Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung befaßt sich mit einer Vorrichtung zur Herstellung von Spinnvliesstoffen,
also von Flächengebilden, welche durch eine Vielzahl endloser Filamente gebildet werden.
Diese Filamente entstehen durch Spinnen bzw. Extrudieren von geschmolzenen Kunststoffen
in Vorrichtungen, welche zahlreiche Düsen enthalten, in denen der Kunststoff zu den
Filamenten geformt und ausgetragen wird. Der Zusammenhalt der Spinnvliesstoffe erklärt
sich durch die mehr oder weniger starke Verbindung der Filamente miteinander an ihren
gegenseitigen Kreuzungspunkten.
[0002] Im Detail befaßt sich die Erfindung mit Spinndüsen-Paketen zur Herstellung von Spinnvliesstoffen.
Diese Vliesstoffe bestehen aus zwei zumindest bezüglich ihres Schmelzbereichs verschiedenartigen,
durch Wärme verbundenen Endlosfilamenten. Diese wiederum entstehen durch gleichzeitiges
Extrudieren zweier in ihrem Schmelzbereich verschiedener Polymerer und werden dann
zusammen auf eine ebene Fläche untereinander gemischt abgelegt.
[0003] Das entstandene Flächengebilde erhitzt man im nächsten Arbeitsgang auf eine Temperatur,
welche nur die eine Filamentart erweichen läßt, so daß an allen Kreuzungspunkten der
beiden Filamentarten und an den Kreuzungspunkten der niedriger schmelzenden Filamente
miteinander jeweils nach dem Abkühlen eine klebende Verbindung besteht. Die niedriger
schmelzenden Filamente spielen also die Rolle des Bindemittels.
Stand der Technik
[0004] Vorrichtungen zur Herstellung von Spinnvliesstoffen sind in DE-C2 34 19 675 beschrieben.
Es werden Spinnvliesstoffe erzeugt, welche wegen ihrer Stabilität als gegebenenfalls
bitumenbeschichtete Träger für alle großflächigen Abdichtungen in der Bauindustrie
Verwendung finden. Ihr Aufbau ist durch zwei Arten von in der Wärme verbundenen Endlosfäden
gekennzeichnet: Die eine Art wird aus sehr hoch schmelzendem Polyethylenglykolterephthalat
gebildet und ist zu 70 bis 90 Gew.% im Vliesstoff vorhanden, während die andere Art
von Polybutylenglykolterephthalat in einem Mengenanteil von 30 bis 10 Gew.% vorhanden
ist und die Rolle des Bindemittels spielt, da ihr Schmelzbereich nur um 225°C liegt.
Für beide Filamentarten werden Einzelfadentiter von 4,5 bis 6,5 dtex angegeben.
[0005] Die Herstellung des Vliesstoffs erfolgt durch Auspressen der beiden geschmolzenen
Polymer-Arten für die jeweiligen Filamente durch Spinndüsen hindurch, welche Seite
an Seite angeordnet sind, wobei jeweils einer Polymer-Art eine Spinndüse körperlich
und bezüglich der Material- und Temperaturführung zugeordnet ist. Die ersponnenen
Filamentbündel werden unterhalb der Düsen von einer Seite pneumatisch verstreckt und
treffen auf ein Leit- bzw. Prallblech, welches die Öffnung des Bündels ermöglicht.
Danach fallen die Filamente auf ein endloses Lattentuch. Alternativ hierzu können
sie vereinigt und erst dann zusammen pneumatisch verstreckt werden. Hierbei wird eine
besonders gute Durchmischung beider Filamentarten erzielt.
[0006] Nach der kontinuierlichen Ablage erfolgt zweckmäßig ein Nadelvorgang, an welchen
sich, ebenfalls kontinuierlich, das thermische Kalandern anschließt. Dabei passiert
das Flächengebilde den linearen Spalt zwischen zwei zylinderförmigen Walzen, von denen
mindestens eine beheizt ist. Hierzu wird eine Temperatur gewählt, die ausschließlich
die niedriger schmelzenden Filamente in einem solchen Maße erweicht, daß sie zu der
oben beschriebenen Bindung an den Filamentkreuzungs-Punkten fähig wird. Es schließt
sich ein Arbeitsgang an, bei dem das verfestigte Flächengebilde zwischen Kühlzylindern
abgekühlt und anschließend aufgewickelt wird. In diesem Stadium weisen die fertigen
Vliesstoffe gemäß DE-C2 34 19 675 Flächengewichte von 100 bis 180 g/m
2 auf.
