[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Zylinderlaufbuchse aus
übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung, die beim Gießen eines Zylinderblocks
aus Leichtmetalllegierung miteingegossen wird.
[0002] Das Eingießen von aus übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung bestehenden Zylinderlaufbuchsen
bei der Herstellung von Zylinderblöcken, vorzugsweise aus leichtvergießbarer untereutektischer
Aluminium-Silizium-Legierung, ist bekannt. Es werden Zylinderlaufbuchsen aus übereutektischer
Legierung verwandt, um Lauffläche für den Kolben bzw. die Kolbenringe mit blockig
bzw. primär ausgeschiedenem Silizium auszubilden, deren den tragenden Anteil bildende
Oberflächen durch mechanische oder chemische Bearbeitung verrundet und gegenüber der
umgebenden Aluminium-Matrix leicht vorstehend ausgebildet ist, so dass Schmiertaschen
vorhanden sind.
[0003] Beispielsweise ist aus der DE 44 38 550 A1 und aus einer später erschienenen Veröffentlichung
in MTZ Motortechnische Zeitschrift 58 (1997) derselben Erfinder ein aufwendiges Fertigungsverfahren
für Zylinderlaufbuchsen bekannt. Hierbei wird im Sprühkompaktierverfahren eine zylinderförmig
aufwachsende Luppe aus übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung mit infolge der
hohen Abkühlungsgeschwindigkeit dieses Verfahrens feinkörnigen primären Silizium-Ausscheidungen
erzeugt. Für das anschließende Strangpressen zu Buchsenrohlingen und für das sich
hieran anschließende Rundkneten oder Rundschmieden müssen die Silizium-Primärausscheidungen
sehr feinkörnig vorliegen, da sich anderenfalls ein hoher Zerstörungsgrad der Primärausscheidungen
ergeben würde, der sich insgesamt nachteilig auf die tribologischen Eigenschaften
der Lauffläche auswirken würde.
[0004] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zum Herstellen von Zylinderlaufbuchsen aus übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung
anzugeben, das einfacher und kostengünstiger durchführbar ist als das bekannte Verfahren.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs erwähnten Art erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass zunächst ein rohrförmiger Körper aus der übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung
gegossen wird und dass dieser rohrförmige Körper anschließend spanlos bei Temperaturen
zwischen 380 und 515 °C in einem Drückwalzverfahren verformt wird.
[0006] Mit der Erfindung wurde überraschenderweise festgestellt, dass auf den kostenintensiven
Prozess des Sprühkompaktierens verzichtet und stattdessen ein einfaches Gießverfahren
zum Herstellen rohrförmiger Körper angewandt werden kann, wenn der rohrförmige Körper
nachfolgend in einem Drückwalzverfahren im angegebenen Temperaturbereich verformt
wird und nicht wie beim Stand der Technik stranggepresst und anschließend rundgeschmiedet
wird. Der Vorteil der Anwendung eines Drückwalzverfahrens besteht darin, dass auch
rohrförmige Körper mit gegenüber dem Sprühkompaktierverfahren größeren Silizium-Primärausscheidungen
mit sehr geringer Zerstörungsrate weiterverarbeitet bzw. weiterbearbeitet werden können.
Es ist daher möglich, einen Buchsenrohling aus übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung
in einem einfach durchführbaren Gießverfahren zu vergießen, wobei sich infolge der
gegenüber dem Sprühkompaktierverfahren geringeren Abkühlungsgeschwindigkeit größere
Silizium-Primärausscheidungen bilden. Dies bereitet jedoch keine Probleme, da im Unterschied
zum Stand der Technik nachfolgend kein Strangpressverfahren und anschließendes Rundschmiedeverfahren
angewandt wird, sondern die gegossenen rohrförmigen Körper drückgewalzt werden.
[0007] Nach dem Gießen des rohrförmigen Körpers bis zum Eingießen der Zylinderlaufbuchse
in den Zylinderblock ist also nur ein einstufiger Verarbeitungsvorgang, nämlich Drückwalzen,
erforderlich. Demgegenüber steht das zweistufige Strangpressen und anschließende Rundschmieden
bekannter Herstellungsverfahren, was aufwendig und zudem teuer ist.
