einlaufstücks in einer kurzen Arbeitszeit und daher kostengünstig durchgeführt
wird. Die für das gesamte Verfahren notwendige Zeit beträgt nur 8-10 Sekunden, was
darauf zurückzuführen ist, dass das Verfahren rein hydraulisch ohne weitere Materialstücke
durchgeführt wird und ein Zurückfräsen der Rohrenden sowie das Einführen und Befestigen
von separaten Inserts entfällt. Ein zweiter Vorteil liegt in der Verwendung desselben
Rohres für die Herstellung des Rohreinlaufstückes. Einerseits ist kein zusätzliches,
vorgefertigtes Rohreinlaufstück notwendig, andererseits ergibt sich keine Naht und
daher keine Strömungsstolperstelle, welche sorgfältig abgerundet werden müsste. Durch
die vollständige Vermeidung einer Nahtstelle zwischen Rohreinlaufstück und Rohr ist
das Risiko von Spaltrissen und daraus resultierender Korrosion ebenfalls vermieden.
[0006] Die Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens besteht aus einer Vorrichtung zur
hydraulischen Aufweitung eines Rohres mit einem Dorn, welcher in das Rohr eingeführt
wird und der einen abdichtbaren Druckraum und mehrere Kanäle zum Einfüllen einer Druckflüssigkeit
aufweist. Insbesondere weist die Vorrichtung eine weitere Formvorrichtung auf, die
vom Dornende etwas zurückversetzt und ausserhalb des Rohrendes angeordnet ist und
äusserlich die zu bildende gerundete Form des Rohreinlaufstückes besitzt. Die Formvorrichtung
enthält wiederum einen abdichtbaren Druckraum mit einem Auffüllkanal für die Druckflüssigkeit,
durch welche die Formvorrichtung bewegt und das Rohrende in die vorbestimmte Form
gedrückt wird.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0007] Es zeigen:
Figur 1: Eine Vorrichtung im Querschnitt zur Aufweitung eines Rohres und Bildung des
Rohreinlaufs mit dem ungefertigten Rohr.
Figur 2: Dieselbe Vorrichtung mit dem fertig eingewalzten Rohr und abgerundetem, trompetenförmigen
Rohreinlauf.
Weg der Ausführung der Erfindung
[0008] Das Verfahren zur Fertigung des Rohres in einem Rohrboden wird anhand der folgenden
Vorrichtung beschrieben.
In der Figur 1 ist ein Rohrboden 1 gezeigt mit einer Bohrung 2, in die ein Rohr 3
geführt ist. Die Vorrichtung zur Fertigung des Rohres 3 weist einen Dorn 4 auf mit
einem zentralen Auffüllkanal 5, der von einem nicht eingezeichneten Flüssigkeitsbehälter
herführt, und drei Seitenkanälen 6 für die hydraulische Flüssigkeit. Der mittlere
Seitenkanal 6 führt vom zentralen Kanal 5 in einen schmalen Hohlraum 7, der durch
den Dorn 4 und die Innenwand des Rohres 3 begrenzt wird. Die beiden äusseren Kanäle
6 führen je zu einem O-Ring 8, welche den Hohlraum 7 zwischen dem Dorn 4 und der Rohrinnenwand
9 abdichtet. Unmittelbar ausserhalb des Rohrendes 10 ist auf dem Dorn 4 eine Formvorrichtung
11 angeordnet, die auf dem Dorn 4 gleitet. Sie weist auf der dem Rohrende 10 zugewandten
Seite eine geschwungene Form 12 auf, welche jene Form besitzt, die für die Innenseite
des Rohreinlaufs gewünscht ist. Ein Kanal 13 führt vom einem nicht eingezeichneten
Flüssigkeitsbehälter zu einem Hohlraum 14 für die hydraulische Flüssigkeit. Der Hohlraum
13 wird wiederum durch O-Ringe 15 und ein umgebendes Gehäuse 16 luftdicht abgeschlossen.
Der Dorn 4 weist ferner einen Anschlag 17 auf, welche die freie Bewegung der Formvorrichtung
11 in Richtung des Rohrbodens 1 begrenzt. Eine Rückstellfeder 18 ist zwischen einem
weiteren Anschlag 19 und den O-Ringen 15 angeordnet und bestimmt in ihrem entspannten
Zustand die Ruheposition der Formvorrichtung 11.
