[0001] Die Erfindung betrifft ein bahn- oder blattförmiges Material aus mindestens zwei
Lagen, mit einem Prägemuster, das aus einer Vielzahl von einzelnen, die Lagen quer
zur Lagenrichtung deformierenden und miteinander verbindenden Einprägungen besteht,
die durch jeweils ausgehend von den beiden außenliegenden Lagen nach innen versenkt
liegende Prägegebiete, die quer zur Lagenrichtung zumindest teilweise überlappen,
gebildet sind.
[0002] Ein aus mehreren Lagen bestehendes bahnförmiges Material wird herkömmlicherweise
verbunden, indem die Lagen zwischen zwei Walzen gebracht werden, von denen zumindestens
eine die Einprägungen in das bahnförmige Material ein bringt, wobei an diesen Einprägungen
in der Regel durch Formschluß, aber auch durch chemisch-physikalische Maßnahmen, verbindungspunkte
hergestellt werden. Das so entstandene bahnförmige Material kann dann gegebenenfalls
weiterbehandelt werden, z. B. zu den bekannten Hygiene-Zellstofftüchern geschnitten
werden.
[0003] Bei den Prägeverfahren unterscheidet man die Wildprägung, bei der eine Prägewalze
gegen eine glatte Gegenwalze läuft, die gegebenenfalls eine elastische Beschichtung
aufweist. Bei der Unionprägung laufen eine Matritzenwalze und eine Patritzenwalze
gegeneinander und erzeugen durch die entstehende Prägung eine Verbindung der bahnförmigen
Materialien. Sowohl bei der Wild- als auch bei der Unionprägung sind die Einprägungen
auf der einen Seite des bahnförmigen Materials konkav nach innen gerichtet und stehen
von der anderen Seite konvex nach außen hervor. Diese konvex erhabenen Stellen verleihen
dem geprägten Material einen rauhen Charakter und sollten daher vermieden werden.
[0004] In Figur 4 ist eine Schnittansicht durch ein Zellstofftuch 40 dargestellt, das aus
vier Bahnen 41, 42, 43, 44 besteht, welche an der Einprägung 45 durch das Wildprägeverfahren
miteinander verbunden sind. Neben dem schon erwähnten Hervortreten einer konkaven
Erhebung aus der Oberfläche 46 der Lage 44 tritt zusätzlich das Problem auf, daß die
einzelnen Lagen 41, 42, 43, 44 unterschiedliche Fließwege 47, 47

zurücklegen müssen, wie beispielsweise für die Bahnen 41 und 44 angegeben, was einen
unterschiedlichen Einzug der einzelnen Lagen nach sich zieht.
[0005] Das Problem der konkav erhabenen Prägepunkte wird bei dem in der DE 94 06 026 U1
offenbarten Kopf-auf-Kopf-Prägeverfahren dadurch gelöst, daß aus den gegenüberstehenden
Prägewalzen erhabene Prägenoppen ausgebildet sind, welche auf den Lagen beispielsweise
eines Zellstofftuches 50, wie in Figur 5 dargestellt, konkav nach innen gewölbte Prägepunkte
56 bilden, die quer zur Lagerichtung miteinander fluchten. In den Bodenbereichen dieser
Prägepunkte 56 werden die Lagen 51, 52, 53, 54 des bahnförmigen Materials durch die
Prägewirkung miteinander verbunden. Dieses Verfahren gibt dem bahnförmigen Material
auf beiden Seiten ein glattes Aussehen. Weiterhin bestehen bleibt allerdings das Problem
der unterschiedlichen Fließstrecken zwischen den einzelnen Lagen, wie es bei dem in
Figur 5 dargestellten Zellstofftuch 50 beispielsweise für die Bahnen 51 und 54 durch
55 bzw. 55' angegeben ist.
[0006] Die mit Prägepunkten arbeitenden Verfahren schränken die optische Gestaltung der
Oberflächenstruktur des bahn- oder blattförmigen Materials stark ein.
[0007] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein bahn- oder blattförmiges Material
zur Verfügung zu stellen, bei dem die einzelnen Lagen durch Prägen verbunden werden,
wobei eine vielfältige Gestaltung der Oberflächen bei sicherem Zusammenhalt der Lagen
möglich sein soll.
[0008] Diese Aufgabe wird durch das bahn- oder blattförmige Material nach Anspruch 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0009] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß die Prägegebiete zumindest teilweise flächige
Gebiete sind, die quer zur Lagenrichtung jeweils mit mindestens einem weiteren flächigen
Gebiet zumindest teilweise überlappen. Die Verbindung der einzelnen Lagen erfolgt
bei der Erfindung durch kleine überlappende Bereiche gegebenenfalls verschieden großer
flächiger Gebiete, die durch entsprechende auf den Prägeformen vorgesehenen Prägeflächen
dem Material aufgegeben werden. Die Prägeflächen und damit die flächigen Gebiete sind
dabei praktisch beliebig gestaltbar, so daß auf unterschiedliche Designs des zu prägenden
bahnförmigen Materials Rücksicht genommen werden kann. Bisher ist mit Flächenprägungen
keine dauerhafte Verbindung von Lagen eines bahnförmigen Materials erreicht worden.
