(19)
(11) EP 0 930 087 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.07.1999  Patentblatt  1999/29

(21) Anmeldenummer: 98122847.1

(22) Anmeldetag:  03.12.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6A63C 9/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 16.01.1998 DE 19801291

(71) Anmelder: Marker Deutschland GmbH
82438 Eschenlohe (DE)

(72) Erfinder:
  • Keller, Alexander
    82497 Unterammergau (DE)

(74) Vertreter: Patentanwalts-Partnerschaft Rotermund + Pfusch 
Waiblinger Strasse 11
70372 Stuttgart
70372 Stuttgart (DE)

   


(54) Bindung-Schuh-Kombination für Snowboards


(57) Durch die Bindung wird ein steifer Fersenbereich (7) des Schuhs (3) am Snowboard fixiert. Dieser Fersenbereich kann mit einer festen Wadenstütze (9) kombiniert sein. Im übrigen ist der Schuh flexibel ausgebildet.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Bindung-Schuh-Kombination für Snowboards, bei der bindungsseitige Riegelaggregate mit beidseitig am Schuh angeordneten Gegenriegelteilen formschlüssig zusammenwirken und diese im Riegelzustand snowboardfest fixieren.

[0002] Eine derartige Kombination wird bspw. in der WO 94/16784 dargestellt. Nach dieser Druckschrift ist im Mittelfußbereich des Schuhs an der Sohle ein relativ kleines Plattenteil angeordnet, welches im wesentlichen Rechteckform hat und dessen in Schuhlängsrichtung erstreckte kürzere Kanten als Gegenriegelteile mit bindungsseitigen Riegelaggregaten zusammenwirken. Im übrigen besitzt der Schuh eine vergleichsweise steife Fußschale, um trotz der kleinen Verankerungsbasis des Schuhs an den Riegelaggregaten einen guten Halt des Schuhs am Snowboard zu gewähren.

[0003] Aus dem DE-U 94 133 356 ist eine Bindung-Schuh-Kombination bekannt, bei der die Bindung den Schuh im Absatzbereich mit zwei seitlichen Schwenkhaken erfaßt, deren Enden nach Art von Riegelnasen ausgebildet sind und in seitliche Vertiefungen, die am Absatzbereich des Schuhs als Gegenriegelelemente angeordnet sind, eingreifen. Im Zehen- bzw. Ballenbereich der Schuhsohle ist ein Quersteg angeordnet, welcher in eine feststehende hakenförmige Halterung der Bindung eingeschoben wird, wenn der Snowboardfahrer den Schuh in die Bindung einsetzt. Diese Halterung des Vorderbereiches des Schuhs soll die Befestigungsbasis des Schuhs an der Bindung vergrößern. Auch hier soll der Schuh eine vergleichsweise steife Fußschale besitzen, denn andernfalls könnte der Quersteg der Schuhsohle unerwünscht leicht aus der zugehörigen hakenförmigen Halterung der Bindung austreten.

[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Bindung-Schuh-Kombination zu schaffen, bei der der Schuh eine besonders hohe Bequemlichkeit bietet, und zwar insbesondere auch dann, wenn der Snowboardfahrer auf winterlichen Wegen laufen muß.

[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Bindung-Schuh-Kombination der eingangs angegebenen Art dadurch gelöst, daß die Gegenriegelteile in Seitenansicht des Schuhs relativ zu einem mittleren Bereich zwischen Fersen- und Ballenbereich des Schuhs nach rückwärts versetzt angeordnet sind und der Schuhbereich vor den Gegenriegelteilen eine zumindest bereichsweise flexible Sohle aufweist.