Im Verfahren zur Befestigung des Rohres 3 in der Bohrung 2 und zur Fertigung des Rohreinlaufs
wird zuerst das Rohr 3 durch die Bohrung 2 so weit hindurch geführt, dass ein Rohrstück
über die Fläche 20 des Rohrbodens 1 hinausragt. Das Rohr wird sodann mit einer Überlänge
vom zwei- bis vierfachen Rohraussendurchmessers abgeschnitten. Der Dorn 4 der Aufweitungsvorrichtung
wird in die gesamte Tiefe des Rohrbodens 1 eingeführt. Zur hydraulischen Autweitung
des Rohres 3 werden die Hohlräume des Systems mit Flüssigkeit gefüllt und unter Druck
gesetzt, d.h. also der zentrale Kanal 5, die drei Seitenkanäle 6 und der Hohlraum
7, der durch den Dorn 4, die O-Ringe 8 und die Rohrinnenwand begrenzt wird. Die O-Ringe
8 werden dabei gespreizt, sodass sie den Hohlraum 7 luftdicht abschliessen. Sobald
das Rohr 3 aufgeweitet worden ist und in der Bohrung 2 haftet, erfolgt ein zweiter
Druckaufbau im Hohlraum 14 der Formvorrichtung 11. Der Druck bewirkt eine Schiebung
der Formvorrichtung 11 bis zum Anschlag 17, wobei der Bördelkopf, das Rohrende 10
in Richtung Rohrboden gedrückt wird. Das Rohrende erhält dabei die Trompetenform gemäss
der geschwungenen Form 12. Nach Abklingen des hydraulischen Drucks kehrt die Formvorrichtung
durch Wirkung der Rückstellfeder 18 wieder in ihre Ausgangsposition zurück. Figur
2 zeigt den vollendeten abgerundeten trompetenförmigen Rohreinlauf mit der Vorrichtung
11 am Anschlag 17. Der Arbeitsvorgang dauert insgesamt ca. 8-10 Sekunden.
Der Krümmungsradius der Trompetenform des gebildeten Rohreinlaufstückes beträgt vorzugsweise
ca. zehn Prozent des Innendurchmessers des Rohres. Gemäss den Berechnungen von Idelchick
führt eine solche Krümmung des Rohreinlaufs zu einem Widerstandswert für die Einlaufströmung,
der ca. vier mal kleiner ist als der eines Rohres mit scharfen Kanten.
Nach Vollführung der Aufweitung des Rohres und Bildung der Trompetenform werden die
Kanten jedes Rohreinlaufs in einer Nachbearbeitung entgratet, um von den Kanten ausgehende
Wirbelströme zu minimieren.
Bezugszeichenliste
[0009]
- 1
- Rohrboden
- 2
- Bohrung
- 3
- Rohr
- 4
- Dorn
- 5
- zentraler Auffüllkanal
- 6
- Seitenkanal
- 7
- Hohlraum
- 8
- O-Ring
- 9
- Rohrinnenwand
- 10
- Rohrende
- 11
- Formvorrichtung
- 12
- geschwungene Form
- 13
- Kanal
- 14
- Hohlraum
- 15
- O-Ring
- 16
- Gehäuse
- 17
- Anschlag
- 18
- Rückstellfeder
- 19
- Anschlag
- 20
- Fläche
1. Verfahren zur hydraulischen Aufweitung von Rohren (3) in Bohrungen (2) in Rohrböden
(1) eines Wärmeübertragers mittels einer hydraulischen Vorrichtung und zur Fertigung
von gerundeten Rohreinläufen
dadurch gekennzeichnet, dass
die hydraulische Aufweitung der Rohre (3) und die Fertigung der gerundeten Rohreinläufe
mittels derselben hydraulischen Vorrichtung in einem einzigen Arbeitsgang durchgeführt
werden und die Rohreinläufe aus den Enden derselben Rohre (3) gebildet werden.
2. Verfahren nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Rohre (3) durch die Bohrungen (2) des Rohrbodens (1) geführt und an ihren Einflussenden
mit einer Überlänge abgeschnitten und über die gesamte Tiefe der Bohrungen (2) hydraulisch
aufgeweitet werden, und die gerundeten Rohreinläufe mittels derselben hydraulischen
Vorrichtung aus den über den Rohrboden (1) herausragenden Rohrenden (10) derselben
Rohre (3) gebildet werden.
3. Verfahren nach Patentanspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
nach Aufweitung der Rohre (3) über die gesamte Tiefe der Bohrungen (2) des Rohrbodens
(1) die Rohrenden (10) mittels einer hydraulischen Formvorrichtung (11) auf derselben
hydraulischen Vorrichtung für die Aufweitung in Richtung des Rohrbodens (1) gedrückt
werden, sodass die Rohrenden (10) eine vorbestimmte Form erreichen.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens flach Patentansprüchen 1 bis 3 mit einem
Dorn (4) zum Einführen in das Rohr (3) und Kanälen (5, 6) zum Auffüllen einer Flüssigkeit
zwecks hydraulischer Aufweitung des Rohres, wobei nach Einführen des Dorns (4) in
das Rohr (3) zwischen Dorn (4) und Rohr (3) ein abdichtbarer Hohlraum (7) besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Vorrichtung zur hydraulischen Aufweitung des Rohres (3) eine weitere hydraulische
Formvorrichtung (11) aufweist zur Bildung von abgerundeten Rohreinläufen, die am Dorn
(4) der Vorrichtung ausserhalb des Rohrendes (10) angeordnet und auf diesem schiebbar
ist, und die abdichtbare Hohlräume (14) und Kanäle (13) zum Auffüllen der Hohlräume
(14) mit Flüssigkeit sowie auf der dem Rohrende (10) zugewandten Seite eine geschwungene
Form (12) aufweist, die jener der Innenseite des zu bildenden Rohreinlaufs entspricht.
5. Vorrichtung nach Patentanspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die geschwungene Form (12) einen Krümmungsradius aufweist, der mehr als vier Prozent
des Innendurchmessers des Rohres (3) beträgt.