[0007] Mit dem gleichzeitigen Ausspinnen von Matrix- und Bindefilamenten und der Verarbeitung
gemäß der obigen Lehre erhält man biegsame Flächengebilde mit guter Dimensionsstabilität.
Die Integration des Arbeitsgangs der kontinuierlichen Wärmeverfestigung ermöglicht
die wirtschaftliche Herstellung; die Wärmebindung vermindert die Energiekosten bei
der Erzeugung, verglichen mit einer chemischen Bindung, auf etwa 1/8. Die Werte für
Reißfestigkeit und Bruchdehnung liegen gemäß DE-C2 34 19 675 in den verschiedenen
Richtungen parallel zur Vliesstoffebene nahe beieinander.
Problem
[0008] Diesen Vorteilen steht die Erfordernis gegenüber, für jede Filamentart (hochschmelzende
Matrixkomponente, niedrigschmelzende Bindekomponente) eigene Spinndüsen mit individueller
Produkt- und Temperaturführung verwenden zu müssen. Der wegen der begrenzten Möglichkeit,
die Düsenabmessungen zu minimieren, nach unten begrenzte Platzbedarf für jede Einzeldüse
führt auch zu einer unteren Grenze des Abstandes der daraus ersponnenen Filamente
voneinander direkt hinter dem Düsenaustritt. Somit ist auch eine obere Grenze für
den spezifischen Durchsatz an spinnbarem Material pro Flächeneinheit der Vorrichtung,
also innerhalb eines jeden Spinnbalkens, festgelegt.
[0009] Insbesondere bei stark unterschiedlichen Filamenttitern führt der nicht zu verkleinernde
Abstand der Matrix- und Bindefilamente voneinander zu Schwankungen in deren Mengenverhältnis
im abgelegten Vlies. Es entstehen darin Zonen mit höherem und mit niedrigerem Bindefilament-Anteil,
was sich in entsprechenden, unerwünschten Schwankungen der mechanischen Eigenschaften
des Flächengebildes niederschlägt. Im Hinblick darauf ist auch die Anwendbarkeit der
Lehre aus DE-C2 34 19 675 auf Matrix- und Bindefilamente gleichen Titers beschränkt.
Aufgabe der Erfindung
[0010] Ausgehend von den genannten Problemen hat die Erfindung zur Aufgabe, den eingangs
dargelegten Stand der Technik bezüglich folgender Kriterien zu verbessern:
- Auch im polymeren Charakter stark unterschiedliche Matrix- und Bindefilamente sollen
in engerem Abstand zueinander, mit höherem spezifischem Durchsatz pro Spinnbalken,
ersponnen werden können, als dies die individuelle Geometrie der Einzeldüsen vorgibt.
Damit soll eine intensivere Durchmischung der beiden Filamentarten bei der Ablage
erzielt werden.
- Der unterschiedliche polymere Charakter des spinnbaren Materials und der Filamente
soll dabei zumindest bezüglich der Parameter für den Schmelzbereich und die Titer
innerhalb weiterer Grenzen wählbar sein, als dies der Stand der Technik gemäß DE-C2
34 19 675 (nachfolgend diese Werte in Klammern) möglich macht:
Schmelzbereich Bindefilamente: 125 bis 245°C (225 °C)
Titer-Verhältnis Matrix-/Bindefilamente: 1:1 bis 1:10 (1:1)
Flächengewichte des fertigen Vliesstoffs: 5 bis 500 g/m2 (100 bis 180 g/m2)
Entsprechend dem Stand der Technik soll dabei der Gewichtsanteil der Bindefilamente
im Verhältnis zu den Matrixfilamenten 5 bis 50% (10 bis 30%) betragen.
- In jedem Falle soll bei der Realisierung der obigen Forderungen danach das Verhältnis
von Matrix- zu Bindefasern nach deren Ablage zu einem Vlies in allen Flächen- und
Querschnittsbereichen sehr gleichmäßig sein.