[0006] Die Erfindung beruht auf dem allgemeinen Gedanken, den Snowboardschuh nur in seinem Fersenbereich durch Riegeleingriff von bindungsseitigen Riegelaggregaten und schuhseitigen Gegenriegelteilen fest am Snowboard zu fixieren. Damit braucht der Schuh lediglich im Fersenbereich eine steife Struktur aufzuweisen, während der gesamte Schuhvorderbereich einschließlich der Schuhteile an der Fußmitte sehr flexibel ausgebildet sein können. Hierbei wird berücksichtigt, daß sich der Snowboardfahrer bei nach vorne verlagertem Körpergewicht wirksam mit den Ballen der Füße bzw. mit den Zehen auf dem Snowboard abzustützen vermag, wenn die Ferse des Schuhs gut fixiert ist. Auch wenn der Snowboardfahrer sein Gewicht nach rückwärts verlagert, läßt sich eine gute Abstützung auf dem Snowboard gewährleisten. Wenn der Snowboardfahrer sein Gewicht nach rückswärts verlagert und den Vorderfuß anhebt, treten im Schuh oberhalb des Fußrückens mehr oder weniger große Zugkräfte auf, die praktisch unmittelbar in den Bereich der Gegenriegelteile abgetragen werden, so daß auch in einem solchen Fall eine gute Kraftübertragung vom Bein bzw. Fuß des Snowboardfahrers auf das Snowboard gewährleistet ist. Im übrigen kann die feste Fersenstruktur des Schuhs eine schuhseitige Wadenstütze haltern. Außerdem kann die Bindung ggf. einen den Vorderfuß übergreifenden Gurt od.dgl. aufweisen.

[0007] Ein besonderer Vorzug der Erfindung liegt darin, daß der erfindungsgemäße Schuh ein bequemes Laufen, auch auf rutschigem Untergrund, ermöglicht, da sich ohne weiteres ein fester Fersenbereich mit fersenseitig fester Sohle bzw. festem Absatz bei gleichzeitig flexiblem Vorderschuh erreichen läßt.

[0008] Im übrigen wird hinsichtlich bevorzugter Merkmale der Erfindung auf die Ansprüche sowie die nachfolgende Erläuterung der Zeichnung verwiesen, anhand der eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung beschrieben wird.

[0009] Dabei zeigt
Fig. 1
eine Draufsicht auf eine erfindungsgemäße Bindung,
Fig. 2
eine Seitenansicht eines zugehörigen Schuhs gemäß der Erfindung und
Fig. 3
eine Seitenansicht von Schuh und Bindung, wobei eine bindungsseitige Wadenstütze vorgesehen ist.


[0010] Gemäß Fig. 1 besitzt jede erfindungsgemäße Bindung eine Standplatte 1, die auf der Oberseite des nicht dargestellten Snowboards aufliegend angeordnet wird und als Standfläche für jeweils einen Schuh des Snowboardfahrers dient. Zur Befestigung auf dem Snowboard besitzt die Standplatte 1 eine große zentrale Kreisöffnung 2, die mittels einer die Ränder der Kreisöffnung 2 überdeckenden, nicht dargestellten Flanschplatte abdeckbar ist, welche sich mit dem Snowboard od.dgl. verschrauben läßt und dabei die Standplatte 1 gegen die Oberseite des Snowboards spannt. Die Flanschplatte wird mittels mehrerer Schrauben undrehbar am Snowboard festgehalten und greift mit einer radialen Verzahnung auf ihrem unterseitigen Randbereich in eine gegengleiche Verzahnung auf der Oberseite des Randbereiches der zentralen Kreisöffnung 2, so daß die Standplatte 1 einerseits aufgrund der Verspannung zwischen Flanschplatte und Snowboard kraftschlüssig und andererseits durch den Eingriff der Verzahnung ineinander auch formschlüssig festgehalten wird.

[0011] Mit der dargestellten Anordnung läßt sich die Standplatte 1 mit ihrer Längsachse in grundsätzlich beliebigen Richtungen relativ zur Längsachse des Snowboards ausrichten und am Snowboard befestigen.

[0012] Zur Halterung eines auf die Standplatte 1 aufgesetzten Schuhs 3 dienen an der Standplatte 1 angeordnete Riegelaggregate 4 und 5, die mit Gegenriegelteilen 6 an den Schuhflanken zusammenwirken. Da die schuhseitigen Gegenriegelteile 6 nahe der Ferse angeordnet sind, d.h. gegenüber einem Mittelbereich zwischen Ferse und Ballen des Fußes eine nach rückwärts verschobenen Lage einnehmen, sind die Riegelaggregate 4 und 5 in entsprechender Weise auf der Standplatte 1 relativ zum Zentrum der Kreisöffnung 2 stark versetzt angeordnet. Dementsprechend besitzt eine die Riegelaggregate 4 und 5 jeweils etwa mittig durchsetzende Vertikalebene einen relativ großen Abstand vom Zentrum der Kreisöffnung 2.

