[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schlosseinheit für eine Pistole mit einem
auf einem Griffstück verschiebbar geführten Verschluss, in welchem ein Zündstift verschiebbar
gelagert ist, der in seiner Grundstellung eine hintere Stirnfläche des Verschlusses
überragt.
[0002] Aus der EP-A-0 013 583 ist eine Abzugvorrichtung bekannt, die ins Griffstück der
Pistole eingebaut ist. Ein Schlaghammer ist um eine Achse schwenkbar. Auf derselben
Achse ist ein Antriebsring schwenkbar, der gegenüber dem Hammer begrenzt schwenkbar
ist. Der Ring ist durch eine Schlagfeder vorgespannt. Zwischen dem Ring und dem Schlaghammer
ist eine weitere Feder eingesetzt. Die Abzugzunge wirkt mit einem Rasthebel zusammen,
der in eine Raste des Rings eingerastet ist. Bei gespanntem Schlaghammer kann dieser
entgegen der Kraft der zweiten Feder nach vorn verschwenkt werden, wo er mit einem
Stift an einem Haken des Abzugmechanismus einrastet. Beim Ziehen der Abzugzunge wird
zunächst der Stift freigegeben, so dass der Schlaghammer wieder in seine gespannte
Lage zurückschnellt, bevor beim weiteren Betätigen der Abzugzunge der Ring freigegeben
wird. Dadurch wird ein Double-Action-Abzug vermieden. In der nach vorn geschwenkten
Grundstellung des Hammers sind allerdings beide Federn voll gespannt. Bei einem harten
Schlag auf die Pistole, z.B. beim Fallen auf eine harte Unterlage, kann sich durch
die Erschütterung ein Schuss auslösen, was gefährlich ist. Ausserdem wirkt sich die
Erschütterung durch den Schlag des Rings auf den Hammer unmittelbar vor der Schussabgabe
nachteilig auf die Treffsicherheit aus.
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Schlosseinheit anzugeben,
die eine erhöhte Sicherheit gewährleistet. Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombination
der Ansprüche gelöst.
[0004] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert.
Darin zeigt:
- Figuren 1 bis 3
- eine Schlosseinheit in verschiedenen Schnittebenen in der Grundstellung,
- Figuren 4 bis 6
- Darstellungen entsprechend Figuren 1 und 2 in der Zündstellung bzw. der gespannten
Stellung,
- Figuren 7 bis 9
- die Funktion des Entspannhebels, und
- Figur 10
- eine perspektivische Ansicht.
[0005] Die in den Figuren dargestellte Schlosseinheit 10 wird als Ganzes in den Pistolengriff
61 eines Griffstücks 60 der Pistole eingesetzt. Auf dem Griffstück 60 ist ein Verschluss
11 verschiebbar gelagert, in welchem der Lauf montiert ist. Im Verschluss 11 ist ein
Zündstift 12 verschiebbar und durch eine Feder in seine in Figur 1, 2 und 5 gezeigte
hintere Grundstellung vorbelastet, in welcher er eine hintere Stirnfläche 9 des Verschlusses
11 überragt. Die Schlosseinheit 10 hat ein Gehäuse 13. Im Gehäuse 13 ist ein Schlaghammer
14 um eine Achse 15 schwenkbar gelagert. Auf derselben Achse 15 ist ein Antriebshebel
16 schwenkbar. Die Schwenkbewegung des Hebels 16 gegenüber dem Hammer 14 ist durch
zwei Anschlagflächen 17, 18 des Hammers 14 in beiden Schwenkrichtungen begrenzt. Der
Hammer 14 ist gegenüber dem Hebel 16 durch eine Feder 19 nach hinten vorbelastet gegen
die Anschlagfläche 17. Am Hebel 16 ist beabstandet von der Achse 15 eine Schlagstange
22 angelenkt. Die Stange 22 ist in einer Bohrung 23 eines Querstegs 24 des Gehäuses
13 geführt. Zwischen einer am Stangenende durch einen Querstift gesicherten Scheibe
25 und dem Steg 24 ist die vorgespannte Schlagfeder 26 eingesetzt, welche die Stange
22 auf Zug belastet. In der Grundstellung gemäss Figuren 1 bis 3 liegt eine Anschlagfläche
27 der Stange 22 am Steg 24 an. Die Schlagfläche 28 des Hammers 14 hat in dieser Grundstellung
einen Winkel von etwa 15° gegenüber der hinteren Stirnfläche 9 des Verschlusses 11,
damit, falls dieser durch einen Schlag nach hinten verschoben wird, der Hammer 14
nicht auf den Zündstift 12 aufschlagen kann. Der Hammer 14 ist mit einer Raste 31
in einer federbelasteten Fangklinke 29 eingerastet. Der Hebel 16 hat etwas Spiel gegenüber
der Anschlagfläche 17.
