[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schaltung und ein Verfahren zur adaptiven
Unterdruckung einer akustischen Rückkopplung gemäss den Oberbegriffen der unabhängigen
Patentansprüche. Sie kommt bspw. in digitalen Hörgeräten zum Einsatz.
[0002] In akustischen Systemen mit einem Mikrophon, einem Lautsprecher bzw. Hörer und einem
dazwischenliegenden elektronischen Signalverarbeitungsteil kann es zu einer akustischen
Rückkopplung zwischen Lautsprecher bzw. Hörer einerseits und Mikrophon andererseits
kommen. Die akustische Rückkopplung verursacht unerwünschte Verzerrungen und führt
im Extremfall zu instabilem Verhalten des Systems, bspw. einem unangenehmen Pfeifen.
Da der instabile Betrieb nicht akzeptabel ist, muss die Signalverstärkung des Signalverarbeitungsteils
oft kleiner als effektiv gewünscht eingestellt werden.
[0003] Die Unterdrückung der akustischen Rückkopplung in digitalen Hörgeräten kann grundsätzlich
mit unterschiedlichen Ansätzen angegangen werden. Die besten Ergebnisse werden zur
Zeit mit der Methode der adaptiven Filterung erzielt.
[0004] Verschiedene Systeme mit adaptiver Filterung sind bekannt. Grundsätzlich wird in
solchen Systemen ein akustisches Eingangssignal aufgenommen und in ein digitales elektrisches
Signal umgewandelt. Davon wird eine Echoschätzung abgezogen. Das echokompensierte
Signal wird mit einer notwendigen Hörkorrektur in ein digitales Ausgangssignal transformiert,
in ein analoges elektrisches Signal umgewandelt und als akustisches Ausgangssignal
abgestrahlt. Das akustische Signal wird auf seinem Weg zurück zum Mikrophon entsprechend
einer Rückkopplungscharakteristik verformt und einem von aussen einfallenden akustischen
Signal zu einem neuen akustischen Eingangssignal überlagert. Zur Berechnung der Echoschätzung
werden die fixen, im System enthaltenen Verzögerungen nachgebildet und die unbekannte
Rückkopplungscharakteristik modelliert.
[0005] Solche allgemein bekannten Systeme mit adaptiver Filterung genügen nun leider nicht,
um in realistischer Umgebung eine verzerrungsarme Übertragung bei gleichzeitig befriedigendem
Konvergenzvernalten zu erzielen. Die Schwierigkeiten rühren daher, dass reale Signale
wie Sprache oder Musik eine nicht zu vemachlässigende Autokorrelationsfunktion besitzen.
Das adaptive Filter interpretiert die Autokorrelation des Signals gewissermassen als
Rückkopplungseffekt und eine teilweise Auslöschung des gewünschten Signals ist die
Folge. Am extremsten tritt dieser Effekt bei rein periodischen Signalen (z. B. bei
Alarmtönen) auf. Das System kann verbessert werden, wenn die Rückkopplungscharakteristik
unter Verwendung von dekorrelierten Signalen modelliert wird. Es existieren unterschiedliche
Ansätze dazu, die im folgenden erläutert werden.
[0006] Ein erster Ansatz beinhaltet die Verwendung eines künstlichen Rauschsignals. Ein
solches System ist bspw. aus den europäischen Patentanmeldungen EP-415 677, EP-634
084 und EP-671 114 der Firma GN Danavox AS bekannt. Die gemeinsame Eigenschaft derartiger
Systeme ist die Verwendung eines künstlichen Rauschsignals zur Dekorrelation der Signale.
Das Rauschsignal wird entweder nur bei Bedarf anstelle des Ausgangssignals zugeschaltet
oder laufend zum Ausgangssignal addiert. Der Nachteil dieser Systeme ist der notwendige
Aufwand für die Steuerung der Rauschsignalleistung derart, dass das Rauschen möglichst
unhörbar bleibt und trotzdem eine genügend gute Konvergenzgeschwindigkeit erreicht
werden kann.
[0007] Ein zweiter Ansatz beinhaltet die Verwendung von fixen orthogonalen Transformationen.
Ein solches System der Firma Phonak AG wurde bspw. als europäische Patentanmeldung
EP-585 976 veröffentlicht. Die gemeinsame Eigenschaft derartiger Systeme ist die Verwendung
von fixen orthogonalen Transformationen zur Dekorrelation der Signale. Die Filterung
und Aufdatierung der Koeffizienten erfolgt bei diesen Systemen nicht direkt im Zeitbereich.
