[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Färben von Polyesterfasern aufweisendem
Textilgut, bei dem das Textilgut in einem alkalischen, einen Dispersionsfarbstoff
enthaltenden Färbebad bei einer Temperatur oberhalb von 100 °C behandelt wird.
[0002] Durch Polyester-Färbeverfahren bei Temperaturen oberhalb 100 °C - also unter Überdruck
- lassen sich kürzere Färbezeiten als unter Normaldruck erreichen. Außerdem sind Durchfärbung,
der Ausgleich von Fixier- und Verstreckungsunterschieden, die Farbausbeute und die
Farbechtheiten unter Hochtemperatur-(HT)-Bedingungen verbessert. Jedoch tritt unter
HT-Bedingungen bei den üblicherweise verwendeten Färbeverfahren im sauren Färbebad
folgendes Problem auf: Während des Färbeprozesses werden niedermolekulare Oligomere
aus dem Faserinneren freigesetzt, die bei der Erspinnung von Polyesterendlosfasern
als Nebenprodukte auftreten. Diese niedermolekularen Oligomere lagern sich im sauren
Färbebad beim Abkühlen der Färbeflotte auf der Faseroberfläche und an den Oberflächen
der Färbevorrichtungen ab. Durch diese Ablagerungen werden die technologischen Eigenschaften
des Textilgutes, wie z.B. Lauf- und Griffeigenschaften, erheblich verschlechtert.
Außerdem werden die Färbevorrichtungen durch die Oligomerablagerungen verschmutzt.
Weiterhin sind insbesondere bei dunklen Farbnuancen bei Verwendung eines sauren Färbebads
reduktive oder alkalische Reinigungsvorgänge erforderlich.
[0003] Aus diesem Grunde ist die Verwendung alkalischer Färbebäder vorgeschlagen worden.
Unter alkalischen Bedingungen ist die Löslichkeit der Oligomere erhöht. Weiterhin
findet eine teilweise Verseifung der freigesetzten Oligomere statt, wodurch die unerwünschten
Ablagerungen erheblich reduziert werden. Weiterhin kann bei alkalischem Färben in
vielen Fällen auf eine reduktive oder alkalische Nachbehandlung verzichtet werden.
Bei Verwendung der bekannten sauren Färbebäder stellt der Färbeprozeß im allgemeinen
die einzige Behandlungsstufe in saurem Medium dar. Durch alkalisches Färben kann dementsprechend
ein pH-Wechsel vermieden und damit das Risiko durch eingeschlepptes Alkali minimiert
werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß einbadige Färbeverfahren von Polyester-Cellulose-Fasermischungen
mit Direktfarbstoffen auch im Alkalischen möglich werden, was zusätzliche Auswahlmöglichkeiten
für entsprechende Direktfarbstoffe schafft. Außerdem wird es bei Verwendung eines
alkalischen Färbebads grundsätzlich möglich, das Auswaschen bzw. Entschlichten von
Polyesterstoffen in einem Bad mit der Färbung zu kombinieren. Weiterhin wird die Rekristallisation
von Faserabbauprodukten aus Splitting- und Abschälprozessen durch das Alkali verhindert.
[0004] Bei alkalischer Färbung treten jedoch verschiedene Probleme auf, die zu einem unbefriedigenden
Färbeergebnis führen können:
[0005] Zum einen wird die erhoffte Reduktion von Oligomerablagerungen bei bekannten alkalischen
Färbebädern häufig nicht erreicht.
