[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Betrieb eines Kalanders gemaß dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 und auf einen Kalander gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
8.
[0002] Bei einem bekannten Kalander dieser Art (DE 295 18 424) sind fünf und mehr Walzen,
vorzugsweise 8 Walzen, über-einander angeordnet. Die Walzen bilden eine Anzahl von
Arbeitsspalten, die je durch eine harte Walze und eine elastische Walze begrenzt sind,
und einen Wechselspalt, der durch zwei elastische Walzen begrenzt ist. Für jede Walze
ist ein eigener Antrieb vorgesehen. Die zusätzlich zum Hauptantrieb vorgesehenen Hilfsantriebe
dienen dazu, die Umfangsgeschwindigkeit der jeweiligen Walze auf Bahngeschwindigkeit
zu bringen, so daß das Walzenpaket bei Papier-Einführgeschwindigkeit geschlossen werden
kann.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine neue Beeinflussungsmöglichkeit des
Kalanders anzugeben.
[0004] Diese Aufgabe wird verfahrensmäßig durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0005] Durch eine gezielte Ausbiegung einer Walze, mehrerer Walzen oder aller Walzen quer
zur Mittelebene des Stapels läßt sich das Druckspannungsquerprofil beeinflussen. Innerhalb
des großen Zulässigkeitsbereichs lassen sich je nach Grad der Durchbiegung kleinere
bis größere Korrekturen erzielen. Insbesondere kann die Ausbiegung einer Walze der
Ausbiegung der Nachbarwalze angepaßt werden, so daß sich ein hohes Maß an Gleichmäßigkeit
ergibt. Dies gilt insbesondere im ersten und letzten Arbeitsspalt, weil an den Endwalzen
eine nicht unterschreitbare Reaktionskraft angreift, die zu einer lediglich von der
Steifigkeit der Walze abhängigen Ausbiegung führt.
[0006] Die Druckspannungs-Beeinflussung nach Anspruch 2 beruht auf der neuartigen Erkenntnis,
daß bei einer Spreizung der Biegelinien benachbarter Walzen eine Entlastung nicht
etwa in der Bahnmitte, sondern in den Randbereichen der Bahn erfolgt.
[0007] Die Merkmale des Anspruchs 3 geben an, wie die Antriebe angesteuert werden können,
um auf einfache Weise Entlastung oder Belastung des Randbereichs zu erzielen.
[0008] Gemäß Anspruch 4 ist auch eine Regelung des Druckspannungsquerprofils von Vorteil.
Hierbei sind die Antriebe Teil des Regelkreises.
[0009] Anspruch 5 bietet die vorteilhafte Möglichkeit, daß die Scherkräfte in der Bahn annähernd
Null sind, was allerdings voraussetzt, daß eine Ausbiegung der Walzen vorhanden ist.
Ein so hergestelltes Papier besitzt eine höhere Reißfestigkeit.
[0010] Die Forderung des Anspruchs 6, den Kleinstwert der Reaktionskräfte ungleich Null
zu halten, bringt den Vor-teil, daß die als Wälzlager ausgelegten Walzenlager eine
höhere Lebensdauer haben, weil sie ständig unter Belastung stehen.
[0011] Die Ausgestaltung nach Anspruch 7 führt zu einem sehr gleichmäßigen Druckspannungsquerprofil.
[0012] Konstruktiv wird die Aufgabe erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 8 gelöst.
Mittelwalzen mit einem Schlankheitsgrad über 10 sind sehr leicht biegbar und geraten
daher über die Grenze des Zulässigkeitsbereichs, wenn keine Gegensteuerung durch die
Antriebsmomente erfolgt. Der Zulässigkeitsbereich wird überschritten, wenn die Biegelinien
benachbarter Walzen so weit gespreizt sind, daß sich die Walzenenden voneinander abheben.
Der Schlankheitsgrad ist definiert als Verhältnis von Länge zum Durchmesser. Solche
schlanken Walzen sind von großem Vorteil, weil sie wegen der stärkeren Krümmung zu
einer höheren Druckspannung im Spalt führen und weil sie ein geringeres Gewicht haben.
[0013] Ein bevorzugter Schlankheitsgrad liegt gemäß Anspruch 9 zwischen 12 und 16 und gemäß
Anspruch 10 etwa bei 14.