Der Nachteil dieser Systeme ist neben dem im Allgemeinen grösseren Rechenaufwand die
durch die blockweise Verarbeitung bedingte zusätzliche Verzögerung im Signalverarbeitungspfad.
[0008] Ein dritter Ansatz beinhaltet die Verwendung von adaptiven Dekorrelationsfiltern.
Ein solches System wurde bspw. in Mamadou Mboup et al., "Coupled Adaptive Prediction
and System Identification: A Statistical Model and Transient Analysis'', Proc. 1992
IEEE ICASSP, 4;1-4, 1992, beschrieben. Die mit diesem Ansatz machbaren Systeme unterscheiden
sich durch die unterschiedliche Anordnung und Realisierung der Dekorrelationsfilter.
Der Nachteil des publizierten Systems besteht in der Verwendung von relativ langsamen
Transversalfilter-Dekorrelatoren, die sich aufgrund ihrer Struktur nicht besonders
schnell den sich ändernden statistischen Eigenschaften ihrer Eingangssignale anpassen
können. Die Koeffizienten der beiden Dekorrelationsfilter werden im allgemeinen durch
Dekorrelation des zum Lautsprecher bzw. Hörer gelangenden Ausgangssignal ermittelt.
Damit soll die Konvergenzgeschwindigkeit frequenzunabhängig gemacht werden. Eine besondere
Gewichtung der für das Rückkopplungsverhalten besonders kritischen Frequenzen mit
hohen Verstärkungen im Signalverarbeitungspfad ist also nicht vorhanden.
[0009] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Schaltung und ein Verfahren zur adaptiven Unterdrückung
einer akustischen Rückkopplung anzugeben, welche die Nachteile der bekannten Systeme
nicht aufweisen. Insbesondere soll mit möglichst geringem Aufwand ein optimales Konvergenzverhalten
mit minimalen, unhörbaren Verzerrungen und ohne zusätzliche Signalverzögerung erreicht
werden.
[0010] Die Aufgabe wird gelöst durch die Schaltung und das Verfahren, wie sie in den unabhängigen
Patentansprüchen definiert sind.
[0011] Die vorliegende Erfindung gehört zur Gruppe von Systemen mit adaptiven Dekorrelationsfiltern.
Sie macht sich die Erkenntnis zunutze, dass Kreuzglied-Filterstrukturen für die schnelle
Dekorrelation besonders geeignet sind. Solche Kreuzglied-Filterstrukturen sind aus
der Sprachsignalverarbeitung bekannt und werden dort für die lineare Prädiktion eingesetzt.
Algorithmen für die Dekorrelation eines Signals mittels Kreuzglied-Filter sind bekannt
und können der Fachliteratur entnommen werden, bspw. bei S. Thomas Alexander, "Adaptive
Signal Processing", Springer-Verlag New York, 1986.
[0012] Die vorliegende Erfindung modelliert den Rückkopplungspfad und folgt dessen zeitlichen
Änderungen adaptiv mittels einer optimierten Nachführung. Die rückgekoppelten Signalanteile
werden laufend aus dem Eingangssignal entfernt. Damit wird die für den stabilen Betrieb
zulässige Signalverstärkung wesentlich erhöht. Dies ermöglicht die Anwendung höherer
Verstärkungen (z. B. bei schweren Hörschäden) oder eine angenehme offenere Versorgung
(z. B. bei leichten Hörschäden).
[0013] Die erfindungsgemässe Schaltung kommt bei einem akustischen System mit mindestens
einem Mikrophon zur Erzeugung eines elektrischen Eingangssignals, mindestens einem
Lautsprecher bzw. Hörer und einem dazwischenliegenden elektronischen Signalverarbeitungsteil
zum Einsatz. Sie beinhaltet ein Filter zur Modellierung einer Rückkopplungscharakteristik,
eine Aufdatierungseinheit zur Berechnung aktueller Koeffizienten für das Filter, einen
Subtrahierer zur Berechnung eines echokompensierten Eingangssignals mittels Subtraktion
einer vom Filter gelieferten Echoschätzung von einem digitalen Eingangssignal, ein
Verzögerungselement zur Berechnung eines verzögerten Ausgangssignals und zwei adaptive
Kreuzglied-Dekorrelationsfilter. Ein erstes Kreuzglied-Dekorrelationsfilter ist zur
Dekorrelation des echokompensierten Eingangssignals angeordnet, und ein zweites Kreuzglied-Dekorrelationsfilter
ist zur Dekorrelation des verzögerten Ausgangssignals mittels aus dem ersten Kreuzglied-Dekorrelationsfilter
stammender Koeffizienten angeordnet. Die beiden Kreuzglied-Dekorrelationsfilter sind
für eine Berechnung ihrer Kreuzglied-Koeffizienten mittels adaptiver Dekorrelation
des echokompensierten Eingangssignals konfiguriert.
