[0001] Die Erfindung betrifft ein Widerstandselement gemäss dem Oberbegriff des Anspruchs
1. Derartige sogenannte PTC-Widerstände weisen einen bei einer bestimmten Schaltstromdichte
um mehrere Grössenordnungen ansteigenden Widerstand auf und werden zur Strombegrenzung,
vor allem im Kurzschlussfall, eingesetzt.
[0002] Die starke Steigerung des Widerstands bei Erreichen der Schaltstromdichte wird dadurch
bewirkt, dass aufgrund der durch erhöhte Energieaufnahme bewirkten Erwärmung und Ausdehnung
der Polymermatrix die eingebetteten leitenden Teilchen des ersten Füllstoffes getrennt
werden. Es hat sich dabei als nachteilig erwiesen, dass dieser Effekt die Tendenz
hat, sich in einer Schaltzone, die sich zwar über den Querschnitt des Widerstandselements
erstreckt, aber in Stromrichtung verhältnismässig kurz ist, zu konzentrieren, so dass
die gesamte Spannung über eine kurze Strecke abfällt und der überwiegende Anteil der
umgesetzten elektrischen Energie in einem sehr kleinen Volumen anfällt. Dies kann
leicht zu Lichtbogenbildung und Beschädigung des Widerstandselements führen. Ausserdem
wird die Haltespannung des Elements, d. h. die Spannung, die es nach Unterbrechung
eines Kurzschlusses ohne zu grossen Leckstrom halten kann, dadurch herabgesetzt.
[0003] Es wurde auch bereits versucht, das diesbezügliche Verhalten derartiger Widerstandselemente
dadurch zu verbessern, dass dem Material ein zweiter Füllstoff mit Varistorcharakteristik
beigemischt wurde. Aus der US-A-5 313 184 etwa ist ein gattungsgemässes Widerstandselement
bekannt, das 5 bis 30%(Vol.) Varistormaterial in Pulverform als zweiten Füllstoff
aufweist. Die Erwartungen betreffend eine Verbesserung der Spannungsfestigkeit des
Widerstandselements wurden jedoch nicht in vollem Umfang erfüllt.
[0004] Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, gattungsgemässe Widerstandselemente
derart weiterzubilden, dass ihre Spannungsfestigkeit wesentlich erhöht wird.
[0005] Diese Aufgabe wird durch durch die Merkmale im Kennzeichen des Anspruchs 1 gelöst.
Bei erfindungsgemässen Widerstandselementen erfolgt eine weitgehende Kommutierung
des Stroms auf den zweiten Füllstoff im Bereich von Stromdichten und entsprechenden
Feldstärken, wie sie typischerweise im Schaltbereich des Widerstandselements auftreten.
Dadurch wird sichergestellt, dass die Ausbildung einer schmalen Schaltzone nicht zu
einer sofortigen Stromunterbrechung - eventuell gefolgt von Lichtbogenbildung oder
einem Durchschlag - führt, sondern dass der Strom über die Teilchen des zweiten Füllstoffs
kurzzeitig weiter fliesst und sich dabei die Schaltzone so weit verbreitert, dass
sie auch hohe Spannungen ohne Beschädigung des Widerstandselements zu tragen vermag.
[0006] Die dadurch erzielten Vorteile liegen vor allem darin, dass wesentlich höhere Kurzschlusspannungen
unterbrochen werden können und dass auch die Haltespannung wesentlich höher liegt
als bei bekannten gattungsgemässen Widerstandselementen. Die diesbezüglichen Leistungen
erfindungsgemässer Widerstandselemente können sonst nur mittels aufwendiger Serienparallelschaltungen
von Widerstandselementen und Varistoren erzielt werden.
[0007] Im folgenden wird nun die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und Versuchsergebnissen
dargestellt. Dabei zeigt
- Fig. 1
- den Versuchsaufbau, mit denen die weiter unten geschilderten Ergebnisse gewonnen wurden.