[0006] Weiterhin sind die im sauren Färbebad verwendeten Dispersionsfarbstoffe im alkalischen
Färbebad teilweise instabil. Die Zerstörung der Farbstoffe erfolgt dabei durch Hydrolyse
von Esterverbindungen in den Seitenketten der Farbstoffmoleküle. Der Grad dieser Hydrolyse
ist in großem Maße vom pH-Wert des Färbebades während des gesamtes Färbeprozesses
abhängig. Bei bekannten Verfahren ist der pH-Wert Schwankungen unterworfen, die zu
nicht reproduzierbaren Färbeergebnissen führen können. Ein weiteres Problem stellen
Schwermetallionen und mehrwertige Metallionen im Färbebad dar, deren Vorhandensein
in wechselnden Konzentrationen großtechnisch nicht zuverlässig ausgeschlossen werden
kann. Der Einfluß der Schwermetall- und Metallionen (z.B. Cu
2+, Fe
2+) auf das Färbeergebnis ist im alkalischen Färbebad im allgemeinen erheblich größer
als im sauren Färbebad. Auch ist der Einfluß von Härtebildnern im Wasser des Färbebades
auf das Färbeergebnis im Alkalischen wesentlich größer als im Sauren. Auch weitere
Substanzen, wie z.B. Glucose als Abbauprodukt von Schlichteresten, können im Alkalischen
das Färbeergebnis negativ beeinflussen. Der stärkere Einfluß der vorgenannten Substanzen
im Alkalischen beruht z.T. darauf, daß das Reduktionspotential im Alkalischen stets
größer ist als im Sauren, so daß es zu einer irreversiblen Reduktion der Farbstoffe
kommen kann.
[0007] Weiterhin ist die Konzentration der im Färbebad gelösten Hilfssubstanzen dadurch
beschränkt, daß bei zu hoher Konzentration die generell schwerlöslichen Dispersionsfarbstoffe
trotz Verwendung von Dispergiermitteln nicht mehr in Lösung gehalten werden können.
[0008] Aus der DE 39 38 631 A1 ist ein Verfahren zum Färben von polyesterhaltigem Textilgut
im alkalischen Färbebad bekannt, bei dem dem Färbebad eine Aminosäure oder ein Anminosäurederivat
und ein Alkalimetallsalz der Aminosäure oder des Anminosäurederivats hinzugefügt wird.
Mit dem bekannten Verfahren können die vorstehend genannten Probleme jedoch nicht
befriedigend gelöst werden.
[0009] Der Erfindung liegt dementsprechend die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Färben
von Textilgut aus Polyester und dessen Fasermischungen der eingangs genannten Art
derart zu verbessern, daß die vorstehend genannten Probleme vermieden werden. Insbesondere
soll die Ablagerung von Oligomeren auf Färbegut und Färbevorrichtungen vermieden und
gleichzeitig ein großtechnisch reproduzierbares, gleichbleibend hochwertiges Färbeergebnis
erzielt werden. Weiterhin soll erfindungsgemäß ein Färbereihilfsmittel geschaffen
werden, mit dem die vorstehend genannten Probleme gelöst werden.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt gemäß einem Aspekt der Erfindung dadurch, daß die
Einstellung des pH-Wertes des Färbebades durch anfängliche Zugabe eines Puffergemisches
aus Glycin und/oder einem Glycinderivat und einer Lauge vor Beginn des Färbevorganges
erfolgt, und daß dem Färbebad ein Perboratsalz zugegeben wird.
[0011] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird der pH-Wert des Färbebades
durch anfängliche Zugabe eines Puffergemisches aus Glycin und Natronlauge vor Beginn
des Färbevorganges eingestellt und dem Färbebad vor Beginn des Färbevorganges Natriumperborat
zugegeben, so daß der pH-Wert durch die Wirkung des Puffergemisches von Beginn bis
zum Ende des Färbevorganges im wesentlichen konstant gehalten wird.
[0012] Mit dieser Lösung wird ein doppeltes Puffersystem geschaffen, durch welches eine
ausreichende pH-Konstanz bis zum Ende des Färbevorgangs gewährleistet und gleichzeitig
reduktiven Prozessen entgegengewirkt wird, ohne daß der Dispersionsfarbstoff durch
die Puffersubstanzen aus der Lösung verdrängt wird.
[0013] Der Erfindung liegt u.a. die Erkenntnis zu Grunde, daß bei bekannten alkalischen
Färbeverfahren der pH-Wert nicht ausreichend stabil gehalten wird. Vor allem durch
die Verseifung der Oligomere nimmt der anfangs eingestellte pH-Wert durch Verbrauch
von Alkali zum Ende des Färbeprozesses hin ab, was zur Folge hat, daß anfänglich verseifte
und gelöste Oligomere wieder ausfallen. Diesem Effekt wird durch ein leistungsfähiges
Puffergemisch entgegengewirkt. Außerdem werden unerwünschte pH-Änderungen durch saure
oder alkalische Färbebadbestandteile durch das Puffersystem verhindert und somit ein
gleichbleibendes Färbeergebnis erzielt.