[0014] Das erste Dekorrelationsfilter, ein Kreuzglied-Dekorrelator, extrahiert aus dem echokompensierten
Signal die darin enthaltenen rauschartigen Komponenten. Parallel dazu wird im zweiten
Dekorrelationsfilter, einem Kreuzglied-Filter, mit den aus dem Kreuzglied-Dekorrelator
stammenden Koeffizienten das verzögerte Ausgangssignal in ein transformiertes Signal
umgewandelt. Das Besondere an dieser Anordnung ist die Vertauschung des Kreuzglied-Dekorrelators
und des Kreuzglied-Filters gegenüber der üblichen Anordnung, bei der nämlich nicht
das echokompensierte Signal, sondern das verzögerte Ausgangssignal dekorreliert wird.
Die erfindungsgemässe Schaltung hat den grossen Vorteil, dass die in der Hörkorrektur
vorhandenen spektralen Maxima im transformierten Signal erhalten bleiben. Diese Maxima
entsprechen meistens den für die Rückkopplung kritischsten Frequenzen, und diese sollen
bei der Aufdatierung der Filterkoeffizienten durchaus mit der entsprechend grossen
Gewichtung berücksichtigt werden.
[0015] Beim erfindungsgemässen Verfahren zur adaptiven Unterdrückung der akustischen Rückkopplung
wird mit mindestens einem Mikrophon ein elektrisches Eingangssignal erzeugt, mit einem
Filter eine Rückkopplungscharakteristik modelliert, mit einer Aufdatierungseinheit
werden aktuelle Koeffizienten für das Filter berechnet, mit einem Subtrahierer wird
ein echokompensiertes Eingangssignal mittels Subtraktion einer vom Filter gelieferten
Echoschätzung von einem digitalen Eingangssignal berechnet, und mit einem Verzögerungselement
wird ein verzögertes Ausgangssignal berechnet. Mit einem ersten Kreuzglied-Dekorrelationsfilter
wird das echokompensierte Eingangssignal dekorreliert, und mit einem zweiten Kreuzglied-Dekorrelationsfilter
wird das verzögerte Ausgangssignal mittels aus dem ersten Kreuzglied-Dekorrelationsfilter
stammender Koeffizienten dekorreliert. Die Kreuzglied-Koeffizienten der beiden Kreuzglied-Dekorrelationsfilter
werden mittels adaptiver Dekorrelation des echokompensierten Eingangssignals berechnet.
[0016] Die vorliegende Erfindung unterscheidet sich wesentlich von allen bisher publizierten
Systemen zur Unterdrückung der akustischen Rückkopplung. Neu sind die besondere Anordnung
und Realisierung der Blöcke für die Dekorrelation und die Normierung, die Steuerung
des Vergessensfaktors und des Schrittweitefaktors, sowie die Möglichkeit der gestaffelten
Aufdatierung in der erfindungsgemässen Kombination. Die vorliegende Erfindung erlaubt
maximale Konvergenzgeschwindigkeiten bei minimalen Verzerrungen, da die Aufdatierung
der Filterkoeffizienten zeitlich und frequenzmässig hauptsächlich dort stattfindet,
wo die grossen Verstärkungen in der Hörkorrektur auftreten.
[0017] Im folgenden wird die Erfindung und zum Vergleich auch der Stand der Technik anhand
von Figuren detailliert beschreiben. Dabei zeigen in Blockdiagrammen:
- Fig. 1
- ein allgemeines System zur adaptiven Unterdrückung der akustischen Rückkopplung gemäss
Stand der Technik,
- Fig. 2
- ein System mit Verwendung eines Rauschsignals gemäss Stand der Technik,
- Fig. 3
- ein System mit Verwendung von orthogonalen Transformationen gemäss Stand der Technik,
- Fig. 4
- ein System mit Verwendung von adaptiven Dekorrelationsfiltern gemäss Stand der Technik,
- Fig. 5
- das erfindungsgemässe System,
- Fig. 6
- eine Detailzeichnung eines Verzögerungselements des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 7
- eine Detailzeichnung eines Filters des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 8
- eine Detailzeichnung einer Aufdatierungseinheit des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 9
- eine Detailzeichnung einer Normierungseinheit des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 10
- eine Detailzeichnung einer Geschwindigkeitssteuerungseinheit des erfindungsgemässen
Systems,
- Fig.11
- eine Detailzeichnung eines Kreuzglied-Dekorrelators des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 12
- eine Detailzeichnung eines Kreuzglied-Filters des erfindungsgemässen Systems und
- Fig. 13
- eine Detailzeichnung einer Kontrolleinheit des erfindungsgemässen Systems.
