[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines neuen Trägermaterials
für Radionuklide mit einem im Vergleich zu bekannten Trägermaterialien erhöhten Aufnahmevermögen
für die radioaktiven Substanzen. Gegenstand der Erfindung sind auch das neue Trägermaterial
selbst sowie miniaturisierte radioaktive Strahlungsquellen mit erhöhter Dosisleistung,
die unter Verwendung dieses Materials hergestellt wurden.
[0002] Für medizinische Anwendungen gewinnt die Miniaturisierung der radioaktiven Strahlungsquellen
zunehmend an Bedeutung. So wird z.B. in der Tumortherapie und in der intravascularen
Brachytherapie, das heißt der Bestrahlung der Innenwand von Blutgefäßen, mit eingeführten
Miniaturquellen gearbeitet.
[0003] Für die Herstellung der für solche Zwecke häufig eingesetzten Miniaturstrahlungsguellen
des Isotopes Strontium-90 sind im wesentlichen zwei Verfahren bekannt. So wird bei
der Herstellung von flächigen Strahlungsquellen eine Mischfällung AgCO
3/
90SrCO
3/TiO
2 mit anschließender Temperung des Niederschlages durchgeführt, wobei der entstehende
Silberkuchen in die gewünschte Form gebracht wird. Zur Herstellung von miniaturisierten,
zylindrisch geformten Strontium-90-Quellen ist es bekannt, einen vorgeformten Trägerkörper,
der aus Titandioxid besteht, mit einer
90Sr(NO
3)
2-Lösung zu tränken, zu trocknen und anschließend oberhalb 1000°C zu glühen. Dabei
bildet sich unlösliches Strontium-90-Titanat (
90SrTiO
3). Dieses Herstellungsverfahren wird beispielsweise in US-A-3.439.514 beschrieben
(vgl. Ausführungsbeispiele). Diese Strahlungsquellen sind dadurch gekennzeichnet,
daß sie eine Aktivität von lediglich 5 bis 7 mCi pro mm
3 aufweisen. Diese Aktivität und die daraus resultierende Dosisleistung ist aber beispielsweise
für die erwähnten medizinischen Anwendungen nicht ausreichend.
[0004] Aufgabe der Erfindung war es deshalb, miniaturisierte radioaktive Quellen mit einer
erhöhten, für medizinische Anwendungen ausreichenden Dosisleistung herzustellen.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung wird überraschend einfach durch Bereitstellung eines modifizierten
Trägermaterials mit Porenstruktur gelöst, das ein erhöhtes Aufnahmevermögen für Radionuklide
besitzt und gemäß Anspruch 1 hergestellt wird. Erfindungsgemäß wird durch den Zusatz
eines Polysaccharides zum Trägermaterial beim Ausheizen eine feine Porenstruktur erzielt,
wodurch eine vergrößerte innere Oberfläche entsteht. Vorzugsweise sollte das zur Herstellung
eingesetzte Trägermaterial einen mittleren Korndurchmesser von 80 bis 110µm besitzen.
Der Korndurchmesser des Polysaccharides sollte vorzugsweise < 50µm sein.
[0006] Die erfindungsgemäß verwendeten Trägermaterialien können beispielsweise, Titandioxid,
Zirkoniumdioxid, Aluminiumoxid oder Siliziumoxid sein. Es kommen jedoch generell alle
festen Trägermaterialien in Frage, die in der Lage sind, Radionuklide aufzunehmen.
[0007] Als Polysaccharide werden vorzugsweise Stärke oder Cellulose eingesetzt. Stärke hat
sich insbesondere in Kombination mit Titandioxid oder Zirkoniumdioxid als Trägermaterial
bewährt.
[0008] Das im erfindungsgemäßen Verfahren gemäß Anspruch 1 zugesetzte Wasser kann gegebenenfalls
mit wenigen Tropfen einer, vorzugsweise 20%igen, Tensidlösung versetzt werden, um
eine bessere Gleitfähigkeit der Masse zu erreichen. Das Homogenisieren der Masse erfolgt
mit üblichen Mitteln wie z.B. einem evakuierbaren Kneter, wobei auch gleichzeitig
eventuelle Lufteinschlüsse entfernt werden. Sollen zylindrische Träger hergestellt
werden, so kann das Formen der Masse durch Strangpressen bzw. Extrudieren erfolgen.