[0014] Die beiden Endwalzen sollen dagegen gemäß Anspruch 11 einen geringeren Schlankheitsgrad
haben. Ihre unvermeidliche Ausbiegung wird daher kleiner gehalten, so daß auch die
Anpassung der nächsten Walze an die Durchbiegung der Endwalze nur eine geringe Ausbiegung
erfordert.
[0015] Des weiteren kann der Kalander nach Anspruch 12 off-line angeordnet sein. Ein solcher
Kalander, der unabhängig von der Papiermaschine arbeitet, läuft mit erheblich geringerer
Geschwindigkeit als ein In-line-Kalander, der an eine Papiermaschine angeschlossen
ist. Für einen solchen Off-line-Kalander hatte man einen einzigen Antrieb an einer
Walze, die alle übrigen Walzen durch Reibung mitschleppte, für ausreichend angesehen
und konnte daher die Wirkungen des Einzelantriebs nicht nutzen.
[0016] Gemäß Anspruch 13 sollte der Durchmesser wenigstens ei-ner Mittelwalze maximal 100
cm sein. Dieser obere Grenzwert gilt für einen Kalander mit einer Breite von 10 m
und mehr.
[0017] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch einen erfindungsgemäß Kalander und
- Fig. 2
- die Kräfteverhältnisse in den oberen drei Walzen des Stapels.
[0018] Ein Kalander 1 ist als Off-line-Kalander zwischen einer Abwickelstation 2 und einer
Aufwickelstation 3 angeordnet. Er könnte aber auch als In-line-Kalander an den Ausgang
einer Papiermaschine anschließen. Der Kalander besitzt einen vertikalen Stapel 4 aus
acht Walzen 5 bis 12, nämlich einer Oberwalze 5 und einer Unterwalze 12, die beide
als zonenweise gesteuerte Biegeeinstellwalzen ausgebildet sein können, und sechs Mittelwalzen
6 bis 11. Vier Walzen 5, 7, 10 und 12 haben eine harte metallische Oberfläche und
vier Walzen 6, 8, 9 und 11 einen elastischen Kunststoffbelag. Die Walzen 7 und 10
sind mittels Heißdampf beheizbar.
[0019] Der Lagerblock 13 der Oberwalze 5 ist fest am Ständer 14 des Kalanders 1 angebracht.
Die Lagerblöcke 15 der Mittelwalzen 6 bis 11 werden von Hebeln 16 getragen, die um
am Ständer 14 befestigte Schwenkachsen 17 drehbar sind. Der Lagerblock 18 für die
Unterwalze 12 ist an einer Vertikalführung 19 gehalten und kann mittels eines Hydraulikzylinders
20 nach oben gedrückt werden, so daß sich in den Arbeitsspalten 21 des Stapels eine
ausreichende Streckenlast ergibt. Beim Absenken des Hydraulikzylinders 20 folgen diesem
auch die Mittelwalzen 6 bis 11, bis die zugehörigen Hebel 16 an einem Anschlag 22
zur Anlage kommen und sämtliche Walzenspalte offen stehen. Die Hebel 16 werden durch
Kraftgeber 23 belastet, mit denen die an den Hebeln hängenden Lasten und Gewichte
ganz oder teilweise kompensiert werden können.
[0020] Eine Papierbahn 24 wird mit Hilfe von Leitwalzen 25 durch die Walzenspalte geführt.
Ausgangsseitig ist eine Meßvorrichtung 26 vorgesehen, die einen Parameter der Papierbahn
24 mißt, und zwar über die gesamte Breite, sei es durch ein hin- und hergehendes Meßelement
oder durch mehrere über die Breite verteilte Meßelemente. Als Parameter kommen beispielsweise
Glanz, Glätte, Dikke o.dgl. in Betracht.
[0021] Jede der acht Walzen 5 bis 12 besitzt einen eigenen antrieb 27, dessen Antriebsmoment
durch eine Steuervorrichtung 28 vorgegeben wird, wie dies schematisch durch die Ausgänge
A5 bis A12 angegeben ist. Die Steuervorrichtung 28 besitzt weitere Ausgänge, insbesondere
einen Ausgang B20, der den Druck für den Hydraulikzylinder 20 bestimmt, Ausgänge B5/20,
welche den Druck in den Biegeeinstellvorrichtungen der Endwalzen 5 und 12 bestimmen,
Ausgänge B23, welche den Druck in den Kraftgebern 23 bestimmen, und Ausgänge B6/10,
welche die Zufuhr des Wärmeträgers in den beheizbaren Walzen 7 und 10 bestimmen.
