[0001] Die Erfindung betrifft ein Schutzelement zum Schutz eines Stromverbrauchers vor Ueberlastung
gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Verwendung desselben. Es sind seit
längerem Widerstandselemente, sogenannte PTC-Elemente bekannt mit einer Polymermatrix
und in dieselbe eingebettetem pulverförmigem Füllstoff aus leitfähigem Material. Der
Widerstand dieser Elemente nimmt sprunghaft um mehrere Grössenordnungen zu, wenn die
Temperatur des Widerstandselements eine Schalttemperatur erreicht. Sie entspricht
dem Schmelzpunkt des Polymers, bei welchem die Teilchen des Füllstoffs durch das Schmelzen
der Matrix getrennt werden.
[0002] Dieser Effekt lässt sich u. a. zur Strombegrenzung, insbesondere zur Abschaltung
von Ueberströmen benützen. Dabei wird ein Widerstandselement, dessen Temperatur bei
Nennstrom im hochleitenden Bereich bleibt, aber durch einen Ueberstrom so weit erwärmt
wird, dass es die Schalttemperatur erreicht, als Schutzelement mit dem Stromverbraucher
in Reihe gelegt.
[0003] Es wurde auch bereits vorgeschlagen (J. Mater. Res. 6/1 (1991)), bei PTC-Widerständen
zur Verhinderung einer Ueberhitzung des Polymers einen weiteren pulverförmigen Füllstoff
vorzusehen, welcher bei einer oberhalb dieser Schalttemperatur liegenden kritischen
Temperatur einer Phasenumwandlung unterliegt, bei der er Umwandlungswärme aufnimmt,
so dass eine weitere Erwärmung des Widerstandskörpers verhindert oder jedenfalls verzögert
wird.
[0004] Für diverse Anwendungen sind Schutzelemente erforderlich, bei denen die Auslösekennlinie,
d. h. die Ansprechzeit als Funktion des Ueberstromfaktors eine bestimmte Form aufweist.
Wenn der Ueberstrom ein bestimmtes Vielfaches eines Nennstroms ausmacht, so soll das
Schutzelement nach einer bestimmten, von diesem Faktor abhängigen Zeit den Strom abschalten.
Dies gilt besonders für Motorschutzschaltungen, die in Reihe mit einem Elektromotor
liegen und während einer gewissen Zeit, z. B. 1 bis 10 sec einen erhöhten Motoranlaufstrom
tragen müssen, der beispielsweise bis zum 5- bis 10-fachen des Nennstroms beträgt.
Anschliessend soll der Grenzwert, bei dem die Motorschutzschaltung abschaltet, bis
nahe an den Nennstrom absinken, so dass zur Vermeidung einer thermischen Ueberlastung
des Motors auf Dauer nur ein kleiner Ueberstrom toleriert wird.
[0005] Derartige Motorschutzschaltungen können derzeit nur durch verhältnismässig aufwendige
Reihenschaltungen verschiedener Schaltelemente realisiert werden, z. B. einer rasch
auf kurze hohe Ueberströme, wie sie etwa durch Blitzschlag verursacht werden, reagierenden
Sicherung, eines auf etwas länger dauernde weniger ausgeprägte Ueberströme wie z.
B. Kurzschlussströme ansprechenden Schalters und eines Thermorelais, das bei langanhaltenden
geringen Ueberströmen abschaltet.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schutzelement zu schaffen, das eine
für derartige Aufgaben geeignete Abhängigkeit der Ansprechzeit vom Ueberstromfaktor
aufweist und das daher im Rahmen einer einfacheren Schaltung, vorzugsweise allein
oder in Reihe mit lediglich einem Schalter oder Trenner ausreicht, um eine solche
Schutzaufgabe zu erfüllen.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Erfindung gemäss dem Kennzeichen des Patentanspruchs
1 gelöst. Während etwa herkömmliche PTC-Widerstände eine Auslösekennlinie aufweisen,
welche bei korrekter Einstellung im Bereich kurzer hoher und tiefer langandauernder
Ueberströme bei üblichen Motoranlaufströmen zu rasch ansprechen oder umgekehrt zwar
die erforderlichen Motoranlaufströme zulassen aber bei kurzen hohen und vor allem
bei tiefen langandauernden Ueberströmen zu langsam reagieren, lässt sich dies durch
die erfindungsgemässe Massnahme korrigieren, indem die Erwärmung des Widerstandselements
im Bereich zu erwartender Motoranlaufströme gezielt verzögert und die Ansprechzeit
dadurch verlängert wird.
