[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Walzverfahren für ein Band, insbesondere ein
Metallband, zum Beispiel ein Stahlband, in einer Walzstraße mit mehreren hintereinander
angeordneten Walzgerüsten,
- wobei während des Walzens des Bandes dieses in jedes der Walzgerüste mit einer Soll-Einlaufdicke
einlaufen soll und jedem der Walzgerüste ein Dicken-Sollwert vorgegeben wird, mit
dem das Band aus dem jeweiligen Walzgerüst auslaufen soll,
- wobei während des Walzens eines Übergangsbereichs des Bandes der Dicken-Sollwert eines
der Walzgerüste von einem Anfangs-auf einen End-Sollwert geändert wird,
- wobei in etwaigen dem einen Walzgerüst nachgeordneten Walzgerüsten während des Walzens
des Übergangsbereichs des Bandes deren Dicken-Sollwerte ebenfalls von Anfangs- in
End-Sollwerte geändert werden.
[0002] Ein derartiges Walzverfahren ist beispielsweise aus der DE 29 44 035 C2 bekannt.
[0003] Beim Walzen von Band soll dieses möglichst eine gleichmäßige Dicke über die Länge
aufweisen. Wenn daher in einem Übergangsbereich die Banddicke von einem Anfangswert
auf einen Endwert geändert wird, ist der Übergangsbereich des Bandes unbrauchbar.
Er muß als Schrott entsorgt werden.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren anzugeben, bei
dem bei möglichst geringen Auswirkungen auf den Walzprozeß beim Banddickenwechsel
ein möglichst kurzer Übergangsbereich anfällt.
[0005] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß die Änderungen der Dicken-Sollwerte in den etwaigen
dem einen Walzgerüst nachgeordneten Walzgerüsten derart erfolgt, daß für jedes dieser
Walzgerüste der Quotient aus dessen momentanen Dicken-Sollwert und dessen momentaner
Soll-Einlaufdicke eine Konstante ist.
[0006] Die Besonderheit des Walzverfahrens besteht also darin, daß nur im ersten die Dickenänderung
walzenden Walzgerüst eine Änderung der relativen Dickenabnahmeerfolgt, in allen nachfolgenden
Walzgerüsten hingegen die relative Abnahme immer konstant bleibt. Dadurch wird die
Massenflußstörung zwischen den Walzgerüsten minimiert, und es ist keine bzw. eine
nur sehr geringe Anpassung der Drehzahlen der Walzgerüste erforderlich. Somit kann
die Länge des Übergangsbereichs sehr kurz gehalten werden.
[0007] Um eine Veränderung der Dicken-Sollwerte in den nachfolgenden Gerüsten zum richtigen
Zeitpunkt zu bewirken, ist selbstverständlich eine genaue Bandverfolgung notwendig.
Derartige Bandverfolgungssysteme sind aber allgemein bekannt.
[0008] Stoßartige Belastungen der Walzgerüste können insbesondere dann vermieden werden,
wenn der Dicken-Sollwert des einen Walzgerüsts während des Walzens des Übergangsbereichs
des Bandes rampenförmig geändert wird.
[0009] Aufgrund der konstanten relativen Stichabnahme in den nachfolgenden Walzgerüsten
werden selbstverständlich auch deren Dicken-Sollwerte gegebenfalls rampenförmig verändert.
Bei einer gewünschten Dickenänderung hinter dem letzten Walzgerüst lassen sich ferner
aufgrund dieser Beziehung zwischen den Dicken-Sollwerten alle anderen Änderungen der
Dicken-Sollwerte in den vorgeordneten Walzgerüsten vorausberechnen.
[0010] Bei dem erfindungsgemäßen Walzverfahren findet fast die gesamte Massenflußänderung
vor dem einen Walzgerüst statt. In den nachgeordneten Walzgerüsten ergeben sich nur
sehr geringe Massenflußänderungen aufgrund der geringen Voreilungsänderungen.
[0011] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen sowie
der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels. Dabei zeigen:
- Figur 1
- eine sechsgerüstige Kaltwalzstraße,
- Figur 2
- einen Dicken-Sollwertverlauf für die letzten drei Walzgerüste und
- Figur 3
- eine sechsgerüstige Warmwalzstraße.