[0022] Zahlreiche Eingänge E1 dienen der Eingabe von Daten, die für die Papierveredlung
wesentlich sind, insbesondere die Sollwerte der gewünschten Papierparameter. Weitere
Eingänge, wie der Eingang E 26, dienen der Eingabe von gemessenen Istwerten, beispielsweise
der Glätte, Glanz oder Dicke.
[0023] In Fig. 2 bezeichnet F
N diejenige Kraft, die zur Überwindung des Kalandrierwiderstandes erforderlich ist.
Sie dient der Überwindung der Kompression des elastischen Walzenbezuges sowie den
elastischen und plastischen Anteilen der Papierumformung. F
N ändert sich mit den physikalischen Eigenschaften (z.B. der Dichte und Glätte) von
Spalt zu Spalt, d.h. nicht nur mit der Walzenlast-Kennlinie).
[0024] M
R bezeichnet die Reibungsmomente der Walzenlager und gegebenenfalls von Schabern und
Dichtköpfen (Dreheinführungen für Heiz- oder Kühlmedien). Letztere können die Lagerreibungen
deutlich übersteigen. Bei Biegeeinstellwalzen dominiert die Reibung aus der Ölströmung
zwischen feststehender Achse und rotierendem Mantel sowie den hydrostatischen Ölspalten
beziehungsweise den Dichtleisten bei S-Walzen.
[0025] F
U ist die von den Walzen auf die Papierbahn 24 aufzubringende Kraft, die zur Überwindung
des Kalandrierwiderstandes und gegebenenfalls einer etwa vorhandenen Bahnzugkraft
ΔB
Z erforderlich ist.
[0026] In Fig. 2 ist angenommen, daß die Kräfte F
U je zur Hälfte auf die den Walzenspalt bildenden Walzen aufgeteilt werden. Da die
Kalandrierwiderstände und damit die Kräfte F
N von oben nach unten abnehmen, trifft dies auch für die Umfangskräfte F
U zu.
[0027] Aus den Umfangskräften F
U1, den Reibungsmomenten M
R1 und dem Durchmesser D
1 der Walze 5 läßt sich die angegebene Reaktionskraft F
R1 berechnen, die nicht zu Null gemacht werden kann. Aus den Differenzen der Umfangskräfte
ergeben sich für die Mittelwalzen Reaktionskräfte, die durch Änderung des Antriebsmoments
der Einzelantriebe in einem gewissen Rahmen änderbar sind. Wichtig ist es, daß die
Reaktionskräfte F
R für die Durchbiegung, also die seitliche Ausbiegung der Walzen verantwortlich sind.
[0028] Erfindungsgemäß ist eine Steuervorrichtung 28 vorgesehen, mit der diese Antriebsmomente
für jeden Einzelantrieb einstellbar sind, um auf diese Weise das Druckspannungsquerprofil
zu beeinflussen. Ein hohes Maß an Gleichmäßigkeit der Druckspannung ergibt sich, wenn
die Ausbiegung der obersten Mittelwalze 6 aus der Mittelebene des Stapels der unvermeidbaren
Ausbiegung der Oberwalze 5 angepaßt ist. Auch wenn die Ausbiegung der Oberwalze 5
nur gering sein sollte, bringt eine Anpassung der Biegelinie der Walze 6 eine Verbesserung
des Druckspannungsquerprofil mit sich.
[0029] In anderen Fällen, beispielsweise bei einer zu großen Kantenpressung, kann es interessant
sein, die Biegelinien benachbarter Walzen, also deren Mittellinien, zu spreizen, um
auf diese Weise die Druckspannungen an den Rändern der Bahn zu vermindern.
[0030] Eine andere günstige Betriebsweise, mit der besonders zugfestes Papier erzielt werden
kann, sieht vor, daß auf die Bahn keine Scherkräfte ausgeübt werden. Auch dies setzt
eine gewisse Ausbiegung der Mittelwalzen voraus.