[0011] Die Erfordernis stark unterschiedlicher Titer stellt sich insbesondere bei Anwendungen,
bei denen es auf viele kleine, schwächere Bindepunkte zwischen Matrix- und Bindefasern
ankommt: Beispielhaft seien Träger für Teppiche genannt, wo die Fasern beim Tuftprozeß
genügend flexibel sein müssen, jedoch gleichzeitig fähig sind, eine solch gute Klebeverbindung
im fertigen Teppich zu erzeugen, daß dort keine losen Fasern vorliegen.
[0012] Ein weiteres Beispiel sind Dachbahnträger, welche beim Bituminieren Temperaturen
von bis zu 220°C ausgesetzt sind und unter diesen Bedingungen unter Zugbeanspruchung
stehen. Dabei darf die Längsdehnung in Beanspruchungsrichtung 5% des Ausgangswertes
nicht übersteigen.
[0013] Hohe Werte von 200°C bis zu 245°C für den Schmelzbereich der Bindefilamente sind
erforderlich bei Vliesstoffen, die auch bei höherer Umgebungstemperatur ihre Festigkeit
nicht verlieren dürfen, wie z.B. Schallschutzvliese im Motorraum von Kraftfahrzeugen
oder wiederum Dachbahnträger.
[0014] Niedrigere Werte von 125°C bis 180°C für den Schmelzbereich der Bindefilamente sind
dann zu bevorzugen, wenn ein Teppichträger bei niedrigen Temperaturen verformt werden
soll, um einerseits das Polgarn des fertigen Teppichs nicht zu zerstören und andererseits
die Taktzeiten zu reduzieren und damit Kosten zu sparen.
Darstellung der Erfindung
[0015] Die Lösung der Aufgabe besteht in der Bereitstellung und im Betrieb von Spinndüsen,
die jede für sich fähig sind, zwei Arten von thermoplastischen Polymeren zu Filamenten
mit unterschiedlichen Titern und mit um 5 bis 50°C voneinander verschiedenen Schmelzetemperaturen
zu verspinnen.
[0016] Um für jede Polymerenart, d.h. die niedriger schmelzende Bindekomponente und die
höher schmelzende Matrixkomponente, die zur Einstellung des jeweiligen Schmelzbereichs
optimale Temperaturführung zu gewährleisten, sind bei den erfindungsgemäßen Düsen
Abstände zwischen den Spinnbohrungen für die einzelnen Polymerenarten vorgesehen,
welche thermisch voneinander getrennt sind. Diese Trennung kann mittels Wärmeisolier-Material
zwischen den Bohrungen verwirklicht sein. Alternativ können zwischen den Bohrungen
parallel zu diesen verlaufende, mit Luft gefüllte Hohlräume vorgesehen sein, wobei
hier die Luft das Isoliermaterial darstellt.
[0017] Die Abstände der von den unterschiedlichen Polymeren durchströmten Bohrungen sowie
die Wahl des festen oder Luft-Isoliermaterials hängen von den konkreten unterschiedlichen
Schmelzetemperaturen der beiden Polymerenarten ab. Eine Reihe von einfach durchzuführenden
Vorversuchen ist daher unumgänglich, um für beide Polymeren die optimale, an die jeweilige
Schmelzetemperatur angepaßte Temperaturführung einzustellen. Natürlich spielt insbesondere
die Schmelzpunkt-Differenz hier eine Rolle.
[0018] Beispiele für feste Isoliermaterialien sind keramische Massen oder mit Phenol- oder
Epoxidharz getränkte und ausgehärtete Glasgewebe-Matten.
[0019] Wenn die Matrixfasern und die Bindefasern unterschiedliche Titer aufweisen sollen,
müssen die Bohrungen für die Erzeugung der feineren Fasern selbstverständlich in ihrem
Querschnitt so eng bemessen sein, daß ein geringerer Durchsatz und damit feinere Filamente
erzielt werden als bei den parallel dazu ersponnen, höhertitrigen Filamenten.
