[0001] Die Erfindung betrifft Beschichtungen aus ferritischen Stahllegierungen auf Metall-Bauteilen,
vornehmlich niedriglegiertem Stahl, vorzugsweise Rohren und Rohrwänden, zum Zwecke
des Korrosionsschutzes gegen heiße chlor- und/oder chlorid- und/oder sulfathaltige
Medien z.B. für Anlagenbauteile für die thermische Müllentsorgung oder Kupferraffinierung.
[0002] In Anlagen zur Energie- und Stoffumwandlung ist bei der Wahl der Prozeßparameter
oftmals ein Spielraum gegeben, der es erlaubt, den Prozeß so zu führen, daß die Anforderungen
an die Warmfestigkeit der für die notwendigen Bauteile einzusetzenden Werkstoffe von
niedriglegierten Stählen erfüllt werden können. So wird man z.B. bei Kraftwerksanlagen,
die den elektrischen Strom über eine Dampf-Turbine erzeugen, den Heißdampf-Zustand
so wählen, daß die materialaufwendigen Wärmetauscher aus niedriglegiertem Stahl gefertigt
werden können. Die Wirkungsgradverbesserung beim Übergang zu höheren Temperaturen
und Drücken rechtfertigt die Mehrkosten für hochlegierte, austenitische Werkstoffe
in der Regel nicht.
[0003] In Anlagen zur thermischen Müllentsorgung wird die Standzeit der Wärmetauscher jedoch
nicht durch die thermischen und mechanischen Eigenschaften, sondern vielmehr durch
den Korrosionswiderstand des Rohrwerkstoffes bestimmt, der demnach als wichtiges Kriterium
bei der Wahl der Werkstoffe und der Prozeßführung berücksichtigt werden muß.
[0004] Die in solchen Anlagen in Abhängigkeit von Rauchgas- und Rohrwandtemperatur auftretenden
Korrosionsvorgänge setzen sich in komplizierter Weise aus der chlorkatalysierten aktiven
Oxidation, die in Gegenwart von chlorhaltigen Gasen oder Chloriden in oxidierenden
Atmosphären auftritt und hauptsächlich das Eisen aus dem Rohrwerkstoff verbraucht,
sowie Auflösungs-/Ausscheidungsvorgängen der schützenden Metall-Oxide in den sich
auf der Rohrwand bildenden Sulfat- und Chloridschmelzen, wodurch eine Passivierung
des Rohrwerkstoffes zusätzlich erschwert wird, zusammen. Unter solchen Bedingungen
weisen selbst hochlegierte Stähle nur unbefriedigende Korrosionswiderstände auf.
[0005] Neuere Entwicklungen zeigen zwar, daß Rohre aus Nickelbasiswerkstoffen einen erhöhten
Widerstand gegenüber diesen Korrosionsvorgängen aufweisen, aufgrund des hohen für
Nickel zu zahlenden Preises ist jedoch das Aufbringen einer korrosionsbeständigen
ferritischen Beschichtung auf Rohre aus niedriglegiertem Stahl die kostengünstigere
Alternative.
[0006] Der Einsatz beschichteter Rohre in Anlagen zur thermischen Müllentsorgung hat den
Vorteil, daß der mechanisch beanspruchte Rohrquerschnitt weiterhin aus niedriglegiertem
Stahl gefertigt und das Bauteil nach thermisch/mechanischen Kriterien ausgelegt werden
kann. Die Materialien mit dem geforderten hohen Korrosionswiderstand werden lediglich
als vergleichsweise dünne Schicht auf der Rohroberfläche verwendet. Die Anforderungen
an die mechanischen Eigenschaften des Beschichtungswerkstoffes sind dabei gering,
so daß bei dessen Auswahl nur der Korrosionswiderstand und die Haftung auf dem niedriglegierten
Substrat entscheidend sind.
[0007] Das Beschichten korrosiv hochbeanspruchter Wärmetauscherrohre in solchen Anlagen
wird, vor allem zur Reparatur von Korrosionsschäden sowie zur Prävention an kritischen
Positionen, bereits durchgeführt. Dazu wird auf bekannte Werkstoffe bzw. von diesen
abgeleitete Varianten zurückgegriffen, wie z.B. Alloy 625, eine Nickelbasislegierung
mit 21,5 % Chrom, 9 % Molybdän, 3,6 % Niob und 2,5 % Eisen sowie kleineren Anteilen
an Al, Ti, Mn, Si und C, oder NiCrBSi-Loten, wobei der im Vergleich zum Eisen höhere
Widerstand des Nickels gegenüber Chlorkorrosion ausgenutzt werden soll.