[0013] Gemäß Fig. 2 besitzt der Schuh 3 ein relativ steifes fersenseitiges Schalenteil 7, welches die Ferse des Fußes 8 von unten, seitlich und von hinten umfaßt. An diesem Schalenteil 7 ist eine Wadenstütze 9 gelenkig angeordnet, wobei sich die Gelenkachse 10 der gelenkigen Verbindungen zwischen Wadenstütze 9 und Schalenteil 7 beidseitig des Fußes 8 in Schuhquerrichtung etwa in Höhe der Knöchel des Fußgelenkes erstreckt. Dabei ist die Verbindung zwischen Wadenstütze 9 und Schalenteil 7 derart ausgebildet, daß sich die Wadenstütze 9 aus der in Fig. 2 dargestellten Endlage lediglich in Vorwärtsrichtung des Fußes schwenken läßt. Eine Schwenkung in Rückwärtsrichtung wird durch anschlagartiges Zusammenwirken von Wadenstütze 9 und Schalenteil 7 verhindert.

[0014] Im übrigen besitzt der Schuh 3 einen mit der Wadenstütze 9 verbundenen flexiblen Schaft 11 sowie einen mit dem Schalenteil 7 verbundenen, weitestgehend flexiblen Vorderfußbereich 12, wobei das obere Ende der Wadenstütze 9 mit einem Gurt 13 fest am Schienenbein und das Schalenteil 7 mit einem Gurt 14, welcher den Fußrücken umgreift, fest an der Ferse des Fußes 8 gehaltert werden kann.

[0015] Etwa in Verlängerung der Tibia sind am Schalenteil 7 die Gegenriegelteile 6 angeordnet, d.h. in einem Bereich, der bei normalen Schuhen oder z.B. bei Bergstiefeln vom Absatz eingenommen wird.

[0016] Sobald der Schuh 3 mit den Gegenriegelteilen 6 in die Riegelaggregate 4 und 5 (vgl. Fig. 1) eingesetzt wird, wird das Schalenteil 7 praktisch stationär zum Snowboard gehaltert. Bei entsprechender Einstellung der Gurte 13 und 14 bzw. bei entsprechender Anpassung des Schaftes 11 sowie des Vorderfußbereiches 12 des Schuhs 3 an den Fuß 8 kann dann der Snowboardfahrer das Snowboard wirksam führen. Wenn der Snowboardfahrer sein Gewicht in Vorwärtsrichtung verlagert und dabei den Ballenbereich des Fußes gegen das Snowboard niederdrückt, wird der Bodendruck der zehenseitigen Längskante des Snowboards erhöht. Wenn dagegen der Snowboardfahrer sein Gewicht nach rückwärts verlagert, drängen die Waden gegen die jeweiligen Wadenstützen 9, die dann ihrerseits die jeweiligen Schalenteile 7 nach rückwärts zu kippen suchen, mit der Folge, daß die fersenseitige Längskante des Snowboards einen erhöhten Bodendruck erhält.

[0017] Wenn der Snowboardfahrer aus den Bindungen aussteigt, ermöglichen die Schuhe ein bequemes Laufen, wobei eine hohe Trittsicherheit gewährleistet ist, denn einerseits besitzen die Snowboardschuhe, ähnlich wie Bergstiefel, einen festen Fersen- und Absatzbereich und andererseits kann der Vorderfußbereich 12 bis in die Nähe der Ferse des Fußes 8 flexibel ausgebildet sein, so daß ein bequemes Abrollen des Fußes 8 möglich ist.

[0018] Die Riegelaggregate 4 und 5 sowie die zugeordneten Gegenriegelteile 6 können in grundsätzlich herkömmlicher Weise ausgebildet sein, beispielsweise gemäß der DE 195 47 329 A1.

[0019] Gemäß der Darstellung in Fig. 3 kann auch eine bindungsseitige Wadenstütze 15 vorgesehen sein, welche sich gegebenenfalls in Fig. 3 im Uhrzeigersinn kippen läßt, um den Transport des Snowboards zu erleichtern.