[0020] Der Vorteil der Erfindung liegt darin, daß zum ersten Mal auf engstem Raum sehr viele
und zudem bezüglich der Polymerenart und der Schmelztemperatur unterschiedliche Filamente
extrudiert werden können. So entsteht bereits kurz nach dem Düsenaustritt eine Vormischung
der Faserarten miteinander, wodurch nachgeschaltete Mischvorrichtungen für die ersponnen
Filamente eingespart werden können. Eine Entmischung in weiterer Entfernung der Spinndüsen
ist ausgeschlossen.
[0021] Ferner ist es mit der Erfindung zum ersten Mal möglich, die Spinnmassen bereits in
der Düse räumlich zusammenzufassen und hierdurch die Durchsätze eines mit mehreren
solcher Düsen bestückten Spinnbalkens auf bis zu das Zweifache zu erhöhen. Bisher
war lediglich bekannt, Durchsatzsteigerungen durch erhöhten Materialfluß zu erzielen,
was erhebliche Probleme, wie Fadenbündelungen und schlecht abgekühlte Fasern, zur
Folge hatte.
[0022] Es war nicht vorhersehbar, daß der Einsatz der erfindungsgemäßen Spinndüsen dazu
führt, daß nach dem Verlassen der Spinnbohrungen, unterhalb der Düsen, Wechselwirkungen
zwischen Matrix- und Bindefilamenten stattfinden: Die Geschwindigkeiten beider Filamenttypen
gleichen sich offenbar nach dem Verlassen der Spinnbohrungen aneinander an, wodurch
dort, bis zur Ablage, ein sehr ruhiger Fadenlauf beobachtet wird.
Kurzbeschreibung der Zeichnungen
[0023] Der konstruktive Aufbau der erfindungsgemäßen Spinndüsen ist in den Figuren 1 bis
5 beispielhaft dargelegt. Es zeigen:
- Fig. 1a
- die prinzipielle Anordnung eines Spinnstellen-Verbandes in der Seitenansicht;
- Fig. 1b
- die entsprechende Ansicht von unten auf die Düsenpakete;
- Fig. 2a bis d
- verschiedene Lochanordnungen für runde und rechteckige Spinnpakete;
- Fig. 3a, b
- die Position möglicher Isolierungen zwischen den Düsenbohrungen;
- Fig. 4
- den Temperaturverlauf über den Querschnitt einer Spinndüse;
- Fig. 5a, b
- die mögliche Schmelzeführung in einem Rechteckspinndüsen-Paket mit Ansicht von unten
und im Querschnitt.
[0024] Zunächst sei Figur 1 betrachtet.
Figur 1a zeigt die Anordnung eines Spinnstellenverbandes in der Seitenansicht, beginnend
von oben mit dem Spinndüsenpaket 1 und der quer zur Spinnrichtung anblasenden Kühlluft
2. Das hochschmelzende Matrixfilament ist mit 3, das niedrigschmelzende Bindefilament
mit 4 bezeichnet. Beide Filamente durchlaufen ein Verstreckungselement 5 und gelangen
dann in ein Kühlkabinett 6. Aus diesem werden beide Filamentarten 3 und 4, sich kegelförmig
ausbreitend, auf ein sich in Pfeilrichtung horizontal bewegendes Ablageband 19 ausgestoßen
und abgelegt. Die Ablage der Filamente auf dem Sand kann durch unterhalb des Bandes
befindliche Saugeinrichtungen noch verbessert werden. Der Pfeil demonstriert die Laufrichtung
des Ablagebandes senkrecht zur Zeichenebene.
[0025] Figur 1b zeigt die Ansicht von unten auf die Spinndüsenpakete 1. In dieser Darstellung
sind die Austrittsbohrungen 7 für die Bindefilamente und die Austrittsbohrungen 8
für die Matrixfilamente zu sehen, ferner der Heizkasten 9.
[0026] Figur 2a und b zeigen verschiedene Anordnungen für die Austrittsbohrungen der Filamente
bei rechteckigen Spinndüsenpaketen. Dabei sind wieder die Austrittsbohrungen für die
Bindefilamente mit 7, diejenigen für die Matrixfilamente mit 8 bezeichnet. Jedes Spinndüsenpaket
1 ist von einem Heizkasten 9 umgeben. Die analogen Darstellungen der Figur 2c und
d betreffen runde Spinndüsenpakete 1.