[0008] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile liegen vor allem darin, dass sie die
Möglichkeit eröffnet, einfach aufgebaute, zuverlässige und mit verhältnismässig geringem
Aufwand herstellbare Schutzelemente für den Schutz empfindlicher Bauteile vor Ueberströmen
herzustellen. Besonders geeignet sind erfindungsgemässe Schutzelemente als Motorschutzschaltungen
für Elektromotoren oder als Komponenten derartiger Schaltungen.
[0009] Im folgenden wird die Erfindung unter Zuhilfenahme von Figuren näher erläutert. Es
zeigen
- Fig. 1
- ein Schaltbild enthaltend einen Elektromotor und eine Motorschutzschaltung mit einem
erfindungsgemässen Schutzelement und
- Fig. 2
- die Ansprechzeit als Funktion des Ueberstromfaktors für ein bekanntes gattungsgemässes
Widerstandselement und für ein erfindungsgemässes Schutzelement, ausserdem die Grenzwerte
für einen zulässigen Motoranlaufstrom.
[0010] Erfindungsgemässe Schutzelemente weisen jeweils in bekannter Weise einen mit zwei
Kontaktelektroden versehenen Widerstandskörper auf. Gemäss einem ersten Ausführungsbeispiel
ist der Widerstandskörper folgendermassen zusammengesetzt: als Matrixmaterial dient
ein hitzebeständiger Thermoplast, vorzugsweise ETFE, z. B. Hostaflon® der Hoechst
AG mit einem Schmelzpunkt zwischen 210°C und 270°C, jedenfalls mindestens 200°C. Der
Anteil an der Masse des Widerstandskörpers beträgt 40%(Vol.). Als erster Füllstoff
wird TiB
2-Pulver beigemischt, und zwar ebenfalls 40%(Vol.). Das Material weist eine sehr hohe
Leitfähigkeit auf, so dass das Schutzelement bei niedrigen Temperaturen einen geringen
Widerstand zeigt. Die verbleibenden 20%(Vol.) fallen auf einen zweiten Füllstoff,
Pentaerythrit, das ebenfalls in Pulverform beigegeben wird. Dieses Phasenübergangsmaterial
weist einen fest-fest-Phasenübergang bei einer kritischen Temperatur T
c=187°C auf, bei welchem es 505J/cm
3 Umwandlungswärme aufnimmt.
[0011] Bei einem Schutzelement nach einem zweiten Ausführungsbeispiel werden das gleiche
Matrixmaterial und der gleiche erste Füllstoff zu den gleichen Anteilen verwendet
wie beim ersten. Als zweiter Füllstoff wird, ebenfalls zu 20%(Vol.), UHMWPE in Pulverform
beigegeben. Ein derartiges Polymer, das bei 135°C schmilzt, kann ebenfalls von der
Firma Hoechst bezogen werden. Dieses Phasenübergangsmaterial nimmt beim Schmelzen
186 J/cm
3 an Umwandlungswärme auf. Es ist dann noch hochviskos, so dass sein Phasenübergang
weiter keine wesentliche Auswirkung auf den Zustand des Widerstandskörpers hat.
[0012] Es sind natürlich viele andere Zusammensetzungen des Widerstandsmaterials für das
Schutzelement möglich. Insbesondere kann als zweiter Füllstoff auch Pulver von ferroelektrischem
Material wie NaNO
2 oder NaNO
3 eingesetzt werden. Diese Phasenübergangsmaterialien weisen jeweils einen fest-fest-Phasenübergang
bei T
c=162°C bzw. 275°C auf und nehmen Umwandlungswärmen von 40,1J/cm
3 bzw. 209J/cm
3 auf.