Aber auch ein Formen von Kugeln oder Rohren ist mit der knetbaren Masse möglich. Anschließend
wird die Masse luftgetrocknet und danach bei einer Temperatur von 800 bis 1300°C in
Abhängigkeit vom Trägermaterial bis zum Entstehen einer Porenstruktur getempert.
[0009] Das Polysaccharid wird erfindungsgemäß im Unterschuß zugegeben. Das Verhältnis Trägermaterial
zu Polysaccharid beträgt zwischen 6:4 bis 9:1. Im Falle von Titandioxid als Träger
werden vorzugsweise 70 bis 90 Masse% Titandioxid mit 30 bis 10 Masse% des Polysaccharides
versetzt. Das Gleiche gilt für Zirkoniumdioxid als Trägermaterial. Wird ein solcher
Träger z.B. mit einer
90Sr (NO
3)
2-Lösung in üblicher Weise getränkt, getrocknet und bei 1250°C geglüht, so kann eine
Strontium-90-Titanat-Strahlungsquelle mit einer Aktivität von 12-15 mCi/mm
3 hergestellt werden.
[0010] Die Aktivität der Strahlungsquelle kann erfindungsgemäß noch erhöht werden, wenn
das gemäß der Erfindung hergestellte Trägermaterial, das für eine miniaturisierte
Strahlungsquelle eine Größe von 0,6 bis 0,8 mm
3 hat, in kleinen Portionen mit der Radionuklidlösung getränkt wird und nach jedem
Tränkschritt eine kurzzeitige Temperung bei 800 °C für maximal 30 Minuten durchgeführt
wird. Bei einer Aktivitätskonzentration von 7,5 bis 10 mCi/µl sind dabei in der Regel
vier Tränkschritte ausreichend, um eine Aktivität der Miniaturstrahlungsquelle von
20 mCi/pro mm
3 zu erreichen. Nach dem letzten Tränkschritt erfolgt eine Temperung bei 1000 bis 1300°C
(je nach Trägermaterial) für ca. eine Stunde.
[0011] Anschließend wird zur abschließenden Herstellung der Strahlungsquelle in üblicher
Art und Weise gekapselt, d.h., der mit dem Radionuklid getränkte Träger wird in formgleiche
Edelstahlgefäße eingefüllt, mit einem Verschlußdeckel versehen und laserverschweißt.
[0012] Nachfolgend wird die Erfindung an Ausführungsbeispielen näher erläutert, ohne sie
darauf einzuschränken.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1
[0013]
a) Herstellung einer miniaturisierten 90SrTiO3-Strahlungsquelle
70 Masse% Titandioxid mit einem mittleren Korndurchmesser von 100µm sowie 30 Masse%
Stärke, mit einem Korndurchmesser < 50µm werden trocken gemischt und anschließend
so lange mit Wasser versetzt, bis eine knetbare Masse entsteht. In einem evakuierbaren
Laborkneter werden Lufteinschlüsse entfernt. Anschließend wird die Masse durch eine
keramische Düse extrudiert, wobei die Durchmesser von 0,2-20mm einstellbar sind. Die
an der Luft getrockneten Stränge werden nunmehr bei 900 bis 1000°C eine Stunde getempert.
Während des Ausheizens des Trägermaterials entsteht eine feine Porenstruktur im Titandioxid,
die zur Vergrößerung der inneren Oberfläche führt. Nach dem Abkühlen werden die erzeugten
Stränge auf Länge geschnitten, die zwischen 0,5-50mm liegen kann. Der nun entstandene,
bereits fertige Formkörper kann jetzt zur Tränkung mit einer Radionuklidlösung eingesetzt
werden.
b) Ein unter a) hergestelltes Trägermaterial von z.B. 0,75 mm3 Größe wird mit 1,5µl einer 90Sr(NO3)2-Lösung mit einer Konzentration von 7,5 mCi/µl getränkt, getrocknet und anschließend
bei 1250 °C geglüht. Dabei bildet sich unlösliches Strontium-90-Titanat. Die Aktivität
dieser Strahlungsquelle beträgt 12 bis 15 mCi/mm3.