[0008] Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, daß auch auf ferritische Stahllegierungen
zurückgegriffen werden kann, sofern deren Chrom- und Siliziumgehalte ausreichend hoch
sind, so daß die Bildung sehr stabiler, den Werkstoff passivierender Oxide auch unter
den oben beschriebenen Korrosionsbedingungen bevorzugt stattfindet. Der Vorteil solcher
ferritischer Beschichtungen liegt in deren dem niedriglegierten Substratwerkstoff
praktisch gleichen thermischen Ausdehnung, wodurch die Haftung auch bei Temperaturwechselbeanspruchung
gewährleistet ist. Die hohe thermische Leitfähigkeit des ferritischen Stahls wirkt
sich vorteilhaft auf den Wärmeübergang und damit die Oberflächentemperatur der Beschichtung
aus.
[0009] Legierungen, die den durchgeführten Experimenten entsprechend als ein solcher Beschichtungswerkstoff
in Frage kommen, haben eine Zusammensetzung von (in Masse-%)
mehr als 20 bis 50 % Cr
mehr als 3 bis 10 % Si
Rest Fe.
[0010] Stähle mit weniger als 20 % Chrom und weniger als 3 % Silizium erfüllen nicht die
Anforderungen an Korrosionsbeständigkeit gegenüber den erwähnten Medien. Mehr als
50 % Chrom ergab keine weitere Verbesserung hinsichtlich Korrosionsbeständigkeit,
verteuert nur den Stahl. Bei einem Gehalt von über 10 % Silizium verschlechterte sich
wieder die Korrosionsbeständigkeit gegenüber den erwähnten Medien. Optimale Legierungsgehalte
wurden mit 25 bis 50 % Chrom und mehr als 3 bis 8 % Silizium ermittelt.
[0011] Weitere Zusätze kleinerer Mengen der folgenden Elemente dienen dem Absenken der Schmelztemperatur
und somit der Verbesserung der Auftragseigenschaften:
bis 4 % B
bis 6 % Ni
bis 5 % Mn
bis 1 % Mo
bis 0,1 % C
[0012] Nach den bisherigen experimentellen Testergebnisse weisen die Legierungen
Fe-35Cr-5Si
Fe-30Cr-5Si
Fe-30Cr-5Si-1B
den höchsten Korrosionswiderstand auf.
[0013] Solche Beschichtungen können in allen Anlagen, in denen chlorhaltige Gase und/oder
chlorid- und/oder sulfathaltige Stäube und Ablagerungen zu Korrosionsproblemen führen,
z.B. bei der Verbrennung von Hausmüll, Biomasse und Chemieabfällen sowie bei der Kupferraffination,
erfolgversprechend eingesetzt werden.
Beispiel
[0014] Die Korrosionsbeständigkeit der Legierungen ist in Auslagerungsexperimenten bei 600
°C bestätigt worden. Die Proben der untersuchten Legierungen waren dabei vollständig
in Ablagerungen eingebettet, die von den Wärmetauscherrohren einer Müllverbrennungsanlage
stammen. Die Ablagerungen sind nach jeweils 2 Wochen Auslagerung erneuert worden.
Das Reaktionsgas bestand aus 5 Vol.-% O
2 enthaltendem Stickstoff, dem 500 Vol.-ppm HCl zugesetzt worden sind. Der Wassergehalt
der in einer P
2O
5-Säule getrockneten Gase betrug < 3 x 10
-5 mbar.
[0015] Die Proben sind für verschiedene Zeiten diesen Bedingungen ausgesetzt worden (bisher
bis max. 8 Wochen). Der Materialverlust durch Korrosion ist anhand der Massenabnahme
nach Entfernen der Korrosionsprodukte und Ablagerungsreste mechanisch und chemisch
durch Beizen in alkalischer KMnO
4-Lösung und inhibierter Salzsäure bestimmt worden.