[0027] In Figur 2a und c sind die Austrittsbohrungen 7 und 8 jeweils zusammengefaßt, in
der Variante a zu stofflich voneinander getrennten Reihen, in der Variante c in stofflich
voneinander getrennten, konzentrischen Kreisen. Eine gleichmäßige Verteilung der Bohrungen
7 und 8 untereinander ist in den Figuren 2b und d dargestellt.
[0028] In Figur 3a ist ein Spinndüsenpaket 1 von unten gezeigt, welches Austrittsbohrungen
8 für die Matrixfilamente und Austrittsbohrungen 7 für die Bindefilamente enthält.
Der Heizkasten ist wieder mit 9 bezeichnet. Zwischen den Schmelzekanälen für die Matrixfilamente
und denjenigen für die Bindefilamente befinden sich Isolierbohrungen 10; ferner sind
die Kanäle (von unten sind nur die Austrittsbohrungen zu sehen) für die Bindefilamente
von einem Isolierspalt 11 umgeben. Das Isoliermaterial in den Hohlräumen 10 und 11
kann ein fester Werkstoff sein; es ist jedoch auch eine Füllung mit Luft möglich.
Der Isolierspalt 11 dient der Verringerung des Wärmeflusses vom Heizkasten 9 zu den
Schmelzekanälen.
[0029] Figur 3b zeigt eine analoge Anordnung bei einer runden Düse mit konzentrischen Austrittsbohrungen
7 und 8. Da die Bohrungen 7 für die Bindefilamente linear weit genug entfernt vom
hier zylinderförmigen Heizkasten 9 angeordnet und von diesem zusätzlich durch die
Positionierung der Schmelzekanäle und Austrittsbohrungen 8 für die Matrixfilamente
isoliert sind, entfällt bei dieser Bauart die Notwendigkeit eines zusätzlichen Isolierspaltes
gemäß Figur 3a.
[0030] Die isolierenden Hohlräume 10 bzw. 11 sind so in der Düse angeordnet, daß deren mechanische
Stabilität keinerlei Einbußen erleidet.
[0031] Für eine rechteckige Düsenform gemäß Figur 3a ist der Querschnitt A - A in der Figur
4, oben, gezeigt. Unter der Position 9 ist wieder der Heizkasten erkennbar, ferner
sind die Isolierbohrungen 10 und der Isolierspalt 11 gezeigt. Die Isolierbohrungen
10 trennen den Schmelzekanal 12 für das Polymer der Matrixkomponente von dem Schmelzekanal
13 für das Polymer der Bindekomponente. Kurz vor dem Düsenaustritt durchläuft jede
der Schmelzen ein Schmelzeverteilersieb 14 und anschließend eine Vorbohrung für die
Düsenaustritts-Kapillare 16. Der konstruktive Aufbau für die Masseführung der Bindekomponente
ist identisch.
[0032] Der untere Teil der Figur 4 zeigt, bezüglich auf den oben dargestellten Querschnitt,
den Temperaturverlauf in Abhängigkeit von der Düsenbreite. Deutlich ist die scharfe
Abgrenzung zwischen der Temperaturführung für die Matrixfilamente und der Temperaturführung
für die Bindefilamente erkennbar. Jede Schmelzemasse hat also die für sie ideale Temperatur
zur Verfügung.
[0033] Figur 5 zeigt die mögliche Schmelzeführung anhand eines rechteckigen Spinndüsenpakets.
Bei einer Lochanordnung gemäß Figur 5a erfolgt die thermische Trennung der Polymeren
für die Matrixfilamente und Bindefilamente derart, daß die letztgenannte jeweils durch
Kanülen 18 geleitet wird. Diese sind von einem mit Luft oder Isoliermaterial gefüllten
Ringspalt 17 umgeben. Im oberen Bereich der Kanäle sind Isolierbohrungen 10 und Isolierspalte
11 vorhanden. Der Querschnitt B - B aus Figur 5a zeigt diese Gegebenheiten in Figur
5b.
[0034] Im folgenden wird anhand konkreter, jedoch die Erfindung nicht einschränkender Beispiele
aufgezeigt, wie die erfindungsgemäßen Düsenpakete es ermöglichen, alle in der eingangs
gestellten Aufgabe genannten Anforderungen zu erfüllen.
