Technisches Sachgebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung, enthaltend
- eine mit Antrieb versehene Spindel für eine Hülse, - einen Ballonbegrenzer, der die
Spindel umschließt und mit einer inneren, für die Berührung mit dem Garn vorgesehenen
Arbeitfläche und gleichfalls mit einem Antrieb versehen ist, und
- eine ortsfest angeordnete, mit einem radialen Abstand das untere Ende des Ballonbegrenzers
umschließende Begrenzungswand.
Stand der Technik
[0002] Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung der oben angeführten Ausführung sind aus der
WO 97/32065 bekannt. Das Prinzip dieser Vorrichtungen besteht darin, daß das Garn
von der Arbeitsoberfläche des Ballonbegrenzers direkt auf die Spindelhülse in Form
einer rotierenden offenen Schlinge übergeht, welche in dem Garnabschnitt zwischen
der Arbeitsoberfläche und der Hülse durch die Zentrifugalkraft gebildet wird, wobei
die Länge der rotierenden offenen Schlinge mittels der ortsfesten Begrenzungswand
reduziert wird, zu welcher das Garn in ungefähr radialer Richtung ausläuft und mit
der es in Berührung kommt.
[0003] Ein Nachteil dieser Lösung besteht darin, daß bei einer hoben Betriebsgeschwindigkeit
des Garns eine übermäßigen Erwärmung des Garns und der Bestandteile, die mit ihm in
Berührung kommen, zustande kommt. Diese übermäßige Erwärmung, die hauptsächlich im
Bereich der rotierenden offenen Schlinge in Erscheinung tritt, kann sowohl die Qualität
des Garns, insbesondere des aus thermoplastischen chemischen Fasern, die bereits bei
einer relativ niedrigen Temperatur schmelzbar sind, als auch die Stabilität des Spinn-
oder Zwirnvorganges negativ beeinflussen.
Wesen der Erfindung
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei der eingangs erwähnten Art und Ausführung
der Vorrichtung einfache Konstruktionsmaßnahmen vorzuschlagen, die den augeführten
Nachteil beseitigen.
[0005] Diese Aufgabe wird im wesentlichen dadurch gelöst, daß zumindest auf einem Teil der
Begrenzungswand eine Gleitfläche vorgesehen ist, die sich vom Bereich der ersten Berührung
mit dem Garn in Richtung zum unteren Ende der Begrenzungswand von der Achse der Spindel
entfernt.
[0006] Infolge dieser Maßnahme ändert das die Begrenzungswand berührende Garn in gleitender
Weise seine Richtung zugunsten der Bewegung längs der Begrenzungswand und meidet in
dieser Weise den sogenannten harten Aufprall. Das macht sich günstig dadurch bemerkbar,
daß zwischen dem Garn und der Begrenzungswand kleinere Reibkräfte entstehen, die nicht
mehr fähig sind, weder unerwünschtes Erwärmen noch die Aufscheuerung des Garns und/oder
der Begrenzungswand zu verursachen. Nach der Erfindung ist es weiter vorteilhaft,
wenn die Gleitfläche als eine kegelförmige, konkave oder konvexe Gleitfläche ausgebildet
ist, denn mit Hilfe dieser Flächen können geeignete Bedingungen für die Verarbeitung
eines breiten Sortiments von Fasermaterial einschließlich thermoplastischer chemischer
Fasern geschaffen werden.
[0007] Die Gleitfläche kann zweckmäßig auch aus mindestens zwei aneinander angeschlossenen
kegelförmigen Teilflächen bestehen. Diese Ausführung hat im wesentlichen die gleiche
Wirkung wie die konkave oder konvexe Fläche, ist jedoch, verglichen mit diesen, mittels
einfacherer Fertigungsverfahren herstellbar.
[0008] Es ist nach dieser Erfindung weiter vorteilhaft, wenn die Gleitfläche von der Stelle
deren größten Durchmessers in eine Anhaltefläche übergeht, deren Aufgabe es ist, die
rotierende offene Schlinge, bzw. deren Wendebewegung, in jedem Fall auf der Gleitfläche
zu halten. Dabei kann diese Anhaltefläche in ihrer ganzen Länge von der Spindelachse
jeweils die gleiche Entfernung haben, so daß sie praktisch eine zylindrische Form
hat. Anderfalls kann diese Anhaltefläche zweckmäßig auch so ausgebildet sein, daß
sie sich in Richtung von der Gleitfläche der Spindelachse nähert, wobei in diesem
Fall ihre kegelförmige Ausführung vorteilhaft ist.