[0008] Es wurden mehrere Mischungen hergestellt, indem jeweils 50%(Vol.) einer Matrix aus
dem Polyäthylen HX5231 der BASF mit 30%(Vol.) eines ersten Füllstoffes, und zwar TiB
2-Pulver der Elektroschmelze Kempten, bei welchem die Partikelgrössen über ein Intervall
von 10-30µ verteilt waren und 20%(Vol.) eines zweiten Füllstoffs vermischt wurden.
Lediglich bei einer Referenzprobe Ref wurden 50%(Vol.) des ersten Füllstoffes zugemischt
und kein zweiter Füllstoff. Im folgenden werden die Proben nach dem zweiten Füllstoff
bezeichnet. Im einzelnen:
- ZnO
- ZnO-Pulver
- Var
- Pulver aus Varistormaterial, d. h. mit verschiedenen Metalloxiden dotiertes ZnO
- ZnO+
- Pulver aus mit Al dotiertem ZnO
- SiC+f (fein)
- Pulver aus mit Al dotiertem SiC, Teilchengrössen 45-75µ
- SiC+m (mittel)
- Pulver aus mit Al dotiertem SiC, Teilchengrössen 90-125µ
- SiC+g (grob)
- Pulver aus mit Al dotiertem SiC, Teilchengrössen 150-212µ
[0009] Das mit Al dotierte SiC wurde von der Elektroschmelze Kempten bezogen. ZnO wurde
von Merck bezogen und dotiert. Aus den Mischungen wurden Widerstandselemente hergestellt
und Versuche durchgeführt, indem sie in eine Schaltung, wie sie in Fig. 1 dargestellt
ist, eingebaut und Kurzschlusströmen ausgesetzt wurden. Dazu wurde jeweils ein Kondensator
C auf 300V, 850V bzw. 1'200V aufgeladen. Die Dimensionierung des Kondensators C und
der in Reihe geschalteten Induktivität L wurden jeweils so gewählt, dass ein Kurzschlussstrom
von 12'000A, bezogen auf 50Hz resultierte. Der Kurzschlussstrom wurde durch Schliessen
eines Schalters S bei aufgeladenem Kondensator C erzeugt. Dem geprüften Widerstandselement
PTC war stets ein Varistorelement Var als Ueberspannungsschutz parallelgeschaltet.
Neben der Messung elektrischer Parameter wurden auch Aufnahmen der Widerstandselemente
mit einer Thermokamera gemacht, die es erlaubten, die Energieverteilung, insbesondere
die Länge der Schaltzone sowie allfällige Beschädigungen festzustellen. Vorgängig
wurden ein oder zwei Werte für Feldstärke, Stromdichte und spezifischen Widerstand
der als zweiter Füllstoff verwendeten Pulver bei einer Temperatur von 25°C und einem
Elektrodenanpressdruck von 9,38MPa ermittelt.
[0010] Die bei den Versuchen gewonnenen Resultate sind der Tabelle am Ende der Beschreibung
zu entnehmen. Leere Felder in dieser Tabelle bedeuten 'nicht anwendbar', '\', dass
kein Versuch gemacht wurde, '-', dass das Widerstandselement bei der Messung beschädigt
wurde, und '+', dass das Widerstandselement den Versuch unbeschädigt überstand, aber
kein Messwert ermittelt wurde.
[0011] Aus den Versuchsergebnissen lässt sich ablesen, dass für eine Ausdehnung der Schaltzone
der spezifische Widerstand des zweiten Füllstoffs, gemessen am Pulver bei ausreichend
grossem Elektrodenanpressdruck - er sollte möglichst einige MPa/cm
2 betragen - für die Länge der Schaltzone und damit für eine breite Energieverteilung
wesentlich ist. Er sollte auf jeden Fall weit unter den Werten für die zum Vergleich
ausgemessenen Pulver aus undotiertem ZnO und aus Niederspannungs-Varistormaterial,
das durch Sintern aus D70 der Firma Merck als Ausgangsmaterial hergestellt wurde,
liegen. Möglichst sollte er bei Feldstärken, wie sie im Schaltbereich gewöhnlich auftreten
- 2'000V/cm und darüber - höchstens 50Ωcm betragen, vorzugsweise jedoch höchstens
20 oder besser 15Ωcm, Werte, wie sie an Pulvern von mit Al dotiertem ZnO und SiC gemessen
wurden.