[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform wird zur Pufferung zum einen ein Glycin/Natronlauge-Puffer
(bzw. Glycin/Glycin-Alkalimetallsalz-Puffer) verwendet, der chemisch wie folgt arbeitet:

[0015] Die protonierte Form beider Endgruppen liegt nur im Sauren, die deprotonierte Form
nur im Alkalischen vor. Durch Zugabe der Natronlauge wird das Zwitterion zum Amin
deprotoniert. Neben oder anstelle von NaOH ist auch die Verwendung einer anderen Lauge
(z.B. Soda oder Na
3PO
4) denkbar. Jedoch hat sich erwiesen, daß bei jeweils gleichem pH-Wert mittels NaOH
die beste Farbstoffstabilität erzielt wird.
[0016] Daß Glycin und Natronlauge im Rahmen der Erfindung als Puffer zusammenwirken, durch
den eine pH-Konstanz bis zum Färbeende erzielt wird, konnte durch versuchsweise Variation
des Verhältnisses Glycin/Natronlauge belegt werden. Das Färbeergebnis wurde gerade
dann optimal, wenn die genannten Bestandteile in einem durch die entsprechende Puffergleichung
für den gewünschten pH-Wert vorgegebenen Verhältnis dem Färbebad zugesetzt wurden.
Wird das Verhältnis zugunsten des Alkali verschoben, also ein pH-Wert größer als 9,5
erzeugt, so zeigt sich eine Instabilität der Farbstoffe, d.h. die Färbung ist nicht
reproduzierbar. Wird das Verhältnis zugunsten des Glycins verschoben, so ist die Pufferkapazität
nicht mehr ausreichend und der End-pH liegt deutlich unter 9,0 , was zu einer Redeposition
der Oligomere, bzw. deren Abbauprodukte, führt.
[0017] Im Rahmen der Erfindung kann sowohl Glycin als auch ein Glycinderivat, bei dem ein
Wasserstoff der Aminogruppe durch eine organische Gruppe ersetzt wird, verwendet werden.
Unsubstituiertes Glycin erweist sich als besonders vorteilhaft, da bei Verwendung
eines Glycinderivats die Aufnahme eines weiteren Protons zur Säurebildung erschwert
ist, was die Einstellung des Puffergleichgewichts verlangsamt. Die hydrophoben Reste
einer substituierten Amin-Gruppe zeigen außerdem eine erhöhte Dispergierwirkung, durch
die der Dispersionsfarbstoff länger im Färbebad gehalten wird und somit der Färbeprozeß
verlängert wird.
[0018] Versuche haben weiterhin ergeben, daß mit einem Glycin/Natronlauge-Puffer der pH-Wert
nicht in jedem Falle ausreichend konstant gehalten werden kann. Dies beruht darauf,
daß die verfügbare Pufferkapazität dadurch begrenzt ist, daß zu hohe Konzentrationen
der Puffersubstanzen die bevorzugt verwendeten Dispersionsfarbstoffe trotz Einsatz
von Dispergiermitteln aus dem Färbebad ausfällen würden. Die maximal verfügbare Pufferkapazität
des Glycin/Natronlauge-Puffers reicht jedoch nicht aus, um bei hohem Oligomeranfall
den pH-Wert bis zum Färbeende ausreichend konstant zu halten. Um das Färbeverfahren
auch bei größerem Oligomeranfall großtechnisch reproduzierbar durchführen zu können,
wird deshalb dem Färbebad erfindungsgemäß zusätzlich ein Perboratsalz, vorzugsweise
Natriumperborat, zugegeben, derart, daß bei der Färbetemperatur Wasserstoffperoxid
als Oxidationsmittel und ein den pH-Wert stabilisierendes Gemisch aus Borax und Natronlauge
gemäß nachfolgender Gleichung freigesetzt wird:

[0019] Das Natriumperborat erfüllt eine Doppelfunktion: Zum einen können Borax und Natronlauge
den pH-Wert des Färbebades im gewünschten Färbebereich stabilisieren. Die Pufferkapazität
des Borax beruht auf einer hydrolytischen Spaltung zu einer wasserarmen Polyborsäure.