[0009] Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung ist gegen die Gleitfläche ein Austritt
des Spalts für die Führung der rotierenden offenen Schlinge gerichtet. Dabei ist dieser
Spalt mittels einer ersten umlaufenden Ventilationsfläche, die auf dem unteren Ende
des Ballonbegrenzers angeordnet ist, anderseits mittels einer gegenüberliegenden ersten
Gleichrichtfläche für Luft abgegrenzt, welche auf einem feststehenden Spinnring angeordnet
ist, der dem Ballonbegrenzer axial zugeordnet ist, wobei die erste Gleichrichtfläche
für Luft zugleich eine Führungskante des Garns bildet. Durch Rotation des Ballonbegrenzers
entsteht in, dem Spalt ein Luftstrom, der zur Gleitfläche hinaus gerichtet ist und
so eine wirkungsvolle Kühlung und Reinigung des Garns und der in Reibungsberührung
mit dem Garn kommenden Bestandteile, sowie eine orientierte Abführung der vom Garn
und diesen Teilen gelockerten Verunreinigungen sicherstellt.
[0010] Die Wirkung der Luftströmung kann dann erhöht und der Luftstrom besser gleichgerichtet
werden mittels einer Zusatzblasvorrichtung, deren Austritt von der Begrenzungswand
und vom unteren Ende des Ballonbegrenzers abgegrenzt wird. Nach dieser Erfindung besteht
diese Blasvorrichtung aus einer zweiten umlaufenden Ventilationsfläche, die auf dem
Außenumfang des Ballonbegrenzers so angeordnet ist, daß sie sich in Richtung zum unteren
Ende erweitert, und aus einer Gleichrichtfläche für Luft besteht, die unbeweglich
ist und mit radialem Abstand die zweite umlaufende Ventilationsfläche umschließt.
Dabei ist es erfindungsgemäß vorteilhaft, wenn die zweite Gleichrichtfläche für Luft
als Verlängerung der Begrenzungswand ausgebildet ist.
[0011] Für das Erreichen sehr niedriger Werte gegenseitiger Reibung zwischen dem Garn und
der Gleitfläche ist es nach der Erfindung vorteilhaft, wenn die Begrenzungswand wenigstens
auf der Gleitfläche eine Oberflächenrauheit hat, die kleiner ist als R
a = 0,4 µ.
[0012] Für eine schnelle Wärmeableitung von dem Bereich der Berührung des Garns und der
Begrenzungswand ist es vorteilhaft, wenn die Begrenzungswand wenigstens auf der Gleitfläche
eine Wärmeleitfähigkeit von mindestens 0,15 cal .cm
-1. s
-1. °C
-1 - gemessen bei einer Temperatur von 18°C.
Beschreibung der Abbildungen in den Zeichnungen
[0013] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung und
den Ausführungsbeispielen ersichtlich, die in den beiliegenden Zeichnungen schematisch
dargestellt sind. Es zeigen:
Fig. 1 die Spindelspinnvorrichtung in einem teilweisen Achsenschnitt - in Seitenansicht,
Fig. 2 und 3 den Teilausschnitt "A" aus Fig. 1 im vergrößerten Maßstab,
Fig. 4 und 5 zwei Varianten der Ausführung der Haltefläche, jeweils auf einer zum
Teil und in Achsenschnitt dargestellten Begrenzungswand, und
Fig. 6 bis 8 drei Varianten der Ausführung einer Gleitfläche, jeweils auf der teilweise
und im Achsenschnitt dargestellten Begrenzungswand.