[0018] Ein allgemein bekanntes System zur adaptiven Unterdrückung der akustischen Rückkopplung
ist in
Figur 1 dargestellt. Ein akustisches Eingangssignal a
in(t) wird von einem Mikrophon 1 aufgenommen und vorerst in ein elektrisches Signal
d(t) umgewandelt. Ein nachfolgender AD-Wandler 2 ermittelt daraus ein digitales Eingangssignal
d
n. Davon wird in einem Subtrahierer 3 eine Echoschätzung y
n abgezogen. Das echokompensierte Signal e
n wird mit einer an die jeweilige Anwendung anpassbaren Korrektur 4, bspw. einer individuellen
Hörkorrektur für einen Hörbehinderten, in ein digitales Ausgangssignal u
n transformiert. Der DA-Wandler 5 vollzieht eine Umwandlung in ein elektrisches Signal
u(t), das über einen Lautsprecher bzw. Hörer 6 als akustisches Ausgangssignal a
out(t) abgestrahlt wird. Das akustische Ausgangssignal a
out(t) wird auf seinem Weg zurück zum Mikrophon 1 entsprechend einer durch eine Impulsantwort
h(t) charakterisierten Rückkopplungscharakteristik 7 zu einem Signal y(t) verformt
und einem von aussen einfallenden akustischen Signal s(t) überlagert (8). Die restlichen
Komponenten im System sind ein Verzögerungselement 9, ein Filter 10 und eine Aufdatierungseinheit
11. Das Verzögerungselement 9 bildet die fixen, im System enthaltenen Verzögerungen
nach, wodurch ein verzögertes Signal x
n entsteht. Das Filter 10 modelliert die unbekannte Rückkopplungscharakteristik. In
der Aufdatierungseinheit 11 werden laufend die aktuellen Koeffizienten
wn für das Filter berechnet. Dabei wird üblicherweise eine Variante des LMS-Algorithmus
(Least Mean Square) angewendet.
[0019] Das allgemein bekannte System genügt wegen der nicht zu vernachlässigenden Autokorrelationsfunktion
realer akustischer Signale s(t) nicht, um in realistischer Umgebung eine verzerrungsarme
Übertragung bei gleichzeitig befriedigendem Konvergenzverhalten zu erzielen. Das System
kann verbessert werden, wenn die Aufdatierungseinheit mit dekorrelierten Signalen
arbeitet.
[0020] Figur 2 zeigt ein System, welches zur Dekorrelation der Signale ein künstliches Rauschsignal
verwendet. Ein solches System ist bspw. aus den europäischen Patentanmeldungen EP-415
677, EP-634 084 und EP-671 114 der Firma GN Danavox AS bekannt. Das künstliche Rauschsignal
wird in einem Rauschgenerator 17 erzeugt und via einer Leistungsregelungseinheit 18
zum digitalen Ausgangssignal u
n addiert (19). Das künstliche Rauschsignal wird auch über ein Verzögerungselement
20 zur Aufdatierungseinheit 11 geführt. Das Rauschsignal wird entweder nur bei Bedarf
anstelle des Ausgangssignals u
n zugeschaltet oder laufend zum Ausgangssignal u
n addiert.
[0021] Figur 3 zeigt ein System, welches zur Dekorrelation der Signale fixe orthogonale Transformationen
verwendet. Ein solches System der Firma Phonak AG wurde bspw. als europäische Patentanmeldung
EP-585 976 veröffentlicht. Das echokompensierte Signal e
n und das Ausgangssignal u
n werden über Transformationseinheiten 21 und 22 in den Frequenzbereich transformiert
bzw. die Echoschätzung y
n wird über eine inverse Transformation 23 zurückgewonnen. Die Filterung und Aufdatierung
der Koeffizienten erfolgt bei diesen Systemen nicht direkt im Zeitbereich.