[0012] Ebenfalls von beträchtlicher Bedeutung sind die Teilchengrössen. Sind die Teilchen
des zweiten Füllstoffs nicht oder nur unwesentlich grösser als die des ersten Füllstoffes,
so dürften sie zur Ueberbrückung nach Trennung der Teilchen desselben im Schaltbereich
nicht ausreichen. Der zweite Füllstoff kann seine Funktion nicht im erforderlichen
Ausmass erfüllen. Die durchschnittliche Teilchengrösse des zweiten Füllstoffes sollte
also diejenige des ersten Füllstoffes deutlich übertreffen, vorzugsweise um mindestens
einen Faktor 2. Bei verhältnismässig grobkörnigem zweitem Füllstoff dagegen zeigt
sich eine unregelmässige Stromverteilung im Schaltbereich, die zu hohen lokalen Energieaufnahmen
führt und sich ungünstig auf die Spannungsfestigkeit des Widerstandselements auswirkt.
Der Faktor, um den die durchschnittliche Teilchengrösse des zweiten Füllstoffes diejenige
des ersten Füllstoffes übertrifft, sollte daher im allgemeinen nicht grösser als 5
sein.
[0013] Für das Material des ersten Füllstoffs ist natürlich auch eine andere Wahl möglich
als das angegebene TiB
2, z. B. TiC, VC, WC, ZrBr
2, MoSi
2. Wichtig ist, vor allem im Interesse guter Kaltleiteigenschaften, ein niedriger spezifischer
Widerstand. Er sollte möglichst nicht höher als 10
-3Ωcm sein. Auch für den zweiten Füllstoff ist, wie oben ausgeführt, der spezifische
Widerstand entscheidend wichtig. Der spezifische Widerstand des Materials sollte möglichst
nicht kleiner als 10
-2Ωcm sein. Der spezifische Widerstand des Pulvers sollte bei tieferen Feldstärken ohnedies
hoch sein, damit das Widerstandselement eine hohe Haltespannung mit geringem Leckstrom
halten kann. Erst bei den im Schaltbereich des Widerstandselements auftretenden Feldstärken
von mindestens 2'000V/cm sollte er auf die weiter oben angegebenen verhältnismässig
tiefen Werte abfallen, d. h. das Pulver sollte eine ausgeprägte Varistorcharakteristik
aufweisen. Ausser mit Al-dotiertem SiC oder ZnO sind die verschiedenen Anforderungen
an den zweiten Füllstoff auch mit SiC oder ZnO, das mit B, Ga, In oder N, P, As dotiert
ist, erfüllbar oder mit anderen entsprechend dotierten Halbleitern. Für die Polymermatrix
wird ein Thermoplast wie z. B. HD-Polyäthylen oder ein Duromer bevorzugt.
[0014] Beim ersten Füllstoff sollten die Teilchengrössen im Interesse eines raschen Ansprechens
gering sein und vorzugsweise im wesentlichen zwischen 10µ und 40µ liegen. Beim zweiten
Füllstoff sollten sie, wie erwähnt, höher sein, vorzugsweise zwischen 50µ und 200µ.
Die Zusammensetzung des Widerstandskörpers kann natürlich von der in den Versuchen
eingesetzten abweichen. Bevorzugt werden Anteile von 30 bis 70%(Vol.) für den ersten
Füllstoff und zwischen 10 und 40%(Vol.) für den zweiten Füllstoff, wobei sie jedoch
zusammen nicht mehr als höchsten 90%(Vol.) der Mischung ausmachen.