Ausführungsbeispiele der Erfindung
[0014] Die Spindelspinnvorrichtung nach Fig. 1 besteht aus einer Zuführvorrichtung
1 des Fasergebildes
2 und einer Dreh- und Aufspulvorrichtung
3, enthaltend die Spindel
4 für eine Hülse
5 zum Aufwickeln des Garnes
P und einen glockenförmigen Ballonbegrenzer
6, der die Spindel
4 mit einer senkrechten Achse 7 koaxial umschließt. Die Spindel ist zugleich der Rotor
eines Spindel-Elektromotors
8, der mittels eines Tragarmes
9 auf einer nicht gezeigten Spindelbank angebracht ist, die durch alle Spinnvorrichtungen
der Spinnmaschine verläuft und die sich in bekannter Weise in Richtung des Doppelpfeiles
10 zum Zweck der Ausbildung einer Garnwicklung
N auf- und abwärts bewegt.
[0015] Demgegenüber bildet der verengte Teil
11 der Welle des Ballonbegrenzers
6 den Rotor als Teil seines Antriebselektromotors
12, wobei der Umdrehungssinn des Ballonbegrenzers
6 (sieh Pfeil 13) mit dem der Spindel
4 identisch ist (Pfeil 14). Dieser Antriebselektromotor
12 ist mittels seines Tragarmes
15 auf einer nicht dargestellten Rahmenkonstruktion der Spinnvorrichtung bzw. der Spinnmaschine
angeordnet.
[0016] Es ist natürlich auch eine solche Anordnung der Spindelspinnvorrichtung bzw. der
Spindelspinnmaschine möglich, bei welcher der Antriebselektromotor
12 des Ballonbegrenzers
6 statt auf der Spindelbank, auf einer sich zur Bildung der Garnwicklung
N nach oben und unten bewegenden Bank angeordnet ist. Diese Anordnung ist jedoch nicht
dargestellt.
[0017] Die Zuführvorrichtung
1 bilden die Austrittswalzen
16 einer näher nicht dargestellten Verzugsvorrichtung. Die Klemmlinie dieser Austrittswalzen
16 liegt in der Achse
7 der Spindel
4 und bildet in dieser Weise eine Kontrollstelle für den Anfang der Bildung des Garnballons
B, so daß hier kein weiterer Garnführer mehr notwendig ist.
[0018] Der Ballonbegrenzer
6 hat auf seinem inneren Umfang eine Arbeitsoberfläche
17 für den Kontakt mit dem Garn
P. In Übereinstimmung mit der WO 97/32065 übergeht das Garn
P von dieser Arbeitsoberfläche
17 direkt auf die Hülse
5 als eine sogenannte rotierende offene Schlinge
18, die hier infolge der Rotationsbewegung des Garns
P um die Achse
7 und der entsprechenden Wirkung der Zentrifugalkraft entsteht.
[0019] Auf dem unteren Ende des Ballonbegrenzers
6 (Fig. 1 und 2) ist eine erste umlaufende Ventilationsfläche
19a vorgesehen, die lotrecht zur Achse
7 der Spindel
4 angeordnet ist. Dem Ballonbegrenzer
6 ist dann in axialer Richtung ein Spinnring
20 zugeordnet, der mittels seines Tragarmes
200 auf einer nicht dargestellten Rahmenkonstruktion der Spinnvorrichtung, bzw. der Spinnmaschine
angebracht ist. Auf dem oberen Teil des Spinnrings
20 ist gegenüberliegend zur ersten umlaufenden Ventilationsfläche
19a eine erste Gleichrichtfläche
21a für Luft angeordnet, die zugleich ein Führungselement für das Garn
P bildet und in den inneren trichterförmigen Teil des Spinnrings
20 übergeht. Die erste Gleichrichtfläche
21a und die erste umlaufende Ventilationsfläche
19a begrenzen zugleich einen Spalt
22 für die rotierende offene Schlinge
18, deren Eintritt
23 näher zur Achse
7 und Austritt
24 weiter von der Achse
7 der Spindel
4 vorgesehen ist.
[0020] Die Begrenzungswand
25 ist mittels ihres Tragarmes
250 ebenfalls auf der nicht dargestellten unbeweglichen Rahmenkonstruktion der Spinnvorrichtung,
bzw. der Spinnmaschine angebracht. Dabei ist diese koaxial mit dem Ballonbegrenzer
6 derart angeordnet, daß sie mit radialem Abstand das untere Ende des Ballonbegrenzers
6 umschließt und dieses zugleich axial übergreift.