In nachfolgendem Reaktionsschema wird deutlich, daß bei Vorhandensein von Borax und
Natronlauge ein Gleichgewicht erzeugt wird. Bei Verbrauch von Natronlauge zur Verseifung
von Oligomeren kann weiteres Borax gespalten werden, d.h. der pH wird aufrecht erhalten:

[0020] Zum anderen setzt Natriumperborat bei der Färbetemperatur H
2O
2 frei und wirkt somit als Oxidationsmittel, wodurch reduktiven Vorgängen, die das
Färbeergebnis im Alkalischen negativ beeinflussen können, entgegengewirkt wird. Insbesondere
wird einer Dehalogenierung der Farbstoffe durch Schwermetalle unter reduktiven Bedingungen
entgegengewirkt. Auch vielfältige andere Faserbegleitstoffe können ein farbstoffzerstörendes
reduktives Potential aufweisen, dem durch das entstehende Wasserstoffperoxid entgegengewirkt
wird. Somit wirkt das Natriumperborat erfindungsgemäß als Farbstoffstabilisitor. Hingegen
soll eine Oxidation der Farbstoffe, wie sie zwecks Rückbildung des Farbpigments z.B.
beim Färben von Cellulosefasern mit Küpenfarbstoffen erwünscht ist, im Rahmen der
Erfindung gerade vermieden werden. Damit durch die in diesem Falle unerwünschte Oxidation
der Farbstoffe das Färbeergebnis nicht negativ beeinflußt wird, ist die einsetzbare
Konzentration des Natriumperborats begrenzt. Versuche haben gezeigt, daß ein Puffersystem
nur auf Natriumperboratbasis nicht die erforderliche Pufferkapazität aufweisen kann,
ohne daß das Färbeergebnis durch Schädigung der Farbstoffe negativ beeinflußt wird.
Deshalb werden erfindungsgemäß zwei Puffersysteme vorgeschlagen, um die erforderliche
Pufferkapazität ohne negative Einflüsse auf die Farbstoffe zu erreichen.
[0021] Ein weiterer Vorteil des Einsatzes von Perborat liegt darin, daß das Oxidationsmittel
erst bei Erwärmung des Färbebades freigesetzt wird; Einflüsse auf das kalte Färbebad
sind somit ausgeschlossen. Neben Natriumperborat ist selbstverständlich auch der Einsatz
von Perborat-Salzen mit anderen Kationenpartnern denkbar.
[0022] Die gewählten Puffersysteme besitzen zusammen eine ausreichend hohe Kapazität, sind
für den gewünschten pH-Bereich (um pH 9,3) optimal geeignet, ökologisch unbedenklich
und großtechnisch anwendbar.
[0023] In zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung kann außerdem vorgesehen sein, daß dem
Puffergemisch Natriumchlorid zugesetzt wird. Dadurch wird das Glycin in Lösung gehalten,
indem zu den ionischen Gruppen des Glycins entsprechende Gegenionen geliefert werden.
Hierdurch wird vermieden, daß die Zwitterionen durch gegenseitige Anziehung agglomerieren.
Zu diesem Zweck sind grundsätzlich auch andere ionische Verbindungen einsetzbar. Das
NaCl hat keinen direkten Einfluß auf die Pufferwirkung. Um die Ionenkonzentration
im Färbebad möglichst gering zu halten und ein Ausfällen des Farbstoffes zu vermeiden,
wird NaCl vorzugsweise höchstens in einem stöchiometrischen Verhältnis zu Glycin zugegeben.
Dagegen wird NaCl bei bekannten Färbeverfahren eingesetzt, damit der Farbstoff aus
der Färbeflotte auf die Faser durch Verschiebung des Löslichkeitsgleichgewichts zieht
bzw. sich nicht wieder in der Flotte löst. Die hierzu verwendeten Konzentrationen
liegen deutlich über denen im Rahmen der Erfindung vorgeschlagenen NaCl-Konzentrationen.
[0024] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird dem Färbebad ein Sequestriermittel
mit den wesentlichen Bestandteilen Nitrilotriessigsäure und Polycarboxylaten zugegeben.
Durch dieses kombinierte Sequestriermittel werden mehrwertige Metallionen und Schwermetalle
sowie Wasserhärtebildner, die das Färbeergebnis negativ beeinflussen können, gebunden.