Erst mit den erfindungsgemäß vorgesehenen überlappenden Bereichen kann eine flächen-geprägte
Oberflächenstruktur erreicht werden, bei der bei gutem Zusammenhalt der Lagen die
untschiedlichsten Dekore möglich sind. Zudem wird der unterschiedliche Fließweg der
einzelnen Bahnen durch zweckmäßige Anordnung der flächigen Gebiete minimiert.
[0010] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Größe und/oder die Form
der flächigen Gebiete abhängig vom Fließverhalten des Lagenmaterials so gewählt, daß
ein Einreißen der Lagen in den Umfangsbereichen der flächigen Gebiete vermieden wird.
[0011] Weiter vorteilhaft ist in quer über das Material verlaufenden Streifenbereichen gleicher
Breite die Gesamtfläche der überlappenden Bereiche der flächigen Gebiete im wesentlichen
konstant. Hierdurch wird ein gleichmäßiges Fließverhalten aller Lagen erreicht. Dazu
sind bevorzugt auf den beiden Prägeformen die gegebenenfalls unterschiedlich großen
Prägeflächen so angeordnet, daß sie auf jeder Prägeform zu etwa gleichen Flächenanteilen
verteilt sind.
[0012] Die Lagen des bahn- oder blattförmigen Materials können aus Kunststoff oder Zellstoff
bestehen, und zumindest die Prägegebiete können mit einem Klebemittel versehen sein.
[0013] Im folgenden soll die Erfindung anhand der Zeichnung durch Beispiele näher erläutert
werden. Dabei zeigt:
- Figur 1
- einen stark vergrößerten schematischen Schnitt quer zur Lagenrichtung durch ein Hygiene-Zellstofftuch
mit Prägeformen gemäß der vorliegenden Erfindung;
- Figur 2
- eine Draufsicht auf mehrere Hygiene-Zellstoffbahnen nach der Prägung mit großen und
kleinen flächigen Gebieten;
- Figur 3
- eine schematische Darstellung von Berührungsflächen bei Prägeformen, wie Prägezylindern,
die mit Prägeflächen gemäß der Erfindung versehen sind;
- Figur 4
- eine Schnittansicht ähnlich der Figur 1 für ein Hygiene-Zellstofftuch, das durch ein
Wildprägeverfahren hergestellt ist; und
- Figur 5
- eine weitere Schnittansicht eines Hygiene-Zellstofftuches, das sich durch die Kopfauf-Kopf-Prägung
ergibt.
[0014] In Figur 1 ist in einem stark vergrößerten schematischen Schnitt eine Hygiene-Zellstofftuch
ausschnittsweise quer zur Lagenrichtung zwischen zwei Prägeformen 19 und 20 dargestellt.
Das Hygiene-Zellstofftuch besteht dabei aus vier aufeinanderliegenden Lagen 15, 16,
17 und 18, die zwischen die Prägeformen 19 und 20 gezogen werden. Dabei weist die
Prägeform 19 eine große Prägefläche 24 auf, der drei kleine Prägeflächen 25, 26 und
27 auf der Prägeform 20 gegenüberstehen. Bei einem gewissen Anpreßdruck wirkt die
große Prägefläche 24 auf die vier Lagen 15, 16, 17 und 18 und erzeugt durch Mitwirkung
der drei kleinen Prägeflächen 25, 26 und 27 als Verbindungsstellen überlappende Bereiche,
die mit 22, 28, 29 und 30 bezeichnet sind, auf den Lagen. Die überlappenden Bereiche
22, 28, 29 und 30 liegen dabei tiefer als die erhabene Oberfläche 23 bzw. 23' des
Zellstofftuches. Im Vergleich zu den Lagen 16 und 17 müssen die Lagen 15 und 18 einen
längeren Fließweg zurücklegen. Der daraus resultierende unterschiedliche Lageneinzug
ist mit dem Maßpfeil 21 bzw. 21' bezeichnet. Das Fließverhalten der einzelnen Lagen
15, 16, 17 und 18 zueinander und damit der Lageneinzug 21 bzw. 21' lassen sich bei
der Gestaltung der Prägeflächen optimieren, so daß verhindert werden kann, daß die
Lagen auf oder neben den Prägeflächen, beispielsweise bei 35, ab- oder einreißen.