[0021] Auf der rotationsförmigen Begrenzungswand
25 ist im Bereich der ersten Berührung des Garns
P eine Gleitfläche
26 vorgesehen, die sich von diesem Bereich in Richtung mm unteren Ende der Begrenzungswand
25 von der Achse
7 der Spindel
4 entfernt. In dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 und 2 ist die Gleitfläche
26 als kegelförmige Gleitfläche
26a ausgebildet, wobei der Winkel
α, den ihre Mantellinie mit der Achse
7 der Spindel
4 einschließt, mit Vorteil 10° beträgt.
[0022] Gegen die Gleitfläche
26 ist der Austritt
24 des Spaltes
22 gerichtet. Die Begrenzungswand
25 und die Außenwand
27 des Spinnrings
20 begrenzen einen Abführkanal
28 für Verunreinigungen, welcher an eine nicht dargestellte Sammelvorrichtung für Verunreinigungen
pneumatisch angeschlossen sein kann.
[0023] Während des Betriebs werden der Spindel
4 Umdrehungen erteilt, deren Anzahl wesentlich höher als 25 000 .min
-1 ist. In dem gleichen Sinn und mit mindestens gleicher Geschwindigkeit wird der Ballonbegrenzer
6 angetrieben. Die erste umlaufende Ventilationsfläche
19a, welche im Fall einer solchen Drehgeschwindigkeit des Ballonbegrenzers
6 die Funktion eines Ventilator-Umlaufrads hat, verursacht eine rasche Luftbewegung
in Richtung aus dem Ballonbegrenzer
6 heraus. Diese Luftbewegung wird jedoch von der ersten Gleichrichtfläche
21a gleichgerichtet, so daß ein erster Luftstrom
29a entsteht, der durch den Spalt
22 in Richtung vom Eintritt
23 zu dem Austritt
24 strömt. Nach Durchgang durch den Spalt
22 erreicht der erste Luftstrom
29a die Gleitfläche
26, von welcher er in den Abführkanal
28 für Verunreinigungen abgelenkt wird.
[0024] Das Garn
P läuft von der Zuführvorrichtung
1 über die Arbeitsoberfläche
17 des Ballonbegrenzers
6 und den Spalt
22 zur Garnwicklung
N auf der Hülse
5. Dabei steht es ständig unter Einwirkung der Zentrifugalkraft. Nach Erreichen des
Eintrittsbereichs
23 des Spalts
22 läuft also das Garn
P zuerst in Form einer rotierenden offenen Schlinge aus dem Ballonbegrenzer
6 heraus und erst von hier wird es infolge der Wirkung des Aufwicklungszuges zur Garnwicklung
N gebracht. Sobald jedoch das Garn
P vom Ballonbegrenzer
6 heraus gelangt, stößt es in annähernd radialer Richtung gegen die Begrenzungswand
25, die die Länge der rotierenden offenen Schlinge
18 abgrenzt. Dadurch kommt es zu einer plötzlichen Änderung der Bewegungsgeschwindigkeit
des Garns
P, also auch zur Änderung deren Bewegungsgröße, die mit der Bildung einer Impulskraft
zusammenhängt.
[0025] Hätte nun die Begrenzungswand
25 eine zylindrische Form, wäre die Änderung der Bewegungsgeschwindigkeit in radialer
Richtung absolut, was bedeutet, daß es zu einem vollen Anhalten der Garnbewegung käme
und die Impulskraft ihre maximale Größe erreichen würde. Die nachher folgende Bewegung
des Garns im Sinne der rotierenden offenen Schlinge wäre dann durch Entstehung der
Friktionskräfte unerwünschter Größe begleitet.
[0026] In der Tat befindet sich hier jedoch die oben erwähnte Gleitfläche
26, so daß es auf der Stelle der ersten Berührung des Garns
P mit der Begrenzungswand
25 zu einer Zerlegung der Bewegungsgeschwindigkeit
V des Garns
P und der Impulskraft
F (Fig. 3) in eine Tangentialkomponente
Vt bzw.
Ft und eine Normalkomponente
Vn bzw.