Zur abschließenden Herstellung der Strahlungsquelle wird der zylindrische Aktivitätsträger
nun in herkömmmlicher Art und Weise in ein einseitig verschlossenes Edelstahlrohr
eingefüllt, mit einem scheibenförmigen Deckel versehen und laserverschweißt.
c) Ein unter a) hergestelltes Trägermaterial von z.B. 0,75 mm3 Größe wird mit einer 90Sr(NO3)2-Lösung mit einer Konzentration von 7,5 mCi/µl in kleinen Portionen von 0,3 bis 0,6
µl getränkt (pipettiert) und nach jedem Tränkschritt einer Temperung bei 800°C von
30 Minuten unterworfen. Nach dem Abkühlen kann die nächste Portion der Radionuklidlösung
hinzupipettiert werden. Nach dem letzten Tränkschritt (4 Schritte sind bei Verwendung
einer Lösung mit einer Aktivitätskonzentration von 7,5 bis 10 mCi/µl ausreichend)
erfolgt ein Glühvorgang bei 1150 bis 1300°C für eine Stunde. Dabei finden Keramikbildungs-
und Schrumpfprozesse statt, die die Endabmaße des Formkörpers und seine mechanische
Handhabbarkeit entscheidend positiv beeinflussen. Die Aktivität dieser Strahlungsquelle
beträgt 20 mCi/mm3.
Der Aktivitätsträger wird in der unter (b) beschriebenen Art gekapselt.
1. Verfahren zur Herstellung eines Trägermaterials für radioaktive Substanzen,
dadurch gekennzeichnet, daß
man ein zur Aufnahme von Radionukliden geeignetes festes Trägermaterial mit einem
Polysaccharid im Verhältnis von 6:4 bis 9:1 trocken mischt, anschließend bis zum Entstehen
einer knetbaren Masse Wasser zusetzt, die Masse homogenisiert, trocknet und bis zum
Entstehen einer Porenstruktur bei Temperaturen zwischen 800 bis 1300 °C tempert.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Masse nach dem Homogenisieren und vor dem Trocknen in die gewünschte Form gebracht
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
ein festes Trägermaterial mit einem mittleren Korndurchmesser von 80 bis 110µm eingesetzt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
ein festes Trägermaterial mit einem mittlerem Korndurchmesser von 90 bis 100 µm eingesetzt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
als festes Trägermaterial Titandioxid (TiO2), Zirkoniumdioxid (ZrO2), Aluminiumoxid (Al2O3) oder Siliziumdioxid (SiO2) eingesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
ein Polysaccharid mit einem Korndurchmesser < 50µm zugesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
als Polysaccharid Stärke oder Cellulose Verwendung findet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
bei der Verwendung von Titandioxid als Trägermaterial 70 bis 90 Masse% TiO2 mit 30 bis 10 Masse% des Polysaccharides gemischt werden, und die Temperung der Masse
bei 900 bis 1000°C erfolgt.
9. Trägermaterial für radioaktive Substanzen hergestellt gemäß den Ansprüchen 1 bis 8.
10. Miniaturisierte radioaktive Strahlungsquelle mit einer Aktivität von 12 - 15 mCi/mm3 hergestellt aus einem Trägermaterial gemäß Anspruch 9 durch übliches Tränken mit
einer Radionuklidlösung und anschließendes Tempern bei 1000-1300 °C.
11. Miniaturisierte radioaktive Strahlungsquelle mit einer Aktivität von 20mCi/mm3 hergestellt aus einem Trägermaterial gemäß Anspruch 9 durch mehrfaches Tränken mit
einer Radionuklidlösung, wobei nach jedem Tränkschritt eine kurzzeitige Temperung
bei ca. 800°C durchgeführt wird, und abschließendes Tempern nach dem letzten Tränkschritt
bei 1000-1300°C.
12. Strahlungsquelle nach Anspruch 10 oder 11 beinhaltend Strontium-90-titanat oder Strontium-90-zirkonat.