[0012] Gemäß Figur 1 besteht eine Kaltwalzstraße aus - beispielhaft - sechs hintereinander
angeordneten Walzgerüsten 1 bis 6. In der Walzstraße wird ein Stahlband 7 von einer
Anfangsdicke d
0 auf eine Enddicke d
6 gewalzt.
[0013] Zum Walzen wird das Band 7 zunächst von einem Abhaspel 8 abgehaspelt, durchläuft
sodann einen Bandspeicher 9 und wird dann in die Walzstraße eingefädelt. Hinter der
Walzstraße wird das Band 7 auf einem Aufhaspel 10 aufgehaspelt. Während des Walzens
des Bandes 7 soll gemäß einem Walzplan das Band 7 in jedes der Walzgerüste 1 bis 6
mit einer Soll-Einlaufdicke e
1* bis e
6* einlaufen. Jedem der Walzgerüste 1 bis 6 wird ferner ein Dicken-Sollwert a
1* bis a
6* vorgegeben, mit dem das Band 7 aus dem jeweiligen Walzgerüst 1 bis 6 auslaufen soll.
[0014] Der Bandspeicher 9 zwischen dem Abhaspel 8 und dem ersten Walzgerüst 1 dient der
Speicherung einer gewissen Menge des Bandes 7. Damit können kurze Störungen beim Abhaspeln
bzw. das Anschweißen eines neuen Bandes 11 an ein bereits in die Walzstraße einlaufendes
Band 7 überbrückt werden, ohne daß es zu einem Stillstand der Walzstraße kommt.
[0015] Üblicherweise weist das angesetzte neue Band 11 eine andere Banddicke d
0 auf als das momentan gewalzte Band 7. Das angesetzte Band 11 ist daher anderen Walzbedingungen
unterworfen. Im Bereich der Nahtstelle zwischen den beiden Bändern 7, 11 muß daher
ein Übergangsbereich 7' vorgesehen werden, in dem die Walzbedingungen an das neue
Band 11 angepaßt werden.
[0016] Zur Anpassung der Walzbedingungen wird der Dicken-Sollwert a
1* des ersten Walzgerüsts 1 während des Walzens des Übergangsbereichs 7' des Bandes
7 rampenförmig von einem Anfangs-Sollwert auf einen End-Sollwert geändert. In den
nachgeordneten Walzgerüsten 2 bis 6 werden die Dicken-Sollwerte a
2* bis a
6* ebenfalls rampenförmig von Anfangs-Sollwerten auf End-Sollwerte geändert. Die Änderungen
erfolgen dabei in jedem der Walzgerüste 2 bis 6 zu dem Zeitpunkt, in dem der Übergangsbereich
7' von dem jeweiligen Walzgerüst 2 bis 6 gewalzt wird. Die rampenförmigen Änderungen
der Dicken-Sollwerte a
2* bis a
6* erfolgen derart, daß in jedem der Walzgerüste 2 bis 6 der Quotient aus dem momentanen
Dicken-Sollwert a
2* bis a
6* dieses Walzgerüsts 2 bis 6 und der momentanen Soll-Einlaufdicke e
2* bis e
6* dieses Walzgerüsts 2 bis 6 eine Konstante ist.
[0017] Alternativ kann es auch erforderlich sein, während des Walzens eines Bandes 7 innerhalb
dieses Bandes 7 eine Dickenänderung durchzuführen. In diesem Fall kann das Ändern
des Dicken-Sollwerts auf einen Teil der Walzgerüste 1 bis 6 beschränkt bleiben, z.
B. auf die letzten drei Walzgerüste 4 bis 6. In diesem Fall werden die Dicken-Sollwerte
a
1* bis a
3* der Walzgerüste 1 bis 3 konstant gehalten, während die Dicken-Sollwerte a
4* bis a
6* der Walzgerüste 4 bis 6 rampenförmig verändert werden. Eine Änderung der relativen
Stichabnahme erfolgt dabei nur im vierten Walzgerüst 4. Die relativen Stichabnahmen
der Walzgerüste 5 und 6 bleiben konstant. Dieser Fall ist in Figur 2 dargestellt.
[0018] Falls die Regeldynamik der Walzgerüste 1 bis 6 es erlaubt, können sogar die Dicken-Sollwerte
a
1* bis a
4* bzw. a
5* der Walzgerüste 1 bis 4 bzw. 5 konstant gehalten werden. In diesem Fall müssen lediglich
die Dicken-Sollwerte a
5* und a
6* der letzten beiden Walzgerüste 5, 6 bzw. muß lediglich der Dicken-Sollwert a
6* des letzten Walzgerüsts 6 von einem Anfangs-Sollwert auf einen End-Sollwert geändert
werden.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren ist prinzipiell auch bei Warmwalzwerken anwendbar.