[0008] Es erweist sich als besonders vorteilhaft, dass beim Verformen der rohrförmigen Körper
im Drückwalzverfahren die schlussendlichen Innen- und Außendurchmesser der Zylinderlaufbuchse,
die für das Eingießen in den Zylinderblock erforderlich sind, hergestellt werden können.
Es werden die notwendigen Toleranzen von ± 0,1 mm erreicht.
[0009] Die Silizium-Primärausscheidungen der erfindungsgemäß hergestellten Zylinderlaufbuchsen
liegen zu 90 % mit einer Partikelabmessung von 5 bis 60 µm vor. Der überwiegende Anteil
der Partikel hat eine Größe von 10 bis 40 µm. Diese verhältnismäßig großen Silizium-Primärausscheidungen
verglichen mit im Sprühkompaktierverfahren hergestellten Rohlingen wirken sich beim
anschließenden Drückwalzen nicht spürbar nachteilig aus.
[0010] Es erweist sich desweiteren als besonders vorteilhaft, dass beim Verformen im Drückwalzverfahren
eine die Ausbildung einer Verklammerung der Laufbuchse in dem Umguss erleichternde
Oberflächenstruktur erzeugt werden kann. Eine derartige Oberflächenstruktur wurde
seither im Zuge einer sich anschließenden spanabhebenden Bearbeitung hergestellt.
[0011] Im Zuge des Drückwalzens können die rohrförmigen Körper etwa um den Faktor 5 bis
7 gelängt werden. Von dem gelängten Körper können dann der Länge der Zylinderlaufbuchse
entsprechende Längssegmente abgetrennt bzw. abgestochen und erforderlichenfalls mit
Bunden oder Anfasungen versehen werden.
[0012] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den beigefügten
Schutzansprüchen und der zeichnerischen Darstellung und nachfolgenden Beschreibung
des erfindungsgemäßen Verfahrens. In der Zeichnung zeigt:
- die Figur
- eine schematische Ansicht einer Drückwalzanordnung.
[0013] Figur 1 zeigt eine Drückwalzanordnung mit einem zylindrischen Dorn 2, auf den ein
zuvor aus übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung gegossener rohrförmiger Körper
4 aufgeschoben ist. Die Drückwalzanordnung umfasst desweiteren drei gesteuert separat
zustellbare beheizbare Drückwalzen 6. Nach Zustellung der Walzen werden diese sowie
der Dorn in gleich- oder gegenlaufende rotierende Bewegung versetzt und auf Betriebstemperaturen
von 430 bis 510 °C erhitzt. Hierdurch kann eine Längung des gegossenen rohrförmigen
Körpers auf die Endmaße der herzustellenden Zylinderlaufbuchse erreicht werden. Das
hierbei entstehende gelängte Rohr wird anschließend in Längsabschnitte geteilt, deren
Länge entsprechend der Länge der herzustellenden Zylinderlaufbuchsen gewählt ist.
Die Zylinderlaufbuchsen können dann mit der Leichtmetalllegierung eines Zylinderblocks
vergossen werden.
1. Verfahren zum Herstellen einer Zylinderlaufbuchse aus übereutektischer Aluminium-Silizium-Legierung,
die beim Gießen eines Zylinderblocks aus Leichtmetalllegierung miteingegossen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass zunächst ein rohrförmiger Körper (4) aus der übereutektischen Aluminium-Silizium-Legierung
gegossen wird und dass dieser rohrförmige Körper anschließend spanlos bei Temperaturen
zwischen 380 und 515 °C in einem Drückwalzverfahren verformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass beim Verformen im Drückwalzverfahren
die schlussendlichen Innen- und Außendurchmesser der Zylinderlaufbuchse hergestellt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass beim Verformen im Drückwalzverfahren
eine die Ausbildung einer Verklammerung der Laufbüchse in dem Umguß erleichternde
Oberflächenstruktur erzeugt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass von dem drückgewalzten
rohrförmigen Körper (4) Längsabschnitte abgetrennt werden, wobei jedes Längssegment
eine Zylinderlaufbuchse bildet.