[0013] Daneben können Phasenübergangsmaterialien eingesetzt werden, die bei verhältnismässig
tiefer Temperatur schmelzen, also einen fest-flüssig-Phasenübergang zeigen. Hier kommen
vor allem Metalle und Legierungen in Frage, z. B. Sn mit einem Schmelzpunkt von T
c=157°C oder Sn/Pb-63/37 mit T
c=183°C, aber auch Salze oder organische Substanzen wie Quinol mit T
c=172°C. Vorzugsweise werden schmelzende Materialien in mikrogekapselter Form verwendet,
da sonst die Gefahr besteht, dass das Schmelzen des Materials irreversible Veränderungen
im Widerstandskörper hervorruft. Derartige Materialien werden beispielsweise von Triangel
Research and Development Corporation angeboten. Vorzugsweise werden Phasenübergangsmaterialien
eingesetzt, deren Umwandlungswärme verhältnismässig gross ist, z. B. mindestens 40
J/cm
3 beträgt.
[0014] Als Matrixmaterial kommt neben hochschmelzenden Thermoplasten auch Polyäthylen in
Frage, das bei ca. 135°C schmilzt. Dies entspricht der Schalttemperatur des Schutzelements,
so dass die kritische Temperatur T
c des zweiten Füllstoffs tiefer liegen sollte. Auch für den ersten Füllstoff kann natürlich
eine andere Wahl als TiB
2 getroffen werden.
[0015] Bei Stromstärken bis zu einem bestimmten Nennstrom sind die Teilchen des ersten Füllstoffs
miteinander in Kontakt und bilden durchgehende Strompfade. Die Temperatur des Widerstandskörpers
ist stabil und das Schutzelement weist geringen elektrischen Widerstand auf. Bei höheren
Strömen werden die besagten Teilchen zunehmend erwärmt und durch den Kontakt mit ihnen
auch die Polymermatrix, bis diese bei Erreichen der Schalttemperatur schmilzt. Die
Teilchen des ersten Füllstoffs werden dadurch getrennt und der Widerstand des Schutzelements
steigt rasch um mehrere Grössenordnungen an. Die Ansprechzeit, die bis zum Erreichen
der Schalttemperatur verstreicht, hängt von der Energieaufnahme und diese wieder vom
Ueberstromfaktor, d. h. dem Quotienten I/I
n zwischen tatsächlichem Strom 1 und Nennstrom I
n ab.
[0016] Bei einem erfindungsgemässen Schutzelement wird bei nicht zu hohen Werten des Ueberstromfaktors
durch die Umwandlungswärme, die der zweite Füllstoff bei seinem Phasenübergang aufnimmt,
der Temperaturanstieg im Widerstandskörper verlangsamt. Die Schalttemperatur wird
dadurch später erreicht und die Ansprechkennlinie angehoben. Bei sehr hohen Ueberströmen
wird die Schalttemperatur dagegen erreicht, bevor ein Phasenübergang eintreten kann,
so dass derselbe sich auf die Ansprechzeit nicht auswirkt. Bei tiefem Ueberstromfaktor
wiederum ist die Ansprechzeit so gross, dass die durch den Phasenübergang bewirkte
Verzögerung kaum ins Gewicht fällt. Die Verlängerung der Ansprechzeit durch den Phasenübergang
lässt sich jeweils durch die Dosierung des zweiten Füllstoffs und seine Umwandlungswärme
beeinflussen. Die Stromstärke, bei der der Effekt auftritt, hängt u. a. von der Schnelligkeit
ab, mit der der Phasenübergang eintritt und lässt sich mindestens innerhalb gewisser
Grenzen durch die Teilchengrösse des zweiten Füllstoffs steuern. Es ist natürlich
möglich, auch kompliziertere Kennlinien einzustellen, indem etwa der zweite Füllstoff
aus zwei oder mehr Phasenübergangsmaterialien zusammengesetzt wird, welche bei verschiedenen
kritischen Temperaturen Phasenumwandlungen unterliegen.