[0020] Bei Anordnung einer bindungsseitigen Wadenstütze 15 kann die nach Fig. 2 vorhandene schuhseitige Wadenstütze 9 entfallen, so daß der Schaft 11 des Schuhs 3 auch im rückseitigen Bereich außerordentlich flexibel ausgebildet sein kann. Dadurch wird der Komfort beim normalen Laufen noch weiter erhöht.

[0021] Bei Wegfall einer schuhseitigen Wadenstütze braucht der Schuh 3 nur noch im Fersenbereich das formstabile Schalenteil 7 aufzuweisen, welches durch anschmiegsame Ausgestaltung und Ausformung des Schuhs 3 bzw. durch den Gurt 14 einen festen Sitz an der Ferse erhält, so daß auch die vom Schalenteil 7 gehalterten Gegenriegelteile 6 fest am Fuß gehalten werden.

[0022] Im übrigen ist die schuhseitige Wadenstütze 15 insofern vorteilhaft, als sie beim Einstieg in die Bindung als Führung für den Schuh 3 benutzt werden kann, so daß sich der Einstieg in die Bindung praktisch ohne jede Sichtkontrolle durchführen läßt. Die Gegenriegelteile 6 gelangen dann in einfachster Weise beim Einstieg in die Bindung in die vorgesehene Riegellage, in der sie mit den Riegelaggregaten 4 und 5 zusammenwirken können.

[0023] Auch bei Anordnung der schuhseitigen Wadenstütze 9 kann deshalb eine rudimentäre bzw. stark verkleinerte bindungsseitige Wadenstütze zweckmäßig sein.


Ansprüche

1. Bindung-Schuh-Kombination für Snowboards, bei der bindungsseitige Schuhhalter- bzw. Riegelaggregate (4,5) mit beidseitig am Schuh (3) angeordneten Gegenriegelteilen (6) formschlüssig zusammenwirken und diese im Riegelzustand snowboardfest fixieren,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gegenriegelteile (6) in Seitenansicht des Schuhs (3) relativ zu einem mittleren Bereich zwischen Fersen- und Ballenbereich des Schuhs (3) nach rückwärts versetzt an einem fersenseitigen Strukturteil (7) des Schuhs (3) angeordnet sind und der Schuhbereich (12) vor den Gegenriegelteilen (6) eine flexible Sohle aufweist.
 
2. Bindung-Schuh-Kombination nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gegenriegelteile (6) in Seitenansicht des Schuhs (3), bei im wesentlichen senkrechter Beinstellung, etwa in Verlängerung der Tibia angeordnet sind.
 
3. Bindung-Schuh-Kombination nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bindung um ein in die Schuhmitte bzw. die Mitte zwischen Ferse und Ballen fallendes Zentrum (Kreisöffnung 2) drehverstellbar ist.
 
4. Bindung-Schuh-Kombination nach einem
der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Gegenriegelteile (6) an einem fersenseitigen Strukturteil (7) des Schuhs (3) angeordnet sind, welches die Ferse nach Art eines Schuhabsatzes untergreift und nach Art eines Fersenbügels seitlich und von rückwärts umgreift.
 
5. Bindung-Schuh-Kombination nach einem
der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schuh (3) eine Wadenstütze (9) aufweist.
 
6. Bindung-Schuh-Kombination nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Wadenstütze (9) mit einem fersenseitigen Strukturteil (7) des Schuhs (3) um eine Schuhquerachse kippbar verbunden ist, wobei der Kippbereich in Rückwärtsrichtung durch Anschlag begrenzt ist.
 
7. Bindung-Schuh-Kombination nach einem
der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein fersenseitiges Strukturteil (7) des Schuhs mit einem den Fußrücken übergreifenden Gurt (14) fest an der Ferse halterbar ist.
 
8. Bindung-Schuh-Kombination nach einem
der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß bindungsseitige Wadenstützen (15) vorgesehen sind.
 
9. Bindung-Schuh-Kombination nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schaft (11) des Schuhs (3) oberhalb des Fersenbereiches auf der der Wadenstütze (15) zugewandten Seite flexibel ausgebildet ist.
 




Zeichnung













Recherchenbericht