[0022] Figur 4 zeigt ein System, welches zur Dekorrelation der Signale adaptive Dekorrelationsfilter
12, 13 verwendet. Ein solches System wurde bspw. in Mamadou Mboup et al., "Coupled
Adaptive Prediction and System Identification: A Statistical Model and Transient Analysis",
Proc. 1992 IEEE ICASSP, 4; 1-4, 1992, beschrieben. Das echokompensierte Signal e
n und das verzögerte Ausgangssignal x
n werden durch die adaptiven Dekorrelationsfilter 12, 13 dekorreliert. Die Koeffizienten
an der beiden Dekorrelationsfilter 12, 13 werden im Block 13 mittels Dekorrelation des
verzögerten Ausgangssignals x
n berechnet.
[0023] Ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Systems ist in
Figur 5 dargestellt. Nebst den oben beschriebenen Blöcken 1 bis 11 verwendet das erfindungsgemässe
System adaptive Kreuzglied-Dekorrelationsfilter, nämlich einen Kreuzglied-Dekorrelator
12 und ein parallel dazu mitlaufendes Kreuzglied-Filter 13. Für die schnelle Dekorrelation
erweisen sich die aus der Sprachsignalverarbeitung bekannten Kreuzglied-Filterstrukturen
als besonders geeignet. Sie werden dort für die lineare Prädiktion eingesetzt. Algorithmen
für die Dekorrelation eines Signals mittels Kreuzglied-Filter sind bekannt.
[0024] Der Kreuzglied-Dekorrelator 12 extrahiert aus dem echokompensierten Signal e
n darin enthaltene rauschartige Komponenten e
Mn. Parallel dazu wird im Kreuzglied-Filter 13 mit aus dem Kreuzglied-Dekorrelator 12
stammenden Koeffizienten
kn das verzögerte Ausgangssignal x
n in ein transformiertes Signal x
Mn umgewandelt. Das Besondere an dieser Anordnung ist die Vertauschung der beiden adaptiven
Dekorrelationsfilter 12 und 13 gegenüber der üblichen Vorgehensweise, bei der nämlich
nicht das echokompensierte Signal e
n, sondern das verzögerte Signal x
n dekorreliert wird. Die erfindungsgemässe Anordnung hat aber den grossen Vorteil,
dass die in der Hörkorrektur 4 vorhandenen spektralen Maxima im transformierten Signal
x
Mn erhalten bleiben. Diese Maxima entsprechen meistens den für die Rückkopplung kritischsten
Frequenzen, und diese sollen bei der Aufdatierung der Filterkoeffizienten
wn durchaus mit der entsprechend grossen Gewichtung berücksichtigt werden.
[0025] Die Ordnung der beiden Kreuzgleid-Dekorrelationsfilter 12, 13 bestimmt sich aus einem
Kompromiss zwischen gewünschtem Dekorrelationsgrad und dem damit verbundenen Rechenaufwand.
Für den Spezialfall von Filtern zweiter Ordnung (M=2) wird mittels einer oberen Begrenzung
des zweiten Kreuzglied-Koeffizienten k
2n nochmals eine erhebliche Verbesserung des Systemverhaltens erzielt. Diese obere Begrenzung
des zweiten Kreuzglied-Koeffizienten hat zur Folge, dass reine Sinustöne nicht vollständig
dekorreliert werden. Das wiederum hat den grossen Vorteil, dass die bei instabilem
Betrieb auftretenden Pfeiftöne wesentlich schneller kompensiert werden.
[0026] Ferner enthält das erfindungsgemässe System eine Kontrolleinheit 14. Die Kontrolleinheit
14 vergleicht laufend die Leistung des Eingangssignals d
n mit der Leistung des echokompensierten Signals e
n. Das Verhältnis der beiden Leistungen bestimmt, welcher Vergessensfaktor λ
n in der Aufdatierungseinheit 11 zur Anwendung kommt. Ist nämlich die Leistung des
echokompensierten Signals grösser als die Leistung des Eingangssignals, so ist dies
fast immer ein Indiz dafür, dass die Echoschätzung y
n und somit die Koeffizienten
wn des Filters 10 betragsmässig zu gross sind. Durch Setzen von λ
n<1 konvergieren die Koeffizienten schnell zu einem geeigneteren Wert. Im normalen
Betrieb hingegen wird λ
n=1 gesetzt. Die beschriebene Steuerung des Vergessensfaktor λ
n liefert ein verbessertes Konvergenzverhalten bei schnellen Veränderungen des Rückkopplungspfades.
Eine interne, temporär durch das System erzeugte Rückkopplung wird sofort erkannt
und sehr schnell wieder dem externen Rückkopplungspfad angepasst.