Fn kommt, wobei für die Größe der Reibungskräfte die Größe der Normalkomponente
Fn der Impulskraft
F entscheidend ist. Aus dieser Zerlegung erfolgt dann, daß die Größe der Normalkomponente
Fn der Impulskraft
F jeweils kleiner als die Größe der Impulskraft
F ist, so daß auch die Reibungskräfte und die entsprechende Erwärmung des Garns
P und/oder der Begrenzungswand
25 umso kleiner sind.
[0027] Die Tangentialkomponente
Ft bringt das Garn
P längs der Gleitfläche
26 in Bewegung und ermöglicht dadurch seinen durchlaufenden Übergang in die Form der
rotierenden offenen Schlinge
18.
[0028] Für die Beschränkung einer übermäßigen Erwärmung des Garns und der mit diesem Garn
in Berührung kommenden Bestandteile trägt zweckmäßig auch der erste Luftstrom
29a bei, der im Bereich der Gleitfläche
26 strömt. Seine Wirkung kann dann mittels eines zweiten Luftstroms
29b erhöht werden, der von oben in den Bereich längs der Gleitfläche
26 hereinkommt, um nachher zusammen mit dem ersten Luftstrom
29a diesen Bereich durch den Abführkanal
28 (Fig. 3) zu verlassen. Dieser zweite Luftstrom
29b wird dabei mittels einer spezialen Blasvorrichtung
30 erzeugt, welche aus einer zweiten umlaufenden Ventilationsfläche
19b besteht, die auf dem äußeren Umfang des Ballonbegrenzers
6 so angeordnet ist, daß sie sich in Richtung zu seinem unteren Ende verbreitet, und
aus einer zweiten Gleichrichtfläche
21b für Luft, die mit einem radialen Abstand unbeweglich die zweite umlaufende Ventilationsfläche
19b umgibt. Dabei wird die zweite Gleichrichtfläche
21b durch Verlängerung der Begrenzungswand
25 in entsprechender Richtung ausgebildet und der Austritt
31 der Blasvorrichtung
30 wird von der zweiten Gleichrichtfläche
21b für Luft und dem gegenüberliegenden Umfangsteil des unteren Endes des Ballonbegrenzers
6 begrenzt.
[0029] Die Anwesenheit des ersten Luftstroms
29a, der durch den zweiten Luftstrom unterstützt wird, hat darüber hinaus einen weiteren
Vorteil, bestehend darin, daß dieser der auf das Garn
P einwirkenden Zentrifugalkraft behilflich ist, die auf das Garn
P bei seinem Auslaufen aus dem Ballonbegrenzer
6 zwecks Bildung einer rotierenden offenen Schlinge
18 am Anfang des Spinnvorgangs und anschließend zwecks Spannung der rotierenden offenen
Schlinge
18 vor der Garnaufwicklung einwirkt. Wenn es dabei erforderlich ist, kann auch die Strömungsgeschwindigkeit
des ersten Luftstroms
29a zweckmäßig angepaßt werden, zwar mittels Änderung der Größe des Spalts
22, was einfach dadurch erreicht werden kann, daß der Spinnring 20 in axialer Richtung
in eine entsprechende Entfernung von dem unteren Ende des Ballonbegrenzers 6 verschoben
wird (nicht dargestellt).
[0030] Wie in Fig. 4 gezeigt, kann die Gleitfläche 26 auf der Stelle deren größten Durchmessers
in eine Anhaltefläche
30a übergehen, die in deren ganzen Länge eine gleiche Entfernung von der Achse
7 der Spindel
4 hat. Demgegenüber kann, wie in Fig. 5 gezeigt, die Gleitfläche
26 auf der Stelle ihres größten Durchmessers in eine Anhaltefläche
30b übergehen, die sich in Richtung von der Gleitfläche
26 der Achse
7 der Spindel
4 nähert. Zweck dieser Anhalteflächen ist es, das Garn, bzw. die Rückbiegung der rotierenden
offenen Schlinge
18, in jedem Fall auf der Gleitfläche
26 zu halten. Für diesen Zweck sind verschiedene Formen der Anhalteflächen geeignet.
Aus Fertigungstechnischen Gründen ist jedoch die günstigste eine zylindrische oder
kegelförmige Fläche, wie auch in Fig. 4 und 5 dargestellt ist.