Ein derartiges Warmwalzwerk ist in Figur 3 dargestellt. Gemäß Figur 3 sind vor dem
ersten Walzgerüst 1 ein Entzunderer 12 und ein Ausgleichsofen 13 angeordnet. Im Ausgleichsofen
13 wird eine Bramme 14 vor dem Einführen in die Warmwalzstraße durchgewärmt und ggfs.
auch zwischengespeichert. Die Bramme 14 soll bspw. zu zwei oder drei Bändern mit verschiedenen
Enddicken a
6* gewalzt werden. An den Bandgrenzen muß daher zumindest der Dickensollwert a
6* des letzten Walzgerüsts 6, ggf. auch weiterer der Walzgerüste 1 bis 5 geändert werden.
Dies kann nach dem obenstehend in Verbindung mit einem Kaltwalzwerk beschriebenen
Verfahren erfolgen. Die einzelnen Bänder werden dann hinter dem letzten Walzgerüst
6 mittels einer Schere 15 getrennt und abwechselnd auf einen der Haspel 10, 10' aufgehaspelt.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 1 - 6
- Walzgerüste
- 7
- Band
- 7'
- Übergangsbereich
- 8
- Abhaspel
- 9
- Bandspeicher
- 10, 10'
- Aufhaspel
- 11
- neues Band
- 12
- Entzunderer
- 13
- Ausgleichsofen
- 14
- Bramme
- 15
- Schere
- a1* - a6*
- Dicken-Sollwerte
- d0
- Anfangsdicke
- d6
- Enddicke
- e1* - e6*
- Soll-Einlaufdicken
1. Walzverfahren für ein Band (7), insbesondere ein Metallband (7), zum Beispiel ein
Stahlband (7), in einer Walzstraße mit mehreren hintereinander angeordneten Walzgerüsten
(1 bis 6),
- wobei während des Walzens des Bandes (7) dieses in jedes der Walzgerüste (1 bis
6) mit einer Soll-Einlaufdicke (e1* bis e6*) einlaufen soll und jedem der Walzgerüste (1 bis 6) ein Dicken-Sollwert (a1* bis a6*) vorgegeben wird, mit dem das Band (7) aus dem jeweiligen Walzgerüst (1 bis 6) auslaufen
soll,
- wobei während des Walzens eines Übergangsbereichs (7') des Bandes (7) der Dicken-Sollwert
(zum Beipiel a4*) eines der Walzgerüste (zum Beispiel 4) von einem Anfangs- auf einen End-Sollwert
geändert wird,
- wobei in etwaigen dem einen Walzgerüst (zum Beispiel 4) nachgeordneten Walzgerüsten
(zum Beispiel 5, 6) während des Walzens des Übergangsbereichs (7') des Bandes (7)
deren Dicken-Sollwerte (zum Beispiel a5*, a6*) ebenfalls von Anfangs- in End-Sollwerte geändert werden,
- wobei die Änderungen der Dicken-Sollwerte (zum Beispiel a5*, a6*) in den etwaigen dem einen Walzgerüst (zum Beispiel 4) nachgeordneten Walzgerüsten
(zum Beispiel 5, 6) derart erfolgt, daß für jedes dieser Walzgerüste (zum Beispiel
5, 6) der Quotient aus dessen momentanen Dicken-Sollwert (zum Beispiel a5*, a6*) und dessen momentaner Soll-Einlaufdicke (zum Beispiel e5*, e6*) eine Konstante ist.
2. Walzverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Dicken-Sollwert (zum Beispiel a4*) des einen Walzgerüsts (zum Beispiel 4) während des Walzens des Übergangsbereichs
(7') des Bandes (7) rampenförmig geändert wird.
3. Walzverfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem einen Walzgerüst (zum Beispiel 5) mindestens ein Walzgerüst (zum Beispiel
6) nachgeordnet ist.
4. Walzverfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das eine Walzgerüst (1) das erste Walzgerüst (1) der Walzstraße ist.
5. Walzverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß es bei einem Warmwalzwerk angewendet wird.
6. Walzverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß es bei einem Kaltwalzwerk angewendet wird.