Beispiel 1
[0035] Man extrudiert durch Spinndüsen der Ausgestaltung gemäß Figur 2a und in einer Anordnung
gemäß Figur 1 jeweils 120 Fäden aus Polyethylenterephthalat und 60 Fäden aus einem
Copolyester von Polyethylenterephthalat. Der Schmelzbereich des Copolymeren liegt
bei 180°C. Die Düsentemperatur für das Polyethylenterephthalat wird auf 290°C, diejenige
für das Copolymer auf 270°C eingestellt.
[0036] Die stoffliche Führung wird so gewählt, daß die erhaltenen Filamente in der Verteilung
90% Polyethylenterephthalat und 10% Copolyester vorliegen. Der Titer der Polyethylenterephthalat-Fäden
beträgt 9 dtex.
[0037] Die beiden Filamentscharen werden unterhalb der Düse vereinigt und nach dem gemeinsamen
Verstrecken in einer Verstreckeinheit auf einem siebartigen, waagerecht bewegten Transportband
wirr abgelegt. Das so entstandene lose Vlies wird in einem Kalander mittels zweier
Stahlwalzen unter einem Druck von 3 t bei einer Geschwindigkeit von 20 m/min vorverfestigt,
wobei beide Walzen auf 120°C erhitzt sind. Die obere Walze hat eine gravierte Oberfläche.
[0038] Danach wird das Vlies mit einer silikonhaltigen Avivage besprüht und in einem Durchlaufofen
bei 195°C durch Anschmelzen der Bindefasern endverfestigt.
[0039] Die Charakteristika des erhaltenen Vlieses sind die folgenden:
Breite des Vlieses: 1,60 m
Gewicht des Vlieses: 120 g/m2
Variationskoeffizient der Oberflächenmasse: Unter 5% (gemessen auf einem Quadrat 10
x 10 cm)
Reißfestigkeit in Längsrichtung im ungetufteten Zustand: 300 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehnung in Längsrichtung im ungetufteten Zustand: 40%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Reißfestigkeit in Querrichtung im ungetufteten Zustand: 290 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehnung in Querrichtung im ungetufteten Zustand: 40%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Weiterreißfestigkeit in Längsrichtung: 160 N
Prüfung nach DIN 53 859 Bl.3
[0040] Nach dem Tuftvorgang mit Einstichdichte von 5/32" ergeben sich folgende Charakteristika:
Reißfestigkeit in Längsrichtung im getufteten Zustand: 270 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehnung in Längsrichtung im getufteten Zustand: 50%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Reißfestigkeit in Querrichtung im getufteten Zustand: 210 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehung in Querrichtung im getufteten Zustand: 50%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Weiterreißfestigkeit in Längsrichtung: 155 N
Prüfung nach DIN 53 859 Bl.3
Beispiel 2
[0041] Durch Spinndüsen gemäß Figur 2c, welche einen Düsenverband gemäß Figur 1 bilden,
werden jeweils 100 Fäden aus Polyethylenterephthalat und 40 Fäden aus einem Polyethylenterephthalat-Copolymeren,
dessen Schmelzbereich bei 225°C liegt, extrudiert. Die Düsentemperatur für die Polyethylenterephthalat-Masse
beträgt 290°C, für die Copolymer-Masse 270°C. Man erhält Filamente in der Verteilung
75% Polyethylenterephthalat und 25% Polyethylenterephthalat-Copolymer. Der Titer der
Polyethylenterephthalat-Fäden beträgt 11 dtex.
[0042] Beide Fadenscharen je Düse werden vereinigt und in der Verstreckeinheit gemeinsam
verstreckt. Anschließend erfolgt die Ablage auf einem siebartigen, horizontal bewegten
Transportband. Das so entstandene lose Vlies wird in einem Kalander mittels zweiter
Stahlwalzen unter einem Druck von 5 t bei einer Geschwindigkeit von 15 m/min vorverfestigt.
Beide Walzen sind auf 150°C erhitzt, eine davon ist mit einer gravierten Oberfläche
ausgestattet. Die Endverfestigung des Vlieses erfolgt in einem Durchlaufofen bei 230°C,
worin die Bindefasern leicht angeschmolzen werden.