[0031] Eine gewisse Reaktionskraft und Ausbiegung ist ohnehin erwünscht, damit die Walzenlager
ständig eine gewisse Belastung erfahren und daher eine hohe Lebensdauer besitzen.
[0032] Bei einer bevorzugten Ausführungsform hatten die Mittelwalzen 6 bis 11 einen Schlankheitsgrad
(Länge/Durchmesser) von etwa 14. Durch entsprechende Einstellung der Antriebsmomente
der Einzelantriebe 27 wird zwangs-weise eine zu starke Verbiegung der Walzen verhindert,
so daß die Druckspannungswerte im Zulässigkeitsbereich bleiben und insbesondere kein
Abheben der Walzen voneinander an ihren Enden auftritt.
[0033] Außerdem ist es möglich, gezielt für eine Friktion im Walzenspalt zu sorgen.
[0034] Von den dargestellten Beispielen kann in vielfacher Hinsicht abgewichen werden, ohne
den Grundgedanken der Erfindung zu verlassen. Insbesondere kann der Kalander 1 auch
im In-line-Betrieb verwendet werden. Die Zahl der Walzen kann variieren, wobei die
bevorzugten Werte zwischen vier und acht liegen. Hierbei können auch die Endwalzen
5 und 12 als elastische Walzen ausgelegt und harten Mittelwalzen benachbart sein.
1. Verfahren zum Betrieb eines Kalanders für ein Bahnmaterial, wie Papier, mit einen
Walzenstapel, der zwischen zwei Endwalzen mindestens eine Mittelwalze aufweist, welche
Walzen je einen eigenen Antrieb haben und in Stapelrichtung belastbar sind, dadurch
gekennzeichnet, daß in mindestens einem Arbeitsspalt zumindest eine Mittelwalze aus
der Stapelebene herausgebogen wird und die hierfür erforderlichen Reaktionskräfte
durch entsprechende Einstellung der Antriebsmomente erzeugt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Verminderung der Druckspannung
in den Randbereichen und/oder zur Erhöhung der Druckspannung in der Bahnmitte in wenigstens
einem Arbeitsspalt der Unterschied in der Ausbiegung der den Arbeitsspalt begrenzenden
Walzen vergrößert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zur Entlastung des Randbereichs
ein Antrieb die führende Rolle bei der Übertragung des Antriebsmoments übernimmt,
während zur Belastung des Randbereichs die Antriebsmomente gleichmäßiger verteilt
sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch eine Regelung des
Druckspannungsquerprofils, bei der ein Bahnparameter über die Bahnbreite überwacht
und bei Regelabweichung mindestens ein Teil der Korrektur durch Änderung der Antriebsmomente
bewirkt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebsmomente
so gewählt sind, daß die Reaktionskräfte benachbarter Walzen und damit deren Ausbiegung
ungleich Null und die Scherkräfte in der Bahn annähernd Null sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebsmomente
so gewählt sind, daß der Kleinstwert der Reaktionskräfte ungleich Null ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine der Endwalze
benachbarte Mittelwalze zur gleichen Seite wie die Endwalze aus der Stapelebene herausgebogen
wird.
8. Kalander für ein Bahnmaterial, wie Papier, mit einem Walzenstapel, der zwischen zwei
Endwalzen mindestens eine Mittelwalze aufweist, welche Walzen je einen eigenen Antrieb
haben und in Stapelrichtung belastbar sind, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine Mittel-walze
(6 bis 11) einen Schlankheitsgrad über 10 hat und eine Steuervorrichtung (28) für
die Zufuhr der Antriebsmomente (A5 bis A12) vorgesehen ist, welche die Reaktionskräfte
(FR) an dieser Walze und damit deren Ausbiegung aus der Mittelebene des Stapels im Zulässigkeitsbereich
hält.
9. Kalander nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Schlankheitsgrad 12 bis
16 beträgt.
10. Kalander nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß, der Schlankheitsgrad
etwa 14 beträgt.
11. Kalander nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, die beiden Endwalzen
(5, 12) des Stapels (4) einen Schlankheitsgrad ≤ 10 haben.
12. Kalander nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß er off-line
angeordnet ist.
13. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser
wenigstens einer Mittelwalze (6 bis 11) maximal 100 cm ist.