[0006] Der Hammer 14 wirkt in an sich bekannter Weise mit einer Abzugschiene 32 zusammen.
Im Gehäuse 13 ist ein Schieber 33 verschiebbar gelagert, welcher die Schiene 32 durch
eine Feder 34 in Eingriff in eine Raste 35 des Hammers 14 drückt. Auf einer Achse
44 ist zusätzlich ein Entspannhebel 36 schwenkbar gelagert. Mittels des Entspannhebels
36 kann der Hammer 14 aus der gespannten Stellung gemäss Figur 5 in die Grundstellung
gemäss Figuren 1 bis 3 zurückverschwenkt werden. Am Gehäuse 13 ist zudem ein Auswerfer
37 befestigt, welcher nach der Schussabgabe die leere Patronenhülse durch eine Öffnung
des Verschlusses 11 auswirft.
[0007] Die dargestellte Schlosseinheit 10 funktioniert wie folgt: Wird die Abzugzunge gezogen,
so wird die Schiene 32 nach vorn gezogen. Sie verschwenkt einen Sicherungshebel 42
(Figur 6), der ebenfalls um die Achse 15 schwenkbar ist und einen Sicherungsschieber
43 aus einer Sperraste 45 des Zündstifts 12 drückt, welcher durch eine Feder 46 nach
unten belastet ist. Der Hebel 42 drückt die Fangklinke 29 nach vorn ausser Eingriff
mit den Rasten 31, 38. Die Schiene 32 nimmt über den Eingriff in die Raste 35 den
Hammer 14 mit gegen die Kraft der Feder 26 in die gespannte Lage nach Figur 5. Die
Schiene 32 läuft einer Steuerkurve 47 entlang (Figur 6), welche sie gegen die Kraft
der Feder 34 nach unten ausser Eingriff mit der Raste 35 verschiebt. Der Hammer 14
wird freigegeben, so dass die Feder 26 über die als Zugstange wirkende Schlagstange
22, den Hebel 26 und die Anschlagfläche 17 den Hammer 14 gegen den Verschluss 11 hin
beschleunigt, bis die Fläche 27 am Steg 24 anschlägt. Durch die Massenträgheit des
Hammers 14 dreht dieser weiter, schlägt auf den Zündstift 12 auf und löst den Zündvorgang
aus. Nach der Schussabgabe gleitet der Verschluss 11 zurück, wobei die leere Patronenhülse
ausgeworfen wird. Der eben beschriebene Vorgang wird mit "Double Action" (DA) bezeichnet.
Wenn der Verschluss nach der Schussabgabe oder durch manuelles Bewegen nach hinten
gleitet, schwenkt eine Steuerkurve des Verschlusses die Abzugschiene 32 nach unten
und den Hammer 14 nach hinten, so dass dieser mit der Raste 38 an der Fangklinke 29
einrastet. Wenn die Abzugzunge losgelassen wird, gleitet die Schiene 32 nach hinten
in Eingriff mit dem Hebel 42, der beim nächsten Betätigen des Abzugs nach Überschreiten
der DA-Auslöseposition die Fangklinke 29 aus der Raste 38 drückt (Single Action).
[0008] In den Figuren 7 bis 9 ist die Funktion des Entspannhebels 36 dargestellt. Dabei
zeigt Figur 7 den Entspannhebel 36 in der Grundstellung und den Schlaghammer 14 in
seiner Sicherheitsstellung entsprechend Figuren 1 bis 3, in welcher die Fangklinke
29 in die Sicherheitsraste 31 eingerastet ist. Der Entspannhebel 36 hat einen Arm
48 mit einer vorstehenden Nase 49, die mit einer Gleitfläche 50 des Schlaghammers
14 zusammenwirkt. Vom Arm 48 steht eine Zunge 51 nach vorn ab. Beim Niederdrücken
des Griffs 52 des Entspannhebels 36 stösst die Zunge 51 gegen einen Steg 53 der Fangklinke
29. Wenn der Schlaghammer 14 mit seiner Single-Action-Raste 38 an der Fangklinke 29
eingerastet ist, wird dabei die Fangklinke 29 ausser Eingriff mit dieser Raste 38
verschwenkt. Figur 8 zeigt diesen Vorgang unmittelbar vor der Freigabe des Schlaghammers
14. Beim weiteren Abschwenken des Entspannhebels 36 wird der Schlaghammer 14 freigegeben,
so dass die Gleitfläche 50 auf die Nase 49 aufschlägt (Figur 9). Beim Zurückschwenken
des Entspannhebels 36 wird der Schlaghammer 14 sanft zurückgeführt durch Gleiten der
Nase 49 auf der Fläche 50 und gleichzeitig die Fangklinke 29 wieder freigegeben, so
dass sie in der Raste 31 einrastet (Figur 7).
