[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Papierkalander mit einem Stapel übereinander
angeordneter Walzen, bestehend aus einem Oberstapel und einem Unterstapel, die je
für sich durch obere und untere Kraftgeber belastbar sind, mit gemeinsamer Mittelwalze,
die am Gestell abgestützt ist, wobei die übrigen Mittelwalzen an Hebeln gelagert sind,
die um gestellfeste Achsen schwenkbar und durch Vorrichtungen zur Krafteinleitung
belastbar sind, sowie auf ein Verfahren zum Betrieb dieses Kalanders.
[0002] Ein solcher Papierkalander ist aus DE 195 11 143 A1 bekannt. Die gemeinsame Mittelwalze
ist eine Biegeeinstellwalze mit Mantelhub, deren Mantel durch eine obere druckbelastbare
Stützvorrichtung und eine untere druckbelastbare Stützvorrichtung auf einem den Mantel
durchsetzenden, gestellfest gehaltenen Träger abgestützt ist. Die Papierbahn ist so
geführt, daß sie im Oberstapel mit der einen Seite und im Unterstapel mit der anderen
Seite an harten Walzen anliegt, die für die Glätte des Papiers verantwortlich sind.
Mit Hilfe der Vorrichtungen zur Krafteinleitung kann das Gewicht der überhängenden
Teile kompensiert werden. Aufgrund des Walzengewichts haben die Belastungskennlinien
im Oberstapel und im Unterstapel eine negative Steigung, d.h. die Streckenlasten nehmen
sowohl im Oberstapel als auch im Unterstapel von oben nach unten von Spalt zu Spalt
zu.
[0003] Aus WO 95/14813 ist ein Papierkalander mit einem Walzenstapel bekannt, bei dem sämtliche
Mittelwalzen, die sich zwischen einer oberen und einer unteren Endwalze befinden,
an Hebeln gelagert sind. Diese Hebel sind durch Vorrichtungen zur Krafteinleitung
belastbar, die so kräftig bemessen sind, daß sie mehr als das gesamte Gewicht der
Walze und der mit ihr verbundenen Teile zu kompensieren vermögen. Auf diese Weise
lassen sich nicht nur Belastungskennlinien mit negativer Steigung, sondern auch solche
mit positiver Steigung erzielen.
[0004] In beiden Fällen bereitet es Schwierigkeiten, der Papierbahn beidseitig etwa die
gleiche Oberflächenbeschaffenheit zu verleihen.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe Zugrunde, die Veredelung der Papierbahn zu
verbessern.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Papierkalander der eingangs beschriebenen Art dadurch
gelöst, daß die Vorrichtungen zur Krafteinleitung so kräftig bemessen sind, daß sie
mehr als das gesamte Gewicht der Walze und der mit ihr verbundenen Teile zu kompensieren
vermögen.
[0007] Bei dieser Konstruktion wird in zweifacher Hinsicht auf die Belastungskennlinie Einfluß
genommen. Zum einen können die Kennlinien von Oberstapel und Unterstapel völlig getrennt
und insbesondere versetzt zueinander eingestellt werden. Zum anderen kann die Steigung
der Kennlinien im Oberstapel und Unterstapel je für sich in einem großen, auch die
positive Steigung einschließenden Bereich gewählt werden. Insbesondere kann man bei
dieser Einstellung berücksichtigen, daß die Papierbahn, die den Oberstapel durchlaufen
hat, hinsichtlich zahlreicher Eigenschaften, wie Dichte, Glätte, Glanz, Temperatur
und gegebenenfalls Feuchte eine Vorgeschichte hat, die im Unterstapel eine individuelle
Anpassung der Kennlinie erfordert.
[0008] Zweckmäßig ist es, daß die Belastung durch die oberen und unteren Kraftgeber unabhängig
voneinander einstellbar ist.
[0009] Empfehlenswert ist es ferner, daß die Belastung durch die Vorrichtungen zur Krafteinleitung
unabhängig voneinander einstellbar ist.
[0010] Günstig ist es auch, daß die Vorrichtungen zur Krafteinleitung zweiseitig wirken,
d.h. nicht nur entlastend, sondern auch belastend wirksam sein können, was noch weitere
Anpassungsmöglichkeiten bietet.
[0011] Ein Verfahren zum Betrieb eines solchen Kalanders ist dadurch gekennzeichnet, daß
die Belastungskennlinien im Oberstapel und Unterstapel unterschiedlich eingestellt
werden. Die Einstellungen richten sich nach dem speziellen Papier und den gewünschten
Eigenschaften.
[0012] Vorzugsweise haben die Kennlinien unterschiedliche Steigung, insbesondere entgegengesetzte
Steigung.
[0013] Ferner ist es von Vorteil, daß die Kennlinien gegeneinander versetzt sind.
[0014] Eine weitere vorzugsweise Ausgestaltung sieht vor, daß die Kennlinien in sich Abschnitte
unterschiedlicher Steigung aufweisen.
[0015] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Ansicht eines erfindungsgemäßen Kalanders und
- Fig. 2
- einen Walzenstapel mit zugehörigen Kennlinien.