TABELLE
Probe / Messwert |
Ref |
ZnO |
Var |
ZnO+ |
SiC+f |
SiC+m |
SiC+g |
Feldstärke |
|
3'340 |
3'250 |
3'250 |
3'164 |
2'292 |
1'888 |
2. Füllstoff [V/cm] |
|
4'000 |
4'000 |
4'000 |
|
|
|
Stromdichte |
|
0,03 |
1,3×10-4 |
92 |
174 |
169 |
172 |
2. Füllstoff [A/cm2] |
|
0,04 |
0,05 |
156 |
|
|
|
spez. Widerstand |
|
1,1×105 |
2,5×107 |
33,5 |
18,2 |
13,5 |
11,0 |
2. Füllstoff [Ωcm] |
|
1,0×105 |
8,0×104 |
26,0 |
|
|
|
Schaltzone [cm]/ |
0,3 |
|
0,3 |
\ |
\ |
0,4 |
0,6 |
Energiedichte [J/cm3] bei 300V / 500V |
890/+ |
+/+ |
520/+ |
|
|
420 |
250 |
Schaltzone [cm]/ |
- |
- |
- |
\ |
\ |
1,8 |
1,8 |
Energiedichte [J/cm3] bei 850V |
|
|
|
|
|
250 |
216 |
Schaltzone [cm]/ |
\ |
\ |
\ |
1,0 |
2,0 |
2,0 |
- |
Energiedichte [J/cm3] bei 1'200V |
|
|
|
400 |
233 |
203 |
|
1. Elektrisches Widerstandselement mit einem zwischen zwei Kontaktanschlüssen angeordneten
Widerstandskörper aus einer Polymermatrix und einem ersten pulverförmigen Füllstoff
aus einem Material, welches einen spezifischen Widerstand von höchstens 10-3Ωcm aufweist und einem zweiten pulverförmigen Füllstoff, der einen mit zunehmender
Feldstärke abnehmenden spezifischen Widerstand aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass der spezifische Widerstand des zweiten Füllstoffs bei Feldstärken ≥2'000V/cm nicht
grösser als 50Ωcm ist.
2. Widerstandselement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der spezifische Widerstand des Materials des zweiten Füllstoffs mindestens 10-2Ωcm beträgt.
3. Widerstandselement nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die durchschnittliche Teilchengrösse des zweiten Füllstoffs über derjenigen des ersten
Füllstoffs liegt.
4. Widerstandselement nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Quotient aus der durchschnittlichen Teilchengrösse des ersten Füllstoffs und
der durchschnittlichen Teilchengrösse des zweiten Füllstoffs mindestens 2 beträgt.
5. Widerstandselement nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Quotient aus der durchschnittlichen Teilchengrösse des ersten Füllstoffs und
der durchschnittlichen Teilchengrösse des zweiten Füllstoffs höchstens 5 beträgt.
6. Widerstandselement nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Füllstoff im wesentlichen aus mindestens einem der folgenden Stoffe besteht:
Pulver von dotiertem SiC, Pulver von dotiertem ZnO.
7. Widerstandselement nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilchengrössen des zweiten Füllstoffs im wesentlichen zwischen 50µ und 200µ
liegen.
8. Widerstandselement nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Füllstoff im wesentlichen aus Pulver von TiB2, TiC, VC, WC oder ZrBr2 besteht.
9. Widerstandselement nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilchengrössen des ersten Füllstoffs im wesentlichen zwischen 10µ und 40µ liegen.
10. Widerstandselement nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Polymermatrix im wesentlichen aus einem Thermoplasten, insbesondere einem HD-Polyäthylen
oder aus einem Duromer besteht.
11. Widerstandselement nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil des ersten Füllstoffs am Widerstandskörper zwischen 30 und 70%(Vol.) beträgt.
12. Widerstandselement nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil des zweiten Füllstoffs am Widerstandskörper zwischen 10 und 40%(Vol.)
beträgt.