[0009] Figur 10 zeigt den Einbau der Schlosseinheit 10 in das Griffstück 60 der Pistole.
Das Griffstück 60 hat im Pistolengriff 61 einen geneigt zur Laufachse verlaufenden
Magazinschacht 62 zum Einsetzen eines Magazins, der hinten durch eine Rückwand 63
abgeschlossen ist. Die sich über die Wand 63 fortsetzenden beiden Seitenwände 64 haben
parallel zur Wand 63 im Querschnitt rechteckige Nuten 65. Die Schlosseinheit 10 hat
am vorderen Rand auf beiden Seiten je zwei angeformte, in die Nuten 65 passende, seitlich
abstehende Schienen 66. In zwei weiteren Schienen 67 am oberen Rand des Gehäuses 13
ist der Verschluss 11 geführt. Die Schlosseinheit 10 wird von oben ins Griffstück
60 eingeschoben und durch zwei Querbolzen 68, 69 gesichert, die durch Querbohrungen
70 bis 72 in den beiden Seitenwänden 64 und im Gehäuse 13 bzw. Ausnehmungen 73 im
Gehäuse 13 durchgeschoben werden. In Figur 10 ist zusätzlich die Abzugzunge 74 angedeutet,
die in einem nicht dargestellten vorderen Einsatz schwenkbar gelagert ist. Der vordere
Einsatz hat ebenfalls seitliche Schienen entsprechend den Schienen 67 zur Führung
des Verschlusses 11. Die Abzugschiene 32 ist mit der Abzugzunge 74 schwenkbar verbunden.
[0010] Dadurch, dass die Schlagstange 22 die Federkraft durch Zug überträgt und sich der
Kraftangriffspunkt der Schlagstange 22 gegenüber dem Schlaghammer 14 somit vor der
Achse 15 befindet, baut die beschriebene Schlosseinheit schlanker als mit der bisher
üblichen Druckübertragung und es werden optimale Antriebsverhältnisse erreicht, weil
die Schlagstange 22 im Pistolengriff nach hinten unten geneigt eingebaut werden muss.
Durch Integration des Schiebers 33 zur Abzugschiene 32 des Entspannhebels 36, des
Sicherungshebels 42 und des Auswerfers 37 werden mehrere Funktionen in einer kompakten
Einheit zusammengefasst, was die Herstellung vereinfacht.
[0011] Dadurch, dass der Schlaghammer 14 in der Grundstellung in der Sicherungsraste 31
eingerastet und die Schlagstange 22 gegen den Anschlag 24 angeschlagen ist, wird eine
mehrfache Sicherung gegen eine unbeabsichtigte Schussabgabe erreicht. Eine erste Sicherung
ist die zuvor erwähnte Sicherung durch die Neigung der Schlagfläche 28. Eine zweite
Sicherung ist die Zündstiftsicherung durch den Sicherungsschieber 43. Eine dritte
Sicherung ist durch den Entspannhebel 36 gegeben. Falls der Schütze den Schlaghammer
dadurch entspannt, dass er ihn zurückhält, den Abzug betätigt und den Schlaghammer
14 dann langsam zurückführt, wird der Schlaghammer 14 nach Loslösen des Abzugs automatisch
in die Sicherungsraste 31 zurückgeführt. Weil die Schlosseinheit 10 als vormontierte
Einheit ins Griffstück 60 eingesetzt ist, kann sie leicht gegen eine andere Schlosseinheit
10 ausgetauscht werden, z.B. zu Reparaturzwecken. Es ist auch möglich, mehrere unterschiedliche
Schlosseinheiten 10 bereitzustellen, z.B. zusätzlich zur beschriebenen eine ohne die
Raste 38, so dass die Pistole eine Double-Action-Only-Pistole ist. Auch können für
unterschiedliche Munitionsarten Schlosseinheiten mit unterschiedlicher Schlagkraft
zur Verfügung gestellt werden. Die beschriebene Schlosseinheit ermöglicht also auch
die leichte Anpassung an unterschiedliche Bedürfnisse.