[0016] Der in Fig. 1 veranschaulichte Kalander weist einen Walzenstapel 1 auf, der aus acht
Walzen 2 bis 9 besteht, nämlich einer beheizbaren, durchbiegungssteuerbaren harten
oberen Endwalze 2, einer weichen Mittelwalze 3, einer beheizbaren harten Mittelwalze
4, einer weichen Mittelwalze 5, einer durchbiegungssteuerbaren weichen Mittelwalze
6, einer beheizbaren harten Mittelwalze 7, einer weichen Mittelwalze 8 und einer beheizbaren,
durchbiegungssteuerbaren, harten, unteren Endwalze 9. Auf diese Weise ergeben sich
sechs Arbeitsspalte 10 bis 15, die je durch eine harte Walze und eine weiche Walze
begrenzt sind, und in deren Mitte ein Wechselspalt 16, der durch zwei weiche Walzen
5 und 6 begrenzt ist.
[0017] Eine Papierbahn 17 wird aus einer Papiermaschine zugeführt, durchläuft unter der
Führung von Leitrollen 18 die Arbeitsspalte 10 bis 12, den Wechselspalt 16 und die
Arbeitsspalte 13 bis 15, worauf sie in einer Wickelvorrichtung aufgewickelt werden.
In den drei oberen Arbeitsspalten 10 bis 12 liegt die Papierbahn mit der einen Seite,
in den drei unteren Arbeitsspalten 13 bis 15 mit der anderen Seite an den Mittelwalzen
an, so daß beidseitig die gewünschte Oberflächenstruktur, beispielsweise Glanz oder
Glätte, erreicht wird.
[0018] Die obere Endwalze 2 und die untere Endwalze 9 sind als Biegeeinstellwalzen ausgebildet,
bei denen der Walzenmantel 19 durch eine Reihe von Stützelementen 20 auf einem drehfesten
Träger 21 abgestützt sind. Auch die Mittelwalze 6 ist als Biegeeinstellwalze ausgebildet,
wobei der Mantel 22 über eine obere Stützvorrichtung, gebildet durch eine Reihe von
Stützelementen, und eine untere Stützvorrichtung 24, gebildet durch eine Reihe von
Stützelementen, auf einem drehfesten und gestellfesten Träger 25 abgestützt ist. Diese
Mittelwalze 6 ist mit Mantelhub ausgebildet, d.h. der Mantel 22 ist als Ganzes relativ
zum Träger 25 vestellbar. Derartige Biegeeinstellwalzen sind bekannt, beispielsweise
in der Form von NIPCO-Walzen. Die Stützelemente können auch durch andere bekannte
Stützvorrichtungen ersetzt werden.
[0019] Wegen des Vorhandenseins der am Gestell abgestützten Mittelwalze 6 ergibt sich ein
Oberstapel 26 und ein Unterstapel 27, denen die Mittelwalze 6 gemeinsam ist und die
je mit einer eigenen Belastungskennlinie arbeiten können. Der Oberstapel 26 wird durch
obere Kraftgeber K1 belastet, die durch obere Hubzylinder 28 und die Stützvorrichtung
23 gebildet sind, der Unterstapel 27 durch untere Kraftgeber K2, die durch die Stützvorrichtung
24 gebildet sind, die den Unterstapel 27 gegen den im Betrieb gestellfest gehaltenen
Hubkolben 29 drückt.
[0020] Die übrigen Walzen 3, 4, 5, 7 und 8 sind mit ihren Lagerzapfen an Hebeln 30 gelagert,
die um gestellfeste Drehpunkte 31 schwenkbar sind. Am freien Ende ist jeder Hebel
durch eine Vorrichtung 32 zur Krafteinleitung in der Form einer Kolben-Zylinder-Einheit
belastbar, die die Wirkung des Gewichts der zugehörigen Walze und weiterer davon getragener
Teile, wie der Leitwalze 18, kompensiert und daher Einfluß auf die Belastungskennlinie
nimmt. Diese Vorrichtungen 32 werden über zwei Anschlußleitungen 33 und 34 mit Druckflüssigkeit
versorgt und können daher den Hebel sowohl nach unten als auch nach oben belasten.
[0021] Zum Trennen der Walzen des Stapels kann der Träger der unteren Endwalze 9 mittels
des Hubzylinders 29 abgesenkt werden. Hierdurch senken sich die an den Hebeln 30 gelagerten
Mittelwalzen 3, 4, 5, 7, 8 ab, bis die Hebel an einem nicht veranschaulichten Anschlag
anliegen, während die gemeinsame Mittelwalze 6 absinkt, bis der Mantelhub durch einen
internen Anschlag beendet ist.
[0022] Eine oder mehrere der harten Walzen 2, 4, 7, 9 sind beheizbar, wie dies durch die
Pfeile H1 bis H4 angedeutet ist. Die Heizenergie kann durch Induktion oder auf andere
Art zugeführt werden, beispielsweise durch elektrische Widerstandsheizung, durch Strahlungsheizung,
mit Hilfe eines Wärmeträgers u.dgl.