[0017] Wie erläutert bewirkt also der Phasenübergang des zweiten Füllstoffs vor allem in
einem bestimmten Ueberstrombereich eine spürbare Verlängerung der Ansprechzeit des
Schutzelements. Dies kann in einer Motorschutzschaltung ausgenützt werden, wie sie
Fig. 1 zu entnehmen ist. Dort liegt ein Elektromotor 1 mit einer Motorschutzschaltung
2 und einer Stromquelle 3 in Serie. Die Motorschutzschaltung 2 enthält ein erfindungsgemässes
Schutzelement 4 und einen Schalter 5, welcher nach allfälligem Ansprechen des Schutzelements
4 geöffnet wird.
[0018] In Fig. 2 ist die Ansprechzeit T eines typischen bekannten gattungsgemässen Schutzelements
aus 50%(Vol.) ETFE als Matrixmaterial und 50%(Vol.) erstem Füllstoff als Funktion
des Ueberstromfaktors F=I/I
n gestrichelt dargestellt und die entsprechende Funktion eines erfindungsgemässen Schutzelements,
bei welchem 40%(Vol.) ETFE, mit 40%(Vol.) TiB
2 und 20%(Vol.) UHMWPE vermischt sind, durchgezogen. Ebenfalls durchgezogen sind die
zulässige Dauer des Motoranlaufstroms und der dem zulässigen Grenzwert desselben entsprechende
Ueberstromfaktor eingezeichnet.
[0019] Die beiden Schutzelemente sind so dimensioniert, dass ihre Ansprechzeiten jeweils
bei hohen und bei tiefen Ueberstromfaktoren praktisch übereinstimmen. Im Bereich maximal
zulässigen Motoranlaufstroms ist die Ansprechzeit T des bekannten Schutzelements zu
klein. Diejenige des erfindungsgemässen Schutzelements ist dort dagegen angehoben,
so dass sie knapp oberhalb der zulässigen Dauer des Motoranlaufstroms liegt.
1. Schutzelement zum Schutz eines Stromverbrauchers vor Ueberlastung mit einem zwischen
zwei Kontaktanschlüssen angeordneten Widerstandskörper, dessen elektrischer Widerstand
bei Erreichen einer Schalttemperatur sprunghaft ansteigt, aus einer Polymermatrix
und einem ersten pulverförmigen Füllstoff aus einem leitfähigen Material sowie einem
zweiten pulverförmigen Füllstoff, welcher mindestens ein Phasenübergangsmaterial enthält,
das bei einer kritischen Temperatur (Tc) einer Phasenumwandlung unterliegt, bei welchem es Umwandlungswärme aufnimmt, dadurch gekennzeichnet, dass die kritische Temperatur (Tc) unterhalb der Schalttemperatur liegt.
2. Schutzelement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite pulverförmige Füllstoff mindestens ein Phasenübergangsmaterial enthält,
das einem fest-fest-Phasenübergang unterliegt.
3. Schutzelement nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Füllstoff mindestens eines der folgenden Phasenübergangsmaterialien enthält:
Pentaerythrit, NaNO2, NaNO3.
4. Schutzelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite pulverförmige Füllstoff mindestens ein Phasenübergangsmaterial enthält,
das einem fest-flüssig-Phasenübergang unterliegt.
5. Schutzelement nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Füllstoff mindestens eines der folgenden Phasenübergangsmaterialien enthält:
UHMWPE, Quinol; Metall, Legierung oder Salz, insbesondere mikrogekapselt.
6. Schutzelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Umwandlungswärme des Phasenübergangsmaterials jeweils mindestens 40 J/cm3 beträgt.
7. Schutzelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymermatrix mindestens überwiegend aus Thermoplasten oder Polyäthylen besteht.
8. Schutzelement nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymermatrix mindestens überwiegend aus Fluor-Thermoplasten, insbesondere ETFE
besteht.
9. Verwendung eines Schutzelements (4) nach einem der Ansprüche 1 bis 8 in einer mit
einem Elektromotor (1) in Reihe liegenden Motorschutzschaltung (2).