Dieser positive Effekt ist bei der Prägefläche 24 besonders deutlich erkennbar, an
der die ihr zugewandten Lagen 15 und 16 einen deutlich geringeren Fließweg zurücklegen
müssen, als wenn anstelle der Prägefläche 24 mehrere Prägenoppen, wie nach den Verfahren
des Standes der Technik, vorgesehen wären. Je gleichmäßiger die Flächenpressung auf
den überlappenden Bereichen, wie 22, 28, 29, 30, der flächigen Gebiete bzw. der Prägeflächen,
wie 24, 25, 26, 27, erfolgt, desto mehr kann die Lagenhaftung verbessert werden. Es
hat sich als optimal herausgestellt, die Berührungsflächen 36 und 37 von Prägeformen,
in Figur 3 schematisch dargestellt, in axialer Richtung der Prägeformen so zu gestalten,
daß entlang der Berührungsfläche 36, 37 der beiden Prägeformen, die in der Regel Prägezylinder
sind, bei allen ihren möglichen Stellungen in etwa gleich ist. Dies bedeutet eine
gleichmäßige Flächenpressung bei den einzelnen Projektionsebenen 38 und 39, die durch
die Prägeflächen gebildet werden und somit eine gleichmäßige Verquetschung der einzelnen
Lagen, da vermieden wird, daß einige verprägte Flächen zu sehr, andere wiederum nur
wenig verquetscht werden. Der Grad der Verquetschung kann durch den Abstand 34 der
beiden Prägeformen vorgegeben werden. Diese Vorgabe wird abhängig vom Verbindungsprinzip
getroffen werden. Bei einer Verbindung der Lagen durch Formschluß wird der Abstand
34 in der Regel kleiner eingestellt als bei einer chemisch-physikalischen Verbindung,
beispielsweise einer Adhäsiv-Verbindung mittels Klebstoff.
[0015] Die oben angesprochene Optimierung erlaubt dennoch eine freie Gestaltung der Prägeflächen,
mit denen ein flächigeres Aussehen des zu prägenden Materials erzielt wird, wie beispielsweise
der Figur 2 entnommen werden kann. Dort ist eine schematische Draufsicht auf einen
Ausschnitt eines mehrlagigen Zellstofftuches 31 dargestellt, das mittels großer und
kleiner Prägeflächen hergestellt wurde. Die strichpunktierte Linie 32 gibt die Kontur
an, die durch eine große Prägefläche, wie die Prägefläche 24 in Figur 1, hervorgerufen
ist, die Kontur der durch kleinere Prägeflächen, wie 25, 26, 27 in Figur 1, hervorgerufenen
Einprägungen ist mittels der strichpunktierten Linie 33 dargestellt.
[0016] Mit der Erfindung ist es möglich, bahnförmige Materialien, beispielsweise Kunststoff-Folien,
Zellstoffbahnen oder dergleichen durch chemische und/oder physikalische Anwendung
oder formschlüssige Verbindung zu verprägen. Damit können auf der Oberfläche des bahnförmigen
Materials Strukturen flächigen Charakters erzeugt werden. Die Prägestellen sind dabei
ausschließlich nach innen gewölbt, so daß die Dicke des verprägten Materials nur von
der Dicke der einzelnen Lagen abhängig ist.
[0017] Die in der vorstehenden Beschreibung, in der Zeichnung sowie in den Ansprüchen offenbarten
Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für
die Verwirklichung der Erfindung wesentlich sein.
1. Bahn- oder blattförmiges Material aus mindestens zwei Lagen, mit einem Prägemuster,
das aus einer Vielzahl von einzelnen, die Lagen quer zur Lagenrichtung deformierenden
und miteinander verbindenden Einprägungen besteht, die durch jeweils ausgehend von
den beiden außenliegenden Lagen nach innen versenkt liegende Prägegebiete, die quer
zur Lagenrichtung zumindestens teilweise überlappen, gebildet sind,
dadurch gekennzeichnet, daß die Prägegebiete zumindest teilweise flächige Gebiete
(24; 25, 26, 27) sind, die quer zur Lagenrichtung jeweils mit mindestens einem weiteren
flächigen Gebiet zumindest teilweise überlappen.
2. Bahn- oder blattförmiges Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Größe und/oder die Form der flächigen Gebiete (24; 25, 26, 27) abhängig vom Fließverhalten
des Lagenmaterials so gewählt ist, daß ein Einreißen der Lagen (insbesondere 15, 18)
in den Umfangsbereichen der flächigen Gebiete vermieden wird.
3. Bahn- oder blattförmiges Material nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß in quer über das Material verlaufenden Streifenbereichen gleicher Breite die Gesamtfläche
der überlappenden Bereiche (wie 22, 28, 29, 30) der flächigen Gebiete im wesentlichen
konstant ist.
4. Bahn- oder blattförmiges Material nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Lagen (15, 16, 17, 18) aus Kunststoff bestehen.
5. Bahn- oder blattförmiges Material nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß die Lagen (15, 16, 17, 18) aus Zellstoff bestehen.
6. Bahn- oder blattförmiges Material nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest die Prägegebiete mit einem Klebemittel versehen sind.