1. Schlosseinheit für eine Pistole mit einem auf einem Griffstück (60) verschiebbar geführten
Verschluss (11) in welchen ein Zündstift (12) verschiebbar gelagert ist, der in seiner
Grundstellung eine hintere Stirnfläche (9) des Verschlusses (11) überragt, wobei die
Schlosseinheit (10) umfasst:
- ein Gehäuse (13),
- einen im Gehäuse (13) um eine erste Achse (15) schwenkbar gelagerten Schlaghammer
(14),
- einen auf der ersten Achse (15) schwenkbar gelagerten Antriebshebel (16), der gegenüber
dem Schlaghammer (14) schwenkbar ist und ihn bei der Schussabgabe über einen ersten
Anschlag (17) antreibt,
- eine zwischen dem Antriebshebel (16) und dem Schlaghammer (14) eingesetzte Rückstellfeder
(19), welche den Schlaghammer (14) in Richtung des ersten Anschlags (17) belastet,
- eine Schlagstange (22), die am Antriebshebel (16) beabstandet von der ersten Achse
(15) angelenkt ist,
- eine vorgespannte Schlagfeder (26), welche die Schlagstange (22) in Richtung der
Zündstellung des Schlaghammers (14) belastet und am Gehäuse (14) abgestützt ist, und
- einen zweiten Anschlag (27), welcher die Bewegung des Antriebshebels (16) stoppt,
bevor der Schlaghammer (14) auf den Zündstift (12) auftrifft.
2. Schlosseinheit nach Anspruch 1, wobei am Gehäuse (14) eine federbelastete Fangklinke
(29) angelenkt ist, welche in eine erste Raste (31) des Schlaghammers (14) in dessen
Grundstellung bei entspannter Schlagfeder (26) einrastet.
3. Schlosseinheit nach Anspruch 2, wobei der Schlaghammer (14) zusätzlich eine zweite
Raste (38) aufweist, in welche die Fangklinke (29) bei gespanntem Schlaghammer (14)
einrastet.
4. Schlosseinheit nach Anspruch 3, wobei ein Entspannhebel (36) im Gehäuse (13) um eine
zweite Achse (44) schwenkbar gelagert ist, und wobei der Entspannhebel ein erstes
Mittel (51) aufweist, um die Fangklinke (29) ausser Eingriff mit der zweiten Raste
(38) zu bringen, sowie ein zweites Mittel (49), um den Schlaghammer (14) in seine
Grundstellung zum Einrasten der Fangklinke (29) in die erste Raste (31) zurückzuführen.
5. Schlosseinheit nach Anspruch 2, wobei der Schlaghammer (14) in dessen Grundstellung
gegenüber seiner Zündstellung derart zurückgeschwenkt ist, dass bei einem Zurückstossen
des Verschlusses (11) nur dieser, nicht jedoch der Zündstift (12) den Schlaghammer
berührt.
6. Schlosseinheit nach Anspruch 1, wobei sie zusätzlich ein Mittel (42) aufweist, um
beim Betätigen eines Abzugs ein Sicherungselement (43) im Verschluss (11) aus einer
Sicherungsraste (45) des Zündstifts (12) herauszubewegen.
7. Schlosseinheit nach Anspruch 1, wobei in der Schlosseinheit (10) ein federbelasteter
Schieber (33) eingebaut ist, der bei eingebauter Schlosseinheit eine Abzugstange (32)
nach oben zum Eingriff in eine Ausnehmung (35) des Schlaghammers (14) vorbelastet.
8. Schlosseinheit nach Anspruch 1, wobei am Gehäuse (13) ein Auswerfer (37) befestigt
ist.
9. Schlosseinheit nach Anspruch 1, wobei das Gehäuse (13) beidseitig seitlich abstehende
Schienen (66) aufweist, die in Nuten (65) von Seitenwänden (64) des Griffstücks (60)
einschiebbar sind, und wobei das Gehäuse (13) im Griffstück (60) durch mindestens
einen Querstift (68) sicherbar ist.