[0043] Die Charakteristika des erhaltenen Vlieses sind die folgenden:
Breite des Vlieses: 1,01m
Gewicht des Vlieses: 230 g/m2
Variationskoeffizient der Oberflächenmasse: Unter 5% (gemessen auf einem Quadrat 10
x 10 cm)
Dicke: 0,95 mm
Prüfung nach ISO 9073-2
Reißfestigkeit in Längsrichtung: 630 N/5cm
Prüfung nach ISO 9073-3
Bruchdehnung in Längsrichtung: 32%
Prüfung nach ISO 9073-3
Reißfestigkeit in Querrichtung: 630 N/5cm
Prüfung nach ISO 9073-3
Bruchdehnung in Querrichtung: 32%
Prüfung nach ISO 9073-3
Schrumpf in Längsrichtung: 0,6%
bei 200°C und 15 min
Schrumpf in Querrichtung: 0,6%
bei 200°C und 15 min
Beispiel 3
[0044] Man extrudiert durch Spinndüsen in der Ausgestaltung der Figur 3 und in der Anordnung
gemäß Figur 1 jeweils 200 Filamente aus Polyethylenterephthalat und 90 Filamente aus
einem Polyethylenterephthalat-Copelymeren, wobei dessen Schmelzbereich bei 165°C liegt.
Die Düsentemperatur für das Polyethylenterephthalat beträgt 290°C, für das Polyethylenterephthalat-Copolymer
220°C.
[0045] Es werden Filamente mit der Verteilung 85% Polyethylenterephthalat und 25% Polyethylenterephthalat-Copolymer
erhalten. Der Titer der Polyethylenterephthalat-Filamente beträgt 7 dtex.
[0046] Die beiden Filamentscharen jeder Düse werden vereinigt und in einer Verstreckeinheit
gemeinsam verstreckt. Es erfolgt anschließend die Ablage auf einem horizontal bewegten,
siebartigen Transportband. Das so entstandene lose Vlies wird in einem Kalander mittels
zweier Stahlwalzen unter einem Druck von 1,5 t bei einer Geschwindigkeit von 25 m/min
vorverfestigt. Beide Walzen sind dabei auf 100°C erhitzt, und die untere weist eine
gravierte Oberfläche auf. Danach wird das Vlies mit einer silikonhaltigen Avivage
besprüht und in einem Durchlaufofen bei 180°C unter Erweichung der Bindefasern endverfestigt.
[0047] Die Charakteristika des erhaltenen Vlieses sind die folgenden:
Breite des Vlieses 1,60 m
Gewicht des Vlieses: 100 g/m2
Variationskoeffizient der Oberflächenmasse: Unter 5% (gemessen auf einem Quadrat 10
x 10 cm)
Reißfestigkeit in Längsrichtung im ungetufteten Zustand: 200 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehnung in Längsrichtung im ungetufteten Zustand: 31%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Reißfestigkeit in Querrichtung im ungetufteten Zustand: 180 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehnung in Querrichtung im ungetufteten Zustand: 35%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Weiterreißfestigkeit in Längsrichtung: 170 N
Prüfung nach DIN 53 589 Bl.3
[0048] Nach dem Tuftvorgang mit Einstichdichte von 5/32" ergeben sich folgende Charakteristika:
Reißfestigkeit in Längsrichtung im getufteten Zustand: 250 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehnung in Längsrichtung im getufteten Zustand: 65%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Reißfestigkeit in Querrichtung im getufteten Zustand: 180 N/5cm
Prüfung nach EN 290 73 T3
Bruchdehnung in Querrichtung im getufteten Zustand: 65%
Prüfung nach EN 290 73 T3
Weiterreißfestigkeit in Längsrichtung: 250 N
Prüfung nach DIN 53 859 Bl.3
[0049] Aus allen drei Beispielen ist ersichtlich, daß die erfindungsgemäßen Spinndüsen es
ermöglichen, Gemische von Matrix- und Bindefilamenten zu erzeugen, welche einen sehr
innigen Vermischungsgrad aufweisen, und dies auch bei deutlich unterschiedlichen Titern.
Diese Möglichkeiten führen zu sehr hohen Festigkeiten der in der beschriebenen Weise
nachbehandelten Vliesstoffe.