[0016] In Fig. 1 sind die auf diese Weise bestimmten zeitabhängigen Materialverluste Δm
durch Korrosion für diverse FeCrSi-Legierungen sowie für Alloy 625 aufgetragen. Die
Korrosionsgeschwindigkeiten der erfindungsgemäß verwendeten FeCrSi-Legierungen liegen
bis zu einer Größenordnung unter der von Alloy 625, dem jetzt vorwiegend zur Beschichtung
eingesetzten Werkstoff. Die Vergleichslegierung Fe-30Cr-2Si, die also weniger Silizium
enthält als die erfindungsgemäß zu verwendenden Stähle hat nach 14 Tagen ebenfalls
eine deutlich höhere Massenabnahme von 0,06 mg/mm
2.
[0017] Mit der beschriebenen Methode zur Bestimmung der Materialverluste lassen sich nur
über die gesamte Probenoberfläche gemittelte Werte erfassen. Unter den untersuchten
Bedingungen ist jedoch lokale Korrosion zu beobachten, die an den von dieser betroffenen
Stellen zu einer größeren Querschnittsabnahme als der aus der flächenspezifischen
Massenabnahme berechneten führt. Bei der Festlegung einer zu fordernden Mindestdicke
der aufzutragenden Beschichtung ist die lokale Korrosion zu berücksichtigen, da der
Durchtritt des korrosiven Mediums an einer solchen Stelle zum Versagen des gesamten
Rohres führen kann.
[0018] Die lokale Korrosion läßt sich bei der Festlegung der Mindestschichtdicke berücksichtigen,
indem die am Querschliff der korrodierenden Probe bestimmte maximale Tiefe der entstehenden
Grübchen in der Metalloberfläche zur aus der flächenspezifischen Massenänderung berechneten
Querschnittsabnahme addiert wird.
[0019] Nach 8 Wochen Auslagerung unter simulierten Müllverbrennungsbedingungen liegt die
aus den Massenabnahmen berechnete Querschnittsabnahme der erfindungsgemäß zu verwendenden
Fe-Cr-Si-Legierungen nur bei etwa 0,02 mm. Die Tiefe der durch lokale Korrosion entstandenen
Grübchen beträgt etwa 0,03 mm, so daß für diesen Zeitraum mit einer maximalen Querschnittsabnahme
von 0,05 mm zu rechnen ist. Im Vergleich dazu beträgt die aus der Massenänderung berechnete
Querschnittsabnahme von Alloy 625 im selben Zeitraum 0,24 mm. Die lokale Korrosion
ist mit einem Zuschlag von etwa 0,04 mm zu berücksichtigen.
[0020] Pulver aus der erfindungsgemäß zu verwendenden FeCrSi-Legierung können hergestellt
werden durch direktes Verdüsen der Legierungsschmelze oder durch Induktions-Abtropf-Schmelzen
stabförmiger Elektroden aus der entsprechenden Legierung. Letzteres Verfahren wurde
mit Erfolg zur Herstellung kleinerer Mengen von Fe-35Cr-5Si-Pulver angewendet. Als
Auftragsverfahren sind thermische Spritzverfahren vorgesehen. Aufgrund der Anforderungen
an die Dichtigkeit der Schicht kommt dabei insbesondere das Flammspritzen in Frage.
Mittels Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen konnten bereits erfolgreich Beschichtungen
durchgeführt werden, die auch den gewünschten Korrosionsschutz gewährleisten.
1. Verwendung von Pulver einer Stahllegierung mit (in Masse-%)
mehr als 20 bis 50 % Chrom
mehr als 3 bis 10 % Silizium
Rest Eisen einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen
zum thermischen Beschichten von Metallteilen, die im Betrieb dem Korrosionsangriff
durch chlor- und/oder chlorid- und/oder sulfathaltige Medien ausgesetzt sind.
2. Verwendung von Pulver nach Anspruch 1 aus (in Masse-%)
25 bis 50 % Chrom
mehr als 3 bis 8 % Silizium
Rest Eisen einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen
für den Zweck nach Anspruch 1.
3. Verwendung von Pulver aus einer Legierung der Zusammensetzung nach Anspruch 1 oder
2, das zusätzlich eines oder mehrere der folgenden Legierungselemente (in Masse-%)
enthält:
bis 4 % B
bis 6 % Ni
bis 5 % Mn
bis 1 % Mo
bis 0,1 % C
für den Zweck nach Anspruch 1.
4. Verwendung von Pulver nach Anspruch 1, 2 oder 3, zum Beschichten von Bauteilen für
Anlagen zur thermischen Müllentsorgung und zum Raffinieren von Kupfer.