[0031] Die in Fig. 1 bis 5 gezeigte Gleitfläche
26 ist jeweils als eine kegelförmige Gleitfläche ausgebildet. In der Praxis kommen jedoch
auch andere Formen in Erwägung, insbesondere eine Erzeugungskurve, durch deren Verlauf
die Bedingungen für bestimmte technologische Bedürfnisse des Spinnsystems beeinflußt
werden können.
[0032] So ist zum Beispiel in Fig. 6 eine Gleitfläche
26 in Form einer konkaven Gleitfläche
26b dargestellt, die mit Vorteil insbesondere für das Spinnen von gröberen Baumwollgarnen
oder Garnen, die aus einer Mischung von Baumwolle und chemischen Fasern, eventuell
nur aus chemischen Fasern bestehen, geeignet ist. Es handelt sich also um Garne, die
in der rotierenden offenen Schlinge
18 eine höhere Längenmasse aufweisen, als auch um Garne, deren Fasermaterial durch die
Wärme leicht schmelzbar ist. Vorteilhaft ist zum Beispiel eine konkave Gleitfläche
26b, deren Erzeugungskurve die Form des Teils einer Parabel hat, die derart verläuft,
daß der sich auf der Stelle der ersten Berührung des Garns
P mit der Gleitfläche
26 befindliche Abschnitt das Kleinste Gefälle hat. Aus der in Fig. 6 ersichtlichen Kraftzerlegung
ist erkennbar, daß die Normalkomponente
Fn wesentlich kleiner ist, wodurch auch auf der Stelle der ersten Berührung des Garns
mit der konkaven Gleitfläche
26b eine entsprechende vorteilhaft kleinere Reibungkraft entsteht. Die Tangentialkomponente
Ft überführt jedoch das Garn in der rotierenden offenen Schlinge
18 nach Erreichen der Gleitfläche
26 in die von der Achse
7 weiter entfernten Stellen. Dadurch, daß sich das Gefälle der Erzeugungskurve von
der Stelle der ersten Berührung des Garns und der konkaven Gleitfläche
26b sehr rasch vergrößert, wird die Bewegung des Garns auf der Gleitfläche
26 angehalten, so daß die Längenmasse der rotierenden offenen Schlinge
18 und daher auch die Aufwicklungsspannung nicht mehr anwachsen. Auf Grund dessen können
sowohl die Reibungsverhältnisse im Bereich der ersten Berührung des Garns mit der
Gleitfläche
26 zweckmäßig beeinflußt, als auch optimale Verhältnisse der Zugkräfte beim Aufwickeln
des Garns abgestimmt werden. Das ist besonders wichtig bei Garnen mit großer Längenmasse,
bei welchen sich die größere Masse in einer größeren Zentrifugalkraft wiedergibt,
die auf das Garn in der rotierenden offenen Schlinge
18 einwirkt.
[0033] Die Form einer konkaven Gleitfläche
26b ist auch bei feinen Garnen mit Anteil chemischer Fasern gut ausnutzbar, sollte das
Spinnverfahren bei sehr hohen Geschwindigkeiten verlaufen, zum Beispiel bei einer
größeren Spindeldrehzahl als 50 000 .min
-1.
[0034] Fig. 7 zeigt dann ein Ausführungsbeispiel der Gleitfläche
26 in Form einer konvexen Gleitfläche
26c. Diese konvexe Form ist besonders zum Verspinnen feiner Baumwollgarne geeignet, die
in der rotierenden offenen Schlinge
18 eine sehr kleine Längenmasse besitzen und infolgedessen werden diese von einer entsprechend
kleinen Zentrifugalkraft beeinflußt. Wenn danach die Erzeugungskurve der konvexen
Gleitfläche
26c zum Beispiel als Teil einer Parabel ausgebildet ist, ist diese so angeordnet, daß
der auf der Stelle der ersten Berührung des Garns mit der Gleitfläche
26 befindliche Abschnitt das größte Gefälle hat. Deshalb kann das Garn nach Erreichen
der konvexen Gleitfläche
26c mit einer größeren Normalkomponente
Fn der Impulskraft
F belastet werden (Fig. 7), denn deren Größe wird nicht unerwünscht groß sein. Die
Tangentialkomponente
Ft der Impulskraft
F überführt das Garn in die Stellen mit einem kleineren Gefälle, wo diese Tangentialkomponente
Ft schon progressiv anwächst. Dies wird von einer Erhöhung der Masse des Garns in der
rotierenden offenen Schlinge
18 und folglich auch von einer mehr vorteilhaften Erhöhung der Aufwickelspannung begleitet.