1. Vorrichtung zur Herstellung von Spinnvliesstoffen aus einem Gemisch von thermoplastischen,
höher schmelzenden Matrixfilamenten und thermoplastischen, um 5 bis 50°C niedriger
schmelzenden Bindefilamenten, diese Vorrichtung bestehend aus Spinndüsenpaketen, welche
von je einem Heizkasten zum Erhitzen der thermoplastischen Polymermassen umgeben sind
und welche Schmelzekanäle mit zugehörigen Austrittsbohrungen für die Polymermassen
aufweisen,
dadurch gekennzeichnet, daß jedes einzelne Spinndüsenpaket (1) Schmelzekanäle (12) und Austrittsbohrungen (8)
für die Polymermasse der Matrixfilamente und Schmelzekanäle (13) und Austrittsbohrungen
(7) für die Polymermasse der Bindefilamente aufweist, daß diese Schmelzekanäle (12)
und (13) voneinander thermisch isoliert sind und daß jeder Schmelzekanal-Gruppe (12)
und (13) eine individuelle Temperatur zugeordnet ist, welche ausreicht, die jeweilige
Polymermasse für die Matrixfilamente (2) bzw. für die Bindefilamente (4) schmelzflüssig
zu halten.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die gegenseitige thermische
Isolierung der Schmelzekanäle (12 und (13) durch eine Vielzahl dazwischenliegender,
zu den Kanälen (12), (13) parallel verlaufender Hohlräume erfolgt, welche mit Luft
gefüllt sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die gegenseitige thermische
Isolierung der Schmelzekanäle 12 und (13) durch eine Vielzahl dazwischenliegender,
zu den Kanälen (12), (13) parallel verlaufender Hohlräume erfolgt, welche mit einem
festen Isoliermaterial gefüllt sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das feste Isoliermaterial
aus keramischen Massen oder aus mit Phenol- oder Epoxidharz getränkten und ausgehärteten
Glasgewebe-Matten besteht.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Querschnitt
der Spinndüsenpakete (1) rechteckig ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzekanäle (12),
(13) mit ihren zugehörigen Austrittsbohrungen (8), (7) im Querschnitt des Spinndüsenpakets
(1) in voneinander gemäß der Polymerenart getrennten Reihen vorliegen.
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzekanäle (12), (13)
mit ihren zugehörigen Austrittsbohrungen (8), (7) im Querschnitt des Spinndüsenpakets
(1) gleichmäßig untereinander verteilt vorliegen.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Querschnitt
der Spinndüsenpakete (1) kreisrund ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß im Querschnitt des Spinndüsenpakets
(1) die Schmelzekanäle (12) mit ihren zugehörigen Austrittsbohrungen (8) zu den Schmelzekanälen
(13) mit ihren zugehörigen Austrittsbohrungen (7) konzentrisch angeordnet sind.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß im Querschnitt des Spinndüsenpakets
(1) die Schmelzekanäle (12) mit ihren zugehörigen Austrittsbohrungen (8) bezüglich
der Schmelzekanäle (13) mit ihren zugehörigen Austrittsbohrungen (7) regellos untereinander
verteilt vorliegen.
11. Vorrichtung nach Ansprüche 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzekanäle (13)
für das Bindekomponenten-Polymer von dem das Spinndüsenpaket (1) umgebenden Heizkasten
(9) durch einen mit Luft oder Fest-Isolierstoff gefüllten Isolierspalt (11) getrennt
sind.
12. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Schmelzekanäle (13) für
das Binde-Polymer sich bezüglich des Querschnitts des Spinndüsenpakets (1) in dessen
Innerem befinden und von den sie konzentrisch umgebenden Schmelzekanälen (12) für
das Matrix-Polymer durch ebenfalls konzentrisch angeordnete Isolierbohrungen (10)
getrennt sind.
13. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Polymerschmelze
für die Bindekomponente durch eine Vorbohrung (15) und eine sich daran anschließende
Kapillare (16) geleitet wird, wobei sie im unteren Bereich der Kapillare (16) eine
Kanüle (18) durchläuft, welche von einem mit Luft oder festem Isoliermaterial gefüllten
Ringspalt (17) umgeben ist.