Das Sequestriermittel mit den wesentlichen Bestandteilen Nitrilotriessigsäure und
Polycarboxylaten hat sich im pH-Bereich von 9 bis 10 als besonders wirksam erwiesen,
ohne daß ein negativer Einfluß auf die Farbstoffe (z.B. Demetallisierung) oder ein
Ausfallen der Farbstoffe zu verzeichnen wäre. Diese besonders gute Sequestrierwirkung
bei minimaler Einsatzmenge ist auf die Ausnutzung der unterschiedlichen konditionellen
Stabilitätskonstanten beider Sequestriermittel für unterschiedliche Kationen im interessierenden
pH-Bereich zurückzuführen. So hat Nitrilotriessigsäure im interessierenden pH-Bereich
von 9-12 eine Sequestrierwirkung von ca. 200 mg/l für Ca
2+ , wohingegen die optimale Sequestrierwirkung von ca. 300 mg/l für Fe
3+ bei pH 1,5-3 liegt. Diese wird ausgeglichen durch die Verwendung eines Carboxylates
mit einer Sequestrierwirkung von nur ca. 60 mg/l für Ca
2+ bei pH 8-10, jedoch ca. 550 mg/l für Fe
3+ bei pH 9-12. Somit ist Nitrilotriessigsäure speziell für Ca
2+-Ionen geeignet, wohingegen Carboxylat besser zur Sequestrierung von Fe
3+-Ionen geeignet ist. Der Einsatz des Sequestriermittels erfolgt bevorzugt in Zusammenhang
mit dem vorstehend genannten Puffersystem, kann aber auch isoliert bereits zu einer
erheblichen Verbesserung des Färbeergebnisses führen.
[0025] In zweckmäßiger Ausgestaltung der Erfindung kann der Anfangs-pH-Wert des Färbeprozesses
im Bereich von etwa 9,3 bis 9,4 liegen. In diesem pH-Bereich ist die Mehrzahl der
verfügbaren Dispersionsfarbstoffe noch ausreichend stabil.
[0026] Weiterhin kann in zweckmäßiger Ausgestaltung vorgesehen sein, daß der End-pH-Wert
des Färbeprozesses den Wert 9,0 nicht unterschreitet. Dieses wird durch eine entsprechende
Pufferkapazität erreicht. Auf diese Weise wird ein Ausfallen bereits in Lösung befindlicher
Oligomere zum Ende des Färbeprozesses hin zuverlässig vermieden, denn unterhalb pH
9,0 sind die Oligomeren und deren Abbauprodukte bei fallenden Temperaturen im Abkühlprozeß
der Färbung nicht mehr löslich.
[0027] Das Konzentrationsverhältnis von Glycin zu Natronlauge (33%-ig) in dem Puffergemisch
kann vorzugsweise etwa 1,9 oder weniger betragen. Die Menge an Natronlauge ist so
anzupassen, daß ein Ausgangs-pH-Wert von 9,3 bis 9,4 erreicht wird. Die Menge an Glycin
bestimmt die Pufferkapazität zur Kompensation alkaliverbrauchender Substanzen.
[0028] Das Konzentrationsverhältnis von Glycin zu Natriumchlorid beträgt vorzugsweise etwa
1,3.
[0029] Weiterhin wird erfindungsgemäß ein Färbereihilfsmittel vorgeschlagen, welches Glycin
bzw. ein Glycinderivat, eine Lauge sowie ein Perboratsalz enthält. Die Lauge - vorzugsweise
Natronlauge - kann selbstverständlich vor dem Färbevorgang auch separat zugegeben
werden.
[0030] Das erfindungsgemäße Färbeverfahren ist sowohl für reine Polyesterfasern als auch
für Mischfasern, wie z.B. Polyester/Zellulosefasermischungen geeignet.