[0035] Die Gleitfläche
26 muß in Längsrichtung nicht unbedingt einen stufenlosen Verlauf haben. In Fig. 8 ist
ein Ausführungsbeispiel einer Gleitfläche
26 dargestellt, die aus zwei aneinander angeschlossenen Teilflächen
26d und
26e besteht.
[0036] Wesentlich ist, daß der Oberflächenwiderstand der Gleitfläche
26 gegenüber der Garnbewegung möglichst klein ist, zwar sowohl in Umfangsrichtung, als
auch in Längsrichtung. Aus diesem Grund ist es notwendig, daß die Oberfläche der mit
dem Garn
P in Berührung kommenden Begrenzungswand
25, d.h. wenigstens im Bereich der Gleitfläche
26, jeweils eine kleinere Rauheit als R
a = 0,4 µ besitzt.
[0037] Für die gewünschte schnelle Wärmeabführung von den Stellen der Berührung des Garns
P und der Begrenzungswand
25 ist es von Vorteil, wenn diese Wand wenigstens im Bereich der Gleitfläche
26 eine Wärmeleitfähigkeit von mindestens 0,15 cal .cm
-1. s
-1. °C
-1 - gemessen bei 18 °C. Diese Bedingung erfüllt zum Beispiel Stahl oder Messing. Es
ist jedoch mehr vorteilhaft, insbesondere beim Spinnen mit hoher Geschwindigkeit von
Garnen aus thermoplastischen Fasern, die einen relativ niedrigen Schmelzpunkt haben,
wenn diese Materialien noch in dem die Gleitfläche
26 aufweisenden Bereich mit einem Material einer noch höheren Wärmeleitfähigkeit, zum
Beispiel mit Silber, beschichtet sind. In diesem Fall wird nämlich die Wärme 7mal
schneller abgeleitet. Als Grundmaterial kann jedoch auch Aluminium verwendet werden,
das mit einer dünnen Schicht eines geeigneten Hartmetalls versehen ist, z.B. mit Chrom.
[0038] Es ist selbstverständlich, daß die oben beschriebene Spinnvorrichtung auch als Zwirnvorrichtung
arbeiten kann. In diesem Fall bilden das Fasergebilde
2 einzelne Garne, die mittels Zuführvorrichtung
1 von den entsprechenden nicht dargestellten Vorlagespulen zugeführt werden. Der Zwirnprozeß
verläuft dann ähnlich wie der Spinnprozeß, sein Ergebnis ist jedoch ein Zwirn.