[0027] Als weiteren Unterschied zu anderen Systemen enthält die Aufdatierungseinheit 11
eine Normierungseinheit 15 und eine Geschwindigkeitssteuerungseinheit 16. Die Anordnung
der nachfolgend beschriebenen Blöcke ist aus der Figur 8 ersichtlich, die eine Präzisierung
der Aufdatierungseinheit 11 darstellt. Die Normierungseinheit 15 ermöglicht die Anwendung
des NLMS-Algorithmus (Normalized Least Mean Square). Sie berechnet die Leistung des
Signals e
Mn. Das Spezielle an dieser Anordnung ist, dass die Normierung bezüglich e
Mn und nicht wie üblich bezüglich x
Mn erfolgt. Damit wird die Konvergenzgeschwindigkeit abhängig vom Verhältnis der Leistungen
von x
Mn und e
Mn. Dieses Verhältnis ist im Wesentlichen gegeben durch die in der Hörkorrektur 4 enthaltene
Verstärkung. Die Verstärkung in der Hörkorrektur ist im allgemeinen, nichtlinearen
Fall (z. B. Kompressionsverfahren) zeitlich nicht konstant. Beim erfindungsgemässen
Verfahren ist also das Konvergenzverhalten des die Rückkopplungscharakteristik 7 modellierenden
adaptiven Filters 10 vom zeitlichen Verhalten der Hörkorrektur 4, d. h. vom zeitlichen
Verlauf von deren Verstärkung und Frequenzgang, abhängig. In Zeiten grosser Verstärkung
mit besonders kritischem Rückkopplungsverhalten erfolgt eine schnelle Anpassung der
Koeffizienten
wn und in Zeiten kleiner Verstärkung mit unkritischem Rückkopplungsverhalten erfolgt
eine entsprechend langsamere Anpassung. Die Aufdatierung erfolgt also hauptsächlich
in den Zeiten, wo es tatsächlich nötig ist. Dieses Vorgehen vereinigt eine schnelle
Konvergenz im kritischen Fall mit einer annähernd verzerrungsfreien Verarbeitung im
unkritischen Fall.
[0028] Die Geschwindigkeitssteuerungseinheit 16 liefert einen Schrittweitefaktor β
n für den NLMS-Algorithmus. Die Geschwindigkeitssteuerungseinheit 16 liefert Werte
für β
n beginnend beim Stanwert β
max und innerhalb der ersten Sekunden nach dem Aufstarten schrittweise abnehmend bis
zum Endwert β
min. Dieses Vorgehen erlaubt nach dem Aufstarten eine sehr schnelle Konvergenz der Filterkoeffizienten
wn von Null auf ihre Sollwerte. Die dadurch entstehenden anfänglichen Signalverzerrungen
sind weniger gravierend als das andernfalls viel länger andauernde Rückkopplungspfeifen.
[0029] Die Aufdatierungseinheit 11 kann so ausgeführt werden, dass zu jedem diskreten Zeitpunkt
jeweils nur ein bestimmter kleiner, zyklisch wechselnder Teil der (N+1) Filterkoeffizienten
aufdatiert wird. Dies reduziert den benötigten Rechenaufwand beträchtlich. Das System
muss dabei nicht zusätzlich langsamer gemacht werden, als es zur Verhinderung von
hörbaren Verzerrungen ohnehin sein muss.
[0030] Im folgenden wird eine spezielle Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ausgehend
von Figur 5 ausführlicher beschrieben. Das Mikrophon 1, der AD-Wandler 2, der DA-Wandler
5 und der Hörer 6 werden in der Betrachtung als ideal angenommen. Die Charakteristiken
der realen akustischen und elektrischen Wandler können als Teil der Rückkopplungscharakteristik
7 betrachtet werden. Für den AD-Wandler 2 und den DA-Wandler 5 gelten die nachfolgenden
Beziehungen. Dabei bezeichnen T und f
s die Abtastperiode bzw. Abtastfrequenz und der Index n den diskreten Zeitpunkt.

[0031] Für den Subtrahierer 3 und die Hörkorrektur 4 gelten die nachfolgenden Beziehungen.
Die Funktion f() steht für eine beliebige nichtlineare Funktion ihrer Argumente. Sie
ergibt sich aufgrund des ausgewählten Verfahrens zur Korrektur des individuellen Hörverlustes.

[0032] Die akustische Übertragungsstrecke wird mittels der Rückkopplungscharakteristik 7
und einem Addierer 8 modelliert. Dabei ist der Operator * als Faltungsoperator zu
verstehen und h(τ) steht für die Impulsantwort der Rückkopplung. Das von aussen einfallende
Signal ist mit s(t) bezeichnet.