[0031] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Beispiels näher erläutert:
Beispiel:
[0032] Zum Färben von 100 g Textilgut aus reinem Polyester in einem Flottenverhältnis von
1:10 wird ein Färbebad mit den nachfolgend genannten Inhaltsstoffen (Rest: Wasser)
angesetzt. Dabei sind die genauen Einsatzmengen an die Wasserinhaltsstoffe und die
Konzentration von Fremdstoffen im Färbegut anzupassen:
2,5 bis 1,3 g Glycin;
1,9 bis 0,8 g NaCl;
0,1 g Natriumperborat;
0,3 bis 0,15 g des Polycarboxylate enthaltenden Sequestriermittels mit dem Markennamen
Periquest BSD (Hersteller: Dr. Petri);
1,2 bis 0,6 g Nitrilotriessigsäure;
Zugabe von Natronlauge, bis ein Anfangs-pH-Wert von 9,3 bis 9,4 erreicht wird;
1,0 g Dispergiermittel;
Farbstoff-Trichromie mit hoher Stabilität im Färbe-pH-Bereich:
0,5 g Dorospers Gelb KHM *;
0,7 g Dorospers Rot KRG *;
0,3 g Dorospers Blau KGN *.
[0033] Das Textilgut wird mit einem üblichen Hochtemperaturfärbeverfahren bei ca. 130 °C
in einem Färbeaggregat gefärbt. Anschließend ist lediglich ein heißes Spülen erforderlich.
Damit wird eine reproduzierbare Färbung mit technologisch verbessertem Textilgut erzeugt.
[0034] Die Wirkung des Färbeverfahrens wird nachfolgend anhand folgender Vergleichsbeispiele
weitergehend erläutert:
Vergleichsbeispiel 1:
[0035] Aus der folgenden Gegenüberstellung des Puffersystems aus Glycin und Natronlauge
mit demjenigen von Natronlauge und Borax, Trinatriumphosphat und Kaliumhydrogenphosphat
ergibt sich, daß eine pH-Konstanz bei gleichzeitiger Stabilität der Farbstoffe (bestätigt
durch geringste Abweichung zur sauren Referenzfärbung) nur beim erstgenannten System
vorliegt. Ferner wird ein Abfallen des pH deutlich, wenn man ausschließlich Alkali
verwendet.
Einfluß der Alkaliart auf Farbstoffstabilität und pH-Konstanz |
|
Dorospers Gelb BRA * |
Dispersol Orange C-GL ** |
Alkaliart (Menge = pH 9,4) |
Farbtonabweichung zur Referenzfärbung |
End -pH |
Farbtonabweichung zur Referenzfärbung |
End -pH |
|
Delta C |
Delta H |
|
Delta C |
Delta H |
|
0,16 g/l NaOH 33% |
- 1,51 |
0,57 |
8,2 |
- 2,82 |
0,20 |
8,4 |
0,2 g/l Na2CO3 |
- 2,19 |
1,14 |
8,8 |
- 3,18 |
- 1,23 |
8,7 |
0,3 g/l Na3PO4 |
- 0,96 |
- 0,49 |
8,1 |
- 3,90 |
- 2,96 |
8,2 |
0,06 g/l Li2CO3 |
0,23 |
0,65 |
8,7 |
- 2,12 |
- 1,31 |
8,9 |
erfindungsgemäßes Färbebad |
0,35 |
0,48 |
9,2 |
- 0,90 |
- 0,03 |
9,2 |
3,2 g/l Tri-Kaliumphosphat 1,5 g/l Kaliumdihydrogenphosphat |
- 1,96 |
1,39 |
8,1 |
- 3,48 |
1,49 |
8,2 |
0,05 g/l Trinatriumphosphat |
1,32 |
0,25 |
7,8 |
0,54 |
1,45 |
7,7 |
0,75 g/l NaOH 33% + 2 g/l Borax |
- 11,73 |
4,43 |
8,8 |
- 6,05 |
2,43 |
9,0 |
*Markenname, Hersteller M. Dohmen GmbH (DE) |
**Markenname, Hersteller BASF AG (DE) |
[0036] Die Referenzfärbung, sowie die alkalischen Färbungen werden auf Polyester Kreppgestrick
durchgeführt. Die saure Färbung erfolgt unter Verwendung von 1 g/l Setamol WS (Markenname
Hersteller BASF AG, Ludwigshafen) und pH 4,5 durch Einstellung mit Essigsäure. Dir
farbmetrische Auswertung des Farbabstandes wird anhand der CIELAB-Werte Delta C und
Delta H wiedergegeben.