VERZEICHNIS DER BEZUGSZEICHEN
[0039]
- 1
- Zuführvorrichtung
- 2
- Fasergebilde
- 3
- Dreh- und Aufspulvorrichtung
- 4
- Spindel
- 5
- Hülse
- 6
- Ballonbegrenzer P Garn
- 7
- Achse
- 8
- Spindel-Elektromotor
- 9
- Tragarm
- 10
- Doppelpfeil N Wicklung
- 11
- verengter Teil (der Welle)
- 12
- Antriebselektromotor
- 13
- Pfeil
- 14
- Pfeil B Garnballon
- 15
- Tragarm V Bewegungsgeschwindigkeit
- 16
- Austrittswalzen
- 17
- Arbeitsoberfläche
- 18
- Schlinge
- 19a
- erste umlaufende Ventilationsfläche
- 19b
- zweite umlaufende Ventilationsfläche
- 20
- Spinnring
- 200
- Tragarm F Impulskraft
- 21a
- erste Gleichrichtfläche Vt Tangentialkomponente
- 21b
- zweite Gleichrichtfläche Ft Tangentialkomponente
- 22
- Spalt
- 23
- Eintritt Vn Normalkomponente
- 24
- Austritt Fn Normalkomponente
- 25
- Begrenzungswand
- 250
- Tragarm
- 26
- Gleitfläche
- 26a
- kegelförmige Gleitfläche
- 26b
- konkave Gleitfläche
- 26c
- konvexe Gleitfläche
- 26d
- Teilfläche
- 26e
- Teilfläche
- 27
- Außenwand
- 28
- Abführkanal
- 29a
- erster Luftstrom
- 29b
- zweiter Luftstrom
- 30
- Blasvorrichtung
- 30a
- Anhaltefläche
- 30b
- Anhaltefläche
- 31
- Austritt
1. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung, enthaltend
- eine mit Antrieb versehene Spindel für eine Hülse, - einen Ballonbegrenzer, der
die Spindel umschließt und mit einer inneren, für die Berührung mit dem Garn vorgesehenen
Arbeitsfläche und gleichfalls mit einem Antrieb versehen ist, und
- eine ortsfest angeordnete, in einem radialen Abstand das untere Ende des Ballonbegrenzers
umschließende Begrenzungswand,
dadurch gekennzeichnet, daß zumindest auf einem Teil der Begrenzungswand (25) eine Gleitfläche (26) vorgesehen
ist, die sich vom Bereich der ersten Berührung mit dem Garn (P) in Richtung zum unteren
Ende der Begrenzungswand (25) von der Achse (7) der Spindel (4) entfernt.
2. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitfläche (26) als eine kegelförmige Gleitfläche (26a) ausgebildet ist.
3. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitfläche (26) als eine konkave Gleitfläche (26b) ausgebildet ist.
4. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitfläche (26) als eine konvexe Gleitfläche (26c) ausgebildet ist.
5. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitfläche aus mindestens zwei sich aneinander anschließenden kegelförmigen
Teilflächen (26d, 26e) besteht.
6. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitfläche (26) auf der Stelle deren größten Durchmessers in eine Anhaltefläche
(30a) übergeht, die in ihrer ganzen Länge von der Achse (7) der Spindel (4) gleich
entfernt ist.
7. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gleitfläche (26) auf der Stelle deren größten Durchmessers in eine Anhaltefläche
(30b) übergeht, die sich in Richtung von der Gleitfläche (26) der Achse (7) der Spindel
(4) nähert.
8. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß gegen die Gleitfläche (26) ein Austritt (24) des Spalts (22) für die Führung
der rotierenden offenen Schlinge (18) gerichtet ist, wobei dieser Spalt (22) einerseits
mittels einer ersten um laufenden Ventilationsfläche (19a), die auf dem unteren Ende
des Ballonbegrenzers (6) angeordnet ist, anderseits mittels einer gegenüberliegenden
ersten Gleich Richtfläche (21a) für Luft abgegrenzt ist, wobei diese auf dem feststehenden
dem Ballonbegrenzer (6) axial zu geordneten Spinnring (20) angeordnet ist und zugleich
eine Führungskante für das Garn (P) bildet.
9. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Begrenzungswand (25) und das untere Ende des Ballonbegrenzers (6) den Aus
tritt (31) einer Blasvorrichtung (30) abgrenzen.
10. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Blasvorrichtung (30) aus einer zweiten umlaufenden Ventilationsfläche (19b)
besteht, die auf dem Außenumfang des Ballonbegrenzers (6) so angeordnet ist, daß sie
sich in Richtung zum unteren Ende erweitert, und aus einer Gleichrichtfläche (21b)
für Luft, die unbeweglich ist und mit radialem Abstand die zweite umlaufende Ventilationsfläche
(19b) umschließt.
11. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Gleichrichtfläche (21b) als Verlängerung der Begrenzungswand (25)
ausgebildet ist.
12. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Begrenzungswand (25) wenigstens auf der Gleitfläche (26) eine Oberflächen
rauheit hat, die kleiner ist als Ra = 0,4 µ.
13. Spindelspinn- oder Zwirnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Begrenzungswand (25) wenigstens auf der Gleitfläche (26) eine Wärmeleitfähigkeit
von mindestens 0,15 cal .cm-1. s-1. °C-1 hat - gemessen bei einer Temperatur von 18 °C.