[0033] Das Verzögerungselement 9 ist in
Figur 6 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Verzögerungslänge L
muss auf die Summe der Verzögerungen der akustischen und elektrischen Wandler abgestimmt
sein.

[0034] Das Filter 10 ist in
Figur 7 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Dabei bedeuten unterstrichene
Grössen die zu Vektoren zusammengefassten gleichartigen Elemente. Der Faktor r erlaubt
eine Bereichswahl, so dass die Filterkoeffizienten unabhängig von der Hörkorrektur
4 immer im Bereich -1 ≤ w
kn < 1 gehalten werden können. Die Filterordnung N muss auf die Länge der Impulsantwort
h(τ) abgestimmt sein.

[0035] Die Aufdatierungseinheit 11 ist in
Figur 8 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Formel ist in Vektorschreibweise
und in Elementschreibweise angegeben.

[0036] In der bevorzugten Ausführungsform werden nicht alle (N+1) Filterkoeffizienten gleichzeitig
aufdatiert, sondern jeweils nur K. Es gelten die nachfolgenden Beziehungen unter der
Annahme, dass K ein ganzzahliger Teiler von (N+1) ist. Die Variable c
n wird als Zählvariable verwendet.

[0037] Die Aufdatierungseinheit 11 enthält ihrerseits die Normierungseinheit 15 und die
Geschwindigkeitssteuerungseinheit 16. Die Normierungseinheit 15 ist in
Figur 9 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Koeffizienten g und
h bestimmen die Länge des Zeitintervalls, über das eine Mittelung der Leistung von
e
Mn stattfindet.

[0038] Die Geschwindigkeitssteuerungseinheit 16 ist in
Figur 10 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Der Schrittweitefaktor
β
n wird ausgehend von β
max schrittweise um den Faktor 0.5 verkleinert bis β
min. Die optimalen Werte für β
max und ß
min hängen von der individuellen Hörkorrektur (4) ab. Die Variable c
n wird als Zählvariable verwendet.

[0039] Der Kreuzglied-Dekorrelator 12 ist in
Figur 11 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Neben den Rekursionsformeln
für die Berechnung von e
in und b
in müssen auf jeder Stufe auch die Grössen d
in und n
in ermittelt werden für die Nachführung der Koeffizienten k
in. Die Filterordnung M ergibt sich aus einem Kompromiss zwischen gewünschtem Dekorrelationsgrad
und dem benötigten Rechenaufwand.

[0040] In der bevorzugten Ausführungsform mit Filterordnung M=2 wird eine vollständige Dekorrelation
durch Begrenzung des zweiten Koeffizienten k
2n verhindert. Es gelten die nachfolgenden Beziehungen.

[0041] Das Kreuzglied-Filter 13 ist in
Figur 12 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen.

[0042] Die Kontrolleinheit 14 ist in
Figur 13 dargestellt, und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Der Vergessensfaktor λ
n ergibt sich aus dem Verhältnis der beiden Leistungen n
dn und n
en. Im mittleren Bereich ist eine Hysterese vorhanden.

[0043] Die bevorzugte Ausführungsform kann problemlos auf einem handelsüblichen Signalprozessor
programmiert oder in einer integrierten Schaltung realisiert werden. Dazu müssen alle
Variablen geeignet quantisiert und die Operationen auf die vorhandenen Architekturblöcke
hin optimiert werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Behandlung der quadratischen
Grössen (Leistungen) und den Divisionsoperationen. Abhängig vom Zielsystem gibt es
dazu optimierte Vorgehensweisen. Diese sind aber an und für sich nicht Gegenstand
der vorliegenden Erfindung.