[0023] Ein Steuergerät 35 koordiniert die einzelnen Parameter der Papierbahnbehandlung.
So wird außer der Heizenergie H1 bis H4 die Kraft P festgelegt, mit der der obere
Kraftgeber K1 die obere Endwalze 2 nach unten drückt, wobei die untere Endwalze 9
gestellfest gehalten ist. Die Belastung kann auch in umgekehrter Richtung erfolgen,
wobei die Kraft P auf die untere Endwalze wirkt und die obere Endwalze 2 gestellfest
gelagert ist. Ferner besteht die Möglichkeit, die Zwischenwalze 6 als Vollwalze gestellfest
zu lagern und obere Kraftgeber auf die obere Endwalze 2 und untere Kraftgeber auf
die untere Endwalze 9 wirken zu lassen. Den Stützelementen in den Walzen 2, 6 und
9 werden einzeln oder zonenweise Drücke p1, p2, p3 und p4 zugeführt, die bei allen
drei Biegeeinstellwalzen dafür sorgen, daß über die Länge der Walzen eine gleichmäßige
Druckspannung herrscht. Darüber hinaus werden die Stützvorrichtungen 23 und 24 der
gemeinsamen Mittelwalze 6 so angesteuert, daß die nach oben wirkende Kräfte etwas
größer sind als die nach unten wirkenden Kräfte. Die Arbeitsspalte 10 bis 12 im oberen
Teil des Stapels 1 und die Arbeitsspalte 13 bis 15 im unteren Teil des Stapels 1 sind
daher druckmäßig voneinander entkoppelt.
[0024] Die Vorrichtungen 32 zur Krafteinleitung in die Hebel 28 werden mit den Drücken z1,
z2, z3, z4 und z5 beschickt, wodurch je nach Größe des Drucks und dessen Richtung
die Streckenlast in den angrenzenden Arbeitsspalten beeinflußt wird. Alle vorgenannten
Größen werden vom Steuergerät 35 vorgegeben und lassen sich von ihm unabhängig von
den anderen Größen einstellen.
[0025] Dies führt zu Streckenlasten f1 bis f6 in den Arbeitsspalten 10 bis 16.
[0026] Fig. 2 zeigt Belastungskennlinien des Kalanders, also die Streckenlast f in Abhängigkeit
von den einzelnen Arbeitsspalten. Eine Kennlinienschar A für den Oberstapel 26 zeigt,
daß die Kennlinie eine negative Steigung (A1) oder eine positive Steigung (A2) und
eine Vielzahl von dazwischen liegenden Werten haben kann. In gleicher Weise kann eine
Kennlinienschar B für den Unterstapel 27 Kennlinien mit positiver Steigung (B1) und
Kennlinien mit negativer Steigung (B2) und eine Vielzahl von dazwischen liegenden
Kennlinien aufweisen. Ferner kann jede einzelne Kennlinie horizontal verschoben werden,
wie dies gestrichelt unter A' und B' veranschaulicht ist. Strichpunktiert ist eine
Möglichkeit der Einstellung einer Kennlinie C veranschaulicht, die von oben nach unten
einen Abschnitt C1 mit positiver Steigung, einen Sprungabschnitt C2 und einen Abschnitt
C3 mit negativer, aber vergleichsweise kleiner Steigung besitzt. Es sind sogar Kennlinien
D möglich, bei denen Abschnitte im Bereich des Oberstapels unter sich unterschiedliche
Steigung haben, was auch im Bereich des Unterstapels 27 verwirklicht werden kann.
Auf jeden Fall lassen sich die einzelnen Kennlinien so wählen, daß eine optimale Behandlung
des Papiers erfolgt.
1. Papierkalander mit einem Stapel übereinander angeordneter Walzen, bestehend aus einem
Oberstapel und einem Unterstapel, die je für sich durch obere und untere Kraftgeber
belastbar sind, mit gemeinsamer Mittelwalze, die am Gestell abgestützt ist, wobei
die übrigen Mittelwalzen an Hebeln gelagert sind, die um gestellfeste Achsen schwenkbar
und durch Vorrichtungen zur Krafteinleitung belastbar sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtungen (32) zur Krafteinleitung so kräftig bemessen sind, daß sie mehr
als das gesamte Gewicht der Walze und der mit ihr verbundenen Teile zu kompensieren
vermögen.
2. Papierkalander nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Belastung durch die
oberen und unteren Kraftgeber (K1, K2) unabhängig voneinander einstellbar ist.
3. Papierkalander nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Belastung durch
die Vorrichtungen (32) zur Krafteinleitung unabhängig voneinander einstellbar ist.
4. Papierkalander nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtungen
(32) zur Krafteinleitung zweiseitig wirken.
5. Verfahren zum Betrieb eines Kalanders nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Belastungskennlinien im Oberstapel und Unterstapel unterschiedlich eingestellt
werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Kennlinien unterschiedliche
Steigungen haben.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kennlinien entgegengesetzte
Steigung haben.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Kennlinien
gegeneinander versetzt sind.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Kennlinien
in sich Abschnitte unterschiedlicher Steigung aufweisen.