Vergleichsbeispiel 2:
[0037] Im folgenden soll gezeigt werden, wie die Oxidationsmittel Ludigol (Markenname, Hersteller
BASF, Ludwigshafen), Perborat und Iodat die Reduktionswirkung von Glucose aufheben
können. Wie aus den Farbabweichungen (in ΔL und ΔH) zu ersehen ist, weist Perborat
in einer Konzentration von 0,1 g/l schon ein ausreichendes Oxidationspotential auf,
besitzt aber keine Negativeffekte bei Abwesenheit von Reduktionsmitteln.
1 g/l Ludigol |
2 g/l Ludigol |
5 g/l Ludigol |
10g/l Ludigol |
10 g/l Ludigol ; ohne Glucose |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
-1,53 |
-2,64 |
-1,52 |
-2,45 |
-0,44 |
-1,26 |
-0,63 |
-1,42 |
-2,85 |
-5,13 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
0,1 g/l Perborat |
0,2 g/l Perborat |
0,3 g/l Perborat |
0,4 g/l Perborat |
1g/l Perborat |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
-0,38 |
-0,91 |
-0,18 |
-0,89 |
-0,33 |
-0,95 |
-0,20 |
-1,02 |
-0,53 |
-1,41 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Δ L |
Δ H |
1 g/l Perborat ; ohne Glucose |
-1,05 |
-0,99 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
0,05 g/l Iodat |
0,1 g/l Iodat |
0,5 g/l Iodat |
1 g/l Iodat |
2 g/l Iodat |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
Δ L |
Δ H |
-0,35 |
-1,04 |
-0,31 |
-1,11 |
-0,35 |
-0,99 |
-0,07 |
-0,48 |
0,10 |
-0,38 |
|
|
|
|
|
|
Δ L |
Δ H |
2 g/l Iodat ohne Glucose |
-2,84 |
- 4,94 |
1. Verfahren zum Färben von Polyesterfasern aufweisendem Textilgut, bei dem das Textilgut
in einem alkalischen, einen Dispersionsfarbstoff enthaltenden Färbebad bei einer Temperatur
oberhalb von 100 °C behandelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Einstellung des
pH-Wertes des Färbebades durch Zugabe eines Puffergemisches bestehend wenigstens aus
Glycin und/oder einem Glycinderivat und einer Lauge vor Beginn des Färbevorganges
erfolgt, und daß dem Färbebad ein Perboratsalz zugegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert des Färbebades
durch anfängliche Zugabe eines Puffergemisches aus Glycin und Natronlauge vor Beginn
des Färbevorganges eingestellt wird, und daß dem Färbebad vor Beginn des Färbevorganges
Natriumperborat zugegeben wird, so daß der pH-Wert von Beginn bis zum Ende des Färbevorganges
im wesentlichen konstant gehalten wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Puffergemisch Natriumchlorid
zugesetzt wird.
4. Verfahren zum Färben von Polyesterfasern aufweisendem Textilgut, bei dem das Textilgut
in einem alkalischen, einen Dispersionsfarbstoff enthaltenden Färbebad bei einer Temperatur
oberhalb von 100 °C behandelt wird, insbesondere nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Färbebad ein Sequestriermittel mit den wesentlichen
Bestandteilen Nitrilotriessigsäure und Polycarboxylaten zugesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Anfangs-pH-Wert
des Färbeprozesses im Bereich von etwa 9,3 bis 9,4 liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der End-pH-Wert
des Färbeprozesses den Wert 9,0 nicht unterschreitet.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Konzentrationsverhältnis
von Glycin zu Natronlauge (33%-ig) in dem Puffergemisch etwa 1,9 oder weniger beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration
des Natriumperborats im Färbebad etwa 0,1 g/l beträgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Konzentrationsverhältnis
von Glycin zu Natriumchlorid etwa 1,3 beträgt.
10. Färbereihilfsmittel zum alkalischen Färben von Polyesterfasern aufweisendem Textilgut
mit einem Dispersionsfarbstoff bei einer Temperatur oberhalb von 100 °C, insbesondere
zur Verwendung bei einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß das Färbereihilfsmittel Glycin und/oder ein Glycinderivat und eine Lauge sowie
ein Perboratsalz enthält.
11. Färbereihilfsmittel nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Färbereihilfsmittel
ein Sequestriermittel mit den wesentlichen Bestandteilen Nitrilotriessigsäure und
Polycarboxylaten enthält.