1. Schaltung zur adaptiven Unterdrückung der akustischen Rückkopplung bei einem akustischen
System mit mindestens einem Mikrophon (1) zur Erzeugung eines elektrischen Eingangssignals
(d(t)), mindestens einem Lautsprecher bzw. Hörer (6) und einem dazwischenliegenden
elektronischen Signalverarbeitungsteil, beinhaltend ein Filter (10) zur Modellierung
einer Rückkopplungscharakteristik (7), eine Aufdatierungseinheit (11) zur Berechnung
aktueller Koeffizienten (wn) für das Filter (10), einen Subtrahierer (3) zur Berechnung eines echokompensierten
Eingangssignals (en) mittels Subtraktion einer vom Filter (10) gelieferten Echoschätzung (yn) von einem digitalen Eingangssignal (dn), ein Verzögerungselement (9) zur Berechnung eines verzögerten Ausgangssignals (xn), ein erstes adaptives Dekorrelationsfilter (12) sowie ein zweites adaptives Dekorrelationsfilter
(13), dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Dekorrelationsfilter (12, 13) als Kreuzglied-Dekorrelationsfilter
ausgebildet sind, dass das erste Dekorrelationsfilter (12) zur Dekorrelation des echokompensierten
Eingangssignals (en) sowie das zweite Dekorrelationsfilter (13) zur Dekorrelation des verzögerten Ausgangssignals
(xn) mittels aus dem ersten Dekorrelationsfilter (12) stammender Koeffizienten (kn) angeordnet ist, und dass die beiden Dekorrelationsfilter (12, 13) für eine Berechnung
ihrer Kreuzglied-Koeffizienten (kn) mittels adaptiver Dekorrelation des echokompensierten Eingangssignals (en) konfiguriert sind.
2. Schaltung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine in der Aufdatierungseinheit (11) angeordnete Normierungseinheit (15) zur Normierung
eines durch das erste Dekorrelationsfilter (12) gelieferten dekorrelierten echokompensierten
Eingangssignals (eMn).
3. Schaltung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch eine Kontrolleinheit (14) zur Überwachung des Verhältnisses der Leistungen des digitalen
Eingangssignals (dn) und des echokompensierten Eingangssignals (en) und zur Steuerung eines Vergessensfaktors (λn) in der Aufdatierungseinheit (11).
4. Schaltung nach einem der Ansprüche 1-3, gekennzeichnet durch eine Geschwindigkeitssteuerungseinheit (16) zur Berechnung eines Schrittweitefaktors
βn in der Aufdatierungseinheit (11).
5. Verfahren zur adaptiven Unterdrückung der akustischen Rückkopplung, ausführbar mittels
der Schaltung nach Anspruch 1, wobei mit mindestens einem Mikrophon (1) ein elektrisches
Eingangssignals (d(t)) erzeugt wird, mit einem Filter (10) eine Rückkopplungscharakteristik
(7) modelliert wird, mit einer Aufdatierungseinheit (11) aktuelle Koeffizienten (wn) für das Filter (10) berechnet werden, mit einem Subtrahierer (3) ein echokompensiertes
Eingangssignal (en) mittels Subtraktion einer vom Filter (10) gelieferten Echoschätzung (yn) von einem digitalen Eingangssignal (dn) berechnet wird und mit einem Verzögerungselement (9) ein verzögertes Ausgangssignal
(xn) berechnet wird, dadurch gekennzeichnet, dass mit einem ersten Kreuzglied-Dekorrelationsfilter (12) das echokompensierte
Eingangssignal (en) dekorreliert wird sowie mit einem zweiten Kreuzglied-Dekorrelationsfilter (13) das
verzögerte Ausgangssignal (xn) mittels aus dem ersten Kreuzglied-Dekorrelationsfilter (12) stammender Koeffizienten
(kn) dekorreliert wird, und dass die Kreuzglied-Koeffizienten (kn) der beiden Dekorrelationsfilter (12, 13) mittels adaptiver Dekorrelation des echokompensierten
Eingangssignals (en) berechnet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Normierung eines durch das erste Dekorrelationsfilter (12) gelieferten
dekorrelierten echokompensierten Eingangssignals (eMn) in der Aufdatierungseinheit (11) erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Kontrolleinheit (14) das Verhältnis der Leistungen des digitalen Eingangssignals
(dn) und des echokompensierten Eingangssignals (en) überwacht und einen Vergessensfaktor (λn) in der Aufdatierungseinheit (11) steuert.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5-7, dadurch gekennzeichnet, dass in der Aufdatierungseinheit (11) ein Schrittweitefaktor βn nach dem Aufstarten des Hörgeräts ausgehend von einem Startwert schrittweise reduziert
wird, bis der optimale Betriebswert erreicht ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 5-8, dadurch gekennzeichnet, dass Kreuzglied-Dekorrelationsfilter (12, 13) zweiter Ordnung eingesetzt werden
und eine obere Begrenzung auf den zweiten Kreuzglied-Koeffizienten k2n angewendet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 5-9, dadurch gekennzeichnet, dass in der Aufdatierungseinheit (11) nicht alle Filterkoeffizienten (wn) gleichzeitig, sondern jeweils nur ein kleiner, zyklisch wechselnder Teil davon aufdatiert
wird.